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Ottendorfer Zeitung : 13.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192210138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19221013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19221013
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-13
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.10.1922
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Lckatrnecklel im Ausgleichsverfahren. Berlin, im Oktober. Die Verhandlungen, die von der Reichsregierung in Paris und London geführt werden wegen der Zahlung des Restbetrages von 18,4 Millionen Goldmark (von der am 15. August fällig gewesenen Rate aus dem Ausgleichs verfahren für die Vorkriegsschulden) nähern sich dem Ende. Man dürfte sich dahin einigen, daß die deutsche Regierung die nächsten von ihr angebotenen Monatsraten im Betrage von 10 Millionen Goldmark ab führt und für den Re st Schatzwechsel, jedoch ohne Garantieleistung der Reichsbank, übergibt. Die Verhand lungen wegen der solgenden Ratenzahlungen im Aus gleichsverfahren werden in diesen Tagen beginnen. Sie werden bekanntlich mit Frankreich und England, sowie Belgien und Italien gesondert geführt, da das Londoner Abkommen über die Pauschalierung dieser Summen kürz lich gekündigt worden ist. * Wann kommt die Brüsseler Finanzkonferenz? Der „Temps" teilt mit, daß das Datum der Brüsseler Schuldenkonferenz erst nach der Rückkehr der englischen De legation aus Amerika, die in der ersten Novemberhälfte er wartet wird, festgesetzt werden könne. Der „Temps" be merkt dazu, daß eine Lösung der in Brüssel zu erörtern den Fragen vor Ende des Jahres erzielt werden muß,- weil die Reparationskommission spätestens am 31. Dezember den Plan der deutschen Zahlungen für 1923 sestsetzen müsse. - Oer KLtkenau-Pro^eK. Leipzig, im Oktober. Die Verhandlung gegen die wegen Beteiligung an der Er mordung des Reichsministers Rathenau unter Anklage stehenden dreizehn Personen — gegen den früheren Kapitän leutnant Dietrich und den Schriftsteller Dr. Stein soll erst am ?4. Oktober verhandelt werden — begann mit einer Auseinandersetzung über die Zuständigkeit des Staatsgcrichtshofes. Einer der Verteidiger, Rechtsanwalt Hahn, begründete sehr eingehend einen Antrag, der Staatsgerichtshos solle beschließen, diesen Prozeß an das Schwurgericht zu verweisen. Er erklärte, das ganze Gesetz zum Schutze der Republik und vamit auch der ncugebildcteStaatsgerichtshof seien verfassungs widrig und rechtsungültig, denn sie seien nur „unter dem Druck der Straße" zustaudegekommen. Die Zusammensetzung des Richterkollegiums sei unter politischen, tendenziösen Gesichts punkten erfolgt, und eine Reihe von Rechts gelehrten hätte in der einschlägigen Ntcratnr ebenfalls den Standpunkt ver treten, daß dieser Gerichtshof unzulässig sei. Der Oberreichs- anwalt Dr. Eber meher erwiderte aus diese sehr ausführ liche Rede, während der im Saale lebhafte Unruhe entstand, mit einer kurzen Widerlegung, in der er vor allem betonte, daß das Gesetz zum Schutz der Republik durchaus ordnungsgemäß im Reichstage zustandcgckommen sei, und daß der Staats gerichtshof zwar ein Sondergericht, aber kein Ausnahme gericht darstelle. Das Gericht zog sich hierauf zu einer kurzen Beratung zurück, als deren Ergebnis der