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Ottendorfer Zeitung : 12.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192204120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19220412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19220412
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-12
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.04.1922
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Veutscker Keicbsrag. (Aus der 202. Sitzung.) Mit der Erledigung Kleiner Anfragen wurde die 2YL Sitzung eingeleitet. Auf eine Frage des Abg. Hepp ^L>. Pottsv.» wurde erklärt, der Rcichsrninister a. D. Dr. Schtk- fer fei beauftragt, Verhandlungen mit Polen zu führen, um die Rückgabe des Teiles des Kreises N a m s l a u. der in das ober- schlesische Abstimmungsgebiet einbczogen worden ist und in dem 98 Prozent der Bevölkerung für Deutschland gestimmt baben, an Deutschland zu erwirken. Weiter beklagte sich der Abg. Beythien (D. Volksp.) über das Ankäufen von Gemüse auf dem Hamburger Gemüsemark! seitens der Hol- länder. Dadurch seien die inländischen Gemüsepreise unerträg lich gestiegen. Die Antwort der Regierung daraus lautete, daß der Reichskommiffar für Ein- und Ausfuhr diesen Dingen nach gehe die Ermittlungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Nach den kleinen Anfragen kam die dritte Beratung des Gesetzent wurfes über Änderungen iin Finanzwesen (MantelgeseH). Abg. Helfferich (Deutschnatl.): Die Ereignisse der letzten Zeit haben uns nicht veranlassen können, unsere Stellung zum Mantclgesetz zu ändern. Wir werden cs auch in dritter Lesung ablehnen. Unsere Bedenken dagegen, die Zwangsanleihe zur Deckung eines Teiles der Kontributionen und Reparationen zu verwenden, sind noch gesteigert worden. Diese Lasten dürfen nicht unsere Leistungsfähigkeit überschreiten. Es gibt noch einen Unterschiev zwischen Stenern und Konfiskation. Die Forderung, daß wir in die Vermögensjubstanz eingreifen sollen, ist im Versailler Friedensvenrag nicht gestellt worden. Wir warnen Sie noch in letzter Stunde und lehnen jede Ver antwortung ab. Wir können uns auch nicht irre machen lassen durch die Hoffnung auf eine auswärtige Anleihe. Die Zwangs- anlcihc entfernt uns von der Möglichkeit, unsere Verpflichtun gen zu erfüllen. Komm! die Regierung aus Genua zurück mit neuen Lasten und neuer Schmach, bann ist Schluß. Dann wird der Volksunwillen diese Regierung binwegstoßen. (Lebhafter Beifall rechts, Lachen bei den Mehrheitssozialisten.) Abg. Eisenberger (Bayer. Bauernbund) nannte es einen Fehler, daß man in Weimar den deutschen Ländern die Steuer- bohcit genommen Die Industrien arbeiten immer noch mit hohem Gewinn, da sollte man nicht immer nur die Landwirt schaft belasten, sondern auch die Industrie. Abg. Soldmann (U.-Soz.) bemerkte u. a , der Wechsclbalg des Mantclgesetzes trage die Fehler an sich, die bei einem Kuhhandel zwischen ausgesprochen großkapitalistischen Parteien und einer Arbeiterpartei unvermeidlich sind. Die Besitzer großer Vermögen werden geschont, für den ländlichen Grund besitz werden unverantwortliche Privilegien geschaffen. Der Milliardcnprosit der Landwirtschaft wird noch durch dis wei testgehende Milderung der Steuerlasten belohnt. Der Lohn- und Gehaltsempfänger bleibt der Bedrückte. Wir lehnen das Man- tcrgccy als imaenüaend ab. Abg. Frölich (Komm.) betonte in seinen Ausführungen, daß durch