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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend u Di« Allendorfer Zeitung' erscheint Dieno- tag, Donnerstag und Sonnabend. f! Beiuqs-Preis: Monatlich ^>Ü Mark, tt bei Zustellung durch die Boten ",— Wark. N As Kall« l^herer Gewalt l.tlrieg od. sonst. irgendwelcher Störungen de» Betriebes der Zeitung, d«r Lieferanten od. d. Befördenmgs- lj Einrichtung ent hat der Bezieher keinen An« s> sprach auf Lieferung oder Nachlieferung der tl F«i»>«, »d.»»f«Scujahl>msd.Berug»pr«tse». MkierhsüWS- M NzeWW Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. SchrWeiümg, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer Mittwoch, den 2H Juni 1922 OerMches KNd GLchßfches. Vttrndort.Vkriüa, den 2o. Juni ,922. — War rs vor acht Lagen ein verregneter Sonntag, io war der vorgestrige ein Regensonntog. Regnete es an jenem vormittags, nachmittags und abends, so an diesem von früh bis abends. Unseren Fluren und Saaten aber, die unter der anhaltenden Trockenheit sehr zu leiden hatten, krm der durchdringende RcBN sehr zu statten. — Sommersanfang. Am 21. Juni, um Mitternacht, beginnt der Sommer, der uns eine aesegnete Ernte bringen soll. Leider sind, wie vor einem Jahre, die Aussichten nicht die besten, und wir wollen hoffen, daß noch eine günstigere Gestaltung einrritt. Für die Kartoffeln ist das z. B. sehr wohl möglich. Früher fielen solche Verhältnisse nicht so böse in Betracht, wir erhielten unseren Bedarf dann aus dem Auslande. Bei den jetzigen Valuta-Gegensätzen ist da« leider nicht mehr so leicht möglich und die Lage könnte sich also recht kritisch gestalten, wenn eine geringere Ernte zu weiteren Preissteigerungen führte. Mit Sommers Anfang haben wir den längstens Tag im Jahre erreicht, die Sonne geht 3,39 Uhr auf, sie geht 8,24 Uhr unter. Nach kurzer Pause beginnt der Rückgang der Tagesdauer, die sich vier Wochen später schon ziemlich deutlich bemerkbar macht. E» geht wieder abwäreS, und dabei hatten wir noch Mitte Mai, stellenweise selbst zu Pfingsten — sehr empfindliche Kühle. Etwa sieben Monate, seit November 1921 hatte die Temperatur einen wenig angenehmen Charakter gehabt, 5 Wochen war es warm und schon ist die Höhe des Jahres erreicht. Mag uns des Jahres zweite Hälfte ent schädigen. — Heiteres Wetter und Temperaturzunahme in Aus sicht. Die außerordentlich ungleichmäßige Luftdruckoerteilung die in der vorigen BerichtSwoche ziemlich veränderliches Wetter zur Folge hatte, war auch in der ersten Hälfte der letzten Woche noch nicht ausgeglichen. Immer neue Teil wirbel tauchten auf und hatten vielfach lokale Gewitter mit zumeist allerdings nur geringen Niederschlägen zur Folge. Eine wesentliche Veränderung in der Wetterlage vollzog sich dann bi« zum Donnerstag. Das Hochdruckgebiet dehnte seinen Einfluß stärker aus. Der am Mittwoch bereits vom Südwesten bis zur Nordsee herausreichende Hochdruckrücken hatte sich weiter verstärkt. Ein K-rn lag über der Nordsee ein zweiter über dec Schweiz. Das Haupttisf lag über M'ttelikandinavien, Teiltiefs in Deutschland störten aller dings noch immer die Lusldruckoerteilung. Abgesehen von lokalen Gewittern, die hauptsächlich aus Schlesien gemeldet wurden, war das Wetter ziemlich heiter. In den nächsten Tagen dürfte das heitere Wetter im allgemeinen anhalten; eine weitere Temperaturzunahme ist zu