Volltext Seite (XML)
KOk-l^d» VL>d» 42! (Nachdruck verboten.) Ani A' fuhr d^Nn der gnädige Herr nach Gosserow hinüber. (L. hac.e e.st noch mit Ihnen gespielt, und als Sie dann zil Bett gebracht worden waren, verabschiedete er sich zärtlich von Ihnen. Auch die gnädige Frau herzte und küßte Sie noch einmal und ging mit dem gnädigen Herrn bis zum Wagens Er fuhr ganz allein in dem neuen Sandschneider und ich sah noch, wie er in seine Brusttasche fühlte, ob er seinen Revolver bei sich hatte. In jener Zeit trieb sich nämlich eine Zigeunerbande in der Gegend um her und machte sie unsicher. Deshalb trug der Herr stets eine Waffe bei sich, wenn er allein ausritt oder fuhr. Zärtlich hatte der gnädige Herr von der gnädigen Frau Abschied genommen. Dann fuhr er davon. Die gnädige Frau ließ sich nun ein bequemes Haus kleid überwerfen, dann ging sie in ihr Zimmer an ihren Schreibtisch. Ich hatte noch etwas mit ihr zu besprechen. Später sah sie noch einmal nach Ihnen, weil Ihre Wärterin Zahnweh hatte und von ihr zu Bett geschickt worden war. Die Domestiken hatten sich auch schon auf ihre Zimmer im Souterrain zurückgezogen. Es war ein heißer, schwüler Abend. Ich hatte noch einiges mit meinem Verlobten zu be sprechen, und wir trafen uns draußen vor dem Hause. Als ich über die Veranda ging, sah ich, daß die gnädige Frau in ihrem Boudoir auf dem Diwan lag und las. Die Tür nach der Veranda stand weit offen. Ich freute mich im Vorüoergehcn über das hübsche Bild. Un gefähr zehn Minnien oder eine Viertelstunde sprach ich mit meinem Verlobte^ dann verabschiedeten wir uns. Er wohnte im Verwalicrhause und ich ging ins Haus zurück. Wieder ging ich an der offenen Tür vorüber und sah lächernd auf die gnädige Frau. Sie lag noch immer nuf dem wiwan und las. In der Halle saß noch ein Diener, der den gnädigen Herrn erwarten sollte. Er schlief in einer Ecke und hörte mich nicht. Da schloß ich die Tür ab. Der gnädige Herr mochte lieber klingeln, wenn er heimkam. Dann ging auch ich in mein Zimmer und nahm noch eine Näharbeit vor, denn meine Aussteuer sollte bald fertig werden. ' Ganz still war eS tm Hause. Die Fenster meines Zimmers gingen nach dem Hofe hinaus. Und wie ich nun so sitze und nähe, da schrecke ich plötzlich empor. Ganz deutlich hatte ich einen Schuß vernommen. Ich sprang auf und lauschte. Und dann mußte ich plötzlich an die offene Verandatür zum Zimmer der gnädigen Frau denken. Ich wußte nicht, wie ich auf den Gedanken kam. Aber eine unerklärliche Angst trieb mich zur Tür. Als ich die selbe öffnete und hinauslauschte, hörte ich neben mir eine Tür gehen. Eine der Mägde steckte verschlafen den Kopf heraus. Als sie mich erblickte, fragte sie, ob ich auch ge hört hätte, daß geschossen worden sei. Ehe ich antworten konnte, ertönte wieder ein Schuß und gleich dahinter noch einer. Nun wurde es lebendig im Hause. Türen gingen auf und Stimmen wurden laut. Ich aber rannte plötz lich wie sinnlos vor Angst in das Zimmer, wo ich die 'gnädige Frau zuletzt gesehen. Mit mir zugleich drangen über die Veranda mein Mann und einige Knechte in Vas Zimmer. Und da standen wir und starrten entsetzt auf ein furchtbares Bild. Auf dem Diwan lag, mit durch schossener Brust, tot und starr unsere gnädige Frau und über sie hinweg, ebenfalls bereits tot, der gnädige Herr. Auf dem Fußboden aber lag Herr von Brockhoff, den wir erst auch für tot hielten. Aber er lebte noch. Was nun geschah — darüber kann ich nicht genau