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Orr polmlcke PrMäentenmorä. Von unserem politischen O-Mitarbeiter wird uns geschrieben: Die junge polnische Republik ist wieder einmal an einem kritischen Wendepunkt ihrer Geschichte angelangt. Eben erst von dem friscbgewählten Sejm als Nachfolger Pilsudskis zum Staatspräsidenten gewählt, ist Herr Narutowicz bei einem der ersten Repräseniationsakte, dem er sich unterzog — der Eröffnung einer Kunstaus stellung in Warschau — durch drei Kugeln eines anwesen den, dem Vorstand der Ausstellung zugeteilten Künstlers niedergestrcckt worden. Hatten seine Gegner die Wahl dieses der Linken genehmen Präsidenten nicht verhindern können, weder durch den Terrorismus der Straße, noch durch allerlei parlamentarische Kunstgriffe, in deren Hand habung sie Meister sind, so erschien es ihnen angemessen, sich an dem Leben des Gewählten zu vergreifen und poli tische Gewalt zu üben, wo Unterwerfung unter den Willen der Volkssouveränität selbstverständliche Pflicht gewesen wäre. Der Mord schändet das polnische Volk, schändet das Staatswesen, das die Polen sich erst vor wenigen Jahren errichtet haben, gefährdet aber auch den staatlichen Zu sammenhang der Nation, deren innere Zerrissenheit bisher noch kein einheitliches Zusammenarbeiten zum Besten des Ganzen aufkommen ließ. Herr Narutowicz galt, kaum daß er gewählt war, seinen Gegnern als der „Präsident der Deutschen und Juden", weil auch die Minderheits- Partei im Sejm für ihn eingetreten war. So groß ist den echten Polen der Haß gegen die ihnen durch das Mackst gebot der Entente ausgelieferten fremden Volksbestand teile, daß jeder Vertrauensmann der Nation ihnen ge ächtet erscheint, wenn auch nickstpolnische Stimmen für ihn abgegeben wurden. Schon hier und schon jetzt rächt sich die schamlose Vergewaltigung, der die Polen die räumliche Größe ihres Landes, den zahlenmäßigen Umfang ihrer Staatseingescssensn verdanken. So ziemlich an allen ihren Grenzen haben sie widerwillige Volksgenossen sich ange gliedert und wollen nun doch diesen Volksgenossen, den Zwangsgenossen im Polenftaat, die Gleichheit der bürger lichen Rechte vorenthalten. Trotzdem sind ihnen von diesen Mußpolen keine sonderlichen Schwierigkeiten er wachsen. Um so heftiger brodelten Parteikampf und Parteihaß im eigentlichen Polenvolk. Schon dis eigent liche Nationalversammlung, die die verfassungsmäßigen Grundlagen der neuen Republik zu schaffen hatte, ver mochte nur unter äußersten Schwierigkeiten die ihr ge stellten Aufgaben zu lösen, und wenn nicht in Pilsudski ein Präsident an der Spitze des Staates gestanden hätte, der sich mit voller Gewißheit auf die von ihm geschaffene Armee verlassen konnte — wer weiß, ob die ganze Herrlich keit nicht schon längst in einen leibhaftigen Bürgerkrieg geendigt hätte. Jetzt ist Pilsudski als Chef des General stabes wieder an die Spitze des Heeres getreten, und ein anderer mit ihm eng befreundeter General, Sikorski, hat die neue Regierung übernommen, über Warschau ist der Belagerungszustand verhängt worden, und die leiten den Männer zeigen sich fest entschlossen, durch feste mili tärische Führung die Ordnung im Innern aufrecht zuerhalten. Möglich, daß auf diese Weise das Land zunächst vor weiteren schlimmen Folgen der jüngsten Bluttat bewahrt wird. Ihre seelischen Nachwirkungen sind aber damit nicht aufzuhalten, und bei dem Charakter des polnischen Volkes ist mit einer nachhaltigen Erregung der Gemüter mit Bestimmtheit zu rechnen. Der Polenstaat, wie der Versailler Vertrag und die seither getroffenen Entscheidun gen zu seinen Gunsten ihn geschaffen haben, ist ein allzu