die Verbrauchssteuern der Lebensunterhalt der ar beitenden Klaffen aufs ärgste verteuert werde, und daß die Mehrheitssozialisten, die sich auf daS Kompromiß eingelassen haben, daran schuld seien. Abg. Kahmann (Soz.) legte die Gründe dar, aus denen die Mehrheitssozialisten sich für das Steucrkompromiß erklärt hätten und verwies dabei besonders auf die Forderungen der Entente. Wenn die Mehrheitssozialisten sich nicht mit den an deren Parteien zu dem Steuerwerke verbunden hätten, würde cs einen Schrecken ohne Ende gegeben haben. Weiter führte der Redner aus, daß die Politik der jetzigen Regierung manche Erfolge aufzuweisen habe. Zum Schluß wandte sich der Red ner gegen die Kommunisten und sprach die Erwartung aus, daß bei den nächsten Wahlen die Kommunisten verschwinden würden. Das ManLelgesetz angenommen. Abg. Brcker-Hcssrn (D. Volksp.) wandte sich ebenfalls gegen die Kommunisten und beschäftigte sich hierauf mit den letzten Ausführungen des Abg. Helfferich. Zu den Deutschnationalen gewandt, bemerkte er, wir billigen die Ersüilungspolitik der Regierung ebenso wenig wie Sie und haben ebenfalls die schwersten Bedenken gegen die Zwangsanleihe. Wenn wir trotz dem für das Mantclgesetz stimmen, so geschieht das, weil es uns ohne eine Zwangsanlcihe nicht möglich ist, unseren Ver pflichtungen Halbwegs nachzukommen. Der Redner schloß mit der Ankündigung, daß die Deutsche Volkspartei geschlossen hin ter dem Steucrkompromiß stehe. DaS Mantclgesetz wurde darauf in dritter Lesung ange nommen. RcichSsinanzminister Dr. HermeS sprach dem Reichstag den Dank der Regierung und des Landes für die aufopferungs volle Arbeit an den SteuerLeratungen aus. Den Forderun gen der Entente auf Steuerkontrolle und weitere 6g Milliarden werdesichdieRegierung mit allem Nachdruck widersetzen. Dbg. Koenen (Komm.) beantragte, über die Rede deS Mi nisters die Diskussion zu eröffnen. Es entspann sich darüber eine lange Eeschäftsordnungsdebatte, die zu großen Lärmszenen führte, so daß Vizepräsident Dr. Ricßer die Sitzung abbrechen mußte. Nach der Wiedereröffnung der Sitzung gelangte der Haushalt des Innern zur Erörterung. Reichsminister Dr. Köster wandte sich mit scharfen Worten gegen die in der französischen Kammer ausgestellte Behauptung, daß Deutschland über eine Macht von 250 000 Mann Schutzpoli zei verfüge. Dem müsse im Interesse der Wahrheit entgezeu- gctrctcn werden. Es beständen in Deutschland immer noch ge wisse geheime Organisationen, die der Verfassung und den Ge setzen zuwiderlausen. Die Entente würde schwerste Verantwor tung treffen, wenn sie die Schutzpolizei vollständig zerschlagen würde. bsWjetgelder für deutsche Uommumsten. Niesen-Propagandasummen. Die Politisch-Parlamentarischen Nachrichten in Berlin bringen Nachrichten über Unterstützung der Kommunisti schen Partei Deutschlands durch Sowjctrußland oder die Dritte Internationale — was dasselbe ist —, die von einer „unbedingt zuverlässigen" Person stammen sollen Danach haben die Kommunisten 1921 monatlich fünf Millionen Mark Beihilfe aus Moskau erhalten. Davon seien monatlich 400 000 Mark zur Deckung des Defizits der Roten Fahne aufgewandt worden. In der letzten Zeit sei die Summe dieser Untcrstützungsgelder etwas geringer geworden Nebenher unterhalte die Dritte Internationale Moskau in Berlin das Westeuropäische Sekretariat, das riesige Sum men zur Unterhaltung von Buchhandlungen in