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IVeue Mrrlscbaflsaufgaben. Von unserem O-Mitarbeiter wird uns geschrieben: Von der ersten zur -weiten Vollsitzung der Genueser Konferenz war die Aufmerksamkeit der Welt im großen und ganzen so gut wie ausschließlich auf die Verhandlungen der ersten sogenannten politischen Kommission gerichtet, in der die russische Frage nahezu allein behandelt wurde. Dar über hinaus hatte man noch allenfalls Sinn für die Be gleiterscheinungen der Tagung, für Zwiscken'älle, die auf- tauchten und niedergeschlagen wurden, für allerhand Mensch liches, allzu Menschliches. Aber daneben liefen die Arbeiten der andern Ausschüsse her, die in aller Gründlichkeit zu Ende geführt wurden, um jetzt von der Vollkonferenz in ihren Ergebnissen bestätigt zu werden. Die Vollversamm lung hat über die vorgelegien Resolutionen eine mehr oder weniger wohlschmeckende Sauce ansgegossen und ist in voller Befriedigung über das vollbrachte Werk wieder ausein andergegangen. , Doch in Wirklichkeit, was hat man zuwege gebracht? Nichts weiter als neue Resolutionen zu den unzähligen alten, die schon bei früheren Zusammenkünften gefaßt waren? Oder zeichnet sich das Ergebnis von Genua vor den Schöpfungen der Vorjahre noch durch etwas anderes aus als dadurch, daß man altbocken gewordene Wahrheiten in neue Formen umgoß? Der Berichterstatter behauptete, die Genueser Finanzbcratungen böten, obwohl man sich in einigen Punkten an die Brüsseler Finanzbeschtüsse von 1920 habe erinnern müssen, doch mehr als eine b ofe Wiederholung von Brüssel. Außerhalb von Genua wird man ihm darin nur bedingt zmtimmen. Einmal wird über die Stabili sierung der Währung viel Schönes und Wahres getagt. Sie sei das Hauptersordernis für den Wiederausbau Errropas, werde aber verhindert durch die unbegrenzte Ver mehrung der Zahlungsmittel, und man müsse deshalb zu nächst der Notenpresse Beschränkung ariferlegen. Also Her« vbdrückung der Staatsausgaben soweit, daß sie aus der Einkommensteuer bezahlt werden könnten. Ein Ziel auis innigste zu wünschen; daß es aber im Augenblick unerreich bar ist, muß auch die Finanzkommtssion offen zugeben. Des halb will man auswärtige Anleihen als »zeitweilige Aus- nahmen" zulasskn. Vor allen Dinaen aber müßten die Schwankungen in der Kaufkraft des Goldes verhindert wer den. Aber wie? Darüber müßten die großen Zentral banken sich schlissig werden, und zu diesem Zweck sollen sie bekanntlich von der Bank von England zu einer Sonder konferenz zufammenberufen werden; unter Mitwirkung der Vereinigten Staaten, da ohne diese keinerlei Sanierungs- pläne praktisch durchzuführen seien. Habe man erst die Währungen stabi'ifiert, so ergebe sich dann von selbst eine Lösung des Problems der Wechselkurse, und damit wiederum sei man einer Regelung der Kredit frage nähergekommen. Ob diese Beschlüsse wirk lich einen irgendwie praktisch zu nennenden Charakter auf weisen, kann dahingestellt bleiben. Eher darf man das von Ler geplanten Gründung der Zentralen Internationalen Korporation mit angegliederten nationalen Gesellschaften gleicher Art behaupten, für die das nötige Kapital in Höhe von 20 Millionen Pfund Sterling «»'gebracht werden soll. Man wird damit eine Art finanzielles Seitenstück zum Vülkerbundrat erhalten, mit dem Unterschied, daß dieses politische Organ bis jetzt wenigstens nahezu ausschließlich unter französischen Machtrinwirkungen gestanden hat, wäh rend die neue Zentralbank nach den Beschlüssen von Genua unter britischen Gesetzen stehen soll. Die Väter dieser Beschlüsse verkennen nicht, daß diese nur zum Teil sofort durchgeführt werden können; sie glauben aber, mit ihrer Hilse den finanziellen und wirtschaftlichen Verkehr zwischen