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Mir. ?!g. übel. NL V0N iuö Ly0 k HS r zroße rr re! e Geschäft r. !919. Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Die »Otiendorfer Zeitung" erscheint Diens- st tag, Donnerstag und Sonnabend. ft Bezugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, is bet Zustellung durch die Boten 2,— Mark. Im Kalle höherer Gewalt (Krieg od. sonst, il ngendwelcher Störungen des Betriebes der ll Aettung, der Lieferanten od. d. Beförderung;- u Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- U lpruch «ui Lieferung oder Nachlieferung der ft Zeitung ol>. auf Rückzahlung d. Bezugspreises, fj »rrMmer. ULmse Anzeigen - Preis : Die kleingespalteue Zell« oder deren Raum wird mit 26 Pfg., auf der ersten Seite mit 6V Pfg. berechn««. Anzeigen werden an den Erscheinmigstaaen bis spätestens vormittags 16 Uhr tu ik Geschäftsstelle erbeten. Jeder Anspruch aus Nachlaß erlischt, »nm der Anzsigen-Betrag durch Klag« etngiooen werde« muß oder *««m d«r Auftrag,«« in K»»k«r» gerät. ^ernsprech-Anschluß: Amt Dermsdorf b. Dr. Nr. 3j. Postscheck-Routo: Leipzig Nr. 29sH8. Lchriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Groß-VkriSa . — ..... - „ Nummer 9^ Mittwoch, den 13. August 19^9 ^8. Jahrgang I I»I !!!!>! I ! »WW « !! Neuestes vom Tage. — Aus Paris wird gemeldet: Hier eingelaufene Be richte besagen, daß in ganz Ungarn dre Bewaffnung anhält, Um d r rumän-schen Ucbermacht die Stirn, zu bieten. Die eingetroffenen alarmierten Nachrichten lassen die Furcht vor einem neuen Krieg in Ungarn begründet erscheinen. Die Ungarn werden wahrscheinlich alles mögliche tun, um die Rumänen von ihrem Boden zu vertreiben. Obwohl sie üfgenwärtig die stärkiie Truppe tu Ungarn bilden, glauben Re militärischen Sachverständigen in Paris doch, das sich das ungarische Heer mit den Bauern vereinigen wird, um Rnen Kleinkrieg zu beginnen, und daß ein Appell an den »Wüschen Patriotismus von großer Wirkung sein wird. Die Friedenskonferenz ist sehr erregt über die Lage, die unter Umständen sehr ernste Verwicklungen veranlassen lann. — Der Bürgermeister von Straßburg gibt bekannt, daß der Generalkommissar für Elsaß-Lothringen Millerand beschlossen habe, in besonderer Bekundung seines Wohl wollen« für die Elsässer die Auszeichnungen, die ihnen von den Deutschen während des Krieges für Treue und Tapfer- mt verliehen wurden, namentlich aas Eiserne Kreuz gegen Entsprechende französische Orden und Ehrenzeichen umzu- ^Uschen. — In den Dörfern der Rheinpfalz haben die Fran dsen angeordnet, daß die Bürgermeister dafür haften, daß ^ille Männer im Alter von 17 bis 33 Jahren ab- Wdern Die Brsüichtung, daß sie zwangsweise zum Wiederaufbau in Belgien und Nordsrankreich herangezogen Werden könnten, treibt viele dieser Männer von Haus und Hof. Sie gehen meist ins unbesetzte Deutschland, für das Ue eine neue Gefahr bilden infolge ihrer Heimats- und Meit-losigkeit. Die deutsche Regierung, so erwartet man, Wild eine Klarstellung von den verbündeten Mächten fordern, W der unzweideutig hervorgehen muß, daß die Franzosen sine Zwangsmaßnahmen in der befürchteten Weise verwirk lichen werden. Oertliches nnd Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, den (2. August pug. — Die am gestrigen Montag Abend stattgefundene AtMeinderat-sitzung wurde von Herrn Gemeinde-Vorstand Richter eröffnet mit der Mitteilung über die beim Amts- Aficht Radeberg erfolgten Besitzveränderungen im zweiten Vierteljahr. Mit den Kartoffeltieferungen für die hiesige Gemeinde wurde wiederum die Firma Kästner und Feldt in Mnsberg betraut. Die nachgesuchte