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Ottendorfer Zeitung : 15.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192209154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19220915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19220915
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-15
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 15.09.1922
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k^ilfe für die prelle. Zwangswirtschaft für Druckpapier. Im volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages be schäftigte sich der Wirtschaftsminister Schmidt besonders mit der Gefahr der weiteren Verteuerung des Druckpapiers und der dadurch verschärften Notlage der Zeitungen. Der Kilopreis würde von 28 Mark auf etwa 84 Mark erhöht werden, dann würde ein Bogen Papier etwa 1,30 Mark kosten, der tägliche Bedarf von vier Vogen also über 5 Mark. Ein großerTeilderZeitungen würde dann nicht mehrerscheinen können. Die Lage werde noch dadurch verschlimmert, daß die Papiersabrikan- ten ihre Zahlungsbedingungen ganz wesentlich verschärft hätten. Angesichts dieser Mißstände dränge sich die Frage auf, ob der Minister nicht im Interesse der Presse beim Druckpapier zum Teil oder vollständig zur Zwangswirtschaft zurückkehren solle. Auch die Verleger hätten sich jetzt dringend für Höchstpreise ausgesprochen. Der Minister sähe wenig stens keinen anderen Ausweg als ein Zwangssyndi- kat. Die eigentliche Ursache für die Papierverteuerung seien die unglaublichen Holz Preise; hier müsse vor allem eingegriffen werden. In Österreich sei die Presse schon so ziemlich totgeschlagen. Wenn es nicht anders würde, käme es bei uns auch dahin, daß nur noch einige große, finanziell gut ausgestattete Konzerne Zeitungen herausgeben können. — Dann stellte der unabhängige Sozialdemokrat Dr. Hertz folgenden Antrag zur Hilfe für die Presse: „Die Notlage der Presse kann mit den in dem Gesetz Über Maßnahmen gegen die wirtschaftliche Notlage der Presse vom 21. Juli 1922 beschlossenen Rückvergütungen nicht Wirksam bekämpft werden. Der Ausschuß fordert deshalb von der Reichsregierung die sofortige Durchfüh runa folgender Maßnahmen: 1. Dis Festsetzung von Höchstpreisen für Holz, Holz- ftofi. Zellstoff und Druckvapier. Zusammenschluß der Erzeuger von Zsllstoft, Holzstoff und Druckpapier zu Vereinigungen zum Zwecke der Festsetzung von Einheitspreisen und Preis- ausg'cich unter behördlicher Mitwirkung. L Erträgliche Zahlungsbedingungen und Kredit- bediug! uaen für die Presse. 3. Sicherstellung der zur Papiererzeugung notwendi gen Rohstoffe, Holz, Zellstoff und Holzstoff sowie des Druck papiers. Beschlüsse in dieser Angelegenheit wurden zunächst noch nicht gefaßt. * Sammelanmcldung von BezugSPreiserhöhungen. Es ist von den Verlegern angeregt worden, ihnen in solchen Orten, in denen mehrere Zeitungen erscheinen, zu gestatten, daß sic der Verlags-Postanstalt über die bis zum 8. des dritten VierteljahrSmonats beschlossenen Erhöhungen der Postbezugs- Preise für das folgende Vierteljahr eine Sammclanmel- dung vorlegen dürfen. Anträgen dieser Art kann entsprochen werden unter der Bedingung, daß die Sammelanmelduug von rechtsgültig unterschriebenen Zeitungs-Vertriebserklärungen Ler einzelnen Verleger begleitet wird. Der Dollar in -er