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Roman von AlexanderRömer. 311 (Nachdruck verboten.) Lange, lange hatte es gedauert, 26 Jahre, von denen nur die paar letzten ihm Erfolg, gesicherte Stellung, ja Reichtum gebracht, den er, der ans Darben Gewöhnte, kaum achtete. Und nun war er hier — sein Traum erfüllte sich — da trat ste vor ihn hin, als er eben den Heimatboden betreten hatte — ste, das große, stolze, starte Weib, das — ahnungs los, wer er war — ihm alle die reichen Schätze ihres Her zens bot, das er jetzt hätte an sich reißen können — wenn sie nicht seines Vaters Tochter gewesen wäre! — Hohn des Schicksals I Sie stellte sich zwischen ihn und seinen Haß, fie —! Aber er war zusammengeschmiedet mit seinem Haß wie der Galeerensträfling mit seiner Kette — er konnte sich nicht mehr losreiben. Er kam eben von diesem Manne. Was als einziges Lebensziel, als fixe Idee ihm vorgeschwebt fett undenk lichen Zeiten, war nun reife Frucht geworden, zum Pflücken. Er hatte sie gekostet, sie war schal. Dieser alte Mann, gebrochen durch die Jahre, durch einen höheren Richter, als er war, der lange und bitter be reut hatte, -er mit seinem Herzen noch an den alten Erinne rungen litt, der hatte gutmachen wollen auf seine Weise — vor dessen Anblick schmolzen die alten, schweren, starken Ge fühle dahin. Da war nichts zum Greifen, da war nur Schwäche, an die man keinen Anspruch stellen, von der man sich nur achselzuckend abwenden konnte. Der alte Mann wo? gar nicht mehr zu treffen. Der Zorn war zu matter Verachtung verblaßt, der Haß, der fressende, zermalmende Haß war getötet. Wie eiskalter Hauch war es durch seine Glieder gegangen, das Lähmende, das Absterbende, das Auslöschende. Als ob das Mark aus seinen Knochen schwände — der Haß war ja das Mark seines Lebens gewesen. . ... - Er saß lange und grübelte finster vor sich hin. Dann sprang er aus. Eins blieb noch — seine Mission war noch nicht erfüllt. Es galt Rache zu nehmen an dem Schurken, der Schuld auf Schuld gehäuft hatte in allen diesen Jah ren. Er hielt ja die Beweise in Händen, die ihn ins Zucht haus lieferten. Ja — ins Zuchthaus — konnte das seine Rache kühlen? Drüben, ehe er die Heimat wiedergesehen, in der so viel neue Fäden sich um sejne Seele spannten, drüben hatte er keinen anderen Gedanken gehabt, als sich seine Rache selbst zu nehmen. Er streckte die Arme, die sehnigen Glieder, der war noch zu fassen, der! Vater und Mutter hatte er an ihm zu rächen. . Elftes Kapitel. F Im Konzerthause wurde das Men-elssohnsche Ora torium „Paulus" aufgeführt. Der weite Saal und seine Galerien waren dicht besetzt. Ilse Morbach saß in Begleitung ihrer Mutter unten im Saal in einer der vorderen Reihen. Ihr sonst so leben diges Gesicht trug einen ernsten, weichen Ausdruck. Ihre Seele wiegte sich auf den Klangwellen, ste lauschte voll Inbrunst, in einer feierlichen Stimmung, wie sie sie nicht von sich kannte. Mechanisch, ohne Bestimmtes zu erfassen, glitt ihr Auge während der Pause umher. Da zuckte sie plötzlich zusammen. Er stand da, in ge ringer Entfernung, seitwärts, an einen Pfeiler gelehnt. Ihre Augen trafen sich — und sie lächelten — beide. Wie weich waren heute seine Züge. Frau Geheimrat beugte sich zu ihrer Tochter. «Sie machte Bemerkungen über einige Bekannte, die sie unter dem Publikum entdeckte. „Die Frau Oberpräsident sagte mir vorhin, daß fie bestimmt auf dich rechnet bei dem Basar für das Krüppel heim. — Ilse! Hörst du eigentlich, du stehst völlig zer streut aus." Ilse nahm sich zusammen — ihre Gedanken waren weit, weit fort gewesen. - „Ja, Mama, ich höre. Der Basar langweilt mich un säglich. Die Sektbude hielt ich nun bereits drei Jahre hintereinander, da wäre es wirklich an der Zeit, daß daS Publikum einmal ein anderes Gesicht fände." „Ilse! Ich begreife dich nicht. Wer spielt denn so un verfroren auf sein vorgerücktes Alter an." „Ja, Mama, du weißt, ich emanzipiere mich immer vo« dem Herkömmlichen." Die Geheimrätin seufzte. „Freilich! Es ist traurig genug." Der zweite Teil begann. Die Unterhaltung hörte ruck. Ilse fühlte zwei Augen auf sich ruhen, ihre Archne«- samkeit war dahin, ihre Pulse flogen. Konnte sie ihn noch einmal sprechen — ste mußte es versuchen — sie ahnte jetzt vieles — nahe Bande verknüpf ten sie, und was sie empfand, bewegte auch ihn, — herüber und hinüber zogen die Fäden — konnten sie denn wieder von einander scheiden! Es schien ihr unmöglich, undenk bar — aber — was für Hoffnungen bot die MrkliOett? „Jerusalem! Jerusalem, die du tötest die Propheten,* tönte es an ihr Ohr. Eine grenzenlose Wehmut überkam sie — wie arm, wie klein, wie heuchlerisch und unrein war die Welt, in der sie lebte. Das Oratorium war zu Ende. Die Menschenmenge strömte den Ausgängen zu. Frau Geheimrat fürchtete das Gedränge, fie zog den Weißen Schal fester um die Schultern und blieb zögernd zurück. Rasch schob sich ein Keil zwischen sie und ihr« Toch ter, welche vorwärts geschritten war. Ein alter General gesellte sich zu der ängstlich dem Strom nachblickenden Dame, ste begrüßte erfreut den autmt Bekannten, sie traten in die jetzt leeren Sitzreihen zurück. „Ilse wird draußen auf mich warten," tröstete stch Frau Geheimrat, „sie ist ja immer wagehalsig, mir ist solch Schieben im Gewühl entsetzlich." lkilkmgen Rechen sowie alle Arten kord^sre« empfiehlt in großer Auswahl Walter Kretzschmar, Laula, Königsbrückerstr. 89. Neu eingetroffeu! UuMMMlhiM in verschiedenen Tonarten reichster Auswahl u. billigsten Preisen Herms»» fiWe, LuchhanMng. Zur Ausführung von k!»lz»««ge» kriesrnsze» etc. empfielt sich UklpouLvkv Lausa am Friedhof. WWü in guten Qualitäten und sehr reicher Auswahl 25/25 10/10 5/5 Bogen mit Umschläge im Paket empfiehlt Hermann biidle. 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