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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend. Bezugs-Preis: vierteljährlich beim Nbholen von öer SeschLstsstelle 1. v Mk., frei ins Haus 1^2 Mk. Einzelne Nummer 12 Pfg. Erscheint Dienstags, Donnerstags unö Lonnabenos Nachmittag. Nnzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum 2V pfg., Lokalpreis 'v pfg. H Neklamen auf öer ersten Leite 42 pfg. Nnzeigen-Nnnshme i bi» spätestens Mittags 18 Uhr -»« Erscheinungstages. Druck unö Verlag von Hermann Nühle, OttenSorf-Okrfisa. verantworfsscher Schriftleiter Hermann vühle, Erotz-OkrillL. Nummer 4 Freitag, den 10. Januar 1919- 18. Jahrgang Aintlicher Teil. Wahlen zu deutschen Uationaiversamnilnng. Die Wahl zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung findet für die Ge meinde Ottendors-Moritzdors, welche einen Stimmbezirk bildet, Sonntag, den IS. Januar 1SlS von vormittags 9 Uhr bis nachmittags 8 Uhr im Gasthofe zum „fchmarrrn R-8" hier statt. E« sind ernannt worden: Gemeindevorstand Ribter al» Wahlvorsteher. 1. Gemeindeältester Buck als Stellver treter. Gemäß tz 30 der Wahlordnung wird die« zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Vtte»0orf«Worttz»orf, am 9. Januar. 1919. Der GemeindevorAand. Richter. Reueftes vom Tage. — Neue Kundgebungen in Berlin. Die unabhängigen Sozialdemokraten wußten am Dienstag nicht was sie mit den Mafien ihrer Anhänger, die sich in der Siegesallee an- sammetten, amangcn sollten. Sw zogen durch dre TteegaUenurave nach dem Relch«murme- amt und veranstalteten eine Kundgebung für den b3er Ausschuß der Marine. Dw Re- gierung hat jetzt alle Vorbereitungen ge troffen, sich ihrer Haut zu wehren. Die Reichskanzlei macht den Eindruck eines Truppenübungsplatzes. Arulleriegeschütze und Maschinengewehre find hinter oeu Fenstern Und in den Ecken des Hofes ausgestellt. Ueberall starke Wachen, feldmarschmäßig ge kleidet, mit Stahlhelm. Auch das Pcinz- Loms-Ferdinand-Palais gegenüber der R-uchs- kanzlei ist stark befestigt. Dort hat oie Suppö Garde, die Vereinigung der aktiven Unteroffiziere, sich häuslich niedergelassen. Bei ihnen finden sich auch zahlreiche Studenten ein, die sich den Unteroffizieren zur Verfügung stellen und bewaffnet werocn. Gegen 7 Uhr abends wurde gemeldet, daß vom Höllischen Tor aus ein mit Maschinen gewehren und mit Bewafsnettn besetztes Auto im Anmarsch sei. Als der Wagen die Leipziger Straße kreuzte, eröffneten die Unteroffiziere Mit schweren Maschinengewehren da« Feuer. Das Auto kehrie schreunigst um und fuhr durch die Vovurabe davon. Auch das Brandenburger Tor ist stark mit Be waffneten vesetzl, der Reichstag auf der Luv seite mit Maschinengewehren gespickt. B<i den Kämpfen vor. dem KrlLgsmimgerlum, bei denen es auch zahlieiche Tate und Ver wundete gegeben hat, ist schließlich erne Einigung zwischen den xämpsern dahin zu stande ekvmnan, d -v oas jtrlegsmintsterluut von .beiden Parteien besetzt wuroe. Uever die Stellung oer in Berlin steyenven Truppen ist etwas Zuverlässiges mcht zu erfahren. Zahlreiche Lruppentorper sollen wenig Neigung haben, sich an der Anstragung der Streitigkeiten zu beteiligen, sie scheinen viel mehr ebenso wie die Mairossendwlsion Neutralität beobachten zu wollen. Am Dienstag ist es bisher