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I^Me Mr die Kleinrentner. Die Verwendung der 100 Millionen. Im Nachtragsetat für 1921 sind bekanntlich 100 Mil lionen Mark zur Unterstützung notleidender Kleinrentner -orgesehen. über deren Verwendung im einzelnen hat vie Negierung Richtlinien ausgearbeitet, die jetzt vom Reichs rat genehmigt worden sind. Danach sind die erwähnten Reichszuschüsse nach folgenden Gesichtspunkten zu verwenden: Der Gesamtbetrag des Reichszuschusses von 100 Millionen Mark wird an die Länder verteilt, und zwar a) drei Viertel nach der Einwohnerzahl, b) ein Viertel auf die im Orts klassenverzeichnis zum Reichsbesoldungsgesetz genannten Orte der Ortsklaffen L bis v derart, daß auf die Einwohner der Ortsklasse L 25 Prozent, L 20 Prozent, 6 10 Prozent mehr ent fallen als auf die Einwohner der Ortsklasse v. Aus den Mit teln dürfen Kleinrentner nur im Falle der Bedürftigkeit und nur nach Prüfung im einzelnen Aall unterstützt werden. Als Kleinrentner gelten bedürftige, im Inlands woh nende Deutsche, die selbst oder deren Ehegatten durch die Arbeit ihren Lebensunterhalt erworben haben, sich vor dem 1. Januar 1920 sür das Alter oder die Erwerbsunfähigkeit ein Vermögen (auch Rente) mit einem Jahreseinkommen von wenigstens sechshundert Mark sichergestellt haben und jetzt wegen Alters oder Erwerbsunmöglichkeil im wesent lichen ßuf dieses Jahreseinkommen angewiesen sind. Ihnen können bedürftige Personen gleichgestellt werden, die wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen keine Arbeit finden konnten, denen aber aus Vorsorge ihrer Angehöri gen ein entsprechendes Einkommen gesichert ist. Die verschiedenen Arten der Unterstützung sind insbesondere: Leibrentcnverträge, Vermögensverwaltung, Darlchnsbeschaffung, bestmögliche Verwendung des Hausrats, Beschaffung billiger Lebensmittel, Kleider, Heizstosse, Bereit stellung billiger Krankenpflege, Förderung der verbliebenen Arbeitskräfte, Unterbringung in Heimen. Der Reichszuschuß darf in der Reges für Unterstützungen nur verwendet werden, wenn im Falle des Todes aus dem Nachlaß eine entsprechende Rückvergütung erfolgt. — Eine Meinungsverschiedenheit ergab sich im Reichsrat über den Anteil der Länder und Gemeinden. Nach den Richtlinien ist die Verwendung der Reichsmittel nur dann zulässig, wenn Länder und Gemeinden (Gemeindever bände), mindestens das Doppelte des Reichszu schusses aufwenden., Die Reichsratsausschüsse hatten diese Bestimmung dahin geändert, daß die Zuschüsse auch dann be willigt werden sollen, wenn Länder und Gemeinheit nur Unter stützungen in gleich hohen Beträgen gewähren. Man einigte sich dahin, daß außer dem Ausschußantrag auch ein Negie- rungsantrag angenommen wurde, daß der Arbeitsminister zu vorläufigen Zuschüssen ermächtigt wird, aus denen Unterstützungen gewährt werden. Die Ermächtigung des Ar beitsministers erstreckt sich bis zum Betrag von 50 Millionen Mark. Der Rcichsrat stimmte ferner den Beschlüssen des Reichstages über dis Erhöhung des Stillgeldes der Wöchnerinnen auf 4,50 Mark zu, nahm die neue Postordnung sowie eine Reihe anderer Vorlagen an und vertagte sich dann. Durch die vom Neichsrat angenommene neuePost- o r d n u n g werden die Bestinnnungen für den Neichspost- verkchr, die bisher für die Postgebiete Bayern, Württem berg und des übrigen Reiches noch verschieden Waren, einheitlich geregelt. Wagons feltmigsbAft. Die überraschende Verhaftung. Der Kapp-Prozeß hat mit einer kleinen Sensation ge schlossen, die sogar zu falschen Gerüchten über eine angeb liche Flucht Jaaows Veranlassung gab. