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MLNdorser Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Schristlektung, Druck u. Verlag Hermann RSHle, Ottendorf-Okrilla. Pofischeck-Konlo Leipzig Nr. 29148. Nummer ^08 Freitag, den ^5. September ^922 2^. Jahrgang M» ^Anrdorsrr ZettMg- «scheint Dier»« t tag, Donnerstag nnd Sonnabend. jj «Preis: Monatlich , Mark, j bet Zastelkwg durch die Boten — Mark, s fi I» Wake höherer Versal! lÄrieg ich. sonst, t -I ög«!K»rjcher Störungen des Betriebs« -er lj ZErnq, der Lieferriuen od. d. Defördernnrj»« ? !< GderichtsMenj bat der Bezieher keinen Ln- 1 sooech «s Lirsrrrrng »der Nachlieferung der « jj AM,», «».aasALLr-hkmq d. Brz«Nkpretsr». s Amtlicher Teil. Obst-Verkauf. Der nächste Obsivnkauf findet So««avend, de« 16. Septemver dss. Is. «achm. 2—5 Ahr im Heimich'schen Keller statt. (1 Pfund 5 Mk.) gleichzeitig werde« Westellvnge« a«f größere Wenge« ««genommen. Httendors-Hkrilla, am 8. Septbr. 1922. Der Gemeinbevorstand. Reinhaltung der Fußwege! Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß die er höhten Fußwege seitens der Hausbesitzer nicht im sauberen Zustande gehalten werden. Unter anderem sind die Fuß wege teilweise vcrraßt und mit Mistmelten versehen, sodaß es für den Fremden, wie Einheimischen einen unsauberen Eindruck macht. Da die Hausbesitzer zur Reinhaltung ihrer Fußwege verpflichtet find, werden sie hiermit aufgefordert, ihre Fuß. wege umgehend in Ordnung zu bringen. Auch die Haus- besttzer an der Rudeburgerstraßr sind zur Reinhaltung ver pflichtet. Die Hausbesitzer, welche bis 15. September 1922, ihre Fußwege nicht in Ordnung bringen, haben ihre Bestrafung zu erwarten, außerdem geschieht die Reinhaltung dann auf Kosten der Hauswirte. Httendorf-Hkrilla, am 11. September 1922. Der Gemeindevorstand. Wohnungen berr. Infolge der großen Wohnungsnot in der hiesigen Ge meinde hat der Wohnungsausschuß erneut beschlossen, Wohnungssuchende unter 25 Jahren nicht mehr in die Wohnungsliste aufzunehmen, ohne Rücksicht ob die Be treffenden verheiratet find, oder nicht. Personen unter 25 Jahren haben keinen Anspruch auf Zuweisung einer Wohnung, da dem Wohnungrausschuß keine Wohnungen mehr zur Ver fügung stehen. Httendors-Hkrilla, am 9. September 1922. Der Gemeindevorstand.. Der Zusammenbruch der Steuern. Der Zusammenbruch der Mork bedeutet auch den Zu sammenbruch der Steuern. 125 Milliarden neue Forderungen der Reichs- und Staatsbeamten find bewilligt. Die Kommunalbeami en kommen natürlich nach. Die Tätigkeit der Wohnung«- und Mirteinigungsämter wird nicht allent halben als segensreich empfunden. Die Abgabe zur Förderung der Wohnungsbaues soll nach Angabe von Sach kennern durch den Verwaltungsapparat verschlungen werden, ohne daß ein Stein davon gebaut werden kann. Die produktive Tätigkeit wird allenthalben durch Ueberspannung der Steuerpflichten — Erklärungen, Auskunfterteilungen, Nachprüfungen — gehemmt. Der Außenhandel leidet unter einem stark befehdeten Ausfuhrbewilligungs-System. Die Auswahl der Personen unter den Beamten steht in starkem Widerspruch zu dem Durchsieben des Qualitätsmaterials in der Vorkriegszeit. Die Steuern, welche letzten Ende« auch produktiv sein sollen, wirken wie ein nicht funktionierendes