Einbezirkung des Msterwohnhauses ist abgelehnt worden. Zu einer Mittwoch sw Hirsch stattfindenden öffentlichen Versammlung werden Re Gemeinderatsmitglieder besonders eingeladen. Ein Bau- Sesuch des Herrn Herold, Wohnhausbau betr., wird unter Rn üblichen Bedingungen genehmigt. Herr Postschaffner ^mme beabsichtigt bauliche Veränderungen vorzunehmen »Nd ersucht von der Stellung besonderer Bedingungen abzu- 'Hen Nach kurzer Aussprache wird Genehmigung erteilt, Unter der Bedingung auf jederzeitiges Verlangen des Ge- Weinderates Fußweg zu schaffen. Herr Fahrkartenausgeber Vöhme beabsichtigt von der Gemeinde an der Radebergerstraße swe Baustelle zu erwerben, was unter den üblichen Be engungen genehmigt wird. Der Verkauf des PfarrlehnS wud vom Landeskonsistorium unter dem Vorbehalt ge nehmigt, daß der Pmrrer bei Vergebung von Wohnungen Genehmigung zu erteilen habe. Nach Aussprache wird be gossen, daß Landeskonststorium zu ersuchen, von der Wellung dieses Passus abzusehen. Schornsteinfegermeister Kännel-Klotzsche bittet um Erhöhung der Kehrlöhne um Prozent, was Genehmigung findet. Der WohnungS- Alband Dresden-Land benötigt ein Darlehn von 500 000 die hiesige Sparkasse will sich mit 100000 Mark zu » Prozent beteiligen, auch wird der Ankauf von Sächsischen Kreditbriefen in Höhe von 50 000 Mk beschlossen. Ueber Eingabe de» Gewerbevereins und landwirtschaftlichen Greins, daß der Gemeindcrat um Beschaffung von Elektri- mät besorgt sein möge, teilt der Vorsitzende ergänzend mit: Gemeindevertretung hat bereits im Jahre 1914 die ^twendigkeit zur Einführung elektrischer Kraft anerkannt. unter Mitwirkung eines Sachverständigen eingeleiteten Erhandlungen hatten nach Beseitigung verschiedener Hinder- M — Gasvertrag — zum Abschluß eine» Vertrages ge- Uü, dessen Ausführung infolge des Krieges unterblieb, ^r Geme;nderat steht auch jetzt — nach Ankauf des Gas- "erkr — «och auf diesem Standpunkte und wird der Auf ¬ gabe nähertreten, sobald sich die Verhältnisse günstiger ge- it-ltet haben. Die jetzigen Preise für Knpserdraht. Zement masten, Elektromotore und Jnstallationsartikel lassen noch eine gewisse Zurückhaltung ratsam erscheinen. Die Gemeinde vertretung wird der Einführung elektrischer Kraft näher treten und mit einigen Werken unverbindlich Verhandlungen aufnehmen. Bis dahin wird sich auch die Entwicklung des Gaswerkes — Kapital 200000 Mk. — noch weiter festigen. Jedenfalls ist jede Ueberstürzung der Angelegenheit, die ein- «ehender Vorberatung bedarf, zu vermeiden. Zu prüfen sind die Fragen, ob die Gemeinde eine Konzession vergibt, oder ob sie als Großabnehmer auftritt und das Leitungs netz selbst baut. Es entwickelt sich in dieser Angelegenheit eine lebhafte Debatte, die sich für und gegen den vom Vor sitzenden vertretenen Standpunkt stellt. Herr Beger hatte sich in besonderer Weise um Auskunft bemüht, so war ihm u. a. vom Rödertalwerk mitgeteilt worden, daß auch dieses für dies Jahr noch Licht wie Kraft nach hier liefern könne und daß Material genügend zur Verfügung sei, eine Herab setzung der Preise für Materialien usw. aber auch für nächstes Jahr nicht zu erwarten wäre. Nach längerem Für und Wider wurde die Entschließung des Vorsitzenden angenommen und werden wir in Kürze Weiteres darüber hören. Infolge der gesteigerten Kohlenpreise und Unkosten tritt ab 1. August eine Gaspreiserhöhung von 12 Pfg. für den Kubikmeter ein. Das NaturalifationSgesuch des Herrn Emmerich Zlatnik wird vom Gemeinderat in wohlwollender Weise befürwortet. Hm auf geheime Sitzung. — Von den für die Amtshauptmannschaft Dresden- Neustadt aus die Zeit vom 3. bi» 