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6 Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend PoftscheckeKmrdo Leipzig Nr. 2314«. Schristleittmg, Druck n. Verlag Hermann RSSle, Ottendorf-Okrifl«. M WL Nummer 8 Sonntag, den 28 Ianuar M3 22. Jahrgang- " «» 8E»»»' «scheint Dien», l tog, DmoMRtsg «nd Sonnabend. t : MmmMch , MmL, j lxü A«st»Ibm« durch di« Bote« MarL. d I» 8»>» HAH«« G«sLL <Krioz «d. ssmK. s StSrrmgrn de» Beiried«, der - d« Beferantoa od. d. BefSrderunge» k ! D^irh^e ketarn L»- j edrr NachAefsrusg der i Urs-d.BiWMPkÄsr». j Amtlicher Teil. Gesetzliche Miete. Das Ministerium des Innern — Landeswohnungsamt hat genehmig', daß bei Bildung der gesetzlichen Miete Ker Betriebskostenzuschlag (460«/o der Grundmirte) als Be rechnungsgeld festgesetzt wird. Der Zuschlag für laufende JnstandfttzungSarbeiten gilt zunächst als Pauschsumme. Die Umwandlung in ein Bc° rechnungsgeld kann gegebenenfalls erst später erfolgen. Httmdorf-HkrtTa, den 27. Januar 1923. Der Genreindevorstand. Die Anszahluug der Teuerungszuschüsse an Kriegshinterbliebene und Sozial- rentner erfolgt Mittwoch, den 31. Januar dss. Js. nach- mittags von 3—5 Uhr im Gemeindekafsenzimmer des Rat hauses. Htteudorf-HLrissa, am 26. Januar 1923. Der Gemein-evorstand Neuestes vom Tage. Essen. Die wirtschaftliche Trennung de« besetzten Gebietes vom übrigen Deutschen Reiche ist technisch in vollem Gange. Täglich treffen französische und belgische Zollbeamte und Wächter ein, um an die ihnen zugewiesenen Posten sich zu begeben. In fünf bis sechs Tagen soll die Zollgrenze angeblich errichtet sein. Die Verladungen nach Deutschland sollen dann zum Stillstand kommen. — In Bochum haben die Franzosen die Oberreal, schule besetzt. In dieser find auch die Schulräums des zweiten Lyzeums untergebracht, in denen sich nagelneue Schulbänke befanden. Die Franzosen haben diese neuen Schulbaule mit Aexteu zertrümmert und verbrannt. Außer dem haben die Franzosen in dem nahegelegenen Parke eine Reihe von Schmuckbäumen abgehauen und fie zum Bau einer Abortanlage für die Mannschaften verwandt, ob gleich in der Oberrealschule neuzeitliche Wasserklosetts unter gebracht find. Die Bevölkerung ist über das Vorgehen der Franzosen äußerst entrüstet. — In die Kategorie der Fälle militärischen Raubes von Privateigentum gehört auch die Requisition von fünf Millionen Mark durch belgische Truppen bei der Filiale des Schaffhausenschen Bankvereins A.-G. in Aachen. Dieser Betrag wurde der Kaffe des Instituts trotz des Einspruchs des Filialleiters in bar entnommen und einer der Filialleiter, Dr. Dörner, zur Strafe für seine pflichtgemäße Ver teidigung des ihm anvertrauten Privateigentums verhaftet. Die Aachener Banken haben beschlossen, als Protest gegen diese unerhörte Verletzung des Privateigentums ihre Kaffen nicht eher zu öffnen, als bis der verhaftete Bankleiter wieder entlassen sei. Die belgische Militärbehörde hat daraufhin die Entlassung der verhafteten Herrn verfügt. Mainz. Die Zechenleiter verurteilt. In der Ver handlung vor dem Kriegsgericht verkündete der Vorsitzende das Urteil. Er teilte mit, daß da« Gericht einstimmig die Frage nach Nichtbefolgung eines militärischen Befehl« ver neint habe, ebenso einstimmig sei ein