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Kritik am äeutfck-ruMfcken Vertrag. Eine Note der Reparationskommission. Die Neparationskommission hat an die deutsche Re gierung folgende Note gerichtet: Die Neparationskommission beehrt sich, den Empfang des Schreibens der deutschen Negierung vom 29. April 1922 zu bestätigen, in dem ihr der offizielle Text des Ver trages von Rapallo mitgeteilt wurde. Nach einer ersten Prüfung und unter Vorbehalt aller weiteren Bemerkun gen, wünscht die Kommission schon jetzt das nachstehende auszuführen: 1. Im Artikel 2 des Vertrages von Rapallo verzichtet die deutsche Regierung auf alle Ansprüche bezüglich der Anwendung der Gesetze und Maßnahmen der Sowjet republik, die die deutschen Reichsangehörigen, ihre privaten Rechte, die Rechte des Reiches oder die der deutschen Län der betroffen haben. Dieser in allgemeinen Wendungen ausgedrückte Verzicht enthält weder eine Einschränkung, noch einen Vorbehalt. Die Reparationskommission be merkt dabei, daß die deutsche Regierung nicht auf Rechte verzichten kann, die von dieser Regierung auf die Repara« tionskommission übertragen worden sind oder übertragen werden müssen. Die Kommission nimmt an, daß dies nicht die Absicht der deutschen Regierung oder der Sowjet republik gewesen ist. Um aber jeden Zweifel in dieser Beziehung auszuschlicßen, bittet die Neparationskommission die deutsche Regierung, ihr dies zu bestätige«. 2. Unter Bezugnahme auf Art. 248 des Vertrages von Versailles wünscht die Reparationskommission eine voll ständige Angabe aller Rechte des Reiches und der deutschen Länder zu erhalten, die den Gegenstand eines Verzichts bilden konnten, sowie der Gründe, aus denen die Zustimmung der Kommission nicht vorher eingeholt worden ist. " 3. Angesichts der Tatsache, daß der Vertrag abge schlossen wurde, ohne daß die Ansicht der Kommission vor her eingeholt worden wäre und mit Rücksicht aus die Be stimmungen des Schreibens der Neparatiouskommission vom 21. März 1922, glaubt sich die Kommission zu der Annahme berechtigt, daß für das Budget des Rei ches keine neue Belastung infolge des Vertrages geplant ist. 4. Bei voller Anerkennung der Anstrengun gen, die die deutsche Regierung zur Mitwirkung am Wirtschaftlien Wiederaufbau Rußlands und zur Wiederherstellung normaler Handelsbeziehungen zwischen Rußland und Deutschland zu machen beabsichtigt, hält es die Kommission doch für ihre Pflicht, darüber zu Wachen, daß alle möglichen Garantien geschaffen wer den, damit nicht die von Deutschland in dieser Hinsicht übernommenen Verpflichtungen die ordnungsmäßige Aus führung der Verpflichtungen beeinträchtige, die der Ver trag von Versailles ihm gegenüber den alliierten Mächten auserlcgt hat. Die Kommission behält sich demnach das Recht vor, von Zeit zu Zeit die Wirkungen zu überprüfen, die sich aus der Durchführung des Vertrag? von Rapallo er geben und alle Maßnahmen zu treffen, die die Verhältnisse wünschenswert erscheinen lassen sollten, um ihre Vorrechte un d die Inte ressen der gen ann ten Mächte zu schütz en. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Kommission in dem gegenwärtigen Schreiben sich auf die Behandlung der Fragen praktischer Art beschränkt hat, dir unmittelbar zu ihrer Zuständigkeit gehören. Uber diese Zuständigkeit würde es offenbar hinausgehen, sich mit besonderen Fragen zu beschäftigen, die die außerhalb der Kompetenz der Kommission liegenden Bestimmungen des Vertrags von Versailles berühren. Die Nationalität -er NsröschleZMger. Option für Deutschland oder Dänemark. Bekanntlich haben nach dem Versailler Vertrag die Bewohner des abgetretenen nordschleswiger Gebietes inner halb zweier Jahre nach der Abtretung Zeit, für Deutsch