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Ottendorfer Zeitung : 15.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192203152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19220315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19220315
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-15
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 15.03.1922
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antwort»,:« Berlin. stSndllch blewev dir Finanzämter befugt, jederzeit die er- forderlichen Unterlasten zu fordern und Gewinne, die sich als Spekulationsgewinne darstellen, zur Einkommensteuer Hera* Anziehen. Hamburg. Der für die Hamburg-Amerika-Linie auf der Werst von Blohm u. Voß erbaute Dampfer „Bismarck", der größte Dampfer der Welt, tritt, englischen Meldungen zufolge, am 10. Mai seine erste Ausreise nach Newyorl von Southams ton an. Der Dampfer ist ans Grund des Friedcnsvertrages von der Mtbe Star L-ne erworben worden und wird in Zukunft den Namen „Majestic" sührcn. Vie belobte Existenz äer Prelle. Gegen die Aufrechterhaltung der Inseraienstener. Die Ablehnung des Antrages der Demokraten und des Zentrums im Reichstagsausschuß für Sieucrfraaen. die Inseraten st euer gänzlich verschwinden zu lassen, hat Enttäuschung und Erbitterung wachgerufen, zumal die Ablehnung der Beseitigung der Jnsera^enstener nur mit einer Stimme Majorität erfolgte. Das Hauptorgan der Zentrumspartci, die Germania, schreibt zu diesem Beschluß u. a.: R,eicbsp^äliäem Sbert in l^eiprig. Der Reichspräsident weilte am 7. März in Leipzig, «m die Messe zu besuchen und zu besichtigen. In seiner Begleitung befanden sich die Reichsminister Bauer, Schmidt, Dr. Köster, Gröner, Dr. Radbruch, sowie die Ministerialdirektoren v. Schönebeck und Dr. Meißner. Der Präsident des Deutschen Reichstages, Loebe, der Vize präsident Dietrich und der bayerische Gesandte v. Preger hatten sich dem Besuch angeschlossen. Im Sitzungssaal des Rates der Stadt Leipzig im Rathause fand nach der Ankunft eine Begrüßungsfeier statt. Erschienen waren u. a. der bayerische Ministerpräsident Graf Lerchenfcld, der sächsische Ministerpräsident Buck, der württembergische -Staatspräsident Dr. Hieber, der Präsident des Reichs. Wirtschaftsrates Edler v. Braun, sowie viele andere Per- treter von Regierungen, sonstigen Behörden und wirtschaft lichen Verbänden. Im Namen der Stadt Leipzig begrüßte der Vor- sttzende des Aufsichtsrates des Mcßamtes, Oberbürger meister Dr. Rothe, den Reichspräsidenten und die übrigen Gäste. Er dankte dem Reichspräsidenten für das Inter esse an der Leipziger Messe. Die Leipziger Messe sei ein Ereignis nicht nur für die Stadt Leipzig, sondern für die gesamte deutsche Industrie. Von ihrem Verlauf hänge der Beschäftigungsgrad der Industrie für längere Zeit mit ab. Auch das Ausland erblicke in der Messe einen Gradmesser für das deutsche Wirtschaftsleben. Der Direktor des Metzamtes, Dr. Köhler, schilderte dann die Entwick lung der Messe in großen Zügen und zeigte an Zablen der ausländischen Aussteller, daß die Leipziger Messe die einzige deutsche Messe von wirklicher internationaler Be deutung sei. ReichswirtschafiSminister Dr. Schmidt erwiderte auf die Ansprachen und gab seiner Genugtuung darüber Aus druck, das; durch die Messe in den Handelsbeziehungen zum Auslande bereits eine Besserung einaetrrten sei. Die Neichsregierung habe das größte Interesse daran, daß die internationalen Handelsbeziehungen gepflegt werden. Das größte Hindernis dabei sei der Fliedensvertrag. für deu! unä morgen. Spekulationsgewinne und Einkommensteuer. Da zurzeit überall in Deutschland die behördlichen Aufforde rungen zur Abgabe von Sleueterklärungen ergeh.'