künstliches Gebilde, um derartige Stöße ungefährdet er tragen zu können. Er hat alle Aussicht, in sich selbst zu sammenzubrechen, und das um so sicherer, je mehr er mit seinen nationalen, seinen wirtschaftlichen wie seinen kultu rellen Schwierigkeiten sich überlassen bleibt. Die in ihn Lineingezwungenen völkischen Minderheiten können nichts Besseres tun, als sich selbst so stark wie möglich zu machen und zu erhalten, um, wenn der geschichtliche Augenblick gekommen ist, von dem Joch der Knechtschaft, unter das man sie gezwungen hat,von selbst wieder befreit zu werden. Das Attentat und fe!ne Folgen. Der Mörder des Präsidenten Narutowicz Niewka- domski hat im Verhör erklärt, daß er aus eigener Initia tive gehandelt habe. Er bestreitet, irgendwelche Helfers- helfer gehabt zn haben. Der Mörder wird unverzüglich vor ein Standgericht gestellt werden. Er tötete den Präsi denten durch drei Revolverschüsse, als dieser die Gemälde ausstellung im Palais der Künste betrat, um an der Eröff nungsfeier teilzunehmen. Der Mörder ist ein fünfzig jähriger Mann, trägt den Professorentitel und gilt als fanatischer Nationalist. Den Nachforschungen der Polizei ist es gelungen, zwei Personen, deren Namen noch geheim gehalten werden, als Mitschuldige des Mörders Niewia- domski zu verhaften. Mehrere Augenzeugen versichern, daß der Mörder die Tat mit vollem Vorbedacht begangen habe. DaS neue Kabinett. Der zum Ministerpräsidenten berufene General Sikorski bildete das neue Kabinett. Zum Minister deS Äußeren wurde berufen Alexander Skrzinski, der bisherige Bevollmächtigte und Gesandte in Bukarest. Leiter des Ministeriums für Handel und Industrie wurde Dr. Straß burger, Leiter der Finanzen Jastrzebski, für die Justiz wurde Makowski berufen. Leiter des Ministeriums für Kultus und Unterricht wurde Professor Josef Mikulowski- Pomorski. Ministerpräsident Sikorski kündigt an, daß er für rücksichtslose Aufrechterhaltung der Ordnung sorgen werde. Entsprechende Sicherungsmaßnahmen sind ge troffen. Der deutsche Reichsminister des Auswärtigen V.Rosen- berg hat dem Berliner polnischen Gesandten sein Beileid ausgesprochen. Auch ist der deutsche Gesandte in Warschau beauftragt worden, der polnischen Regierung das Beileid des Reichspräsidenten und der Reichsregierung zum Aus druck zu bringen. pOlitifcbe KrmäsedLu. Deutle Das Kabinett und die Sachverständigen. Gegenwärtig finden in Berlin eingehende Beratungen zwischen der Reichsregierung und einer Anzahl Sachver ständiger des Wirtschaftslebens statt, bei denen es sich darum handelt, eine sichere Grundlage für die neuen deutschen Vorschläge zu gewinnen, die die deutsche Regie rung der Entente in der Reparationssraae unterbreiten wird. Bekanntlich beginnen am 2. Januar in Paris neue. Verhandlungen der alliierten Ministerpräsidenten, die kürzlich sn London den letzten deutschen Vorschlag als un befriedigend bezeichnet hatten. Es kommt jetzt darauf an, bei den neuen Vorschlägen den Einwänden der Entente nach Möglichkeit zu begegnen, um eine definitive Lösung zu erzielen. Selbstverständlich werden die jetzigen Vor besprechungen mit den Sachverständigen in strengster Ver traulichkeit geführt, sodaß etwas wirklich Sicheres über die neuen deutschen Vorschläge vor dem 2. Januar nicht in die Öffentlichkeit gelangen dürfte. Der neue Staatssekretär im Auswärtigen Amt Freiherr Ago von Maltzahn, der an die Stelle des nach München versetzten Staatssekretärs von Haniel be rufen wurde, ist ein Diplomat der alten Schule, der trotz seiner jungen Jahre (er ist erst 44 Jahre alt) schon reiche Erfahrung hinter sich hat. Maltzahn gehört keiner Partei an, gilt aber