den Völkern der Weit, den freien Fluß des Kapitals, Len Austausch Ker Güter erleichtern und fördern zu können. Nach den Reden, mit denen diese Vorschläge in der Vollsitzung arrfgenommen wurden, darf man nur auf eine sehr abgesiuste Begeisterung für dieses Ergebnis schließe». Reichlich Wasser in den Wein schüttete schon der französische Vertreter Picard, indem er das Programm lediglich als einen .Entwurf eines praktischen Studiums- gelten ließ. Der Italiener ließ keinen Zweifel darüber, daß die Haupt- arbeit auch für diese Finanzttage auf politischem Gebiet zu leisten sei, und der Schweizer und der Holländer siimmten gleichfalls darin übereinf daß vorher die Probleme politischer, sozialer und moralischer Natur? zu löten sein würden, ehe man zu einer befriedignden Neugestaltung dieser großen Wirtschaftsaufgaben gelangen könne. Bundesrat Schultheß bezeichnete es sogar als notwendig, dem Problem der inter nationalen Verschuldung .entschlossen die Stirn zu bieten", 1 -«> -.-««« Ilm die Heimat. Roma« von Bruno Wagner. 4l) tNachdruck verholen.) Hell flieg Lie Röte der Scham in der Nordlandssöhne Wangen. Er hatte gerufen, und sie waren- nicht gefolgt. Unwirsch von sich schüttelten sie Lie Arme der brarm- iuMen Frauen mit den schwellenden roten Lippen. Und mit Schild und Speer schlugen sie sich zu Lande durch dis Gaue feindlicher Stämme, — immer dem Nordstern fol- gend, bis dir Tannenwälder und das Rauschen der Eichen sie grüßten. Und den Rhein fuhren sie hinab auf gebrech- lichem Floß aus Baumstämmen. Die Sehnsucht zur Hei- mat war mächtig in ihnen wach geworden, — nach den niedrigen Hütten am Ostseestrande, nach den Fischerdirnen mit dem Trangeruch an de» Händen. Und sie kamen heim nach mühseliger Fahrt. Aber den Seckönig fanden sie nicht. Allnächtlich brannte bas Feuer vom hohen Holz stoß lodernd gen Hinmiel, um ihm den Weg zu zeigen. Und sein Weib saß wartend unter den Mannen. Aber der Seekönig kehrte nicht zurück, und sein Drachenboot sah niemand wieder. Johannes Jessen hatte sich in das Manuskript vertieft. Vor seinem Geists war alles lebendig geworden, was da- mals in nächtlichen Stunden am Strande zu San Neuro die wache Phantasie mit Wimderaugen geschaut. Er sah den Seekönig ruhen im gläsernen Sarge des grünen Meeres tief unten auf felsigem Grunde im düsteren Schatten des Drachenbootes. Und er sah dis hohe Ge stalt der Königin, und ihm war, als trüge sie bekannte Züge, wie er sie in jener Nacht gesehen, als der Todes engel im Herrenbanse zu Poggenhagen am Krankenlager eines Kindes vorübergeschwebt war — Alice von Bählows Zuge. AnS seinen Trärnnen fuhr er empor. Es wurde hart an die Tür gepocht, und nun hörte er dis scharfe Stimme ferner Schwester Gesine: „Wir haben alle lang Kaffee ge- trunken. Mach', daß du runter kommst, sonst deck ich den Tisch ab/ womit Lie leidige Reparationsfrage schon ziemlich deutlich gestreift war. Aber jedenfalls, mit der Gründung eines internat-onalen zentralen Bankinstituts wird wenigstens eine Keimzelle geschaffen, aus der, wenn die Dinge gut laufen, dem europäischen Wirtschaftsleben neues Blut zuflteßen kann. Proteststreik. Unfreiwillige Maifeier der Berliner. Berlin, im Mai. Ein großer Teil der Berliner Betriebe mußte am 4 Mai wieder einmal feiern: die städtischen Arbeiter hatten es so bestimmt, und was die städtischen Arbeiter bestimmen, ist für Berlin schon längst Gesetz. Also hielt der elektrische Strom strengste Sonntagsruhe, also brannte in den Häusern das Gas nur mit unscheinbaren, schwachen Flämmchen oder auch gar nicht, und allo verkehrte jelbwerständlich in dem größten Teil der Reichshauptstadt keine Straßenbahn. Man ist das hier schon so gewöhnt, daß man sich kaum noch dar über sonderlich