Präsident Hagens verkündete, daß der Antrag Hahn ab gelehnt sei und der Staatsgerichtshos seine Zuständigkeit bestätigt habe. Darauf erklärte Rechtsanwalt Hahn, daß er dann von dem Rechte der Ablehnung des jetzigen Gerichtshofes und einzelner Richter Gebrauch machen wolle. Der Gerichtshof lehnte jedoch auch die Anträge des Verteidigers, die sich gegen den Vorsitzenden und die Laienrichter wendeten, ab. Der Vor sitzende brachte sodann in großen Zügen das Ergebnis der Voruntersuchung, wie es in der Anklageschrift dargelegt ist, zur Kenntnis mit dem Bemerken, es handele sich nicht um feststehende Tatsachen, vielmehr seien die Vorgänge so dargestellt, wie sie im Licht der Anklage erschienen. Dabei wurden auch mehrere charakte ristische Äußerungen derTäter zur Sprache gebracht. So sagte Kern am Morgen des 24. Juni, kurz bevor die Fahrt nach dem Grunewald angeireten wurde: „Wir wollen sehen, ob wir Rathenau heute noch vor die Pistole bekommen." Man fragte gleichzeitig den älteren Techow, der das Auto fahren sollte, ob er auch für seine Nerven garantieren könne, was Techow bejahte. Als das Auto in der Königsallce erschien, rief Techow dem Fischer zu: „Fahren Sie los und machen Sie das be sprochene Manöver." Techow hat bei seiner Vernehmung an gegeben, daß er nicht gewußt habe, daß es sich um das Rathe- nausche Auto handele, er sei der Ansicht gewesen, er befinde sich auf einer Probefahrt. Dann habe er später hinter sich die Schüsse und den Knall einer Handgranate gehört und er habe mit dem Auto die Flucht ergriffen. Nach der Darstellung der Anklage bat Techow dann in der Garage zu dem ihn erwartenden Günther gesagt: „Die Sache hat geklappt, Rathenau liegt." Und später, als er Schütt und Diestel von der Tat erzählte, Kennst äu ckas LanÄ ... Roman von Hedda v. Schmid. 46) (Schluß) Machdruck verboten.) „Kapitän Petersen?" fragte Thomasme Mönk mit un sicherer Stimme, „dessen Mutter vor einem halben Jahr hier gestorben ist?" „Jawohl," bestätigte die kleine Frau Stellings, die immer alles ganz genau wußte, was sich in Sandvig und Umgegend zutrug. „Petersens Haus steht auf dem halben Weg nach der Olskirche, das will Kapitän Petersen ja nun wohl verkaufen und außer Landes gehen. Gott — er ist ja auch so fein erzogen worden, daß er es schnell bis zum ersten Steuermann brachte. Und nun ist er gar schon Kapitän. Seine beiden Brüder hatten lange nicht so viel gelernt als er, das sagte Frau Petersen immer. Er war wohl ihr Liebling. Und jetzt will er auswandern nach Amerika oder noch weiter." „Amerika ist schon weit genug," brummte Stellings. Thomasme hörte nicht auf das, was das Ehepaar Stellings noch des weiteren über den Schiffbruch bei Jons Kapel, von Kapitän Petersens Hausverkauf und von seiner Mutter Testament miteinander redeten. Sie war an das Fenster getreten und blickte unverwandt auf die noch immer sehr stürmisch bewegte See. Plötzlich fühlte sie es klar: wenn sic eben Olaf Peter sen da draußen inmitten der einander überjagenden, haus hohen Wellen wüßte, so würde sie vergehen vor Angst um sein Leben. Wenn sie eine Seemansfrau werden wollte, so mußte sie noch viel lernen: das Stillcsein und die gläubige Er gebung in das, was unabwendbar kommt, und den Mut nnd die Tapferkeit, der Gefahr unverzagt ins Auge zu schauen. Der Weg, der