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Veutscklsnäs LcdiffbLuverpslicktungen. Von einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Durch die drakonischen Bestimmungen des Versailler Vertrages hatte Deutschland nicht nur den Verlust saft seiner gesamten Handelslonnagen zu beklagen (nämlich: alle Schiffe über 1600 Tonnen, die Hälfte aller Schiffe zwischen 1000 und 1600 Tonnen), sondern es mußte sich gleichzeitig dazu verpflichten, in den auf die Friedensunler zeichnung folgenden fünf Jahren je bis zu 20 000 Tonnen Schiffsraum für die Entente zu bauen. Die deutsche Schisfsbautätigkeit war in den Borkriegsjahren im Ver gleich zu den Bauziffern der Welt nicht eben übermäßig groß, wenn auch die Qualität der einzelnen Bauten an erkanntermaßen ans dem ganzen Erdkreise ihresgleichen suchen konnte. Obwohl zurzeit die Welttonnage zum erheblichen Teil durch die von Deutschland erhaltenen Schiffe, wie auch in folge einer in allen Ländern unmittelbar nach Kriegsschlutz begonnenen fieberhaften Bautätigkeit, nicht im mindesten Mangel leidet, im Gegenteil Tausende von Tonnen unter dem Druck der allgemeinen weltwirtschaftlichen Krise, be sonders in Amerika, ungenutzt brachzuljegen verurteilt sind, besteht die Entente nach wie vor auf dem Schein ihres Rechts. Allmonatlich zeigen die Ziffern, allen Schwierig keiten und Hemmungen zum Trotz, eine steigende Belebung der Bautätigkeit auf deutschen Werften. Die weitaus meisten Tonnen gelangten und gelangen in Erfüllung des Vertrages zur prompten Ablieferung an die alliierten und assoziierten Staaten, so erst kürzlich noch der neue Riesen- dampfer „Bismarck", dieses gewaltige Wunderwerk deut schen Geistes und deutscher Arbeitskraft, das nun unter fremder Flagge als „Majestic" den Ozean kreuzt. Unter diesen Umständen ist es uns gewiß nicht leicht, angesichts des für uns unerschwinglich hohen Tonnenpreises aus ländischen Schiffsraumes, den dringend notwendigen Bau deutscher Tonnage auch in bescheidenem Umfange durch zuführen. Daß unserer rastlosen Energie es dennoch ge lungen ist, bereits heute schon unsere zerstörte Handels flotte wieder Halbwegs auszubauen, wird uns in Kreisen der Entente mißdeutet und gab Poincars in seiner Senars- rede über die Reparationspolitik am 28. Juni unter anderm zu den Ausführungen Anlaß: „Deutschland macht über triebene Ausgaben. baut und vermehrt seine Handels flotte. Ein Wettlauf der Tonnage hat begonnen. Die deutsche Handelsflotte nimmt wieder den eisten Platz in der Welt ein ..." In diesen Tagen finden Verhandlungen zwischen den Vertretern der maritimen Abteilung der Ncparchions- kommission und den entsprechenden Regierungsstellen statt, die sich mit den zurzeit in Arbeit befindlichen und vor bereiteten deutschen Pflichtbauten, befassen. Die Brand rede Poincards dürfte leider nicht geeignet sein, die Basis für diese Verhandlungen wünschenswert zu ebnen. Ver hältnismäßig leicht dürste im Gegensatz zu den deutsch- französischen Verhandlungen eine Übereinstimmung mit Italien erreicht werden. Es ist bereits gelungen, mit der italienischen Negierung eine Einigung über den Dampfer „Ausonia" dahingehend zu erzielen, daß Deutschland als Ersatz drei gemischte Schiffe von etwa 4500 Brutto-Ne- gistertonnen zu liefern sich bereit erklärt hat. Diese Eini gung bedeutet immerhin eine Erleichterung — werden durch sie doch die deutschen Bauverpflichtungen für das laufende Jahr mit annähernd 7000 Brutto-Registertounen vermin dert. Ferner dürften die Verhandlungen zu einem Über einkommen führen, nach dem für das nächste und die kom menden Jahre durch jährliche Vereinbarung die einzelnen Baumengen genau festgesetzt werden sollen. Für Frank reich ist der Bau von zwei stattlichen Großdampfern abge schlossen worden. Der eine von ihnen wird auf der Wrser- - werft in Bremen hergestellt und faßt 14 000 Brutto-Ne- Mertonnen. Er repräsentiert einen Gesamtwert von rund 8)4 