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Abrechnung mit Vanäerveläe. Von unserem politischen O-Mitarbeiter wird uns geschrieben: An alte Sünden erinnert zu werden, ist immer ein un angenehmes Ding für Politiker, die sonst durch ein dickes Rhinozerossen ausgezeichnet sind. Ob Herr Vander velde, der ehemalige Justizminister des Königs von Belgien und anerkannte Führer der belgischen Sozialisten partei, sich im Besitz eines solchen Schutzmittels gegen äußerliche Unannehmlichkeiten befinde^ werden nur seine näheren Freunde zu entscheiden wissen. Nun er sich aber zur Verteidigung der von den Bolschewisten angeklagten Sozialrevolutionäre nach Moskau begeben hat, sieht er sich dort plötzlich in eine Lage versetzt, wie Daniel in der Löwengrubc. Er ist hingeeilt, um von seiner Eigenschaft als Advokat und Verteidiger zugunsten der unter schiverer Anklage stehenden Gesinnungsgenoffen Gebrauch zu »rachen. Die Moskauer Kommunisten aber fallen über ihn als einen Führer des internationalen Proletariats her, der er nach wie vor zu sein behauptet, während die In haber des allein seligmachenden Glaubens Leninscher und Trotzkischer Färbung ihn nur noch als einen der vielen „Verräter" der Weltrevolution gelten lassen. So hagelte es denn förmlich auf ihn, kaum, daß er in Moskau eingetroffen war, in Versammlungen, in Ar tikeln, in öffentlichen und privaten Besprechungen Angriffe schwersten Kalibers herab, mit der Tendenz, ihm auch vor dem Forum des sogenannten Nevolutionsgerichtes, das gegenwärtig in Moskau wieder einmal seines Amtes wal ten soll, jede Autorität zu nehmen. Die stärkste Anklage, die dabei gegen Vandervelde immer wieder erhoben wird, wird aus der Tatsache hergeleitel, daß er im Namen und als Vertreter des Königs von Belgien den Versailler Vertrag unterzeichnet hat. Dieser sogenannte Friedensvertrag wird von den russischen Bolschetvisten nicht weniger scharf verurteilt, als wir Deutsche es, bisher leider immer noch erfolglos, getan haben. Für uns um schließt er Len ganzen nationalen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Jammer, in dem wir zu ersticken drohen. Den Ruffen gilt er vor allen Dingen als Tod sünde gegen den heiligen Geist der internationalen Verbrü derung, wie sie ihn auffassen. Ein Sozialistensührer, der die Versklavung großer Telle eines mit Recht selbstbewuß ten Volkes, seine Ausbeutung durch den hungrigen Welt kapitalismus mit seinem Namen gutheißt, hat nach der Überzeugung der Russen das Recht verwirkt, sich noch irgendwo vor Arbeitermaffen als Wortführer der ersten oder zweiten »der zweieinhalbten Internationale blicken zu lassen. Herr Vandervelde muß schließlich doch einigen Verdruß darüber empfunden haben, wie ihm hier, in der eigentlichen Heimat der dritten Internationale, unaufhör lich zngesetzt wurde, und so hat er schließlich an Die „Jsvestija", daS Regierungsblatt der Moskauer, einen Brief geachtet, i« dem er seine Haltung in Versailles so gnt wie möglich zu rechtfertigen sucht. Er habe den Frie- densvertraq unterzeichnet gemäß dem Mandat, das er von der belgischen Arbeiterpartei erhalten habe, weil er für Belgien die Befreiung seines Gebietes und den Schadens ersatz für die Zerstörungen sanktionierte, die durch den deutschen Einfall verursacht waren. Vor seiner Unterschrift aber habe er sich dem öffentlichen Protest der belgischen Arbeiterpartei gegen die imperialistischen Punkte des Ver trages ««geschlossen und schließlich sei ja im Vertrage selbst eine Nachprüfung seiner Bestimmungen vorgesehen, wie sie jetzt von den belgischen Sozialisten