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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend SS» Zeltmm' erscheint Diens- t»ß, D»nnN«tag mw Sonnabend. Beeng,»Preis: Monatlich ,50 Wark, bet Anstellung durch di« Boten ,— Mark. I» Aule hiherer Gewalt i Krieg »d. sonst, irgendwelcher Störungen de, Betriebe, der Aeitmig, der Lieferanten od. d. Beförderung»- Äurichtuu^uf hat der Bezieher keinen An» peuch «li Lteferung oder Nachlieferung der s«O»»g ^.«fRilkzahIungd.Bezagepreis«. P»Ucheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer §3 Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 9- April M2 Gemeinde-Giro M. ttL 2^. Jahrgang. Fahrt wobl, ihr Kindkrspiel->, Fahr wohl, du Elternhaus^ Mich ruft zum ernsten Ziele Da« Leben jetzt hinaus. Lebt wohl, ihr Schulgenossen, Ihr Freunde, grob und klein, Die ich in« Herz geschloffen — E« muß geschieden sein. Zum Konfirmationstsge! Zum erstenmal gesprochen, Durchzittert'« bang die Brust, Von wehem Klang durchbrochen Die frohe Jugendlust: „Fahr wohl!" — Es zieht ein Ahnen Durch« junge Renschenherz Von Erdenleib — ein Mahnen An tausendfachen Schmerz. Und ist'« vielleicht kein Scheiden Vom teuren Heimatherd, So gilt es doch ein Meiden Von vielen, was da wert, So gilt'« ein Vorwärtsschreiten In unbekanntes Land, Ein ängstlich-bang Entgleiten Aus treuer Führer Hand, Nun wohl, laßt dies euch sagen! Bleibt ihr nur selber treu, Dann läßt sich alles tragen, Was kommt, ob alt, ob neu, Was jemals ihr besessen, Bewahrt'« im Herzensschrein, Dann wandert« unvergessen Mit euch jahraus, jahrein. Dann tritt's in guten Stunden Wohl freundlich vor euch hin, Lindert des Lebens Wunde», Erheitert euren Sinn. Dann kann in späten Tagen Euch noch ein Abendtraum Ins Land der Kindheit tragen, Weit über Zeit und Raum. Amtlicher Teil. Montag, Oe» io. April, abenür r M ölkittim stmeiMratr-Sitzung i« Sitzungszimmer des Rathauses. Tagesordnung ist am AmtSbrett im Rathause an geschlagen. Httendsrf-Htrill«, am 8 April 1922. Der Gemeindevorstand. OertUche» »«d Sächsisches. VtttNLsrf'Vkrilla, den 8. April ,922. — Aul mehrfachen Wunsch veranstaltet heute Abend die Löhnerl'sche Musikkapelle eine Wiederholung des Konzerts zum Besten de« TurnballenboueS, Ein recht zahlreicher Besuch ist dieser Veranstaltung nur zu wünschen. Näheres siehe Inserat. Für die Kirchgemeindcvertreterwahl ist nur eine Liste abgegeben worden, sodaß am Palmsonntag keine Wahl stattzufindcn braucht. Die Namen der Vertreter werden nach endgiltigrr Zusammensetzung der Kirchgemetndevertretung brkanntgegeben werden. Die Bcrpflichtuntz soll am Kar freitag im Bormittagsgottesdienst stattfinden. 4H Die Nachfeier der Konfirmation war eigentlich für de» Abend de» Palmsonntag« geplant und al« Beisammen- sein aller Konfirmanden mit Angehörigen und Gemeinde gliedern gedacht. Da aber von anderer Seite auf diese« Vorhaben nicht Rücksicht genommen wo ben ist, wird die Nachfeier auf d-m Nachmittag gelegt. Wegen Platzmangel dürfen keine Kinder außer dem» der letzten Schulkaffen mit- grbracht werden. — Der Gemeind-verband Dresden und Umgebung gibt neue Mehl- und Brotpreise bekannt. Es kostet hiernach vom 8. April an da« 1900 Gramm-Brot 14,35 Mark, da« Weizenkleingebäck (Semmel) 85 Pfg. Die Gründe für die Erhöhung liegen in der allgemeinen Steigerung der Erzeugung«koften. — Mit dieser kurzen Notiz wird dem Volk mitgeteilt, was e« nun mehr zu zahlen hat. Die Gründe find so kurz und bündig angegeben, Steigerung der Erzeugungskosten. Wie ko Et es aber nun, daß der Kommunalverband Großenhain, bereit« in einer Sitzung vom 6. April den Brotprei« mit Wirkung vom 22. April ab auf 12,35 Mark für ein 1900 Gramm Brot festsetzte. Die Differenz beträgt ja blo« 2 Mark und der nächste Ort de» Kommunalverbandes Großenhain liegt kaum eine halbe Stunde von hier entfernt. Bi« zum 22. April wo dort erst die Steigerung etnfetzt, ist die Differenz bedeutend höher. Da» alle» haben wir blo« dieser Kleinstaaterei und