Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 22.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192201228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19220122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19220122
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-22
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.01.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mas wird uns gestundet? LerUrsprungderDekadevon 31 Millionen. Nach dem Londoner Zahlungsplans waren am 15. Ja nuar 500 Millionen Goldmark und am 15. Februar 245 Millionen fällig, letztere als Teilzahlung der 26prozentigen Aussuhrabgabe. Deutschland hat auf die am 15. Januar fällige Summe durch Geld- und Sachleistungen bereits 210 Millionen gezahlt, sodaß am Fälligkeitstermin 290 Millio nen im Rückstand blieben. Diese werden uns gestundet. Ferner werden wir bis zum zweiten Termin, dem 15. Fe bruar, auf Grund der neuen Bestimmungen alle 10 Tage je 31 Millionen zahlen, und zwar am 18. und 28. Januar und am 8. Februar, zusammen 93 Millionen. Dann blie ben am 15. Februar von den 245 Millionen 152 übrig, die ebenfalls gestundet werden. Insgesamt werden also 442 Millionen von 745 gestundet, aber keineswegs ge strichen. Die Ziffer von 31 Millionen, die alle 10 Tage von uns verlangt wird, erklärt sich daraus, daß nach einem Abkom men vom Dezember Deutschland auf seine Reparations zahlungen alle 10 Tage vorläufige Garantiesummen anzuzahlen hatte, die natürlich weit hinter den eigentlichen Zahlungsverpflichtungen zurückblieben, und nur 6 Millio nen aus den Zöllen und 25 Millionen aus den Exportab gaben, zusammen also 31 Millionen ausmachten. Die Ne parattonskommission verlangt also Lis zur Entscheidung über den binnen 14 Tagen von uns geforderten neuen Zahlungsplan vorläufig nur diese schon bisher üblichen Garantie-Anzahlungen. Eine Anlehnung an den ur sprünglichen Zahlungsplan des Ultimatums ist also im Augenblick nicht vorhanden, doch wird über die endgültige Abänderung der deutschen Zahlungen erst später ent schieden werden. Oie 6§bä!ter der Ssamren. Das Resultat der bisherigen Verhandlungen. Während die Verhandlungen der Reichsregierung mit den Reichsarbeitern zu einem Abschluß gekommen sind, ist zwischen Beamten und Regierung noch keine Einigung er zielt worden. Die verlangte Erhöhung der Grundlöhne der Beam ten wurde von der Regierung abgelehnt und vorgeschlagen, in die Beratung über eine Erhöhung der Teuerungszu schläge cinzutreten. Nach dem Regierungsvorschlag sollen die Beamten auf die ersten 10 000 Mark ihres Gehalts mit dem Ortsklassenzuschlag vierzig Prozent anstatt wie bis her zwanzig Prozent Teuerungszuschlag erhalten. Auf den Betrag über 10000 Mark soll der Zuschlag nur zwan zig Prozent betragen. Dies bedeutet eine Aufbesserung von jährlich 2000 Mark. Hiervon sollen für die oberen Beamten fünfunddreißig Prozent und für die unteren Be amten zehn Prozent Steuern abgezogen werden. Eine Er höhung der Kinderzulagen wurde abgelehnt. Diätare, Beamte im Vorbereitungsdienst, Pensionäre und Hinter bliebene sollen bei diesen Aufbesserungen entsprechend be rücksichtigt werden. In den besonders teueren Orten sollen den Beamten besondere Zuschüsse gewährt werden. Die Regierung hat sich bereit erklärt, hierüber mit den Be amtenorganisationen zu verhandeln. Von den Beamtenorganisattonen verlautet, daß die Vorschläge der Regierung von den Beamtenorganisattonen abgelehnt worden sind, weil die Beamten der Gruppen 2 und 3 dadurch schlechter gestellt werden als die ungelernten Arbeiter und die Regelung nur eine wesentliche Erhöhung der Bezüge der höheren Beamten, nicht aber der mittleren und unteren Beamten darstellt. Trotzdem hofft man auf eine Verständigung. Volkswirtschaft. Die Großhandelspreise. Die Grohhandclsindexziffer (Vergleichsziffer mit der Friedenszifser von 100) des Statisti schen NeichsamtS ist unter dem