be richten. Ich war wie von Sinnen und weinte, herz zerbrechend. Nur das Weitz ich noch ganz genau, daß Sic, wohl durch die Schüsse erschreckt, aus ihrem Bettchcn ge klettert waren und plötzlich in Ihrem weißen Nachüleiv- chen mitten unter uns standen und sich weinend über die toten Eltern warfen. Mein Mann nahm Sie auf den Arm und gab Sie der herbeigeeilten Wärterin. Er allein behielt den Kopf oben in Vieser fürchterlichen Zeit. Alle Leute trieb er aus dem Zimmer und schickte nach Gosserolv zu dem Arzt und zur Polizei. Die ganze Nacht wurde nicht Ruhe. Arzt und Polizei waren gekommen, auch Herr von Gerlach, der Vater des jetzigen jungen Herrn von Gerlachsheim. Es ging drunter und drüber. Unsere gnädige Herrschaft war tot. Herr von Brock hoff aber lebte noch. Und er bestätigte dann, was die Herren vom Gericht schon herausgefunden hatten, daß unser gnädiger Herr dazu kommen war, als er Frau von Glossow umarmt hatte. Er habe dann erst zwei Schüsse auf ihn und Frau von Glossow abgegeben und habe sich dann selbst erschossen. Ich denke mir nun, es ist so gewesen: Herr von Brock hoff hat den gnädigen Herrn unter einem Vorwand fort gelockt und hat sich dann, als hier alles zur Ruhe gegangen war, über die Veranda in das Zimmer der gnädigen Frau geschlichen. Er wird sie wieder mit seinen Liebes anträgen belästigt haben und hat sie Wohl in seine Arme gerissen. Dann ist unser gnädiger Herr gekommen. Er hat in seinem jähen Zorn sicher auf Herrn von Brockhoff geschossen. Vielleicht hat sich nun die gnädige Frau ent setzt aufgerichtet und ist statt des Herrn von Brockhoff ge troffen worden. Als das der- gnädige Herr gesehen, hat ihn wohl vollends die Verzweiflung gepackt, und er hat nun erst Herrn von Brockhoff, dann sich selbst erschossen. Daß unser gnädiger Herr an die Schuld seiner Gemahlin glaubte, halte ich für unmöglich, trotzdem Herr von Brock hoff das ausgesagt hat, als er später wieder zu sich ge kommen ist. Herr von Brockhoff hat wohl vor Schrecken selbst nicht mehr genau gewußt, wie sich das alles ab spielte, als er sah, was für Unheil seine Leidenschaft für die arme gnädige Frau angerichtet hat. Er ist dann, als er geheilt war, aus der Gegend ver schwunden, ich glaube, er ist nach dem Ausland gegangen, denn die Sache hat viel Staub ansgewirbelt. Ihr Herr Onkel kam dann und nahm Sie mit fort und hier wurde es still und einsam. — (Fortsetzung folgt.) AraMöriese Käsen-, Kani«-, Ziegen-, Auchs-, Marder-, Iltis- und Maulwurfs - Aelle Schafwolle u. Roßhaare kauft zu höchsten Tagespreisen JeLeinkaufszentrate Dresden-A. Hrunaer Straße 22 I. Bahnfahrt wird vergütet. Mjslir; - Urie« mxsiM in nieder ikrmdl üuGiMMng Kenn. Mle. Neujchs-Glllck«iO-Ab!ös>lis. Auch dieses Jahr wird Gelegenheit ge boten die Neujahrsglückwünsche zum Besten der hiesigen Gemeindediakonie abzulösen. Jugend liche Boten werden in diesen Tagen vorsprechen, um Spenden entgegenzunehmen. Wer mindestens 50 Mark zahlt, kann verlangen, daß sein Name im allgemeinen Neujahrswunsch veröffentlicht wird. Zer Hemeindediakonieauslchuß. AZ LssLZiM AZM zahle für gebiiMelte Leitungen LuMpen M kisen nntl Metalle aller Art. Telefon Amt Hermsdorf Nr. 74. I . I I I« dkl Nimmt > unseres Blattes, die am 30. Dezember nachmittags zur Ausgabe gelangt, er scheinen auch dieses Jahr wieder die I Ncnjchs-Mkniik Wir bitten, diese Inserate recht bald spätestens aber bis Sonnabend vor mittag l0 Uhr an uns gelangen zu W lassen, andernfalls