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Ottendorfer Zeitung : 28.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191902289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19190228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19190228
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-28
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.02.1919
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wmte und zu- negs- mrsch ecben )and- zwei rund Tage erpen Ant« üben. ! ins geben gland >g- etung >, ein ein eimat weins gegen Abg. lg für c den auch j bei Hafts« üesem taats- : dem Einen er in »eitere eichs» ig der Lraub wtzer- st es, >u ge- r An- ! rüffel llung, s frage echts.I ft, s- i man e deS frische c gut! falsch Veiten würde i ihm- affen« it. Mn rieges rußen, urück- mische sahen mtlich nann- k jetzt links.) at zu- iträge Dem- nach« Zum > auch dein ümisch Ihnen a Zu- Base rennen nicht ispina ü Go- , nach i der c nun MMSN e, mit nicht suchen amkeit »ffenes lubnis ersten Denn mui Sü > Sehr lachen, Ikenan Loriales lieben. Zahle», über die ma» nicht sprechen durfte, werden -Hwiehr der Öffentlichkeit bekannt. Im Kriege find in- ?he des Hungerns der Mütter rund dreimal mehr Säug- i Mke gestorben als im Frieden, die Sterblichkeit der Me im Alter von 70 Jahren nahm um ein drittel zu. Sterblichkeit an Tuberkulose hat sich verdoppelt Pgenüder verteidig« Reichsminister Landsberg da» Recht der Revolution. Zum Schluff der Sitzung, Re bis in die zehnte Abendrunde währt, kam es noch zu einer Reihe von Zwischenfällen. Frau Abg. Zietz (U. 6.) batte sich Uber die Haltung des Militärs in Weimar beschwert und dabei semge Angriffe gegen die Regierung gerichtet. Auf einen Ordnungsruf entstand in den Reiben der Unabhängigen ein Tumult, wie ibn selten ein Parlament sab. Nur mit Mühe konnte der Präsident die Ordnung wieder Herstellen. „Tlub cLeutfeber Aennfport." (Berliner Briefs TuS Berlin wird geschrieben: Durch einen regelrechten Rinaldiniskreich wurden in brr letzten Nacht eine Anzahl Angehöriger jener Gesell- Aaftsschicht getroffen, die auf dem Pflaster dieser großen «tadr ihr Parasitendasein in üppigster Weise trotz des ^endeS der Zeit vergnüglich fortzusetzen wissen, im- bekümmert um die Not des größten Teiles ihrer Mit menschen, unbekümmert um die Sorgen, die das Dasein oer Volksgemeinschaft wie drohende Raubtiere Umlagen:, beider mußte die pflichtgemäß herbeieilende Wache über- «us bedauerlich« Opfer bringen. Eines ihrer Mitglieder wurde getötet und daS allgemeine Mitempfinden wendet W dem im Dienst Gefallenen zu, während begreifliche Schadenfreude den an materiellen Gütern geschädigten Beraubten kaum mehr entgegenzubringen vermag als ein M auslegungsfähiges Achselzucken. Warum daS so ist, ^otz aller ernsthaften Niedergeschlagenheit wegen der zu- Nehmenden Unsicherheit, mag auS der Darstellung des Überfalles zu ersehen sein. In der Dugsburgerstraße vereinigt« sich allnächtlich Mrr der täuschenden Firma »Klub Deutscher Nennsport" t'Ne Gesellschaft von Spielern mit ihren .Gästen" in einer ^ganten Wohnung, die immer bis auf den letzten Platz Wllt war. Die Gäste beiderlei Geschlechts strömten nach «chluß der bekannten Lokale für die ganze und halbe Urwelt gegen Mitternacht herbei. Unter ihnen ragten sonders einige sogenannte .berühmte" Kinoschauspieler ?ervor, eine auf Riesenplakaten angepriesene Filmdiva galt Wlge der ihr zufließenden enormen Honorare als Mazität. Auch die nächtlichen Tanzböden, in denen man blechten Sekt und noch schlechtere Bekanntschaften gegen Mes Geld erwerben kann, sorgten tüchtig für Zuzug. A leiblicher Nahrung fehlte es im Klub nicht, schon für ? Mark erhielt man ein Schnitzel, frei von jeder Fleisch- °rte. Die Pulle Sekt kostete bloß 100 Mark. Dabei Nrchstand man die Mühseligkeiten der Nacht bi» zum