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Schrlftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer 54 Sonntag, den 7. Mai lY22 2^. Jahrgang. Monatlich ^0 W«t, »Mn», dMch dk Bote» Mari. «« tzötz«« »««all («ri^ o». sonst, -ich« Störnnq«, d», B«trt«b« d« !, st« Stof«»»«» od. st. BofSrdenmg»- ' Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Amtlicher Teil. Verkauf von Unterhosen. Der Gemeinde steht ein kleiner Posten neuez Unterhosen zur Abstabe an Klein- Sozialrentner und sonstige Personen mit Jahreseinkommen bis zu 5000 Mark zur Verfügung. Ausnahmen nur bei ganz dringender Bedürftigkeit. Abgabe erfolgt zum Prelle von 20 Mark iür ein Stück Montag, de« 8. dss. Mts., vormittags i« Rathaus — Meldeamt. Htteadorf-HLrissa, am 4. Mai 1922. Der Gemeindevorkand. Oertliche» und Sächsische». Mttenbeef-Vkrilla, den 6. Mai ,922. H Am Donnerstag hielt der Heimatdauk seine Jahres- Hauptversammlung im Ratskeller ab, die leider sehr schwach besucht war. Nach der Berichterstattung über die letzte Borstandsfibung durch den vom Vorstand neugewählten Vor« sitzenden, Herrn Pfarrer Gräf, ergriff Herr Marquardt- Dresden da» Wort zu seinem äußerst lehrreichen Vortrag über: „Soziale Fürsorge". Ausgehend von der so großes Zahl der Kriegsopfer Sachsens schildert« er di« Einrichtung, Ausgab« und Arbeit der amtlichen Kriegerfürsorge in Sachsen. Die Ausführungen ließen deutlich erkennen, wie notwendig und wichtig die Arbeit dieser amtlichen Kriegerfürsorge ist. Ihre Tätigkeit erstreckt sich auf die Kreis' der Kn^arbe- schädigten, denen Arbeit verschafft wird, besonders auch in der Industrie (z. B. der Kriegsblinde in der Ziqarretten- branche), ferner auf die Witwen und W nsen, denen Erholung«- und Berufssürsorge gewährt wird Besonders beachtenswert war, daß schulentlassene Kriegswaisen mehr gelernten Berufen zugeführt werden. D«r Redner schloß mit dem Wunsche, Laß die amtliche Kriegerfürsorge nicht für sich allein stehen bleibe, sondern einer zu gründenden allgemeinen stattlichen dentschen Wohlfahrtspflege angeschloffen werden möchte. Reicher Beifall lohnte die Worte des Hcrrn Vortragenden. Eine ausführliche Aussprache leitete über zur Erstattung de« Kassenbericht«, dem eine Aussprache über etwaige Auflösung de« Verein« folgte. Dieser Gegenstand wurde auf die nächste Versammlung vertagt. — Am Sonntag veranstaltet der Nau Dresden de« B. D. R. einen bedeutungsvollen Werbetag für den Rad- spart. Früh 7 Uhr stellen sich unter dem Starter Welt meister Rütt die besten deutschen Bundermannschasten zu den 100 Kilometer Mannschaftsrennen um den Germania- Wand erp ei« im Werte von 20000 Mk. Die Strecke führt von der Lsnnestraße mitten durch die Stadt nach d»m Arsenal, Klotzsche, Mixdorf bi« Ottendorf-Okrilla dann rechts nach Radeberg, durch Großröhrsdorf nach der Kontrolle Bischofswerda; von hier über Stolpen, Lohmen, Copitz über die Elbbrücke nach Pirna und fodann über Heidenau nach den Ziel an der Ausstellung an der Stübelallee, wo selbst der Weltmeister Arnd al« Zielrichter und der deutsche Meister Stabe al» Zeitnehmer tätig fein werden. Ueber 30 der besten deutschen Mannschaften werden sich ein heiße« Ringen um die Preise im Gesamtwerte von Über 30000 Mark liefern. Gegen 