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Ottendorfer Zeitung : 06.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192209069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19220906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19220906
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-06
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 06.09.1922
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Vie ^eip?rger Verbltmesle. Lustlosigkeit und Unzufriedenheit. Leipzig, Ende August. Auf der Herbstmesse, die am Eröffnungstage einen großen Anlauf zu nehmen schien, hat sich die Stimmung sozusagen über Nacht wesentlich geändert. Obwohl die Zahl der „Interessenten" aus weit über 100 000 geschätzt wird, herrscht doch keine übermäßig große Kauslust, und die Mehrzahl der Aussteller schein^ von den Ergebnissen der ersten beiden Meßtage nicht sonderlich befriedigt zu sein. Zurückhaltend zeigt sich vor allem die Jnlandkund- schaft. Sie ist erbittert über den Entschluß zahlreicher Verkäufer, an deutsche Einkäufer nur in ausländi scher Währung zu verkaufen, und hat gegen diese Neuerung eine öffentliche Kundgebung veranstaltet. Es soll im ganzen Reiche eine Bewegung der Kleinhändler gegen den Verkauf in fremder Valuta eingeleitet werden. Diejenigen Fabrikanten, welche Dollar-, Gulden- oder Kronenwährung von deutschen Einkäufern verlangen, sollen öffentlich gebrandmarkt werden. Bei der Fortsetzung der Beratungen Aber wirt schaftliche Fragen der Gegenwart ergänzte Geheimrat Prof. Dr. Schumacher-Berlin die Aus führungen des Professors Dr. Cassel mit Bezug auf die Stellung Deutschlands in der Weltwirtschaft. Daran schloß sich eine kurze Aussprache, an der sich auch der sächsische Finanzminister Dr. Reinbold und der Ameri kaner Dr. Croll beteiligten. Die Aussprache berührte besonders die Frage der Inflation, und ob nicht zwischen der berechtigten und unberechtigten Inflation unterschieden werden müßte. Dann sprach Chefredakteur Georg Bernhard- Berlin, Mitglied des Reichswiltschaftsrates, über Fi- nanzfragen. Er schloß mit den Worten: „So falsch der Optimismus ist, der sich über die glänzende Lage der deutschen Wirtschaft und die hohen Gewinne der deutschen Unternehmungen gebildet hat, ebenso falsch ist auch der abgrundtiefe Pessimismus hinsichtlich der Möglichkeit einer Besserung der deutschen Staatsfinanzen. Die Haupt sache sei, daß das Ausland uns Vertrauen entgegenbringe." i ö2. Deutscher k^atdoUkentag. München, im August. Im Rahmen des Katholikentages fand eine öffentliche Ver sammlung statt, aus der Oberbürgermeister Adenauer- Köln die drei Grundforderungen aufstellte, die nach seiner Meinung die innere Gesundung unseres Volkes verlangt: Zuerst die Zu rückfindung zu einem I d e a l i s m u s aus religiöser Grund lage, zweckens das G r o ß st a d t p r o b l e m, wobei er das größte Mel, die Rücksichtslosigkeit des Großstädters, durch Auf teilung der Riesengemeinden in kleine, ja dörfliche Gemeinden bekämpfen will. An dritter Stelle forderte er stärkere Pflege der internationalen Erziehung der Völker, damit auch auf diesem Gebiete die Grundsätze des Christentums maßgebend sein würden. An die französischen Katholiken wandte er sich be sonders eindringlich mit dem Rufe: „Frankreich martert und quält uns, auch uns, eure Glaubensbrüder! Unsere Aufgabe ist es, den christlichen Grundsätzen wieder zur Anerkennung zu verhelfen." — Dann hielt Kardinal Faulhaber eine Rede. Er dankte zunächst den amerikanischen Katholiken für die Hilfe, die sie in schwerer Zeit den Glaubensgenossen haben zuteil werden lassen. Er fuhr dann fort: Ich habe volles Verständnis für die wirtschaftlich schwierige Lage der Preise von heute und ich sage den Katholiken, ihrer Presse gerade in dieser Zeit treu zu bleiben. Ferner möchte ich eine Ergänzung zum achten Gebot „Du sollst nicht lügen" an die Presse richten. Wir