Morgengrauen. Kein übler Schreck», al» in der vergangenen Nacht Ua zehn Bewaffnete urplötzlich eindrangen, Revolver Mb Handgranaten als Legitimation vorzeigten und Ab- Uerung aller Barmittel und Kostbarkeiten forderten." Bohl oder übel folgte man dem dringenden Wunsche. Die Merefsanten Damen mußten ihre Geldtäschchen öffnen, Lie Mber nahmen ihnen die goldenen Taschen ab und zogen °vi Damen die Ringe von den Fingern und die Gehänge W dm Ohren. Einer Gräfin G. wurde Schmuck im Aefte von 4V OM Mark weggenommen. An barem Gelde "eien dm Banditen mindestens 60 OM Mark in die Hände. > Mittlerweile war eS einem der Spieler doch gelungen, B entweichen, wäbrmd die anderen vor dm Mündungm Schießzeuge schlotterten. Der Entflohene alarmierte Polizei, die drei Beamte und vier Soldaten nach ! Ani Schauplatz entsandte. Di« Räuber hatten vor dem Mse ein mit einem Scheinwerfer ausgerüstetes Auto Wen. Dieser Scheinwerfer entdeckte die heraneilenden ^icherheitsleute, als die Banditen ebm mit dm Schätzen Aladm auf die Straße traten. Sie warfen Handgranaten N dem Dunkel gegm die in Hellem Licht befindliche Mache und beschossen sie mit Revolvern. Dabei büßte Ar der Soldaten daS Lebm ein und ein Schutzmann ^>tt eine schwere Verletzung. Die Spitzbubengesellschaft i Mam, und auch dm Mitgliedern und Gästm deS .Klubs > Mischer Rennsport" wird eS voraussichtlich nach einiger Uoolung möglich sein, ihre bisherige Existenz in gewohnter ' Müse fortzusetzen. Aber di« landwirtschaftliche» Maschine« in Prmßm- Deutschland macht das preußische Statistische Landesamt interessante Angaben im Hinblick auf unsere Verpflichtung zur Abgabe solcher Maschinen an die Entmte. Bemerkens wert daraus ist, daß wir an und für sich nur wenig Dampfpflüge besitzen, wovon wir bekanntlich 400 liefern. Lei der Zählung 1907 hatten wir erst überhaupt nur 442 Stück in ganz Deutschland, 404 davon in Prmßm. Bis 1914 zählte man dann allerdings 746 Stück, davon 710 nach dem Zweimaschinmsystem, wie sie Foch fordert. Dann fährt die amtliche Mitteilung fort: „Das Schlimme ist nun, Laß von dm 710 preußischen Dampfpflügen sich 198 in der Provinz Posen befinden, bi« für die Ablieferung kaum in Betracht kommt." Wie der Krieg die Lebenshaltung verteuert hat, zeigt ein« in der .Wirtschaft!. Demobilmachung" ver öffentlichte graphische Darstellung, wonach die Preise der wöchentlichen Ration einer vielköpfigen Familie (8000 Gramm Brot, 1000 Gramm Mehl, 14 OM Gramm Kar toffeln, MO Gramm Zucker. 976 Gramm Fleisch, 8M Gramm Butter, 6Vi Liter Milch und 2 Eier) vom Oktober 1913 von 8 Mark auf 16,8 Mark im Februar 1918 ge stiegen find. Die Darstellung beruht auf Angaben deS Reichsernährungsamtes. Oie loUgevoräene Mnäerkeil. .(Westfälischer Reisebrief.) Es hilft nichts, sich vor dm Dingen zu verbergen: man muß sie beim Namen nennen. Wer eine Reise durch das Ruhrrevier macht, sieht von vornherein, daß die Dinge sich aufs äußerste zugespitzt haben; es ist hohe Zeit, daß die Regierung zupackt. Offenbar ist sie dazu ent schlossen und die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Daß sie anders geartet sein muffen, als bei der Nieder werfung der Spartakusputsche m Berlin und Bremen, ist ohne weiteres klar. Sicher aber ist, daß in dm nächsten Tagen die Entscheidung fällt, fallen muß, soll nicht ganz Deutschland unter die Rückwirkungen der Spartakus schreckensherrschaft im Ruhrrevier leidem * Man fragt sich erstaunt, wie «S möglich ist, daß eine verhältnismäßig klein« Minderheit die Macht an sich reißen, wie sie dm Verkehr, dm Grubenbetrieb, das Erwerbsleben, kurz, daS öffentliche Lebm still zu legen vermochte. Man fragt sich erstaunt, wie sie es fertig brachte, den Generalstreik zu proklamieren und mit den Mitteln äußerster Gewalt auch burchzuführen; denn 90 aller Arbeiter verwerfen dm Streik, sind entschiedene Gegner