von dem Städtchen Allinge zu der Ols kirche, einer der vier Rundkirchen Bornholms, die in alter kriegerischer Zeit zugleich als Festungen dienten, führte, zog sich in sanfte Steigerung auswärts, an kleinen unv grö ßeren Bauerngehöften. Wenn man dann auf der Wande- sagte er noch: „Wir haben eS getan, um die Roten zum Angriff zu reizen, uns ging das Geld aus." Vom ^oknkampfplatr. Berlin. (Lohnregelung tmSteinkohlenbau.) Im Anschluß an die Schiedsverhandlungen für den Ruhrbergdau wurden im Reichsarbeitsministerium Schiedssprüche für die übrigen Steinkohlenreviere gefällt. Die Schiedssprüche sehen eine Erhöhung der Schichtlöhne vor, die im oberschlesischen Bezirk 95 Prozent, im sächsischen 93 Prozent, im Aachener 92 Prozent, im niederschlesischen 87 Prozent, im bayerischen Pechkohlenbergbau 90 Prozent und im bayerischen Steinkohlen bergbau 80 Prozent der für das Ruhrgebiet vorgesehenen Lohn erhöhung betragen. Im niedersächsischen und im Jbbenbürer Revier verständigten sich die Parteien freiwillig über die mit Wirkung vom 1. Oktober in Kraft tretenden Lohnerhöhungen. Berlin. (Aussperrungen bei Siemens und Halske und bei der Allg. Elektrizitätsgesell- schaft.) Bei der Firma Siemens und Halske entstand ein Tumult, weil die Arbeiter die Rücknahme der Entlassung eines Belriebsratsmitgliedes forderten. Die Betriebsleitung wurde durch tätliche Bedrohung gezwungen, die Wiedereinstellung zu zusagen. Die Direktion entschloß sich daraufhin, den betr. Teil des Betriebes, das Wernerwerk, zu schließen und die Ar beiter zu entlasten. — Gleichzeitig ist in einem Werk der A.E.G. eine Aussperrung größeren Maßstabes wegen Lohnstreitigkciten erfolgt. Doch einigte man sich hier bald wieder und die Arbeit ist in vollem Umfange ausgenommen worden. Berlin. (Arbeitslöhne von 1914 bis 1921.) Das internationale Arbeitsamt in Genf hat versucht, die Verände rungen der Arbeitslöhne in den verschiedenen Ländern ver gleichend zusammenzustellen. Das Ergebnis ist für die Länder mit stark entwerteter Valuta (Deutsckland, Österreich) anders als für die übrigen, die ihre Währung zu behaupten vermochten. In diesen, mit behaupteter Währung, waren die Reallöhne (also im Vergleich mit dem Lohn von 1914) der meisten Arbeiter Höher als vor dem Kriege. In Deutschland und Öster - reich dagegen waren die Reallöhne in den meisten Fällen niedriger als 1914. In Wien sind hwß die Reallöhue der Bauhilfsarbeiter gestiegen. In Großbritannien hatten die Ar beiter in 7 von 32 Berufsarten Ende 1921 niedrigere Reallöhne, in den übrigen um 2 bis 72 Prozent höhere als 1914. In Frankreich sind die Reallöhne aller aufgeführten Arbeiterkate gorien gestiegen. Die im Kriege neutral gebliebenen Staaten weisen (mit Ausnahme der Schweiz) ebenfalls eine Steigerung der Neallöhne der Arbeiter auf. In allen Ländern hat sich der Unterschied zwischen den Löhnen der gelernten und der unge lernten Arbeiter vermindert. Von unci fern. Der Seeverkehr Swinemünds—Pillau gesichert. Die Hamburg-Amerika-Linie teilt mit, daß die seit längerer Zeit mit dem Reichsverkehrsministerium gepflogenen Ver handlungen jetzt zu Vereinbarungen geführt haben, durch die die Fortsetzung des Seeverkehrs Swinemünde—Neu fahrwasser—Pillau bis Ende des nächsten Jahres ge sichert ist. Deutscher Dank für englische Hilfe in