Leipzig, Hamburg usw. ansgcbe, die zu billigen Preisen bolsche wistische Reklamesileratur verbreiten. Der Frankesche Ver lag in Leipzig habe allein im Jahre 1921 einen Zuschuß von über 30 Millionen Mark erfordert. In den Jahren 1919 und 1920 habe Rußland die Mittel für die Unter stützung des Kommunismus in Deutschland hauptsächlich in der Form von Perlen und Diamanten hinübergeschickt. Gegenwärtig würden Vie Hilfsgclder meist in Dollar und anderen ausländischen Valuten gezahlt. Die „Role Fahne" nimmt zu den Mitteilungen Stel lring und sagt, es wäre gar nicht nötig gewesen, zu ent hüllen. Die kommunistische Partei Deutschlands hätte niemals verleugnet, daß sie von ihrer russischen Bruder- Partei materiell unterstützt worden sei. Ties ebenso wie die Mehrheitssozialisten, als sie noch nicht die Grundsätze des Klasscnkampfes verraten hätten, während der ersten' russischen Revolution die russische Sozialdemokratie unter stützt hätten. — Die Politisch-Parlamentarischen Nachrichten werden von dem msyrheitsjozialistischen Abgeordneten Heimann heransgeaeben. kianäLl unä Verkehr. Die Wagendecken der Bahnverwaltnng. Die Reichs bahnverwaltung teilt mit, daß sie mit Rücksicht auf ihre schwierige finanzielle Lage ihre Bestände an Wagendecken wegen der außergewöhnlich hohen Kosten für Neuanschaf fungen künftig nicht mehr vermehren, sondern nnr noch auf der heutigen geringen Höhe erhalten werde Es sei Sache der Verkehrtreibenden, sich die nötigen Decken selbst — gegebenenfalls leihweise —- zrü beschaffen. Den Vsr- kchrtreibenden werden Firmen, die dem Verbände der Deckenverleihanstalien angehören, sowie auch alle übrigen Deckenvermietec durch Schalteraushang bekanntgegeben werden. Von und fern. Nm die Wiedereinführung der Sommerzeit. Der Schöpfer der Sommerzeit, Hermann Neese (Goslar), hatte vor einiger Zeit eine Eingabe an den Reichspräsidenten wegen Wiedereinführung der Sommerzeit gerichtet. Darin schätzte er den wirtschaftlichen Gewinn der Sommerzeit durch Ersparnisse an Leuchtmitteln und Kohls aus zwei Milliarden Mark pro Jahr. Jetzt ist ihm die Antwort des Reichspräsidenten zngegangen, in der mitgeteilt wird, daß die Frage der Sommerzeit gegenwärtig Gegenstand der Beratung in den Reichsministerien sei. Ein Finanzamt niedrrgcürannt. Fast das ganze Finanzamt der Stadt Stade ist ein Raub der Flammen ge worden. Außer dem großen Schaden an Gebäuden und an Mobiliar erleidet die Stadt auch insofern große Ver luste, als die Bureauarbeiten von vielen Jahren durch daS Feuer vernichtet worden sind. Sämtliche Akten der Um satzsteuer zweier Landkreise und Tausende von Akten der Vermögens- und Einkommensteuer sind vernichtet. Oberschlcsisches Räuberlcben. Drei bewaffnete Ban diten drangen in Kattowiy in die Wohnung eines Kaus- Am die Heimat. Roma» von Bruno Wagner. 181 (Nachdruck verboten.) Aber setzt war os an den Damen, ihn durch Groß mut zu beschämen. Tante Gesine teilte ihm mit feier licher Würde mit, daß sie auf keinen Fall Schuld daran sein wollte, wenn er sich etwa dis Gunst des DaronS ver scherze; und Karoline setzte das Vertrauen in ihn, daß er in der Baroneß nichts anderes scheu werde, als dir Schwester seines kranken Pfleglings. Karoline selbst schluchzte bei dieser rührenden Wendung noch einmal in ihr Taschentuch. Johannes streichelte zärtlich ihre Hand, die ganz eiskalt vor Erregung war. Dann ging man zum Abendbrot, bei dem der kalte