Feuerwerk. Die Zwangranleihe soll 70 Milliarden bringen. Soviel man weiß, hat der Fiskus das Steuereinkommen nicht vor ausdiskontiert. Mit den eingehenden 70 Milliarden wird man auch noch nicht einmal die Hälfte der Goldmilliarde erreichen können, die gedacht war, um lediglich zur Abdeckung von Verbindlichkeiten zu dienen, die das Reich für Sach leistungen au« dem Versailler Vertrag und den auf Grund dieses Vertrages abgeschlossenen Ucbereinkommen zu zahlen hat. Die Kapitalbildung wird weiter ruiniert, sowohl die Bildung des Betriebskapitals wie auch die Bildung des Sparkapttals für Alter und Not. Eine von der Steuer nicht erfaßte Rücklage können nur die Beamten machen. Man hat volkswirtschaftlich das Beamtengehalt oft derartig seziert, daß das ausgezahlte Gehalt nur einen Teil des Beamtengehaltes darstellt, während ein Restteil unsichtbar bleibt, weil er zunächst nicht ausgezahlt, sondern der Auf- sammlung des Pensionfonds dient. Die Gleichstellung, der Grundsatz der Gerechtigkeit, verlangen auch im Steuerrecht, baß den Nichtbeamten die Möglichkeit offen bleibt, sich trotz hoher Einkommensteuern eine Altersreserve zu schaffen. Der unsichtbare Gehaltsteil des Beamten, der beim Beamten einkommensteuerfrei ist, der beim Beamten in keiner Weise kapitalisiert wird und in dieser kapitalisierten Form als Ver mögen gilt und zu den Vermögenssteuern herangezogen wird, dieser unsichtbare Vermögensteil muß auch bei den Nicht beamten stenerrechtlich geschaffen werden. Bei den früheren Minimalsteuersätzen der Friedenszeit war diese Differenzierung nicht erforderlich. Erst die heutigen bedeutenden Steuersätze verlangen eine verfeinerte Sezierung des Begründers steuer licher Leistungsfähigkeit. Die Zeit wird kommen, wo nach Verschwinden des Mittelstandes die wenigen Großunternehmer nicht mehr in der Lage sein werden, auch nicht, wenn man ihr Betriebskapital erdrosseln wollte, das Heer der notwendigen und die Zahl der überschüssigen Beamten durch ihr Steueraufbringen zu ernähren. Die Steuer verliert ihren Zweck. Bereits einmal hat man einen Sparsamkeitsdirektor, weil er sich bei hohen Stellen unbeliebt gemacht hatte, fortgeschickt. Vom neuen Sparsystem hört man noch nichts. Offenbar find Abstriche im Etat dann unbeliebt, wenn man selbst von den Abstrichen betroffen wird. Gespart soll immer nur bei den anderen werden. OeEichsK SächKschsS. MtmLsrf-Mkiga, Septbr. >422. — Nach dem Gesetz über die Zwangranleiße vom 15. Juli dss. I«. ist die hiesige Sparkasse Zeichnung«- und Einzahlstelle. Zur Aufklärung weist fis insbesondere darauf hin, daß der Zeichnungskurs für die Vorauszeichnungen in den folgenden Monaten steigt, den Pflichtigen also in der rechtzeitigen Ausnutzung des Zeichnungskurses unter Um- ständen ein ganz erheblicher Vorteil erwächst. Insbesondere ist die Zeichnung im Monat September 1922 zu empfehlen, da hierbei der Zeichnungspreis noch 98 v. H. beträgt, dieser aber nach und nach in den folgenden Monaten bis auf 106 v. H. steigt. — Die nötigen Vordrucke zur Zeichnung von Zwangsanleihe find bei der Sparkasse erhältlich. — Kalter Herbst und grüne Weihnachten? Nach den Voraussagen der Meteorologen haben wir im September mit einigen wenigen, recht schönen und