wir für die Auf- - nähme in dieser Nummer dann nicht garantieren können. W 8 Hochachtungsvoll „GttkMstt Zkitimg." ß WWWWWlWWUN!W»!I!!W!W!W>^W!WWW MMMZSM GZM! Wer über die Vorgänge in der Heimat unterrichtet sein will, der bestelle bei der Post den oberMWeu Asnckrrr Sie Weste »na del weitem verbreitetste Lager Ltg. gar bewährteste Unreigenblatt Vberschiesienr. Wer Personal oder Stellung sucht, etwas kaufen oder verkaufen will, wer Geschäftsverbindungen im kauf kräftigen Oberschlesien anknüpfen will erreicht dieses am schnellsten durch eine Anzeige rm Wanderer. Zur Zeit werden von vielen Leuten, die das polnisch werdende Gebiet verlassen wollen, neue Existenzen im Reiche gesucht. Wer sein Grundstück, Geschäft, Fabrik, Gastwirtschaft oder Gut verkaufen will, erreicht dies mit verblüff, «dem Krjolg durch eiue Anzeige im „Wanderer", Hleiwitz. üellanmmawuttg. Srttetlr Ser staut suchung bei mir, werilen nicht icv uns meine Dritten Söbne ait viebe verttächligtsonaem mein Sobn tter im Vrttteii eunneitaorf verbeiraiet ist. Lei weiteren ver- üächtigungen werüe ich gerichtlich vorgeben. Kuguite Mger. vor» 43) tNachürucc oerbotsntt So, gnädiges Fräulein, das ist alles, was ich weiß. Meine Hand lege ich ins Feuer, daß meine gnädige Frau -chuldlos war, und daß der gnädige Herr nicht gewußt Lat, was er tat in jener unglückseligen Stunde. Sein jähes, rasches Blut hat ihn fortgerissen, unv ungtücklicber- weise hatte er einen Revolver bei sich. Sonst wäre es nicht jo weit gekommen." Sanna hatte atemlos diesem Bericht gelauscht. Ihre tiugen hingen an dem Gesicht der Verwalterin, als müsse sie ihr jedes Wort ablesen, noch ehe es ausgesprochen war. Nun faßte sie ihre Hände und drückte sie fest zwischen Len ihren im Übermaß des Empfindens. „Liebe, gute Frau Verwalter, wenn Sie ahnten, was Sie mir für eine Wohltat erwiesen haben. Nun sehe ich doch, meine armen Ettern in einem andern Lichte als bis her. Ich hörte sie nur immer schmähen, und mir ist dabei vor Scham und Herzeleid ganz elend zumute gewesen. Nun sehe ich doch klar, daß, was auch geschehen sein mag, nur ein unseliges Verhängnis das furchtbare Drama peraufbeschwor, das meine Eltern vernichtet hat, und das; meine Eltern trotzdem gute und edle Menschen waren. Run will ich nicht mehr murren über den Makel, der meinem Namen anhastet, ich will ihn wie ein Unglück tragen, nicht wie eine Schuld meiner Eltern. Und wenn jiey die Menschen in Verachtung von mir wenden, soll es mir ein Trost sein, daß nicht nur ich, sondern auch meine Eltern schuldlos leiden mußten." „Oh, mein liebes, gnädiges Fräulein, .wer soll sich mit Verachtung von Ihnen wenden? Für Sie kann doch jeder Mensch nur inmgeS Mi-leid empfinden," sagte die Verwalterin warm und herzlich. Sanna lächelte bitter. „Das glanbdn Sie mtt Ihrem guten, ehrlichen Herzen. Ich aber weiß es le.dcr besser. Die Menschen urteilen mir nach dem Schein. Sie verdammen meine Eltern und lassen mich daran teilnehmen. Meine Mutter wurde für schuldig gehalten, trotzdem Sie mit Ihrer Überzeugung für ihre Unschuld eintraten. Und jener Herr von Brock hoff, der all das Leid über uns brachte, der ist auch noch schlecht genug gewesen, nicht für die Unschuld meiner Mutter einzutreten, trotzdem er doch am besten wissen mußte, daß sie unschuldig war." „Ja, gnädiges Fräulein, das habe ich Herrn von Brockhoff ins Gesicht gesagt, als ich ihn das letztemal ge sehen habe. Wir hatten noch eine letzte Aussage vor