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Ottendorfer Zeitung : 07.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192204073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19220407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19220407
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-07
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.04.1922
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Znnskme 6es Vertrauensvowms 248 Stimmen für, 81 gegen die Negierung. (Aus der 198. Sitzung.) An den Anfang der 198. Reichstagssitzung stellte man kleinere Gegenstände, um bis zum Abschluß der Debatte über die auswärtige Politik uüd die Reparationsuote Zett zu gewinnen. Man war in der Mittagsstunde noch nicht darüber einig, wie und in welcher Form die Abstimmung vorge nommen werden sollte. Nachdem die Voltspartei erklärt hatte, sie würde sich beim Mißtrauensamrag den Deutschnationalen der Stimme enthalten, wünschte der Kanzler einen ausdrück lichen Vertrauensanirag der Regierungsparteien. Dem wollte wieder die Vollspartei nicht zustimmen, weil sie zwar die Er klärungen der Regierung zur Note, nicht aber die gesamte »Erfüllungspolittk" des Kabinetts billigt. Schon tauchte wie der die Gefahr einer kleinen Krisis aus, als das Zentrum mit dem Einverständnis des Kanzlers sMießlich einen Antrag ein brachte. ver nur die Billigung der Regierungserklärung aus sprach. Damit war die Volkspartei einverstanden. Die Un abhängigen verhielten sich dazu neutral und die Mehrheit für den Kanzler erschien damit ausreichend gesichert. — Ein Ge- sevemmurf. der eliaß-lolhnnprjche Rechwangelegenheuen be trifft, d. h. die Zuständigkeit deutscher Gerichte bei Zwangs vollstreckungen usw., in elsaß-lothringischen RechtSstreitigkeiten regelt, wurde in allen drei Lesungen angenommen. Daraus solaie dce erste Beratung eines Antrages aller Parteien, die Unabhängigen und Kommunisten ausgenommcy. über die Unterstützung von Rentenempfängern der Jnvalidcu- und AngesteMcnversicherung. Der Antrag will, soweit besondere Umstände es fordern, den Rentenempiängern eine erhöhte Unterstüynng gewähren, so daß das Gesamtjahreseinkommen des Empfängers einer In validen- oder Altersrente oder eines Ruhegeldes den Betrag von 4400 Mark, einer Witwen- oder Witwerrente den Betrag von 3300 Marl, einer Waisenrente den Betrag von 20M Mark erreicht. Abg Karsten (U.-Soz.) verlangte, daß die Würdigkeit oder Bedürftigkeit außer Betracht blerbe und aus die Unterstützung in allen Fällen ein Rechtsanspruch gewährt werde. Auch die Höhe des Zuschusses sei unzureichend. Mit dem Antrag solle nur vlumpe Bauernfängerei betrieben werden. Abg. Meyer-Zwickau (Soz.): Die schleunige Verabschie dung des beantragten Gesetzentwurfs ist notwendig, damit die Einzelländer baldigst die Ausführungsbestimmungen erlassen können. Abg. AdamS (Deutsche Vp): Den Invaliden liegt mehr an einer. Ausbesserung, die in den Grenzen des möglichen liegt, als an phantastischen Versprechungen. Ministerialdirektor Dr Ritter: Berechtigter Anlaß, an dem sozialen Empfinden des Reichsardeitsminlsteriums zu zwei- seln, befiehl nicht. (Zurufe von Len Kommunisten: „Aber sehr stark!B Wir müssen uns in den Grenzen oes möglichen hal ten. Ter Antrag Karsten würde uns 10 Milliaöden Mark tosten. Abg. Karsten (U.