land oder für Dänemark zu optierem Diese Zeit läuft am 14. Juni d. Js. ab. Wer also für Dänemark optieren will — und daZ Recht dazu haben auch geborene Nord schleswiger, die in Deutschland wohnen, die sich aber die Rückkehr in die Heimat offen halten wollen —, hat dies bis zum 14. Juni durch Erklärung bei einem dänischen KreiZ- amtmann, bei dem Magistrat in Kopenhagen, bei einer dänischen Gesandtschaft oder bei einem dümfchen General konsulat schriftlich oder mündlich zu tun. Die rechtliche Wirkung der Option?erklärung tritt sofort ein, d. h. die dänische Staatsangehörigkeit wird sofort erworben. Ver legt aber der ür Deutschland wohnende Optant seinen Wohnsitz nicht innerhalb von zwölf Monaten, so wird die Option ungültig und er erwirbt die deutsche Reichsange hörigkeit zurück. Die Frist zur Option für Deutschland ist bis zum 31. Dezember d Js. verlängert worden, da noch keine Aus- führungrbesiimmungen für die Option vorliegen. In Däne mark wohnende Militärpflichtige, die für Deutschland optiert haben, sind 12 Monate lang von der Verpflichtung zum dänischen Militärdienst frei. Bei Meinungsverschieden heiten über die Staatsangehörigkeit einer Person entscheidet eine gemischte Kommission. Optionserklärungen können abgeben Männer, unverheiratete, verwitwete und geschiedene Frauen nach Vollendung des 18. Lebensjahres. Die Staats angehörigkeit des verheirateten Mannes gilt auch für die Ehefrau und die noch nicht 18jährigen ehelichen Kinder. Von unä fern. Albert Molls 60. Geburtstag. Der weitbekannte Berliner Nervenarzt Dr. Albert Moll, eine Autorität auf dem Gebiete des Hyvnotismus, der spiritistischen Forschungen und der Sexualwissenschaft, vollendete am 4. Mai sem 60. Le bensjahr. Viel besprochen wurde, wie man sich erinnern dürfte, Molls Sachverständigengutachten in dem Prozeß des Mädchenmörders Peter Grupen. Raucherinnen im Theater. Im Nationaltheater in München kam es bei einer Aufführung der.Götterdämmerung" zu einem großen Skandal. Eine junge .Dame" hatte sich während des ersten Aktes eine Zigarette angezündet und zu rauchen begonnen. Auf den Protest der Umsitzenden mußte die Heldin das Theater verlassen. Bei Beginn des zweiten Aktes ertönte plötzlich der Ruf: „Schiebergefellfchaft hinaust" In demselben Augenblick wurden vier Raucherinnen, die in einer Proszeniumsloge saßen, von der Polizei hinausgeworfen. Das mögen nette Frauensleute gewesen sein! Vorn Blitz erschlagen. In Woedtka wurden, einer Meldung aus Läuenburg zufolge, vier junge Mädchen auf freiem Felde von einem Gewitter überrascht. Ein Blitz schlug in die Mädchsngruppe. Zwei dreizehnjährige Mädchen waren sofort tot, die beiden anderen, die ohnmächtig zu sammenbrachen, kamen wieder zu sich und scheinen ernsteren Schaden nicht erlitten zu haben. Hochofendurchbruch. In dem bei Duisburg gelegenen Hochielder Hüttenwerk erfolgte ein Howmendurchbruch, der von sieben Explosionen begleitet war. Die Arbeiter konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Alles verjuxt. Der vor einiger Zeit nach Unter- schlagung von 420 000 Mark (bei den Deutschen Werken A. G. in Erfurt) flüchtig gewordene 22jährige Otto Bestän dig aus Langensalza wurde in einem Hotel in Frankfurt a. M. festgenommen. Die unterschlagenen Gelder batte Beständig restlos durchgeöracht. * Sangerhausen. Hier entgleiste die Lokomotive eines Güter zuges. Hierdurch wurde ein Teil eines anderen Güterzuges abgerissen, wobei ein Schaffner getötet wurde und zwei andere Personen Verletzungen erlitten. München. Zu der am 13. Mai bevorstehenden Eröffnung der Deutschen Gewerbeschau in München wird der eÄichs- prästdent Ebert vermutlich nicht selbst nach München kom men, sondern sich durch einen Reichsminister