Volltext Seite (XML)
RegierungrprSfidentenwechsel in Preußen. „AuS allgemein-politischen Gründen.* DaS preußische Staatsministerium hat beschlossen, eine Reihe von Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen und zwar, wie eS in den Veröffentlichungen heißt, aus allgemein-politi schen Gründen. Die Vermutungen in politischen Kreisen, die sich mit diesem großen Wechsel beschäftigen, bezeichnen wohl nicht ohne Grund diese Pensionierungen als Beginn des großen Aufräumens, das im Verlauf der letzten Zeit von den Linksparteien fo oft gefordert wurde. Im beson deren wird gesagt, daß in verschiedenen Fällen die in Frage kommenden Beamten nicht die Erwartungen erfüllt hätten, die man an leitender Stelle in sie gesetzt in bezug auf die Festigung der gegenwärtigen Staatsverhältnisse. An Stelle des schon vor einiger Zeit in den Ruhestand versetzten Oberpräsidenten von Marienwerder, Graf Bau- dissin, wird Oberpräsident Proske treten, der poli tisch dem Zentrum nahesteht; sein erster Präsidialrat und Vertreter wird späterhin der demokratische Landrat Dr. Friedensburg werden. Der katholische Regierungspräsi dent Fuchs in Trier ist zum kommissarischen Oberpräsi- denten der Rheinprovinz bestellt worden. In den einstweiligen Ruhestand sind versetzt die Re gierungspräsidenten v. Gersdorff-Merseburg, v. Schmeling-Stettin, v. Groening-Koblenz, Frei herr v. Dalwigk zu Lichtenfels-Aachen, v. Heppe- Aurich, Graf v. Meerveldt- Münster, Dr. Kutscher. Hildesheim. Weiter hört man, daß auch der Regierungspräsident Tilmann in Osnabrück seinen Posten verlassen und ins preußische Finanzministerium übertreten wird. Die Neubesetzungen sind auch schon zum Teil vollzogen. Der Regierungsbezirk Merseburg, aus dem Herr von GerSdorf scheidet, ist mit dem sozialdemokratischen Landrat Bergmann besetzt worden. In den Regie rungsbezirk Hildesheim ist Ministerialrat von Halfern aus dem Preußischen Finanzministerium, in das Regie- rungspräsidium in Stettin Oberregierungsrat Moritz berufen. Diese beiden neuen Regierungspräsidenten ge hören der Deutschen Volkspartei an. Das Re gierungspräsidium in Aurich ist dem demokratischen frühe ren Parlamentarier und Bürgevneister von Norderney, Berghaus, übertragen worden. Zum Regierungs präsidenten in Koblenz dürfte der zweite Delegierte bei der Rheinlandkommission, Bauknecht, berufen werden, der der sozialdemokratischen Partei angehört. Demnächst soll auch der Regierungspräsident in Schneidemühl, v. Bülow, in den Ruhestand treten und durch den volksparteilichen Abgeordneten Dr. Wiemer ersetzt werden. Vie interalliierte VerlckuLäung. Im Hinblick auf die bevorstehende Konferenz der Mi nisterpräsidenten Englands und Frankreichs, in der das Neparationsproblem und das damit in engstem Zusam menhänge stehende Problem der interalliierten Verschul dung die Hauptberatungsgegenstände bilden werden, ge langen jetzt zum erstenmal Ziffern aus bester Quelle über das Ausmaß der gegenseitigen Verschuldung zwischen den alliierten und assoziierten Regierungen zur Veröffent lichung. Diese Ziffern sind, wie hervorgehoben werden muß, Schätzungsziffern, stützen sich aber auf die besten und erst in allerjüngster Zeit zugänglich gewordenen Quellen, so daß ihnen autoritativer Wert beikommt. 1. Schulden der Alliierten gegenüber Amerika. Es schulden den Vereinigten Staaten zusammen: Belgien, Kuba, Tschechoslowakei, Frankreich, Großbritannien, Grir- chenland, Italien, Rumänien, Rußland und Serbien 10150 300 000 Dollar mit einem Zinsengesamtbetrage von 1172 200 000 Dollar. 