im allgemeinen als linksstehend. Der zukünftige Brotpreis. Durch viels Zeitungen ist die Nachricht verbreitet wor den, daß der Preis für das Umlagegetreide auf 470 000 bis. 180 000 Mark erhöht werden würde und daß dem gemäß das Vierpfund-Markenbrot ab 1. Januar ungefähr 600 Mark kosten würde. Wie dazu halbamtlich erklärt wird, treffen diese Angaben nicht zu. Es ist eine Erhöhung der Preise für das dritte Sechstel der Getreideumlage not wendig. über das Ausmaß der Erhöhung ist jedoch end gültige Entscheidung noch nicht getroffen, übrigens würde selbst dann, wenn man von den angegebenen Getreide preisen ausgehen will, dieser Preis keineswegs auf die Brotpreise in dem Maße einwirken, daß sich daraus eine ' Erhöhung auf 600 Mark errechnet. Endlich ist zu bemerken, daß der 1. Januar als Termin nicht in Betracht kommt, sondern frühestens Mitte Januar. 12 Milliarden Defizit in Preußen. In den nächsten Tagen wird der preußische Finanz minister den Entwurf des Haushaltsplanes für 1923, der die Zustimmung des Staatsministeriums gefunden hat, dem Staatsrat zu verfassungsmäßiger gutachtlicher Äuße rung zugehen lassen. Nach dem Voranschlag sind für das Sammelmappe für bemerkenswerte Tages- und Zeilerelgnissa. —! * Der hessische Finanzminister Henrich ist von seinem Posten znrückgetreten weil er bei den Sozialdemokraten und dem Zentrum die nötige Unterstützung für seine Politik vermißt. * Die Verhandlungen in Lausanne stehen neuerdings günstig für den baldigen Abschluß eines Präliminarfriedens. * Nach der Ermordung des polnischen Staatspräsidenten Narutowicz wurde der Belagerungszustand über Warschau er klärt. General Sikorski bildete ein neues Kabinett. * Präsident Harding beabsichtigt, den europäischen Staaten zwei neue Verträge vorzulegen, durch die große Teile des Ver sailler Vertrages ersetzt werden sollen. * Die amerikanischen Anleihepläne werden von drei ameri kanischen Großbanken betrieben, von der Negierung jedoch nur gutgeheißen. nicht aktiv unterstützt. Rechnungsjahr 1923 die Einnahmen auf 149360376000 Mark, die dauernden Ausgaben auf 150298748000 Mark, die einmaligen Ausgaben auf 11047 628 000 Mark, zusammen auf 161346 376 000 Mark veranschlagt. Die Ausgaben übersteigen mithin die Einnahmen um 11986 000 000 Mark. Das bedeutet eine Unterbilanz van beinahe 12 Milliarden Mark. Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen aus Frankreich. Sämtliche in Toulon noch zurückgebliebenen deutschen Kriegsgefangenen sind begnadigt worden. Sie sollten noch vor Weihnachten nach Deutschland zurückbe- sördert werden. Es handelte sich bekanntlich nur noch um eine ganz geringe Zahl von Deutschen, denen die Heimkehr bis jetzt verwehrt worden war, weil sie aus Anlaß irgend welcher zumeist viel zu hart beurteilter Vergehen lang jährige Gefängnisstrafen abbützen sollten. Mit ihrer Frei lassung wird eines der übelsten Kapitel französischer „Frie denspolitik" endlich ans der Welt geschafft. Ein deutscher Wahlsieg. Eine nationalpolftisch bedeutsame Wahl wurde im nördlichen Grenzland vorgsnommen, nämlich die Wahl des 1. Bürgermeisters der Stadt Flensburg. Die Wiederwahl des bisherigen Amtsinhabers Dr. Tod - s e n wurde dadurch in Frage gestellt, daß die Sozialdemo kraten einen Gegenkandidaten in der Person des Dr. Wagner- Römmich aus Hamborn aufgestellt hatten. Die sen Kandidaten machten die Dänen zu dem ihrigen und agitierten eifrigst für ihn. Das Ergebnis war ein glän zender Sieg der deutschen Sache. Dr. Todsen wurde mit 13 791 gegen 8842 Stimmen auf 12 Jabre wiodcrgewählt. Die freudige S immung in Flensburg er innert an die Zeit der großen Volksabstimmung im