erwarten. In Mitteldeutschland und im Nordosten find allerdings beim Vorübergang der Tiefdruckgebiete Niederschläge und Gewitter wahrscheinlich. — Eine wesentliche Brotpreiserhöhung im August zu erwarten. In letzter Zeit ist durch wiederholt aufgetauchte Gerüchte über eine bald bevorstehende wesentliche Erhöhung des Brotpreises grobe Beunruhigung in weite Volkskreise getragen worden. Wie in Erfahrung gebracht wurde, ist in der Tat im August mit einer beträchtlichen Erhöhung des Brotpreifes zu rechnen. Der neue Preis, der sich nach dem für das Umlagegetreide zu zahlenden Preis und nach dem im August geltenden Weltmarktpreis für das Brotgetreide richtet, steht noch nicht fest. — Die kommunistische Landtagsfraklion hat folgenden Antrag etngebracht, Der Landtag wolle beschließen: 1. Erlassen werden die von den sächsischen Gerichten bis einschließlich 15. Juni 1922 rechtskräftig erkannten Strafen politischer Delikte. Es werden auch die bei den sächsischen Gerichten anhängig gewordenen Strafverfahren im gleichen Umfange niedergeschlagen. Als politische Delikte sind an zusehen alle Straftaten, dir um die staatliche, soziale oder wirtschaftliche Ordnung begangen worden find. Ausgeschlossen find solche Personen, die bei der Begehung der Handlung die alten vorrevolutionären Zustände wieder Herstellen wollten. 2. Erlassen werden die von den sächsischen Gerichten in der Zett bis einschließlich 15. Juni 1922 rechtskräftig erkannten Strafen wegen aus Not begangener Straftaten, sofern die erkannten Strafen Geldstrafen, Haftstrafen oder Gefängnisstrafen von nicht mehr al» einem Jahre find. Im gleichen Umfange werden die Strafverfahren niederge schlagen. 3 Erlassen werden die von sächsischen Gerichten rechts kräftig erkannten Strafen wegen Abtreibung im Sinne der Paragraphen 218 und 219 und 43 des Str.G-B. Aus genommen find Personen, die die Notlage der Schwangeren gröblich ausgenutzt haben. Im gleichen Umfange find die Strafoerfahrungen niederzuschlagen. 4. Die Regierung wird beauftragt, bei der Reichs, rcgierung ein« Amnestie im gleichen Umfange zu bean tragen. Die Kommunisten versuchen damit noch kurz vor Tores schluß die schon seit langem ersehnte Amnestie unter Dach und Fach zu bringen. In einem Artikel des Dresdner kommunistischen „Volkrblattes" wird der Regierung „zum letzten Male" gut zugeredet, doch den sächsischen Betriebs- rätekongreß einzuberufen, der die Grundlage für eine ge schloffene proletarische Politik bilden soll; im anderen Falle würden auch die Kommunisten die Landtagsauflösung vorschlagen. Dresden. Auf Antrag des Untersuchungsrichters beim Landgericht Dresden wurde der ehemalige Leutnant der Landespolizei Rudolf Tränkner in Haft genommen und dem Untersuchungsgefängnis am Münchner Platz zugeführt. Tr. war von einer hiesigen Wochenschrift beschuldigt worden seine vormalige Geliebte, eine gewisse Norma Pleffe, fort gesetzt zu Diebereien angehalten zu haben, während diese in der Prager Straße in einer Kunsthandlung als Verkäuferin tätig war. Da» Gericht wird sich demnächst mit dem Fall Pleffe—Tränkner beschäftigen. — In der Zeit von Sonnabend bis Sonntag sind aus einer Rechtsanwaltskanzlei Marschallstraße 29 drei Schreib maschinen durch Eindringen mittel« Nachschlüssels in die Büroräume gestohlen worden. — Rund um Dresden. Der Gau Dresden (BDR.) hatte mit feiner 11. Wiederholung