Kalbsbraten nun endlich doch zu Ehren kam. - Und nun wurde alles Nötige beredet, um noch vor der Reise, die in zwei bis drei Wochen angetreten werden sollte, die Verlobung zu veröffentlichen. Denn das war Karolines Bedingung, die ihr einigermaßen den Kummer veclüßte: sie wollt» als richtige, öffentlich anerkannt« Braut zurückbleiben, wenn Iohannes nach Italien ging. Es war in ihr ein so dunkles Gefühl, als umschleiere sie dann eine Art Nimbus junger Witwenschaft; und sie kam sich vor wie ein ins Weibliche übersetzter Ritter Toggenburg — hoffend, harrend —, ohne daß sie sich selbst ganz klar darüber wurde. Und dann wollte sie der verhaßten Alice von Dählow selbst eine Verkobungskarte zusenden, — heimlich natür lich, denn Johannes hatte gemeint, es fei besser, der frei- herrlichen Familie keine Karte zu senden, da man doch nicht in gesellschaftlichen Beziehungen zu ihr stände und die Zusendung als Zudringlichkeit empfunden werden könnte. Am Mittwoch brachte Johannes die Ringe — ganz breite flache Goldreifen, denn so hatte es Karoline ge wollt, obwohl er lieber die runden genommen hätte, da ihm die andern zu protzenhaft aussahen. Er meinte, die Ringe sollten doch für's ganze Leben, und daher uicht einer AugcnblickSmode unterworfen srin. Aber nun sahen sie doch sehr schön aus, als er seiner Braut den ihrigen und dann sich selbst den seinen aufgestreift hatte. Tante Gesine küßte erst ihre Tochter und dann den Schwiegersohn und wischte sich die Augen ab. Man stieß mit Rotwein an, und sprach den Nachmittag von nichts anderem, als was wohl die ganze große Bekanntschaft zu der Verlobung sagen würde, dis heute im Kreisblatt stehen sollte, aber gleichzritig auch durch Versendung von Karten angezeigt war, dis Johannes selbst heute früh aus die Post getragen hatte. Und dann kamen die stolzen Tage für jede jungr Braut: dis Tage der feierlichen Besuchs, vei denen man sich zum ersten Male in der neuen Würde präsentiert. Karoline hatte ihrer Mutter nicht eher Ruhe gelassen, als bis man. nach Lübeck gefahren war, um ein neues Kleid für die Visiten zu kaufen. Und dann hatten Mutter und Tochter lange im Nebenzimmer miteinander getuschelt, Lis schließlich Frau Gesine sich entschlossen hatte, den Schwiegersohn beiseite zu nehmen und ihm zu eröffnen, sein schwarzer Nock sei doch schon ein wenig blank und an den Nähten abgeschsuert. Sie wolle aber, daß er sich vor den Leuten sehen lassen könne. Darum sollte er mit nach Lübeck fahren und sich in einem Basar für HerrengarLe- robe einen schwarzrn Anzug kaufen. Johannes war zwar LiS über die Ohren rot gewor den, hatte aber die Zweckmäßigkeit der Anschaffung zu- gcben müssen; und da er mit seinem Hilsslehrergehalt nicht gerade auf Rosen gebettet war, auch eben erst die Rsnge gekauft hatte, so hatte sich gegen dcn Vorschlag der Tante nichts emwendcn lassen. So war man denn zu dreien nach Lübeck gefahren. Während Johannes in den Basar ging, suchten Diestels ein Damen-Konfektionsge schäft auf, und nachher traf man sich in Fredenhagens Keller, wo man sich den Luxus gestattete, zu orci Personen anderthalb Portionen von Le« berühmten Filet ä I» Frs- denhagen zu essen, um dessenÄvillcn Feinschmecker allein nach Lübeck reisen solle». Da noch Zeit übrig blieb, ging man noch in Mieder- cggers Konditorei in der Breite» Straße, wo es den kost mannes ein. Sie zwangen ihn zur Herausgabe des Geld- schrankschlüssels