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Wetterwolken. Wir geben nachstehende Ausführungen unsere- politischen T-Mitarbeiters wieder, obwohl sie in zwischen durch die Ereignisse überholt worden sind. Sie werfen ein grelles Licht auf die Reichs tagskrisis und scheinen uns deshalb auch jetzt noch der Beachtung wert. Unser Gewährsmann schreibt: Einen Augenblick schien es so, als sollte der Reichstag unter dem furchtbaren Antrieb der neuesten Mordtat die Aufgaben, die er noch zu lösen hatte, in beschleunigtem Tempo aufarbeiten. Ein solches Verfahren wäre um so mehr zu begrüßen gewesen, als ja der Regierung und allen Behörden des Landes aus der neuen Lage, in die wir geraten sind, eine Fülle wichtigster und unaufschieb barer Pflichten erwachsen sind, deren Bewältigung freie Köpfe und freie Arme erfordert. Statt dessen ergeben sich bei jedem Schritt auf dem vulkanisch unterwühlten parlamentarischen Boden ganz plötzlich unvorhergesehene Schwierigkeiten besonderer Art. Das Gesetz über die Getreideumlage war schon so gut wie gesichert. Auch die Sozialdemokraten boten ihre Hand zur Beilegung der letzten Meinungsverschiedenhei ten, und am 28. Juni sollte das Plenum sein Siegel auf Lie Kompromißvorschläge des volkswirtschaftlichen Aus schusses drücken. Aber im letzten Augenblick ein neuer Stein des Anstoßes: DiePreisfrage. Es bliebe eine Differenz von 1500 bis 2000 Mark für den Doppelzentner Weizen bzw. Roggen zwischen dem, was unter Führung deS Zentrums die bürgerlichen Parteien sür richtig hielten, und dem, was die Sozialisten aller Schattierungen gerade noch als tragbar zugaben. Im Brotpreis hätte sich dieser Unterschied etwa in einer weiteren Erhöhung von 20 Mark ausgewirkt, sodaß wir binnen kurzem statt 15 auf 20 bis auf 40 Mark für das Brot gelangen müßten. Man kann es den Linksparteien nachfühlen, daß sie hier eine be stimmte Grenze nicht überschreiten wollen, ebenso aber auch den bürgerlichen Parteien, wenn sie das der Landwirt schaft zugemutete Opfer auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken suchen. In ruhigeren Zeiten würde sich un schwer ein Mittelweg zwischen diesen beiden Standpunkten ausfindig machen lassen; aber die Sozialdemokraten sind im Augenblick weniger als je geneigt, mit sich handeln zu lassen, zumal sie mit Unabhängigen und Kommunisten eine gemeinschaftliche Aktion verabredet haben, die ihre Be wegungsfreiheit auch in anderen wichtigen Fragen schon sichtlich beeinflußt. Einen Wahlkampf unter der Parole: .Gegen den Brotwucher!" haben sie ihrer Überzeugung nach nichts weniger als zu scheuen. Dazu kommt das eben erwähnte Aktionsprogramm zum .Schutze der Republik". Es geht ungleich weiter als die neueste Ausnahmeverordnung des Reichspräsidenten, es baut den Kampf gegen rechts mit aller Entschiedenheit aus auf Kosten wesentlicher Grundrechte der Weimarer Verfassung, die ihnen also in diesem Punkte durchaus veränderunasbedürftig erscheint. Es ist fast sicher, daß keine der bürgerlichen Parteien auf diesem Wege bis zum letzten Zielpunkt folgen wird. Es müssen hier Gegensätze aufeinanderpraöen, die sich wie Feuer und Wasser von einander scheiden. Deshalb ist es mehr als zweifelhaft, ob ein solches Programm, wenn man es auch mit der Not wendigkeit des Kampfes gegen gewalttätige Feinde der Republik begründen mag, die in der Verfassung vorge sehene Zweidrittelmehrheit im Reichstage finden wird. Aber die Sozialdemokraten, auch hier wieder verstärkt durch Unabhängige und Kommunisten, versteifen sich darauf, daß die von ihnen auf die Tagesordnung gestellten