verlangen nichts als Wahrheit. Angenommene Entschließungen. Der Katholikentag nahm eine Entschließung an, die zu Lebens Mittelsammlungen aufsordert, um die wohl tätigen Anstalten vor dem Zusammenbruch zu retten, ferner eine Entschließung, worin darauf hingewiesen wird, daß die ganze deutsche Presse in ihrer wirtschaftlichen Existenz aufs schwerste bedroht ist, wenn nicht neben neuen Maßnahmen der Reichsregierung der katholische Volksteil alles aufwendct, um eins der wichtigsten Mittel zum Schutz seiner kulturellen In teressen lebensfähig zu erhalten. In einer dritten Entschließung wird beklagt, daß in einer Zeck vielfacher Friedenskongresse'die sogenannte römische Frage noch immer nicht rn einer würdigen Weise gelöst ist. Angenommen wurde dann noch eine Resolution, in der Protest erhoben wird gegen alle Bestrebun gen, die zurzeit das christliche Ehe- und Familienideal bedrohen. Die Unauflöslichkeit der Ehe sei mit allen Mitteln zu schützen, und das Bestreben gegen die Bestimmungen des Strafgesetz buches, welche das keimende Leben als unantastbar schützen, sei entschieden zu verwerfen. Uber das Thema „Deutsche Volksgemeinschaft und wirt schaftlicher Wiederaufbau" sprach der frühere preußische Mi nisterpräsident Stegerwald. Er wandte sich besonders scharf gegen den Sozialismus. Die k^affetrmker m Ängsten. Preissteigerung ins Aschgraue. Die Kaffeetrinker befinden sich in großer Aufregung: man will ihnen das belebende schwarze Getränk, das köst liche „Schälchen Heißen", vom Munde wegnehmen und sie auf den während des Krieges mit Recht so beliebt gewor denen „Ersatz" verweisen. „Man" ist in diesem Falle die Reichsregierung, die den Kaffee für Luxus zu erklären und durch ein Einfuhrverbot unmöglich zu machen gedenkt. Die berühmten Hintertürchen, durch die er sich heimlich einschleichen kann, werden allerdings auch dann wohl noch zu finden sein, natürlich nur für zahlungsfähige, aber schon sehr zahlungssähige Leute. Muß man doch schon jetzt, wo der Kaffee noch erlaubt ist, wem er gefüllt, in den größeren Städten — und in den kleineren ist es sicher nicht viel anders — für ein Pfünd- chen einigermaßen genießbaren Kaffees im Kleinhandel 400 bis 500 Mark bezahlen, und es ist damit zu rechnen, daß in ganz kurzer Zeit der Preis auf 750 Mark für das Pfund emporgeschnellt sein wird. Die Ware, die jetzt noch „billig" verkauft wird, rührt nämlich fast durchweg noch aus alten Beständen her, und wenn diese Bestände aufge braucht sein werden, was, sicherem Vernehmen nach, nur noch eine Frage von Tagen ist, beginnt die neue Tonart, auf die sich dann nur noch Milliardäre werden einstellen können. Den Tee als Esatz für den verschwindenden Kaffee heranzuziehen, dürfte nicht gut angehen, denn erstens wer den die geschworenen Kaffeetrinker nicht so rasch umlernen wollen — Tee ist eben nicht jedermanns Sache —, und zweitens klettern die Teepreise den Kaffeepreisen sehr ge schickt nach, so daß die Brieftasche unter der „Teln-Vergif- tung" bald ebenso empfindlich leiden dürfte, wie sie jetzt unter der „Koffein-Vergiftung" zu leiden hat. VolkswirtlckLft. Die ungerechtfertigte Höhe der Margarincpreise. In dem Augenblick, in dem der Dollar zurückaing, veröffentlichten die Margarinefabrikanten eine Erhöhung der Margarinepreise um volle 100 Mark das Pfund auf 240 bis 280 Mark, je nach Qualität. Da der Großhandelspreis eines Pfundes Margarine vor dem Kriege etwa 52 Pfennige war, sind die Margarine preise auf dem sünfhundertsachen Vorkriegsstand angelangt. Der hohe Dollarstand rechtfertigt diese gewaltige Verteuerung deS wichtigen Lebensmittels nicht. Die für Deutschland in Betracht kommende Margarinefabrikation steht unter dem Ein fluß holländischerUnternehmer. Warum die Reichs regierung diese ungehindert gewähren läßt, ist nicht recht zu verstehen, nachdem seinerzeit bei einem ähnlichen Versuch der un gerechtfertigten Übersteigerung eine