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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend ^nsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 3 s Schriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Groß-Gkrilla Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2ffs-s8. Kummer 44 18. Jahrgang Sonntag, den 13. April s ll Anzeigen-Preis : Die kleiugespalteur Aeü« si oder deren Raum wird mit 2K Pfg., «s ji der ersten Seite mit 50 Pfg. berechnet. Anzeigen inerdcn an den Erscheinungstageo i< bis spätestens vormittags 10 Uhr io die Geschäftsstelle erbeten. Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, weun 0 der Anzeigcn-Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder wenn der Auftraggeber ff in Konkurs gerät. Die .Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens tag, Donnerstag und Sonnabend. Azugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, "ei Zustellung durch die Boten 2,— Wark. 3m Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst, tkgendwelcher Störungen des Betriebes der > gettung, der Lieferanten od. d. Besörderungs- Einttchtungen) hat der Bezieher keinen An- Wuch auf Lieferung oder Nachlieferung der Leitung od. auf Rückzahlung d. Bezugspreis es. Neuestes vom Tage. . — Die „Basler Nachrichten" melden aus Lyon: Nach ^em Bericht des „Pragers" werden die Ansprüche Däne- Mks von der Friedenskonferenz günstig ausgenommen M Friedenskonferenz beschloß, Dänemark sofort die Ehrend des Krieges gemachten kriegsgefangenen Schleswiger "Uzuliefern. Dieser Beschluß deutet daraufhin, daß Däne- ^rk Schleswig erhalten soll. Essen. Die Mitglieder der Neunerkommission waren Verhandlungen mit dem Reichskommissar eingeladen Men, hatten aber dieser Einladung nicht Folge geleistet. späten Abend wurden die Mitglieder der genannten Emission, soweit sie sich hier befanden, von Truppen des MikorpS Lichtschlag im Auftrage der Reichsregierung ver biet. Nach der Verhaftung wurden die Regierungstruppen Zivilisten angegriffen, sodaß sich in der Nähe des MptbahnhwS eine Schießerei entwickelte. Die Angreifer Men zerstreut. Kurze Zeit nachher wurden in der Nähe BurgplatzcS aus emem Hause Handgranaten auf die Mpen geworfen. Verhaftet wurde auch der Herausgeber „Spartakus", Epstein. Danzig. Infolge des Beschlusses der Unabhängigen, den Streck einzutreten, haben vorgestern vormittag die ^beiterschast der Reichswerft, der Schichau-Werft, der Mlsinewerkstäite und der Gcwehrfabrik die Arbeit nieder- Mt. In Privatbetrieben wird noch gearbeitet. Du Kllbahn konnte gestern früh den ersten Zug 4,38 Uhr nach Mchau nicht abseitigen, wobl aber zwischen 7 und 8 Uh: M Zug nach Stettin und den Perfonenzug nach Dirschau— Gaudenz. Beuth en. Mannschaften, die als militärische Hilfe Schutze der Lebensmitteldepots und zur Aufrecht- Mlung der Ordnung nach Friedenshütte in Marsch gesetzt Men, wurden daselbst von der aufgeregten Menge be- Mpst, tätlich angegriffen und beschossen. Als GeHhr Mild, daß das Militär der Masse erliegen würde, sahen die Führer gezwungen, Befehl zum Feuern zu geben. Mcr wurden fünf Tote und einige Verwundete gezählt, ^sonders laten sich bei dem Angriff halbwüchsige Burschen Mgr. . Magdeburg. Freitag vormittag erschienen zwei Mger aus Braunschweig über die Stadt, die massenhaft Makisiische Flugblätter abwarsen, in denen zum General- "Zik und zum Anschluß an Rußland aufgefordert wird. M Laufe der letzten Nacht und des Vormittags sind fitere Verstärkungen der Regierungstruppen hier