Forderun gen ungesäumt zur Entscheidung gebracht werden; auf die Gefahr hin, daß die bisherige Regierungskoalition dar über in die Brüche geht. Ein Wahlkampf im Bunde mit den beiden andern Arbeiterparteien um solche Parole hat für sie nur etwas ungemein Verlockendes, und sie scheinen gar kein Interesse daran zu haben, trotz der schwierigen außenpolitischen Lage, in der wir uns befinden, ihn zu vermeiden. Wer indessen die Dinge weniger vom Standpunkt be stimmter Parteiinteressen ansieht, wer davor zurückschreckt, unser Volk unmittelbar im Anschluß an die furchtbaren Erregungen dieser Tage in den Strudel eines leidenschaft lich bewegten Wahlkampfes hineinzupeitschen, der mag die Hoffnung noch nicht aufgeben, daß die führenden Männer des Reichstages es doch noch verstehen werden, die Ge fahren zu beschwören. Insbesondere dem Herrn Reichs präsidenten, dessen Besonnenheit schon wiederholt in kritischen Augenblicken sich wohltuend geltend gemacht hat, Mrd auch jetzt wieder die Aufgabe zufallen, den StaakS- wagen rechtzeitig zu bremsen, aus daß er nicht in den Ab grund rollt. Oer neue „Kriegsverbrecher"-ProLelZ. Sachverständige und Zeugen. Leipzig, im Juni. Im weiteren Verlauf seiner Vernehmung erklärte der An geklagte Dr. Michelsohn, daß es trotz größtmöglicher An strengung nicht zu verhindern gewesen sei, daß in dem von ihm geleiteten Lazarett die Kranken dahinstarben, da sie, wenn sie ins Lazarett kamen, meist schon ganz herunter ge wesen seien. Es sei unwahr, daß er sich Mißhandlungen habe zuschulden kommen lassen. Er habe nur einmal gesagt, daß Leute, die seine Anordnungen sabotierten oder das Lazarett gefährdeten, Prügel verdienten. Dahingehende Anordnungen aber habe er niemals getroffen. Hierauf trat man in die Beweisaufnahme ein, und es wurde als erster Sachverständiger der Oberregie- rungs- und Medizinalrat Generalarzt a. D. Dr. Schneider- Potsdam vernommen. Er erklärte, daß der Angeklagte seinen Posten in Dizp-le-Gros gut und sachgemäß verwaltet und dann auch in Effrp den Lazarettbetrieb gut organisiert habe. Daß Dr. Michelsohn auf unrechtmäßige Weise Lebensmittel an sich gebracht habe, halte er für ausgeschlossen. Generalmajor a. D. Hopf-Arnstadt äußerte sich über die sehr schwierige militärische Stellung des Angeklagten. Er habe zwar das Recht gehabt, Befehle zu erteilen, aber keine Machtmittel, sie auch wirklich durchzusühren, da ihm keine disziplinarische Strafgewalt zustand. Der zweite medizinische Sachverständige Dr. Coste- Magdeburg bestätigte, daß die Schwierigkeiten in Effry sehr groß gewesen seien. Er habe den Angeklagten öfter kontrol liert, ohne einen Anlaß zum Tadel zu finden. Damit war die Vernehmung der Sachverständigen be endet, und es folgten die Zeugenaussagen. Regierungsmedizinalrat Dr. Kentsch-Bonn bekundete, daß er sich einmal mit einer Kommission in Effrp aufgehalten und dort über Dr. Michclsohn nichts Nachteiliges gehört habe. Geheimrat Prof. Dr. Paul Braun; chweig-Halle war als Kriegslazarettdireltor Dr. Michelsohns Vorgesetzter. Be schwerden über diesen Arzt, so erklärte er, seien ihm nie vor gelragen worden, er habe vielmehr den Eindruck gehabt, daß Dr. Michelsohn bei den Gefangenen beliebt gewesen sei. Regierungsmedizinalrat Dr. Larz-Berlin war als Mit glied einer Untersuchungskommission mehreremal in Effrp. Er rühmt die dort geleistete Arbeit, der es zu danken gewesen sei, daß Effrp geradezu zu einem Musterlazarett wurde. Gencktskalle. Gesühntes Mordverbrechen. Vor dem Schwurgericht in Essen a. d. Ruhr hatten sich die Bergleute Dwuletzki und Schustek aus