Einfluß der Kohlen- und Eisen preiserhöhungen von 3416 im Durchschnitt des Monats No vember auf 3487 im Durchschnitt des Monats Dezember gestie gen. Die für die anderen Waren gegen Ende November ein- getretene Preissenkung, die Mitte Dezember einen gewissen Tiefpunkt erreichte, wurde mit wiederansteigendcn Devisenkur sen gegen Monatsende durch eine erneute Aufwärtsbcwegung der Preise abgelöst, ohne daß aber im Monatsdurchschnitt das Niveau vom November wieder erreicht wurde. Dagegen schnell ten Kohle und Eisen von 2380 auf 8298 empor. Infolge dieser Erhöhung der Preise von Kohle und Eisen stieg die Gesamt- Ziffer der Jndustriestoffe von 3618 auf 3969, die der Inlands waren von 2967 auf 3170, während die vorwiegend aus dem Auslande eingeführten Waren gleichlaufend mit dem Dollar kurse, der im Monatsdurchschnitt um 27 Prozent nachgegeben hatte, von 5662 auf 5071 oder um 10 Prozent zurückgingen. Die amerikanische Handelsbilanz. Die Einfuhr der Ver einigten Staaten betrug im Jahr 1921 2 500 452 000 Dollar, da von entfallen 691627 000 Dollar auf Gold und 63 243 000 Dol lar auf Silber. Die Ausfuhr belief sich im gleichen Zeitraum auf 4 484 767 000 Dollar, darunter 23 680 000 Dollar Gold und 51 575 000 Dollar Silber. Freier Handel in Kiautschou. Die chinesische und die ja panisch- Delegation haben sich darüber geeinigt, daß Tsing tau und das ganze Gebiet von Kiautschou dem Handel aller Nationen unter gleichen Bedingungen offenstehen soll. Der Heidelberger Vürgermeistermord. Am 16. Januar begann hier vor dem Schwurgericht der Prozeß gegen den 24 Jahre alten Schmied Leonhard Siefert, der — wie es in der Anklageschrift heißt — „drin gend verdächtig* ist, am 29. Juni 1921, dem katholischen Feier tag Peter und Paul den Oberbürgermeister der westfälischen Stadt Herford Wilhelm Busse und den früheren Herfor der Bürgermeister Leopold Werner, der seit dem Jahre 1919 in Heidelberg im Nutzestande lebte, an einem steilen Hang im Heidelberger Stadttvalo, in der Nähe der Straße Heidel berg-Neckargemünd, ermordet und beraubt zu haben. Man weiß, welche? Aussehen diese Bluttat in ganz Deutschland erregte, als sie im Sommer vorigen Jahres be kannt wurde, und daß sie die Gemüter nicht weniger lebhaft beschäftigte als die Ermordung der jungen Schloßherrin von KlcppelSdorf, die vor wenigen Wochen durch das von den Hirschberger Geschworenen verkündete Todesurteil ihre Sühne gesunden hat. Und noch in anderer Hinsicht hat der Heidel berger Prozeß eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Prozeß Gru- pen: der Angeklagte Siefert leugnet ebenso hartnäckig, wie Peter Grupen geleugnet hatte, und es muß auch gegen ihn in der Hauptsache auf Grund von Mutmaßungen verhandelt wer den, aber die Zahl der Beweise, die gegen ihn inS Feld ge führt werden kann, ist so groß und erdrückend, daß an seiner Täterschaft kaum zu zweifeln ist. Die Tat an sich charakterisiert sich als ein gemeiner Raub mord, den nur die kMleftenden Umstände interessant gemacht und aus der großen Menge gleicher Verbrechen herausgehoben haben. Der fünszigjärige Oberbürgermeister Busse war auf der Rückreise vom Städtetage in Stuttgart nach Heidelberg gekom men, um alte Beziehungen zum Korps Vandalia, dem er einst angehört hatte, wieder auttunehmen und den ihm befreundeten früheren Bürgermeister Werner zu besuchen. Am 29. Juni hatten die beiden Bürgermeister einen Spaziergang unter nommen, von dem sie nicht mehr zurückkehrten. Merkwürdiger weise wurde die Nachricht von ihrem Verschwinden erst fünf Tage später durch die Zeitungen verbreitet, und man begann mit der Möglichkeit eines Verbrechens zu rechnen. Es wurden von zahlreichen Mannschaften der badischen Landespolizsi und von Studenten, die sich freiwillig zur Verfügung gestellt hatten, umfangreiche Nachforschungen angs-ellt, aber man entdeckte zunächst keine Spur einer verbrecherischen Tat. Bis dann am 8. Jnli die