uno raubten etwa 400 000 Mark in deut schem Gelds und 40 Kilogramm Silber. — Nach Niebo- rowitz, Kreis Rybuik, kam eine Bande von sechzig Per sonen auf einem Brettcrwagen, der vorn und hinten ein Maichinengewehr batte. Die mit Revolvern und Gummi knüppeln bewaffnete Bande umstellte das Gasthaus Ber- natzki, drang in das Lokal ein. mißhandelte den Besitzer, seine Familie und einen Gast und raubte alles, was sie an Geld, Waren und sonstigen Gegenständen vorfand. Die Gemeindewache war machtlos. Ein gefährlicher „Schabernack". In der Absicht, dcn Teilnehmern einer Vereinsfestlichkeit Schrecken einzujagsn, legten in Boitzenburg drei junge Burschen an dis Außen wand eines Saales Schießbaumwolle, durch deren Explo sion ein benachbartes Bureaugebäuds beschädigt und über hundert Fensterscheiben zertrümmert wurden. Zahlreiche Personen wurden durch Glassplitter verletzt. Die Täter wurden verhaftet. Mordtaten. In Landshut in Bayern wurden die Stadtkämmererswitwe Ssngmüller und ihrs Tochter er mordet aufgefundcn. Die Tochter war erschossen, dir Mutter mit einem Knebel erstickt. Die ganze Wohnung war ausgeplündcrt. Als mutmaßliche Mörder wurden in München der Bürstenmacher Eitele und der Techniker Scherf verhaftet. Eitele soll mit der ermordeten Tochter ein Liebesverhältnis unterhalten haben. — In Ulsnin- strand bei Flensburg wurde die GärtnerZwi-wr Schmidt ermordet aufgefunden. Als man sic in ihr Haus trug, fand man dort ihre beiden Knaben im Alter von 10 uns 12 Jahren und daS Dienstmädchen ebenfalls ermord vor. Don den, Tätern fehlt jede Spur. Wahrscheinlich hatten sie es auf eine Erbschaft abgesehen, dir die Ermordeten vor kurzem gemacht haben sollen. e- Wittenbergs. Der Dahnüberwachungspolizei gelang cs nach langen Mühen, jetzt siebzehn Eifenbahndiebe zu verhaften, die auf der Strecke Ludwigslust und Vergebers die Güterzügr der Berlin—Hamburger Strecke beraubten. Au nicht wrniaer als sechs Stellen hatten die Diebe auf dieser Strecke ibre Helfer, die die von den fahrenden Güterzügen a b g e w o r f - n a n Beutestücke aufsammelten und versteckten oder au d e Hehler, die in Hamburg ihren Wohnsitz hatten, veräußertem 6ericktskatte. RcichSwrhrsoldatcn als Spione. Der zweite Strafsenat des Reichsgerichts verhandelte gegen Robert Berwein an? Itzehoe wegen versuchten Verrats militärischer Geheimnisse. Berwein hatte den Auftrag übernommen, für Belgien Nach richten über das deutsche Heer zu besorgen in d an zwei Reichs- wehrjoldaten für solche Nachrichten Geldbeträge gezahlt. Das Gericht verurteilte ihn wegen versuchten Verrats militärischer Geheimnisse und wegen Bestechung zu 3 Iahen 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, und einen der Reichs wehrsoldaten wegen passiver Bestechung zu 3 Monaten Ge fängnis; der andere Soldat wurde freigefprochen. Falschmünzer vor Gericht. Nach vierzchntägigcr Verhand lung wurde in Düsseldorf gegen 40 Angeklagte in dem großen Falichmünzerprozcß das Urteil gefällt. Der Hauptangeklagte Classen wurde nnter Einbeziehung der bereits in Köln festge setzten Zuchthausstrafe von acht Jahren zu einer Gesamtstrafe von 13 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. 