Bottrop zu verantworten. Beide hatten in der Nacht zum 13. Februar in der Nähe einer Schachtanlage den 58jährigen Musiker Korbel in räuberischer Absicht überfallen und bestialisch abgeschlachtet. Das Schwurgericht verurteilte Dwuletzki zum Tode, Schustek zu lebenslänglicher Gefängnis strafe. Ein Raubmördertrio. Von dem Schwurgericht Kottbus wurden die aus Berlin stammenden „Arbeiter" Großmann, Langkabel und Mucha wegen Raubmordes verurteilt. Die Angeklagten hatten am 6. April dieses Jahres bei Wolfshain den Kasscnboten Oesterreich von den Vereinigten Nieder lausitzer Glashüttenwerkcn, der 303 000 Matt von Weißwasser nach Tschernitz brachte, niedergcschosscn und beraubt. Ein vierter Räuber erschoß sich gleich nach der Tat. Mucha wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt: Großmann erhielt 12 Jahre 6 Monate. Langkabel 10 Jahre 3 Monate Zuchthaus. Eine fünfzehnjährige Mörderin verurteilt. Vor etwa einem Jabre hatte man die neunjährige Tochter Ilse des Gast wirts Hohmann in Staßfurt mit durchschnittener Kehle aufge sunden. Als der Tat verdächtig war das damals 15jährige Dienstmädchen Hertha Szemkus verhaftet worden. Sie hatte die Tat anfangs eingcstanden, später aber wieder abgeleugnct. In der jetzigen dreitägigen Verhandlung vor dem Landgericht in Magdeburg dagegen wurde scstgcstelll, daß die Angeklagte das Kind ermordet hatte, weil diesem zahlreiche Diebstahle be kannt waren, die die Angeklagte verübt hatte. Der Staats anwalt beantragte wegen Mordes und Diebstahls eine Ge samtstrafe von zehn Jahren einem Monat Gefängnis das Gericht erkannte auf sechs Jahre drei Tage Gefängnis wegen Totschlags und Diebstahls. Von rmä fern. Selbstmordversuch des Frauenmördcrs Großmann. Aus Berlin wird berichtet: Im Moabiter Untersuchungs gefängnis hat der Frauenmörder Großmann, der „Ber liner Laudru", in seiner Zelle einen Selbstmordversuch unternommen., Er befindet sich in der sogenannten Mör derzelle, d. h. 'in einer besonders eingerichteten Zelle, die von «rußen ständig beobachtet werden kann, und in der eS keinerlei Gegenstände gibt, mit denen sich der Zelleninsasse Versetzungen beibringen kann. Großmann gelang es, die Fenster mit Zeitungspapier zu verkleben und einen Selbst mordversuch durch Erhängen zu unternehmen. Der Plan wurde jedoch rechtzeitig entdeckt und vereitelt. Erhöhung der Bettkartenpreife. Mit Gültigkeit vom 10. Juli d- I. ab werden die Bettkartenpreise (bei Be nutzung von Schlafwagen) wie folgt festgesetzt: Erster Klasse 300 M., zweiter Klasse 150 M., dritter Klasse 80 M. Die Vormerkgebühren betragen: Erster Klasse 30 Mark, zwei ter Klasse 15 Mark, dritter Klasse 8 Matt. Die Zahl der Opfer der Berliner Eisenbahnkata strophe hat sich auf 40 erhöht. Die Eisenhahndirektion Berlin richtet aus Anlaß des Unglücks eine dringende Mahnung an alle Reisenden und warnt davor, Trittbret ter usw. zu benutzen, vorzeitig Türen zu öffnen, auf die Wagen zu klettern und beim Ein- und Aussteigen zu drän gen. Den Anordnungen des Vahnpersonals muß Folge Typhus und Cholera in Griechenland. Auf vier im Hafen von Salamis liegenden Schiffen mit zehntausend erkrankten griechischen Flüchtlingen ans Rußland zeigten sich neben Typhus auch Fälle von Cholera. Die Schisse wurden unter Quarantäne gelegt. Da auch in Saloniki Cholerafälle fcstgestellt werden konnten, ergriff die jugo- flawifche Regierung strenge Vorsichtsmaßregeln gegen eine Verschleppung der Seuche. für Kem unä morgen. Deutsche Sparprämienanleihe von 1919- Die Reichs schuldenververwaltung stellte aus Sparsamkeitsgründen am 1. Juli 1922 die