deutschen Wirtschaft. Eine Rede des Reichswirtschaftsmintsters. Im volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages Wies der Reichswirtschaftsministcr Schmidt auf die gegensätz lichen Erscheinungen in unserem Wirtschaftsleben bin. Wir hätten zurzeit eine sehr große Preisbewegung nach auswärts und daneben eine eigentlich weit über das nor male Maß hinausgehende Nachfrage nach Waren, eine sehr starke Beschäftigung der Industrie und eine sehr starke Auf nahmetätigkeit des inneren Marktes. Die Arbeitslosig keit sei so gering, wie kaum jemals zuvor. In einigen Be rufen bestände sogar ein Mangel an Arbeitskräften, insbeson dere im Bergbau. Dieser anscheinend sehr günstigen Lage ständen aber schwer drohende KrankhcitZkeime gegenüber. Industrie- Groß- und Kleinhandel klagten über Kapitalmangel. Das Drängen, weit über das notwendige Maß hinquS, Waren namentlich auch im Hause anzusammeln, sühre zu einer Unregelmäßigkeit in der Warenprodukttonsoer- tcilung. Der Minister wandte sich dann gegen die immer mehr »iberhandnehmcnde Fakturierung in ausländischer Valuta auch bei Erzeugnissen aus rein inländischen Rohstoffen sowie überhaupt gegen die Einführung ausländischer Valuta im inländischen Geschäftsverkehr. Eine Lösung der Krise erscheine nur möglich durch eine Lösung des Währungsproblems. Sollte es etwa dahin kommen, daß auch Löhne und Gehälter in ausländischer Währung festgesetzt würden, so wäre das ein ZTenZE Ärs Äas R-anä... Roman von Hedda v. Schmid. 24s (Nachdruck verboten.; Frau Heininger dachte auch weit zurück und daran, wie man ihr den kleinen Klas, ihren erstgeborenen Sohn, in die Arme gelegt hatte. Ihre Schwiegermutter hatte es getan, eine strenge und rasche Frau, vor der sie sich als Jungverheiratete oft gebangt hatte. Und damals war ihr das Walten der Mutter ihres Mannes doch so tröstlich ge wesen, damals hatte sie alle Härten vergessen und nur die Liebe und Sorgfalt, mit der man sie und ihr neugeborenes Kindchen umgab, voller Dank anerkannt. Ja, damals hatte sie den Schlüssel zu dem Herzen der alten Frau gefunden. Sie hatte sich gelobt, ihrer dereinstigen Schwieger tochter mit Güte zu begegnen — nun verstand sie es doch nicht, den richtigen Weg einzufchlagen, um Jettys Ver trauen zu gewinnen. War sie in Kleinigkeiten vielleicht zu pedantisch gewesen in der ersten Zeit? Sie hatte es doch stets gut gemeint, hatte sich gesagt, daß Jetty ohne Mutter sorge aufgewachsen war. Mit tiefem Krnnmer bemerkte sie, daß sich ihr Sohn immer mehr von seiner Frau ent fernte und ganz in seiner Arbeit aufging. Sollte sie nickt lieber das Haus dieser Kinder, verlassen und zu den an deren ziehen, wo offene Arme sich der Mutter und Groß mutter entgegenbreiteten? Aber ihr Junge, ihr Klas, tot ihr leid: sie konnte doch wenigstens für sein körperliches Wohlbefinden sorgen; die geringe Pension, die sie bezog, war immerhin als Zuschuß in dem kleinen Haushalt nicht zu unterschätzen. Und nun, wo das Kind erwartet wurde, mußten sich die Ausgaben ja verdoppeln. So blieb die alte Frau auf ihrem Posten und nahm eS weiter Hag für Lag schweigend hin, daß Jetty sie kaum brachtet«. Frau Heininger hatte eS längst aufgegeben, Jetty irgendwelche Vorschriften zu machen. Dadurch war ja äußerlich der Familienfriede gesichert, aber jeder Hauch von