«, sind nachstehende Mitteilungen des Reichsfinanzministerimus besonders beachtenswert: Um eine steuerliche Erfassung der Spekulationsgewinne durch die Einkommensteuer wirk samer durchführen zu können, sind die Landessinanzämter ermächtigt worden, tue Steuerpflichtigen aufzufordern, nicht nur die Höhe des SpelulaiionSgcwinns, sondern auch die einzelnen veräußerten Papier-und Zeiipunk! und Preis des einzelnen An- und Verkaufs anzugeben. Wo Landessinanzämler von der erwähnten Ermäch.igung Ge brauch gemacht haben, ist Beunruhigung darüber ent standen, daß Wenpapierverkäufe im einzelnen auch dann angegeben werden müssen, wenn es sich unzweifelhaft nicht um Spekulationsgewinne handelt, wenn also zum Beispiel zwischen dem Tage des Verkaufs und dem Lage des An kaufs eine größere Zahl von Jahren liegt. Tie Finanz ämter sind daher angewiesen worden, Steuererklärungen nicht ohne weiteres zu beanstanden, wenn Steuerpslichttge in ihrer Steuererklärung sich aus die Angabe beschränken, daß sie zwar Wertpapiere veräußert haben, daß aber die veräußerten Wertpapiere nicht zum Zwecke gewinnbrin- gender Wicderveräußerung erworben waren Selbstver- V0M ^o!)n!l2Mpfpl2l2. Aewyork. (Drohender Kohlenarbelterans- fland in den Vereinigten Staaten.) Aus Washing- ton wird gemeldet, es werde für ganz sicher gehalten, daß am l. April ein großer Kohlenarbeiterstreik in den Vereinigen Staaten ausbrechen werde. Alle Versuche der Negierung, eine Einigung herbeizusübren. seien sehlgegangen. Von und fern. Brand in einem Elektrizitätswerk. Im rheinisch- westfälischen Elektrizitätswerk Reisholz erfolgte durch Kurzschluß eine Explosion, durch die ein 300 Liter fassender Ölbehälter in Brand geriet. Die starke Rauchentwicklung erschwerte den heranrückenden Wehren von Düsseldorf und Reisholz die Bergungsarbeiten und die Bekämpfung des Feuers. Durch die Explosion ist die Versorgung der um liegenden Ortschaften mit Licht- und Kraststrom für kurze Zeit unterbrochen worden. Einberufung eines neuen deutschen StudcntcntagcS. Der Kreis Davern der deutschen Studentenschaft har zum 10 und ll Juni nach Jena einen außerordentlichen deut schen sludenteniag. der der deutschen Sludeniensch-rft eine neue Verfassung geben soll, einberujen. Folgenschwere Explosion. Bei einer Explosion von Kartuschen die in Dudley (Englank) stattfand, wurden zehn Fabrikarbeiterinnen getötet und zwölf schwer verletzt. Doppelmord und Selbstmord. In Eßlingen ist der Kaufmann Ernst Weinkauf von einem Zuge überfahren worden. Als der Besitzer des Hauses, in dem Weinkauf gewohnt batte, der Ehefrau Weinkaufs von dem Vorfall Mitteilung machen wollte, fand er diese und das Kind vcS Ehepaares tot in der Wohnung vor. Wcinkaus hat offen bar zuerst seine Frau und das Kind erschossen und darauf Selbstmord begangen. Tie Leiche im Rcisekorb. In Leipzig wurde eine grauenvolle Mordtat aufgcdeckt. In ein cm Rcisekorb, de» zwei Dienstmänner im Auftrage einer Frau zum Personen zug nach Halle brinoen sollten, wurde rw'-r braunem Pack papier die Leiche eines gutgckleideten Mannes au^-fun- den, die in den Korb so hineingezwänat war, daß die Schultern durch den Rumpf verdeckt waren und die Knie angezogen den Neisekorb ansfüllten. Der Kou« der Leiche fehlte. Ein Raubmord steint nicht vorzulieasn, de»n ma« fand neben der Leiche Wertgegenstände und bares Geld. Bier Personen durch Handgranaten getötet. Ei» furchtbares Handgranatenunglück hat sich in der böhmische« Stadt Josefstadt ereignet. Aus der Elbe hatte sich an der Brücke eine Eisstauung gebildet. Zur VeseUiaung der die Brücke gefährdenden Verstopfung wurde Militär beordert. Dieses versuchte das Eis mit Handaranaten ?u sprengen. Plötzlich flog mit furchtbarer Detonation ein Bündel Hand granaten in die Luft. Ein Student, zwei Arbeiter und ein Knabe wurden völlig zerrissen und zwei weitere Per sonen sehr schwer verwundet. Zusammenstoß zwischen Eisenbahn und Anto. In. der Nähe von Cleveland (Vereinigte Staaten) hat sich ei» furchtbares Unglück zugelragcn. An einem Eisenbahn- Übergang versuchte ein vollbesetzter Auwmobilomuibus die Strecke zu