Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 01.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192201019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19220101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19220101
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-01
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 01.01.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mnäms mit veutfcklanä? Rathenau in London. Die Besprechungen zwischen Briand und Lloyd Ge orge in London eilten mit ganz ungewohnter Geschwindig keit vorwärts, woraus man noch nicht den Schluß ziehen soll, daß wirklich ein hohes Ziel erreicht werden wird. Bon vornherein sei gesagt, daß neben allen einander über stürzenden Einzelmeldungen über neue Pläne und Ver abredungen die Stimmen nicht fehlen, die aus direkter Fühlung mit den maßgebenden Londoner Kreisen heraus davor warnen, von dieser überaus wichtigen Konferenz mehr als vielleicht einen kurzfristigen Zahlungsaufschub zu erwarten. Das meiste Aufsehen muß augenblicklich der Plan eines europäischen Bündnisses erregen, der von Churchill ausgegangen fein foll und an geblich ein Abkommen zwischen Frankreich, England und — Deutschland vorsieht, zu dem vielleicht auch Italien hin- zugezogen werden könnte. Dieser Drei- oder Vierbund soll der Sicherung des Friedens dienen, in dem alle Mächte einander versprechen, sich gegenseitig gegen Angriffe zu schützen. Frankreich soll dadurch in die Lage versetzt wer den, feine große Armee einzuschränken und auch die Her abminderung der Reparationszahlungen sowie der Be satzungstruppen am Rhein stehen damit in direktem Zu sammenhang. Als formeller Vorschlag lag dieser Plan der gegenwärtigen Konferenz jedoch noch nicht vor. Vor diesen stark nach Zukunftsmusik anmutenden Plänen spielen zunächst die finanziellen Beratungen die Hauptrolle, und das bemerkenswerteste dabei ist, daß der als Privatmann nach London gereiste Dr. Walter Rathenau zu einer längeren Besprechung zum Finanz minister Sir Robert Horne gerufen wurde. Es ist also ganz klar, daß eine indirekte Aussprache mit dem deutschen Vertreter über das Reparationsprogramm gepflogen wurde. Gleichzeitig arbeiteten Horne und Loucheur mit Oer )Vlann mir 6er Mske. Roman von Walter Schmidt-Häßler. Ms (Nachdruck verboten.) .Rosenfelix?*, fragte Herbert verwundert und lächelte. „Ja, den Spitznamen haben Sie mir in Berlin ge geben, schon «IS Junge, wie ich am Potsdamer Tor mit Rosen gehandelt habe, und so hab' ich geheißen, als ich herunterfank von Stufe zu Stufe, als ich —" „Das sind Dinge, die mich ja gar nichts angehen, Felix, Privatangelegenheiten, die Sie mir doch nicht zu beichte« nötig haben", wehrte Herbert ab. Aber Felix faßte seine Hand wie in plötzlicher Angst und fuhr fort: „Doch, doch, Herr Baron, Sie müssen alles von mir wissen, müssen ganz genau erfahren, was alles in meinem Leben geschehen ist, wie alles gekommen Augenblich wo das Auto über mich weg» raste. Wtte, bitte, hören Sie mich an. Wenn ich auch genau «eist, daß Sie sich nachher mit Ekel und Abscheu von mir abwrnden, so muß ich Ihnen doch alles sagen, und wen« i«, Ihnen bis ans Ende der Welt nachlaufen müßte, btS See mich angehört haben!" „Regen Sie sich nicht ans, Felix", sagte Herbert un drückte ih« sanft in