einge- Men. — In Btaunschweig soll die Räterepublik ausgerufen Men sein. Der Eisenbahnverkehr mit dem übrigen ^Utschland hat aufgehört. Die Telephon- und Tcke- Mhenoerbindung zwischen Braunschweig und Berlin sind ^gestellt. Die Reichsregierung hat zu den Ereignissen in Mnschweig noch keine Stellung genommen, da genaue Mungen über die Vorgänge abgewartet werden müssen ? wäre anzunehmen, daß die Reichsregierung gegenüber Vorgängen in der jüngsten Räterepublik keine ab- Mende Haltung annehmen wird. , Nürnberg. Nach hier vorliegenden Meldungen Mnt die Anhängerschaft der Räterepublik auf dem Lande M zusammenzuschmelzen. In Amberg ist am Donnerstag ? Räteregierung gestürzt worden. In Regensburg, Ans- R, Ingolstadt, Crailsheim, Uffenbach, Bamberg-Räoingen, Men und in der gesamten Oberpfalz hat man die Zu- Mung zur Räterepublik zurückgezogen und sich zur Re gung Hoffmann bekannt. In Nürnberg Fürth, der nach suchen größien Stadt Bayerns, die die Räterepublik aus- ^"Ufen hat, beschloß der A.- und S.-Rat, dem Magistrat Selbstbestimmungsrecht zu lassen. Infolgedessen trat ^ Vorsitzende des Vollzugsausschusses Haller von seinem Men zurück. In der Vollsitzung des Arbeiter- und Maienrates wurde die Räterepublik mit 43 Stimmen ab- ^ehnt. — Das Wolffsche Bureau meldet: Die im Reichs- Mtsamt zwischen dem Verband Berliner Bankleitungen 'den beiden Bankbramlenorganisauonen geführten Mgungsverhanolungen sind nach neunstündiger Dauer .gebnislos abgebrochen woroen. Infolgedessen haben die "den Or„amsalionen der Bankbeamren zunächst die Be iden m Hamburg, Leipzig und Frankfurt a. M aufge- ^erl, sich dem Generalstreik anzusch.ießen. LciMches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, z2. April — Das am gestrigen Abend im Gasthof zum schwarzen Roß von der hier bestens bekannten Theatergesellschait Fritz Richard zur Aufführung gebrachte Schauspiel „Die Ver lorenen" zeigte uns wieder einmal, daß es noch Direktionen gibt, die mit Lust und Liebe bei der Sache sind sind diese Lust auch auf die mitwirkenden Mitglieder zu übertragen, verstehen. !Auf die Ausstattung der Bühne dürfte wohl noch mehr ideales Gewicht gelegt werden, um so mehr aber das Lob für Spiel und Klang der Schauspieler. Die Rollen lagen in guten Händen, Senta Eriksen und der Graf Elling spielten frisch und wahr, das Spiel des Dar stellers war lebenswarm. Fräulein Teichert war eine temperamentvolle Kammerzofe und bewies als Schönheit in fast vollendeter Auffassung die Individualität ihrer Be gabung, sie ist eine gute Figur und darf wohl auch im Leben Anspruch auf dem Namen ihrer Rolle machen. Herr Becker war in allen Auftritten gut, es war geradezu ver blüffend tu der Darstellung drei verschiedener Charakter, er zeigte uns Können in Klang und Spiel. — Der Gesetzgebungsausschuß der sächsischen Volks kammer hat, wie bereits berichtet, dieser Tage die Ab schaffung des Religionsunterrichtes aus der Volksschule und seiner Ersetzung bu ch einen sozialistischen G-sinuungsunter- richt beschlossen. Es besteht nun Aussicht, daß dieser Be schluß rückgängig gemacht Mrd- Er ist damals nur mit geringer Mehrheit zustandegekommen. Nachträglich scheinen den Mehrheitssozmlisten noch Bedenken gekommen zu sein, ob sie mit solchem Vorgehen das Richtige treffen. — Es machen sich Bestrebungen bemerkbar gegen die scharfe, wissenschaftlich durchgeführte Ueberwachung der Nahrungsmittel und namentlich der Ersatzmittel. Diese Ueberwachung ist m Sachsen gerade während des Krieges lehr wirksam ausgebaut