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung erschienen im Reichsgericht zwei Kriminalbeamte der Leipziger Polizei und erklärten dem sich bereits zum Weggehen rüstenden Herrn v. Jagow, daß sie ihn im Auftrage des Oberreichsanwalts zu verhaften hätten. Jagow, der mit dieser Maßnahme wohl nicht ge rechnet hatte, war im ersten Augenblick betroffen, folgte dann aber den Beamten ohne weiteres. Von Leipzig aus soll v. Jagow unverzüglich einer preußischen Festung zur Strafverbüßung zugeführt werden. Er hat an seinen Ver teidiger, Rechtsanwalt Grünspach, einen Brief gerichtet, in dem er schreibt, daß sein ganzes Verhalten während der Voruntersuchung eine Bürgschaft dafür gewesen wäre, daß er nicht daran gedacht hätte, sich der Strafvollstreckung zu entziehen. Er wünschteinenStrafaufschnb zur Rege lung persönlicher Angelegenheiten zu erhalten. Die von Ja gow gestellte Kaution von 500000 Mark bezog sich nur auf dk Verschonung «tt der Untersuchungshaft. Die Kaution ist daher jetzt frei geworden. Die Festungshaft besteht in einfacher Freiheitsent ziehung mit Beaufsichtigung der Beschäftigung in der Lebensweise der Gefangenen. Die Strafe wird in Festun gen oder in anderen dazu bestimmten Räumen vollzogen. In früherer Zeit bestand die Mehrzahl der Festungsgefan- gsnen aus Personen, die sich eines Duellvergehens schuldig gemacht hatten. Die Art, wie die Strafe gegen diese Ge setzesübertreter vollstreckt wurde, war. zumeist überaus milde. * Die anderen. Freiherr v. Wangenheim ist nach der Urteilsverkün dung im Hotel von einer Deputation des Reichs-Landbundcs begrüßt und beglückwünscht worden. Sanitätsrat Dr. Schiele ist an die Spitze des Zentralverbandes deutscher Hans- und Grundbesitzervereine berufen worden. Oberreichsanwalt Ebermayer hat dem Reichsjustiz minister Radbruch über den Verlauf und das Ergebnis der Leipziger Gerichtsverhandlung Bericht erstattet. Bei dieser Ge legenheit soll auch der Fall Ludendorff und die Frage einer eventuellen Anklageerhebung gegen ihn besprochen wor den sein. Cancle! unc! Verkehr. Eingeschränkter Eisenbahnverkehr nach Weihnachten. Infolge der großen Kohlenknappheit muß sogleich nach Weihnachten sine Verminderung der dem Personenverkehr dienenden Züge eintreten, um möglichst viel Kohlen für den Güterverkehr übrig zu behalten. Es werden deshalb zu nächst die sogenannten „Punktzüge", das sind die in den Fahrplänen mit einem rundenZeichen versehenenZügs, nach näherer Bestimmung der einzelnen Eisenbahndirek- tionen ausfallen. Von i>lah und fern. Technische Vereinigung zweier Großkraftwerke. Nach einer Mitteilung des früheren sächsischen Finanzministers Dr. Reinhold wird das im Bau befindliche Großkraftwerk in Böhlen bei Leipzig, das selbst 1200 000 Kilowatt er zeugen wird, mit dem Walchenseekraftwerk verbunden werden. Dieses soll nach Sachsen zu der Zeit Strom lie fern, wo es billige Wasserkraft zur Verfügung hat, während Böhlen dem Kraftwerk Walchensee bei ungün stigem Wafferstand aushilft. 9000 Jagdgewehre beschlagnahmt. Auf dem Mün chener Zollamt wurden 9000 Jagdbüchsen von der Entente beschlagnahmt. Die Gewehre stammen aus einer Waffen- rücksendung aus Holland. Die deutsche wafsentechnische Gesellschaft hatte sie verkaufen wollen. Der Verkauf kam aber nicht zustande, weil den Gewehren jede Bedingung für eine Militärwaffe fehlte. Die Entwaffnungskommission soll dann dis Wiedereinführung der Gewehre nach Deutsch land gestattet haben. Nun sollen die Gewehre auf An weisung von General Rollet der Treuhandgesellschaft zur Vernichtung übergeben werden. In der Angelegenheit ist jedoch eine Wendung dadurch eingetreien, daß ein Ameri kaner die Büchsen gekauft hat und die Herausgabe seines Eigentums verlangt. Er will die