vertreten lassen. k)anäel und Verkehr. Ein« Erleichterung für die Versendung von Butter, Schmalz usw. soll im Sommer versuchsweise im Vohpaket- verkehr zugeiassen werden. Bisher war die Versendung von Butter und Schmalz während der Sommermonate nur dann gestattet, wenn die Sendungen in festen Kisten oder Holz kübeln verpackt waren. Nunmehr sollen zur Beförderung auch andere Butterpakete zugelassen werden, wenn folgende Gesichtspunkte beachtet werden: Die zur Verwendung kom menden Pappschachteln muffen aus bester Lederpappe be stehen und möglichst fugenlos sein. Werter wird oorgeschrieben Auslegcn des Kartons mit settdichtem Papier und besondere ebenfalls fettdichte Verpackung jedes einzelnen Stückes des Fettes. GencktskaN«. Et» TydeSirieil. Das Schwurgericht in Beuchen ver urteilte den 24jährigen Ksffelheizer Paul Piontek aus Birken- Am die Heimat. Noman von Bruno Wagner. 42j (Nachdruck verboten.) Karoline war ganz überrascht, wie gut er tanzte. Sie hatte ihren Verlobten noch nie tanzen gesehen. Nun ja, er faßte sie sehr leicht, — aber cs lag Sicherheit in seinen Bewegungen; nur zu gelassen tanzte er. Er sprang nicht, wie die andern; kaum daß er die Füße hob. Hirrzulande tanzte man wilder; so hatte er's Wohl in Kiel gelernt. Stahmer und Gesine sahen den beiden nach, er etwas ärgerlich, denn ihm saß schon ein leiser Naufch in der Krone. Dann fragte er: „Wo ist denn Ihre hübsche Schwester Anna? Hab' sie die ganze Zeit, seit ich wieder zurück bin, noch nicht begrüßt, — und sie war doch meins Spielkameradin." Gesine zuckte die Achseln. „Was soll das arme Ding mit der kranken Brust auf dem Tanzboden? Da hilft alle Hübschigkeit nichts! Sie werden sich Wohl mit mir begnügen müssen." Er verstand den Wink und sah sie von der Seite an. Mit der tanzen? Daß die Hühner über ihn lachen! Fiel ihm ja gar nicht ein. Und im nächsten Augenblick hatte er Pastor MergenthinS dralles Dienstmädchen, das sich hierhergeschlichen hatte trotz des strengen Verbots ihres Herrn, der in der Pfingst Heesch einen heidnischen Gräuel sah, im Arme und tanzte mit ihr im dichtesten Wirrwarr. Der Wagen der Poggenhagener Herrschaften kam in diesem Augenblick auf der weichen Sommerstraße lautlos heran und hielt dicht neben dem Tanzplatze. Das war nun einmal eine alte patriarchalische Sitte, der sich der Baron nicht entziehen konnte. Eine Stunde mußte er aushalten, mit der ganzen Familie; sogar das Stifts- fräulein und Bernhard waren mitgelommen. Der Knabe hatte sich ein wenig erholt, und die Sommernacht war so lau, daß man es wagen durfte, ihn mitzunehmsn. Der Bauernvogt, der die atemlose Frau Diestel mitten im Gewühl verlassen hatte, wo sie nun schwindelig und Hustend stand, verneigte LÄ «N Lurschschlage vor den Herrschaften und sprach den Dank des Dorfes für ihr Er scheinen aus. Dann stiegen der Baron und Alice aus dem Wagen. Das Fräulein schien die Hand nicht zn sehen, die Vetter Franz von Gudow, der aus dem Bock gesessen hatte, ihr diensteifrig darbot. Ihr« Augen suchten unwillkürlich ans dem ganzen Platz nach dem einen, der ihr seit heute vormittag plötz lich ei» ganz anderer geworden war. Sie suchte ihn, um ihm ausweichcn zu können. Denn sie hatte sich fest vorgenommen, daß sie ihm von mm an aus dem Wege gehen wollte. Aber da sie ihn nicht entdeckt«, fing ihr Herz an, unruhig zu schlagen. Warum war er nicht hier? Sie hatte sicher darauf gerechnet, ihn hier zu sehen. Als sie sich «mdrchte, sah sie ihn plötzlich dickst hinter sich stehen, und neben ihm seine Braut. Sie sah, wie er sie ehrerbietig grüßte. Doch ehe sie den Gruß erwidern konnte, hatte sich Heinrich Stahmer zwischen sie und ihre Hand geschoben und neigt« sich ritterlich — sie fand es affektiert — über