Kommunalverbänden — die leider ihre Beamten für keine andere Arbeit geeignet hatten — zu verdanken. — Der April »ar fett je ein neckischer Gesell und der Bolk«mund mag schon recht habe», wenn er ihm manch Launige« andichtet. Diesmal aber hat der liebe Oster mond bereit« einen ganzen Batzen Kurzweil zu viel mit gebracht, allerlei Ueberraschungen, — saft können wir fie ja kaum mehr so nennen, fintemalen wir nach unseren bis- herigen teuer erkauften Erfahrungen hübsch alles schon kommen sahen. Bom ungnädigen Wetter, da« uns in den letzten Woche» zu allen Nöten des Leibe» und der Seele beschert wurde, wollen wir gar nicht reden — trotz Kohlen- knappheit mußten wir un« schon darein finden. Außerdem gilt er mit Recht noch immer al« geschmacklos über den lieben Petru« droben und seine Marotten zu schimpfen. Und wenn e« draußen im Ostermond auch schneit, als ob Frau Holles große» Beltklopfen überhaupt kein Ende nehmen wolle, so setzen wir un» eben »och ein wenig enger an das Oefchen, da« soeben die letzten teuren Brikett« verspeist hat, und denken an die uralte Bauernregel „Aprilschnee ist besser pl» Schaftmist". Verlockende Aussichten steigen vor unseren geistigen Augen auf: unsere jetzigen Leiden tragen vielleicht zu einer guten Ernte bei, und dann — natürlich — wird auch das Brot billiger, und die Rutter... Ja, ja, der April treibt so seine Scherzchen mit den guten, abgehetzten und verärgerten L benswanderern durch diese schönste aller Zeiten. Sein Erscheinen bedeutete gleich einen besonders wichtigen Markstein für alle Inwohner der lieben deutschen Lande: Da« vielgeschmähte, vielgefürchtete und dennoch un entbehrliche Steuerkompromiß wurde trotz aller kommu- nistlschen Obßruktionsveisuche im Reichstag — oder besser gesagt: unglücklich — unter Dach und Fach gebracht. Daraus ergeben sich eine Unmenge neuer schwerer Laßen, die zu tragen dem deutschen Volke um so härter ankommt, da sie nur zu einem Drittel zur Befriedigung der recht er- lieblichen Reichsbedürsniffe, also immerhin zur Sanierung de« gesamten deutschen Finanzwesens Verwendung finden, während zwei Drittel in den unersättlichen Schlund der Reparation geschüttet werden sollen. Als wenig rühmens- wette« Aprilgeschenk ist auch die Erhöhung der Umsatzsteuer non 1V, Prozent auf 2 Prozent zu erwähnen, besonder« da sie noch rückwirkende Geltung vom 1. Januar d. I. besitzt. Die anderen Verteuerungen auf allen Gebieten der Lebens haltung, die Erhöhung der Taxen der Aerzte, Zahnärzte, und Apotheker und vor allem die gegenüber dem März 40 Prozent betragende neuerliche Erhöhung dec Eisenbahn- Gütertarife werden in ihren verschiedenartigen Auswirkungen unsern gesamten Wirtschaftskörper in ungeheuerlicher Weise belasten. Schon munkelt man im Reiche des heiligen Stephan seligen und glücklichen Angedenkens von einer neuen Er- Höhung dcü Briefporto» auf 4 Mark und einem x-(?)- prozentigen Zuschlag zu den Fernsprechgebühren. So steigt die Teuerung weittl. Der Brotpreis wird in allernächster Zett einen Sprung nach aufwärts unternehmen. Rapid stieg der Bierpreis. Schon kostet das Fläschchen „einfach Lager bier" ein kleines Kapital. Dem Idealisten aber versetzt es einen kleinen Stoß, wenn er erfahren muß, daß gleicherzeit nach den Ermittlungen des Statistischen Reichsamts im darbenden Deutschland im vorigen Jah: 2,8 Millionen Flaschen Schaumwein mehr erzeugt wurden al« im letzten Vorkriegsjahr 1913. Man muß nach allen bitteren Er fahrungen die wir tätlich machen, an einer überhaupt noch möglichen Besserung zweif-ln. Der Apiil hat schon so oft Gutgläubige zum Narren gehalten, und die Welt, die da zu allen Züten ja b.trogen sein will — weil sie selbst so gern betrügt! — dürste auch diesmal wieder getäuscht werden. — Das große FrühlingSretnemachen brennt jetzt der Hausfrau auf die Finger, denn die nächste Woche ist schon die Karwoche, an deren Schluß Ostern steht. Und diese letzten Tage vor dem Feste gibt es ohnehin alle Hände voll zu