den Sessel zurück, „Sie solle« doch s«dwd werden! „Ja eben, weil ich gesund werben will, muß ich Ihnen daS Leßllndnis ablegen, wonach ich mich die ganze Leit gesehnt habe. Aber vorher muß ich Ihnen mein ver gangenes Leben erzähle«, damit Sie mich verstkhen und begreifen könne«, wie alles gekommen ist!" Und nun fing er an, die lange vorbereitete Beichte abzulegen, er schilderte sein Leben, seine Vergangenheit, das Hauvt gesenkt, die Finger krampfhaft ineinander verschränkt, ließ er all die häßlichen Bilder der Vergangenheit an sich vorüber ziehen. Und Herbert hörte Felix zu mit dem Interesse eines Menschen, der erhaben für jedes Vorurteil, alles objektiv zu beurteilen, alles Menschliche zu begreifen und zu ver geben gewöhnt ist. Er war keiner von den Makellosen. ObersMettens neue Grenre. Nur geringe Verbesserungen für Deutschland. Die sogenannte Demarkationslinie zwischen deutschem und polnischem Besitz in Oberschlesien, die nach der Rati fizierung durch beide Regierungen zur endgültigen werden soll, ist durch die Grenzkommission festgesetzt worden. Die wichtigsten Einzelheiten im Verlauf von Westen nach Osten sind folgende: 1. In Gegend Niborotvitzer Hammer kleine deutsch-pol nische Gebietsaustausche mit dem Ergebnis, daß die Kleinbahn Nauden—Gleiwitz ganz auf deutsches Gebiet zu liegen kommt. Niborotvitzer Hammer ist deutsch geblieben. 2. Ebenso ver bleiben die Delbrück-Schächte bei Deutschland. Die auf polni schem Gebiet gelegenen zur Grubenanlage gehörenden Baulich keiten sind bis zur Bahnlinie Makoschau—Gleiwitz zu Deutsch land geschlagen worden. 3. Die Königin-Luise-Grube erhält die drei lebenswichtigen Schächte Glückauf, Ruda und Georg sowie ihr gesamtes Grubenfeld bis zum südlichen und östlichen Markscheid zurück mit Ausnahme der Kolonie Glückauf, des Kirchhofs von Ruda und der Fläche von Ruda—Poremba. 4. Leider ist es nicht gelungen, Rudahammcr einschließlich des dortigen wichtigen Straßenstücks der elektrischen Bahn und des Knappschafts-Lazaretts für Deutschland zurückzugewinnen. Die nördlich der Ortschaft gelegenen Teile der Gemarkung Ruda (Grubenfelder von Borsig und Schaffaotsch) sind Deutschland zurückgegeben worden. 5. Zwischen Nudahammer und Garnalz —Freudeschacht bildet auf Grund beiderseitiger kleiner Gebiets austausche das Beuthener Wasser die polnische Grenze. 6. Die Anlagen des Garnalz—Frcudeschacht sind polnisch geworden. 7. Östlich Beuthen keine Veränderungen gegenüber der Genfer Entscheidung, so daß der auf Rosenberger Gelände liegende Teil des Blei-Scharleyer Grubenfeldes deutsch geblieben ist. 8. Bei Alt-Cortzko wurde die Grenze um annähernd IM Meter von der in Polen gelegenen Andalusienbahn abgerückt, ebenso der über die genannte Bahn hinausgehende Teil des Zinkberg werks Fiedlers Glück zu Polen geschlagen. Alle übrigen Teile von Fiedlers Glück sind bei Deutschland verblieben. 9. Die Neuhof-Grube mit dem Rest des Zinkbergwerks Neuhof ist Deutschland zurückgegeben worden. 