-Soz.): Die Summe von IO Milliarden würde bei weitem nicht erreicht werden, diese Zahl ist aus der Luft gegriffen. Damit schloß die erste Lesung rmd die Vorlage wurde daraus in zweiter Lesung unverändert angenommen. Die dritte Lesung konnte noch nicht vorgenommen werden, da der Aba Karsten Widerspruch erhob. Präsident Loebe stellte dies fest mit dem Bemerken, daß es auf diese Weise durch die Schuld der Kommunisten unmöglich gemacht werde, den In validen zum 1. Apnl schon vie Zuwendung zu gewähren. WsitsrSesPrechung der ReparMortSerklärung. Abg Dr. Leicht (Bayer. Volkspartei): Von einem wahren Friedenssinne uuo dem Wunsche nach einem raschen Wieder aufbau ist bei unseren Gegnern nichts zu spüren. Wir freuen uns, daß der Reichskanzler sofort-mit den Ministerpräsidenten der einzelnen Länder Fühlung genommen hat, und daß Ein mütigkeit sich zeigt in der Auffassung über die Unmöglicksteit der Erfüllung der gestellten Forderungen und über den un würdigen und entehrenden Charakter im Ton und der Zu mutung des Begleitschreibens. Es wäre erwünscht gewesen, daß diese Einmütigkeit sich auch im Reichstage gezeigt hätte. Leider aber ist dxr Mangel an Einsicht wie bei den Gegnern auch bei uns selbst festzustellen.. Abg. Dr. Levi (Komm. Arbeitsgem.) betonte: über uns schwebt das Verhängnis, daß zur Zeit von Brest-Litowsk in Deutschland kein Mensch wagte, die Grundsätze der Demokratie zu wahren. Darum werden wir Harke Ohren finden. Im übri gen erklärte er, daß seine Parteigenossen gegen das Vertrau ensvotum stimmen würden. Dasselbe tat der Abg. Frölich (Komm.), der im übrigen sich darzutun bemühte, daß die ganze ErfMungSpMtik aus Kosten der deutschen Wirtschaft, namentlich auf Kosten der dein- schcn Arbeiter betrieben werde. Daran seien auch die Mehr- heitssozialistcn schuld. Damit schloß die Aussprache. Vom Zentrum lag folgender Antrag vor: Der Reichstag verwahrt sich gegen die in der Rote der Reparntionskommissinn vom 21. März dem deutschen Bölke an- gesonnenen unerträglichen Forderungen und billigt daher Am die Heime.?. , Roman von Bruno Wagner. 14) ' Machdruck verboten.) Ein häßlicher Dunst schlug ihm entgegen, Die Lampe hatte gebläkt, und in der Lnsi flogen schwarze Rußstück- chen. Der alte Jessen saß am Tische und las. Vrotkcümcl lagen auf der kahlen Platte, und des Vaters Ärmel waren schmierig geworden von einem Schmalzsleck dicht neben dem ansgeschlagencn Buche, in dem der alte Mann mil der Lesebrille im eisernen Gestell studierte. ES war Johannes noch nie so ausgefallen, wir verwahrlost hier alles aussah. »Guten Abend, Vater," grüßte er. Da schob der Alte die Brille zurück, denn er war weit sichtig und brauchte sie nur zum Lesen. »Es ist gut, daß du kommst, Johanes," sagte er. «Bei uns geht es nicht zum besten. Anna liegt zu Bett, — ihr Asthma ist wieder schlimmer geworden. Gesine hat sich beim Holzhacken Lie Hand verletzt und kann mit der einen Hand nur' die halbe Arbeit tun. Und ich selbst fang Wohl an, alt zu werden, Schwindelgefühl und Schwäche in den Beinen. Es ist ein bißchen viel — über vierzig Jahre tagaus, tagein Kinder lehren; und eZ sind jetzt fast siebzig von den größeren, da zu noch die zwanzig kleinen, die ich besonders vornehme, weil sie mir sonst die anderen zurückhallen würden. Und du weißt ja, unsere schöne Landschulordnung —" „Aber dir SaMgemein.de sollte so vernünftig sein und einen zweiten Lehrer