unentgeltliche Abgabe von Ziehungs listen der Sparprämienanleihe ein. Die Ziehungsliste vom 1. Juli 1922 sowie eine besondere Restliste (Verzeichnis der Rückstände) vom 15. Juni 1922 sind vom Verlag der Allgemeinen Verlosungstabelle in Grünberg-Schlesien (Postscheckkonto Nr. 12 347) zum Preise (einschließlich Porto) von: 1 Stück 1,30 M., 2 Stück Ziehungs- oder Nest- lisien nach Wahl 1,50 Mark, 5 Stück 3 Mark, 10 Stück 4 Mark, 100 Stück 40 Mark, 1000 Stück 400 Mark zu be ziehen; bei größerem Bedarf Anfrage beim Verlag. Be stellungen sind nur an den Verlag zu richten. Unentgeltlich können die Ziehungslisten nach wie vor bei jeder Reichs post- und Neichsbankanstalt eingesehen werden. Vermischtes. Der Gesandte als Sklavenhalter. Nach Meldungen englischer Blätter hat sich in Abessinien seit dem Tode Kaiser Meneliks die Sklaverei wieder ausgebreiiet. Rei sende, die aus der Landeshauptstadt Addis Abeba und aus den südlichen Provinzen des Landes zurückgckehrt sind, beschreiben mit höchster Entrüstung die Sklavcnjagden, die gegen Nachbarstämme unternommen werden, und be richten, daß Sklavenmärkte wie in alten Zeiten abgehalteu werden. Die Sklavenhändler sind fast alle Mohamme daner, aber die Käufer setzen sich zum großen Teil aus der christlichen Bevölkerung zusammen, und einige Bericht erstatter lenken die Aufmerksamkeit der englischen Regie rung auf die Tatsache, daß sogar die britische Gesandtschaft in Addis Abeba Sklaven hält. Die Menschenjagden haben weite Gebiete entvölkert und sie wieder zur Wildnis wer den lassen. Der Klub der Wcktumsegler. Ein weltumspannender Klub, von dem man wenig weiß, und der, wie man be greift, auch nicht für jedermann ist, ist der Klub der Welt umsegler. Dieser Klub, in den man nur ausgenommen werden kann, wenn man wirklich rund um die ErdkugeL hermngekonunen ist, soll eine Art geheimer Gesellschaft sein. Er zählt heute 350 Mitglieder. Hie und da hört man, daß einige von ihnen kleinere Reisen zusammen unternehmen, aber womit sich der Klub sonst abgibt, davon verlautet in der Öffentlichkeit gar nichts. Die Namen der Mitglieder werden in einer Urkunde feierlich verzeichnet. An ihrer Spitze steht Fernao de Magalhaes, der vor 400 Jahren dis Welt umsegelte, dann folgen die berühmten Namen von Sir Francis Drake, Kapitän Cook und Jules Verne. Ob diese aktive Mitglieder gewesen sind oder ob ihnen erst einige Zeit, nachdem sie ihre letzte Reise angetreten hat ten, die Ehre der Mitgliedschaft zuteil geworden ist — dar über verlautet nichts Näheres. Untergruppen des Klubs bestehen in Montreal, Newyork, Buenos-Aires und Mel bourne. m-nOtfarNrm An-Ko» 16) (Nachdruck verboten.) Sie standen wieder draußen und der Regierungsrat schämte sich. „Eigentlich haben wir sehr inkorrekt gehandelt! Stö ren die Dame so ohne jeden Grund. So etwas ist ganz gegen meine Grundsätze." " „Aber Papa, sie hat es gar nicht übel genommen.* „Schadet nichts, taktlos war es doch aber — — wirklich ein reizendes Häuschen wenn ich die Wohnung nicht hätte und es nicht zu teuer wäre —" Sie gingen zum See und trafen den Rechtsanwalt. Sie promenierten noch ein Stündchen, dann aßen sie in dem wohlig geheizten Saal des Restaurants Seeterrassen gut zu Mittag und waren vergnügt. Im großen Saal wurde getanzt, aber wenn auch Hubert und Hilde verstoh lene Blicke hinüberwarfen — weder das hübsche Mädchen noch der Mufikjüngling waren da. Natürlich — sie ge hörten auch wohl -ur besseren Gesellschaft. Nach dem Kaffee sagte der Rechtsanwalt: „Ich will doch einmal zu Haus anklingeln." Frau Charlotte lachte. „Aber Adolf, was f»L