10. Die weiterhin von der deutschen Delegation geforderte Rückgabe des Radzionkauschach tes, der Lazy-Zinkhütte und des Strossekwaldes ist verweigert worden. Leider ist es nicht möglich gewesen, mehr zu erlangen, und wenn die aufgezählten kleinen Grenzverschiebungen zu unseren Gunsten den Anschein erwecken sollten, den deut schen begründeten Ansprüchen sei Genüge gechehen, so wäre das ein Irrtum. Nur ein sehr kleiner Teil der gerecht fertigten Forderungen ist erfüllt, der überwiegende Teil zum Vorteil der Polen abgewiesen. ihren Finanzsachverständigen dieses neue Programm im einzelnen so weit aus, daß es den beiden Ministerpräsi denten nörgelest werden konnte. Zunächst wollten die Fran zosen die Bezahlung der beiden nächsten Raten erzwingen und dabei auch Vorschläge für eine interalliierte Kontrolle der deutschen Regierung unterbreiten. Die erste Zusammenkunft Lloyd Georges mit Briand war, nach den amtlichen Berichten, sehr herz lich und betraf Erwägungen allgemeiner Natur der welt wirtschaftlichen Lage und die hauptsächlichsten Fragen, die den Gegenstand der Besorgnis der beiden Minister bilden. Dabei soll Lloyd George schon einen ganz bestimmten Plan entwickelt haben. Das Reparationsproblem wolle er zu einem rein kaufmännischen machen, indem er es beschränkt auf den Wiederaufbau der ehemaligen Kampfzone unter Verzicht Englands auf die ihm zustehen den 22 Prozent von den deutschen Zahlungen. Lloyd Ge orge wolle aber auch die Sowjetregierung offiziell anerkennen und eine gemeinsame Aktion Frankreichs, Eng lands und Deutschlands, der sich auch Amerika anschließen könne, organisieren, um das große Reich wieder zu Heben. Ferner sagte Lloyd George, daß nach Ansicht der eng lischen Negierung das Kabinett Wirth nicht mehr durch alliierte Forderungen in Bedrängnis gebracht wer den dürfte. Es sei „die solideste und zuverlMgste deutsche Regierung", mit der Europa zu tun gehabt habe. Briands Widerstand. Diesen sehr weitgehenden englischen Vorschlägen, von denen übrigens nicht bekannt ist, wie weit die engnsche Re gierung sie ernstlich vertritt, setzten die Franzosen natürlich starken Md erstand entgegen. Nur goyen ganz sichere Ga rantien könnten sie einer auch nur testweifan Zahlungs pause für DsMchkmd zustimmen. Bevor nicht ein Mora torium auch innerhalb Deutschland seDst erlassen sei, könne für den Verkehr mit dem Ausland« von einem Moratorium keine Neide sein. Dieser StarwpmÄt wurde in einer besonderen Note an Aoyd GaarGe daraelegt. Die Finanzkontrolle Aber DcwllHland könne nach Briands Ansicht durch eine erweiterte Machtbefugnis des Berliner Garantiekomitees erzielt werden. — Man sieht also, daß in den Wstn der Hoffnungen auf ein großes künftiges Frie densbündnis noch schr viel Wasser nüchternster Jnteressen- politik gegossen wird. Grupen 2um Häe verurteilt. Verzicht aus Revision und Gnadenmittel. Hirschberg, im Dezember. Im KleppÄsdvrfer Mordprozch sprachen die Geschworenen den AngMagten Peter Gruvenöe« Mordes in zwei Fälle« und des TkttlichkMSosrbrochcns schuldig. Der Gerichtshof verurteilte darauf den Angeklagten zweimal zum Tode und zu fünf Jahre« Zuchthaus sowie zu dauern- ocm Ehrverlust. Der Angeklagte erklärte in seinem Schlußwort auf Re vision und Gnadenmittel verzichten zu wollen. Anklagerede und Verteidigung. Nach Schluß der Beweisaufnahme begann der Staats anwalt sein Plädoyer. Am Ende seiner Ausführungen, die mehr als Vier Stunden in Anspruch nahmen, bat er die Ge schworenen, den Anastlagten Pater GruPen im Sinne der An klage des Doppelmordes und des Sittlichkeits- Verbrechens für schuldig zu erklären. Der Grund für die