im Einvernehmen mit den Genossen in Deutschland, England, Italien und Frankreich angestrebt würde. Eine glückliche Verteidigung? In Moskau wird ihm sofort erwidert, daß es gar nichts ausmache, ob er nach der Unterzeichnung des Vertrages gegen dessen räuberische Teile als Privatmann protestiert habe oder nicht. Man bescheinigt ihm, daß er sich auf Ausreden zurückziehe; er beweise im Grunds nur, daß er nicht dort war, wo das Pferd gestohlen wurde, wenn er auch zugeben müsse, dieses Pferd verkauft zu haben. Vandervelde scheine bei den russischen Arbeitern ungefähr den politischen Verstand von Säuglingen vorauszusetzen, werde aber damit kein Glück haben. Vier Jahre seien seit Unterzeichnung des Versailler Vertrages verstrichen. Das deutsche arbeitende Volk sei durch ihn zum Kuli des Weltkapitalismus geworden, aber weder Frankreich noch der König, dessen Minister Vandervelde war, zeigten die geringste Neigung, sich vom Vertrage loszusagen. Resolutionen, auch wenn Vander velde ihnen jetzt zustimmt, nützten dem deutschen Arbeiter ebenso viel wie dem Toten der Weihrauch. König Albert hakte sich « Vte vnbersihrkst feiner treuen DirnrrS von da mals, ungeachtet der Grimassen, die er schneide, seitdem er den königlichen Dienst verlassen habe und wieder zur Op position Lbergegangen sei. Nach einer anderen Meldung soll Vaudervelde darüber hinaus noch gegen die deutschen Mehrheitssozialisten und Unabhängigen den Vorwurf er hoben haben, daß sie die Bedingungen des Versailler Vertrages angenommen hatten. Seine Aufgabe als belgi scher Minister konnte nur darin bestehen, die belgischen Interessen wahrzunehmen; sollte er deutscher oder volks wirtschaftlicher empfinden als die damaligen Führer des deutschen Volkes? Man sieht also, mit den Herren Kommunisten ist höl lisch schlecht Kirschen essen, und wenn Herrn Vaudervelde seine eigene Verteidigung schon so vorbeigeglückt ist, — wir wird es erst den armen Angeklagten gehen, deren er sich in Moskau angenommen hat? Politische Aunctsekau. vrutfMrnil. Das Warkabkommen mit Belgien. In Brüssel sind die deutsch-belgischen Verhandlungen wegen des Verkaufs der beim Waffenstillstand in Belgien zurückgebliebenen 6 Milliarden deutscher Mark wieder aus genommen worden. Diese Frage, über die schon seit No vember 1919 verschiedentlich verhandelt wurde, soll nun nach Möglichkeit unbedingt zu einem Abschluß gebracht werden. Vor einigen Tagen sind Vertreter des Auswärti gen Amts und des Reichsfinanzministeriums nach Brüssel abgereist. Mittelstandstagung in Braunschweig. Der vom Reichsschutzverband für Handel und Gewerbe in Braunschweig, von der Zentralstelle zur Erhaltung von Friedenswirtschaft und Eigentum in Berlin, vom Zentral verband Deutscher Hans- und Grundbesitzervereine und anderen Vereinigungen einberufene Mittelstandstag hatte ungefähr 600 Vertreter aus 500 deutschen Städten in Braunschweig versammelt. Beamte der staatlichen und städ tischen Braunschweiger Verwaltung, verschiedene politische Parteien, ferner Vertreter des ausländischen Mittelstandes, u- a. der Vizepräsident der Handelskammer in Rotterdam und Mitglieder des Niederländischen Arbeitsrates waren ebenfalls erschienen. Nach den Darlegungen zahlreicher Redner wurde eine Entschließung angenommen, die ein Kartell aller schaffenden Stände fordert. Direktor Jn- genool aus dem Haag versicherte dem deutschen Mittelstand die unverbrüderliche Sympathie der holländischen Mittel stand skreise. Smeets wegen Beleidigung Eberts verurteilt. Der bekannte rheinische Sonderbündler und Franzo senfreund Smeets stand vor