Seenot. Die englische Regierung ist durch die deutsche Botschaft in Lon don gebeten worden, den Reedereien und Führern der an der Rettung der Passagiere und der Besatzung des Hapag- dampfers „Hammonia" beteiligten englischen Dampfer „Kinfauns Castle", „Saldier Prince", „Euclid" und „City of Valencia" den Dank der deutschen Regierung sür die Hilfeleistung auszusprechen. Raubmord an einer Strasrendrrne. In einer Keller wohnung einer Berliner Mietskaserne wurde eine von ihrem Manne geschiedene Prostituierte ermordet und be raubt aufgsfunden. Als mutmaßlicher Mörder wurde einer der vielen „Freunde" der Ermordeten, ein wegen Raubes, Einbruchs usw. wiederholt vorbestrafter Mensch, festgenommen. Der Pranger bei Preiswucher. Der Landrat des Kreises Teltow gibt bekannt, daß er künftig die Namen aller Erzeuger und Händler, die die gegen den Preis wucher erlassenen Vorschriften übertreten, öffentlich an den Pranger stellen werde. Schluß des Münchener Okioberfestes. Das hundertste Oktobersest in München ist nach vierzehntägiger Dauer zu Ende gegangen. Es hat am Hauptsonntag einen noch nie gesehenen Verkehr gehabt, und auch die mit dem Fest ver bundene landwirtschaftliche Zcntralausstellung hat einen großen Erfolg aufzuweisen. Die Industrie und das Ge werbe haben aus der Ausstellung glänzende Aufträge er langt. Ein Mord im besetzte« Gebiet aufgeklärt. Am 11. Juli wurde bei Idstein im Taunus die neunzehnjährige Frieda Guckes ermordet aufgefunden. Als Mörder er mittelte die französische Militärbehörde einen Schützen von dem in Idstein stehenden algerischen Schützenregiment. Die Untersuchung gegen den Soldaten ist jetzt so weit abge schlossen, daß die Anklage wegen Mordes, Vergewaltigung und Diebstahls erhoben werden konnte. Bei dem Mörder wurde die Uhr der Guckes gefunden. Kirchenraub. In der Nacht zum 1. Oktober wurde eine Dorfkirchr bei Xanten von einer Diebesbande heimge sucht. Die Diebe ösfneten die schwere Eisentür der Kirche und erbrachen in der Sakristei den Stahlschrank, in dem die kostbaren Kirchengeräte aufbewahrt wurden. Eine silberne Monstranz, eine silberne Lhristusfigur usw. wurden ge stohlen. Der Schaden beträgt mehrere Millionen. Von den Tätern fehlt jede Spur. Historische Stätte oder Tatort eines Verbrechens? In einem Hause der Düsternstraße in Hamburg wurde ein ge heimer viereckiger Kellerverschlag mit eisernen Gittern und Ringen in den Wänden entdeckt. Gs handelt sich wahr scheinlich um ein Arrestlokal der alten Hansa. Hinter einer betonierten Stelle wurden Menschenknochen gefunden. Die betonierte Stelle soll erst nach 1914 hergestellt worden sein. Die Untersuchung ist im Gange. Vollstreckung eines Todesurteils. Der Maschinen former Schinkel aus Bitterfeld, der im vorigen Jahre in der Strafanstalt Zeitz den Justizwachtmeister Wilke über fiel und ermordete und dafür vom Schwurgericht Naum burg zum Tode verurteilt worden war, ist jetzt hingerichtet worden. Das muß ihr passieren! Die Barfußtänzerin -Fsadora Duncan, die mit ihrem Gatten, dem russischen Dichter Jessenin, in Newyork ankam, erhielt nicht die Erlaubnis, in den Vereinigten Staaten zu bleiben, da sie und ihr Mann als bolschewistische Agenten angesehen werden. Während des Krieges hat sich die alternde Duncan als Chauvinistin von reinstem Wasser betätigt und besonders