Millionen Goldmark. Der zweite, Dampfer wurde auf der Werft Tecklenburg in Geestemünde auf Kiel gelegt. Dieser Neubau faßt 10 000 Registertonnen. Seine Her stellung wird auf 6 Millionen Goldmark beziffert. Ent sprechend den bisher znstandegekommenen Vereinbarungen (immer auf der Basis von Versailles) wird die Gutschrei bung dieser Schisksbauten aus die ReparationZschuld er folgen und zwar ft nach Fertigstellung der Schifft in vier Raten auf die laufende Jahresschuld. Daß im. Hinblick auf die heute von der Entente uns noch immer nicht genau angegebene GutmachungL schuld diese Ziffern nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten, wird jedem ein keuchten. der dis entstellenden Veröffentlichungen der poWscbe DsutlMLNÄ. Die Verhandlungen über die Regierungsumbildung. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages hat eine Entschließung gefaßt, in welcher sie erklärt, daß die zum Schutze der Republik zu beschließenden Gesetze nur Pariser Presse über die bisherigen Wiedergutmachungs ergebnisse mit den von uns festgelegten Ziffern vergleicht. Dennoch ist die rastlofe Tätigkeit der deutschen Werkkraft auch auf diesem wichtigen Gebiete der Reparation zu be grüßen und muß dazu dienen, nicht nur in unserem Lande, sondern in der ganzen Welt allen Unterstellungen znm Trotz unseren Erfullungswillen praktisch darzutun. von einer entschieden republikanischen Regierung durch geführt werden können- Für die Sozialdemokraten komme daher die Mitarbeit der Deutschen Volkspartei in der Reichsregierung nicht in Frage. Es hängt nun davon ab, was das Zentrum und die Demokraten über ihre Stellung nahme zu einer Erweiterung der Regierung noch links sa gen werden. Kaihemm Mörder AmMt und entkommen. Eine weitere Million Belohn,mg. Die ohne' Unterbrechung fortgeführte Verfolgung der Mörder desReichsministers des Aeußeren Rathenau scheint sich ihrem Ziele zu nähern. Amtlich wird gemeldet: Den beiden flüchtigen Mördern des Ministers Rathenau, den, Ingenieur Hermann Fischer und den, Oberleutnant z.S. a.D. Erwin Kern,ist die Berliner politische Polizei auf der Spur. Die Ermittlungen haben ergeben, daß die beiden flüch tigen Täter sich vom 4.— 6.7. in Wismar in Mecklenburg am 7.7. inNeu-Kalies und am 8.7. in Lenzen a. E- auf gehalten haben. Als sie im letztgenannten Orte von der Polizei erkannt wurden, flüchteten sie über die Elbe auf hannoversches Gebiet in den Kreis Lüchow hinein. Die verfolgende Polizei stellte fest, daß die Mörder in der Richtung Gardelegen weiiergeflüchtet sind. Der ganze Be zirk wurve umstellt, aber die Mörder sind wieder entkommen. Äußer der ausgelobten Summe von 1 Million Mark hat die Reichsregierung noch einen weiteren Betrag von 1 Million Mark für sachdienliche Meldungen aus-gesetzt, die zweck mäßig nach Landratsamt Gardelegen zu richten sind. Im alltäglichen Leben hört man das Publikum, vor ollem die Frauen, über die Teuerung auf dem Waren markt bewegliche Klagen anstimmen. Namentlich die letzten Wochen haben wieder eine ganz gehörige Preis welle gebracht, die ihren Höhepunkt noch nicht ganz erreicht hat. Es ist aber viel weniger eine Verteuerung der Waren, um welche es sich bei den Preissteigerungen handelt, son dern vielmehr eine Entwertung des Geldes, die den nominell so hohen Preisstand der Waren herbeiführt. Meist wird man sagen müssen, die Waren steigen im Preise, weil das Geld schlechter geworden ist, nicht weil die Waren teurer geworden sind. Daß alle Preissteigerungen als Teuerung bezeichnet werden, ist also durchaus verständlich, wenn man bedenkt, daß auch in Kreisen der heute maßgebenden Schichten der nämliche Irrtum festsitzt und die Wirkung der Geldentwertung auf die Höbe der Warenpreise noch immer nicht begriffen wird. Daß neben der Geldentwertung auch noch eine Teuerung zu beobachten ist, wird nicht bestritten, aber das Niveau der Warenpreise wäre bei gutem Gelds höchstens zwei- bis dreimal so hoch, während