aufregt und das Unvermeidliche mit Würde und Galgenhumor über sich ergehen läßt. Auf Namen und Art des Streiks kommt es dabet gar nicht an: Proteststreik Adwehrftreik, Lobnstreik — es ist, wie man zu sagen pflegt, Jacke wie Hofe. Nur der historischen Wahrheit zuliebe sei erwähnt, daß der Streik diesmal zur Abwechslung wieder unter Lem Rubrum „Proteststreik" zu verzeichnen ist. Die städtischen Arbeiter haben, wie ichon gemeldet, am 2. Mai vor dem Nathause, in dem die Väter der Stadt über einen Schiedsspruch in Lohnfragen berieten, in großen Scharen randaliert. Da die Massenkundgebung einen be drohlichen Charakter anzunehmen drohte, wußte die Schutz polizei eingreifen, und es wurden ein paar Lärmmacher ver letzt und ein paar andere festgenommen. bald darauf aber, bis auf einen, der sich besonders wild gebärdet batte, wieder sretgelassen. Das alles ist von gewisser Seite in maßloser Weise stark aufgebaufcht worden — man sprach von Toten und Schwerverwundeten —, und die städtischen Arbeiter ver langten durch ihre Funktionäre, daß der Polizeipräsident gegen das „provokatorische Verhalten" seiner Leute, soll heißen der Polizei, in schärfster Weise Stellung nehme. Und alldieweil und sintemal er das nicht getan hat, müssen die Berliner zur Strafe im Finstern sitzen, wenn sie Lickt brauchen, zu Fuß laufen, wenn sie fahren möchten, und sich mit kalter Küche begnügen, wenn sie Luit verspüren, etwas Warmes zu essen. Da aber ja auch die streikenden Arbeiter selbst zu den Berlinern gehören, tann man die ganze Mion sozusagen als eine Art Selbflgeißelung bezeichnen. Es ist nur ein Glück, daß die Berliner Welt schon nach 24 Stun den wieder ins Lot kam, denn die Herren dieser Welt hätten ebenso gut beschlossen haben können, daß die Ber liner sür den Starrsinn ihres Polizeipräsidenten 24 Tags oder 24 Monate lang zu bestrafen seien. Zuerst hieß es, daß die Atempause brr städtischen Arbeiter durch Extraarbett der Technischen Nothilfe au-ge« füllt werden solle, aber es wurde nichts daraus. Man war offenbar der Meinung, daß sich eine solche Kraftanstrengung wegen der lumpigen 24 Stunden nicht erst lohne. Politische ^uMschau. veuts^lanL. Sturm im Preußischen Landtage. Aus Anlaß der Zusammenstöße zwischen den Berliner demonstrierenden städtischen Arbeitern mit der Polizei hat ten die Kommunisten eine Interpellation eingebracht, wo bei es schon am 3. Mai zu Lürmszenen gekommen war. Als in der nächsten Sitzung diese Inter pellation verhau oelt werden sollte, beschwerten sich die Kom munisten zunächst darüber, Laß das LandtaBgebäuüe polizei lich gesichert war. Als ein Potizeioberst im Saals dem Innen- mim-ter eine Mitteilung machte, stürmten die Kommunisten die Rezierungstribüne und der Präsident mußte wegen des ungeheuren Lärms die Sitzung unterbrechen. Die Deutsch- nationalen und Lie Volkspartei hatten ergänzende Gegen fragen eingebracht, in denen u. a. eine Bannmeile um das Berliner Rathaus verlangt wurde. Ebenso Lie Un abhängigen, die eine Abänderung der Polizcioorschriften über den Waffengebrauch fordern. Ein kommunittscher Abge ordneter begründete dann die Interpellation in eitler Rede, die schwere Anschuldigungen und Beschimpfungen gegen die Schupo enthielt. Da steckte er mit raschem Entschluß die Blätter, auf denen die Erzählung stand, in die Rocktasche. Morgen noch wollte er sie an eins Zeitschrift in Stuttgart senden, deren Hefte er zuweilen im Herrenhauss zu Poggenhagen hatte liegen sehen. Er wollte den Versuch noch einmal wagen; und er hatte das Gefühl, daß es ihm dieses Mal gelingen mußte. — Vierzehntes Kapitel. Auf Ler GenreinLeweide Licht hinter dem Dorfs — gleich an Ler Straße nach Klein-Disnack — war der VretterLoden füt die