Tat Grupens sei in dem Streben nach Macht und Reichwm zy suchen. Gr habe Mrst den Versuch gemacht, DSMheS MMonen durch eure Heirat a» sich zu bringen. Als das mißlungen war, habe er den wohldurchdachten Mordplan ausgefichst. An die Anklagerede Meß sich die fünWmdtae Verteidi gungsrede des Justizr<US Ablaß an. Gr erklärte die Anklage schrift für fchr schwach begründet. Man hast« den AnsseklaGtey schon in der Voruntersuchung zum Mörder gestempeK und sozu sagen dem Urteil ein Vorurteil vorangehA lastan. Der »er« teidiger schilderte dann das „Milieu" in MppÄsdorf und den Personenkrois, in dessen Mittelpunkt die verschwundene Frau Grupen stand. Diese Frau, deren Charakter durchaus nicht ein wandfrei gewesen sei, habe den größte« Teil der Schuld an der Zerritttung der Ehe des Angeklagten gÄragen. Der Sachver ständige Geheimrat Moll habe Psychologie Theorien aufge stellt, die den Angeklagten oh«e Zweifsl belasteten, aber man könne auf Theorien nicht Todesurteile aufbauen, wenn bei einer Mordarcklage nur Vermutungen, aber kein« schlüssigen Be weise vorgebracht würden. Es sei auch nicht einzusehen, wes halb der Angeklagte den Mord begangen haben sollte, da nach dem Tode der Dorothea Rohrbeck Gift und Schloß Kleppels- dorf ja gar nicht ihm, sondern den Rohrbeckschen Erben zuge fallen wären. Justizrat Ablach erörterte schließlich die Möslich- kett, daß Ursula Schad« dl« Tat begangen Haden könnte. Das set durchaus nicht ganz so unwahrscheinlich, wie es im Laufe der Verhandlung hingestellt worden sei. Das Mädchen sei körperlich und sittlich zerrüttet gewesen, und in einem sol chen Zustande könne auch ein Kind leicht eine Verzweiflungs- tat begehen. Der Verteidiger bat zuletzt die Geschworenen, sich bei ihren Entschlüssen nicht von Vorurteilen, sondern nur von ihrem Gewissen leiten zu lassen. Der zweite Verteidiger, Justizrat Dr. MamrotZ- BreS« la«, kämpfte in erster Linie gegen die trügerische „Volks- stimme", die Grupen von vornherein als den Mörder dezeichnet und sein Familienleben mit allerlei Klatsch umgeben habe. Von solchem Gerede dürsten die Geschworenen sich nicht beeinflussen lassen, denn es sei zweifellos, daß eine ganze Reihe von Be weisversuchen sich auf Gerüchte stütze. Dr. Mamroth kam dann aus Schwächen der Beweisführung zu sprechen und legte dar, daß ein Todesurteil nicht auf bloßen Verbackt hin gefällt wer den dürfe. Ironisch sprach er von den Schreibsachverständigcn, die mit der Graphologie alles beweisen könnten. Auch ex plä dierte schließlich für Freisprechung dys Angeklagten. Die Ge fahr jenes schweren Irrtums in der Strafrechtspflege, den man im Volksmund Justizmord nenne, sei hier besonders nahe liegend. Nachdem dann der Oberstaatsanwalt Dr. Reifenrath noch einmal das Wort ergrisfen hatte, um auf Angriffe der Verteidiger zu antworten, zogen sich die Geschworenen zur Be ratung zurück und fällten das eingangs erwähnte Urteil. Von stab unä fern. Die Prinzessin Joachim erhält ihr Kind zurück. Der Rechtsstreit, der zwischen der Prinzessin Joachim und dem Prinzen Eitel Friedrich von Preußen über das Er ziehungsrecht an dem einzigen Sohn der Prinzessin schwebte, sollte dieser Tage vor dem Kammergericht in Berlin endgültig entschieden werden. Der Termin ist je doch aufgehoben worden, da sich die Parteien geeinigt