Behaglichkeit sehlte diesem Heim, in dem div drei Menschen nur so nebeneinander hergingen, als gehörten sie eigentlich gar nicht mehr zusammen. Zustand geradezu fürchterlicher Art. Innerlich unberechtigt sei es offenbar, daß inländische Erzeugnisse mit dem Dollar mitliesen. So sei der Weizenpreis an der Ber liner Börse am 30. Juni 936 Mark gewesen, am 31. August 3200 Mark. Ebensowenig sei das Steigen der Preise für Kartoffeln, sür Butter und Milch berechtigt. Dieselbe Erscheinung sei in der Industrie. Gießereieisen fei um das 324fache, andere Sorten um das 362fache erhöht, also über den Stand der Dol lars hinaus. Dabei sei eine neue Steigerung wegen Er höhung der Kohlenpreise in Aussicht. Der Nähgarnprets habe im Juni 84 Mark betragen, am 7. August 124 Mark, am 21. August 171 Mark, jetzt 295Mark, ungefähr das Tausend fache des Friedenspreises, während der Baumwoll preis nur aus das MOfache bis 700fache hinaufgegangen sei. Er habe den Auftrag gegeben, zu prüfen, ob gegen das Näh- garnsyndikat nicht wegen Wuchers vorzugehsn sei. Ausländi sches Garn soll billiger sein; vielleicht müsse man sogar dieses hereinlassen, nm den Inlandspreis zu drücken. Der deutsche Außenhandel sei in den ersten 6 Monaten gegenüber 1914 sehr erheblich zurückgegangen, die Einfuhr etwa auf die Hälfte, die Ausfuhr auf ein Drittel, immer der Menge nach. Hier müsse man vor allem die überflüssige Einfuhr erdrosseln. So hätten wir in diesen 6 Monaten für 2)4 Milliarden Tabak, 73 Millionen Zigarren und Zigaretten. 1,2 Milliarden Kaffee, t,1 Milliarden Obst und Südfrüchte, 242 Millionen Sprit, 272 Millionen Likör, 477 Millionen Weine, 18 Millionen Bier und 125 Millionen Frühkartoffeln eingeführt. Die Regierung habe jetzt die Einfuhr einiger dieser Waren gesperrt, so auch beim Tabak, doch sei diese Sperre nur vorüber geh e n d, da die Einführung höherer Zölle beabsichtigt ket und man verhindern wolle, daß vorher noch zu große Mengen zu niedrigen Zöllen eingesührt würden. Die Entwicklung auf dem Kohlenmarkte habe seine schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Gelänge es nicht, zu einer höheren Kohlenförderung zu kom men, so ständen wir, namentlich die Arbeiterschaft, vor entsetz lichen Folgen. Die übelstände könnten nur behoben werden, wenn wir im Bergbau zu grüß er en Lei st ungen kämen, sei es technisch, sei es durch größere Oberschichten. Er hätte die Hoffnung, mit den übcrschlchten wieder in Gang zu kommen, sähe aber zu seinem Bedauern, daß von kommunisti scher Seite eine sehr rege und anscheinend nicht ganz unwirk same Agitation gegen die überschichten getrieben werde. Zum Schluß betonte der Minister nochmals, daß Erfolge auf dem Gebiete der Preisbildung nur zu erzielen seien, wenn wir zu einer Besserung unserer Währung kämen. Zu dieser Frage führte ein Vertreter des Reichssinanz- ministeriums aus: Die Besserung d'er Wirtschaftslage sei die erste Voraussetzung einer jeden Währungsreform. Die Not unserer Währung bericht auf der stark passiven Zahlungsbilanz. Voraussetzung einer Währungsreform wäre die Stabilisierung der Mark, diese hängt wiederum ab von der aktiven Gestaltung der Zahlungsbilanz. Die Besserung der Wirtschaftslage, die Erreichung einer aktiven Zahlungsbilanz ist unbedingt das Primäre, die währungstechnischen Maßnahmen sind