Verstoß gegen einen Requifitionsbefehl feflgestellt worden und die Angeklagten seien zu Geldstrafen in der Höhe des Doppelten der ange- sorderten Requisitionen verurteilt worden, nämlich Olfe zu 224066 Frank, Spindler zu 47 752 Frank, Kesten zu 15632 Frank, Wüstenhöfsr zu 8640 Frank, Tengelmann zu 6020 Frank und Fritz Thyssen zu 5100 Goldfrank. Die Bergwertsleiter haben sofort nach der Verkündung des Ur teils Revision eingelegt. -- In einer kriegsgerichtlichen Verhandlung wurde Geheimrat Raiffeisen und FinanzamtSpräftdent Dr Schlutius zu einem Jahr Gefängnis mit Strafaufichab verurteilt. «ertliche» »«» «»»sch««. Vttmdsrs-Vkrilla, den 2r. Januar ,yrz. — Infolge der veränderten politischen Verhältnisse sieht sich der hiesige Militärverein veranlaßt, das angesetzte Stiftungsfest bis auf weiteres zu verschieben. — In der letzten Sitzung des hiesigen Gemeinderates wurde — wir bereits in letzter Nummer im Bericht über die Gemeinderatssitzung mitgeteilt — ein Beschluß gefaßt, der, da er un« selbst betrifft, wohl besser zur Kenntnis der Allgemeinheit gebracht »erden dürft«. Auf «in gestellte» An suchen um Erhöhung der B zahlung der amtlichen Be kanntmachungen in der „Ottendorfer Zeitung" wurde gegen sechs Stimmen der Beschluß gefaßt, die Bezahlung überhaupt abzulehnen, aber die kostenfreie Veröffent lichung zu gestatten und den Einwohnern gleichzeitig an den Plakülafeln die Bekanntmachungen mgängig zu machen. Zs scheinen die Herren des G-meinderateS von der Not der Presse keine Ahnung zu hoben, sonst würden diese sich nicht zu solchen Schildbürg-rstückchen hergebsn, denn die Kosten die durch das Schreiben de: Bekanntmachungen, das Papier und das Ankleben entstehen, werden in kurzer Zeit das lO und mehrfache der Druckkosten wohl übersteigen Bei der ausgedehnten Größe unseres Ortes genügen dann such nicht die vorhandenen sechs Plakattafeln, denn heute stellt es sich wohl so, das ein großer Teil der Einwohner eine Viertelstunde und noch weiter zur nächsten Plakattafel hat um dort Kenntnis von den B kanntmachunqen zu nehmen Bisher wurden ganze 3000 Mark für die Veröffentlichung der Bekanntmachungen jährlich bezahlt — eine Summe die man unter den jetzigen Verhältnissen als lächerlich bezeichnen muß — während andere Orte wie Langchrück und Klotzsche das 5 bis 10 fache dieser Summe bezahlten. Wenn wir hier nun eine Erhöhung verlangten, so ist dies eins ganz berechtigte Forderung, die unbedingt anerkannt werden muß, denn so wie die Herren des Gemeinderates — dis sich zur Ablehnung bemüßigt fühlten — al« Arbeiter ihren tarif mäßigen Lohn verlangen, so hat auch j-de geleistete Arbeit ihren Ansp-uch auf B Zahlung, daß dies aber nicht der Fall ist, sicht man an d>m „kapitalistischen" Standpunkt dieser Herren, daß sie dann aber — man staune über das Ent- gegenkommen — den kostenfreien Abdruck gestatten wollen, zeigt uns di« GesetzeZ-U kenntnis der Betreffenden. Es wäre schon besser, wenn sich diese Mitglieder des Grmeinde- rates oocher etwas darüber orientierten. Nach der Ver ordnung des Gesamtministeriums vom 6. Dezember 1920 ist die Gemeinde verpflichtet, uns die Manuskripte oller Be kanntmachungen zu der gleichen Zeit zur Veröffentlichung zu übermitteln, als fie anderen Zeitungen