sogar auffallend warmen Tagen zu rechnen. Die Mehrzahl der Septembertage wird aber regnerisch und stürmisch sein. Ende September sollen schon die ersten Nachtfröste einsrtzm. Der Oktober werde ein starkes vorwinterliches Gesicht zeigen, auch die erste Novemberhälfte mit reichlich Schnee. Dann aber soll e« kaum mehr strengen Frost geben. Die Weihnachtszeit werde frühlingsartiges Wetter mit anormaler Wärme bringen. Im Februar könne man mit dem Vorbereitungen zu der in diesem Jahre verregneten Sommereise beginnen. Also alles in allem: ein strenger Vorwinter, ein milder Winter und ein vorzeitige« Frühjahr. — Ohne Gewähr!I — Die Knöpfe der Postbeamten. Wie mitgeteilt wird bleiben die Hoheitszeichen der früheren Staatsform an der Dienstkleidung der Beamten der Staatrpost erhalten. Man hatte beim Reichspostministerium beantragt, die alten Knöpfe und Abzeichen durch neue Abzeichen zu ersetzen. Dies würde mehrere Millionen Mark kosten, die zu tragen den Beamten nicht zugemutet werden kann. Ebensowenig kann das Reich bei seiner ungünstigen Wirtschaftslage diese Summe aus die Reichskasse übernehmen. Der Reichspostminister erklärt des halb in einem Bescheid, dem Antrag nicht entsprechen zu können. Dresden. Verhandlungen zwischen Vertretern der Staatsregierung und der Sächsisch-Böhmischen Dampsschiff- fahrtsgesellschaft führten zu dem Ergebnis, daß der Personen- schiffahrtsbetrieb auch nach dem 17. dieses Monat auf der ganzen Strecke Leitmeritz—Mühlberg versuchsweise weiter- geführt werden wird. Meißen. Der Gewerkvsrein der deutschen Textil arbeiter, H -D, Bezirk Ostsachsen, hielt am 10. September seine Bezirkstagung« ab, die zu wichtigen Tages- und Lohn- fragen Stellung nahm. Zu den heutigen sprunghaften Preis steigerungen wurde folgende Entschließung angenommen: „Die Konferenz erblickt in der ungeheuren Preissteigerung auf ollen Wirtschaftsgebieten den Ausfluß einer wilden, das konsumierende Volk äußerst schädigenden Spekulation, die mit allen Mitteln, auch im Interesse des ehrlichen Geschäfts mannes, unterdrückt werden muß. Ohne die Tatsache zu verkennen, daß die Geldentwertung auch eine neue Preis bildung schafft, hält es die Konferenz für dringend geboten, durch eine ständig behördliche Kontrolle in Verbindung mit Vertretern der Konsumenten die Preisbildung auf allen Wirt schaftsgebieten nachzuprüfen, um so das Vertrauen mit der konsumierenden Masse wieder herzustellen, Unruhen zu ver meiden, den wirklichen Wucher zu unterbinden und die eventuellen Lohnerhöhungen richtig auswirken zu lassen. Zur Durchführung dieser Maßnahmen werden die zuständigen Behörden gebeten, sofort die nötigen Schritte zu unter nehmen. Löbau. Verhaftet wurden hier von der Schutzmann schaft kurz vor ihrer Abfahrt zwei Zöglinge der Anstalt Marienhof in Dresden, die vorher durch Einbruch bei der Handel«frau Anna Piller hier 61000 Mark in Mark und Kronen entwendet hatten. Das Geld wurde wirdererlangt. Rum bürg. Einen der letzten warmen Sommertage benützte eine hiesige Dame dazu, im Automobil eine Valuta- reise nach Zittau zu unternehmen. Um vor den Grenzern auf der Rückreise sicher zu sein, trug sie lediglich einen Mantel, ein Hemd, Strümpfe und Schuhe auf der Hinfahrt. In Zittau kaufte sie dann