Gastwirtstochter Kratzmüller aus Ziegelbausen bei Hcidelb«g durch einen Brief, den sie in der Rocktasche des Eisenbahnschmiedes Leonhard Siefert gefunden hatte, die Polizei auf die richtige Spur lenkte. Siefert wohnte bei Kratzmkller, und das junge Mädchen hatte gelegentlich einer neugierigen Tuche nach der LieVeSkorrespondenz des Zimmer herren ein Schreiben aufaestöbert, das dir Frau des Ober bürgermeisters Busse an ihren Mann, „zurzeit in Heidelberg*, gerichtet hatte. Alles weitere ergab sich dann sozusagen von selbst. Man durchsuchte SiefcrtS Zimmer und fand Schmuck sachen aus dem Besitz der beiden Bürgermeister sowie Teile eines abgcändertcn MrlttSrgewehrs, worauf Siefert, obwohl er immer wieder behauptete, daß er von der ganzen Geschichte nichts wisse, in Hast genommen wurde. Drei Tage später fanden Korpsstudenten nahe bei Neckar gemünd die unter FelSgeröll versteckten Leichen der beiden Bürgermeister mW in kurzer Entfernung von der Fundstelle einen richtigen Schiitzenstand, vor dem offenbar ein Mann auf der Laccer aelegcn batte, nach einem paffenden Ovfer Aussthau zu halten. Daneben lagen eine noch nicht abMhossene Mintär- patrone, eine Brieftasche des Bürgermeisters Werner und unter Steinen ein Gewehr, dessen Kolben abgeschlagen war. Es würbe im Verlauf der weiteren Untersuchung scstgesteNt, daß Siefert, der ein leichtsinniges Leben geführt batte, verschuldet war, am Tage nach der Tat aber seine Schüttren bezahlt und sich verschiedene Kleidungsstücke angeschafft hatte. K,er»u kam noch, daß sich an seinen Kleidern Blittslecken befanden, und daß Fingerabdrücke an der Brieftasche des Bürgermeisters Werner genau mit den Abdrücken seiner Finger überetnstimmten. Ober bürgermeister Busse war durch einen Schuß in die Brust ge tötet Worden, während dem Bürgermeister Werner mit einem harten Gegenstand die SMdeldecke zertrümmert worden war. Dem Oberbürgermeister Busse hatte der Mörder den Ring finger abgeschnittcn, Um den Trauring, den er offenbar nicht hatte abstrcisen können, in feinen Besitz zu bekommen. Leonhard Siefert hat sich aber nicht mir wegen de» Bürgermeistermordes zu verantworten. Er soll am 29. April 1921 den Ingenieur Kranz Link aus Weinheim, der auf einem Motorrad vorüberfuhr, auf der Landstraße zwischen Ziegelhausen und Kleingemünd angeschossen haben. Link wurde schwer verletzt und verdankte seine Rettung nur dem Umstande, daß er auf seinem Rade noch weiterfahren und sich so dem Mordbuben entziehen konnte. Er erklärt mit aller Bestimmt heit, daß Siefert der Mann sei, der damals aus ihn ge schossen habe. Von und fern. Denkmalsschändern ist das Bismarckdenkmal, das in Berlin vor dem Reichstagsgebäude steht, zum Opfer ge fallen. Der unterhalb des Denkmals ruhenden Siegfrieds- gestalt ist das Schwert bis auf einen Stumpf von etwa 25 Zentimetern Länge abgebrochen worden. Denkmalsver- stümmelungen ähnlicher Art wu.-den in den letzten Tagen auch in der Berliner Siegesallee festgestellt. Dichterehrung. Der Stadtrat von Dresden hat er schlossen, die Grabstätte des Malers und Dichters Robert Remick aus dem Trinitattsfriedhof in städtische Pflege zu nehmen. Remick war ein trefflicher Dichter für die Jugend, und seine Gedichte sind in allen Schullesebüchsru zu siuden. Die reisenden Kaufleute als Hotelbesitzer. In ihrem Kamps gegen Übervorteilungen durch gewisse Gasthofbe sitzer haben die reisenden Kaufleute den ersten Schritt ge tan: dieSektton Elberfeld des Verbandes der reisenden Kauf leute Deutschlands hat das der Stadt Elberfeld gehörige Hotel „Berliner Hof* käuflich erworben und wird es nach Erneuerung des Hanfes und Einrichtung des Hotelbe- betriebes als Heim für die Sektion und als ein Hotel zu mäßigen Preisen für die Mitglieder des Verbandes der reisenden Kaufleute Deutschlands betreiben. Ein gestohlener van Dyck wiedergefunden. Durch dir Aufmerksamkeit eines Kunsthändlers in Aachen konnte ein in