nur zu einer harmlosen Schießerei vor dem „Vorwärts" gekommen, der immer noch in den Händen der Re volutionäre ist. — D>e Reichsdruckerei ist, wie die „Pop" bericht!, in bre Gewalt der Si.aUatuslculc gelangt, die die Gebäude in den Händen halten und die Bvrräle an fertigem Papier geld mit Brschlag belegten. — Die lebhaftesten Kämpfe fanden um den Anhalter Bahnhof statt, den die Spar takusleute verschiedcml.ch zu stürmen vei- such.en. Das gut geleitete Feuer der Re grelungstruppeil verhinderte jedoch viermal den Ansturm, sodaß die Spartakusleute schließlich in regelloser Flucht da» Kampffeld räumen mußten. Der Bahnhof ist heute in den Händen der Regierung und dem Verkehr geöffnet. Bei den Kämpfen wurde auch die in der Nähe gelegene Druckerei der „Roten Fahne" von Regicruugstruppen besetzt, sodaß das Blatt gestern nicht erscheinen konnte. - Dre Angaben über die Vorgänge m Brlin entsprechen sich in ihren Einzelheiten vollkommen. Was Wahres daran ist, läßt sich nur schwer feststellen, da die Telegraphen- und Korrespondenzbüros zum Teil besetzt sind, zum Teil wegen der allgemeinen Verkehrsschwierigkeiten nicht arbeiten und die Verbindung mit den amtlichen Stellen so gut wie abgerissen ist. Zu allen übrigen Schwierigkeiten kommt, daß am Mittwoch vormittag auch die Straßenbahnen den Betrieb eingestellt haben, da die Angestellten eine Lohnambefferung verlangt und der Ver waltung ein Ultimatum eingereicht hatten, oas am Dienstag ablief. Da auch die Stadtbahn, die Vorortbahnen und die Unter- grundbahn nicht mehr verkehren, liegt der ganze Verkehr lahm. Trotzdem gehen die Demonstrationen weiter, uno auch die Schießereien nehmen ihren ungestörten Fort gang. — Der Volksbeauftragte Scheidemann er klärte einem Parteifreunde, die Regierung werde nicht nachgeben und nicht kapitulieren. Sie sei fest entschlossen, den ihr aufge- zwungcnen Kampf bis zu Entscheidung du-ch- mfühten und sie sei über den Ausgang des Kampfes nicht im Zweifel. Dem Terror einer bewaffneten Minderheit werde die letzlge Regierung sich nicht fügen, ohne Rück sicht auf die Dauer der Kämpfe, die niemand von der Regierung herbeigewümcht habe. — Mühlheim (Ruhr) und Oberhausen haben die Sparlausanhänger die öffentliche Gewalt an sich gerissen. Es wurde die Herrschaft des Proletariats nach russischem Muster proklamiert. Oertliches und Sächsisches. Mttendorf-Vkrrlla, 9. Januar 1919. — Das Heizen von Theatern, Sälen und Kirchen verboten. Eine Bekannt machung des Sächsischen Arbeits- und Wirtschuftsministeriums verbietet bis au weiteres das Herzen l.) von Theatern jeoer Art, einschließlich der Kino-Theater und von Z-kusgebäud n, 2) von Sälen und Raumen für den G-brauch als Konzert- un'- Bortrags- ilätte, für die Abhaltung von Festlichkeiten jeoer Art, einschtiesilich oer FamiÜenseftliÄ- keilen und Tanzstunden, 3.) von Kirchen. Für die angeführten Räume dürfen weder Kohlen noch das m öffentlicher Bewirtschaftung flehende aus sächsischen Forsten stammende Brennholz von den Versorgungsbezirken frei- gegeben werden. — Kirchliche Mobilmachung. Im Hinblick auf die bevorstehende Trennung von Kirche aus den Volksschulen veranlaßt das Evong Anreiz des persönlichen Gewinns fehlt und Daher erzeugt oqer verkauft der Klotzsche. und Staat hat sich ein