10 Uhr find die ersten Mannschaften am Ziel zu erwarten. — Bor neuen KLmpfen im sächsischen Baugewerbe? Die sächsisch«« Bauarbeiter, die gegenwärtig einen Stunden- lohn von 20 Mk. haben, halten für den Monat Mai Er höhungen bi« zu 30 Mark pro Stunde beantragt. Gegen- über diesen Forderungen verhielten sich die Arbeitgeber ab lehnend, worauf sich da« Bezirkslohnamt — eine paritätisch au« Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammgesetzte In flation — mit den Lohnforderungen befaßte und einen Schied«spruch fällte, daß für den Monat Mai der Stunden lohn auf 24 Mark heraufgesetzt werden soll. Infolgedessen roürde der Tage«verdienst eines Maurer« nunmehr 192 Mk. betragen. Die Zimmereroertreter von Westsachsen haben sich einstimmig und die von Ostsachsen zum Teil gegen den Schiedsspruch erklärt, ebenso die Zimmerer von Chemnitz. In Dresden und Leipzig aber scheint man die Lohnerhöhung doch richtiger zu bewerten und für Annahme de« Schieds sprüche« geneigt zu fein Auch au« den größeren Provinz» städten liegen Nachrichten vor, die darauf schließen lassen »daß dort unter den Bauarbeitern Neigung besteht, den Schiedspruch anzunehmen. — Warnung. Der Deutsche Eigenheim- und Heim- slättenverband, gemeinnützige eingetragene Genossenschaft m. b. H., in Essen an der Ruhr, sucht in letzter Zeit in der sächsischen Presse Mitglieder unter der Vorsviegelung zu werben, daß es den Mitgliedern der Genossenschaft auf Grund eines ganz besonderen Verfahrens möglich gemacht würde, ohne eigene Geldmittel eine Heimstätte zu erwerben. Da« Verfahren beruht auf dem hinlänglich bekannten soge nannten Schnecballsystem, wonach die Mitglieder für jede Neuwerbung von Mitgliedern eine Provision gutgeschrieben erhalten, deren Gesamtsumme nach Behauptung der Ge nossenschaft in absehbarer Zeit die Höhe der Baukosten für ein Einfamilienhaus erreichen soll. Wie amtlich angestellte Ermittlungen ergeben haben, hat die Genossenschaft bisher noch keinerlei Erfolge gezeitigt. Da auch die Leitung der Genossenschaft keinerlei Gewähr zu bieten geeignet ist, sondern au» völlig sachunkundigen Personen besteht, steht sich da» Ministerium de» Innern — LandeSwohnungsamt — genötigt dringend vor der Beteiligung an der Genossenschaft zu warnen. — Gefährliche» Spielzeug. Da« Ministerium weist daraufhin, daß sich in letzter Zeit in mehreren Läden beim Kleinverkauf von Knallkörpern (Knallkorken, Liliputmunition) folgenschwere Explosionen ereignet haben. Dabei sind außer ieträchtlichen Sachschäden auch erhebliche Verletzungen, be- onders Verbrennungen an Händen und im Gesicht vorge- !ommen. In einem Falle besteht sogar Gefahr, daß eine verletzte Person, eine Verkäuferin ihr Augenlicht noch ein- süßt. Alle diese Unfälle deuten darauf hin, daß die Ge fährlichkeit diese« Spielzeuge« erheblich unterschätzt wird. Da außerdem schon bei der Herstellung in der Fabrik und bei der Versendung schwere Unfälle entstanden find und e« sich in der Hauptsache um ein entbehrliches Spielzeug handelt so sind bereit« Verhandlungen im Gange, Mittel und Wege zu finden, diesen Gefahren vorzubeugen. Verkäufer solcher gefährlicher Artikel werden in ihrem eigenen Interesse gut tun, diesen Handel soviel als möglich