dem Kölner Gericht wegen Beleidigung des Reichspräsidenten. Er wurde unter Zu sammenziehung mit der Strafe, Lie die Strafkammer be reits im März gegen ihn erkannt hatte, zu sieben Mo naten Gefängnis verurteilt. Die Strafe vom März betrug fünf Monate Gefängnis. frankreick. Die strittige Haager Konferenz. Seit Tagen geht ein ziemlich scharfer Notenwechsel zwischen Paris und London vor sich, -er sich mit der Frage der geplanten Haager Kon ferenz befaßt. Im Haag soll eine Verständigung über die russischen Angelegenheiten gesucht werden. Frankreich scheint aber diese Verständigung nach seiner Art ebenfalls verhindern zu wollen, und darob erhob die englische Regie rung den Vorwurf, die französischen Darlegungen schienen auf Begriffsverwirrungen zu beruhen. Poincarä antwor tete auf diese Liebenswürdigkeit, die Engländer hätten kei nen Beweis für diese Gedankenverwirrung beigebracht. England aber bleibt dabei, daß eine Beratung mit den russischen Delegierten und eine Zusammenarbeit mit ihnen durchaus notwendig sei, wenn etwas Praktisches erreicht werden solle. KuManck. Lenin ein Todeskandidat. Das englische Parla mentsmitglied O'Grady, das soeben aus Rußland zurück gekehrt ist, erklärte Blättermeldungen zufolge, Lenin leide an den Folgen eines vor einem Jahr auf ihn verübten Nevolverattentats.' Sein Tod sei nur noch die Frage von Wochen. Vor zwei Wochen sei der Zustand Lenins bereits sehr ernst gewesen. MAK , _ - 1) (Nachdruck verboten.) Der Schnellzug, der den Regierungsrat Dieterici mit seiner Familie von Danzig nach Berlin bringen sollte, hatte Eberswalde passiert. Der Herr Regierungsrat, ein äußerst „korrekter" Herr von etwa fünfzig Jahren, blickte in seinen Handspiegel, strich mit der Taschenbürste über den glatt anliegenden, etwas ergrauten Scheitel und den wohlgepflegten Schnurrbart, der ein wenig zu schwarz für das ehemals bräunlich erglänzende Haupthaar aus sah und verriet, daß der Herr Regierungsrat „künstlich nachhalf". Dann putzte er mit dem tadellos sauberen Taschentuch die Gläser seines goldenen Kneifers und schaute auf die Uhr. „Natürlich, wir kommen mit hundertsiebzehn Minuten Verspätung in Berlin an!" Er pflegte seit der Revolution jeden Satz, der an irgend etwas eine mißliebige Kritik aussprechen sollte — und das tat eigentlich jeder — mit „natürlich" und einem ironischen Lächeln anzufangen. „Wenn wir nur überhaupt hinkommen," antwortete sanft ergebungsvoll Frau Agathe, seine rundliche, noch ergrautere Ehehälfte, und blickte durch das Lorgnon in die Nacht hinaus. „Wie freue ich mich auf Berlin!" Ein fast strafender Blick beider Eltern traf das kleine Hildchen, ein niedliches Backfischchen von sechzehn Jahren mit blondem, kreisrund um den Kopf gelegten Zöpfchen. „Natürlich auf Onkel Adolf und Tante Charlotte," setzte sie schleunigst hinzu, als sie das Mißfallen der Eltern erkannte. Nur Hubert, der Sohn des HauseS, sechsundzwanzig Jahre und frischgebackener Referendar, sagte gar nichts, sondern rauchte still seine Zigarette. „Natürlich, du Junge, sagst gar nichts." „Was soll ich sagen? Ich habe von Berlin nicht viel MMLMrtl" Warum sollte er dem Papa auf die Nase binden, daß er seit Wochen in allen Berliner Zeitungen die Auswüchse des Berliner Nachtlebens studierte, in der stillen Hoffnung, recht bald mit ihnen Bekanntschaft zu machen. Der Vater hatte ihn schon vorher genügend durch wohlgemeinte War nungen moralisch gekräftigt, und er zog es vor, sich zum stillen Wasser auszubilden, das dafür um so tiefer ist. Aber der Herr Regierungsrat mußte nörgeln. „Natürlich, wenn man