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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend WtthMszs- M MzchsdM Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. SchrMeitung, Druck u, Verlag Hermann Rühle, Oktrndorf-Otzrikkl. Nummer ^22 Mittwoch, den ^8. Oktober !M2 2H Jahrgang. Amtlicher Teil. Kartoffelversorgung. Auf die bn der Gemeinde bestellten Kartoffeln werden heut« Dien«tag zwei weitere Ladungen auf Bahühof Otten dorf-Okrilla verteilt. Die Besteller haben vor der Abholung den Restbetrag von 230 Mark im Rathaus — Kaffe — zu bezahlen. Der genaue Verkaufspreis kann noch nicht be stimmt werden, da die Rechnungen noch ausflehen. Es muß daher Erhöhung oder Ermäßigung de» vorläufig auf 420 Mark für den Zeutncr festgesetzten Preise» Vorbehalten werden. Mit weiteren Kartoffeleingängen ist in den nächsten Lagen zu rechnen. E» wollen daher auch die übrigen Be- steller die Erfüllung-zahlnng schon jetzt abführen. Httendorf-Hkrilla, den 16. Oktober 1922. Der Gemeindevorstand. Gasgeldeinholer. sofort gesucht. Zuverlässige Ortseinwohner wollen Be werbungen um diese Nebenbeschäftigung bi« 19. d. MtZ- unter Angabe ihre Forderungen im Rathaus einreichen. Httendorf-Hkrilla, den 14. Oktober 1922. Der Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Auf Grund der Verordnung des Landeskonfisto'tum« werden die Kirchsnsteuerpflichtigen aufgefordert, alsbald eine Vorauszahlung auf die Kirchensteuer für das Rechnungsjahr 1922 in angemessener Höhe mindesten Betrag der im Rechnungsjahr 1921 gezahlten Kirchensteuer) an Herrn Kirchenkasfierierer Hausdorf, Teichhaus zu leisten. Der Betrag der Vorauszahlung wird nach erfolgter Steuerausschreibung bei ber Steuerhebestelle mit der Steuer verrechnet. Darum müssen die Quittungen sorgfältig aufge hoben werden. Htteudorf-Gkrilla, den 16. Oktober 1922. Der Kirchenvorfland. Gräf, Vorsitzender. O-rMche- imd GächUches. <Nttend»rf-VkMa, den z7. Oktober,922. — GemeinderatS-Sitzung am 16. Oktober im Rathaus zu Ottendorf-Okrilla. Der Vorscheude, Herr Gemeindevor- stand Richter, eröffnete die Sitzung und teilte unter Mit teilungen mit, daß zu den 28000 Mark betragenden Straßrnbaukosten der Lomnitzerstraße ein Zuschuß von 3400 Mark bewilligt worden sind, Auf gestelltes Ansuchen erklärt sich der Kirchenvorstand mit der Zusammensetzung de« Diakonie-Ausfchuffes einverstanden, vonseiten der Ge meinde werden 6, vom Ktrchenvorstand 5 Vertreter in diesem Ausschuß entsandt. Die nachgesuchte Gewährung eine» kurzfristigen Darlehn« von 60000 Mark für die GaSwerks- taffe stöbt auf finanzielle Schwierigkeiten, e« wird beschlossen «« bei dem jetzt gehandhabten Verfahren zu belassen. Auf «ine Eingabe des Mietervereint Gemeindewohnhausbau bett-, di« Herr Zech au«führlich begründet, teilt Herr Se- «eindevorstand Richter mit, daß e» trotz der gemachten Ver suche nicht möglich gewesen sei, die Kapitalien zum Bau zu beschaffen und nur au» diesen Gründen vorläufig Ab stand genommen werden mußte. Die Eingabe de« Mieter- verein« soll aber dem Lande«wohnung«amt zur Kenntni» gebracht werden. Die Eir.gabe der Freien Turnerschaft um Gewährung einer Beihilfe für die Unkosten de» Turnens im Saale de« Henn Hanta, die wöchentlich 290 Mk. betragen, wird zur weiteren Erledigung dem Finanz- und Verfassungs- Ausschuß überwiesen. Eine Eingabe des Herrn P. Knöfel durch den Sozialrentnerverein wird aus Vorschlag de» Herrn Vorsitzenden in geheimer Sitzung erledigt, da «S sich Haupt- lächlich um Angelegenheiten privater Natur handelt. Der Vorsitzende teilt deö weiteren mit, daß er bezüglich der Klärung der Schullehen und Kirchcnlehen beim Amtsgericht Radeberg vorstellig geworden ist. Der Bau eines Spritzen hauses und eine« Steigcrturme» vonseiten der Firma August Walther L Söhne A.