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DK,<71t«d«srr «sch«i-t Mro»- k», D-mnrstag >mS Sommbrnd. B«»»g»»Pr«i»: Monatlich j> Wart, d«i J^Mmrg durch dir Bote» Wark. Z» F«2« HLHerrr Gemalt <Krie, »K. soaA. k-e»»«lch« Störung«» d« Betrieb ee der 80ks»tz, der Steferanteu od. L. BrsSrdermtgo- hat der Berkher k«iae» B»- ssoech a»<ri«^»g »der NaÄtleteM« der oö»m>»» »>fVI<KZiihl»»Wd.B»^Mprels«» Amtlicher Teil. voimerrt-g, aen rr. vrz, abenck! r übr öttenllirdr kememaeral;-Sitzung im Sitzungszimmer de» Rathauses. Tagesordnung ist am Amtsbrett im Rathause an- geschlagen. Httenöorf-Hkriika, den 27. Dezember 1922. Der Gemeindevorstand. Die Auszahlung der Leuerungrzuschüsse an Kriegshinterbliebene und Sozial rentner für Januar 1923 erfolgt Areitag, de« 29. Aezemöer dss As. nach«, von 3 bl» b Uhr im Gemeindekassenzimmer de« Rathauses. Httendorf-HLrill«, am 23. Dezember 1922. Der Gemeindevorstand. Steuerbücher 1923 betr. E» werden alle am 10. Oktober 1922 hier wohnhaften Arbeitnehmer (mit Ausnahme der z. Zt. in den Betrieben der Firmen Walther öc Söhne, Schsifl L Sohn und Jul. Werthschütz) ausgefordert, die Steuerbücher fürs Jahr 1923 bi» spateste«- 30. AezemSer dss. As. in der hiesigen Steuerkasse während der geordneten Kaffen- stunden (nachm von V» 3 bi» */, 6 Uhr) zu entnehmen. Hierbei wird darauf aufmerksam gemacht, daß Anträge auf Ermäßigung de» Steuerabzuges wegen der Unterhaltung mittelloser Angehöriger umgehend beim Finanzamt Radeberg zu stellen sind. Weist der Arbeitnehmer vor Ablauf des ersten Kalender vierteljahres (31. 3. 1923) nach, daß die Zahl der zu seinem Haushalte gehörigen Personen (minderjährige Kinder und mittellose Angehörige) um wenigstens zwei größer geworden ist, al« im Steuerbuch angegeben, so kann eine entsprechende Aenderung im Steuerbuche durch die Gemeindebehörde vor- genommeu werden. Die Ermäßigung für die neu Hinzuge- kommeueu Personen tritt bei der ersten Lohnzahlung im zweiten Kalenderviertcljahr in Kraft. Wegen der Anträge bezüglich der Erhöhung des Abzugs für Werduugekoften übers festgesetzte Maß ergeht noch be sondere Bekanntmachung. Htteudorf-HLrilla, den 22. Dezember 1922. Der Gemeindevorstand. Meie-Verteilung. für diejenigen Landwirte, welche das 1. Drittel des Umlage- getretde« bis Ende Oktober ds». Js adgelteferr halten, Sonntag, dm 31. Dezember 1922, vor« 8 Mr bei Hern Ernst Zumpe. Httmdors-HLrista, den 26. Dezember 1922. Der Gemeiudevorstaud. «artoffetbezug. Hierdurch werden dre Karloff erb zieher, welche mit der Bezahlung (festgesetzter Preis 620 Mart pro Zentner) noch im Rückstaus find, UtztmaUch ausge,ordert, die Reste sofort und späteste«» vis 4. Ai««ör 1923 au di« Gememdetass« abzufüyreu. Nach Fristablauf wird zwangiweise Beitreibung erfolgen, da die Gemeinde dringend flüfstger Mittel bedarf. chUmdorf-Hkritk«, am 22. Dezember 1922. Der Grmrindevorstand. Fahrräder - Beleuchtung. Immer wieder muß die Wahrnehmung gemacht werden, daß Radfahrer bei völliger Dunkelheit ohne Beleuchtung des Fahrrades fahren und dadurch sich und die Straßeupassanlen der größten Gefahr aussetzen. Die Poltzeibeamteu find erneut angewiesen worden, ohne Licht fahrende Radfahrer ohne Nachsicht anzuhalten und zur Anzeige zu bringen. Httmdorf-Hkrilla, am 21. Dezember 1922. Der Gemeiudevorstand. Spareinlagen -Zinsfuß. Vom 1. Januar 1923 ab werden die Sparkassen- Einlaaen mit 4°/g verzinst. Httmdorf-Hkrissa, am 27. Dezember 1922 Der Gemeiudevorstand. Manntmsämng. Den Angehörigen der Kirchgemeinde wird dringend em pfohlen, zweck« Bestreitung der Beqräbniskosten und der besseren Versorgung ihrer Hinterbliebenen die bestehenden Lebensversicherungen zeitgemäß zu erhöhen oder neue abzu- schließen. Da» Pfarramt iS bereit, Anträge für die gemeinnützige Leben«versich-rung»anstalt der Sparkassen im Freistaat