einem neuen Wirkungskreis von vornherein mit Unlust und Abneigung gegenübertritt — wie ich jung war —" Frau Agathe unterbrach die väterliche Ermahnung, die voraussichtlich bis Berlin gedauert hätte. „Ob uns Onkel Adolf an der Bahn erwartet?" . i ; „Natürlich!" . ! „Dann fahren wir gleich zu ihm —" " „Denkst du, ich wollte mich erst noch in den Straßen herumtreiben?" „Und morgen gehen wir gleich auf die Wohnungs suche! Herrgott, wenn ich an das Treppengelaufe denke! Unsere Möbel werden doch schon hier sein? Wir haben ja drei Wochen wie die Wilden kampiert! Nein, in so eine möblierte Wohnung ziehe ich nicht wieder! Und das sage ich dir gleich: Das erste, beste nehmen wir nicht! Hübsch muß es sein, und geräumig und Zentralheizung und Warmwasserversorgung. Natürlich elektrisches Licht — weißt du — Telephon lassen wir auch gleich legen. Du hast doch inseriert?" „Jawohl, in der Täglichen Rundschau und im Tage blatt." „Aber Mann — im Tageblatt?!" „Warum nicht — das wird am meisten gelesen —" „Liebe Agathe —" Der weiteren Unterhaltung wurde dadurch ein Ende bereitet, daß der Zug plötzlich stehen blieb. „Sind wir da?" „Ich glaube nicht — es ist alles dunkel t- ach so — der Zug hat keine Einfahrt!" Der Herr Regierungsrat begann die Koffer herab- zunehmen, Frau Agathe hüllte sich ftt den Schal, Hildchen Sammelmappe für bemerkenswerte Tages- und Zeitereignisse. * Der neue schweizerische Gesandte in Berlin, Dr. Gaston Carlin, ist auf einem Spaziergang in der Siegesallee einem Herzschlag erlegen. Dr. Carlins Vorgänger aut dem Berliner Posten, Dr. Alfred von Plcnta, starb vor wenigen Wochen unter ähnlichen tragischen Umstänoen. * Im Erzberger-Prozeß wurde der Angeklagte Kapitän- leutnant a. D. von Killinger von der Anklage wegen Beihilfe und Begünstigung der Mörder freigesprochcn. * Nach einer Pariser Meldung will Frankreich in Washing ton erklären lassen, daß es ihm während mehrerer Jahre un möglich wäre, auch nur einen Dollar Zinsen zu bezahlen. Berlin. In der Reichskanzlei fand die angekündigte Chef- besprechüng statt, in der Staatssekretär Bergmann über die Pariser Verhandlungen berichtete. Berlin. Der Neichstagsausschuß zur Untersuchung ver gegen Reichsminister Dr. Hermes erhobenen Beschuldigun gen beschäftigte sich mit den Aussagen des Vertreters des Winzerverbandes, Dr. Faust, der erklärte, cs sei bei dem Winzervcrbaude üblich, restliche Weinbestände zu ähnlichen Bedingungen abzugeben, wie sie Dr. Hermes vom Verband gewährt worden seien. Berlin. Reichswehrminister Dr. Geßler ist bei seinem Aufenthalt in Süddeutschland erkrankt. München. Gegen das Expedittonslokal der sozialdemo kratischen Münchener Post wurde ein Handgranaten anschlag ausgeführt. Eine Schaufensterscheibe wurde zer trümmert, eine Explosion hat nicht stattgefunden. Paris. Der Wiederherstellungsausschutz berät zurzeit über eine neue Note an Deutschland, in der die Autonomie der Reichsbank und die Kontrolle der Kapitalflucht behandelt werden soll. für beut um! morgen. Die Entschädigung vertriebener Reichsdeutscher. Durch den Krieg sind mehrere hunderttausend deutscher Reichs angehöriger über die allgemeinen Kriegsfolgen hinaus noch dadurch betroffen worden, daß sie aus den abgetretenen Gebieten, aus den ehemaligen deutschen Schutzgebieten oder aus dem Auslande vertrieben wurden. Das Reich hat es als Pflicht der Gesamtheit des Volkes anerkannt, die Schäden, die die Vertriebenen erlitten haben, mitzu tragen. Das Verdrängungsschädengesetz, das Kolonial- schädengesstz und das Auslandsfchädengesetz suchen diesem Grundsatz gerecht zu