Volksknchlicher Laien bund für Sachsen gebildet, der seine Ge. schürtsstelle in Dresden hat, und dessen Arbeitsausschuß au« zehn besonders kirchlich interessieren Persönlichkeiten besteht. Der Bund bezweckt einen schnellen Zusammenschuß non Männern und Frauen der Landeskirche ohne Rücksicht auf Parteirichtung. Er will ür die Kirche eintreten, vor allem auch durch tete Fühlungnahme mit deren berufenen Vertretern und mit den neu entstandenen irchlichenMrbeitSgemeinschaften — Nach dem Vorgang von Leipzig und Dresden find in ast allen sächsischen Kirchenkreisen besondere Kirchenausschüffc gebildet worden, in denen vorwiegend Laien sind. — Eine Massen- iundgcbuug durch Unterschriften ist im Gange, die gegen jeden einseitigen Machtspruch des Staates über die Kirche Verwahrung einlegt. — Der Wegfall des Katcchismusunterrichts bürden werden. Das einzige AkUoum, das wir aus dem Zusammenbruch des Reiche« retten können, ist unsere wirtschaftliche Kraft. Darum muß alles geschehen, um dieser größt mögliche Entfaltung zu gewahren. Da« bedeutet aber freie Wirtschaft. Befeitigung der Hemmungen, des staatlichen Zwang« überall da, wo eine staatliche Kontrolle nicht unbedingt im Interesse der Allgemeinheit auch weiterhin geboten ist. Die Verstaatlichung der Betriebe, die gegenwärtig so vielen als das im Augenblick Wichtigste erscheint, ist im Gegenteil gerade da«, was wir jetzt am allerwenigsten ge brauchen können. Die Erfahrungen mit den Kriegsgesellschaften lehren da« eindringlich genug Selbst der tüchtigste Beamte kann nun einmal, das liegt im Wesen der Sache, nicht das leisten, was der freie Unternehmer zu leisten vermag, da ihm einerseits der ie sich einen Handwagen und fubren darauf! Arbeiter- und Soldatenrates gegen jede Lebensmittel im Werte von 1700 Ma-.k Vergesellschaftung des deutschen Einfuhr davon. Von der Beute konnten den Dieben Handels von berufener Seite anerkannt Nahrungsmittel im Werte von 900 Mk. bald' worden und liegt im übrigen ja auch nur zu wieder abgenommen werden. Die B>üder E. § klar auf de- Hand Jede staatliche Zwang«- waren jedoch flüchtig geworden. Wie es f bewirtschaftuna führt unvermeidlich (der Krieg heißt, wurden sie jetzt in Berlin ermittelt. < hat es uns bewiefen) zum Schleichhandel Weinich ist österreichischer Deserteur. Wegen! und damit zu einer maßlosen Verteuerung des in Klotzsche verübten fckweren Diebstadls! der Ware. Zahl der wichtigsten Verbrauchsmittel für — Die staatlichen Vorortsstraßenbahnen den deutschen Konsumenten durch den Druck Mickten Kötzschenbroda und Arsenal-Klotzsche-! der feindlichen Maßnahmen verteuert würde, Hellerau, die aus nichtstädtischem Werke mit! sondern auch daß wir in der Ausfuhr unserer oder -Kaufmann. Es gilt also jetzt mehr Der aus der Untersuchung«- denn je, die schöpferische Kraft des freien hast vorgesührte Arbeiter Fritz Weinich ? Kaufmanns wredcc in ihr Recht einzufitzcn, machte sich vor einiger Zeit mit den beiden j um wirtschaftlich au« unserem Zusammenbruch Brüdern Engelbrecht, nachdem er mit ihnen j herauszuholen was noch möglich ist. Die gezecht hatte, in der Nacht nach Klotzsche > freie Wirtschaft liegt auch im Interests auf, wo sie die ehemalige Polizeiwache er-> namentlich des kleineren Verbrauchers, de« brachen, die zur