anstellen," sagte Johannes heftig. Doch der Alte begütigte: „Man muß nicht ungerecht sein» mein Junge. Die Schulgemeinde Hai große Lasten zu tragen. Unser Bauernvogt hat sich mehr als einmal bemüht, die Gemeindeversammlung zur Anstellung des Schulschiffen zu überreden. Aber unsere Bauern legen die Faust auf den Tisch und sagen: solange das Gesetz es nicht verlangt — keinen Pfennig. Wer wist es iknsn verden ken? Sie haben genug zu tragen; und schließlich sind sie doch in ihrem Recht." Der Alte hatte breit gesprochen, wie das so leicht zur Gewohnheit wird, wenn, man täglich vor den Schülern «e von der NekchSregicnntg zn dieser Note abgegebenen Er- kläruugen. Ferner lag das Mißtrauensvotum der Deutsch nationalen vor, zu dem die Kommunisten einen Ab- äirderungsantrag stellten. Abg. Hergt (Dcutschnat.) gab zu den Anträgen seiner Fraktion eine Erklärung ab. Abg. Henk: (U.-Soz.) erklärte, daß die Unabhängige Sozial demokratie den Mißtrauensantrag der Deutschuatroualcn ab lehn e u, sich gegenüber dem Vcrtraueusnntrag der Regierungs parteien aber der Stimme enthalten werde. Abg.-Dr. Stresemann (Deutsche Vp.) bedauerte die Haltung der Deutschnationalen Nolkspartci und erklärte, daß seine Par tei auf dem Boden des Antrages des Zentrums steh: und alle Abänderungsanträge adlchne. Nach weiteren Ausführungen der Abgeordneten Koenen (Komm.), Dr. Levi (Komm. Arbcitsgcm.), Schultz-Bromberg (Deutschnat.), Wels (Soz.), Marx (Zentrum), Leicht (Bayer. Vollp.), die alle die Haltung ihrer Parteifreunde begründeten, wurde zur Abstimmung geschritten. Der Antrag der Kommunisten auf ein glattes Miß trauensvotum fand nicht genügende Unterstützung. Über den H aupt antrag der Deutschnationalen wurde namentlich abgcstimmt. Der Antrag wurde mit 312 gegen 6g Stimmen abgelchnt. Der Abänderungsantrag der Deutschnattonalen, den zweiten Satz des Zentrumsanirages zu streichen, wurde in namentlicher Abstimmung mit 302 gegen 60 Stimmen bei 10 Stimmenthaltungen gleichfalls abge lehnt. Darauf wurde über den Antrag deS Zentrums nament lich abgestimmt. Er wurde mit 218 gegen 81 Stimnren bei 43 Stimmenthaltungen angenommen. Damit war die Besprechung der Regierungserklärung erledigt. Einem Nachtragsetat wurde ohne Debatte in zweiter und dritter Lesung zugestimmt. Es folgte die zweite Lesung eines Nachtrags zum Be soldungsgesetz. Die Vorlage wurde unter Ablehnung aller Abänderungs anträge nack den Ausschußbeschlüffen in zweiter Lesung an genommen und'gleich darauf ohne Erörterung auch in dritter Lesung. Der Entwurf bett. Änderung des PcnsionsergänzungS- gesetzcs unv des Wehrmachtvcrsicherungsgesetzcs wurde in zweiter Lesnng erledigt. Oas Problem cler groben KrüeikL. Vorbereitungen in Paris. Der Gedanke einer großen internationalen Anleihe zur Durchführung der deutschen Zahlungen, der bereits in der letzten Ententenote erwähnt und in der Kanzlerrede aufgegriffen wurde, scheint in Paris weiter verfolgt zu werden. Die Neparationskommission hat die Bildung eines Sachv erftändigcnaus schusseS beschlossen, der Studien machen und der Neparationskom- Mission einen Bericht einreichen soll über die Bodin- gungen, zu denen die deutsche Regierung eine oder mehrere Anleihen im Auslande aufnehmen könnte, deren Ertrag für den teillmisen Rückkauf der Reparations schuld verwendet würde. Es würden zu diesem Zweck be sonders