Hilse der amerikanischen Behörden in Anspruch nehmen, wenn ihm nicht sein Recht werden sollte. Ein Schneesturmmärchen. Aus Hirschberg wird ge meldet: Dis von einem Berliner Blatt verbreitete Mel dung, daß vier Herren und zwei Damen aus Dresden auf einer Skitour von der Schncekoppe im Schneesturm umge kommen seien, scheint nicht den Tatsachen zu entsprechen. Eingehende Nachforschungen auf der Schneekoppe, in Krummhübel, in Spmdclmühle, Hohenelbe, Petzer, im Riesengrund usw. haben hierfür nicht die geringsten An haltspunkte ergeben. Grippeepidemie ^n Süddeutschland. In Süddeutsch land greift die Grippeepidemie weiter um sich und hat be reits alle größeren Städte in Vaden und Württemberg er faßt. Am heftigsten tritt sie in der Gegend von Mannheim auf, wo alle Schulen geschlossen werden mußten und sich beträchtliche Störungen und Stockungen im Verkehrsleben zeigen. Die Zahl der Erkrankungen wird mit mehreren tau send angegeben. Eine frühere Bärenhöhle entdeckt. An der Südwand des Dürrnbsrg im Bregenzer Wald hat ein Jagdaufseher eine Bärenhöhle entdeckt, in der sich fünf Bärenschädel be fanden. In den Vorarlbergen ist der letzte Bär im Jahre 1870 erlegt worden, in Appenzell schon vor 250 Jahren. In Oer Mm? mit der Mske. Roman von Walter Schmidt-Häßler. 7K1 (Nachdruck verboten.) Was er sich erspart hatte, das war draufgegangen, seine geringen Zinsen erhielt er erst in Monatsfrist. Aber wäre er reich gewesen! — Nur auf wenige Wochen! — Aber so?! Der Zeit mußte er's überlassen, ihm einen Weg ,u zeigen, abzuwarten und weiter zu beobachten. Er stand auf und langsam, den Kopf gesenkt, die Hände auf dem Rücken, schlug er den Weg zum Hotel eilt. Im Vestibül empfing ihn der Kellner mit der Nach- riclit, daß schon zweimal ein alter Herr nach ihm gefragt habe. Di« Beschreibung stimmte auf Sekretär Busse, den er seit langer Zeit nicht mehr gesehen und in seiner Woh nung nicht angetroffen hatte. Dreimal war er zn ver schiedenen Leiten draußen bei ihm gewesen, aber jedesmal war die Gartentür verschlossen und vor den Fenstern hinter den Fuchsien- und Geranientöpfen die grünen Laden herabgelassen. Lr freut« sich dieses Besuches, dem er alles er zählen, mit dem er sich beraten konnte, denn er wußte, daß der alte Mann mit einer Art jugendlicher Schwärmerei an ihm hing, und seiner absoluten Diskretion konnte er versickert sein. Als er sein Zimmer betrat, fiel sein Blick auf ein Telegramm, das mitten auf der Tischplatte lag. Er hielt es für eine geschäftliche oder berufliche Sache, und öffnete gleichgültig den Umschlag. Was interessierte ihn jetzt außer dem eine»?! Wie unwichtig und klein kam ihm alles vor neben dem. was er vor einer Stunde er- ledt Halle?» Aber wenn aus wolkenloser Höhe jetzt ein Blitz vor ihm niedergesahren wäre, er hätte nicht sprachloser, nicht erschrockener auf das kleine Stück Papier starren können, das heftig in feiner Hand zitterte, als er aus einen Sessel » niedersant. „Freiherr Kurt von Altingen auf Hoheneck soeben verstorben. Anwesenheit deS MojoratSerbeu drtugend ge boten. Erbitte telegraphisch Amunstsmeldung. Tiefste ergeben Justizrat Bartels, Hoheneck." Träumte er? Nahm der Traum kein Ende?! Men ihn da auf dem Zettel tausend durcheinander wirbelnde Kobolde? Das war ja nicht möglich! Das war ja Wahnsinn! Kurt, der kerngesunde, blühende Diensch mit dem göttlichen Leichtsinn und der unerschöpflichen Daseins freude! Tot?! Wirklich tot?! Mitten heransgerissen aus dem vollen Leben! Sie batten ja nur wenig oder eigentlich nichts 'mit einander gemein gehabt, die beiden so ungleichen Vettern, das hatten die zwei Tage des Wiedersehens in Berlin zur Gewißheit bewiesen, aber