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Ottendorfer Zeitung : 12.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192202127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19220212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19220212
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-12
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.02.1922
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D Wk de; ßlseuköttlSiejß;. — Die Verhandlungen der Regierung führten Dienstag abend 9 Uhr zu einem positiven Ergebnis. Die Verhandlungen bezogen sich zuletzt nur noch auf die Frage der Disziplinierung ausständiger Beamten. Nachdem die Beamtenvertreter unter inzwischen geklärten Voraussetzungen den alsbaldigen Abbruch des Streiks in Aussicht stellten, wurden zwei Vertreter der Reichsgewerkschaft zu einer letzten Aussprache beigezogen. Es wurde über folgende Erklärung Uebereinstimmung erzielt: „Nachdem das Kabinett von dem Gang der Verhandlungen Kenntnis genommen und das vom Reichskanzler vorgetragene Ergebnis gebilligt hatte, g'bt die Reichsgewerkschaft die Versicherung ab, daß sie noch beute abend den Streik der Reichsgewerkschaft als beendet > erklären wird, r achdem der Herr Reichskanzler seinerseits im Namen der Reicheregierung ausgeführt hatte, daß bei so- -tigem Abb uch des Streiks die Disziplinierung nach dem > ' '"samtkabinett zu stellenden Richtlinien erfolgen werde. -egierung wird bei sofortigem Abbruch des Streiks > ^ung und Durchführung der Disziplinarmaß. und Maffenent- „bl bei! 'N Frage stehenden Beamten wird selbsiv^ändlich gewahrt werden » Damit ist der Streik d» Eisenbahner geendet. Die Vertret^ der Reichsgewerk chait erklärten, noch am Abend an .hrr Orga- Nationen im Lande lelegraphM ' dre^ zum Abbruch des Streiks ergehen lassen zu wollen — Arbeitsaufruf des Landesverbandes Sachsen. Die Bezirksleitung Lachsen der Rerchsgewertschast Deutscher Eisenbabnbeamteu uns Anwärter Hal am Mittwoch mittag in Dresden be^ daß ^ Streik abgebrochen werden soll. D e Arbeit sollte noch rm 8ause des Mittwsch wieder ausgenommen werden. - Regelmäßiger Verkehr kaum vor Ende der Woche. Bis zur restlosen Ausnahme dk^ Dienstes durch die ausständigen Beamten, wird ein Notbetrirb aufrecht er- balten. Es ist kaum damit zu rechnen, daß vor Ende der Woche wieder ein regelmäßiger Personen- uud Güterverkehr im Reiche besteht. Mit Hilfe der Werkstä tenarbeiter müssen sämtliche Weichen, die zum Teil vereist sind, aufgetaut mid von dem angesammelten Schlamm gereinigt werden. Die Rangierbahnhöfe, die in den letzten Tagen stark vereist sind, müssen freigemacht und die einzelnen Stellwerke neu besetzt werden. Besonders dringend bedürfen die Lokomotiven, die zum Teil in ungeheizten Schuppen gestanden haben, der Pflege. — Die Wirksamkeit der Technischen Nothilfe. Ueber den Einsatz der Technischen Nothilfe in den ^adtischen Werken Berlins wird bekannt, daß von ihr als DringMdstes zunächst die Groß-Berliner Wasserversorgung sicherge,1M und im Anschluß daran mehrere Elektrizitätswerke in Betrieb gesetzt wurden, wo Strom in steigendem Umfange erzeugt wird. Ueber den Einsatz der Nothilfe zur Unterstützung der Eisenbahndirektionen im ganzen Reiche wird ferner mitgeteilt: Die Technische Nothilfe hat nach dem Stande von Mittwoch morgen den Eiseubahndirektionen im ganzen Reiche an tech Nischen Fachkräften zur Verfügung gestellt: Führerpersonal für rund 1000 Züge, 1200 Mann Begleitpersonal, weit über 5000 Mann Personal für die Aufrechterhaltung der Betriebswerkstätten, Stellwerke, Weichenanlagen und für sonstige Hilssarbeiten. Wie den Blättern vom Reichsver. kehrsministerium mitgeteilt wird, ist es durch Einrichtung des No-betriebes gelungen, in den letzten 24 Stunden an nähernd 3000 Züge zu fahren. Allein im Ruhrkohlenbezirk find in den letzten 12 Stunden 124 Kohlenzüge gefahren worden. — Folgen des Streiks. Infolge