zugesandt oder sonst veröffentlicht werden. Die ganze Angelegenheit läuft nur darauf hinaus, uns, — wie man so zu sage» pflegt — wieder mal zu zeigen, daß eine gewisse Mehr- heit d?S Gemeinderates einen ganz besonderen Groll gegen un» hat. Aber leider, leider können wir das nun einmal nicht ändern, gleich in derselben Gemeinderats sitzung kam so etwas wieder vor. Es wurde be schlossen, den Gaspreis auf 220 Mark den cbm zu erhöhen. Nun fragen mir uns warum? Denn gleichzeitig am selben Tage setzte der Gemeinderat in Lanz?brück den Preis für KraftgüS cu? 155 M rk, für L uch'ras auf 170 Mark pro cbm fest. W « sind solche V H Um sse möglich? Hier langt unser bischen Unt rtanenvsrßcmd nicht zu, diesen Unterschied heraus'ukaobe!-?. Rechnerisch beträgt dieser für Moto besitz r 65 Muk für alle anderen Serblichrn 50 Mark per cbm Das aber den Monat über rin ganz T il cbm zuiamm- kommen, wird wohl jedermann zugeben. Dabei wollen wir brmrrken, daß unser Gaswe-k nur einen GaSprei» k-unt, denn hier sagt der G m-inderat, wozu sollen dis kleinen Gewerbetreibenden die einen Motor besitzen, da« Kraftgas billiger bekommen, während in allen Orten das Gas für Kraftzwecke billiger abgegeben wird. Früher wo die Gasanstalt Privatwirtschaft war, gab es dies auch, aber heute werden „K-pitalistrn" die einen Motor besitzen mit demselben Preise bedacht. Gleichzeitig wird aber noch be schlossen, daß jeder Gu-abnhmer eine entsprechende Summe die sich nach seinen V rbrauch richtet zu zahlen hat, die als Vorschub behandelt, zum Einkauf von Kohlen dienen soll und der Gemeinde als Gaswerksbefitzer zinsfrei zu überlassen ist. Wäre es da nicht besser es würde das Geld gleich schenkung-weise verlangt, bei der enormen Geldentwertung die jetzt herrscht. Weiter, wie solln die Arbeiter, die schon längere Zeit verkürzt arbeiten, diese Summe aufbringe«? Wäre die Gasanstalt heute noch Privatunternehmen, wir würden dann im Gemeinderat hören, wie derartige „kapitalistische" J'een bezeichnet würden. Auf jeden Fall ist aber das Werk bet seinen hohen Preisen wohl in der Lage sich selbst zu Helsen, denn auch dort find die Werte gestiegen und eine Darlehnsaufnahme wohl auch möglich. Wer hilft denn heute den Geschäftsmann, dem es genau so geht wie der Gasanstalt, daß das Geld zum Einkauf fehlt. Kann dieser an seinen Kunden ein derartiges Verlangen stellen — wir können ruhig sagen — ausgelacht würde er von diesen Herren werden, die heute für diesen Be schluß find. Er mutet einen tatsächlich eigentümlich au, wie rigoros zwischen zwei Kontrahenten der wirtschaftlich Stärkere — hier dis Gemrinde — den wirtschaftlich Schwächeren — den Abnehmer — Bedingungen stellt, die unbedingt eine große Härte darstellen und denen er sich nicht entziehen kann, denn unter den jetzigen Verhältnissen ist nicht jeder in der Lage sich Elekt-isch zuzulegen. Wenn uns natürlich nach solchm Meinungsäußerungen der Gemetnderat seine Huld entzieht, so könne» wir die» nicht ändern. Der Drang nach der Futterkrippe iß bei uns nicht so ausgeprägt, daß wir nun Kotau machen, es giebt andere und sogar sehr viele die es nicht für anstößig finden — wir aber. Die wichtigen Be kanntmachungen — es giebt auch solche die nahezu nie mand interessieren — werden unsere