ihre Hand. Und nun tanzte sie mit ihm. Johannes Jessen sah ihr nach. Wiß der Stahmer sie herumwirbelte. Das war schon kein Tanzen mehr, ein Nasen fast. Eine peinliche Empfindung durchzuckte ihn. Ahnt« der Mann denn nicht die weite Kluft, die seine Art von der dieses fein besaiteten Weibes trennte? Wie konnte er es wagen, sie so anzusassen! Da sah er, wie Alice von Bühlow mitten im Tanze hochatmcnd stille stand und sich mit einem kurzen Kopfneigen von ihrem Tänzer zum Wagen zurückführen ließ. Auch Karoline hatte die beiden beobachtet. Ihr stan den die Tränen in den Augen. Diesen zweiten Tanz nach dem mit ihrem Verlobten hatte Stahmer mit ihr tanzen sollen. Er hatte sie doch schon am Vormittag engagiert. Und nun kam das adelige Fräulein, und vergessen War alles. Ms ob sie sich nicht mit der messen könnte! Sie stampfte vor Ärger mit dem Fuße auf. Aber als Alice plötzlich stehen blieb, da mußte sie lachen. Das feine Fräulein hatte sich natürlich zu fest geschnürt. Ganz blaß sah sie aus. Ra ja, mit solch einem Tänzer wie dem Stahmer sollte einem wohl heiß werde«. Der tarrzve ja .Hain wegen vollendeten und versuchten Mordes zum Tode, Werner wegen versuchten M ordes zu zehn Jahren Zuchthaus und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Piontek stand seinerzeit unter dem Verdacht, an der Ermor- düng von zehn Männern in Josephstal teilgenommen zu haben. Volkswirtschaft. Dr. Stresemann über die wirtschaftliche Lage. Auf der Hauptversammlung des Verbandes sächsischer Industrieller sprach ReichstagLabgeordneter Dr. Stresemann über die welt wirtschaftliche Lage und die deutsche Volkswirtschaft Er stellte fest, daß die wirtschaftliche Blüte, die oberflächliche Auslän der bei uns zu sehen glabuten, weiter nichts als Schein wäre. In diesem Zusammenhang machte er den Jndustricelln den ernsten Vorwurf, daß sie in ihren Geschäftsberichten stets von einer Verdoppelung des Geschäfts oder ähnlichem redeten, wo doch nur ein Rückgang zu verzeichnen wäre. Eine objektive, und wahrhafte Berichterstattung könnte nur darin bestehen, daß nicht die Papiergewinne, sondern die produzierten Waren angegeben würden, woraus der Rückgang der Pro duktion ohne weiteres ersichtlich wäre. Vermischtes. Ein Brockhaus-Jubiläum. Am 4 Mai jährte sich zum löO.mal der Tag, an dem in Dortmund als Sproß einer alten westfälischen Pfarreifamiiie Friedrich Arnold Brockhaus, der Begründer des in der ganzen Welt bekann ten Leipziger Verlagshauses, geboren wurde. Brockhaus war ursprünglich Kaufmann — er betrieb in Amsterdam ein Manufakturwaren eschäst — und begründete erst 1805 eine Verlagsbuchhandlung, die die Werke hervorragender Dichter, Philosophen und Geschichtschreiber verlegte. Den Mittelpunkt seiner Lebensarbeit bildete jedoch das Konoer- jationslexikon, das zuerst nur sechs kleine Oktavbände um- saßte, dann immer wieder erweiiert wurde, zahlreiche neue Au lagen notwendig machte und in der fünften, 1819—1820 erschienenen Auslage bereits fast 10 000 Seiten enthielt. Was dieses Lexikon, dem bald ähnliche folgten (Meyer. Pierer, Kürschner usw.), uns heute bedeutet, braucht wohl kaum besonders hervorgehoben zu werden. Die Stadt ohne Verbrechen. Die englische Markistadt Tenterden, die im südlichen Kent gelegen ist und über drei tausend Einwohner zählt, hat, was in unseren bewegten Zeiten Wohl nur schwer zu glauben ist, seit zehn Jahren in den dafür bestimmten Räumlichkeiten keinen Unter- suchungsaefangenen mehr beherbergt. Ein Berichterstatter,. der von diesem Unschuldsengel unter den Städten Kunde bekam, stürzte schleunigst ans Telephon und verlangte die PolizeistaLion von Tenterden zu sprechen. Der dort den Fernsprecher bedienende Beamte erklärte ihm aber, daß er damit