Kohlenmangels mußte der Unterricht in sämtlichen Schulen in Glauchau ausgesttzt werden. Auch die Volkshochschule, BetriebSräte- schule, Abendkurse usw. können nicht abgehalten werden. — Die hiesige Kammgarnspinnerei in Meerane mußte infolge Kohlenmangels ihren Betrieb einstellen. In ähnlicher Lage befinden sich noch eine Anzahl weiterer Betriebe unserer Stadt. — Ende des Leipziger Straßenbahnerstreiks. In der am Dienstag vormittag in Leipzig staltgefundenen Ge- samtratssitzung stimmte der Rat dem Einigungsvorschlag I des Schiedsgerichtes zu. Somit ist der nahezu drei Wochen dauernde Streik der Straßenbahner in Leipzig, der zu schweren Folgen im Wirtschaftsleben führte, beendet. — Transportarbeiterstreik in Königsberg. In einer Versammlung der Transportarbeiter wurde heute mit 2800 gegen 200 Stimmen der Streik beschlossen. — Der Berliner Gemeindearbeiter-Streik beendet. Am Mittwoch um T Uhr abends wurde bekannt, daß die Streikleitung und die Obleute beschlossen haben, den Streik abzubrechen und die Arbeit wieder aufzunehmen. Der Magistrat wird sich morgen in einer außerordentlichen Sitzung mit den erforderlichen Maßnahmen beschäftigen. — Ein Eisenbahnunglück in Köln. Wie die Eisen bahndirektion Köln mittelst, fuhr heute nachmittag ein von Neuß kommender Zug auf Bahnhof Köln aus noch nicht aufgeklärter Ursache über Haltesignal und Drehscheibe hinaus in das EmpfangSgebäude. Infolge des Anpralls schoben sich zwei Magen ineinander. Vier Personen wurden tödlich, fünf schwer und 33 leichter verletzt. Die Verunglückten stammen meistens aus dem Rheinlands. — Ein neues Eisenbahnunglück. Ein schwerer Zusammenstoß zweier Güterzüge ereignete sich heute abend auf dem Gülerbahnhof Moabit. Ein Güterzug fuhr mit voller Kraft auf einen gerade abfahrenden und ihm entgegen- fahrendey Güterzua auf. Die meisten Wagen der beiden Züge wurden zum Teil ineinandergeschoben, zum Teil stürzten sie um Die Zahl der Verunglückten ist bisher noch nicht bekannt. Es konnten bisher sieben, zum Teil lebensgefähr- lich Verletzte geborgen werden. Die Hauptursache des Unglücks ist die fehlende Bedienung der Signalanlagen, doch soll auch der als Nothelser tätige Lokomotivführer entgegen den ihm gegebener! Anweisungen zu schnell gefahren fein. Nach einer weiteren Meldung sind zwei Personen getöte; und vier schwer verletzt worden. — Die gleitende Lohnskala. Der Reichsarbeits- Minister vr. Brauns veröffentlicht in der „Voss.Ztg.» einen Aufsatz über die Frage, ob die Einführung einer sogenannten gleitenden Lohnskala die Möglichkeit böte, Lohn- und Ge haltsdifferenzen so weit wie möglich zu beseitigen. Er ge langt dabei zu Ler Ansicht, daß eine solche Skala allein nicht imstande wäre, Streitigkeiten zu verhüten und schlägt vor, das System einer gleitenden Lohnskala mit dem.System einer kurzfristigen schiedsgerichtlichen Lohnfestsetzung zu ver binden. Wenn auch auf diesem Wege Verhandlungen und Kämpfe nicht vollständig ausgeschlossen werden, weil keine automatis che Regelung erfolgt, so würde doch die häufigste und schwierigste Streitfrage, diejenige über die Höhe der Teuerung ausscheiden, und damit der Wirtschaftssrieden innerhalb der möglichen Grenzen besser gesichert werden. (Die Erfahrungen, die man in Oesterreich mit der gleitenden Lohnskala machte, zeugen, daß durch dieselbe die Geldent wertung nur beschleunigt und vermehrt^ wird - und sich so die Lage der Lohn- und Gehaltsempfänger eher verschlechterte alS besserte.) Politische RuOschau. — Der Reichstag trat am Donnerstag wieder zu sammen. Reichskanzler Wirth bezeichnete den Eisenbahner streik als scharfe Revalte in der Beamtenschaft, und als einer des betrübendsten Ereignisse der letzten Jahre, dessen Folgen noch nicht abzusehen wären. Während des Streiks war der Notbetrieb bereits soweit ausgedehnt, daß fast 30 Prozent des normalen Verkehrs bewältigt wurden. Mit Sicherheit war vorauszusehen, daß in kurzer Zeit die Steig?