sachkundige Persönlichkeiten aus verschiedenen Län dern berufen, auch aus solchen, die bei der Reparations- kommissian nicht vertreten seien. Sehr vorsichtig bemerkt hierzu der „Temps", daß es sich um einen englischen Plan handle, Len die Reparationskommission geprüft habe. Man sieht also, daß die Franzosen diesem Plan nicht besonders freundlich gegenübcrstehen. Das SachlicferungSabkommen. Die Neparationskommission hat nach längeren Beratungen die vier Abkommen über sie deutschen Sachlieferungen grundsätzlich angenommen. Cs handelt sich um das am 6 Oktober 1921 unterzeichnete Wiesbadener Abkommen über die Sachtteierungen, sonne das am Tage danach beschlossene Pauschalabkommen über die Restitution, an deren Stelle daS Substitutionsverfahren treten soll. Ferner um das Bemel- mans-Abkommen vom 27. Februar 1922 und die in - Berlin am 18. März 1922 paraphierte fr anzöjisch-deut sche Ergänzung zum Wiesbadener Abkommen. die das Bemelmanssche Sachlieserungsversahren aus Frankreich auS- drhnt. um! fern. Ein Seebadhotel als Flüchtlingsheim. Eine? der größten Hotels im Seebad Ahlbeck, d:r „Ahlbecker Hof", ist von der Regierung beschlagnahmt worden. Ein Däne hatte das Hotel vor zwei Jahren angekauft und es dann leer stehen lassen, nachdem er die Möbel nach Kopenhagen spricht, ohne Unterbrechungen fürchten zu müssen. Jetzt besann er sich auf dru Ausgangspunkt seiner Rede: „Gut, daß du gttdmmen bist, mein JunHe. Ich habe schon vor hin zn. Pastor Morgen Lien geschickt und ihm sagen lassen, 'daß ich morgen vielleicht nicht die Orgel spielen kann. Run aber ist alles in Ordnung. Du bleibst die Nacht hier und vertrittst mich morgen früh in der Kirche. Nicht wahr, mein Junge, du läßt deinen Vater nicht im Stich:? Dan» gehe nur gleich zum Herrn Pastor und sag es ihm." Endlich kam Johannes dazu, seine eigene Angelegen heit vorzutragem Der Varon hatte recht gehabt. Des Herrn SchulparrenZ Wunsch war wie immer für den alten Jessen Befehl. Natürlich mußte Johannes ja sagen, aber lieb war es dem Alten im Grunde nicht, gerade jetzt, da er sich schwächer fühlte. Aber wenn der Varon wollte, dann war an Um die Reihe, zu schweigen. Am folgenden Morgen saß Johannes auf der Orgel empore der alten Torskirehe von Reuendamm. Unten hatte sich die Gemeinde versammelt. Tie Helle OktoSerssnne schien durch die verstarÄbten Glasscheiben auf die kahlen Wände und fiel in langen Lichtstreisen auf den Fußboden. Sie beleuchtete die ausdrucksvollen Bauernköpfe von hin ten, daß sie wie von Heiligenscheinen umstrahlt dasaßerr, während die Gesichter im Schatten blieben. Aber neben den stattlichen Männern saßen die Frauen, meist klein und früh gealtert, denn ans Ler Bäuerin ruht eine Fülle von Arbeit in Haus und Stall, — und Lie Mädchen mit glatt angcklebien, blonden Scheiteln und mit stumpfem Ausdruck, den sie in der Kirche alle aunahmen, auch die Wilden und Lustigen, — we.il man doch andächtig fein mußte, auch wenn man von der Predigt nichts ver stand. Der Patronaisstuhl war leer geblieben. Johannes sah auf dir Uhr. Es war halb zehn. Er gab dem Kna ben, der neben ihm dis Bälge zn treten hatte, das Zeichen. Nnd dann begann das Vorspiel. Es war eine Freude auf dieser Orgel zu spielen. Sie war alt, aber noch schön bei Klang. Des Barons Vater hatte sie «och glücklicher Ge nesung seiner geliebten Gattin von schwerer Krankheit