infolge der Geldverschlechte rung die Warenpreise im Durchschnitt fast um dreißigmal so hoch stehen wie in der Vorkriegszeit. Daß die Teuerung der Waren erst in zweiter Linie steht, sehen wir daraus, daß die Ausländer mit ihrem guten Gelds nirgends so billig leben wie in Deutschland, was eben nur möglich ist,! wenn die Ursache der hohen Preise vor allem in der Geld- Verwässerung liegt. Auch kann ja der, der heute noch ein 20-Markstück in Gold besitzt, das ihm das Reich gegen 1700 Mark in Papier eingewechselt, für diese Münze noch fast dieselbe Menge kaufen wie in Vorkriegszeiten. Wege« dieser verhältnismäßigen Billigkeit sind auch die deutschen Städte, vor allem Berlin, von Ausländern geradezu über schwemmt. Und diese Überschwemmung wird noch von manchen Seiten als ein großer Vorteil betrachtet, indem dadurch viel Geld ins Lartd komme, wobei nur übersehens wird, daß wir dagegen viel zu billig Waren weggebens müssen, die unser Volk selbst gebrauchen könnte, die es aber! wegen der ungleich wirkenden Geldentwertung immer! weniger zu kaufen in der Lage ist. Der Präsident der Staatsat Rault, hat zu der letzten Denkschrift der politischen Parteien des Saargebietes an den Völkerbund in einem Schreiben an den Generalsekretär des Völkerbundes Stel- lugn genommen. Die Antwort betont, daß mit einziger Das Amnestiegcsetz. Im Zusammenhang mit dem Gesetz zum Schutz der Re publik ist dem Reichstage ein besonderes Amnestiegesetz vorgelegt worden, wonach Personen, die im Jahre 1920 nach dem 4. August und im Jahre 1921 au einem hoch verräterischen Unternehmen mitgewirkt haben, von der Strafe sreiblsibsn sollen. Die Amnestie soll sich auch auf die Urteile der außerordentlichen Gerichte von 1921 erstrei ken. Ausgeschlossen bleiben Verbrechen gegen das Leben Brandstiftung, schwerer Raub und andere Noheitsdelikte. Im Rechtsausschuß, des Reichstages erklärte dabei der Reichsvcrkehrsminister Gröner, daß eine Amnestie sür die Eisenbahnbeamten, die wegen des letzten Eisenöahnerstreiks im Februar zur Verantwortung gezogen wurden, nicht in Frage kommen könne. Der Ausschuß nahm gegen die Stim men der Deutschnationalen, der Deutschen Bolkspartei, der Bayerischen Volkspartei die Regierungsvorlage an und ebenso eine Entschließung des Zentrums,, der Demokraten und der Deutschen Volkspartei, worin die Erwartung ausgesprochen wird, daß gegen die am Eisenbahnerineik beteiligten Beamten mit der äußersten Milde verfahren werden soll. Abänderung der Disziplinargesetze. Das dem Reichstage zugegangene Gesetz über die Abän- chLuuna der Disziplinarvorschriften enthält u.a. die Bestim- Ausnahme der Befreiung von der Vusfuhrabgabe das Saargebiet vom 10. Januar 1925 ab vollständig dem fran zösischen Zollregime unterstellt sein werde. Von dem sei tens der saarländischen Delegation beklagten ausgedehnt«« Spitzel- und Bestechungswesen will sie nichts wissen. 17) lNachdruck verdaten.) Zum Glück war die Bahn so voll, daß die Damen mrd Herren getrennt fahren mußten. Dabei murdc auch Hubert eingeweiht. .Aber Papa, wie konntest du?" „Hast ganz recht, mein Junge." „Unsinn — jetzt keine Vorwürfe'" Sie kamen in Berlin an und fuhren trotz Frau Agathes Einspruch zu Schumachers in vie Wohnung — dann gingen die beiden Männer heimlich fort und kamen ptr Kleiststraße. Es war nicht zu leugnen, die ganze Einrichtung der Familie Dieterici stand auf der Straße und rechts nno links zur Bewachung ein Mann von der grünen Sicher heitswehr. Viertes Kapitel. Es war wirklich eine recht vergnügliche Rao«. Ler Regierungsrat und der Rechtsanwalt kamen überhaupt nicht wieder! Frau Agathe war in Todesängsten und ver langte nach Hause. Hubert wußte nicht recht, was er sagen ftlUc, und wurde dann telephonisiv ebenfalls nach per Kleiststraße beordert, während den Damen die Nach richt übermittelt wurde, es fei plötzlich ein schwerer Kriminalfall eingetrcteu, den der Rechtsanwalt bearbeiten müsse, und