- rung des Verkehrs auf 50 Prozent erreicht worden wäre. Nie Folgen dieses ersten Beamtenstreils lassen sich noch nicht übersehen. Die Reichsgxwerkschaft habe sich ins Unrech gesetzt gegenüber dem gesamten deutschen Volke. Die Kern frage der ganzen Angekgenheit s i, wie sich die Reichsre gierung grundsätzlich zu diesem Streik gestellt habe. Es ist nicht die wirtschaftliche, nicht die Arbeitszeitfrage, sondern die prinzipielle Frege des Streikrechts der Beamten. Alle Staatsregierungen find sich hierin einig: Für öffentlich- rechtlich angestellte Beamten gibt es keinen Streik! Keine Regierung kann zu einem anderen Standpunkt kommen, denn die Beamten sind ein Teil der Regierung und dec Allerhand von der Tinte. Die Römer verwendeten nicht nur Tusche beim Schreiben, sondern sie benutzten auch gerbsäurehaltige Tinte, wie Steffen im Iahre 1909 bei Untersuchung eines 20 Zentimeter langen beschriebenen Buchenholzstückes, das aus der Römerzeit stammte und auf der Saalburg aufbewahrt wird, nachwies. Der Magistrat von Berlin verbrauchte schon im Jahre 1909 ganz ansehnliche Quantitäten an Schreibmaterialien, 1173 093 Bogen Schreibpapier, 1027 050 Briefumschläge und 329 Kilo Siegellack. Nebenbei wurden laut statistischen Auf zeichnungen noch 12 Millionen Konzeptpapier verbraucht. Dazu kam noch 3 777 Liter Tinte. Eine unverwüstliche Tinte, die allen atmosphärischen Ein flüssen trotzt, wird aus folgenden Teilen zubereitet, die mmg gemischt werden müssen: 23,4 Teile Gerbsäure, 7,7 Teile kristallisierte Gallussäure, 30 Teile Schwefelsäure, 1 Teit Karbolsäure und 902,9 Teile Wasser. Für den neuen Justizpalast in Rom wurden im Jahre 1909 fünfunddreitzig goldene Tintenfässer gefordert, das Stück zu 2000 Lire. Mit roter Tinte gaben die byzantinischen Kaiser einst ihre Unterschrift; jedem anderen Sterblichen war die Be nutzung der roten Tinte bei Todesstrafe verboten. Im Falle der Minderjährigkeit des Kaisers durfte nicht einmal der Re gent die rote Tinte benutzen. Zaubertinte stellt man her, indem man Kupfervitriol in Wasser auflöst. Mit dieser Tinte schreibt man unsichtbar, und erst Ammoniak färbt sie schön blau. Wird eine Ab kochung von Stärke zum Schreiben benutzt, so werden die Schriftzüge ebenfalls nicht lesbar sein, aber violett hervor treten, wenn man die Schriftzüge mit der (giftigen) Jod tinktur bestreicht. Verdünnte Kobaltchlorürlösung gibt eben falls unsichtbare Tinte, deren Schriftzüge beim Erwärmen blau werden. Lösungen von Salz oder Milch geben unsicht bare Schriftzüge, die über der brennenden Lampe überraschend hervortrete«. Tiefschwcrrze Kopiertinte erhält man, indem man 800 Gramm pulv. Galläpfel, 400 Gramm Eisenvitriol, 200 Gramm arab. Gummi, 100 Gramm Alaun und 100 Gramm Indigo mit 1200 Gramm Essig übergießt. Nachdem man diese Flüssigkeit zirölk Stunden lang in der Wärme stehen lieb, setzt man 600 Gramm Bier hinzu, stellt die Mischung noch einige Tage warm und fügt 60 Gramm gemahl. Zucker hinzu, um dle Tinte dann zu filterieren. Haltbare Schreibtinte für Flaschenetiketten wird aus 1 Tei! Borar, 1 Teil Schellack und 8 Teilen Wasser kochend bereitet. Nach dem Abkühlen wird die klare Flüssigkeit vom Bodensatz abgegossen und mit schwarzer Tusche oder Lampen- rutz gefärbt. Tinte hat schon manche Blutvergiftung herbeigeführt. 