Innsbruck gestohlenes, sehr wertvolles Gemälde be schlagnahmt werden. Es handelt sich um ein von van Dyck gemaltes Bild „Dame mit Spitzenkragen*, das im Oktober vorigen Jahres aus dem Tiroler Landesmuseum gestohlen worden war. Der Kunsthändler übergab den Mann, der ihm das Bild zu einem sehr hohen Preise zum Kauf ange boten hatte, der Kriminalpolizei. Bei feiner Vernehmung gab der Verhaftete an, daß er das Gemälde in Wien von einem höheren Militär für 100 000 Kronen erworben habe. In seinem Besitz fand man gefälschte Pässe und einen Re volver. Die Arlbergbahn wieder in Betrieb. Aus Innsbruck wird gemeldet: Der Arlbergbahnverkehr ist wieder ausge nommen. Lawinenstürze forderten in den letzten Tagen sechs neue Opfer. ZitaS neues Bett. Die Sorge, daß ihre Königin in der Verbannung schlecht schlafen und von bösen Träumen geängstigt werden könnte, hat ungarischen Monarchisten den Gedanken eingegeben, ihr ein standesgemäßes Bett als Geschenk zu stiften und nach Madeira nachzuschicken. Die Bettstatt ist aus köstlichem Satinholz hergestekt und mit Brokat und reichen Intarsien geschmückt. Das königliche Bett wurde von einem ungarischen Kunsttischler mit einem Kostenaufwand von 2 Millionen' ungarischer Kronen hex gestellt. 6ericktskaUe. DaS Urteil gegen die Görlitzer Ausrührer. Das Schwur gericht in Görlitz verurteilte den Zuchthäusler Schmidt als Rädelsführer der sieben Zuchthausinsassen, die im März vori gen Jahres aus dem Zuchthaüse in Görlitz ausbrechen wollten, zu einem Jahr Gefängnis. Schmidt hat noch eins Zuchthaus strafe zu verbüßen, die erst 1940 endet. Die andern Ange klagten Wulfen sreigesprochen. Wegen unlguterrn Wettbewerbs verurteilt. Die Straf kammer in Frankfurt a. M. verurteilte den noch vor kurzem bei den Höchster Farbwerken tätigen 34jährigen Chemiker Dr. Paul Kappelmcier wegen unlauteren Wettbewerbs zu neun Monaten Gefängnis und 50 800 Mark Geldstrafe bei sofortiger Verhaftung. Kappelmeier, der auch Vorsitzender der Mainzer Bezirksgruppe des Verbandes angestelltcr Chemiker und In genieure war, nahm Abschriften von geheimzuhaltenden Ta bellen und Listen der Teerfarbstoffproduktion der Höchster Farb werke in der Absicht, sie bei einem Anslandsenaagement zu verwerten. Er hatte sich mit einem Dr. Kunz in Zürich, der für die amerikanische Farbstoffindnstrie deutsche Kräfte und Ma terial über deutsche Herstellungsmethoden zu erwerben suchte, in Verbindung gesetzt. Eine Anzeige seiner Haushälterin führte zur Entdeckung einer Kappelmeier sehr belastenden Korrespondenz. Des Vaters Vermächtnis IS ganz systematischen, streng metl Original-Noma« von Werner Sim». 4. Kapitel. Die Ermordung dcZ Professors Wolfgang von Irmler war unmittelbar nach der Entdeckung frühmorgens der Polizei ge meldet worden. Ingeborg von Irmler hatte die Tat entdeckt. Mit einer überraschenden Sicherheit hatte sie die erforderlichen Anord nungen getroffen und wartete nun das Eintreffen 'der Mord kommission ab. In knapp einer Stunde was sie unter Führung des Krimi nalkommissars Brandt ein. Ingeborg wußte, Laß Brandt und Ottomar gute Freunde waren. Natürlich konnte Brandt von dem Verhältnis Otto mars zu Ingeborg nichts ahnen, da bisher Ottomar, getreu seinem Versprechen, auch seinem Freunde Brandt gegenüber nichts davon hatte verlauten lassen. Auf Ingeborg machte die ruhige, vornehme und zielbewußte Arbeitsweise Brandts Eindruck. Der Kommissar hatte sich mehrere Beamte seiner Unter stützung mitgebracht. Auch EMütivbeamie für «sondere Auf träge umreis genügend zur Stelle. Zwei große Automobile hielten vor der Gartentür der Dilla Inge zur ständigen Verfügung des Kommissars. Die Villa lag ziemlich weit vor der Stadt, einsam im Park versteckt. Brandt hatte dafür gesorgt, daß die Kunde der schreck lichen Tat durch dis Dienerschaft und Boten nicht unnötig ver breitet wurde, um sich Neugieriger zu erwehren. Sofort hatte Brandt strengste Weisung