haben. Prinz Eitel Friedrich hat sich entschlossen, den klei nen Prinzen berauszugeben. Er erkennt das Urteil des Landgerichts Potsdam vom Oktober d. I., das ihn zur Herausgabe des Kindes verpflichtete, an und hat seinen Gegenantrag zurückgezogen. In dem Vergleich ist festge legt worden, daß über die künftige Erziehung des um strichenen Prinzen noch Vereinbarungen getroffen werden sollen. Keine Zahlungseinstellung Königsbergs in der Neu mark. Dar Bürgermeister von Königsberg in der Neumark bittet um Veröffentlichung folgender Erklärung: „Die Nachricht, daß Königsberg in der Neumark zahlungsun« fähig ist oder die Zahlungen einstellt, ist unrichtig. Ein derartiger Beschluß ist niemals zustandegekommen. Es habe« sich nur kleinere Differenzen wegen der Höhe der Zuschläge ergaben. Die Stadt leistet nach wie vor ihre Zah» lumzen und hat auch niemals daran gedacht, ihre Zahlun gen emzustollen." Gefangenenheimkehr. Der Dampfre „Harald" ist am 15. d. Mts. mit 648 Heimkehrenden in Triest eingetroffen; darunter befinden sich 341 Reichsdeutsche, von denen 106 in Batum zusammenaezogen und zum Abtransport gebracht wurden. Im Schwarzen Meer befindet sich zurzeit noch der Dampfer „Brillant", der den Auftrag hat, die Häfen Jalta, Simferopol und Feodossija anzulaufen, um auch die dort noch zusammengezogenen Heimkehrenden abzu holen. Mit diesem sind dann sämtliche'für den Abtrans port bereitg«stellten heimgeschafft. Sofern sich noch ver einzelte Nachzügler bei den Fürsorgestellen Noworossisk und Odessa melden sollten, werden sie auf dem Landwege über Charkow—Kiew—Moskau—Riga zum Abtransport gebracht. Erdbebenmeldrutg. An der Erdbebenwarte des Tau- nusobservatonums begann am 18. Dezember nachmittags 4 Uhr 41 Minuten die Aufzeichnung eines offenbar, kata strophalen Erdbebens in einer Entfernung von etwa 2000 Kilometern. Die genauen Zeit- und Hertzdistanzangaben ließen sich infolge einer Störung noch nicht machen. Kesselexplosion. In Aeinhausen bei Hannover ist in der Stöckener Dampf-iegelei aus bisher unbekannter Ur sache ein Dampfkessel explodiert. Das Kesselhaus flog in die Luft, ein angrenzender Schuppen wurde in Trümmer gelegt, und es wurde sehr umfangreicher Schaden ange richtet. Von drei Arbeitern wurden zwei schwer und einer leicht verletzt. 70 Kronen für eine Zeitungsnummer. In Wien droht eine neuerliche Steigerung der Preise der Zeitungen, so daß ein Exemplar der Wiener Tageszeitungen, das jetzt im Durchschnitt 25 Kronen kostet, nach Neujahr auf mindestens 70 Kronen zu stehen kommen wird. MMa«. «U» die so berMwiLig Steine werfen, und von scher war eS ihm begreiflich gewesen, w»StzaL> der DersöhmmgskSnder von NazarM jMe ersten itis-Mwer unter den Kindern der Straße aa'unden hatte. Mmsyfich wurden die Worte, die von den Mppen des armen Burschen jagten in wilder Hast, spLAicher, stockender, zaghafter — seine Stimme ward leiser, schüchterner — und er wandte den Kopf ab. Und plötzlich, als daS Ungehemie kam, als das furchtbare Be kenntnis sich mühsam und stockend über die zuckenden Lippen quälte, da glitt er von seinem Stuhl, umschlang mit beiden Armen den Vtami, den er sich zum Richter gewählt hatte, ihn zu zerschmettern, und als das ent« scheidende Wort ausgesprochen war, sank er wie ein ge- saSter Baum zu Herberts Füßen zusammen. Leichenblaß hat!