der Gemeinde als Zeichen Ler Dankbarkeit gegen Gott gestiftet. gebracht hatte. Nach der jetzt verfügten Beschlagnahme durch die Negierung sollen in dem Hotel Wohnungen für' Flüchtlinge aus dem Osten eingerichtet werden. Zehn Zuchthäusler begnadigt. Zehn Personen, die bei dem Zeitzer Landfriedensbruch zu langjährigen Zucht hausstrafen verurteilt worden sind, wurden jetzt begnadigt und ans der Strafhast entlassen. ArmenuntcrMtzuug für einen Erzherzog. Der frühere Erzherzog. Leopold von Österreich, der nach dem Kriege sich in der Schweiz hat naturalisieren lassen und gegen wärtig in Regensdorf im Kanton Zürich wohnt, ist, wie ein englisches Blatt meldet, genötigt, Brmeuunterstützung zu beziehen. Große Brände in Petersburg. In Petersburg brach, russischen Vlättermeldungen zufolge, an einem Tage eine Reihe großer Feuersbrünste aus. Die belgische elektrische Kraftstatton und ein Teil des Nikolai-Bahnhofes sind niedergebrannt, die ehemalige Rcichsbank und der neue Hasen haben beträchtlichen Brandschaden davongetragenZ Rm fokgenven Tage entstand ein Braud au? der elektrischen Kraftstation „Helios". Die Blätter führen diese Brand- katastrsphen auf Brandstiftungen zurück. Neues Erdbeben in Serbien. In der Nähe von Bel grad wurde ein zweites starkes Erdbcpcn wahrgcnommen. Der Herd dieser neuen Erderschütterung befand sich etwa 32 Kilometer vom Südosten der Stadt entfernt. 6LNcdtsb3lle. Die Abtz-mkunssKurkundr des Herzogs vsn Braunschweig. Gegen den Braunschweiger Revolutionspräsidenten August Merger, dessen Sohn kürzlich wegen Beteiligung an den Braun schweiger DyuamitMtcntaten zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt Worten ist, schwebte ein Verfahren wegen Unter- schlagunz. Wie die Anttage behauptete, hatte Merges die Ab- dankung-urkunde des Herzogs Ernst August von Braunschweig und Lüneburg sich widerrechtlich angeeignet und sie durch einen Mittelsmann dem i» Gmunden weilenden Herzog zum »auf anbieten lassen. Nachdem der Prozeß gegen Merges mehrfach vertagt worden war, ist jetzt das Verfahren gegen ihn dnrch Beschluß der Braunschweiger Strafkammer auf Grund der letzten Amnestie eingestellt worden, da das Gericht sich aus den Siandpimkt stellte, daß Rerges zu seinem Verhalten nickt nur von Eigennutz, sondern auch von politischen Motiven getrieben worden sei. Der RegierungSrat als AriegSwuchrrer. Aus Berlin wird berichtet: Der wegen Krtegswuchers und Kettenhandels ein- geiene« Protzeß gegen den sozialdemokratischen Landtagsabge- ordneten RegiernngSrat Dr. Bendiner, den Kaufmann Herten, den Direktor Gremmler und den Kaufmann Engler ist nach viertägiger Verhandlung beendet worden. Dr. Bendiner war seit Anfang 1916 Leiter der literarischen Abteilung bei der Z. E. G. Er hat mit dem Angeklagten Herten, der sermnieit Saiter des Kriegsverbandes der Flug- zemstndustrie gewesen ist, große Privatgeschäfte in Ql, Benzin, Spiritus, Streichriemen, Weißkäse usw. getätigt und sich dabei der Preistreiberei schuldig gemacht. Das Verfahren gegen Engler mußte auf Grund der Amneftteverordnung eingestellt werden. Gremmler wurde freigesprochen. Dr. Bendiner wurde zu 6 Monaten Gesängnis und 35000 Mark Geldstrafe ver urteilt. Der von ihm erzielte Übergewinn von 4236 Mark wurde als dem Staat verfallen erklärt. Der Angeklagte Herten wurde wegen Kettenhandels zu 2 Monaten Gefängnis, die alL