1909 hatte sich in Coschütz bei Dresden ein Knabe mit der Feder in die Hand gestochen, erkrankte daran und starb. Fiir Haus und Familie. ulc. Ein pikantes Maskenballgeschichtchen, dem man den Titel geben könnte: Wie man lästige Verehrer los wird, kursiert gegenwärtig in unserer Stadt. Fräulein H., eine hübsche kleine Brünette mit einem allerliebsten Tituskopf, war totunglücklich darüber, daß ihr Anbeter, der sie bei keiner Gesellschaft und auch keinem Ball mit seiner faden Unterhaltung verschonte, das Kostüm in Erfahrung gebracht hatte, welches sie auf dem Ball eines Vereins zu tragen gedachte und das aus ihr den zierlichsten aller Pagen machte, die je gesehen worden waren. Schon wollte sie, um dem hartnäckigen Kurmacher zu entgehen, ganz davon Abstand nehmen, den Ball zu besuchen, als in ihrem hübschen Köpfchen, eine Idee aufblitzte, die sie auch mit Geschick in die Tat umzusetzen vermochte. Der Ballabend kam heran, und die von der Vereinsleitung gemieteten Räumlichkeiten strahlten im hellsten Glanze. Suchend schritt ein hagerer Mephisto durch die bunte Menge und lange Zeit schien sein Spähen ohne Erfolg zu sein. Endlich aber blitzten seine schwarzen Augen freudig auf und sich bereits zum zweiten Male energisch von einer kleinen Tirolerin losmachend, die sich ohne weiteres bei ihm eingehängt hatte, und sich rücksichtslos durch die BallgWe Bahn brechend, war er bald bei einem zierlichen Pagen angelangt, dessen Arm er mit einem siegessicheren: „Ich kenne dich, schöne Maske, trotz deiner großen Samt- larve!" durch den seinen zog. In glücklicher Stimmung begann nun der Mephisto das Blaue vom Himmel herunter zu schwatzen, ohne zu bemerken, daß sein kleiner Page sehr Verwaltung. Wer in diesem öffentlich-rechtlichen Dienstver hältnis d e A beit einse iig njederlegt, hat den Anspruch auf seine Rechte verloren. Man se! des Streiks Herr geworden, gestützt auf die unzweideutige Erklärung aller Schichten des Volkes, auch der Gewerkschaften, daß sie mit ihm nicht ein verstanden seien. Allen denjenigen, auf die sich die Regierung in der Abwehr stützen konnte, sprach der Reichskanzler den Dank der Regierung aus. — Die französische Regierung hat in ihrer Note an die englische Regierung über die Konferenz von Genua darauf hingewiesen, daß sie sechs Monate Vorbereitungen erfordere. Die französische Regierung drücke daher die Be fürchtung aus, die Konferenz müsse unfruchtbar bleiben, wenn so verwickel!« ungeheure Fragen diesmal unvorbereitet in Angriff genommen würden. Die Note rät deshalv an, die Konferenz von Genua um wenigstens drei Monate zu ver schieben und diese Zeit dazu zu benutzen, diese unerläßliche Vorarbeit zu leisten. Die Note schlägt ferner vor, zu be stimmen, daß keins der Rechte, die der Völkerbund aus dem Friedensbunde erhalten habe, angetastet werde, ebensowenig wie die Friedensverträqe, welche die Grundlage des inter nationalen Rechtes von Europa seien. Diese Bedenken müßten die Konferenz von Genua verhindern, die Reparations frage zu behandeln. Schließlich soll in der Note gesagt worden sein, daß die alliierten Mächte das Recht zur Inter vention haben müßte!?, wenn die Wiederherstellung einer militaristischen Monarchie in Deutschland oder Ungarn er folge. Der zuletzt genannte Punkt interessiert besonders die kleine Entente. — Dr. Dorten bei PoincarS. Dr Dorten, der be- kannte Führer der rheinischen Sonderbündler, ist von Wies baden nach Paris gefahren. Französische Blätter teilen hierzu mit, daß er dort vom Ministerpräsidenten PoincarS empfangen worden ist. — Ein Entente-Verbot gegen das „Berliner Tageblatt. Die Besatzungsbehörde hat das „B. T." für das Gebiet der Brückenköpfe Düsseldorf und Duisburg für die Zeit vom 5. bis 12. Februar verboten. — Weitere 31 Millionen Goldmark gezahlt. Die Reparationskommisswn veröffentlicht folgenden Bericht: Im Einklang mit der Entscheidung des Obersten Rates in Cannes am 13. Januar hat Deutschland soeben in aus ländischen Devisen an die vom Garantieausschuß bezeich neten Banke. eine dritte zehntägige Zahlung von 31 Millionen Goldmark bewerkstelligt. — Nücktrittsabsichten Lloyd Georges. Der Lon- doner Korrespondent des „Temps" schreibt von Rücktritts- absichten Lloyd Georges. Der Rücktritt sei von wichtigen Persönlichkeiten angeraten wo. den. Die Entscheidung ist noch nicht erfolgt. 