Volltext Seite (XML)
Ole GelckicktskUtterer m Genf Von unserem politischen O-Mitarbeiter wird uns geschrieben: Während die Türken im nahen Orient ohne die Er laubnis des hohen Völkerbundes auf ihre Weise Politik und Geschichte machen, sitzt die erlauchte Völkerbundsver sammlung wieder einmal am Genfer See beisammen, um Reden mitanzuhören, vortreffliche Reden, und Kommissio nen niederzusetzen, vortreffliche Kommissionen, und um Beschlüsse zu fassen, die ohne Zweifel noch viel vortreff licher sein werden als alle Beschlüsse, die sie schon in frühe ren Tagungen zustandegcbracht hat. Der Unterschied ist nur der, daß diese Reden und Beschlüsse heute schon längst nicht mehr das Echo in der Welt finden, das ihnen früher gewiß war, daß sie heute vielmehr Mühe genug haben, sich inmitten des allgemeinen Lärmens über die Krisen und die Nöte der Völker überhaupt noch Gehör zu verschaffen. Was soll man auch groß dazu sagen, wenn die Völker bundsversammlung diesmal einen chilenischen Staats mann zum Vorsitzenden machte, einen Mann, der gewiß besten Willens sein mag, die großen internationalen Welt- Probleme mit heißem Bemühen zu studieren, der aber doch kaum die Fähigkeit besitzen kann, eine große parlamenta rische Körperschaft von buntester Zusammensetzung mit fruchtbarem Geist zu erfüllen. Was soll man ferner dazu sagen, wenn diese höchste Verkörperung der Gerechtigkeit und der Selbstbestimmung der Menschen über die flammen den Proteste der Saarländer gegen das Verbleiben eines Mannes in der saarländischen Regierung, der der ausge sprochene Vertrauensmann eben dieser Bevölkerung in der obersten Verwaltungsinstanz des Landes sein soll, glatt zur Tagesordnung übergeht. Noch gehört das Saar land staatsrechtlich wenigstens zu Deutschland, also braucht man sich nicht zu genieren. Frankreich befiehlt, und damit ist die Sache auch für den Völkerbund entschieden. Durfte danach der Freistaat Danzig auf eine bessere Behandlung seiner Klagen und Wünsche rechnen? Auch er wird ruf dem Umweg über das Polenreich von Frankreich bedroht, Grund genug, mit seinen spärlichen Rechten so umzu springen, daß die Polonisierung dieser urdeutschen Hansa- stadr immer rascher vorwärtsschreiten kann. Und wenn die deutsche Regierung sich in einer Note an den Völker bund gegen völlig haltlose polnische Beschuldigungen in der Frage der Minderheitsbehandlung in Deutsch-Ober- schlesien zur Wehr setzt, so hat sie nicht die mindeste Garan tie dafür, daß diese ihre Verwahrung anderswo endet als in dem Papierkorb dieser ehrwürdigen Versammlung, wo bereits manches Protestschreiben des Deutschen Reiches sang- und klanglos verschwunden ist. Der Völkerbund redet eben nur, wo ihm von den Großen dieser Welt zn reden gestattet wird. Uns Deutschen sollte aber dieses viel sagende Schweigen zum mindesten eine so deutliche Ant wort sein, wie wenn wir ausnahmsweise einmal einer höflichen Ablehnung gewürdigt werden. Und dieses Ver haltens des Völkerbundes wollen wir eingedenk sein, wenn wieder einmal die Zumutung an Deutschland gestellt wird, es soll in aller Form um seine Aufnahme in diese sonder bare Gesellschaft der Nationen petitionieren. Im Augenblick stehen die Abrüstungsfragen auf der Tagesordnung der Genfer Versammlung. Seitdem in Washington ein Flottenabrüstungsprogramm Wirklichkeit geworden ist, ohne daß der Völkerbund dazu bemüht wor den war, möchte dieser aus begreiflichen Gründen natür lich auch die Landabrüstungsfrage endlich irgendwie aus dem Gebiete rein theoretischer Erörterungen herausführcn. Diesmal sind es die Engländer, die mit bestimmten Vor schlägen auf diesem Gebiet nach Genf gekommen sind, Vor schlägen, die natürlich zunächst noch keinem Menschen etwas zuleide