das Sekundäre. Ernährungsfragen. Die weiteren Verhandlungen des Ausschusses betrafen größtenteils Ernährungsangelegenheilen. So stellte ein Ver treter der bayerischen Volkspartei den Antrag, die Regierung möge, wenigstens auf ein Vierteljahr, ein Verbot aller Zuckerbäckereien erlassen, den Zusatz von 15 Prozent Kar- tofseln zum Brot anzuordnen und den Verkauf von Weißbrot nur gegen Karten für Krankenbrötchen zulasssn. Der Preis des Umlagegetreides wurde vom deutschnationalen Abgeordneten Schiele zum Gegenstand des Antrages gemacht, über einen den völlig ver änderten wirtschaftlichen Verhältnissen Rechnung tragenden neuen Preis für das erste Viertel der Umlage sofort in Beratungen einzutreten. Zu dieser Frage ergriff auch der Reichsernährungsminister Fehr das Wort. Er begrüßte den Gedanken, daß unbedingt die höchste Steigerung in der Agrarproduktion erzielt werden müsse. Die erste Grund bedingung hierzu sei aber, daß auch in der Zwangswirtschaft für die gelieferten Mengen an Getreide die Gestehungskosten zu züglich eines angemessenen Gewinnes hereinkämen. Es müsse zugegeben werden, daß die im Gesetz sestgelrgten Preise sür das erste Drittel der Getreideumlage heute keine angemessene Entschädigung mehr darstellen Vielleicht sei aus for mellen Gründen der im Gesetz festgelegte Preis unver ändert zu lassen und statt dessen der noch nicht fixierte Preis sür das zweite und dritte Drittel entsprechend zu er höhen. Vom l»-oknk2mpsplalL. Essen. (Bergarbeiterundüberschichten.) Einige Blätter berichteten, daß der alte Bergarbeiterverdand ein« even tuelle Erweiterung des überschlchtenabkommens im Zu sammenhang mit dem Stinnetschen Reparationsplan abgr- lehnt habe. Wie die Rheinisch-Westfälische Zeitung dazu er fährt, ist diese Meldung vollständig aus der Lust gegriffen, da Frau Heininger mußte die Brille abnehmen und sich die Augen wischen, sie konnte vor aufquellenden Tränen nicht mehr die Stiche sehen, die sie machte. Heute über mannte sie doch die Bitterkeit. Wie eine Ausgestoßene kam sie sich vor — es zog sie trotz allem und allem doch an Jettys Krankenlager . . . Wie gern hätte sie als erste ihr Enkelkind, ihres Sohnes Kind, an ihr Herz gedrückt. Nein — vielleicht war es doch besser, sie ging *ort, mochten Jetty und Klas zusehen, wie sie ohne die Hilfe der Mutter weiterkamen. Da erscholl im Nebenzimmer ein eiliger Schritt — Klas war da — er sah wie verklärt aus vor Freude, als er auf seine Mutter zskam: „Ein Junge, Mutter, ein großer, gesunder Junge!" Solch ein Jubel klang aus seiner Stimme, daß die alte Frau alle bitteren Gefühle, alle unausgesprochenen Vor würfe, die sie für Jetty hatte, vergaß. Sie erhob sich und schloß ihren Sohn wortlos 'm ihre Arme. Und zum erstenmal verriet Klas, daß er nur nicht habe sehen wollen, daß er genau wußte, wie sehr seine Mutter berechtigt war, sich gekränkt zu fühlen, denn er sagte flüsternd: „Vergib ihr, Mutter — und bleibe bei uns, ver sprich es mir nochmals, es muß ja noch alles gut werden." * . * Es dauerte lange, bis Jetty endlich das Krankenhaus verlassen konnte. In ihrem Erker neben der Staffelei stand nun der Kinderwagen. Jetty war nun ganz Mutter. Es schien, als hab« sie eS für immer aufgegeben, nach der Palme des Ruhmes zu streben. Als der kleine Tom — Jetty hatte gewünscht, daß