der alten Rundfahrt kein Wetterglück, und in Anbetracht der aufgeweichten Straßen und des strömenden Regens, der auch auf der Strecke nur für kurze Zeit nachließ, starteten nur 9 Altersfahrer, 81 Herrenfahrer und 36 Berufsfahrer. Wie vorauszusehen war fiel in allen Gruppen die Entscheidung am Lugauer Berg, der bei den Unwetter besondere Schwierigkeiten bereitete. Zahlreiche Rad-, Reifen- und Kettenschäden warfen aussichts reiche Bewerber, vor allem die Dresdner Herrenfahrer, zurück und aus den Rennen, so daß sich keine größeren Gruppen beisammenhielten. Die sämtlich durchs Ziel gelangten 15 Herren- und 11 Berufsfahrer vollbrachten auf der schweren aufgeweichten Strecke eine Glanzleistung. Sieger wurden Koch, Berlin, (Berufsfahrer), K. Kohl, Berlin, (Herrenfahrer). Den Vereinswanderpreis der Ulema gewann der Leipziger R. V. Diana, der unter der ersten zehn Fahrern fünf Mann stellte. Herrnhut. Unter stärkster Beteiligung de« Jn- und Auslandes begann am Freitag abend die 200-Jahr- Feier der Brüdergemeinde. Die von UnitätSdirektor Bischof Jensen geleitete BegrüßungSversammlung brachte die allge meine Hochschätzung der Brüdergemeine zu erhebendem Aus druck. Es sprachen und überbrachten Grüße u. a. für den Deutschen Evangelischen Misfionsausschuß Universität«. Professor Dr. Richter, Berlin, für die Missionskonferenz Prof. Dr. Hausleiter, Halle, für den Zentralausfchuß für Innere Mission Direktor Dr. Füllkcug, Berlin, für die schwedische Kirche und Mission an Stelle des verhinderten Erzbischofs Soderblom Domkapitular Prof. Kolmodin, Upsala, sür die dänische Pastor Holt, Kopenhagen, für die Züricher Landeskirche Dekan Zimmermann, für die Bruder- unität in Posen Konsistorialrat Hänisch, für die böhmische Brüdergemeinde Pastor Schiller, Gablonz, als Vertreter der ausländischen Brüdergemcinedn in Europa ein Genfer Geist licher. Grimma. Die hiesige Fleischerinnung konnte ihr 375 jähriges Bestehen feiern. Chemnitz. Durch Ausbrechen des Schreibtisches sind aus einer Privatwohnung etwa 40000 Mark Bargeld, eine goldene Herrenuhr, ein silberne Uhr und andere Wertsachen gestohlen worden. Falkenau bei Oederan. Innerhalb kurzer Zeit hat sich auf der von hier nach Oederan führenden Landstraße der dritte schwere Automobilunfall ereignet. Ein Personen kraftwagen der Elftem erke stürzte den steilen Straßenabhang hinab und blieb an einem Baum schwer beschädigt hängen. Der Krastwagcnführer erlitt schwere Kopfverletzungen und wurde dem Oederaner Krankenhause zugeführt. Der Bei fahrer kam mit Hautabschürfungen davon. Das Soziale im Turnen, Sport und Spiel. Höchste Leistungsfähigkeit de« menschlichen Körpers und Geistes, vollendete Harmonie, ist das Ideal, an dessen Ver wirklichung Turnen, Sport und Spiel arbeiten. Leibes übung treiben, ganz gleich welcher Art, heißt daher ein allen Ausübenden gemeinsames Ideal im Herzen tragen, nach körperlicher Vervollkommnung streben, heißt gemeinsame Arbeit leisten, heißt gleiche Liebe für die Schönheiten und Segnungen des Turnens und Sports und Freude an den Erfolgen empfinden. In heißem Wettkampf um die Sieges lorbeeren ringen, heißt Kraft an Kraft, Willen an Willen, Können an Können messen, ist gleiches Denken, Fühlen und Wollen ist edelste» gemeinsames Erleben! Gemeinsam empfundenes Erlebnis zwingt die fremdesten Seelen zusammen, gleiche« Streben läßt nach