tun würden; so der, daß alle Regierungen ersucht werden sollten, ihr Militärbudget einzuschränAn und die statistischen Auskünfte über den Stand ihrer Rüstungen möglichst alljährlich zu erneuern; dann soll eine besondere Kommission für statistische Fragen eingesetzt werden, deren Arbeiten den praktischen Bedürfnissen mehr anzupasscn wären, als es bisher geschehen ist, und drittens wird eine internationale Konferenz unter Teilnahme der Vereinigten Staaten zur Einschränkung der privaten Waffenfabrikation und des Waffenhandels angeregt, ebenso die Einberufung einer anderen internationalen Konferenz zwecks Aus dehnung der Washingtoner Marinekonvention auf die bis her an ihr nicht beteiligten Mächte. Man sieht, lauter „weiße Salbe". Aber auch hier schon ergeben sich zwischen den englischen und französischen Bevollmächtigten kleine Reibungen, die erkennen lassen, mit welcher innerlichen Abneigung die französische Regierung diesen Verhandlun gen gegenübeisteht. Nc.ch außen wird natürlich versichert, kennst Mr Äas . Roman von Hedda v. Schmid. L7! (Nachdruck verboten.) Sie hatte die Etagentür geräuschlos geöffnet und stand nun an der Schwelle des kleinen Wohngemachs. Der weiche Dielenläufer hatte ihre Schritte gedämpft, so daß Frau Hcininger ihr Eintreten nicht gehört hatte. Die alte Frau saß am Feilster und hatte ihr Gesicht in den Händen verborgen. Ihre Haltung war dermaßen gramgebeugt, daß Jetty die Gewißheit empfand, daß ein Unglück geschehen sein müsse. Es konnte ja auch nur eins sein — Klas war im fernen Asien etwas zugestoßen . . . Tom kam mit ausgebreiteten Armen jauchzend auf seine Mutter zugelaufen. Jetty fing das Kind auf und preßte es au ihr Herz, sie hielt es wie ein Schild, mit dem sie sich gegen das Leid, das nun über sie kommen würde, wappnen wollte, an sich gedrückt. Frau Heininger hob ihren Kopf — ihre Augen waren wie erloschen. „Klas!" schrie Jetty auf, „sag' es mir nur lieber gleich, Mutter, ich muß doch erfahren, was geschehen ist." „Vielleicht — hoffentlich ist es eine falsche Nachricht," stammelte Frau Hcininger. Doch Jetty hörte nicht ans sie. Sie hatte auf dem alt modischen Nähtischchen am Fensterplatz der Schwieger mutter einen Brief und einen Zeitungsausschnitt entdeckt: der Brief kam von Klas' Schwester, der Frau eines Land arztes in Schleswig, in dem Zeitungsausschnitt aber stand, daß die Expedition zu kulturgeschichtlichen Zwecken, die ein bekannter Gelehrter und Schriftsteller im Herbst des ver gangenen Jahres ausgerüstet und an deren Spitze er sich persönlich gestellt hatte, wie nunmehr verlaute, den Einge borenen im Innern der Halbinsel zum Opfer gefallen sei. Seit vielen Wochen fehlte jede Kunde von der Reisegesell schaft, von der bisher regelmäßig feuilletonistische Reise berichte an das betreffende Blatt, welches die Notiz brachte, daß sie durchaus bereit sei, in der Abrüstungsfragc „auf richtig und loyal" mitzuarbeiten, in Wahrheit aber wirs ungesäumt mit der Sabotterung schon der ersten Versuche auf diesem Wege begonnen, den Frankreich nicht zu be schreiten offenbar fest entschlossen ist. Auch bei dieser Ge legenheit ließ Herr Poincarö den Schrei nach Garantiever trägen ausstoßen, die England und Amerika ihm nicht be willigen wollen, weil sie nicht daran denken können, weit gehende Verpflichtungen zur Befriedigung französischer Ns- vanchelust einzugehen — und so sehen wir auch hier, im Kreise einer durch keinerlei „Barbarentum" verunzierten Völkerfamilie, wachsendes Mißtrauen untereinander, wo angeblich nur reine Menschen- und Völkerliebe das Szepter führt. Unter solchen Verhältnissen wird das allgemeine Interesse an den Genfer Verhandlungen sehr bald auf den Nullpunkt herabgehen. Wir können