Pjulgschcesch gezimmert, — ei« großes Viereck, auf dem wohl zwanzig Paars gleichzeitig tanzen konnten. In der Mitte hob sich der große'Mai baum, mit Vandern geputzt; und rund herum standen Läute, von Lirkenstämmcn umzäunt. An der euren Seite aber war die Schenke und der Musikcmtenfitz; da thronten die Manner mit dem Cello — nicht jedes Dorf wies eines von der Sorte aus —, und mit Len Geigen, der Trcmmcl und Ler Trompete. Und schon ehe es losging, bewiesen sie ihre Trunksestigkeit an manchem Seidel Vieres." Dir halbwüchsigen Jungens und Mädchen hatten schon den ganzen Nachmittag'den Tanzplatz umschwärmt und draußen, außerhalb der Umzäunung, ans eigene Faust den Reigen aufgeführt. Von Len jungen Burschen waren mehrere in ein fernes Dorf geritten, wo man aus Bauern- pserdsn ein Ringstechen ritt. Das haben nur wenige Ge meinden als Überbleibsel aus dem Mittelalter sich bewahrt. Nr!« kamen sie mit geröteten Gesichtern zurück, mit bunten Schleifen und Sträußen geschmückt, die sie sich gewonnen. Und jetzt konnte auch in Neuendamm der Pfingsttanz be ginnen. Noch war es ganz hell und die Sonne nicht untergegangen. Aber schon schwärmte das ganze Dorf auf dem Auger, — die Mägde und Bauerntöchter in blauen und roten Kleidern und in Hellen Blusen, die Männer und Burschen im Sonntagsstaat. Der Tanz trat in seine Rechte. Als Johannes Jessen mit seiner Schwester Gesine und seiner Braut, denen sich Frau Diestel als Anstaudsdame abgeschlossen hatte, der» Watz betrat, hatte sich die lustig« Sammelmappe für bemerkenswerte Tages- und Zeitereignisse. * Der französische Kabincttsrat beschloß, in der russischen Frage unbedingt mit Belgien den bisher vertretenen ge meinsamen Standpunkt beizubehalten. * Der Reichsminister Dr. Hermes äußerte in einer B? sprechung mit den Parteiführern die Hoffnung, daß es gelingen werde, eine internationale Anleihe im Höchstbettage von vier Milliarden amzunebmen. Der Reichstag möge vorläufig nicht zusammentreten, solange die Konferenz von Genua noch tage. * Präsident Harding bat im amerikanischen Kabinett ge fordert, Sowjetrußlano anzuerkennen. Staatssekretär Hughes erhebt dagegen Widerspruch. Schwierigkeiten beim sächsische« Volksbegehrer». Nach einer Mitteilung Ler sächsischen StaatSkanzlet wurde der vq,« den Organisationen Ler Deutschnationalen Volkspartei und der Deutschen Volkspartei gestellte Antrag, ein Volksbegehren auf Auflösung des Landtags zuzu lassen, vom Gesamiministerimn zurückgewtesen. Das Gesetz schreibt vor. daß ein solcher Antrag entweder von 1000 Stimmberechtigten unterschrieben oder aber glaubhaft gemacht werden muß. daß der Antrag von mehr als 20000 stimmberechtigten Mitgliedern der Organisationen unter stützt wird. Beiden Voraussetzungen hätten die Antrag steller nicht genügt. Die bloße Versicherung, daß der An trag von mehr als 20 000 stimmberechtigten Mitgliedern unterstützt wird, genüge im Sinne des Gesetzes noch nicht. Von Len rechtsstehenden Partei« in Sachsen wird diese Stellungnahme der Regierung nicht anerkannt und als buch- stabenmäßiger Formalismus bekämpft, da die Parteien selbstverständlich weit über 20 000 Anhänger haben. Die Vertrauensfrage i« Braunschweig. Bei den Landtagsberatungen über die vom Abgeord neten Oerter gegen Mitglieder des Staatsministeriums er hobenen Beschuldigungen erklärte ein Mitglied des Landes- wahioerbandes, daß das Ministerium nicht rmhr das Ver trauen des Landtages verdiene und nicht mehr an seinem Platze bleiben könne. Abg. Oerter betonte, einem Ministe rium gegenüber, LaS nicht wage, selbst die Vertrauens frage zu stellen, lehne er das Vertrauen ab. Demgegen über hielt ein Unabhängiger die dem Ministerium vorge worfenen Verfehlungen nicht für so schwerwiegend, daß