unendlich leid tat es Herbert doch um den im Grunde herzensguten Jungen. Aber das eine, das Gewaltige, das nie für möglich Gehaltene überwog doch das Gefühl verwandtschaftlicher Trauer, das eine, was er kaum auszudenken vermochte, was da auf dem Telegramm stand in dem kurzen be deutungsvollen Wort: Majoratsherri Er riß das Fenster auf — beide Flügel — so weit er nur konnte. Die Luit im Zimmer beengte ihm die Brust, er hätte laut ausschreien können um sich Erleichte rung zu verschaffen von dem Alp. der auf ihm lag. Einen Moment sah er nicht das Bild des Toten, sondern etwas anderes, das wider seinen Willen, wider sein Gefühl vor ihm «Mieg und »Res andere überflutete — ein Meer von blankem, glitzerndem Gold, das in diesem Augen blick sein eigen geworden war. Er schämte sich dieser Vision, schämte sich dieser Gedanken, die mit brutaler Gewalt alles achtlos bei Seite drängten.' Feijx fiel ihm ein. Mußte derislbe Gedanke an den astbezwingenden Dämon nickt die arme Seele des heimatlosen Proletariers mit zehnfacher Gewalt gepackt und seine Sinne verwirrt haben, wenn er selbst, der Hochgebildete, der Adelsmensch mit dem versteinerten Empfinden sich nicht dagegen wehren konnte? Lauge — lange saß er sinnend am TM. Ein Wunder war geschehen — und als ein Wunder nahm er «8 hin, dankbar und doch im Gefühle des Rechts. de« benachbarte« vündener Bergen wurden jedoch noch t» den. 70er Jahren 16 Bären erlegt. Der letzte ist im Jahre 1904 geschossen worden. Schwerer Eisenbahnunsall. Am 21. Dezember ist, wie erst jetzt bekannt wird, auf der provisorischen Eisen- bahnbrücks über den Piave der von Venedig kommende Orientexpreß mit einem Schnellzug von Triest zusammen gestoßen. Mehrere Wagen des Schnellzuges wurden zer trümmert. Von den Reisenden des Schnellzuges wurden zwei getötet und 35 verletzt, während von den Reisenden des Orientexpretz niemand verletzt wurde. Der Mörder Essad Paschas im Kampfe gefallen. Bei den letzten Kämpfen in Albanien ist bei einem Straßen- kampf in Tirana der Mörder Essad Paschas, der in Paris freigesprochene Student Rustem; gefallen, als er in den Reihen der Aufständischen kämpfte. für beut unä morgen. Übertreibungen. Wo wird jetzt nicht Übertrieben? I« den Parlamenten, in Gerichtsverhandlungen, auf der Straß«, aber auch im Geschäfts- und Privatleben, überall sehen wir Übertreibungen. Sie verfälschen uns di« Maßstäbe für alle Verhältnisse und tragen dadurch einen gehörigen Teil Schuld an der Verbitterung, die alle Kreise erfüllt. Man sollte es sich zum Grundsatz machen, nicht in Übertreibungen zu reden, denn dadurch tritt man einerseits der Wahrheit zn nahe, an dererseits setzt man den eigenen Verstand herab. Übertreibun gen entwerten die Hochschätzung, indem sie diese verschwenden, und sind ein Zeugnis von der Beschränktheit unseres Wis sens. Unser übertriebenes Lob weckt die Neugierd«, reizt das Begehren, und wenn dann, wie es meistens sein dürfte, die hohe Erwartung enttäuscht wird, so fühlt ste sich be trogen und wendet sich mit Geringschätzung sowohl gegen das Gerühmte als auch gegen den Rühmer. Man nützt einem Freundel dem man helfen möchte, niemals durch ein Übermaß des Lobes, und auch ein Kaufmann, der seine Ware anbietet, hüte sich vor Übertreibung. Es ist immer schwer, überspante Erwartungen zu befriedigen, während normale, Ansprüche leichter erfüllt werden können. Deshalb gehe man zurückhaltend zu Werke und lobe lieber zu wenig als zu viel. " Außerordentliche Dinge und Leistungen sind selten, map mäßige deshalh seine Wertschätzung. Aber auch im TadelWits- ff'» man sich vor Übertreibungen, denn sie sind der Lüge peNyqM,. M und auf jeden Fall kommt man