-G. fand bedingungslose Genehmigung. i Zur Unterstützung der Sozialrentner ist die Summe von >30000 Mark überwiese»! worden — hierzu hat die Ge meinde noch ein Viertel beizusteuern — dieser Betrag in Höhe von 38000 Mark soll zur Beschaffung von Kartoffeln und Kohlen für diese Verwendung finden. Gleichzeitig ist der jetzt gen ährte Betrag von 24 Mark auf 40 Mark erhöht worden. Die Steigerung der Kohlen und die erhöhten Frachten bedingen eine Gaspreiserhöhung auf 30 Mark für den Kubikmeter. Die Gebühren der Leichenfrau wurden aus 60, 90 und 150 Mark festgesetzt. Die Satzungen über die Wohnungsbauabgabe wurde in zweiter Lesung zum Vortrag gebracht. Herr Zech stellte hierzu den Antrag da» die Untermieter rbenfall« zu dieser Steuer herangrzogen würden. Es entspann sich hierüber eine Aussprache die diese Frage klärte, doch soll trotzdem noch Umfrage beim Wohnungsamt gehalten werden. Als Mitglieder de» Schieds- ausfchufses bei Mietpreisfestsetzungen wurden die Herren Rühle und Zech und al« deren Stellvertreter Herren Tamme und Förster gewählt- Der Gemeinde wurde wiederum der Anschluß an die VerbandrfortbildungSsLule Klotzsche em- pfohlcn, zumal eine Kochgelegenheit für Mädchen hier noch nicht geschaffen sei, nach kurzer Aussprache wurde die Ange- legsnheit zur weiteren Erledigung an den Schulausschuß Überwiesen. Die von der Girozentrale vorgeschlagenen Satzungen des Kreditausschuffes betreff« der Einräumung von Personalkredit wurden zur Kenntnis gebracht und in der vorgeschobenen Fassung genehmigt. Die Veräußerung von W?,ipapicron — K ieasanleihen — im AuStauschmege ohne nennenswerte Verluste an die Kredittnnsiult fand Zu stimmung. Für du Neubesetzende ständige Lehrerstelle find drei Bewerber in Vorschlag gebracht werden, die weitere Behandlung in dieser Angelegenheit fand in geheimer Sitzung Erledigung. Es wurden dem Schulausschuß zur Wahl vor geschlagen Lehrer Marzahn in Herzogswalde, Kantor Jung hans in Cranzahl, Lehrer Michael in Oberstützengrün und für den Fall des Rücktritts eines dieser Bewerber Lehrer Schubert in Brandis. Hierauf geheime Sitzung. Radeburg. Hier wurde Donnerstag abend gegen 6 Uhr auf der Straße nach Königsbrück unweit der Krebs mühle der Dresdner Bäckermeister Klunker von seinem Be gleiter mit einem Armeerevolver durch die Lunge geschossen. VorüberkommlNde Radfahrer fanden letzteren noch bei dem Schwerverwundcten, der dadurch Selbstmord fingieren wollte. Mit Krankenwagen wurde der Verletzte ärztlicher Hilse zu geführt, der andere kam in Haft, und da der Bäckermeister noch vernehmungsfähig war und man die entsicherte Waffe in der Seitcntasche des Begleiters vorfanb, steht die Schuld einwandfrei fest. Beziehungen zur Frau des Bäckermeisters waren der Grund der Tat Ungefähr eine Stunde daraus ist der Verletzte gestorben. Nach langem hartnäckigen Leugnen hat der Täter Schützold gestanden, Klunker aus Fährläfsig- keil erschossen zu haben. Bautzen. Schwer verunglückt ist hier ein Arbeiter durch Stur?, von einem fahrenden Lastauto. Er hatte sich an eine Seitenwand gelehnt, die aber auf unerklärliche Weise umschlng. Grimma Tierarzt Planitz ist der schweren Ver- letzung die er bei dem ihm am Trebfener Bahnübergang zugefioßenen Unglück erlitten hat, erlegen. Mittweida. Am Sonnabend hat sich hier ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einem Motorfahrer, dem Kaufmann Zeitler aus Storwald, und einem Radfahrer dem Privatmann Max Geißler aus Mittweida, ereignet und zwar auf der Staatsstraße zwischen Erlau und Danneberg. Während der Motoradfahrer mit leichteren Verletzungen daoonkam, erlitt Privatmann Geißler u. a. einen Schädel- bruch. Er wurde in hoffnungslosem Zustande nach dem StadUrankenhaus gebracht. Der Dollar steigt weiter . . . Die Notverordnung de» Reichspräsidenten gegen die Devisenspekulation erweist sich scheinbar als nicht genügend ^wirksam, denn der Dollar ist bereit» wieder hinaufgekletrt, hat sich alio aufs neue befestig!