man ihm das Vertrauen entziehen müßte. Tis Abstimmung über den Antrag Kaefer (Deutsche Vp.): „Der Landtag wolle beschließen, das Staatsministerium besitze das Vertrau en des Landt a g s", wurde mit 30 gegen 29 Stimme« abgelehnt. Damit ist das sozialistische Kabinett ge fallen. Minister Antrick erklärte darauf den Rücktritt des Gesamtkabinetts und dessen Bereitwilligkeit, bis zur Kabinettsbildung die Geschäfte wciterzuführen. Der Landtag hat sich auf unbestimmte Zeit vertagt. Marr vermutet, daß eine Koalitionsregierung ans Mehrheitssozialdemokratie, Demokratie und Deutscher Volkspartei gebildet wird. - * London. Die Truppen LcS irischen Freistaates haben in KilkanU weitere Erfolge gegen die Irregulären dauongetragen. Über 100 Irreguläre wurden mit all ihren Wassen und Aus rüstungsstücken gefangen. Moskau. Hier sind ein Vertreter von Hugo Sünnes mrd Vertreter anderer großer deutscher Gesellschaften etngetrofsen, die der Sowjetregierung Vorschläge bezüglich des Baues von Werften in Rußland gemacht haben. Vom l^olwkampfplatL. Diklitt. (Einigung im Bankgemerbe.l Die Ver- bandiungen im Reichsardeitsministcrium über den Schieds spruch vom v. April haben zu einer Einigung zwischen Arbeit gebern und ArLeunehmern des Bankgewerbes geführt. Vom NeichsverLand der Banllcitungen ist in der Frage der Arbeitszeit insofern nachgegeben worden, als die Verpflich tung der Bankangestellten zur Leistung von Übeifiunde« fallen gelassen worden ist. In finanzieller Hinsicht bringt die Neuregelung eine Verbesserung der Gehaltssätze um inZge« samt 20 Prozent für die Monate April und Mai. Loudon. (Riesenaussperrung in England.) Die Londoner Blätter melden, daß jetzt die Aussperrung der Mit glieder der 47 Maschinenarbeiteroerbände außerhalb des Ver einigten Maschineuarbeiterbundes beginnt und daß damit die Zahl der Erwerbslosen um 800 000 Mann vermehrt wird. Psingststimmung schon eingestellt. Lautes Jauchze«! mischte sich in das Quieken der Geigen. Eben hatte man Lis bunten Lampions mrgezündet, die an einem Draht rund herum um den Platz aufgehängt waren. Das sah wunderhübsch aus in dem hercinLämmernden Abend. „Das ist nett von Ihnen, Laß Sie kommen, Her» Jessen," sagte Ler Banernvogt, und bot dem Lehrer Li« Hand. „AIS Ihr Vater jung war, hat rr nie gefehlt^ obgleich cr es ms zu einem richtigen Walzer gebracht hat. Dafür werden Sie's desto besser können, denk ich. Wer unter uns leben Wilk, muß auch mit uns feiern." Und ohne viel Umstände zu machen, hatte der vier schrötig« Bauer Frau Gesine Diestel die Hand gereich^ den Arm um ihre Hüfte gelegt, und nun walzte er mit ihr los, — würdevoll und behäbig. Während Karoline noch staunend hinter der Mutter hersah, kam quer über den Lrettcrboden, mitten durch das Gewühl der Tanzenden, Heinrich Stahmer gesprungen. Sein Gesicht war schon ein wenig gerötet von Bier mrd Schnaps, denn cr hatte an Ler Schenke den reichen Erb sohn gespielt und wahllos Bauern und Knechte freige halten, und sich dabei auch selbst nicht vergessen. Aber es frand ihm gut, dieses blühende Rot zu dem strohgelbe« Haar und Lem kühnen Schnurrbart. Etwas stutzerhaft hatte er sich herausgemacht mit den blank lackierten Stiefeln, in denen unterm Knie die Hosen steckten. Ein forscher Kerl! Das schienen alle die Mädchenblicke zu sagen, Lie hinter ihm herflogen. „Darf ich um Ihren ersten Tanz bitten?!" rief er schon von weitem Karoline zu. Sie sah fragend seitwärts auf ihren Bräutigam. Da lachte Stahmer übermütig. „Der erste ist mir schon versprochen!" rief er keck und wollte Karoline fortziehen. Aber Johannes schob ihn ruhig bei- seite. „Nachher, Heinrich," sagte er freundlich, aber bv» stimmt. „Zuerst tanze ich mit meiner Braut." (Fortsetzung folgt.)