mehrere seidene Röcke, ein seidenes Kleid und eine Bluse. Nachdem die Einkäufe besorgt waren wurde die Heimreise angetreten, die sich recht dramatisch ge staltete. Die Finanzwachbeamten fanden Gefallen an der schönen Frau und besonders an ihren reizenden Kleidern, ließen sie aussteigen und sich entkleiden. Der Chauffeur mußte mit einem Brieflein an den Gatten nach Rumburg fahren. Dieser raffte hastig Kleidungsstücke seiner „teuren" Gattin zusammen, tat Geld, viel Geld in seinen Beutel und löste das heretngefallene Frauchen aus. Zittau. Die Ueberschwemmung Sachsens durch tschecho-slowakische Aufkäufer hat nun bedeutend nachgelassen. Bekanntlich hatte die sächsische Regierung kürzlich das Aus- wärtige Amt ersucht, die deutsche Gesandtschaft in Prag an zuweisen nicht mehr so freigebig wie bisher mit der Erteilung von Sichtvermerken an Tschechen zu Reisen nach Deutschland zu verfahren. Diese Anregung hat erfreulicherweise Erfolg gehabt. Döbeln. In der Nacht zum Dienstag wurde ein hier zu Besuch weilender Erziehergehilfe aus Kleinmeusdors auf dem Salzgraben überfallen und seiner Barschaft in Höhe von 4000 Mark beraubt. Der Ueberfallene hatte vorher mit einem ihm unbekannten Artisten in verschiedenen Gast wirtschaften gezecht und will diesen mit Bestimmtheit als den Täter erkannt haben. Der Artist wurde ermittelt und fest genommen. — Die Döbelner Straßenbahn sieht sich gezwungen, den Verkehr einzustellen. Den monatlichen Einnahmen von rund 35000 Mark stehen Ausgaben in doppelter Höhe gegen über. Die Straßenbahn bestand 30 Jahre. Freiberg. Dem Karuffelbefitzer Schellig aus Aue, der während des hiesigen Kirchweihfestes sein Karuffel in Betrieb hatte, sind auf der Rückreise nach dem Bahnhof Wilkau aus dem Lastkraftwagen 15—18000 Mark nebst einer Lederhandtasche gestohlen worden. Leipzig. Drei Säcke voll Strickgarn im Werte von 50000 Mark haben die Brüder Bruno und Willi Jansen in der Nacht auf den 24. August aus einem Lagerraums der Wollgarnfabrik von Tittel L Krüger mittels Einbruch- gestohlen. Sie waren mit einem Kahn über die Elster ge setzt und hatten die Beute nachher an der Plagwitzer In dustriebahn versteckt, wo die drei Säcke am anderen Tage von einem Bahnarbeiter gefunden wurden, der sie auf der Polizeiwache ablieferte. Das hiesige Schöffengericht erkannte gegen die beiden angeklagten Jansen auf je sechs Monate Gefängnis. — An Pilzvergiftung erkrankte in Belgershain eine Familie nach dem Genuß eines Gerichts Champignons. Trotz sofort angewendrter Gegenmittel verstarb die Mutter und ihr zehnjähriger Sohn nach kurzer Zeit. Der zweite Sohn wurde nach Leipzig in« Krankenhaus geschafft, aber auch er starb unter gräßlichen Schmerzen. Die Nachforschung ergab, daß sich unter den gesammelten Pilzen ein Knollen- Blätterpilz befunden hatte. Blankenhain. Infolge Teegenusses erkrankte hier eine Familie. Sie hatte sich von selbstgesuchten Linden blüten und Erdbeerblättern Tee bereitet, unter den auch Stengel von Tollkirchen geraten waren. Nach wenigen Stunden starb der 67 jährige Familienvater. Plauen. Infolge der verschärften Kontrolle konnten hier wieder 4 Ausländer, die in Plauen größere Waren mengen gekauft hatten, um sie über die Grenze zu schaffen, verhaftet «erde«.