- Der Zweck der Notver- s ordnung ist aber' den katastrophalen Sturz der Mark autzu- ! haften. Nun stehen wir heute vor der Frage, ob die Ver- !ordnung wirklich die erwünschte Besserung schaffe? Darüber gehen aber die Ansichten auseinander. Es spricht nicht ge rade für die Verordnung, daß der Dollar, als ihre Einzel heiten an der Börse noch nicht bekannt waren, von 3000 aus 2400 zurückgiug, nach Bekanntwerdeu aber wieder aus 2700 und darüber stieg. Man empfand so etwas wie eine Gemütserleichterung, denn man hatte offenbar mit viel schärferen Maßnahmen gerechnet. In der Tat enthält die Verordnung sehr bedenkliche Lücken. Einmal verhält sie sich völlig passiv gegenüber den Leuten, die nach Kräften Devisen gehamstert haben und die nun, nach Inkrafttreten der Ver- ordnung, mit ihrem Besitz erst recht nicht Herausrücken werden. Dann sollen die Eigengeschäste der Banken in fremden Wechseln und Banknoten überhaupt keiner Kontrolle unterliegen. Und doch müßten gerade die Banken bei« An kauf von Devisen Maß halten, eine Selbstbeschränkung, die nach den Erfahrungen der letzten Zeit ohne Kontrolle leider nicht geübt wird. Aber selbst, wenn die Devisenverordnung besser wäre, als sie ist, würde man da« Uebel nicht an der Wurzel fassen weil man mit Verboten allein nie etwa» erreichen kann. Hand in Hand mit Verboten und strengen Strafen gegen die Devifenspekulanten muß eine aktive Währungspolitik gehen. Alle Maßnahmen gegen Spekulanten haben keinen Wert wenn die Reichsbank von ihren Goldvorräten nicht ein paar Hundert Millionen herausrückt damit so schnell wie möglich die Ausgabe von Goldfchatzwechfeln durch da« Reich erfolgen kann. Da« Reich muß ein sicheres Anlage- papieu schaffen und damit den Devisenkurs herabzudrücken suchen. Die Maßnahmen des Reiches gegen den Deoisenhandrl haben einen bemerkbaren Einfluß auf die Devisennotierungen nicht ausgeübt. Die meisten für den Devisenhandel in Frage kommenden Firmen haben bei der Handelskammer die Be- scheini mng für den weiteren Einkauf von Devisen beantragt nur die wenigen kleinen Mitläufer, die keine Einwirkung auf den Kurs haben, find zur Strecke gebracht. Die Börse iß mit allen Großbanken der Ucbrrzeugung, daß der Schlag der Reichsregi-rung den Absturz der Mark auch nicht um einen einzigen Tag verlängern wird. Der Fehlschlag der Regierung«. Maßnahmen wird am besten noch durch die offiziellen Börsenmeldungen illustriert: „Devisen weiter stark an ziehend. Der Valutaspekulant, der kleine wie der große, war bisher ebenso unfaßbar und unantastbar wie der Schieber. Er war ein wucherisches und nutzloses Wirtschaftselement, das ohne ein zwingendes Bedürfnis aus rein spekulativen Gründen aktiv im Devisenhandel auftrat. Die Valuta- spekulation ist technisch dermaßen einfach und mit einem so geringem Betriebskapital durchzuführen, daß sie kaum An forderungen an die Intelligenz stellt. Vor allem aber bietet fie, da sie nach der steuerlichen Seite hin bei der lücken haften Banküberwachung nicht in die Erscheinung tritt, die Möglichkeit einer gefahrlosen Steuerhinterziehung. Die Ge fahr einer Entdeckung war bisher gleich null. Die Reich«- bank kam zunächst gar nicht auf den Gedanken, energisch zuzugreifen, damit das anders würde. Man schwamm ge- dankenlos mit, bis die Mark glücklich ein Achtel Pfennig wert war. Jrtzt erst wacht man auf. Unterdessen haben sich — mit Hilfe der Devifenspekulation — die gewaltigsten Vermögensverfchiebungen vollzogen. Früher war der Mann der eine Million besaß, eine überragende Wirtschafts- und GesellschaftSgröße. Was ist heute eine Million? Man rechnet schon im Kleinverkehr nur noch mit Tausendmark scheinen (1000 Mark ---- 2 Mark) oder am besten gleich mit — Dollars. Die Masse der Valutasprkulanten hat sich zum erste» Male auf die Dollardeoisen gestützt, al« fie erfuhr daß die deutsche Regiemng zu Reparationszwecken Dollar» kaufen müsse. Dadurch wurde die Beschaffung der Re- parationssummen dem Reich« von vornherein irrsinnig ver- teuert und da» deutsche Geld im allgemeinen irrsinnig ent wertet. Wie ja überhaupt die Notlage de» Reiches von ge wissen Elementen, die de« Namen Staatsbürger nicht ver dienen, dazu benutzt wird, sich a la Hauffe in Devisen zu engagieren, weil man annimmt, daß die unvollkommene Steuerdeckung de« Reichsetat« die Reichsregierung zu weiteren Notendrücken zwingen wird, wodurch die deutsche Valuta sich weiter verschlechtern und der Kurs aller fremden Wechsel steigen muß. Wenn die Devisenordnung diesem gefährlichen Treiben das Handwerk legt, wenn fie für die gewissenlose Valutaspekulation wirklich ein „Schlag ins Kontor" bedeutet so wird fie von allen denjenigen freudig begrüßt, die nicht wollen, daß Deutschland au feiner Währungsnot elendiglich zu gründe geht.