kein Glück haben werde, denn es sei doch Sonnabend nachmittag, und da sei natürlich niemand mehr auf dem Polizeibureau anwesend. „„Aber," stammelte der ver blüffte Journalist, „was würde geschehen, wenn Sie jetzt am Sonnabeud nachmittag umgebracht würden?" — „Das wäre jetzt mißlich," antwortete mit unerschütterlicher Ruhe der Marrn aus Tenterden, »aber das kommt bei uns nicht vor!" Der Weltkrieg gegen dr« Insekten. In den amerika- nischen Baumwolldistrikten hat sich der Kornwurm so stark vermehrt, daß er die Baumwollkultur zu ruinieren droht. Man hat deshalb einen Massenfeldzug gegen diese In sekten organisiert und Schüler und Schülerinnen dazu ge worben. Ein amerikanischer Gelehrter hält die Sache für so bedenklich, daß er die Prophezeiung wagte, daß in fünf Jahren die Baumwollkultur in Amerika überhaupt ver nichtet und der Wettmarkt um 7 Millionen Ballen Baum wolle ärmer sein werde. Und wie ein englischer Sachver ständiger kürzlich in einem in Loudon gehaltenen Vortrag auseinandersetzte, ist es höchste Zeit, daß England sich durch Erweiterung der Baumwollkultur in seinen Kolonien für die kommende Zeit rüste. Dabei ist der Kornwurm noch nicht einmal das gefährlichste Insekt. Als solches muß vielmehr die argentinische Ameise gelten. Sie er reichte im Jahre 1918 England und hat sich seither über die ganze Welt ausgedehnt. Das winzige Insekt hat in Argentinien Säuglinge in ihren Wiegen angefressen, hat auf Madeira die Vogelwelt durch Vernichtung der Brut ausgerottet und steht auf dem Punkt, die Orangen- und Kaffee-Ernten vieler Länder zu vernichten. Gleichzeitig verbreitet diese Ameise, die ein Allesfresser ist, Krankheiten und Seuchen unter den Menschen und braucht in dieser Beziehung den Vergleich mit anderen seuchenverbreitenden Insekten nicht zu scheuen. großartig, anders als ihr Bräutigam. Und mm stand er vor ihr und forderte sie auf. Alice hatte sich aus einen Stuhl gesetzt, den Franz von Gudow ihr geholt. Der Baron sprach mit dem Orts vorsteher über dis Ernie ausfichten. Johannes war an den Wagen getreten und unterhielt sich mit dem Stifts fräulein, um das sich hier niemand kümmerte, und mit dem Knaben, der glücklich war, den geliebten Lehrer an seiner Seit« zu haben. Nur Ersins Jessen stand neben Alice, — schtveigsam beobachtend. Jetzt lachte der Vetter herüber, der mit der ältesten Tochter des Bauernvogts, einem blonden, hübschen Mädchen, vorüberwirbelte. Alice lächelte ein wenig zurück. Sie Lachte jetzt nicht an den Ärger, den sie morgens mit Franz von Gudow gehabt. Unwillkürlich folgten ihre Blicke dem tanzenden Paare da drüben auf der andere» Seite. Heinrich Stahmer hielt Karoline mit beiden Armen fest umschlungen, — ihre Körper waren dicht aneinander gepreßt; und dabei tanzten sie wild und stürmisch. Man sah, wie ihnen der Atem ging, und wie das Mädchen de» Kopf hintenüber legte in bacchantischer Luft. Sie sahen prachtvoll aus, diese beiden schönen Men schen, die nach nichts fragten in diesem Augenblick als nach dem seligen Taumel des rauschenden Blutes in ihre» Adern. Aber Alice saß da in tiefer Scham. Sie schämte sich für Johannes Jessen. Sah er denn die beiden nicht? War er so harmlos, nichts dabei zu sinden? Da hörte sie ein« scharfe Stimme neben sich, die ruhig vor sich hin sagtet „Es ist einfach eine Schande." Sie sah auf. Es war Ge sine Jessen, die unverwandt mit ihren Blicken den beiden folgte. Da stand sie auf und trat an den Wagen. „Nun, Herr Jessen," sagte sie mit gepreßter Stimme. „Sie tanzen gar nicht?" Er sah sie einen Augenblick fragend an. Da hörte sie Bernhards leise Stimme: „Ja, Herr Jessen, jetzt müssen Sie auch einmal tanzen. Nicht wahr, Sie tanzen mit meiner Schwester?" Lortletzima folgt.^ .