Sachten entgegemunebmen und Auskunft zu erteilen. Httmdorf-Hkrilla, den 27. Dezember 1922. Der Kirchenvorstaud. OertlicheS uud Sächsische». Vttind.rs^vkEa, den 27. Dezember <922. — Hering« gegen ZeitungSpopier. Eine Fischwaren- Großbandlung in Leipzig bietet in Anzeigen der Tageblätter drei Plund Vellherinae, drei feine Souergurken und ein halbe« Pfund Heringsmilch oder drei Pfund prima Schell fisch und zwei Pfund Sauerkraut für 10 Pfund Zeitungspapier! — Dabei giebt es immer noch Menschen, die da behaupten, das ZeitungSa'oonnement stelle eine un produktive Ausgabe dar. Pirna. Vermißt wird seit dem 6. Dezember der Lehrer Mai aus Dohma. Mai, der erst vor kurzem von Thüringen nach Dohma gekommen war, war am Abend des- selben Tages noch in einem Restaurant, das er in völligen nüchternem Zustand unter der Angabe verließ, nach Hause gehen zu wollen. Da er dort nicht etngetroffen ist, muß an genommen werden, daß Mai insolöe mangelnder Ortskennt nis und insolge der Dunkelheit einen falschen Weg ringe- schlagen hat und verunglückt ist. Löbau. Schwer verunglückt ist auf dem hiesigen Bahnhofe der Handelsmann Schmidt aus Dresden, der am Freitag beim Aufspringell auf den fahrenden Zug unter diesen geriet. Dem Manne wurde der linke Unterschenkel fast vollständig abgefahren. Bautzen. In einer Wohnung die ihren Inhaber wechselte, war bei Arbeiten an der Gasleitung eine größere M-nge Gas ausgeströmt. Als der Inhaber der Wohnung diese mit Licht betrat, erfolgte eine heftige Explosion die großen Schaden in der Wohnung anrichtete. Geising. In der Gegend von Geifing find in den Monaten September, Oktober und November Werte im Be trage von etwa 50 Millionen Mark und 25000 Kronen be schlagnahmt worden, die von Personen hinterlegt werden mußten, welche versucht hatten, waren über die Grenze zu schmuageln oder die G enze ohne Piß zu überschreiten. Lieben magere Jahre. Das verarmte Deutschland. Es find jetzt gerade sieben Jahre vergangen, seit der Mangel Einzug gehalten hat in Deutschlands ehedem üppigen Gefilden. Im Frühwinter 1915 war es als nach fünfviertel- jähriger KriegSdauer die ersten empfindlichen Lebensmittel nöte begannen. Am 27. November 1915 gab es zum ersten Male seit hundert Jahren keine Butter zu kaufen, und zwei Monate später wurden — mit Hilfe eines wohlvusgeklügelten Systems von Bezugscheinen — dis wollenen Unterhosen und die warmen Strümpfe rationiert. Wieder zwei Monate später waren wir zu Ende mit unseren Fleischtöpfen; man darf also wohl sagen, daß in jenem Winter die sieben mageren Jahre begonnen haben, von deren biblischen Zahl uns kein Tag geschenkt worden ist. Ob sie nunmehr von sieben fetten Jahren abgelöst werden, wissen wir nicht; denn wir find nicht prophetisch veranlagt. Jedenfalls braucht man an den jüngsten Dollarsturz dieserhalb noch keine allzu überschweng lichen Hoffnungen zu knüpfen; denn die durch ihn heroorge- rufene Fettverbtlligung bietet keinerlei Gewähr dafür, daß die sieben mageren Jahre nun wirklich überwunden find. Aber nicht der nackte Mangel allein ist er, der uns in diesen sieben langen Jahren zermürbt hat. Kaum minder niederdrückend ist dar Bewußtsein, daß man heute, da es wieder so ziemltch alle« zu kaufen gibt, selbst für unmensch ¬ lich schweres Geld nur Ware erhält, die nicht mit der zu vergleichen ist, die man in früheren Zeiten zu kaufen ge- wohnt war. Soyenannte „Prima-Qualitäten" wie der Kauf- nann sagt, kann sich heutzutage in Deutschland nur der Edelvalutarier leisten; der Deutsche muß zufrieden sein, wenn er für seine Hundert- und Tausendmarkscheine überhaupt etwas bekommt, und er nimmt, was ihm ehemals zu kaufen nicht im Traum eingefallen wäre, weil er damals mit Recht Wert darauf legte, gute Waren von einwandfreier Beschaffen- -eit zu erstehen. Mehrfach hatte man in den