der fpartakistischm Methoden. Vor einigen Tagen noch wäre eine kleine entschlossene Abteilung der Regierungs truppen in der Lage gewesen, die Ordnung wieder- herzustellen, heute bedarf es dazu einer ansehnlichen Trupyenmacht. Allein in Düffeldorf schätzt man 15 OM bewaffnete Spartakisten, in Essen rund 5M0, Hamborn starrt in Waffen, überall werben Sturmbataillone gebildet, von dmm daS Düsseldorfer allein 2000 Mann zählt. * Spartakus rüstet in großem Maßstabe weiter. Alle Straßen, auf dmm etwa Truppen anmarschieren könnten, sind von ihnen besetzt wordm, alle Eisenbahnen und alle Züge werden streng überwacht. Inzwischen tobt in einzelnen Teilen des weiten Gebietes der Kleinkrieg gegen Spartakus. Wo Arbeiter Waffen auftreiben können, eröffnen sie den Kampf, und an verschiedenen Orten ist es zu blutigen Kämpfen gekommen, bei denen es viele Tote und Verwundete gab. Die tollgewordene Minderheit rüstet.... von allen Seiten aber rollen Regierungs truppen heran, und man darf wohl sagen: auch im Ruhr- reoier ist die Herrschaft Spartakus' dem Sturze reif. * Vie Sclilackt in Elbenfelä. Die Kämpfe um den Bahnhof in Elberfeld waren äußerst erbittert und blutig. Die angreifenden Regierungs truppen waren Teile des Füsilier-Regiments 39 (Regiment Ludendorff). Elberfeld, M. Febr. MS ein Teil der von der Stadt- derwältimg herbetgernfenen NegierungStmppen (ISO Mann) «m I V- Uhr nachts ansgeladen werden sollte, wurde er von de« Spartakisten, die inzwischen das EisenSahndirektions- gebäude besetzt hatten, mit Gewehrfmcr empfangen. Die Negrerungstruppe» machte» darauf ebenfalls von Ihren Waffe« Gebrauch nnd nahmen mit stürmender Hand de« Hauptbahnhof und das DtrektionSgebäude wieder. Die > Spartakisten solle» hierbei 17 Tote «nd S8 verwunde« verloren haben, wahrend auf feiten der Negierungstrnpven ein Mann sei« Leben einbüßte. Der Kampf zog sich bis in die späten Morgenstunden hinein und dehnte sich auch zum Teil auf das Stadtinnere ans. Die Spartakisten halten noch das Rathaus besetzt. Anderen Tages fand zwischen den Spartakisten und den Negierungsvertretern eine Besprechung statt, in der u. a. sofortige Einstellung deS Schießens, sofortige Bildung einer freiwilligen Sicherheitswehr, Säuberung der Stadt von solchen Elementen, die unberechtigter Weise im Besitz von Waffen sind, und Rücksendung der von auswärts herbeigeeilten Sicherheitswehren vereinbart wurde. Von ?§ab unä fern. Nmtaufe früherer kaiserlicher Klubs. Dem Beispiel des Kaiserlichen Automobilklubs, der sich jetzt Automobil klub von Deutschland nennt, ist nun auch der bisherige Kaiserliche Aeroklub gefolgt. In seiner General versammlung hat er einstimmig beschloßen, sich künftig Aeroklub von Deutschland zu nennen. Ei«« kinematographisch« Sondermeffe in Leipzig. Die Vereinigung der Lichtspieltheaterbesitzer und Frlm- interessenten in Leipzig sowie verschiedene andere Firmen und Stellen sind an das Meßamt herangetreten, um in Verbindung mit der Leipziger Mustermesse eine kinsmato- graphische Messe zu veranstalten. Die Sondermeffe soll alle mit dem Lichtspielwesen zusammenhängenden Fabri kationszweige umfassen. Das Meßamt bat die Anregung ausgenommen, die Angelegenheit befindet sich aber gegen wärtig noch im Zustande der Vorberatung. Nosa Luxemburgs Leiche nicht gefunden. Das Auffinden einer weiblichen Leiche im Berliner Landwehr kanal hatte die Annahme wachgerufen, es handle sich um die getötete Frau Rosa Luxemburg. Die Annahme war falsch. Die aufgefundene Leiche ist als diejenige einer 81jährigen Frau Küttner festgestellt, die sich in geistiger Erkrankung ertränkte. Dänische Buchhändler gegen die bolschewistische Literatur. Die Kopenhagener Buchhändler haben be schlossen, die Werke, die der Europäische Verlag (ein bolschewistisches Unternehmen) herausgibt, nicht in Vertrieb zu nehmen. Auch die Buchhändler