Kontrollstelle eingerichtet wurde. Deutsch-französische Kaliverhandlungen. Eine amtliche französische Abordnung unter dem Vorsitz des Vizepräsidenten des Hüttenausschusses, Louis Mercier, befindet sich gegenwärtig im Haag, um ein Zusammenarbeiten der elsässischen Kaliberg- wcrke mit dem deutschen Kalisyndikat änzübahnen. Erhöhung der österreichischen Gütertarife. Vom 1. Sep tember ab wurden die Frachtsätze des Gütertarifs der öster reichischen Bundesbahnen um 150, für Koks um 130 Prozent hinaufgesctzt. Von ünä fern. Einstellung des Verkaufs von Vordrucken mit Ger mania Wertstempel. Gleich dem Verkauf der Geimania- marken wird auch der Verkauf der Postkarten, Karten- briefe und Postanweisungen mit dem Germania-Wert stempel mit dem 30. September eingestellt. Nach diesem Zeitpunkt in den Händen des Publikums befindliche Vor druck- dieser Art sowie Briefumschläge und Streifbänder mit eingedrucktem Germania-Wertstempel sollen mit Rück sicht aus ihren hohen Herstellungswerl noch aufgebraucht werden dürfen. Ein Umtausch kommt bei den genannten Vordrucken nicht in Frage. Tragischer Tod eines berühmten Lebensretters. Bei dem Rettungswerk im brennenden Schacht der Zeche „Ver einigte Welheim" bei Bochum hat eine Anzahl von Gru- benbeamten den Tod gefunden. Unter ihnen befindet sich Heinrich Middendorf, der sich um die Entwicklung des deutschen Grubenrettungswesens ganz besondere Verdienste erworben hat. Middendorf wurde besonders bekannt ge legentlich der furchtbaren Brandkatastrophe auf den Gru ben von Courrieres in Frankreich. Damals erschien er als kennst Än ÄST Lanä... Roman von Hedda v. Schmid. , 1S1 (Nachdruck verboten.1 Wenn nur die Großstadt nicht gewesen wäre. Vor der hatte sie solche Furcht. Wie würde sie sich in dem schwin delnden Getriebe dort einleben und zurechtfinden. Ein Trost war es für sie, daß ihre alte Jugendfreundin Hanna Mönk ebenfalls in Berlin wohnte. Im füllen hoffte sie, daß Thomasine Klas nicht gleichgültig sei. Er hatte be geistert von Thomasinens hauswirtschaftlicher Tüchtigkeit geredet, als er in den letzten Weihnachtsferien die Seinen besucht hatte. Ja — solch eine Schwiegertochter würde Frau Heininger sich gefallen lassen. Thdmasine würde ihr gewiß ein bescheidenes Plätzchen in ihrem Heim gönnen. Solcher Zukunftsmusik lauschte Frau Heininger gern — diese Träume, die sie spann, machten ihr auch die Trennung von ihrer langgewohnten Umgebung leichter. Oda lag mit Schnupfenfieber und mit einer ausge schriebenen Rolle der Maria Stuart, die sie wahrend ihres Krankenarrestes auswendig lernte, zu Bett. Pauline, die Köchin, hatte am Nachmittag im Hause vollauf zu tun, somit hatte Frau Mönk niemanden bei der Hand, der für sie einen Botengang hätte übernehmen können. Sie war bereits im Begriff, selber die zehn Mi nuten, so lange dauerte der Weg bis zur Heiningerschen Wohnung, von ihrer heute ebenfalls knappen Zeit zu opfern, um ihrer alten Freundin ein paar Blumen und eine selbstgebackene Torte als Willkommensgruß zu bringen, als Jetty, zum Ausgehen gerüstet, die Wohnstube betrat. „Du könntest mir den Gang zu Heiningers abnehmen, Jetty," sagte Frau Mönk. „Du weißt doch, wo sie wohnen?" „Ich kenne Frau Heininger gar nicht," meinte sie un sicher, fügte dann aber schnell hinzu: „Gib mir nur den Karton mit der Torte, Tante Hanna, und die Rosen. Ich klingle einfach bei Heiningers und reiche beides dem Mäd chen ein. Richt wahr — ich brauche doch Frau Heininger nicht erst feierlich guten Tag zu sagen?" „Bewahre, nein, laß nur einen schönen Gruß von mir ausrichten und ich käme morgen selber heran," rief Frau Mönk der forteilenden Jetty nach. Mas Heininger hatte in einem neuen Hause gemietet, in einer Mietskaserne, die Pilzen gleich aufschossen. Die Straße war ebenfalls neu angelegt und hatte den Vorzug, daß ihre Häuser noch nicht von gegenüberstehenden Vrarrd- mauern beschattet wurden. Jetty fand das