März 1920. kckrveir. Eine schweizerische Aktion gegen Hugo StinneS. Tis Republikanische Union in der Schweiz hat nach der D. A. an den schweizerischen Bundesrat eine Eingabe gerichtet, in der eine genaue Untersuchung derV-rmögensverhältnisse derjenigen deutschen Gesellschaften gefordert wird, die in der letzten Zeit von Hugo Sünnes in der Schweiz er richtet worden sind oder unter seinem Einstuß stehen.. In der Eingabe wird erklärt, daß Stinnes bereits über 20 Millionen Goldmark in der Schweiz angelegt habe. Türkei. FriedenSprSliminar-cn. Aus Lausanne wird ge meldet, daß die Vertreter der Mächte, dis die Konferenz einberufen haben, sich zurzeit mit der Aufstellung und Redaktion von Friedenspräliminarien befassen, dis sobald wie möglich den Türken und den Griechen zur Unterzeichnung vorgelegt werden sollen. * Berlin. Das frühere Mitglied deS preußischen Herren- Hauses, Graf Franz Hubert Peter v. T iele-Winckler ist, 65 Jabre alt, in Luzern gestorben. Berlin. Im Reichstagsgcbäude fand die Gründungs- Versammlung einer „Deutsch völkischen Freiheits- Partei" statt, der die früber deutschnationalcn Abgeordncren v. Gracfc. Henning und Wulle angeboren. Paris. Der Revarationskommission sind von der deutschen Kriegslastenkommisston die am 15. Dezember fälligen deut schen Schatzwechsel übergeben worden. Sie lauten aus 52 087 564 Goldmark. Fällig waren an und für sich 60 Mil lionen Goldmark. Die Differenz ist bereits durch anderweitige deutsche Zahlungen gedeckt. Rittergut Wroynowo. Ostmärkischer Roman von Guido Kreutzer. 27f (Nachdruck verboten.) Da aber litt es den alten Herrn doch nicht mehr auf seinem Schreibsessel. Er erhob sich und trat zu Hansjürgen und legte ihm die Hand auf die Schulter. „So nicht, Jungchen — nicht bitter werden! Das würde ein schlechter Anfang sein. Du aber — wie ich dich kenne und wie ich dich wiedergeftmden habe — du willst dich doch nicht selbst im unfruchtbaren Grimm und Haß verbohren, sondern willst arbeiten und das zurückgewinnen wollen, was dein Vater sich aus den Händen gleiten ließ. Und das mußt du auch tun, Hansjürgen — wenn du willst und wenn du Wert darauf legst, daß ich dich in meinem Hause a!s einen stets willkommenen Gast ansehe." Der Freiherr erwiderte nichts. An dem Alten vorbei glitt sein finsterer Blick — irgend wohin ins Ziellose, wo ihm wohl Schattenbilder aufsteigen mochten. „Hansjürgen. Jungchen — sieh mich an! Mensch — ich habe mich ja so unbändig gefreut, daß dein erster Gang in der Heimat wieder mir galt. Daraus ist doch zu ersehen, daß du noch Vertrauen zu mir hast und daß du mir glaubst, und mir nicht etwa törichterweise nachträgst, daß ich deinem Pater nicht in den Arm gefallen bin. Ich.durfte es ja nicht: und hätt' ich's selbst versucht — es wär' ja zwecklos gewesen. Aber jetzt ist doch alles gut — jetzt bist du wieder hier und willst tie Zähne zusammenbeißen und arbeiten. Bengel- chen — laß dir den Vorsatz uicht wieder leid werden! Setz' dich auf die Bahn und fahr' nach Bromberg und hol' dir den alten Elias Krottmann wieder, dem dein Vater den Ab schied gegeben hat. Hol' ihn dir wieder und schmeiß' den versluchien Polaken, den Gorczewsky aus dem Tempel raus. Ist ein HimmeldonnermeLLerhund, der deinen Alten in der Mache hatie und das. was von Wroynowo noch geblieben war, total auf den Hund gewirtschaftet hat. Schmeiß ihn raus, sag ich dir, und hinter ihm auch gleich eure Mamsell. Meiß Ler Deubel, was dein Vater an diesem fluddrigen Frauensmensch gehabt hat. Uns geht's Gott sei Dank beide nichts an. Nur so viel — es ist bitterhöchsie Zeit, daß über Wroynowo wieder scharfe reine Luft weht! Raus mit dem