« Herbert zugehört. Langsam war er ein paar Schritte zurückgswichen und stand am Fenster, di« Arme verschränkt, den Blick zur Erbe geheftet. Run war daS Geheimnis ja gelöst. Und dermoch — so merkwürdig eS sein mochte — so wenig alltäglich — er empfand für den Menschen, der da vor ihm lag und daS glühende Gesicht auf den Boden drückte i« Reue und Scham, weder Abscheu noch Ver achtung, weder Groll noch Erbitterung. Nur Mitleid — grenzenloses Mitleid. Er beugte sich nieder und hob den Kopf deS Ver zweifelten faust in die Höhe: „Stehen Sie auf, Felix," sagte er ruhig, „lassen Sie das Vergangene vergessen sein. Sie haben ja ein ganzes Leben noch vor sich, alles wieder gutzumachenl" „Und Sie stoßen mich nicht mit dem Fuße von sich?" stammelte Felix. „Sie schaudern nicht Lavor zurück, mich zu berühren?" „Nein!" antwortete Herbert und half dem Zusammen gesunkenen, sich zu erheben und führte ihu zum Lehnstuhl zurück. „Sie sehen, nicht alle Menschen sind des Hasses wert" „Und Sie — verzeihen mir?!" klang es bebend in angstvoller Frage. „Ich verzeihe Ihnen! Ja! Aber demjenigen, der Sie anstiftete, der sich Ihrer Sünde bedienen wollte — Lem Feigling verzeihe ich nicht! Sie haben mir seinen Namen nicht genannt! Und doch glaube ich ihn schon »u kennen!" „Baumeister Berger!" sagte Felix fest. „Nun ist ja Licht!" klang es fast ftohlsckenb von Herberts Lippen, „nun sind ja alle Rätsel gelöst. Was Sie armer, mißleiteter Mensch in Gedanken an mir ge frevelt haben, was Sie mir in ehrlicher Reue hier abse beten, daS wird aufgewogen vollauf durch die fanatische Er bärmlichkeit dieses Mannes, und auf ihn allein falle di« ganze Schwere der Schuld. Und deshalb, Felix, vergebe ich Ihnen doppelt fo gern, denn eS ist mir in diefem Augenblick ein dringendes Bedürfnis, irgendjemandem vergeben zu dürfen, angesichts der bodenlosen-Schändlich keit dieses Menschen, die Fehler eines anderen entschuld» bar und menschlich begreiflich zu finden. WaS jener aber getan, ist unmenschlich und unbegreiflich." Felix faßte fchüchtern die Hand der jungen ManneS und preßte impulsiv feine heißen Lippen darauf. Dann jagte er im Tone einer bittenoen Kinder, der etwa» un endlich Schlichtes und Rührendes hatte: „Ich möchte Sie recht herzlich noch um eins bitten, Herr Baron. Sagen Sie Gretel nicht, waS für ein fchlechter und verächtlicher Memch ich bin, strafen Sie mich nicht fo hart, denn eS würde st« nur mittreffen. Ich gehe ja in wenigen Tagen von hier weg und verschwinde so spurlos, wie ich ge kommen bin. Ich habe sie lieb, so lieb, wie ich noch nie jemanden gehabt habe, aber ich kann ja doch niemals daran denken, sie zu heiraten, denn ich bin nichts und habe so gut wie gar nichts gelernt. Ich bin eben der Rosenfelix, der zu nichts Achtbarem auf der Welt zu ge brauchen ist. Ich werd« ja in Berlin oder sonstwo ver suchen, irgend etwas Anständiges zu werden, aber ich glaube nicht, daß ich mich durcharbeiten werde, wenn ich wieder so allein im Leben stehe. Aber Len Glauben,! daß ich «in ehrlicher Mensch bin und mir main Brot ver» diene, den Glauben macht' ich ihr lassen, wenn ich von ihr Abschied nchme und wissen möcht' ich, daß sie meiner gedenkt wie eine Eichwetteri" , tLortleüuna folall
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)