einzuschränken und vor allem den Verkauf an schulpflichtige Kinder zu unter lassen Heidenau. Am Bau der Eisendahnuntersührung im Zuge der Mühlenstraße wurden Mittwoch früh in der 7. Stunde zwei Arbeiter durch eine einstürzende Wand ge troffen Während der eine der Verschütteten nur eine leichte Kopfverletzung erlitt, trug der andere eine schwere Brust quetschung davon. Er wurde dem Johanniterkrankenhau« zugeführt, wo er bald nach der Einlieferung verschied. Pirna. Zwei junge Ruderer, die ihr Paddelboot an «inen elbaufwärts fahrenden Schreppzug anhängen wollten, verunglückten Donnerstag nachmittag bei Birkwitz. Da« Boot kenterte. Der eine der Insassen suchte sich durch Schwimmen über Wasser zu halten, während der andere sich an da« kieloben treibende Boot anklammerte. Diesem gelang e«, das Boot in Sicherheit zu bringen; er begab sich dann zu Fuß nach Pirna. Der andere Ruderer wurde von dem gerade oorüberfahrenden Dampfer Sachsen der Sächsisch- Böhmischen Dampfschiffahrtsgefellichaft gerettet und an Bord genommen. Königstein. Ein tschecho-slowakischer Finanzbeamter der im Walde oberhalb der Station Niedergrund einem Fremden die Ausweispapiere abfordert, wurde von diesem der plötzlich einen Revolver au» der Rocktasche zog, in den Arm geschossen. Bevor fick der Grenzbeamte schußfertig machen konnte, war der Fremde bereit« im Walde ver schwunden. Man vermutet, daß eine Schmugglerbande durch den Schuß gewarnt werden sollte. Glashütte. Am Donner«tag wurde der älteste Uhrmacher in Glashütte, Oswald Fridolin Taggesell, über 80 Jahre alt, zu Grabe getragen. Er hat über 50 Jahre im Dienste der Firma A. Lange u. Sühne gestanden. Bautzen. Infolge Scheitern« der Lohnverhand- lungcn haben in der Lausitz 400 Landarbeiter die Arbeit niedergelegt. Weitere Arbeitseinstellungen sollen folgen, wenn nicht doch noch eine Verständigung erzielt wird. Löbau. Für das Fretmachen von Wohnungen be schloß der Stadtgemein berat eine Prämie auSzusetzen. Jede Person, die Wohnungsräume freimocht (durch Wegzug, Ein schränkung und dergleichen) erhält eine Geldbelohnung. Diese beträgt für ein Zimmer 1000 Mk., für zwei Zimmer 2000 Mk , für drei Zimmer 3000 Mk. und für mehr als drei Zimmer 4000 Mk. Doch ist daran die Bedingung ge knüpft, daß die Personen im Laufe von fünf Jahren in Löbau eine Wohnung nicht mehr zu beanspruchen haben. Zittau. Durch Grobfeuer zerstört wurde am Diens tag nachmittag der größte Teil der Sozietäts-Brauerei. Da« Feuer entstand gegen 1 Uhr nachmittags in einem Schuppen und zerstörte die umfangreichen Schuppenanlagen, sprang dann auf die Mälzerei, die Kühlhallen, die Faß bauerei und die Stallungen über und legte die Gebäude in Asche. In der Faßbauerei wurden allein Fässer und Hölzer im Werte von 1 */, Millionen Mark vernichtet. Der Brandschaden beträgt viele Millionen. Das Hauptgebäude ist erhalten geblieben. Ostritz. In Leuba war in einem großem Wirtschafts gebäude de« Gutsbesitzer« Kretzschmar Feuer auSgebrochen, das daß Gebäude in Asche legte. Der Brand soll durch eine weggeworfene Zigarre eine« Knechte« entstanden sein. Riesa. In der letzten Hauptversammlung der hiesigen Straßenbahn-Gesellschaft ist beschlossen worden, am kommende« Sonnabend den Straßenbahn-Betrieb