denn heute am Sonntag —" „Wahrscheinlich gar nichis, aber es ist doch einmal meine Gewohnheit —" Er blieb fort und blieb merkwürdig lange, dann rief er in den Saal: „Schwager, komm doch einmal her!" Der Xegierungsrat ging hinaus und die Damen lachten. „Was die Männer da wohl aushecken!" Charlotte sagte: „Ich wette, Adolf will eine Bowle ansetzen und berät mit Klemens die Weinsorten." Die beiden Männer aber waren durchaus nicht ver gnügt. «Du, KlemeuS. ich -a-e He« W Haus^auMiuM — „Ich weiß." „Da habe ich eine ganz merkwürdige Nachricht bekom men — ich kann das gar nicht glauben — das muß ein dummer Scherz sein — das Mädchen sagt, dein Hauswirt hätte angeklingelt, du möchtest sofort nach Hause kommen, alle deine Möbel ständen auf der Straße." „Was?" § Der Regierunzsrat sah ihn verständnislos an „Meine Möbel ständen auf der Straße?" 'L, „So sagt das Mädchen." L, „Die ist Wohl verrückt." „Ich verstehe es ja auch nicht." ? „Da werde ich doch gleich mal bei dem Hauswirt an klingeln." Er verstand nicht, warum er so ausgeregt war, das konnte doch nur ein Mißverständnis sein — es dauerte lange, bis er Verbindung bekam, dann wurde er immer erregter und schließlich sank er wie vernichtet in einen Stuhl. „Was ist denn?" Der Regierungsrat sagte vollkommen tonlos: „Es ist richtig, meine Möbel stehen attf der Straße und ein Schutzmann zur Bewachung daneben." „Aber wie ist denn das denkbar?" Der Regierungsrat sah sich ängstlich um, ob auch von seiner Familie niemand käme. „Ich habe dir das nicht gesagt, ich habe doch die Woh nung hintenrum." „Hintenherum?" „Gott, du.weißt, daß auf dem Wohnungsamt nichts zu machen war. Ich sollte ein paar Jahre warten. Da traf ich meinen alten Regimentskameraden von Schmet- ting, der in demselben Haus wohnt, und er sagte mir, daß da eine Wohnung leer sei, die der Wirt nicht dem Woh nungsamt angegeben habe, sondern hintenherum natürlich teurer vermieten wollte, da Habs ich zugegriffeu —" „Teufel!" „Herrgott, der Wirt war ganz sicher, und jetzt sagt er mir, er sei denunziert worden und heute mittag ist Polizei gekommen uudhat die Wohnung beschlagnahmt und meine Möbel kurzerhand auf die Straße stellen lassen. Es wohnt schon ein anderer drin." „Aber Klemens." Der Regierungsrai war vollkommen ratlos. „Wie soll ich das Agathe beibringen!" „Jedenfalls nimm dich zusammen und laß dir nichts merken. Wir fahren so schnell wie möglich nach Hause, lassen die Damen bei mir. Ich werde Charlotte, die eine sehr vernünftige Frau ist, ins Vertrauen ziehen und dann werden wir Männer einmal sehen, was da zu machen ist." „Die Geschichte ist schrecklich — das kann mich mein Amt kosten! Wenn das herauskommt!" „Zunächst nimm dich zusammen!" Der Regierungsrat gab sich alle Mühe und sie kamen wieder zur Gesellschaft. Frau Charlotte ruf ft neu ent gegen: „Na, was macht die Bowle?" „Welche Bowle?" „Die ihr heimlich braut!" Der Rechtsanwalt lachte. „Damit ist nichts, oder, wir müssen sic zu Zause trin ken. Wir wollen sofort nach Berlin fahren." „Was ist denn los?" „Ich habe eben erfahren, daß die Möglichkeit besteht, daß die Eisenbahner einen Sympathiestreik anfangen und dann kommen wir nicht nach Hause." „Allmächtiger, dann aber schnell." Man brach aus, und in der Erregung fiel des Re gierungsrats schlechte Laune nicht auf. Nur Agathe fragte: „War ist dir?" „Ach nichts — etwas abgespannt. Das konnni nach.* „Wir gehen auch gleich nach Haus." Adolf widerfprach. „Im Gegenteil, wir fahren zu mir und trinken di- Bowle." „Aber wenn Klemens müde ist." „Der wird schon munter werden." (Fortsetzung folgt.)