2. Die Verschuldung gegenüber England. Es schul deten am 31. März d. Js. aus Kriegsanlechen: Rußland 655 000 000, Frankreich 584 000 000, Italien 503 000 000, Jugoslawien 25 000 000 Pfund Sterling, Portugal, Ru mänien, Griechenland und andere Alliierte 67 000 000, ins gesamt: 1834000 000 Pfund Sterling. Aus Hilfs- und Wiederauchauanleihen: Österreich 12 100 000, Polen 3 900 000, Rumänien 2 200 000, Jugo- flawien 2000 000, andere Staaten 1000 000, insgesamt „Und da wir mal gerade bei dem Thema sind,* sprach sie lächelnd weiter, „will ich Ihnen ein offenes Geständnis ablegen. Ich sechst habe mich schon oft danach gesehnt, was wirklich Großes zu spielen, aber ich habe mich noch nie herangewagt.* »Warum denn nicht?* „Weil ich keinen Menschen hßrbe, mit dem ich darüber sprechen kann, keinen, der mir sagt, so ist es gut und so ist es schlecht. Sie verstehen, — keinen, der mich lehrt, wie ich's auffassen soll.* „Lernen kann man so etwas nicht,* sagte er ernst, „ent weder man hat das Zeug dazu, oder man hat es nicht.* Sie nickte. „Ganz recht, aber man muß doch jemand haben, mit dem man darüber sprechen kann.* „Und den hätten Sie nicht?" Sie verneinte, fragte aber gleich darauf: „Wenn es nicht unbescheiden ist, daß ich Sie ab und zu mal um Rat fragen könnte?" „Mich?" Er starrte sie an mit durchbohrendem Blick. „Nur manchmal, wenn ich mir gar keinen Rat weiß," bat sie mit lieblichem Lächeln. „Ich bin ein schlechter Ratgeber," sagte er ziemlich kühl. „Das gerade Gegenteil glaube ich!" antwortete sie be stimmt. „Und wenn Sie von meinem Talent wirklich etwas halten, dann werden Sie mir keinen Korb geben." Er zuckte die Schultern: „Ich weiß nicht, weshalb Sie gerade mich —" In diesem Augenblick kam der Geheimrat und bat die Herrschaften zu Tisch. Karl führte das Fräulein zur Tafel- Während des Essens wurde die Unterhaltung weitergeführt. Je länger sie aber nebeneinander saßen, desto mehr schwand seine Zurückhaltung, und als man beim Champagner war, harte sie feine bestimmte Zusage erhalten. Als er spät nachts nach Hause kam, hatte er das Ge fühl, als ob etwas ganz Neues, Unbekanntes da wäre, das er zwar erst tastend' vorahnte, das aber da war, das er trotzallodem fühlte und empfand .und d«i ihm vorkam wie 21200 000 Pfund Sterling. Belgische Wiederaufbauanleihe 9 000 000 Pfund Sterling. Andere Anleihen: Armenien 829 000, Tschechoslowakei 2 000 600 Pfund Sterling. Die Gesamtverschuldung an Großbritannien unter Einrech nung der Schuld der Dominien von rund 150 432 000 beläuft sich auf 2 017 461 000 Pfund Sterling. 3. Die Verschuldung Englands. Nack dem Stande vom 31. März d. Js. schuldete England an Amerika, Kanada, Japan usw. insgesamt 1020 647 000 Pfund Ster ling. 4. Verschuldung gegenüber Frankreich. Es schuldeten am 31. März an Frankreich: Rußland 5 939 000 000, Bel gien 3 684 000 000, Serbien 1795 000 000, Rumänien 1181000 000, Griechenland 861 000 000, Polen 1056000000, Tschechoslowakei 574 000 000, Italien 49 000 000, Verschie dene 42 000 000, insgesamt: 15181000 000 Frank. 5. Verschuldung Frankreichs. Frankreich schuldete am 31. März an: Großbritannien 584000 000 Pfund Sterling, Amerika 2 950 800 000 Dollar, Japan 133 000 000 Yen. Volkswirtschaft. Deutsch-amerikanische Interessengemeinschaft. Nach Pa riser Meldungen sollen im Laufe der letzten Monate von offi ziellen amerikanischen Delegierten zahlreiche Untersuchungen über die wirtschaftliche und finanzielle Lage Deutschlands durchgeführt worden sein. Eine Anzahl deutsch-amerikanischer Interessengemeinschaften sei bereits unter Teilnahme bedeu tenden überseeischen Kapitals gebildet worden. Ägypten und der deutsche Handel. Ein Ersuchen des deutschen Geschäftsträgers in Kairo, allen deutschen Geschäfts