Treppenhaus mit seiner bunten Portiere schablonenhaft und die Treppen endlos. Sie war außer Atem, als sie droben vor dem Wohnungsschild, auf dem zu lesen stand: „Klas Heininger, Zeichenlehrer," angelangt war. Die Wohnungstür war nur angelehnt. Zaghaft be rührte Jetty- den Knopf der elektrischen Glocke — doch kein Ton durchhallt« die Stille. Die Glocke ist abgestellt oder die Leitung ist verdorben — überhaupt — es scheint keine Menschenseele da zu sein, dachte Jetty. Sie wartete noch ein paar Sekunden und pochte dann bescheiden an die Tür. Doch drinnen blieb wiederum alles still. Nun äugte Jetty durch den Türspalt in die Wohnung und sah, daß drinnen Licht war. „Vielleicht ist Frau Hei ninger noch nicht eingetroffen und ihr Sohn ist zum Bahn hof gefahren, um sie zu empfangen," kombinierte Jetty. „Aber wo mochte das Dienstmädchen stecken?" Wenn eben niemand da war, so blieb Jetty, wie sie sich sagte, nichts anderes übrig, als Blumen und Torte auf dem ersten besten Tisch in einem der Zimmer zu deponieren und dann schleunigst den Rückzug anzutreten. Vorsichtig betrat sie den Korridor, an dessen Ende aus einer offenen Tür Helles Licht schimmerte. Jetzt vernahm sie auch ein Hämmern von dort her. „Aha, das Dienstmädchen," dachte sie erleichtert. Sie wußte eigentlich nicht, warrnn sie solch eine Scheu vor Klas Heiningers Mutter hatte. Doch.auch ihm ging sie in letzter Zeit gern aus^dem Wege. Er speiste nicht mehr per MötM. Letter der Shamrock-NettungStruppe auf den brennenden Gruben. Seitdem hat Middendorf in zahlreichen Fällen Gelegenheit gehabt, deutschen Bergleuten in den. Stunden höchster Lebensgefahr Hilfe aus Todesnot zu bringen. Für sein Wirken auf den Courrieres-Gruben wurde ihm von Frankreich die goldene Rettungsmedaille verliehen. Gegen die Butter- und Zuckerwuchcrer. In Hamburg sind gegen mehrere Butterhändler wegen übermäßig hoher Butterpreise Strafverfahren eingeleitet und der Staats anwaltschaft übemittelt worden. Auch darüber, ob die in Hamburg abgehaltenen Butterauktionen als preissteigernd anzusehen sind, schwebt zurzeit hei der Hamburger Staats anwaltschaft ein Verfahren. — Die Wucherpolizei nahm in Köln eine Nachprüfung vor, um festzustellen, wo der Jn- landszucker geblieben war. Das Ergebnis war über raschend. In einigen Geschäften wurde der Zucker, den die Geschäftsleute zu 17 Mark eingekauft hatten, zu 50 bis 65 Mark als Auslandszucker angebotcn. In allen anderen Geschäften dagegen wurde gesagt, Jnlandszucker sei nicht vorhanden. Erst durch eine Durchsuchung konnte der Zucker zutage gefördert werden. Von 24 nachgeprüften Ge schäften hat nicht ein einziges den Jnlandszucker zu ange messenen Preisen abgegeben. Der Zucker wurde beschlag nahmt und die Geschäftsinhaber zur Anzeige gebracht. Blutiges Erntefest. In dem Dorfe Lohe bei Breslau kam es bei einem von der Dominialvsrwaltung veranstalte ten Erntefest zu Tätlichkeiten zwischen Privatgüsten und Arbeitern des Dominiums. Die Beteiligter zogen Waffen hervor und drangen aufeinander ein. Bei dem Zusammen stoß wurden zwei Arbeiter gelötet und vier weitere Per sonen schwer verletzt. Die Erregung richtete sich besonders gegen den 23jährigen Hilfsförster Müller, der in Schutzhaft genommen wurde. Schließung der Hamburger Lichtspieltheater. Nach dem der Hamburger Senat das Gesuch des Verbandes Nordd. Lichtspieltheater auf Ermäßigung der 50proz. Lust barkeitssteuer erneut abgelehnt hat, beschloß eine General versammlung des Verbandes, sämtliche Lichtspieltheater in Hamburg am 1. September zu schließen. Unterstützung der Pharmazeuten und Chemiker aus einer japanischen Stiftung. Die Japanische pharmazeu tische Gesellschaft hat zum Ausdrucksthrer Sympathie und Dankbarkeit für die in Deutschland erfahrene Förderung und Freundschaft einen Hilfsfonds von fast 2 Millionen Mark gesammelt, die nach dem Wunsche der Spender not leidenden Gelehrten der