nicht finden, daß die Welt damit um ein Wesentliches ärmer werden wird. * Lloyd George geht nach Genf? Ein englisches Blatt will wissen, daß Lloyd George sich zur Völkerbundsversammlung nach Genf begeben wird. Er wird sich in der Frage, ob es ratsam sei, das gesamte Repara tionsproblem offen vor der Völkerbnndsversammlung darzulegen, zweifellos von dem Rate Balfours und der anderen britischen Delegierten leiten lassen. „Igelns Teit 2« ^ertteren!" Der Kanzler zur Reparationsfrage. Reichskanzler Dr. Wirth gewährte mehreren aus ländischen Pressevertretern eine Unterredung über den Verlauf der Verhandlungen mit Belgien, in der er folgendes bemerkte: Die deutsche Regierung hat ernstlich versucht, den Beschluß der Reparationskommission über die Barzahlungen dieses Jahres zu einem positiven Ergebnis zu machen. Die autonome Reichsbank hat sich loyal zur Verfügung gestellt und sich bereit erklärt, die Schatzwechsel zu unterschreiben und damit zu garantieren. Sie stellt allerdings die Be dingung, daß die Lauffrist über 6 Monate hinaus ver längert werden müßte. Dies war notwendig für ein nach kaufmännischen Gesetzen und nach kaufmännischer Ehre handelndes Bankinstitut, weil die Neichsbank die Summe von 280 Millionen Goldmark nicht innerhalb 6 Monaten einlösen könnte. Ferner war die deutsche Negierung bereit, mit der Industrie und den deutschen Privatbanken in Verhandlungen über eine Sicherheit cinzutreten und auch die bereits bestehende Fühlung mit dem Auslande, beson ders mit England, wegen Übernahme eines Teiles der Garantien zu einem positiven Ergebnis zu führen. Die kaufmännische Grundlage für ein Abkommen mit Belgien im Sinne des Beschlusses der Neparationskom- mission war also gegeben, und wenn es nur nach kauf männischen Grundsätzen gegangen wäre, so wäre ein Ab schluß erzielt worden. Wir hätten davon eine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen und politischen Atmosphäre zu erwarten gehabt. Die Mark hätte sich aller Warscheinlichkeit nach gebessert und wäre auf Monate hinaus stabil geworden. Deutsch land hätte sich für den schweren Winter einrichtsn können, und mit aller Ruhs hätte man die Vorbereitungen für die große Reparationskonferenz treffen können, von der die Ruhe Europas abhängt. Leider ist dies alles in Frage ge st eilt worden, weil die bel gische Negierung an dem Schema des Beschlusses der Re paration skommission festhielt, der von sechsmonatigen Schatzwechseln spricht. Die Rsparationskommisflou hat es auch jetzt noch in der Hand, das belgische Bedenken zu be seitigen, indem sie in eine Verlängerung der Lauffristen einwilligt. Dies wäre die einfachste Lösung der Lage. Aber man darf keine Zeit verlieren, denn in dem Zustand, in dem sich Deutschland befindet, bedeutet jeder Tag eine Verschlechterung der Finanzlage und da mit eine Verminderung der Reparationskraft. Ich hoffe, daß die Wirkung der unentschiedenen Ver handlungen mit Belgien aus den Stand der Mark nicht allzu groß und nicht ruckartig sein wird, und daß es ge lingt, rasch zu einer Klärung der Situation zu kommen. Die deutsche Regierung ist zu jeder Regelung bereit, die sie nach gewissenhafter Prüfung vor dem deutschen Volke vertreten kann. Aber sie müßte es ablehnen, Verpflich tungen auf sich zu nehmen, von denen sie überzeugt ist, daß sie nicht geleistet werden können und daß sie auch gar nicht der Förderung des Hauptzieles dienen, näm- eingetroffen wären. Gerüchtweise verlautet, daß die Teil nehmer — nun folgten die Namen der Reisenden, unter denen auch der von Klas Heininger vertreten war — in Korea ihren Tod gefunden hätten. Frau Heininger konnte gerade noch hinzuspringen, um Jetty vor einem jähen Fall auf den Teppich zu bewahren. Der