tun. Nach dem sehr langen Winter, dem noch immer recht kühle Lage folgen, ist die Aufgabe der General- reintgung zum Frühling nicht leicht und manche Hausfrau die auf sich selbst angewiesen ist, hat sich wohl oder übel schon entschließen müffen, dar Reinemachen auf eine Reihe von Wochen zu verteil », wenn e« auch sehr ungern geschieht. Die Hauptsache ist, sich über die Verdrießlichkeiten von heute nicht zu ärgern. Der Aerger hilft nicht, sondern hält nur auf. Und e» müffen doch auch wieder andere Zeiten kommen. — Bauernregeln im April. Der Landmann wünsch! sich im April richtiges Aprilwetter, also Regen und Sonnen schein wechselnd, denn: Wenn der April Spektakel macht, gibt'» Heu und Korn in voller Pracht. Bläst der April mit beiden Backen, gibt's gmug zu jäten und zu hacken. Der April kann rasen, nur der Mai halt Maßen. April regen bringt Gottessegen. Kommt Aprilsturm schon bei zeiten, ist da« Ende wohl zu leiden. Wenns am Karfreitag regnet, ist,« ganze Jahr gesegnet. Umgekehrt heißt es: April dürre, macht die Hoffnung irre. Des April» Lachen ver dirbt de» Landmann« Sachen. Heller Mondenschein in der Nacht, schadet jetzt der Blütenpracht. Ist der April sehr trocken, dann geht der Sommer nicht auf Socken. Dürrer April ist nicht de» Bauern Will'. Ueber die Beobachtungen bei Tieren sagt der Landmann: Bauen im April schon Schwalben, gibt« viel Futter, Korn und Kalben. Maikäifer, die im Avril schon schwirren, müffen dann im Mat erfrieren. Frösche zu Anfang April, bringt den Teufel in« Spiel. So lange die Frösche vor Marku« geigen, so lange fie nach Markus schweigen. — Nachdem die sozialistische Mehrheit des sächsischen Landtags am Mittwoch die Regierungsvorlage, den 1. Mai und 9 November zum gesetzlichen Feiertag zu erklären, an- genommen hat, hat die deutschnationale Landtagsfraktion die Einleitung des Volksbegehrens veranlaßt. Sie hat sich im Sinne der Bestimmungen des Gesetze« über das Volks- begehren an d n Landesrmband der deutschnationalen Volks partei für Sachsen gewendet, der nunmehr im Wege de» Volksbegehrens ein Gesetz fordern wird, da- den Feiertag«» beschluß des Landtage» wieder aufhebt. Es ist infolgedessen nunmehr mit dem Volksbegehren für die allernächste Zeit zu rechnen. Königsbrück. Nach einer fröhlichen Kindtauf«- feier wollte ein auswärtiges Paar die Heimreise wieder an- treten. Da wahrscheinlich die Zeit kurz war, mußte der Weg nach dem Bahnhof etwas schnell zurückgelegt werden. Im Zuge erlitt der Mann einen Herzschlag, de« er bald darauf erlag. kührt r»ir oollvsssio». kn. Welch» ». >l«ke» vresäe», kinKStr. 4 Deleptt. 17933, 12171. 2» billigsten Dsxespreisen LUS Grosse» In -el»cIit«i>rrIlSrpe» Freital. Am Freitag vormittag gegen 11 Uhr hat sich ein unerhört frecher räuberischer Ueberfall in Zauckerode zugetragen. In der sogenannten Döhlener Wäsche de» Steinkohlenbergwerks war ein dort beamteter Schreiber mit dem Bündeln von Kaffenscheinen zu je 1000 M. beschäftigt. Bet dieser Arbeit hatte er aus Vorsicht den Fenstervorhang geschloffen. Plötzlich wurde aber von draußen da« Fenster mit großer Wucht durchstoßen, und von einem der draußen- stehenden drei Männer wurden 49 000 Mark au« der Kaffe geraubt. Die Räuber flüchteten sofort auf die Hilferufe hin mit ihrer Beute nach dem Gußstahlwerk in Freital zu wo «in Automobil ihrer wartete. Der Kraftwagen war aber nicht angekurbelt. Vermutlich hatte der Autoführer die Rück kehr der Räuber noch nicht erwartet, so daß die drei, die sich auch verfolgt sahen, auf ihre Verfolger zunächst scharfe Schüsse abfeuerten, dann aber ihre Flucht nach dem Wind- berg fortsetzten. Auf dem Windberg wurde einer von den Räubern umzingelt. Als er da» bemerkte und keinen Aus- weg mehr wußte, richtete er seinen Revolver gegen sich selbst und wurde tot aufgefundcn. Gelder führte er nicht bct sich. Seine beiden Kumpane aber entkamen bisher, doch wurde am Nachmittag, da man ihre Spur noch nicht verloren hatte, weiter auf sie gefahndet.