der dänischen Provinz städte sind einig, den Verlag zu boykottieren, der mit Geldern der Sowjetregierung unterstützt werden soll. Das Eisenbahnunglück bei Triest hat mehr Opfer gefordert, als anfangs angenommen wurde. Von 460 Soldaten, die sich in den Waggons befanden, ist kaum di« Hälfte gerettet worden. Nene Grippe-Epidemie in Australien. Nach einer ,Times"-Meldung wütet die Grippe in Australien wieder in hohem Grade und stört das ganze Geschäftsleben. Sie habe einige 50 OM Arbeitslose geschaffen, und in Sydney und Melbourne seien Straßen und Geschäfte verlaffen. Kleine Leitung. Verttn. Die Reichsregierung hat an die Entente einen i energischen Protest wegen der Verstöße der Polen ! gegen den Waffenstillstand gerichtet. Sie erklärt darin, daß i sie nicht gewillt ist, dem polnischen Treiben länger zuzusehen. Berlin. Die deutsche Regierung hat den Alliierten in Spaa am 18. Februar eine Protestnote gegen die geplante ! Fortschaffung aller Deutschen aus China überreichen taffen. Berlin. Die Zahl der Arbeitslosen hat in einer Woche ! um 10000 zugenommey und ist auf 244000 gestiegen. Weimar. Scheidemann betonte einem Berichterstatter gegenüber die feste Entschlossenheit der Regierung dem SpartakuStreiben ein für allemal ein Ende zu bereiten. Die Regiemng werde in Lieser Beziehung unbeirrt vorgehen. Detmold. Hier im Residenzschlotz ist die frühere Fürstin ! zur Lippe, Berta, infolge Lungen- und Halsleidens ge- ! storben. Solingen. Der Oberstkommandierende der Besetzungs- truppen bat die Stadtverordnetenwahlen in der Rhein« Provinz verboten. Paris. Cottin, der Attentäter ClemenceanS, erklärte, daß er den Ministerpräsidenten habe töten wollen» weil dieser das Haupthindernis für einen schnellen und gerechten i Frieden sei. Seine Tat werde nicht die einzige bleiben. Petersburg. Einem amtlichen bolschewistischen Bericht zufolge wurden im Monat Januar elf Erzbischöfe der ortho- boxen Kirche, darunter der Erzbischof Wladimir von Kiew, er» j schaffen. Nmdeutsch« Sinheitszsttung, Lindenstr. 1<n, Berit«. „Sprocken wir vom frieäen." Szene« aus einer amerikanischen Schule. r. Merkwürdige Eindrücke in einer Brooklyner Schule ?^ein schwedischer Schriftsteller, der kürzlich aus Amerika ?chckgetommen ist. Im Versammlungssaal der Schule D der Schwede etwa 600 Schulkinder, di« zunächst vor amerikanischen Fahne eine patriotische Kundgebung Gestalteten. Sobald daS Nationallied vom Sternen- r^ner verklungen ist, tritt der Lehrer vor die Versamm- G». begrüßt die Kinder und fragt sie, was fie zu Le ideln wünschen, nachdem fie sich wegen Ler Grippe- Menüe längere Zeit nicht gesehen haben. Ein Knabe >>agt vor: die Kriegsereignisse, ein Mädchen: das jLuenstimmrecht. In der Abstimmung siegte aber ein Mer Vorschlag: »Sprechen wir vom Frieden!" ES 7^ eine regelrechte politische Debatte mit Abstimmungen, sLxhrxr warf nur gelegentlich einen richtungweisenden oder ein neues Argument in di« Erörterung und s.,din diese ging, darüber sagen die Aufzeichnungen Mendes: x, »Es darf keinen Krieg mehr geben nach diesem." SG-n: »Das ist leickit gesagt. Wie wollt ihr das machen." GUler: »Demokratie muß in aller Wett sein." Lehrer: ^Mokratie ist ein Wmfi, die Fahne ist ein Stück farbige ^^e an einer Stange. Beide sind weiter nichts wert, .nan den Swn nicht kennt." Schüler: »Unsere steht für Freiheit und Gerechtigkeit." Ein zweiter: für Demokratie auch." Ein Mädchen: »Demokratie ,, es darf kein König sein." Nach längerem Suchen der richtigen Formel einigt sich die Versammlung den Satz: »Die Völker müssen ihre Herrscher selbst Lylen." Warum? Ein Mädchen wagt die Begründung: GGi eine Sache besser behandelt wird, wenn viele yMe darüber Nachdenken, als wenn es nur einer tut." die Begriffe „Freiheit" und „Gerechtigkeit" werden den Kindern zergliedert. Daß Lie Freiheit für A jG 10 groß sein