jungen Frau war es schwarz vor den Augen gewor den. Halb bewußtlos ließ sie sich zu Bett bringen, sie konnte anfangs kein einziges Wort hervorbringen, ihre Zähne schlugen wie im Fieberfrost aufeinander. Sie dachte nur eins: Klas war tot, und damit hatte alles Glück für sie im Leben ein Ende. Sie dachte nicht mehr an Tom, nicht an das Kind, dem sie das Leben geben sollte . . . „Klas, Klas," wimmerte sie dann auf und schlang hilflos, Schutz suchend, ihre Arme um den Hals seiner Mutter, die, eine fast unnatürliche Ruhe bewahrend, die Frau ihres Sohnes in dieser furchtbaren Stunde an ihr Herz nahm, als wäre sie ihr leibliches Kind. Der Sohn war Frau Heininger entrissen, aber dafür war ihr eine Tochter geschenkt worden. Die alte Frau, die durch viel Trübsal in ihrem Leben geschritten war, nahm ihre beiden Enkelkinder als Ver mächtnis ihres Klas mit doppelter Treue an ihr altes tapferes Herz. Ihr war der Kampf um den täglichen Unterhalt, das Sparen, Entbehren, Sicheinrichten etwas so Altgewohntes, sie kannte es nicht anders in ihrem Da sein, aber JcityS junge Schultern würden sich schwer unter der ungewohnten Last beugen. Fürs erste kannte Frau Heininger keine höhere Pflicht, als die, die kleine Klsudine, welche die Nottaufe erhalten hatte, zu Pflegen, damit das schwache Lebenslicht des zar ten Kindes nicht verlösche. Wie man einen armen, zu früh aus dem Nest gefallenen Vogel versorgt, so umhegte die Liebe der Großmutter das gebrechliche kleine Wesen. Thomasine widmete sich inzwischen Jettys Pflege. Sie hatte nun Zeit, wo Onkel Thomas nicht mehr war. Immer mehr kam es ihr zum Bewußtsein, daß es ihr Los war. nur für andere zu leben. In solcher Selbstbescheidung, wo das eigene Ich ganz zurücktritt, erblickte sie die schönste Da- seinserfüllung. Sammelmappe für bemerke,r swerte Tages- unü Zeitereignisse. * Reichskanzler Wirth betonte in einer Unterredung über die Reparationsprage die Notwendigkeit einer schleunigen Regelung. * Der Postminister (H icsbsrts erklärte im Reichsrat, daß das Postdefizit sich trotz der: jüngsten Gebührencrhöhungeu weiter hin auf L0 Milliarden bellaufen werde und stellte neue Verkehrs belastungen in Aussicht. Tie belgische Regkerun-Z bat beschlossen, von Deutschland die Bezahlung der beiden näckZ fälligen Monatsraten durch Schatz- Wechsel und deren Sicherun g durch ein Golddepot zu verlangen. * In Bismarckhütte bei attowitz kam es zu blutigen Zu sammenstößen zwischen Demo v'stranten und Polizei. * Der Konflikt zwischen Türken und Engländern wegen der Freigabe der neutralisierten Dardanellen an die Kemalisten bat sich verschärft. Die Türken bestunden sich im Anmarsch auf die Meerengen. KZ" ! lich der endgültigen Lösung der Meparationsfrage und da mit der endlichen Beruhigung Europas und der Welt. -i- Belgien besteht auf Gott'Hinterlegung. Wie die „Agence Belge" mittzrilt, hat der belgische Ministerpräsident Theunis, der seine in Brüssel an» wesenden Kollegen über die Lage auf dem laufenden ge halten hatte, beschlossen, von DeutsoVand die Bezahlung der am 15. August und 15. September fälligen Summen mit Schatzscheinen zu v e r l a n g e n, ditt durch ein Gold- depot sichergestellt werden sollen, das in einer der belgi schen Negierung genehmen Bank hin: erlegt werden soll. Der Minister des Äußern Jaspar teilte dem deutschen Ge schäftsträger Dr. Landsberg den Beschluß der belgischen Negierung mit. Polin lebe AuncklcÜÄU. vculscktLnct. Hindenburg an den Kaiser. Die „Deutsche Wochenzeitung für die Niederlande"^ veröffentlicht jetzt einen Brief des Marschalls Hinden burg, den dieser am 28. Juli dieses Jahres aus Hannover an den früheren Kaiser richtete, und in welchem er nochmals auf die Ursachen eingehi. die