letzten Monaten Gelegenheit, in Geschäften bei der Bedienung von Ausländern den stummen Beobachter zu spielen, und wird es einem wiederholt ausgefallen sein, wie von den Verkäufern als besondere Empfehlung der Güte des betreffenden Gegen- lande« die Redensart gebraucht wurde: „Da» kann ein Deutscher überhaupt nicht kaufen." Dabei hatte e» sich durch aus nicht um ausgesprochene Luxusartikel, sonderu nur um erlesene Qualitäten von Gebrauchsgegenständen gehandelt. Dieser harte Zwang, Waren von geringer Güte und Beschaffenheit kaufen zu müssen, weil Bessere« einfach uner- schwtnglich ist, macht sich auf allen Gebieten de« täglichen Leben« geltend, vom schwer verdaulichen Markeubrot ange- sangen durch die ganze Skala der unerläßlichen Anforderungen de» Daseins hindurch. Wie viele Mütter können für ihre Lieblinge die Rilchpreise nicht mehr erschwingen; wer kann in diesen Zeiten auch nur annähernd noch seinen Haushalt wie in Friedeustagen führen! Die Hausfrüu richtet ihren Küchenzettel längst nicht mehr nach den Wünschen der Familienmitglied-r, sondern ausschlrcßl.ch nach den Preisen der einzelnen Lebensmittel ein, und auf dem Lisch, auf dem einstmals die Teebutter nicht hätte fehlen dürfen, bildet Margarine jetzt einen schwer erschwinglichen Luxus. Man braucht nur mit kritischen Augen die Auslagen der Geschäfte zu mustern, um zu sehen, wohin wir gekommen sind. Die selbstverständlichsten Dinge find heute zu kostbaren Genüssen und Leckerbissen geworden; Speck z. B. ist eine fast uner schwingliche Delikatesse; Kaffee, der früher in allen Handels marken vom billigsten Santo« bis zu den erlesenen mittel amerikanischen Sorten wie Guatemala uud Costarica überall zu haben war, wird heute nur noch in den geringsten Sorten geführt; e« ist nicht mehr möglich, die seinen Marken zu importieren — niemand kann sie mehr bezahlen. Die großen Modewarengeschäfte, die heute noch al» tonangebend gellen, und in denen man dereinst Brettschwanz-, Zobel- und Per- stanerpelze sah, müssen Sealkantumäntrl in den Vordergrund rücken; denn auch diese« sealartig gefärbte Kaninchenfell ist sitzt schon ein kaum zu erschwingender Luxus. Firmen, die es früher unter ihrer Würde gehalten hätten, Surrogate anzupretseu, verkaufen heute wett mehr Krawatten aus Kunst seide, al« au« wirklicher Seide, die als AuSlaudSware er- schreckende Preise bedingt. Aber wir find arm und tragen Kunstseide die ein Zelluloseprodukt ist. Wir haben uns in diesen langen sieben mageren Jahren bescheiden gelernt, und wir haben beinahe vergessen, daß es einmal anders gewesen ist in Deutschland. Wir horchen erst auf, wenn einmal jemand im Ausland gewesen ist und, wieder daheim, berichtet, daß dort alles ebenso reichlich, üppig und billig ist wie nur je zuvor. Wir aber find Bettler ge- worden und müssen uns mit den schäbigen Abfällen von den reich besetzten Tischen der Anderen begnügen. Für Deutschland ist heute auf allen Gebieten de» Handel« dar Schlechte gerade gut genug; selbst da« können wir kaum be- zahlen; sei es der fadenscheinige Stoff den man früher nicht am Leibe geduldet hätte, fei e» die mit schwerem Geld aus gewogene Uckermärker, die man heute al« Havanna-Ersatz raucht. „Teuer, wenig und schlecht" — da« ist die Devise, unter der der Deutsche in diesen Zeiten zu kauseu genötigt ist. Und er wird von den allzu vielen Volksgenossen, die sich über die dringendsten Notwendigkeiten hinaus über haupt nichts mehr lausen können, darum sogar noch be neidet. Mrchenuachrichte«. Silvester: 8 Uhr Siloestergottesdtenst mit Abendmahl. W / U H 8 K K PL M M K Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend M AnzeWIitt MtthültWS Schristlettung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. 2^. Jahrgang. Mittwoch, den 27. Dezember l-22 Postscheckkonto Leipzig Nr. 29148. Nummer 444