werden. Die Entschädigungsanträge sind bis zum 30. Juni 1922 bei Verlust des Entschädi gungsanspruches einzureichen. Zuständig für die Ent schädigungen sind die Spruchkammern des Reichsentschädi gungsamtes für Kriegsschäden, gegen deren Bescheide Be rufung innerhalb eines Monats an das Neichswirtschafts- gericht eingelegt werden kann. Dem eigentlichen Entschädi gungsverfahren geht ein Vorprüfungsverfahren voraus, das 1. dem Hilfsbund für die Elsaß-Lothriuger im Reiche, e. V., Berlin-Schöneberg, Martin-Lutherstraße 27, für die Vertriebenen aus Elsaß-Lothringen und Eupen-Malmedy, 2. dem Deutschen Ostbund, Berlin W. 9, Potsdamer Straße 14, für die Vertriebenen aus den früheren preußischen, jetzt Polnischen Gebieten, sowie für die Vertriebenen aus Nord schleswig, 3. dem Reichsverband der Kolonialdeutschen und Kolonialintereffenten, Berlin-Lichterfelde West, Wildenow- straße 2, für die Kolonialdcutschen, 4. dem Bund der Aus ländsdeutschen, Berlin C 2, Klostcrstraße 75, für die Aus ländsdeutschen und 5. dem Verband der im Auslande ge schädigten Jnlandsdeutschen, Berlin W. 9, Potsdamer Straße 28, für diese Interessenten übertragen worden ist. Die gesamten Interessenvertretungen haben zahlreiche Prüfungsstellen errichtet. Diese sind, ebenso wie die ein schlägigen Bestimmungen über Ersatzansprüche, Umfang des Schadenersatzes und Art des Verfahrens in einer von der Reichszentrale sür Heimatdienst, Berlin W. 35, hsraus- gegebenen Broschüre „Was geschieht für die aus den ab getretenen Gebieten und dem Ausland Vertriebenen?", die auf Wunsch jedem Interessenten unentgeltlich zur Verfü gung gestellt wird, bekanntgegeben. Die Adressen der Prüfungsstellen werden außerdem von den oben genannten Interessenvertretungen oder von ihren Ortsgruppen auf Anfrage mitgeteilt. Die Anträge sind bei diesen Vor prüfungsstellen unter Benützung der amtlichen Formu lare einzureichen, die von den Vorprüfungsstellen und von den Ortsgruppen der Interessenvertretungen unentgeltlich ansgehändigt werden. I« II!» >!>!!»!!! !»!!!!» >^'I»r7IIMMMMW»»»'II!>IIII« in den hellblauen Ulster, der Referendar half dem Vater in seinen Pelz. Als der Zug wieder anfuhr und gleich daraus in die Hatte des Stettiner Bahnhofes hielt, war Familie Dieterici schon bereit, sich aus dem Gedränge des überfüllten Abteils in das Gewühl Ler Großstadt zu stürzen. „Du, Klemens, etwas Heller und freundlicher hätte ich mir den Bahnhof schon vorgestellt!" Der Herr Regierungsrat antwortete nicht, sondern blickte aufmerksam um sich. „Haltet eure Sachen fest und seht euch nach Onkel Adolf um. — He — Dienstmann!" Ein Gepäckträger bemächtigte sich der größeren Hand koffer, man ging zur Bahnsteigsperre — die ganze Familie spähte mit gespannten Blicken umher — von Onkel Adolf und Tante Charlotte war keine Spur zu sehen. „Natürlich! Dein Herr Bruder hat keine Zeit!" „Aber Klemens —" „Wir wollen nicht streiten — wir werden eben hin fahren." „Natürlich!" „Gepäckträger, geht eine elektrische Bahn von hier zur Fasanenstraße?" „Se jinge Woll, aber se jcht nich'." „Warum? Wieso? Ich erinnere mich, daß ich schon einmal gefahren bin." „Ick ooch, aber heute nich'." „Warum denn nur?" „Die Elektrische streikt doch!" „Die elektrische Bahn? Davon weiß ich ja gar nichts — in der Zeitung —" „Del hat se sich auch erst heute nachmittag überlest." „Na also, Vann eine Droschke." „Wohin? Nach de Fasanenstraße?" „Natürlich." „Da werden Se Woll keen Jlück haben." „Streiken denn die Droschken auch?" „Nee, aber ob een Kutscher soweit fährt, da müssen Se mal fragen." (Fortsetzung folgte .