das Kind den Ramen ihres Lehrers und Könners erhielt — ein halbes Jahr zählte, erkrankte Frau Heininger. Run trat zutage, was die alte Frau in der Wirtschaft geleistet hatte. Jetty konnte sich unmöglich allein zurecht finden. Sie nahm ein Fräulein für den Kleinen, das aber schon nach ein paar Tagen entlassen werden mußte, weil es nichts verstand und nur noch mehr Verwirrung an ein solches Ansinnen an den alten Verband niemals ergangen ist und er mithin auch nicht dazu Stellung nehmen konnte. Von stak uns fern. Die Verlobungsgerüchte aus Doorn. Während eine zuständige Berliner Stelle erklärte, daß die dieser Tage von amerikanischen Blättern verbreiteten Gerüchte über eine nahe bevorstehende Wiederverheiratung Wilhelms II. niAt ganz von der Hand zu weisen seien, wird die Nachricht von anderen zuständigen Stellen als unzutreffend und frei er funden bezeichnet. Arzthonorar nach dem Brotpreis. Die Magdeburger Ärzte geben bekannt, daß sie von jetzt an ihr Honorar unter Zugrundelegung der Friedenssätze, wo man für eine Mark zwei Brote erhielt, nach dem jeweiligen amtlich festgesetzten Markenbrotpreis berechnen werden. Ein MMoneneinbruch aufgeklärt. Der große Ein bruch, der kürzlich bei dem russischen Staatsrat Krymow in Berlin verübt wurde, und bei dem den Tätern Juwelen, Silber, Pelze usw. im Werte von mehreren Millionen in die Hände fielen, ist jetzt aufgeklärt. Die Täter sind er mittelt und festgenommen, das gestohlene Gut ist zum größ ten Teil wieder herbeigeschasft worden. Die Einbrecher find zwei bereits vorbestrafte Brüder Josef und Klaus Szezygel. Von ihnen war die ganze Beute an eine Frau Tietz für bare 90 000 Mark verkauft worden. Das Silber hatte Frau Tietz in einem Schweinestall vergraben. Eine gefährliche Epidemie. In Marburg a. d. Lahn sind alle Schulen geschlossen worden, da eine große An zahl von Kindern an Kinderlähmung erkrankt ist. Mehrere Fälle verliefen tödlich. Im Kreise Marburg wurden 27 solcher Krankheitsfälle festgestellt. Wieder ein Zugzusammenstoß. Im Bahnhof West hofen bei Siegen fuhr ein Eilzug auf einen haltenden Vor zug. Dabei wurden fechs Wagen dritter Klasse eingedrückt; ein Wagen geriet in Brand. Es gab vier Schwer- und zehn Leichtverletzte. Der Belgiermord in Oberlassel scheint jetzt der Auf klärung entgegenzugehen. Die Untersuchung hat ergeben, daß der belgische Unteroffizier Stas in betrunkenem Zu stande mit feinem Revolver den belgischen Soldaten er schossen hat, worauf er sich selbst tötete. Nach einer andern Lesart steht es noch nicht fest, ob Stas im Delirium han delte oder ob er den belgischen Posten irrtümlicherweise erschossen hat. Die Deutschen hatten ihre Beteiligung an der Traurrfeier sür die erschossenen Belgier von der Ent fernung verschiedener Kranzschleifen, auf denen in franzö sischer Sprache zu lesen stand: „Gefallen für das Vater land!" „Ermordet durch Deutsche!" „Ermordet durch die Barbaren!", abhängig gemacht. Zum Teil wurden dann auch die Schleifen entfernt, zum Teil durch Umdrehen unkenntlich gemacht. Lord Northcliffes Testamente, über die beiden Testa mente des jüngst verstorbenen Zeitungskönigs Lord North cliffe ist jetzt zwischen den streitenden Parteien eine Eini- . gung erzielt worden. Die im zweiten Testament zur Uni versalerbin eingesetzte Witwe des Verstorbenen