Deutschland, das sie in ihren jungen Tagen zu verhimmeln pflegte, arg heruntergerissen. Gericbtskaile. Der Loetzcner Mcutereiprozcß. Mit der Meuterei bei der Reichswehr in Loetzen hatte sich jetzt die Strafkammer in Lvck zu beschäftigen. Vier Rädelsführer wurden wegen Achtungs verletzung in Tateinheit mit Gehorsamsverweigerung vLr.ver sammelter Mannschaft und wegen V.eranstzltuW einer ver botenen militärischen Versammlung in Tateinheit mit mili tärischem Aufruhr zu Strafen von 18 Monaten bis zü ^Jahren 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Im übrigen bewegen sich die Strafen zwischen 9 Monaten Gefängnis und O yr« ^Mocken Mittelarrest. Neunzehn Angeklagte wurden freige-ptochen. Unter Anklage standen insgesamt 108 Personen. Tste Haupt- Verhandlung hat nicht ergeben, daß vorschriftsnudrige Behand lung vorgekommen ist. Insbesondere sind keine Mißhandlungen vorgekommcn. Der Hauptgrund der Unznsriedenheit'lag darin, daß die Mannschaften vor kurzem aus Mitteldeutschland nach Loetzen versetzt waren und sich in Ostpreußen nicht wohlfühlten. Ein Politischer Prozeß. Vor dem Volksgericht in München begann der Landesverratsprozeß gegen den früheren' Privat sekretär Eisners, Felix Fechenbach, den Herausgeber der Inter nationalen Korrespondenz in Berlin Dr. jur. Gargas und den Vertreter der Deutschen Allgemeinen Zeitung in München, Karl Heinz Lembcke. Auf Antrag des Staatsanwalts wurde zwecks Wahrung der Staatssicherheit bei der Verlesung der Anklageschrift die Öffentlichkeit ausgeschlossen. lieben rmä Millen. Beeinflußt Sacharin die Verdauung? Seit der Chemiker Fahlberg im Jahre 1884 das von ihm entdeckte Sacharin in den Handel gebracht hat, sind zahlreiche Untersuchungen über die Wirkungsmöglichkeiten dieses Zuckerstosses angestellt worden. Man kam hierbei zu dem Ergebnis, daß der Genuß von Sa charin keine schädlichen Wirkungen nach sich zieht. Da indes der Verbrauch des Sacharins infolge der Verteuerung des Zuckers immer mehr zunimmt, ist es notwendig, daß man seine Wir kung auf den Körper von neuem prüft. Namentlich war cs wichtig, eine Untersuchung über die Wirkung des Sacharins auf die Tätigkeit des Verdauungsapparates vorzuuehmen, weil hierüber bisher noch keine Ergebnisse Vorlagen. Solche Ver suche wurden nun in jüngster Zeit an Hunden gemacht und zwar in der Weise, daß man den Tieren verschieden konzen trierte Sacharinlösungen in Wasser verabreichte. Trotzdem man den Hunden viel größere Mengen Sacharin gab, als der Mensch sie jemals zu sich nimmt, gelangte man zu dem Ergebnis, daß das Sacharin, besonders in den Keinen Mengen, in denen es der Mensch genießt, die Funktion des Verdauungsapparates in keiner Weise schädlich beeinflußt. Eine Wirkung zeigte sich nur, wenn besonders große Mengen Sacharin gegeben wurden, allein auch dann zog der Sacharingenuß keine schädlichen Folgen nach sich. rung dort still steht und rückwärts schaut, so erblickt man I das Meer, wie es sich gürtelgleich um das Eiland schließt. Thomasme Mönk kämpfte aus diesem Wege hart gegen den Wind an. Die kleine Frau Stellings hatte ihr -ringend abge raten, heute zur Olskirche zu gehen: „Es weht noch so heftig, und Fräulein Mönk haben auf dem offenen Wege auch keinen rechten Schutz gegen den Wind." Aber das Kämpfen und rastlose Weiterdringen