'Nach dem Manchester Guardin wäre eS möglich, daß Lloyd George seine Demission einreichen werde, anstatt die Kammer aufzulösen und Neuwahlen zu veran stalten. Man glaubt, daß in diesem Falle Chamberlain oder ein anderer konservativer Führer die Regierung übernehmen werde. Lloyd George wird sich dann vom politischen Leben zurückziehen und die Bildung einer neuen Koalition oder die Wiedereinigung der beiden liberalen Fraktionen abwarten, um wieder politisch hervorzutreten. — Bekämpfung des Alkohols in Oesterreich. Bei der Sozialdemokratischen Partei besteht die Absicht, die Bekämpfung des Alkohols in Oesterreich auch durch gesetz liche Maßnahmen in Angriff zu nehmen und zum mindesten durch ein Gesetz die Einfuhr von ausländischen Weinen und Bier nach Oesterreich erheblich einzuschränken, wenn nicht ganz auszuheben. — Der italienische Kammerpräsident de Nicola hat die Bi dang des neuen Kabinetts am Dienstag nach einer längeren Unterredung mit dem König abgelehnt, weil die Katholiken für ihre Mitwirkung an der Regierung Be- dingungen und Ansprüche stellen, die von den Demokraten abgelehnt wurden. Die Ablehnung de Nicolas hat in den Wandelgängen nicht wenig Eindruck gemacht. Es wird be reits von der Auflösung der Kammer und von Ausschreibung von Neuwahlen gesprochen. — Die portugiesischen Wahlen. Das sitzt vorlie gende Ergebnis der Neuwahlen zeigt, daß die Demokraten wieder die Mehrheit in der Hand haben. Die Demokratische Partei hat sitzt im Senat 33 von 57 Sitzen und im Unter haus 7 3 Sitze. D e übrigen 76 Sitze entfallen fast so wie vorher auf die anderen Parteien. Mit der Neubildung der Regie ¬ einsilbig war, und alle nötigen Antworten nur im Flüster- tone zu geben pflegte. Endlich schritt man zum Souper an kleinen Tischen und Freund Mephisto war so glücklich, mit seiner hübschen Partnerin eine gemütliche Nische zu er halten, in der sich's ungestört plaudern ließ. Der Wein löste seine Zunge, seine Unterhaltung wurde immer feuriger, und er achtete gar nicht darauf, wie wacker der kleine Page dem Sekt zusprach, sondern redete unaufhörlich weiter und brachte schließlich die glühendste Liebeserklärung zustande, die je von den Lippen eines Verliebten geflossen ist. Da schlug es ein Uhr „Demaskierung!" erscholl die Stimme des Vorsitzenden. Langsam, viel zu langsamMrden stürmischen Liebhaber, der noch ohne Antwort geblieben war, sank die Maske vom Antlitz des Pagen und enthüllte ein blühendes wemerhitztes Knabengesicht, während gleichzeitig eine muntere Tirolerin an den Tisch trat, und mit einem übermütigen Kmr sagte: „Erlauben Sie mir, mein Herr, Ihnen meinen Bruder Hans, Sekundaner am Dresdner Gymnasium, vorzu- stellen, mit dem Sie sich heute Abend, wie es scheint, recht gut unterhalten haben." uk. Zunft- und Gildenbrauch zur Fastnacht. Wenn früher von Zunftwegen Kurzweil und Mummenscherz be- trieben werden sollte, so schob man solche geselligen Zusammen- sammenkünfte gern bis zum „Fasjlabend" auf, wozu die Junggesellen vorher in einer lustigen Verkleidung Würste ein gesammelt hatten. Dabei durfte ein besonderer Wurstreim nicht fehlen: „Unsere vorigen Alten haben's so gehalten, haben's uns befohlen, wir sollten uns eine Bratwurst holen. Wär's keine Bratwurst, so wär's ein Stück Geld, was uns Brüdern auch gefällt." In Breslau hatten die Schornstein feger das Vorrecht, am Fastnachtsdienstage allen Leuten Glück zu wünschen und dafür Gaben zu erbitten. Die Metzger und Tuchmacher von Eger durften zum Danke für früher bewiesene Tapferkeit in der Fastnacht die mit dem roten Feldzeichen geschmückte Zunftfahne aushängen und unter Musik neunmal hin- und herschwingen. Berühmt war das togenante „Schönbartlaufen" der Metzger in Nürnberg, eine große Karnevalsbelustlgung mit Umzügen und Maskenscherr. Die Böttcher in München veranstalteten aller sieben Iahre um die Fastnachtszeit ihren „Schäfflertanz", während ihre Kol legen in Frankfurt a. M. ein ähnliches Fastnachtsvergnügen nur dann aufführten, wenn der Main fest zugefroren war:
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