dem Wettkampf Gegner Freunde sein, läßt die Herzen in treuer Kamerad schaft und Begeisterung glühen und sprühen und schmiedet und schweißt sie zusammen zu gleichem Geist, gleicher Ge sinnung, zu stahlhartem Trotz gegen feindliche Mächte. Turner- und Sportgeist schlingt ein festes Band um alle Gleichgesinnten, sie umschließend zu einer eigenen Ge meinde. Gefestigt durch ungeschriebene, nur unauslöschlich in ihre Herzen eingegrabene moralische und ästhetische Ge setze, zieht wie ein roter Faden durch ihr ganzes Tun der Wrhlspruch: „Stähle Deine Kraft und meistere Deinen Willen, verlaß Dich nur auf Dein Können, so öffnet sich Dir jedes Tor zur Freiheit und Glück im Leben." Freiheit und Glück! Sind das nicht Dinge, die jeder sich wünscht, und die doch nur einigen Auserwählten be- schieden zu sein scheinen? Nein, nicht nur wenig Bevorzugten sind diese höchsten Güter in Wirklichkeit zugänglich, sie find weder käuflich, noch durch Bestechung zu erlisten, fie find für alle erreichbar, auf einem sür alle gangbaren Wege. Denn Leibesübung stählt Kraft und Energie, Leibes übung bringt das kernhafte Bewußtsein, daß Entschloßenheit und Ausdauer, wurzelnd in körperlicher Tüchtigkeit, ureigenste« Können, basierend aus Arbeit und harter, selbsterzogener Wille keine Hemmungen noch Hindernisse kennen. Leibes übung schafft das Frohgesühl, durch eigene Tatkraft i« Leben seinen Mann zu stehen, biegt den Rücken nicht krumm vor Reichtum, Titeln und Würden, schafft stolze innerste Unabhängigkeit, Glück und Freiheit, schafft höchste Achtung allein vor höchster Leistung. Gilt doch beim Schwung um» Reck nicht ein gefüllter Geldbeutel, nur Kraft und Energie, nur ureigenste» Können, Am Start haben einflußreiche Verwandte keine Stimme, keine „Beziehung" nützt, nur eiserner Wille entscheidet den Sieg. Lächerliche Phrasen sind blaues Blut und vornehme Allüren bei steilabsausendrr Schifahrt, beim Sprung vom Turm in die nasse Tiefe, ureigenster Mut allein schafft e». Kein auf Macht und Rang pochendes Recht auf Bevorzugung - gilt beim fröhlichen Spiel, nur Unterordnung unter die Mit spieler ermöglicht ein harmonische» Gelingen. — Ob Mann, ^ob Weib, ob Arbeiter oder Adliger, ob Minister oder Straßenkehrer, auf grünem Rasen, an steilen Felsenhang, auf blitzendem Schnee, in den schäumenden Wellen gilt nur der nackte Mensch, find alle gleich. Durchwirkt von Letbesübung, erfüllt von Turner- und Sportgeist, vermag das Leben nicht nur jede» einzelnen, nein, eines ganzen Volkes sich zu wandeln, zu bessern, zu gesunden. Hinaus aus Kastengeist und Parteigezänk, aus Glaubenshader und Bösitzesneid, hinaus au» dem tiefen Tal allzuwichtig genommener Alltäglichkeit, au« Werkstattdunst Aktenstaub, aus künstlerischer Lust und hohlem Schein, auf wärts zu sonniger Höhe zu Licht, Luft, Jugendfrische, Spannkraft und Frohsinn, zu schlichtem, edelstem Menschen tum durch Turnen, Sport und Spiel. Dresdner Schlachtviehmarkt. 19. Juni 1922. Auftrieb: 185 Ochsen, 238 Bullen, 485 Kalben und Kühe, 807 Kälber 490 Schafe, 1097 Schweine. Ochsen Lcbendgew. 1200—3200, Schlachtgew. 3000—5800 Bullen Lebendgew. 1300—3000, Schlachtgew. 2900—5150 Kalben u. Kühe L-bdgew. 800—3200, Schlge. 2375-5800 Kälber Lebendgew. 1600—3000, Schlachtgew. 2935—4825 Schafe Lebendgew. 700—2400, Schlachtgew. 1850—4800 Schweine Lebrndgew 3700—4800, Schlachtg. 4925—6200