pharmazeutisch-chemischen Fächer und deren Familien, besonders Pensionsempfängern, zu gute kommen soll. Der Reichsminister des Innern hat mit der Verwaltung der Stiftung die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft betraut. Ein kleinerer Teil soll von der vor handenen Summe abgetrennt und sogleich zur Verteilung gelangen, während der Rest zinstragend in mündelsicheren Werten angelegt werden soll. Wohlbegründete Gesuche um Gewährung von Unterstützungen aus der Stiftung sind an die Geschäftsstelle der Deutschen Pharmazeutischen Gesell-- schäft, Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 2—4, zu richten. Wildwest Greüeltaten. In der mittelamerikanischen Republik San Salvador tobt der Bürgerkrieg. Die Trup pen der Regierung haben die Städte und Dörfer wieder genommen, die vor kurzem von Revolutionären besetzt wur den. Die Revolutionäre hätten, wie gemeldet wird, 22 Erwachsene und 2 Kinder niedergemetzelt und die Leichen in den Kasernen zurückgelassen. 12 Rebellen seien summarisch hingerichtet worden. Ihre Köpfe wurden zur Warnung der Bevölkerung öffentlich ausgestellt. Folgenschweres Grubenunglück. Fünfundsicbzig Berg leute, die ganze Nachtschicht einer Grube, wurden in Jack son in Kalifornien infolge eines Brandes verschüttet. Eine Netttmgsabteilung will versuchen, die verschütteten Berg leute zu retten. Hamburg. Auf dem Sternschanzen-Bahnhof geriet ein vierjähriger Knabe auf das Ferngleis. Seine ihn suchende Mutter Hötte vom Gleise her das Rufen des Kindes. Sie sprang ihm nach und reichte es dem ebenfalls herbeigecilten Vater. In diesem Augenblick fuhr der Berliner D-Zug ein. Die Frau wurde vom Zuge überfahren und war auf der Stelle tot. Harburg (Elbe). In Buxtehude hat der Oberleutnant a. D. Schoch während eines Famflienstreits seinen Stiefsohn er schossen. Der Täter wurde verhaftet. Paris. Ein von Albi nach Toulouse fahrender Zug ist ent gleist. Zwei Zugbcamte wurden schwer, verschiedene Reisende und Beamte leicht verletzt. Seit er mit dem Einrichten feiner Wohnung und der Zei chenschule zu tun hatte, war er, was Zeit anbetraf, noch gehetzter als früher. Jetty hatte ihn schon seit ein paar Wochen nicht ge sehen. Unp nun — als sie dem Lichtschein nachgehend, die Tür zur Küche aufstieß, wo das Gas leise surrend brannte, erblickte sie plötzlich Klas Heininger in einer alten grauen Hausjoppe. Er war damit beschäftigt, blanke Messing haken in die Wand zu treiben, um an ihnen allerhand Küchengeschirr, das herumlag und -stand, aufzuhängen. Von blauen Bändchen gehalten, baumelten bereits ein Suppensieb und ein Schaumlöffel an der weiß gestrichenen, mit blaugemaltem Federvieh verzierten Wand. Jetty war dermaßen bestürzt über den uuerwartrtrn Anblick, daß sie wortlos dastand. Als Klas sich umwandte und sah, wer ihn hier bei seiner ungewöhnlichen Hantierung überrascht hatte, war er seinerseits so erstaunt, daß auch ihm zuerst ein Begrüßungs- Wort auf den Lippen stecken blieb. Dann beherrschte Jetty die Situation. „Guten Tag, Herr Heininger," sprach sie. „Einen Gruß von Tante Hanna an Ihre Frau Mutter, und hier die Marzipantorte und die Rosen." „Und das haben Sie die vielen Treppen samt Ihrer großen Zeichenmappe heraufgelragen, Fräulein Jetty," sagte Heininger, „ich danke Ihnen im Namen meiner Mutter für Ihre Mühe." Er blickte dann ein bißchen scheu an sich herunter — er machte sicherlich eine lächerliche Figur in seiner alten Joppe, die noch aus seiner Studienzeit stammte — und so inmitten der Kochtöpfe und Pfannen und den mit Delfter Muster ge schmückten Vorratsbüchsen hantierend. „Sie sehen, ich spiele Hausfrau, Fräulein Jetty," sagte er dann schnell, als'sie Miene machte, zu gehen. „Unser Mädchen hat mir gekündigt, wer weiß warum, ich habe sie auch nicht weiter danach gefragt. Tatsache ist, daß sie fort ist mit Sack und Pack." (Fortsetzung folgt.)
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