häusern die Bewilligung zur völligen Wiederaufnahme ihrer Handelstätigkeit in dem unabhängigen ägyptischen Staate zu gestatten, lehnte die ägyptische Regierung mit der Begrün dung ab, daß angesichts der wirtschaftlichen Krists Ägypten kein erfolgversprechendes Betätigungsfeld sür den deutschen Handel darstell«. Von unä fern. Der Prinz als Beamter. Der erste Prinz, der in einem Volksstaate als Beamter Dienst genommen hat, ist Prinz Georg von Sachsen-Meiningen. Sein Vater, Prinz Ernst von Meiningen, wie auch sein Bruder sind im Kriege gefallen. Prinz Georg tut augenblicklich in Camburg an der Saale Dienst als Referendar. Die Obduktion der Rathenau-Mörder. Die Identität der Rathenau-Mörder, die auf Burg Saaleck von den Be amten der politischen Polizei tot ausgesunden worden sind, ist jetzt zweifelsfrei festgestellt. Durch Bekannte und An gehörige sind die Leichen als die gesuchten Personen des Oberleutnants a. D. Kern und des Ingenieurs Fischer anerkannt worden. Damit sind alle Gerüchte hinfällig, dir besagten, daß nicht Kern und Fischer in Burg Saaleck auf gefunden worden seien, sondern daß es sich um überraschte Einbrecher gehandelt habe. Ein berühmter Physiker gestorben. Im Alter von 57 Jahren starb in Berlin Prof. Dr. Heinrich Rubens, Direktor des Physikalischen Instituts der Berliner Univer sität und Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Ru bens hat auf dem Gebiete der Strahlungserscheinungen Hervorragendes geleistet und ist sür seine Verdienste auch vom Auslande wiederholt geehrt worden. Eine Familie in den Tod gegangen. In Braun schweig spielte sich eine Familientragödie ab. Die Familie des Arbeiters Lutter, der Mann, die Frau und ein sechs jähriger Sohn, haben sich durch Einatmen von Kohlen oxydgas vergiftet. Die Familie soll aus Furcht vor Be strafung der Mutter, die sich eines Verbrechens schuldig ge macht hatte, in den Tod gegangen sein. Fünf Personen aus der Zugspitze erfroren. Auf der Zugspitze ereignete sich infolge des schlechten Wetters ein großes Unglück. Mehrere Partien wurden durch den schweren Wettersturz überrascht und blieben mitten aus dem Wege ermattet liegen. Sie kamen in einen furcht baren Schneesturm; fünf Personen sind im Schnee erfroren. Explosion eines Hochofens. In Couilett (Hennegau) flog ein Hochofen in die Luft. Ein Ingenieur und zwei Arbeiter wurden auf der Stelle getötet, vier Verletzte sind ihren Wunden erlegen. 31 Arbeiter wurden durch das ausströmende glühende Metall und die Dämpfe schwer verbrannt und mußten in das Hüttenkrankenhaus gebracht Werden. Zwei weitere Arbeiter werden vermißt. Die reichste Braut Englands. In London wurde die Vermählung des Lords Mountbatten, des Sohnes des verstorbenen Prinzen von Battenberg, eines Vetters des ein erster kleiner Sonnenstrahl nach langen, grauen Regen tagen. Drei Tage später. Er war bei ihr gewesen, nahezu zwei Stunden lang. Mit leisem Widerstreben war er hin gegangen. Als er aber in ihrem traulichen Boudoir saß, den würzigen Mokka trank und die Ägypter dampfte, war die Beklemmung von ihm gewichen und er fühlte sich Woh ler denn je. Zuerst hatten sie vom Theater gesprochen. Sie wollte das widerspenstige KSthchen studieren. Dann aber führte sie die Unterhaltung auf ein anderes Gebiet, und das geschah mit solcher Eleganz und Weltfröhlichkeit, daß er ihr willenlos folgen mußte. Als er dann endlich auf brach, mußte er versprechen, in drei Tagen wiederzukom men. Bis dahin wollte sie die Rolle gelernt und seine Winke beherzigt haben. Und nun saß er daheim und wußte nicht, was in ihm vorgegangen war. Alles in ihm war in Aufruhr. Ge fühle, die er tot geglaubt, waren