kreuzen, als ein Zug der Newyorler Zentral- linke heranbrauste und mit dem Omnibus zusammensüeß. Von den Insassen des Omnibusses waren 14 auf der Stelle tot, die übrigen erlbkleu mehr oder weniger schwere Ler^ letzungen. „Es ist ganz unverständlich, wie der Reichstag die Ver antwortung dmür tragen will, daß infolge seiner Beschlüsse eines der wichtigsten Gewerbe, zu denen das Zettnngsgemerbe gehört, bewußt zugrunde gericktet wird. Ohne Presse versagt »ie Politik unv stockt das gesamte Wirtschaftsleben. Die Er haltung der Presse wird aber unmöglich, wenn man ihr Vie wichtigsten Erwerbsguekten beschneidet. Es gibt kein anderes Gewerbe von einer ähnlich wichiigen Funktion, das mit einer Sondersteuer belastet wird. Von dieser Ausnahmestellung Bayerische Redakteure gegen Papirrvertcucrung und Jnscratcnsteuer. In der Generalversammlung des Landesverbandes der bayerischen Presse wurde einstimmig die Entschließung ange nommen. welche den Reichsverband der deutschen Presse Giedaktcurorganisation» ersucht, in den Abwehrlampf gegen die Papierverteuernng mit aller Schütte einzutretcn und bei der bevorstehenden Hauptversammlung des ReichsverbandeS geeignete Mittel zur Abwehr vorzubringcn. Der Landesverband der bayerischen Presse nahm auch gegen die Inseralensiener Stellung und erklärte, daß die geistigen Arbeiter der Zeitungen entschlossen sind, den Abwehrlampf gegen die den ZeitungSver» band und die ihnen selbst drohende Vernichtung mit den auer- schärssien Mitteln auszunehmen und in geschlossener Solidarität dnrchznsührcn. es fordert, daß der Reichstag endlich ein Vergehen wtedergut- macht, das in seinen Folgen erstens das Verhältnis zwischen Regierung und Presse aufs verhängnisvollste beetnrrächtigen muß, au dessen Uugetrübthest doch die Regierung das größere Interesse hat. und oas zweitens mehr als alles andere dazu beiträgt, das deutsche Volk allmählich aber sicher seines wichtig sten, selbstlosesten und — billigsten Instruments aus politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete zu berauben. Wenn der Hoffnung überall Ausdruck gegeben wird, der Reichstag selbst werde dem unverständlichen Entschluß des Ausschusses nicht beistimmen und der deutschen Presse durch Aufhebung der Jnseratensteuer Gerechtigkeit wider- fahren lassen, fo muß die allernächste Zeit bei der großen Sreuerberaiung ja zeigen, ob diese Hoffnung Tatsache iverden wird. ,. Zahlreiche Anmeldungen für den drahtlosen Rund» spruchdieust liegen bisher vor; bereits mehrere hundert aus über vierzig Orten. Die Arbeiten für die Teilnehmerstellen sind in vollem Gange und auch der Dau der Lustdrahiankagcn schrei tet fort. Sobald die Versuche über die Verstärkung der Sprech ströme abgeschlossen sind, wird auch mit dem Einbau der Appa^ rate bei den Teilnehmern begonnen werden. Wird aber die Presse um so Häuer betrossen, als sie sich gegen wärtig in e uer außerordentlichen Nostage besindet." Das Blatt weist ferner auf die sprunghaft steigenden Unkosten der Zeitungen hin, denen die abnehmende Kauf kraft des deutschen Volkes und die damit verbundene Eiu- fchränknng aller Ausgaben für kulturelle Zwecke gegenubsr- stehe. Die Erhöhung der Bezugspreise der Zeitungen habe deshalb auch mit den allgemein üblichen Preissteigerungen nicht im entferntesten Schritt halten können. Die Vossische Zeitung betont ebenfalls, daß das Zeitungsgewerbe sich bei der Abwälzung der ihm anfgebürdeten Lasten in einer besonders ungünstigen und gefährlichen Lage befindet und fährt fort: Diese Gefährdung und Bedrohung seiner Eristenz durch eine Sondcrstcuer. um eines im Rahmen des Gcsämietats un bedeutenden finanziellen Ertrages willen, noch weiter zu ver schärfen, Wäre unbegreiflich kurzsichtig und vom staatSpolitischen wie vom kulturellen Standpunkte gleich unverantwortlich. Die Berliner Börsenzeitung sagt, das Zei tungsgewerbe brauche nach Lage der Dinge wirklich nicht zu bitten, sondern