war Thomasme heute gerade recht. Mit einem Male stand sie wie angewurzelt da und schaute aus ein Gartentor, das Lei einer Biegung, welche die Straße machte, vor ihr aufge taucht war. Sie mußte dieses Tor mit dem Durchblick in einen weiten Garten doch schon irgendwo erblickt haben; sie suchte in ihrem Gedächtnis, und plötzlich hatte sie's in München war's zum erstenmal gewesen, in Onkel Thomas Atelier ... Er hatte das Tor mit dem Durchblick gemalt. Später hatte er dann erfahren, daß seine alte Jugenvliebe, die er niemals ganz vergessen hatte, als Witwe hierher ge zogen war, das Hänschen hier gekauft hatte. Es war eine seiner Schrullen gewesen, daß er, obgleich er selber nicht mehr nach Bornholm kam, seine Villa hier auf der Insel behalten hatte. Viel praktischen Sinn hatte er niemals besessen . . . Thomasme erriet sofort, daß das Haus hinter dem alten Tor, vor dem sie eben stand, Olaf Petersens Eigen tum war. „Stelle vor deinen falschen Stolz allezeit die Liebe," erklang es in ihrer Seele. Sie öffnete das unverschlossene Tor und trat ein — eine kleine Brücke führte unter dicht herabhängenden Baumzweigen über einen mit Schilf be wachsenen Graben. Hinten unter Bäumen stand ein Land haus. Seine Wände schimmerten in einem satten Not durch das Gezweig. Ein dicht begraster Steig führte von der Brücke bis zum Hause. Von dort aus kam unter den tief herabhän genden herbstlichen Zweigen, denen der Sturm der ver gangenen Nacht den letzten bunten Schmuck geraubt hatte, ein Mann, der seinen linken Arm in einer weißen Binde trug. Als er Thomasme Mönk erblickte, die langsam mit einem klaren, entschlossenen Ausdruck in ihrem Gesicht auf ihn zukam, stutzte er und griff mit der Rechten an seine Stirn. „Ich bin es — Thomasme Mönk," sagte sie leise und blieb vor ihm stehen. Er starrte sie an wie eine Vision: „Sie — Sie kommen zu mir?" fragte er fassungslos. „In dem Päckchen Briefe, das Ihre Mutter mir ge sandt hat, fand ich einen von ihrer Hand geschriebenen Spruch, der lautet: „Stelle vor deinen falschen Stolz alle zeit dir Liebe." Ich kenne keinen falschen Stolz mehr, ich habe nur noch meine Liebe, und die bringe ich Ihnen, Olaf Petersen." Da ergriff er ihre Hand zögernd, als wäre es ein so kostbares Gut, däs'Män kaum berühren dürfe, und fragte, blaß vor Erregung: „Ist es denn wahr Sie lieben mich, Thomasme?" „Hätte ich Sie nicht Hier gefunden, ich glaube, ich wäre Ihnen nachgercist, nach Amerika oder wohin Sie sonst ge zogen wären, um Sie für meinen schlimmen Priefmm. Ver zeihung zu bitten." -- Da begriff er sein Glück. Als sieben Monate später Thomasme Petersen auf dem Schiff, das ihr Gatte führte, in eine weite, märchenhafte Ferne hinaussuhr, da wußte sie, daß das ersehnte Land sür sie jetzt die Schiffsplanken bedeuten, die nun ihre Hei mat waren. Und wenn sie nachher an Land würde bleiben müssen, da würde die Sehnsucht nach ihrem Olaf sie nicht verzagt werden lassen; die Tapferkeit, mit der sie, in der doch eine echte Seemannsfrau steckte, die Trennung von ihrem Gat ten, die stete Sorge um sein Leben ertragen würve, sollte etwas Großes und Herrliches in ihrem Frauenleben sein. Und ihr Wahlsprnch würde von nun an lauten: „Stelle vor deinen falschen Stolz allezeit die Liebel" — Ende. —
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