verbüßt gelten, und 25600 Mark Geldstrafe verurteilt. HimwelSerschemungen im April. Die Auf- und Un- tertzaxgsgciten der Sonne sind am 1. d. Mts. ü Uhr 36 Minuten und 6 Uhr 32 Minuten, am 11. d. Mts. 5 Uhr 15 Minuten und L Uhr 46 Minuten, am 21. d. Mts. 4 Uhr 53 Minute« mW 7 Uhr S Minuten, am 30 d. Mts. 4 Uhr 34 Minuten und 7 Uhr 21 Minute«. Am 20. April abends- 10 Uhr tritt die Sonne aus dem Zeichen des Widders in das des Stiers. — Den Mond sehen wir zu Anfang deS Monats als schmale zunehmende Sichel; am 5. d. Mts. steht er im ersten Viertel. Am 11. haben wir Vollmond, an» 1N. letztes Viertel und am 27. Neumond. — Von den Planeten hleibt der Merkur in diesem Monat noch unsicht bar. Die drrrch ihr strahlend-weißes Licht auffallende Venus ist zunächst eine hatte, später etwa'IN Stunden am westliche« Abendhimmel zu ftxden. Der Mars ist etwa Stunde« zu beobachten. Ler Jupiter, der am 4. in Opposition kommt, ist die ganze Nacht hindurch zu sehen. Desgleichen ist der Saturn »ie ganze Nacht hindurch sicht- bar. — I» Bolksmunde sagt man dem ÄprL besonder» r«««ffKeS Wetter nach. Tatsächlich habe« wir das unan genehmste, veränderliche Weiter in der Regel bereits im Aä»z. Besonders im diesem Jahre bat sich ja der Nie; durch außerordentlich »eränderftchr «««gezeich ¬ net, sodaß wir für de« April mit einer Ve«ch»s»mr der» Wetterlaze rechnen dkrftn.. JohanrreS Haire leise zu spielen begonnen. Ein lautet K5sMn wie von zuschlergentzen Türen hatte ihn anfanxs gestört. Darm war er auf hie Melodie des GinZanHs-^ liebes übergegLMen, — feierlich, süß, ein« köstliche Um- schreibung des Themas. Und nur» setzte er plötzlich mit voller Kraft ein, daß die kleine Kirche hallte. Er spielte die Melodie vor. Dann eins kurze Pause, und dann siet die Gemeinde ein, — verworren, grodstimmig und ost in falschem Rhythmus» so daß er auf der Orgel nachgeben mußte. Aber sein geschultes Ohr hörte über dem Ge- meindegefang fortwährend ein« reine, volle Stimme schweben, gwckenllar, mit sicherem Einsatz bei jedem Tor». Und er spielte, als begleite er nur diese eine Engelspftm»^ die über all das Stimmengewirr hinwegtönte: Großer Gott, wie loben dich, - . Herr, wir Preisen dein« Stärke —> . Und dann sang Pastor Meugenthien mit seiner sonoren Stimme Vie Liturgie, mW Orgel und Gemeinde fielen an den richtigen Stellen ein. Noch einmal ein Eesarrgbnch- vers, währetlddesse» der Prediger die Kanzel betrat. Dann hallten vie Worte über die Köpfe der Gemeinde him Johannes fand keine Andacht. Seine Gedanken Ware» weit iveg. Und plötzlich schreckte er auf csus einem Traum von wunderbarer Herrlichkeit von blauem Hirmnel nE einer wärmeren Sonne. Der Pastor hatte „Amen" ssefagt. Die Gemeinde aimete auf. Man räusperte sich. Und dann setzte dir OrzÄ ein. Man fang die Schlußoerfe des Liedes. Vor dem Altar sprach der Geistliche Gßbet und Segen. Dann erhob sich ei» aü'xEeines Füßescharren, Lie Ge meinde brach auf. Da quoll es noch einmal von der alttu Orgel herab.! Nicht wie aLsomrtäßlich, wenn der alt« Lehrer spielte. DaS war immer dasselbe sewesen, und man hatte es im Gehe» mftge fiMLen: »Unsern TuS gang segne Gott." Aber dieses war mrders. RirmM^ kanute es; und die! ganze Gerue«dr blieb stehen; vom Ernmans dvärrgteu sie- zurück. Was sollte das werden? ^Fortsetzung folgt.)
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