worden. Für die mtt ihr amt lich beauftragten Laboratorien wurde eine Vermittlungsstelle gegründet, durch die sie ihre Erfahrungen über das Ecsatz- muielwesen laufend austauschen. Die einzelnen Nahrung«- Mittelchemiker werden so Uber uustauHenoe Ersatzmittel schnell und zuverlässig unterrichtet und können gegen den Vertrieb gesundheitsschädlicher mmorrweuiger oder unge rechtfertigter teurer Ersatzmittel einheitlich im ganzen Lande einschreiten. Auch die Laborulonen m Gera, Alienburg und Sondershausen haben sich angeschloffen. Das dicht siedelnde sächsische Volk war in seiner Notlage in besonderer Gefahr, gerade durch Ersatzmittel bewuchert oder gar au feiner Gesundheit geschädigt zu werden. Durch die im Sinne der Behörden Lurchgeführte Organisierung der Nahrungsmittelchenuker gelang es, Uber 1600 minderwertige Ersatzmittel vom Verkauf auszuschließm. — Am I. April mußten aus Betreiben der Reichs- regierung die Uuleroffizierschule und die Unterofflziervorjchule auf den Stand von 1914 zurüügeführl werden. Die un günstige Finanzlage des Reiches und die unbedingt nötige sparsame Verwendung der Reichsgelder zwangen zu dieser Maßnahme. Es waren deshalb notgedrungen eine größere Anzahl Schüler zu entlassen. Vom Mininerium für Militärwesen ist das Möglichste getan worden, um diesen Mgen Leuten den Uebertrttt in das spätere Reichsheer oder auch in das bürgerliche Leben zu erleichtern. Die besondere Dielistverpfl.ia.,tung — eine Gegenleistung für den bisherigen unentgeltlichen Unterhalt und Ausbildung wurde ihnen er lassen, der sofortige Eintritt in die Grenzjägerabteilungen gesichert und dadurch die Ausnahme in das spätere neue Reichsheer ermöglicht. Diejenigen, welche sich dem Militär dienst weiter widmen wollen, können daher voraussichtlich dieselben Ziele erreichen, wre in der alten Armee. Aber auch die, die etwa einen Zivilverus ergreifen wollen, werden bei gmem Willen und ernstem Streben ihren Weg im Leben gehen können. Die Schüler sind, was nicht zu unterschätzen ist, im Besitz einer vorzüglichen geistigen und körperlichen Ausbildung, die ihnen der Staat kostenlos gewährt hat. Auch sind sie mit ausreichender Bekleidung ausgestattet won en. Beim Suchen neuer Stellungen werden die bisherigen Lehrer und Erzieher mit Rat und Em pfehlungen gern behilflich sein, wenn an sie herangetreten wird. Das Ministerium für Militärwesen hat außerdem die übrigen Lanüesbehvroen ersucht, Bewerbungen ehe maliger Umewsttzierschüler und Vorschüler um Anstellung wohlwolleno zu berücksichtigen. Dresden. Hier ha» sich eine Arbeitsgemeinschaft bürgerlich ge^n...er Lehrkräfte gebildet mit der Begründung, daß schon seit langem eine große Zahl der Lehrerschaft mit den Beschlüssen des Landesvereins nicht einverstanden ist. Die neue Organisation derweckt die Mitarbeit an der Ent wicklung des Erziehungs- und Unterrichtswesens durch Auf klärung aller beteiligten Kreise und durch tatkräftige Förder ung einer deotsch-evangelisch-lutherischen Jugendpflege. Cofsebaude. Ein dreister Raubüberfall hat sich vorgestern vor dem Eisenwerk G. Meurer A.