einzustellen. Um die Frage der Einstellung de« Betriebes nicht schon früher spruch reif werden zu lassen, hatte die Stadt in den letzten Jahren zur Zahlung von Zuschüssen sich bereit finden müssen. Trotz dieser Zuschüsse und trotz der Erhöhung der Fahrpreise blieben die Einnahmen aber immer weiter hinter den fort gesetzt beträchtlich gestiegenen Unkosten zurück, sodaß nunmehr die Einstellung de« Betriebes für die Gesellschaft zur Not wendigkeit wurde. Marbach. Bei einem kurzem schweren Gewitter am Mittwochnachmittag traf ein Blitzstrahl den 21jährigen Wirtschaftsgehilfen M. Reinert, der sich mit zwei Pferden auf dem Felde befand, und tötete ihn aus der Stelle. Die beiden Pferde wurden vom Blitz zu Boden geschlagen und betäubt; sie mußten getötet werden. Plauen. In der 2. Morgenstunde de» 27. April» erschienen auf der Polizeiwache in Haselbrunn der 57 Jahre alte Bergmann Winkler au« Horst in Westfalen und dessen Wirtschafterin. Dabei gab diese an, daß W- auf der Plauenschen Landstraße unweit von Elsterberg durch eine« Schub, der aus den Walde abgegeben worden sein müsse, im Rücken verletzt worden sei. Die Feststellungen ergaben, daß der Bergmann au« einer Armeepistole angeschoffen worden war, und der Verletzte wurde darauf dem hiesigen Krankenhause zugeführt. Dort ist er gelungen, die Kugel zu entfernen, und e« besteht die Hoffnung, Winkler am Leben zu erhalten. Der in der Gegend von Elsterberg völlig unbekannte Bergmann konnte über den Vorgang weiter nichts angeben, al« daß plötzlich ein Schuß gefallen sei, und daß er gemerkt habe, daß er getroffen worden sei. Er sei mit seiner Wirtschafterin nach dem Vogtlande gereist, um deren Verwandte in Elsterberg zu besuchen. Aus verschiedenen Umständen tauchte der Verdacht auf, daß die Angaben der Wirtschafterin erfunden, und diese vielleicht selbst al« Täterin in Frage kommen könnte. Am andern Tage, nachmittag«, gelang es auch einem Beamten der LandeS-Kriminal-Brigade die Wirtschafterin in dem Augenblick abzufaffen, al» sie mit einer nach Gelsenkirchen gelösten Fahrkarte Plauen verlassen wollte. Sie wurde unter dem Verdacht, den Ueberfall au«- geführt zu haben, verhaftet und in die Gefangen-Anstalt eingeliefert. Bisher bestreitet sie jede Schuld. Ebmath i. V. Einem im Srenzwalde nicht wei von seinem Wohnorte beschäftigen Waldarbeiter brachte dieser Tage die vielbeschäftigte Gattin da» Mittagessen, fand aber damit nicht den Beifall ihres Manner, der den kaum zur Hälfte geleerten Tops der Frau zurückgab mit den Worten: „Setten Fraß brengst mer nimmer!" .... Al« die Frau nach Hause kam, bemerkte sie zu ihrem Entsetzen, daß sie in der Eile den falschen Topf erwischt hatte, die für ihren Ehe- Herrn bestimmt gewesene Suppe stand noch brodelnd im Ofen; statt derselben hatte sie ihrem Mann« die „Ziegen tränke" vorgesetzt, womit die Tag« zuvor Mutter geworden« „Kuh de« armen Manne«" erquickt werden sollte. Mrchenuachrichte«. Sonntag, den 7. Mai 1922. Vorm. 9 Uhr Predigtgotterdienst. Nach«. 4 Uhr Ausflug der Jugendvereinigung nach Seifersdorf ab Pfarrhof. Kathol. Gottesdienst in Moritzdorf vorm. 9 Uhr. Vorher Hl. Osterbeichte. Montag abend« 8 Uhr Bibelstunde der Landeskirchlichen Gemeinschaft in der neuen Schule.