sein Schwager wolle ihm bei den Untersuchun gen hclscn. Das glaubte denn auch Agathe so halb nnd halb, aber sie sab nicht ein, warum sie deshalb auf ihr gutes Bett versicUeu unv bei Charlotte aus dem Sosa schlafe«, muss.. Aber schließlich r ar sic zur Ruhe gebracht und in der Fasanenstraße wenftsicns Frieden. Desto aufgeregter war es in der ttwislsttaße. Zunächst ginge« die beiden Schwäger zum Hauswirt. „Was kann ich dafür? Jst's vielleicht meine Schuld? HabtzJch .Ihnen nicht gleich gejggftLie sollen recht vor sichtig beim Einzug sein? Natürlich, wenn gleich den gan zen Tag über geklopft wird, daß ja all? Bilder am ersten Tage hängen und sogar das Namensschild an der Tür an gebracht wird, dann müssen's ja die Menschen merken, daß da jemand anders eingezogen ist." „Erlauben Sie mal, Sie tun ja gerade, als ob ich ein Verbrecher wäre." Der Wirt lächelte. „Wenn Sie hintenherum ein Pfund Butter kaufen, tragen Sie es frei und offen, daß es jeder sieht, ans dem Laden?" Dieterici war beleidigt. „Ich kaufe keine Schleichwaren." Ler Wirt zuckte die Achseln. „Aber eine Schleichwohmmg mieten Sie!" „Und was nun?" „Was heißt, was nun? Ich sagte Ihnen, es sind gestern schon andere Mieter eingezogen, und Sie sind draußen." „Dann bitte ich zum wenigsten meine dreitausend Mark Miete zurück." „Wieso? Ich müßte Sie wegen den Schaden verkla- r gen. Wissen Sie, was die neuen zahlen? Zweitausend Mark im ganzen Jahre! So setzt das Wohnungsamt sest. Habe ich viertausend Mark Schaden durch Ihre Unvor sichtigkeit und ich soll herauszahlen? Fällt mir nicht ein!" Jetzt mischte sich Rechtsanwalt Schuhmacher ein. „Erlauben Sie mal, muß ich als Rechtsanwalt Sie wirklich aufmerksam machen, daß der Vertrag hinfällig ist, wenn der Herr Regierungsrat nicht in der Wohnung woh nen kann?" „Hindere ich ihn?" „Gleichviel — er kann nicht drin wohnen, also müssen Sie auch den im voraus gezahlten Mietsbetrag wieder herauszahlen, das besagt der Vertrag." „Herr Rechtsanwalt, wer redet vom Vertrag? Was ist ein Vertrag? Hat sich die Entente oder sonst jemand im Krieg gekümmert um einen Vertrag? Ein Vertrag ist ein Stück Papier!" „ Ker Rechts anjvalt wurh^ aufgeregt, „Sie weigern sich also, das Geld herauszugeben?" „Nicht einen Pfennig! Wo werde ich herausgcben!" „Wissen Sie, was dann geschieht?" „Was soll geschehen? Nichts wird geschehen! Sie könnten eine Klage einreichen. Sie könne« mir vielleicht einen Wucherprozeß an den Hals hängen. Sie könnten, aber Sie tun's nicht! Ihr Herr Schwager ist Regierungs- rat im Finanzamt. Ich wette, dis Sache ist ihm sehr Pein- lich! Ich wette, er würde gern noch einmal dreitausend Mark geben, wenn er machen könnte, daß niemand etwas davon erführe! Und er soll klagen? Er wird an dis große Glocke hängen, daß der Herr Regierungsrat vom Finanzamt eine Wohnung hintenherum gehamstert hat? Er wird an die große Glocke hängen, daß er ohne mit der Wimper zu zucken, den Wucherpreis bezahlt hat? Nein, das wird er nicht tun, der Herr Regierungsrat! Im Gegenteil, wenn ich einmal aufs Finanzamt komme und ein Anliegen habe an den Herrn Regierungsrat, dann wird er recht freundlich und recht zuvorkommend sein, aus Angst, daß ich etwas erzählen könnte." ^Da irren Sie sichl Jetzt augenblicklich reiche ich die Klage ein. Sie sind ja — Sre sind ja —" „Nu sagen Sie nicht noch ne Injurie. Sie sind aufge regt, Herr Regierungsrat! Regen Sie sich ab, und wenn ich Ihnen vielleicht für die Nacht mein Fremdenzimmer anbieten darf für die Damen —" „Danke!" Sie gingen und schlugen die Tür zu, dann klingelten sie in der Wohnung, in der noch Licht war. Eine Stimme fragte: „Wer da?" „Regierungsrat Dieterici. Darf ich Sie einen Augen blick sprechen?" „Bitte sehr." Die Tür wurde geöffnet und ein eleganter junger Herr stand in Hemdärmeln vor ihnen. „Bitte, wol!.'« Sie eintreten?" „Ich habe das Vergnügen, mit dem jetzigen Bewohner meiner Wohnung zu sprechen!" (Fortsetzung folgt.)