30. August 1919 aus- gegebenen Nährmittelkarten werden beliefert: Abschnitt 16 oer gelben Karte mit 500 gr Kindergerstenmehl, Abschnitt 16 der roten Karte L mit 250 gr Grieß und 2 Würfel kochfertiger Suppe, Abschnitt 16 grünen Karte L mit 250 gr kochfertiger Suppe und 125 gr Kartoffelwalzmehl, Abschnitt 16 der blauen Karte v mit 250 gr Grieß. Die An meldung für diese Belieferung hat seitens der Verbraucher spätestens bis zum 14 August in einem Kleinhandelsgeschäft zu erfolgen. — Das sächsische Lebensmittelamt ist bei dem Reichs. ernährungSamt dahin dringend vorstellig geworden, schleunigst reichlichere Lebensmittel, besonders Kartoffeln, nach Sachsen gelangen zu lassen. Die Stimmung der Arbeiterbevölkerung gibt zu neuen Befürchtungen Anlaß. Die Chemnitzer Krawalle scheinen nur der Anfang zu weiteren Unruhen ge wesen zu sein. Man ist der Meinung, daß die Reichsver waltung die schlechten Ernährungsverhältniffe in Sachsen sehr unterschätzt, insbesondere auch unter den sächsischen Berg arbeitern. — Durch Verordnung der Reichsgetreidestelle vom 5. August 1919 ist die Selbstversorgerration bei Brotgetreide auf 12 Kilogramm und bei Gerste auf 5 Kilogramm her aufgefetzt worden. Diese Verordnung tritt vom 16. August ab in Kraft. Die Ration für Versorgungsberechtigte bleibt vorläufig unverändert. Auch der Zeitpunkt für die Herab setzung des Ausmahlungssatzes kann erst demnächst festgesetzt werden. — Wem gehört das überhängende Obst? In den Zeiten der Obstreife kommen nicht selten Streitigkeiten zwischen den Besitzern nachbarlicher Gärten vor über die Frage, wem die überhängenden und die abgefallenen Früchte gehören. Nach dem Gesetz gehören alle Früchte, die sich an einem Baum oder Sirauch befinden, dem Besitzer des Baumes, resp. demjenigen, der den Garten inne hat, auch dann wenn einzelne Zweige in das Nachbargrundstück Über hängen. Das möge man sich merken, denn gerade über diese Frage entsteht der meiste Streit- Der Nachbar hat also kein Recht, die überhängenden Früchte für sich zu pflücken, er hat aber durchaus nicht die Pflicht, dem Eigen tümer das Betreten seines Gebietes zu gestatten, damrt dieser von hier aus die überhängenden Früchte selbst ab- ernten kann. Kann der Eigentümer die Früchte nicht von seinem Grundstück aus erreichen, und verweigert ihm der Nachbar das Betreten seines Grundstückes, dann müssen die Früchte also wohl oder übel hängen bleiben! Fallen die Früchte jedoch, gleichviel ob reif oder unreif, vom Baume in das Nachburgrundstück herab, so hat nur der Nachbar ein Recht an diesen Flüchten und der eigentliche Besitzer des Baumes kann keinerlei Ansprüche auf Heraus gabe oder Entschädigung geltend machen! Also kurz gesagt: Alle noch hängende Früchte gehören dem Besitzer des Baumes, alle herabgesallenen Früchte demjenigen, in dessen Grund« stück sie herabgefallen sind. Ueberhängende Zweige darf der Nachbar nicht ohne weiteres beseitigen, auch dann nicht, wenn die Zweige seinen eigenen Garten, z. B. durch Be schatten darunter befindlicher Beete, beeinträchtigen. Er muß vielmehr den Nachbar auffordern, die Zweige zu be seitigen, ehe er Selbsthilfe anwenden darf, und zwar muß er ihm eine „angemessene" Frist stellen. Diese kann sich unter Umständen bis zum Herbst hinziehen, bis zur Zeit der Verpflanzung, weil der Besitzer das Recht behalten muß, oen ganzen Baum zu verpflanzen, um alle Zweige zu er halten. Ein Baum aber läßt sich nicht zu jeder Zeit um pflanzen. -- Bestimmungen für die Viehzählung. Bekanntlich findet am 1. September 1919 eine vierteljährliche kleine Viehzählung statt, die sich nach einer