-G. hier abge spielt. Dort lauerte ein Mann zwei Lehrlingen auf, die von der Reichsbank 35000 Mark abgeholt hatten. Der Räuber, der ein Flä'chchen bei sich hatte, spritzte dessen In halt dem einen der Lehrlinge ins Gesicht, nahm ihm darauf 15000 Mark ab und suchte mit seiner Beute zu enkommen. Er versuchte, mit einem Revolver auf die Lehrlinge zu feuern, aber die Waffe versagte. Aus den Hilferuf der Lehrlinge gelang es Arbeitern des Werkes, den Räuber zu fassen und ihm seine Beute abuwedmen. Der Räuber war der Kaufmann Karl Franz Zieschang aus Dresden, der sich mit Brille und Soldatenunisorm angetan hatte, um sich unkenntlich zu machen. Radeberg. Eine Geheimschlächterei wurde auf der Pulsnitzer Straße von der hiesigen Polizeibehörde aufgedeckt. Aus nicht gesetzlichem Wege war ein Bulle und ein größeres Rind geschlachtet und die Ware zentnerweise an Dresdner Gastwirte zu hohen Preisen verkauft worden. Meißen. An einer in bas hiesige Krankenhaus ein gelieferten Frau sind die Pocken festgestellt worden. Ein weiterer Pockenfall ist im nahen Weinböhla zu verzeichnen. Auch dieser Erkrankte ist m das ländliche Krankenhaus eingeliefert worden. Wetter sind in Staucha bei Lommatzsch zwei Fälle von Flecktyphus unter unzweifelhaft polnischen Merkmalen aufgetaucht. Oschatz. Tödlich verunglückt ist bei der Ausübung seines Berufes der Bezirksschornueinfeger Mühlau. Beim Uebersteigen des Hochspannungsvrahtes kam er mit dem selben in Berührung. Brand. Erbisdorf. Emer weitverzweigten Ein brecher- und Diebesbande in man hier auf die Spur ge kommen. Diese ist verdächtig, hier und in der näheren und weiteren Umgebung zahlreiche Einbrüche und Diebstähle ausgeführt zu haben. Bei vorgenommenen Haussuchungen wurden Gewehre, Fleisch und zahlreiche Nahrungsmittel und große Posten gestohlener Wäsche ausgefunden. Es sind schon bereits zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden. — Rottwerndorf. Ein Wohltätigkeiiskino hat die Ritterguisverwaltung im hiesigen Ritterguisgasthofe ein gerichtet. Gegen ein geringes Emirittsgeld werden in der Hauptsache belehrende und unterhaltende Films vorgeführt. Der Ertrag wird der Unter siützungskasse des Personals des Rittergutes zugeführt. Zwickau. Die Mulde bekam vorgestern Hochwasser. Sie stieg von 30 über Null um mehr als 1 Meter und überflutete hier wie in den angrenzenden Gemeinden die anliegenden Straßen und Plätze. — Nach Mitteilungen, die die Regierung aus zuver lässiger Quelle bekommen hat, sind Spartakisten im Lugau- Oclsnitz-Zwickauer Kohlenrevier eifrig dabei, die Bergleute nicht nur zum Generalstreik aufzusordern, sondern unter Anwendung oder Androhung von Gewalt die Werte siill- zulegen. Die Regierung, oie selbstverständlich darauf hält, sich in rein wirtschaftliche Kämpfe der Arbeiter nicht einzu mischen, sieht sich wegen dieser Grwaliandroyung und An wendung gezwungen, nunmehr zum Schutze der Schächte und der Arbeiter Truppen ins dortige Gebiet zu entsenden, um der beabsichtigten Zerstörung der Gruben rechtzeitig oorzubeugen. Arbeiter selbst haben die Regierung zum Schutz vor dem Terror der Spartakisien gebeten und die Regierung hat es für ihre Pflicht gehalten, diesem Ersuchen sowie den Bitten der Einwohner dec dortigen Gegend nach- zukommeu und Truppen zu entsenden. Der Schutz der Schächte ist um so wichtiger, da von ihrem Bestehen die Industrie und der Verkehr Sachsens abhängen. Aus dem Lugau-Oelsnitz - Zwickauer Bezirken beziehen z. B. die jüchsischen Eisenbahnen den größten Teil ihrer Kohlen, und da es zurzeit aus dem Ruhrgebiet keine und Oberschlesieu nur wenige Kohlen gibt, ist das sächsische Kohlengebiet die einzige Kraftquelle, die uns noch übriggeblieben ist. Sie zu schützen — Mit allen Mitteln, ist also die elementarste Pflicht der Regierung. Die Truppen sind bereits unterwegs, und es ist zu hoffen, daß der gesunde Sinn der Mehrzahl oer dortigen Ardener das Schlimmste verhüten wird.