Ge richt. Und da hat er mich mit seinen schwarzen Augen angesehen — ich vergesse diesen Blick niemals. Es lag ein Ausdruck darin, als wenn alle Qualen der Hölle in ihm lobten. Vielleicht gab er nur darum nicht der Wahrheit die Ehre, weil er dann jedem anständigen Menschen noch verachtenswerter erschienen wäre. So ließ er lieber die Menschen an die Schuld der Frau glauben, die er mit sei nen Anträgen nur gequält und gepeinigt hatte. Nun —- der liebe Gott wird ihn schon dafür gestraft haben." Sanna hob seufzend die Hand. „Ich mag keinem Menschen etwas Schlechtes wünschen — auch diesem Manne nicht. Wer weiß, wie es in ihm aussah in jener Zeit." „Gut jedenfalls nicht. Elend genug hat er ausge- sehen." Sanna schauerte zusammen. „Wie schwer machen die Menschen einander das Leben," sagte sie mit gepreßter Stimme. Und sie mußte an Gregor von Rehling denken. Wer hätte wohl an ihre Unschuld geglaubt, wenn zufällig ein Mensch in ihr Zimmer getreten wäre in jenem Moment, da sie vor Schreck gelähmt in Gregors Armen gelegen hatte. Vielleicht war ihre Mutter in einer ähnlichen Lage gewesen an jenem schrecklichen Abend. Vielleicht war Herr von Brockhoff bei ihr eingedrungen und hatte die vor Schreck Fassungslose in seine Arnie gerissen. Dazu war dann ihr Vater gekommen. Entweder hatte er nun an die Schuld der Gattin und des Freundes geglaubt, oder er sah die geliebte Frau von dem falschen Freunde bedroht. In beiden Fällen war es verständlich, wenn er die bereit- steckende Schußwaffe hcrvorgezogen und abgeseuert hatte, von jähem Zorn übermannt. Wer wollte ihn darob ver dammen und richten? Sanna empfand in dieser Stunde im tiefsten Herzen eine Erlösung in dem Gedanken, daß sie ihre Eltern lieben durfte und sich ihrer nicht zu schämen brauch e. „Arme Mutter — armer Vater," dachte sie erschauernd vor namenlosem Mitleid. Die Verwalterin sah voll herzlicher Teilnahme in das blasse, junge Gesicht. Es wollte ihr scheinen, als gleiche Sanna ihrer Mutter sehr. Nur die Augen hatte sie von dem Vater. „Seien Sie nur unverzagt, gnädiges Fräulein, und kümmern Sie sich nicht um das Urteil gedankenloser Men schen. Hier schlagen Ihnen lauter treue Herzen entgegen. Die Leute, die aus jener Zeit noch in Glossow sind, haben alle der gnädigen Herrschaft ein gutes Andenken bewahrt. Und sonst brauchen Sie auch nicht in Sorge zu sein. Wer Sie kennen lernt, wird Sie lieb gewinnen und nichts ent gelten lassen," tröstete sie. Sanna strich sich über die Stirn. „Sie sagten, Herrn von Gerlachs Vater sei auch in jener Nacht herbeigeeilt. Er war der Freund meines Vaters, — glaubte auch er an die Schuld meiner Eltern?" „Nein, gnädiges Fräulein. Der Vater und auch die Mutter des Herrn von Eeilach erklärten ganz energisch, daß sie meinen Worten glaubten." „Und der junge Herr von Gerlach selbst — wie steht der zu dieser Angelegenheit?" „Sicher ist er der Ansicht seiner verstorbenen Eltern. Damals war er ja freilich noch ein sehr junger Herr und war nachdem jahrelang nur selten vaheim, bis er nach dem Tode seines Vaters Gerlachsheim übernahm und als Offi zier den Abschied nahm. Seither haben wir nur wenig mit ihm über alte Zeiten gesprochen. Mein Mann unter hält sich ja wohl mal länger mit ihm, aber meist von ge schäftlichen Dingen. Nach Ihnen hat er freilich immer eiit- mal gefragt. Und er wird Ihnen ganz sicher nichts ent gelten lassen, denn er ist ein sehr guter, gerechter Herr." (Fortsetzung jolgl.) Siyntmi r Mit