27 Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen von sechs Jahren bis zu neuen Monaten. Mit Ausnahme von zweien wurden allen die bürgerlichen Ehrenrechte aus die Dauer von fünf Jahren aberkannt. Zwölf Angeklagte wurden sreigesprochen. Bestrafter Buttrrschicber. Ein saarländischer Butterauf käufer, der Schachtmeister Bur aus Dudweiler, der beim über schreiten der Saarlandgrenze mit 80 Pfund Butter erwischt wurde, erhielt von der Strafkammer Zweibrücken ein Jahr Zuchthaus und SO 000 Mark Geldstrafe bei Zulässigkeit der Po lizeiaufsicht und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre Dauer. Wie Zollbeamte bekundeten, ist es keine Selten heit, daß bei den Kontrollen der internationalen D-Züge Schmuggler Butter zentnerweise in den Morten (!) und son stigen Abteilen versteckt halten. ............ Volkswirtschaft. Gegen di; Preistreiberei für Druckpapier. Der Landes verband der sächsischen Presse (Neichsvcrband der deutschen Presse) nahm in seiner Hauptversammlung folgende Entschlie ßung an: Der Landesverband der sächsischen Presse, der durch die allgemein anerkannte Notlage der Zeitungen nlitbetrosfsn ist, erhebt schärfsten Einspruch gegen die PreiSdiktatur deS Pa- piersvndikatS und gegen die unverantwortliche Stellungnahme der Reichsbehörden gegenüber diesem Zustande. Die Folgen dieser Notlage bedrohen nicht nur die ZeitungSbetriebe im all gemeinen. sondern ganz besonders die ideellen und materiellen Interessen der Schriftleiter und der freien Schriftsteller, deren Schicksal mit der Hxiflenzfähigksit der Zeitungen ausS engste verknüpft ist. ! "'1 lichrn Marzipan gibt, der sirren Weltruf genießt. Johan nes dachte sich für den Anzug zu revanchieren und kau sie feiner Braut zum VerlobAngsgeschenk eine Warzipantorir mit dem wohlgckirngensn Bilde des Holstentores. Froh Ler glücklich erledigten Besorgungen traf man eine Viertel stunde vor Abgang des letzten LbsndzugcZ auf dc-rn Bahn hofs ein, wo schon die Seiden großen Pakete im Wartesaal abgegeben waren. Schwer beladen langte man nach neu» Uhr zu Hause an. In dieser Nach! schlief Karoline uicht. Ihr war furchtbar schlecht zimmte. — Albdrücken und Kopffchmerzrn. Aber eS war nicht die freudige Aufregung im Vorgefühl der Derlobungsöefucht, sondern ein viel prosaischerer Grund, der das verschÄdsür. Sie hatte noch am Monk vor dem Zubettgehen die HslS« Marzipantorte ansMgessen. Am Sonntag vormittag strahlte die HerbsUonne in ' Lellem Glanze. DaS Brautpaar hatte gemeinsam zur Kirche gehen wollen. Aber daraus war nichts getvsrdm. Karoline hatte sich zu schlecht befunden. Ten ganz:» Samstag hatte sie Wegs« der Marzipanwrte nn Betts lie gen müssen. AVer als sie nun in ihrem eng anschließenden dunkelblauen Samtkleids vor dem Spiegel stand, da gab ihr die zarte Blässe doch einen ganz eigenen Reiz. Und das Kleid stand ihr wundervoll, das versicherte Frau Gesine einmal über dar andere. Karoline selbst aber fand eL zu einfach, obwobl die goldene Uhrrette sehr putzte. Um 10 Uhr kam Johannes. Karoline stmid am fier und winkte ihm mit dem Spitzentaschentuch, das sir ihrer Mutter -L-geschmeichelt hatte. Aber plötzlich schrie sie halblaut auf. Wie sah denn ihr Bräutigam aus! Und sie lief ihm zur Tür entgegen. „Um Gottes willen, Johan nes, wo hast du denn deinen Zylinder?" rief sie ganz ent setzt. „Du willst doch nicht Besuche mit dem Huts da machen?" „Aber gewiß,. Karoline," sagte er ruhig. „Mein schwarzer Filzhut ist «sch ganz mm. Einen Zylinderhut habe ich bis jetzt «och nicht bessssert. Warne soLtr ich ihr» denn such tragen?" (Fortsetzung folgt.)
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