erwacht und durchwühl ten nun sein Inneres, so daß er zu keinem klaren Denken kam. Das ist ja Unsinn, sagte er sich, du gehst einfach nicht wieder hin, dann wird alles vergessen fein- Als aber drei Tage herum waren, dachte er anders und ging doch wieder hin, ja er fand allerlei Gründe, nm sich vor sich selber zu entschuldigen, und als er endlich vor ihrer Türe stand, kam es wie eine heimliche Fröhlichkeit über ihn und sogar der herbe Zug verschwand aus dem Gesicht. Vier Wochen ging das so sort. Zwei-, auch dreimal in der Woche war er bei ihr. Sie machte glänzende Fort schritte, denn sie war wirklich begabt und er erwies sich als vortrefflicher Ratgeber. Sie waren gute, offenherzige Freunde geworden. Er hatte an ihrer Hand den Weg zum Leben, zum Frohsinn wiedergefunden, und er hatte auch wieder Anregung zur Arbeit bekommen, kurzum: er lebte auf und wurde ein anderer. Die Vergangenheit war tot, und ein neues, son nenhelles Leben lag vor ihm. Und sie gefiel sich noch immer in der Rolle. Sie war ihm wirklich eine liebevoll« Freundin, di« ihn dem Lebe» Königs von England, mit Fräulein Edwin« Ashley, der Enkelin des verstorbenen Finanzmannes Ernest Cassel, vollzogen. Edwina Ashley gilt als die reichste Braut Eng lands. Der Prinz von Wales wohnte der Trauung als Brautführer bei. Der König, die Königin, die Königin- Mutter Alexandra und andere Mitglieder des königlichen Hauses nahmen an den Feierlichkeiten gleichfalls teil. Eisenbahnkatastrophe in Rußland. Zwischen den russischen Stationen Romanow und Petschemowka ist in folge Zerstörung des Gleises durch Banditen der zur pol nischen Grenze fahrende Postzug entgleist. 14 Tote, 5 Schwer- und 14 Leichtverletzte konnten geborgen werden. Die Zahl der Toten läßt sich noch nicht genau feststellen. Vier Waggons, die voll besetzt waren, sind völlig ver brannt für beut unä morgen. Ein Ministerinlerlaß betreffs der Schulhefte. In den Schulen werden immer noch in bezug auf Hefte und Schreib- und Zeichenpapier große Anforderungen gestellt. Der preußische Unterrichtsminister bringt deshalb noch einmal mit allem Nachdruck in Erinnerung, Hatz die äußerste Sparsamkeit in bezug auf jederlei Papüerverbrauch in den Schulen zu verlangen ist. Der Rand der Hefte ist möglichst schmal einzurichten; die Hefte sind stets voll auszunutzen. Unnützes Mitschreiben oder Diktate sind zu vermeiden, wo ein gedrucktes Schulbuch zum Nachleseu genügt. Dann muß vermieden werden, daß für dasselbe Fach verschiedene Hefte verwandt werden. Die Arbeiten sind sämtlich recht zeitig durchzusehen, so daß ein Heft für jedes Fach genügt. Ein und dasselbe Heft kann für verschiedene Arbeiten, die nicht Reinschriften darstelleu, verwandt werden. Rechen- und andere Klassenübungen sind möglichst unter Beteili gung aller an der Wandtafel vorzunehmen. Es können dazu auch lose Blätter verwendet werden. Wo es Schiefer tafeln gibt, sind diese zu gebrauchen. Vermischtes. Ein Rekord im Glockenläuten. In der alten nor mannischen Abtei zu Appleton in der englischen Grafschaft Berkshire haben kürzlich acht Männer einen Weltrekord im Glockenläuten aufgestellt, der schwerlich so bald gebrochen werden dürfte. Unter Kontrolle der Geistlichen der Kirche und mehrerer Sachverständiger haben sie volle 12>L Sinn-' den in wechselseitiger Schicht von 7,20 Uhr früh bis 7,45 Uhr abends ohne Unterbrechung die Glocke der Kirche ge läutet. In diesen 12 Stunden und 25 Minuten haben die fleißigen Glockeuläuter nichts über die Lippen gebracht; die Leistung ist um so höher zu veranschlagen, als die Glocke noch nach dem alten System aufgehängt ist, sodaß sie während des Läutens