darf, daß die Gerechtigkeit gegen B Erster nicht leidet, begreifen diese Kinder ausgezeichnet. „Reich und arm muffen gleiche Rechte haben", rief ein Knirps. Und wie ein Echo aus dem russischen Reich klang die Antwort eines Knaben: »Die Reichen sollen den Armen Land geben!" „Starke und schwache Nationen müssen die gleichen Rechte haben." Das bedarf keiner langen Erörterung; es wird abgestimmt und alle Hände fliegen hoch. »Und alle Völker sollen frei und unabhängig sein." »Welche Völker?" »Belgien, Irland, die Philippinen, Schottland, Palästina und Portorico. Elsaß-Lothringen, Osterreich-Ungam." Lehrer: Wenn alle Völker frei, unab hängig und demokratisch sind, ist dann der Friede gesichert?" Es erheben sich Zweifel, die Stimm kräuseln sich. -Man müß einen Friedensvertrag machen, damit keine Kriege mehr fein sollen." »Man muß sich vereinigen." Und ein stimmig wird am 7. November 1918, vormittags 10 Uhr, im Volksschulsaal zu Brooklyn der Weltbund beschlossen. Es heißt nicht »Gesellschaft der Nattonen" oder dergleichen, es heißt »World League", Weltbund. DaS ging leichter alS in Paris. Da wirst der Lehrer die aufreizende Frage iu die Versammlung: Soll Amerika seine Unabhängigkeit aufgeben? Ein Junge legt entschieden Verwahrung ein „Niemals!" Ein Mädchen wendet etwas zaghaft ein: „Die Vereinigten Staaten sollten dem Volk der ganzen Welt gehorchen." Die Geister scheiden sich. Es wird ab gestimmt. Glänzender Sieg der Unabhängigkeitspartei. Lehrer: »Ihr wollt einen Weltbund, damit der Weltfriede sicher sei. Gibt es schon einen Bund, der Len Frieden zwischen verschiedenen Staaten sichert?" Schüler: »Ja wohl! Die Vereinigten Staaten von Amerika!" Lehrer: »Wodurch ist hier der Frieden gesichert wordm?" Nun beginnt es in den jungen Köpfen zu arbeiten, halbreife und ganz grüne Ideen treten an den Tag. Die Schüler beruhigen sich dabei nicht. Sie verstehen allmählich, daß die Einzelstaaten der Union den dauemden Friedm unter sich einem teilweisen Verzicht auf ihre Bewegungsfreiheit verdanken und von allen Seiten herausgearbeitet, tritt die Erkenntnis an den Tag, daß auch der dauernd« Weltfriede nur auf freiwilligen Opfem aller Nationen errichtet werden kann. Die Vereinigten Staaten, das ist der Schluß, müssen das ! gute Beispiel geben und sich bereit erklären auf einen Teil ihrer Unabhängigkeit zum Wohle der ganzen Welt zu oer- j richten. So „beschlossen" in der einhelligen Endabstimmung einer amerikanischen Volksschüleroersammlung. Die Ent schließung stand nachher getreulich in der Presse ... Die amerikanische Weise, mit der Jugend umzugehen, erinnert an englische Lehrmethoden. Sie ist auf das Praktische und daher auf das unmittelbar Notwendigste z eingestellt, wobei natürlich die Auffassungen der Päda gogen über das, was am dringlichsten sei, auseinander gehen. Ob sich wohl auch bei uns in Deutschland eine derartige Unterrichtsart einbürgern könnte? Oie neue Nationalflagge. Der Staatenausschutz in Weimar hat beschlossen, datz die schwarz-rot-goldene Flagge in Deutschland als Nationalflagge eingeführt werden soll. Wir haben eine Flagge wieder. Dem Schwarz-Weitz-Rot folgt Scbwarz-Not-Gold. Die Augen hoch, die Hüte nieder, Daß ihr der Flagge Achtung zollt! Sie mahnt an alte Nuhmestage, Gebietet: Deutfche Brüder, seht! Blickt auf! Kein deutsches Herzl verzage: > Die deutsche Reichssturmfahue weht! Wir wollen In dem Sinn der Alten Stets walten für des Landes Wohl. Die starke Hoffnung uns erhalten, Des sei die Fahne ein Symbols Die Herzen hoch, den Sinn erhoben! Es glänzt auch uns ein Zukunstsfchein. Wir wollen feierlich , geloben! Der Fahne immer treu zu sein. Lab, Deutschland, dich nicht unteririegen! So lang des Rheines Woge rollt, Wirst du in diesem Zeichen siegen, Im Flaggenzeichen Schwarz-Rot-Gold! st
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