Schmarotzervolk und den alten Krottmann zurückgeholt, und eine tüchtige Wirtschafterin ins Haus. Und dann sieh zu, ob du's mit dem alten Knickstiebel nicht doch noch schaffst, dir deine drei Vorwerke zurückzuholen. Ich hab' mal was gelesen von einem Willen, der Berge versetzen kann. Hab' du den Willen, Hansjürgen! Und kriegt ihr beide die Karre trotzdem nicht aus dem Dreck heraus — dann bin ich Gott sei Dank auch noch La! Schließlich hab' ich ja doch keinen Menschen, der mir persönlich oder verwandtschaftlich ganz nahesteht. Und ob die Herren recht entfernten Neffen nach meinem Tode mein Geld nun mal bar erben, oder ob ich mit einem Teil davon deinem Karren in die Speichen greife — Jungchen, das ist doch kein Problem. Aber einen guten Zweck wenigstens würd' ich damit erfüllen und mir alten Knasterbart selbst eine diebische Freude damit bereiten." Da war dem jungen Herrn von Schilk ein feuchter Schleier über die Augen gegangen. Und er hatte die Hand des Alten gefaßt und sie herzhaft gedrückt. Den Kopf schüttelte er trotzdem. „Ich tu's aber nicht, Onkel Dronkau. Ich nehme kein fremdes Geld, auf das ich nicht Anspruch habe — selbst von dir nehme ich es nicht. Ich will die Pumpwirtschaft meines Vaters nicht fortsetzen. Mich würde vor mir selber ekeln. Schaff ich's nicht aus eigner Kraft, dann laß ich eher den ganzen Krempel vor die Hunde gehen." Darauf der Hausherr ruhig und mit wiedererwachendem Lächeln: „Aber du schaffst es, Jungchen. Wenn du so bleibst wie heute — dann schaffst du es!" 7. Kapitel. Der große Spslsesaal des Hotels Adler, des ersten Bromberger Gasthofes, war um diese frühe Mittagsstunde noch fast leer. Nur um einen runden Stammtisch in der Ecke j hatten sich bereits ein paar Artillerie-Offiziere versammelt, ! die sich halblaut unterhielten. So konnte sich Hansjürgen von Schilk nach Belieben einen Platz wählen. Er entschied sich für einen Fenstertisch, der von den übrigen etwas abseits stand, so daß man sich nachher ungestört würde auSfprechen können. Erst vor einer Stunde war er in Bromberg eingelroffen, hatte sich nur vom Reisestaub gereinigt, sich umgezogen und dann einen Boten zum alten Elias Krottmann geschickt, daß er ihn im Speisesaal des Hotel Adler, wo er abgestiegen sei, erwarte und sich freuen würde, mit dem Alien zusammen Mittag zu essen. Gestern morgen die Unterredung mit dem Forstmeister Dronkau—den Tag über noch einmal ruhiges systematisches Durchdenken der ganzen Sachlage . . . und als er sich abends zu Bett legte, stand sein Entschluß fest, schon am nächsten Morgen in Bromberg ein Zusammentreffen mit dem ehemaligen Wroynower Gutsinspektor zu suchen. Es war ja auch eigentlich so selbstverständlich. Und er hatte wohl Grund zu der Annahme, daß er auch ohne die Unterredung in Reiherhorst diesen Schritt früher oder später getan hätte. . Nun tat er ihn sofort, heute schon: und das war gut so: ganz gleich, wie die Unterredung auSfiel: ganz gleich, ob sich der alte Elias Krottmann dazu würde entschließen können, die Zügel der Wroynower Wirtschaftsführung, die nian ihm damals aus den Händen gerungen, wieder an sich zu nehmen. Er bestellte bei dem Kellner eine Flasche Msigny: denn er entsann sich sehr wohl, daß der alte Elias einen guten Tropfen Rotwein durchaus zu schätzen mußte. „Ich erwarte noch einen Herrn — das Essen bleibt so lange." „Jawohl, Herr Assessor." Und wirklich dauerte es keine zehn Minuten — während deren sich der Speisesaal des Hotels allmählich bis zur Hälfte gefüllt hatte — als Elias Krottmann sich einstellte. Mit einem Schwarm anderer Herren, die den Saal gleichzeitig mit ihm betraten. (Fortsetzung solgt.)