nicht geölt werden konnte, was die Arbeit wesentlich erschwerte. Das Kindermädchen als Chauffeur. Der „Kraftfahr kinderwagen* ist die neueste Errungenschaft des technischen Fortschritts. In England hat man jetzt einen mit Peiro- leumbetrieb ausgestatteten Kinderwagen, der das Kinder mädchen zum Range der Chauffeuse erhebt, in den Handel gebracht. Der einer Firma in Birmingham patentierte Wagen wird von einem kleinen Petrolemumotor in Be wegung gesetzt, der auf ein fünftes Rad hinter den vier Rädern des Kinderwagens montiert ist und zu beiden Seiten Trittbretter enthält, auf denen das als Chauffeurin seines Amtes waltende Kindermädchen Platz findet. Dir Lenkstange ist mit den Handgriffen des Kinderwagens ver bunden, so daß das Kindermädchen den Wagen in Bewe gung setzen und anhalten kann, ohne seine Hände von den Handgriffen zu entfernen. Das im Wagen befindliche Baby kann stündlich eine Entfernung von rund 8 Kilo metern in seinem Puppenauto zurücklegen, ohne daß sein Schlaf durch die Erschütterung des Motors gestört wird. Denn es ist Sorge getragen, daß sich dessen Bewegungen nicht auf das Wageugestell übertragen. Ein 23000 Jahre alter Schädel. Eine in England lebende Kanadierin fand am Strande des in der englischen Grafschaft Essex belegenen Seebades Walton einen Vor zeitschädel, der nach einem schweren Sturm von der See ans Land gespült worden war. Allem Anschein nach war er von einer Sturmflut aus der ursprünglichen Grabstätte weggeschwemmt worden. Nach der Ansicht der Forscher handelt es sich um den Kopf einer weiblichen Person, der zweifellos aus neolithischer Zeit stammt, und dessen Alter aus annähernd 23 000 Jahre zu veranschlagen ist. Die Finderin hat das Stück dem Museum der Universität Mon treal zum Geschenk gemacht. zurückgewinnen wollte. Kein Wort von Liebe war ge sprochen worden. Mit echt weiblichem Instinkt wich sie jedem solchen Worte aus, gleich ging sie mit Lachen und Scherzen zu einem anderen Thema über. Oft starrte er sic dann sprachlos an und dachte: sie ist doch nur eine kalte Schönheit, sie hat kein Herz im Leibe. Trotzdem aber wagte er es nicht, abzubrechen und nicht wiederzukommen. Sie hatte das Käthchen gespielt und stürmischen Er folg gehabt. Von allen Seiten wurde ihr nun die glän zendste Zukunft prophezeit. Lächelnd saß er in seiner Loge und sah dem Jubel zu. Er wußte ja, daß es so kommen mußte, mit Stolz hatte er es ja vorausgeschcu. Nun saß er da voll stiller, heimlicher Freud« über das glänzende Gelingen. Er hörte nichts von all dem Beifall ringsum, nur immer sie sah er allein, sie im Strahlenkränze ihrer Schönheit, sie, nur sie allein. Nach dem letzten Akte ging er in ihre Garderobe. Wohl fünf, sechs Herren der Gesellschaft harrten be reits auf dem kleinen Vorflur, keinem war der Eintritt ge stattet worden. Er nur allein wurde eingelassen. „Ich danke Ihnen, lieber Freund!" rief sie, ihm ent- gegeneilend. zu. „Sie allein haben mich ja dazu gemacht!" Ergriffen drückte sie seine Hände. Und er starrte sie an mit großen, glänzenden Augen — und dann preßte er sie an sich und küßte sie voll wilder, lodernder Liebe. Atemlos, zitternd vor Angst und Erregung ließ sie es geschehen. Sie wollte zurück, wollte ihm ein gebietendes Wort zurufen, denn sie sträubte sich dagegen, so über rumpelt zu werden, — aber umsonst, nichts konnte sie tun, ihm Einhalt zu gebieten, — sie sühlte plötzlich, daß cs etwas gab, dem sic sich beugen mußte, eine Kraft, die sie unterjocht hatte, sie fühlte, daß es kein Zurück mehr gab, — sie hatte den Mann gefunden, der sie in seinen Vann zwang. — Er wollt«, und sie mußte gehorchen. So wurde sie sein« Fra».