zum Übertritt des Kaisers auf holländisches Gebiet führten. In diesem Briefe heißt es: „Es drohts ernstlich die Gefahr, daß Euere Majestät über kurz oder lang von Meuterern aufgehoben und dem inneren oder äußeren Feinde ausgcliefert würden. Solche Schmach und Schande mußte dem Vaterlande unter allen Umständen er spart werden! Aus diesem Grunde habe ich im Vortrag am 9. November nachmittags in unserer aller Namen den übertritt nach Holland, den ich damals übrigens nur ftrr einen vorübergehenden hielt, als äußersten Ausweg emp fohlen. Noch heute bin ich ----- der Ansicht, daß oieser Vorschlag der richtige war. Für mich besteht kein Zweifel! darüber, daß Euere Majestät nicht abgereist wären, wenn. Allcrböchstdieselben nicht geglaubt hätten, daß ich in meiner Stellung als Chef des Generalstabes diesen Schritt für den im Interesse Euerer Majestät und des Vaterlandes ge botenen ansähe." Gegen die Not der Presse. Der Reichspräsident empfing den Vorstand! des Vereins deutscher Zcitungsverleger zu einer Be sprechung über die Notlage der Presse und der zu ihrer Linderung geeigneten Maßnahmen. — Die in Magdeburg tagende Ärbeitsgemeinschast der städtischen Nach- richtenämter hat eine Entschließung angenonrmen, in der sie mit lebhaftem Bedauern Kenntnis von der zuneh menden Not der deutschen Presse nimmt. Sie erwartet mit Bestimmtheit, daß nunmehr wenigstens im letzten Augenblick Regierungen und Parlamente diejenigen. Schritte unternehmen werden, die geeignet erscheine», HW deutschen Zeitungen die Fortexistenz zu ermöglichen. * Belgrad. Prinz Georg von Serbien hat sich geweigert, den, von seinem Bruder gegebenen Befehl, wonach er sich in Risch aufhalten sollte, nachzukommen. Er wolle den Feldzug gegen den Hof und die Negierung als Privatmann unter dem Ramen Karageorgiewitsch fortsetzcn. Die Ruhe, die von ihr ausging, wirkte auf Jetty be lebend und befreiend. Die junge Frau hatte den Willen, so schnell als möglich wieder zu Kräften zu kommen; und als sie endlich in ihrer Genesung bis zu dem Punkt vorgeschrit ten war, wo die Erwägung sür sich und ihre Kinder das Leben neu einzurichten, an sie herantrat, da zeigte es sich,, welcher Kern in der kleinen Fran steckte, Lie so viel kindi schen Trotz und Eigenwillen bewiesen, die immer einem gaukelnden Phantom, einem fernen Lande ihrer Sehnsucht, dem Lande der Knnst, das zu erreichen und in dem zu wir ken ihr doch nicht vom Geschick beschieden zu sein schien, nachgcstrcbt hatte. Nun saß Jetty da, grübelte und überlegte, wie sie sirr sich und die beiden Kinder den Unterhalt erwerben könnte. Die schwächliche Klandinc gedieh zusehends unter der auf opfernden großmütterlichen Pflege — auch Tom Wurde nun ganz unter die Aufsicht der Großmama gestellt, denn Jetty mußte ja Vater und Mutter in einer Person sein, mußte arbeiten, damit ihre Kleinen nicht darbten. Ihr erster Weg führte sie zu dem Verlag jener Zeit schrift, für den Klas seinerzeit die kleinen Zeichnungen ge liefert hatte. Sie bat um ähnliche Arbeit, legte einige Pro ben ihrer Leistungen vor und erhielt sofort ein paar Be stellungen. Ihr schweres Schicksal — denn Klas galt für tot, da man noch nichts Aufklärendes über die in Asien ver schollenen Reisenden vernommen hatte — gewann Jetty überall, wohin sie sich mit der Bitte um Arbeit wandte, Teilnahme. Bald zeichnete sie Stickmuster, bald Titel vignetten. Sie griff hinein in den Schatz ihrer Kindheits- erinnerungen und entwarf die kleinen schlichten Bildchen von der ostpreußischen Heide. Was hätte sic in ihrer ver zehrenden Sehnsucht nach Klas, den sie als einen Toien be weinte und an dessen Tod sie doch dazwischen nicht glauben mochte, angcfangen ohne ihre Arbeit...? (Fortsetzung folgt.)