Verordnung des Wirt schaftsministeriums wiederum aus Pferde (ohne Militärpferde) Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh, zahme Kaninchen uns die Arbeitsverwendung der Pferde er streckt. In den bezirksfreien Städten erfolgt die Aufnahme wie bisher, mittels Zählkarten, in den übrigen Städten und Landgemeinden einschließlich der zugehörigen Gutsbe zirke durch Ortslisten. Mit der Viehzählung ist zugleich eine Schätzung des Lebendgewichtes der Rinder und Schweine vorzunehmen. Bei dieser Schätzung ist dieses Mal nicht das Gesanitlebendgewicht der Tiere jedes einzelnen Gehöft getrennt anzugeben, sondern es ist für die Gemeinde da« Durchschnittsgewicht eines Tieres der einzelnen Alters- und Gefchlechtklaffen zu berechnen. Jede Gemeinde hat wieder um — zugleich für Gutsbezirke — einen Ortsausschuß zu bilden, der die Schätzung der Rinder und Schweine vorzu nehmen hat. Der Ortsausschuß, in den mit der Schätzung von Viehstücken vertraute Personen zu wählen find, hat am Zähltag die Ställe zu begehen und sich bei der Besichtigung von der Schwere der Tiere zu überzeugen. Für jede Tier gattung und Abteilung, von der bet der Viehzählung Tiere in der Gemeinde ermittelt worden sind, ist ein Durchschnitts- gewicht in Vordruck 4 anzugeben. Die Anweisung auf den Echebungsvordrucken ist genau zu befolgen- DreSden. Die streikenden Gärtner und Gärtnerei, arbeiter haben am Montag früh die Arbeit wieder aus genommen. Mittweida Eine Kundgebung der Arbeitslosen erfolgte Sonnabend vormittag vor dem Rathause; hier hatten sich mehrere Hundert Personen eiugefunden, darunter auch viele Frauen. Es fanden zwischen Stadtrat Dr. Marcus und Assessor Dr. Kieß und der Abordnung Verhandlungen statt. Während der Besprechung war auf dem Bahnhof eine 32 Mann starke Abteilung Reichswehrtruppen einge troffen, nicht aber, wie fälschlicherweise von der Menge an genommen wurde, um das Rathaus zu besetzen, sondern al» Quartiermacher für durchziehende Truppen. Die Soldaten wurden von der erregten Menge zur Waffenabgabe genötigt, worauf sie sich wieder zum Bahnhof begeben durften. Chemnitz. Am Montag früh fand im kaufmänn- ischen Vereinshaus eine Versammlung der Vertrauens männer der hiesigen industriellen Betriebe statt, in der die Kommission, die mit der Regierung verhandelt hat, Bericht erstattete. Es wurde u. a. mitgeteilt, daß der verschärfte Belagerungszustand aufgehoben worden ist. Die Ver- fammlung erklärte sich mit den getroffenen Abmachungen der Kommission mit der Regierung einverstanden und ging, da man zunächst eine abwartende Haltung einzunehmen ge denkt, ohne einen Beschluß zu fassen, auseinander. Wie der Arbeiterrat für den Jndustriebezirk Chemnitz mitteilt, wird in allen Betrieben gearbeitet. Zittau. Eine schwere Bluttat hat sich gestern morgen in der siebenten Stunde hier im Hause Rietfchelstraße 1 zugetragen. Dort verletzte der 50 Jahre alte Landwirt und Arbeiter Anton Emil Bauh aus Weinböhla seine hier unter ihrem Mädchennamen wohnende 41 Jahre alte Frau Maria Elisabeth geborene Mätig durch Messerstiche schwer, lötete daun sein »/. Jahr altes Kind, ein Mädchen und verübte Selbstmord, indem er sich einen Stich in den Hdls beibrachte. Die Eheleute waren seit Sommer 191» ver heiratet, lebten jetzt aber getrennt, da der Mann für die Familie nicht sorgte. Barth kam am Sonntag von Wein böhla hier an und verlangte, daß seine Frau wieder mit ihm zufammenziehe. Die Frau lehnte die» aber mit Ent schiedenheit ab. Im Laufe eines Streites hierüber kam e» zu der Bluttat. Die Verletzungen der Frau sind schwer, doch voraussichtlich nicht lebensgefährlich.