erklärte sich bereit, die im ersten Testament festgelegten Vermächtnisse auszuzahlen. Ein bekannter Londoner Journalist wird nach diesem Testament eine Jahresrente von 20 000 Pfund Sterling erhalten. Die Geliebte Rasputins verhaftet. Die Budapester Polizei verhaftete die ehemalige Geliebte Rasputins, eine Tänzerin am ehemaligen Zarenhofe mit Namen Erjenka Feodorowna, die sich in Ungarns Hauptstadt mit Wahr sagerei beschäftigte. Da dieser Erwerb nach ungarischem Gesetz verboten ist, dürfte die Feodorowna nach Rußland abgeschoben werden. (Rasputin, der später ermordet wor den ist, spielte bekanntlich am Zarenhofe eine große Rolle und hatte oft entscheidenden Einfluß auf die politischen Entschlüsse des Zaren.) SericktskaUe. Der größte Schuft im ganzen Land ... Vor dem franzö sischen Kriegsgericht in Mainz wurde gegen den Verwaltungs inspektor Sauer von der Reichsvermögensvcrwaltung in Lud- wigöhafen verhandelt, der beschuldigt war, sich absprcchend über die französischen Truppen geäußert zu haben. Belastnngszcugen waren die ihm unterstellten Beamte« Georg Regele und Frie drich Scheit, auf deren Denunziation hin die Anklage erhoben worden war. Obwohl der französische Offizialverteidiger auf Freisprechung plädierte, wurde Sauer zu drei Monaten Ge fängnis verurteilt. stiftete. Dann traten nacheinander in schneller Reihenfolge ein paar Dienstmädchen ein, die Jetty alsbald über den Kopf wuchsen, und mit denen dann Klas abrechnen mußte. Frau Heininger litt an einem gastrischen Fieber und quälte sich sehr beim Gedanken, daß dis Unordnung iM Hause durch ihre eigene Pslegebedürftigkeit und Hilflosigkeit noch mehr vermehrt wurde. In dieser Rot sprang Thomasine helfend ein. Nun war es, als ob mit einem Schlage alles wieder in das rich tige Gleis kam. Klas, der seine Mutter in jeder freien Minute Pflegte, der Jetty beschwichtigen mußte, die un ruhige Nächte durchlebte, da Tom sein erstes Zähnchen be kam, atmete wie erlöst auf, als Thomasine im Haushalt Ordnung schaffte. Jetty, überwacht, und daher übellaunig, faßte die fremde Hilfe so auf, als wolle man ihr etwas streitig machen. Als Klas gelegentlich anerkennend von Thoma- sinens Tüchtigkeit sprach, sagte sie ungeduldig: „Wie schade, daß st« nicht deine Frau geworden ist." Er erhob sich stumm und verließ das Zimmer. Klas und Jetty hatten einander nach der Geburt des Kleinen nur auf kurze Zrit gefunden, dann begann Jetty wiederum, ihrem Gatten zu entgleiten; diesmal war es nicht ihre Kunst, sondern das Kind,, das sie ihm von Tag zu Tag entfremdete. Mit dem gleichen Fanatismus wie früher auf ihre Malerei, stürzte sie sich jetzt auf ihre Muiter- pflichtrm Auch hier war wiederum ein Zuviel. AlS Frau Heininger sich so weit erholt hatte, um ihre Tätigkeit im Hause wieder aufnehmen zu können, war eS Hochsommer geworden, heißer, drückender Hochsommer. Thomas Mönk war mit den Seinigen ins Gebirge ge reist. Oda sollte sich in den Ferien erholen. Sie ging in aller Stille ihren Weg vorwärts. Ihre Mutter war mit ihrem Studium auSgesöhnt. „Man soll nur nichts Halbes leisten im Leben," lautete einer der Grundsätze von Thomas Mönk. Er strich Oda lächelnd über den dunklen Kopf: „Den erste« Lorberrkranz stifte ich dir, Kleine." (Fortsetzung folgt.)
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