dürfe fordern. In der Betrachtung heißt eS weiter: ES fordert nämlich nicht mehr, als der einsacksie gesunde Menschenverstand den verantwortlichen Instanzen längst hätte «abelegen müssen. Es fordert, daß eine widersinnige, aufrei zende und verständnislose Ertrabelastung beseitigt wird. Und VoikswirtlckLft. Bankgeheimnis und Depotzwanz. Von der Mitgliederver sammlung deS Verbandes Deutscher Privatbanken in Dresden ist folgende Entschließung einstimmig angenommen worden: Im Interesse der GefamiwirNchaft erscheint die Wiederher stellung des Bankgeheimnisses unbedingt erforderlich. Seine Befestigung Hal einerseits in verbängmävoller Weise die Aus speicherung von Bargeld verursacht, andererseits das bisherige VertraucnSverhüttnis zwischen Kunden und Bankiers erschüt tert und nicht selten das Publikum bedenklichen Ratgebern zu- geiührt. In gleich nachteiliger Weise wirk! der D-Potzwang. Seine Aushebung ist daher dringend notwendig. Die industlicllc Konjunktur. Die Frankfurter Zei tung schreibt: „Die Beobachtung, daß die industrielle Kon junktur, rein äußerlich betrachtet, von der Senkung der Mark- kurbe profitiert, scheint sich auch diesmal wieder zu be stätigen. Die Markentwertung regt sowohl die Kauflust im Innern — man beachte z. B. den gegenwärtigen Ansturm der Kaufer im Teinle.ineihandcl — als auch mancherlei Exportbc- tätigunge» an. d:c Klagen über Warenknappheit mehren sich, fall nirgends kann die Produktion den von allen Seiten her gestell ten Nn'ordcrunge» der Abnehmer Nachkommen, und für „greif bare Ware" werden zuweilen Anerbietungen gemacht, über die man fast den Kopf schütteln möchte. Ein Ei nur L Mork. In verschiedenen deutschen Gegenden sind die Eierpreisc in den letzten Tagen ganz erheblich gefallen. So meldet die EmS-Zeitung: Während vor vierzehn Tagen noch 4 Mark bis 4 89 Mark für ein Ei bezahlt Wurden, werde» fetzt nur noch 2 Mark gefordert. Erhöhung der Brotpreisc In Wien. Die Brotprrise in Wien sind neuerlich erhöht worden. Der Laib Brot kostet heute 544 Kronen während er bisher 4S0 Kronen gekostet hat. Des Vaters Vermächtnis. Original-Roma» S0 Werner Sim». Ohne eine seelische Neuerstattuug war ihre körperliche Wiederherstellung ausgeschlossen. Daher konnte Ottomar ihr eigentlich weit mehr helfen, als her Arzt. Bramberg erkannte sehr wohl die Bedeutung der Mit- «rbeit Ottomars zur Durchführung seiner schwierigen Auf- Habe. Und über Mangel an Bereitwilligkeit hierzu brauchte sich der Arzt wahrlich nicht zu beklagen. Ottomars Besorgnis um Ingeborg war rührend. Unablässig blieb er bemüht, sich für sie aufzuopfern. Keine Mühe war ihm zu groß, kein Opfer zu gering, wenn er sie dadurch nur der so heiß ersehnten Wiedergenesung schneller zuführen konnte. Endlich war die Krisis überwunden. Ingeborg gewann neuen Lebensmut. Damit war sie gerettet. Sie wollte wieder leben: ihrer Liebe, ihrem Glück. Im Sonnenglast ständigen Wohlergehens herangewachsen, Wohlgeborgen in heiterster Lebensfreude und umstrahlt vom Glanz ihrer goldigen Jugendzeit, hatte der Tod des Vaters »nd all das unsäglich Traurige, was damit zusammenhing, sie schwer betroffen. Aber wenn all dies Herzeleid noch so bitter war, wenn der grenzenlose Kummer, der auf ihr gelastet, noch so drückend schien: all dieser Jammer hätte sie schließlich doch nicht über-. Wältigen können, als endlich mit unwiderstehlicher Gewalt «euer Mut zum Leben in ihr wieder jäh aufflammte, und der so furchtbar erschütterte Glaube an sich selbst in ihrem Herzen Wieder frische, starke Wurzeln zu schlagen begann. Endlich, endlich war Ingeborg gänzlich wiedevhergestellt. Professor Bramberg brauchte nicht mehr zu kommen. Ei» neuer Morgen rosigen Glücks begann für Ingeborg W»d Ottomar zu dämmern. Vorbei war die dunkle, schwarze Nacht des Unglücks und des Leidens. Die Sonne brach wieder durchs schwere Ge wölk und verjagte es vom strahlenden Firmament. Ottomar