durch sie um dem RMiHs guten Geschmacks, was viel, und um den der VexstäMgi^r,^ was mehr ist. Wer aber in dieser Zeit der NnzufrieMchsU . durch unbedachtes übertreiben die Gemüter noch iveiM der- « " ' Wirt, der stört den Frieden und macht sich mitschuldig M-der' Not, in der wir leben. " «oiti A-nnm-ftsia Vermischtes. . r w d iT Der „gefesselte" Fahrstuhl. Die französische kratie, die bisher von Anwandlungen des Geizes, niÄ eben geplagt wurde, befleißigt sich derzeit einer Sparsam- ' keit, die wegen der übertriebenen Einschränkung dedMs- <? gaben nur zu oft das Gegenteil der beabsichtigten Wir-n ' kung erreicht, wofür die nachfolgende Geschichte beredtes Zeugnis ablegt: Ein Herr, der in diesen Tagen einern^». französischen Ministerium einen Besuch abstattete, suchte vergeblich den Fahrstuhl, den er endlich zwischen dem ersten und dem zweiten Stockwerk stillisgend vorfand. Auf seine Frage nach dem Grund sür diese merkwürdige Anordnung belehrte ihn der Pförtner: „Es geschieht das aus ausdrück lichen Befehl seiner Exzellenz, die die Stromkosten für den Fahrstuhl verringern und gleichzeitig die Angestellten der Versuchung überheben will, den Fahrstuhl zu benutzen." Der Minister hatte nicht bedacht, daß der stilliegende Fahrstuhl auch Strom verbraucht. Straßenbildcr aus Moskau. Nus London berichtet man: Der frühere Abgeordnete Dr. Arthur Lynch, der dieser Tage von einer russischen Reise zurückgekehrt ist, erzählt in eiyem hiesigen Blatt Einzelheiten von den Bil dern, die sich dem Fremden ans den Straßen Moskaus bieten. Er sah u. a. einen Soldaten mit einem ehemals französischen Dragonerhelm, einem deutschen Soldatenrock und ein paar alten Hosen, die ihm etwa zehn Zentimeter zu kurz waren. Strümpfe trug er nicht; er hatte am rechten Fuß einen Mannsstiefel und am linken einen weib lichen Schuh. Lynch sah Frauen in Kleidern, die auch in London elegant genannt worden wären; dabei gingen sie ganz munter mit bloßen Beinen einher, da sie keine p Strümpfe kaufen können, und ihre Beine zeigten deutlich r die Bisse jener Tierchen, die man oft vergeblich mit In- sektenpulver zu vertreiben sucht. Er hatte soeben das Autwortielegramm aufgesetzt und nach dem Kellner geklingelt, als le^se an die Tür ge klopft wurde. Auf sein „Herein" erschien Busses hagere Gestalt mit einem sonderbar vergnügten Lächeln um den schlauen Mund. „Sie haben sich gewiß gewundert, Herr von Altingen, daß ich so gar nichts von mir hören ließ", begann Busse, nachdem er Platz genommen hatte. „Ich habe Sie dreimal aufgesucht, jedoch leider ver geblich." „Ich weiß. Die Nachbarn haben mir's erzählt. Ich war nämlich ein paar Tage verreist!" „Ah so! — Kleine Vergnügungstour gemacht?" „Wie man's nimmt. Mein Vergnügen dabei war, einer guten Sache zu dienen. Ich bin nämlich in Ihrem Interesse sortgefahren!" „Wie soll ich das verstehen?" fragte Herbert erstaunt. „Sehr einfach, lieber Herr Baron. Sie erinnern sich, daß wir beide an einem Abend beisammensaßen und uns darüber buchstäblich kränkten, daß für die ganze infame Geschichte so gar kein schriftlicher Beweis vorhanden ist, daß der Fuchs io schlau war, keine gravierende Zeile aus der Hand zu geben. Denn hätten wir irgend was Ge schriebenes gehabt, so helfen ihm doch jetzt alle Ausflüchte nichts mehr. Und da fiel mir was ein. — Ich sagte Ihnen nichts davon und ließ den GedankenZanz still in mir aus reifen. Warum in Ihnen unnötige Hoffnungen erwecken? Nicht wahr? Und da hab' ich denn gesucht und gesucht, habe sondiert wie ein Spürhund Unst bringe Ihnen heute ein Resultat." ckm „Was bringen Sie mir?!?Achrie Herbert auf — „einen Beweis? Einen richtigen, unwiderleglichen Beweis?"