Leser auch weiterhin, ohne daß der Gemetnderat geruht uns dafür zu bezahle», in der Ottendorfer Zeitung finden. Dresden. Donnerstag abend gegen 7 Uhr wurde der in der Gutzkowstraße 34 wohnende Laufbursche Hans G. auf der Lmnestraße von einem Auto überfahren. G- ist aus dem Transport «ach dem Carolahause verstorben. — Am 23. Januar wurde der hiesigen Kriminalpolizei bekannt, daß gegen eine in der Josephstraße wohnende Privata ein Raubmord geplant sei. Die von der Kriminal polizei sofort aufgenommenen Erhebungen haben ergebe», daß ein bst der Privat« wohnender Neffe, der 21 jährige frühere Student und jetzige Hilfsarbeiter Walter G. den Plan gefaßt hatte, seine Tante durch dritte Personen um bringen und berauben zu lassen. G. der Schulden hat, wcü e sich aus diese Weise in den Besitz des Vermögens seiner Tante setzen. G. wurde von der Kriminalpolizei ver haftet- Radeburg. Anfang November v. I. tauchte hier auf längere Zeit ein gewisser Arthur Nitzsche aus Leipzig auf, der angeblich Klavierstimmer sein wollte. In Wirklich keit scheint er es aber nur auf Betrügereien abgesehen zu haben. So entwendete er hierselbst aus einem Zimmer eine goldene Damenuhr und verschwand damit. Der Betrüger ist 23 Jahre alt, hat blonde« Haar und trug weichen Lodenhut. Da er schon seit längerer Zeit von der StaatS- anwakschaft gesucht wird, sei vor ihm gewarnt. Elstra. Ein durch die Ziegenzuchtgenoffenschaft zur Versteigerung gebrachter 6 jähriger Zuchtbock erreichte einen Kaufpreis von 101000 Mark. Bischofswerda. Festgenommen wurde auf hiesigem Bahnhof in der Nacht zum 20. Jan. von der Gendarmerie ein russischer Staatsangehöriger, angeblich aus Kiew, der sich nicht im Besitz eines gültigen Grenzausweises befand und für etwa 60 Millionen Mark Schmucksachen und Brillanten, sowie für gegen 70 Millionen Mark ausländische« Papiergeld und Einbruch-Handwerkszeugs bei sich hatte. Rechnungen von Sa'varsan- Pfeffer- und Zuckerschiebungen führte er bei sich. U-ber die Herkunft der Gegenstände ver weigert er jede Auskunft. Wermsdorf. Hoteldiebe haben in der Nacht zum Mittwoch den Pächter des „Roten Ochsen" bestohlen. Gner von ihnen hatte sich dort etnlogiert, während der andere sich derweilen in einer Gastwirtschaft aufhielt. Entwendet wurden zwtt Deckbetten, zwei Kopfkissen, ein Unterbett, zwei Bett tücher uid zwei Handtücher im Werte von etwa 250000 Mark. Weida. Auf dem Grundstück der Gerberei Mankwitz stürzte om Donnerstag vormittag infolge des nach dem Frost der letzten Tage eingetretenen TauwttterS bei dem Neubau eines Kesselhauses eine Wand, die sich au einen dahinter befindlichen Felsen anlehnte, ein, und begrub fünf mit Ausschachtungrarbeiten beschäftigte Maurer unter sich, vier derselben waren sofort tot, während der fünfte an den Beinen so schwer verletzt wurde, daß er ins Krankenhaus geschafft werden mußte. Die Verunglückten sind sämtlich Familienväter. Grimma. Aus dem letzte» Wochenmarkte war kein einziger Buiterhändler erschienen. Jedenfalls wurde die Butter zurückgrhalten, um dadurch höhere Preise dafür zu erhalten. KirchermachrichLe«. Sonntag, den 28. Januar 1923. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Vorm, i/, 11 KindergotteSdieust. Abends 8 Uhr Jugendvereinigung im Ring.