hatte gewünscht, daß Ingeborg, völlig genesen, einige Zeit verreiste, um weiter von Villa „Inge" entfernt, um fo schneller den hinter ihr liegenden Jammer zu vergessen. Doch Ingeborg hatte nicht darin emgewilligt. Sie be stand darauf, unbedingt in Ottomars Nähe zu bleiben, der seinen Urlaub erst später antreten konnte, da er zur Zeit un abkömmlich war. Es wäre ihr gänzlich unmöglich gewesen, sich jetzt von ihm zu trennen. Ottomar blieb ihr einziger Halt; an ihn klammerte sich Ingeborg mit allen Fasern ihres Herzens. Er hatte sich als ihre stärkste Stütze und ihr sicherster Trost erwiesen. Das wollte sie ihm nie vergessen. All seine freie Zeit verbrachte Ottomar bei Ingeborg in der Dilla „Inge". Dann plauderten sie von ihrer Liebe und redeten süße Worte von ihrem Glück. Zukunftspläne wurden geschmiedet, Luftschlösser gebaut und selige Wonneträume durchdacht. Nicht müde wurden sie in ihrem Zukunftshoffen. Immer wieder bot sich eine schönere Aussicht, immer wieder sollte dies oder jenes sich noch köstlicher gestalten, immer wieder wünschten sie das zukünftige Glück noch wunderbarer, be zaubernder sich auszumalen. Entschädigung suchte» sie für vergangenes Leid. Schad los halten wollten sie sich an der Zukunft für den Jammer vergangener Wochen. Ach, sie waren ja so glückselig, mit entwölkter, sorgen freier Stirn einem neuen Frühling entgegenzuträumen! Hohe Anforderungen stellten Inge und Ottomar an sich selbst; das allein berechtigte sie, ebenso hohe Ansprüche an das Leben zu stellen. Bewußt lebte namentlich Ottomar solchem Egoismus. Inge war ost genug geneigt, ihm daraus Vor würfe zu machen. Aber Ottomar wies sie lachend zurück. Er wußte selbst nur zu genau, was er wollte. Unentwegt strebte er seinem Ziele zu. Und Inge war stolz auf den Geliebten. Denn sie fühlte, wie himmelhoch erhaben er über Durch schnittsmenschen stand; sie empfand aber gleichzeitig, daß er auch ihretwegen nur nach dem Höchsten strebte. Für sie ward ihm das Beste gerade noch gut genug. Und gerade deshalb liebte sie ihn besonders. Denn sie war eine der ganz wenigen Frauen, die tatsächlich fähig sind, den Mann um des Genius willen zu lieben. Das stete Gedenken an seine heiße Liebe zu Inge ver vierfachte Ottomars Arbeitskräfte. Ueber sich selber wuchs er hinaus. Er kam sich vor wie der junge Sonnengott, dessen feurige Rosse auf den glühenden Sonnenwegen himmelwärts logen. Aber noch viel feuriger, unbändiger waren seine Rosse als die des Helios: ungeduldiger als die Leidenschaften und kühner als alle Gedanken. So wurde Inge ganz deutlich die urewige Wahrheit deS alten Wortes klar, das da besagt: das wahre Genie ist die höchste Männlichkeit. So erschien ihr Ottomar. Das war ihre Liebe. Nach Ablauf des Trauerjahres wollten Inge und Otto mar heiraten. So lange mußten sie sich noch gedulde«. Bo« Tag zu Tag fühlten sie deutlicher, wie unzertrennli^ sie zu einander gehörten und empfanden immer gewisser oas rest lose Glück ihrer heißen Liebe. Auf Ingeborgs besonderen Wunsch hatte Ottomar daS Haus Bramberg me wieder.bctreien. Inge gestand ihm offen, daß wohl Eifersucht sie veranlaßte, diesen Wunsch auszu- sprechen, und Ottomar erklärte sich bereit, diesem ihre« Wunsche gerne zu willfahren. Je länger Ottomar darüber nachdachte, um so deutlicher kam es ihm zum Bewußtsein, daß es besser für ihn wäre, Frau ElseS Gegenwart zu meiden. Wohl hatte diese verschiedentlich versucht, sich mit ihm wieder in Verbindung zu setzen; doch geflissentlich ging er ihr aus dem Wege und mied ihre Gesellschaft. Das geschah nicht etwa aus Undankbarkeit. Ottomar wußte sehr wohl, daß er Frau Else recht viel zu verdanken hatte. Darüber blieb er sich durchaus klar. Aber ebenso deutlich wurde es ihm auch, daß Frau Esse sich von ganz besonderen Beweggründen hatte leite« lassen. Diese wäre« verschiedener Art. (Fortsetzung folgt.)
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