Aufbewahrung von zur Ver-! Angestellten und Arbeiters. Es ist dies durch teilung an die Urlauber bestimmten Lebens- ? oie bekannte, von der Hamburger Konsumenten mittel diente In oller Frühe verschafften! kammer veranlaßte Erklärung de« Hamburger Strom versorgt werden, müssen wegen! wichtigsten Rohstoffe und Fabrikate auf« Kohlenmaugels bis auf weiteres vollständig-schwerste gehemmt würden und uns damit außer Betrieb gesetzt werden. die einzige uns jetzt noch verbleibende Leipzig Durch e nm Einbruch in die Möglichkeit, unsere Wirtschaft wieder aufzu- im 3. Stock des G undstücks Reichsst-aße 32 Een, zerstört würde. gelegenen Lagerräume ist eine hiesige Rauch.? Endlich ist es auch noch ein einfach selbst. Warenfirma schwer geschädigt woden. Ein verständliches Gebot, daß so tief einschneidende grcn-er Posten Pelzmaren, meist verschieden; Fragen wie die Verstaatlichung von großen gesälbte Füchse, Sealkanine, Steinmarder,; Produktionszweigen nicht von einer Kommission Fehschweife, Hamsterfutter usw., sind denj^der von einzelnen, zur Zeit in der Macht Dieben, oie offenbar gute Ortskenntnisse be-- befindlichen Klassen unseres Volkes verfügt festen haben, in die Hände gefallen ; werden, sondern daß hierüber vielmehr die ! Gemeinschaft des Volkes zu bestimmen Hut. ült Äks oetkiede. ! Es kann daher ledialich nur Sache ver durch Wir sieben politisch und finanziell vor! die Wahlen zur Nationalversammlung hervor- einem Trümmerhaufen. Es gilt ihn wieder des deutschen Volke« auszubauen, aber zugleich mit einer furcht->^in, über diese Lebensfragen zu entscheiden, baren Last auf den Schultern, wie sie die! ——, Friedensbedingungen unserer Feinde uns auf-» i luth. Landeskonfistorium ein Ausschreiben ihn anderseits das Gefühl der Verantwortung behufs einer kurzen volkstümlichen Anlegung hemmt. ..." mm häuslichen Katechismusunterricht zu er- Staat stets ^eurer'^^^r Hrio^t-F^ lassen. - ' . .. . . wird er zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis j Hegen Verstaaatlichung der Betriebe verurteilt. . ! spricht vor allem aber auch die Bestimmung Dresden. Etwa 500 Personen, meist Waffenstillstandsvertrages, die Vorsicht, junge Bucschen, Soldaten und Frauenzimmer aller staatlicher Besitz dem Feind als logen gestern unter Voraniragen von drei. Faustpfand für seine Kriegsentschädigungs- rotcn Fahnen -m geschloffen Zuge von der.fo^rungen dienen si-ll. Es wäre demnach Neustadt nach der Altstavt nor Vas Stände-geradezu Wahnsinn, jetzt Verstaatlichungen Haus, Residenzichloß und Neue Rathaus, vo^unehmen, die dem Feind nur in die Unausgesetzt wurden Hochrufe auf Liebknechts arbeiten bei seinem Bestreben, Rosa Luxenburg uno den Bolschewismus § „glichst viel Faustpfänder von uns zu er- ausgebrachl. Vor dem Rathaus angekommen, halten Da unsere Gegner mit deren Ueber- gingen einige junge Leute gegen die Wache lassung einen unmittelbaren Einfluß auf vor und raubten hier einen Teil der Munition. Produktion und Preisgestaltung in Dentsch- Dann wurde dec Umzug wieder unteri^b gewinnen, so würde die Verstaatlichung Händigen Hochrufen fortgesetzt; doch zer- der Betriebe, wenigstens vor Abschluß be streuten sich bald die Massen, ohne daß es Friedens, nicht nur bedeuten, daß eine große zu Störungen kam. . — ... „ - _ . .