gegeben, jeden Men schen scharf zu beobachten, der das Haus verließ, oder die große Besitzung betreten wollte. Von der Straße her konnte man von der Villa nichts sehen, da sie ganz hinter uralten Bäumen ver borgen lag. Im Hause selbst herrschte begreiflicherweise eins ungeheure Aufregung. Durch besondere Beamte hatte Brand die ganze Diener schaft vernehmen lassen, aber war bald zu dem Resultat ge kommen, daß der Laber darunter nicht zu suchen war, noch daß überhaupt irgend ein Zusammenhang zwischen dem Täter und den Bediensteten des Hauses sich Herstellen ließ. Weiter hatte Brand angcordnet, daß die Dienerschaft sich vollzählig im Hause zu feiner Verfügung hielte. Denn zunächst kennte er sich nur auf oberflächliche Feststellungen beschränken. Er hatte feine ganz bestimmte Arbeitsmethode, von der er nie abwich. Danach blieben eingebende Prüfungen immer einer ganz systematischen, streng methodischen Untersuchung Vorbehalten. (Fortsetzung folgt.) „Aber gewiß doch, liebe Inge. Ich werde schweigen." „Ich Lanke dir, ich danke dir von ganzem Herzen für alles, was du mir tust. Wie soff ich's dir entgelten, Ottomar?" „Könntest du «s je mir besser entgelten als in deiner Liebe? Ich muß danken, dir muß ich danken bis an mein Lebensende." Und Ottomar küßte Inge heiß und innig. „Wenn dis Trauerzelt vergangen, Ings. . „Ach, wäre sie vorbei. Ich weiß nicht, wie ich dies Furcht bare ertragen soll." „Bleibe stark, Inge. Mir zu Liebe." Inge schlug ihrs Äugen dankbar zu Ottomar aus. Eins Welt voll Liebe strahlte ihm daraus entgegen. „Darf ich nicht zu dir kommen, Inge, dir helfen und um dich sein?" „Das darfst du, Ottomar. Aber jetzt laß mich gehen. „Darf ich dich nicht begleiten, Inge?" „Nein, Ottomar. Denk' an dein Versprechen. Wann kommst du zu mir?" „Ist Rolf Brandt noch draußen bei such?" „Ja, ach diese Untersuchungen sind schrecklich, Ottomar. Diese Fragen und tausend Kleinigkeiten, wie sie mich quälen vnd peinigen, Liebster." „Was mußt du leiden!" „Du weißt, Brandt ist mein Freund. Er wird uns helfen. Verlaß dich darauf." „Der arme, arme Papa!" „Nicht weinen, Liebling! Ich kann dich nicht weinen sehen, Inge." „Halt mich lieb, Ottomar! Auf Wiedersehen!" „Ich bin bald bei dir, Inge." Ihre kurzen Andeutungen genügten ihm, mn zu erfassen, welch einen Verlust sie erlitten. Immer wieder gestand ihm Inge, daß nur ihre große Liebe ihr über diese schauervollen Stunden hätten hinweghelfen können. Das war der einzige Anker ihrs zerschlagenen Lebens schiffleins. „Wann geschah denn, dies Furchtbare, Inge?" »Frage nicht Liebling." »Ich war ooch ziemlich lange bei euch draußen." „Ich beschwöre dich bei unserer Liebe, Ottomar, sage keinem Menschen, daß du gestern abend bei uns warst." „Aber weshalb denn nicht, Süßes?" „Wir haben eS Papa versprochen. Niemand außer ihm wußte t-on unserer Liebe. Wie süß war unser Geheimnis, Otto mar! Wie danke ich dir, daß du es so treulich bewahrtest. Nun versprich mir auch noch, daß du es hütest bis nach Papas Beerdi gung. Welche Gründe auch immer ihn bewogen haben, uns dieses Schweigegebot aufzuerlegen: Wir wollen sein Andenken ehren, Ottomar, und ihm Treue bewahren auch über seinen Tod hinaus. Willst du?" „Warum nur dein Papa so ängstlich unser Liebes- gcheimnH hat behütet wissen wollen, Inge?" „Ich weis; es nicht. Wie olt haben wir schon davon ge sprochen, wieviel haben wir schon darüber nochgedacht, ohne cs je zu ergründen. Papa muß seine ganz bestimmten Gründe ge- habt haben." „Aber unbedingt. Aber jetzt, woher . . „Doch, Liebling, auch jetzt noch. Mem Gefühl gebietet cs mir. Darum bitte ich dich, Ottomar, sage keinem Menschen, daß du bei uns warst, warte dis nach der Beerdigung. Ich habe so eine unbegreifliche Angst, die mich schweigen heißt, und ich weiß, wenn ich dich um etwas bitte, 'daun gewährst du es mir euch, nicht wahr, Liebling?" „
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)