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Tannes dringt äas I>eil. B»a mrferem G-Mttarbeiter wird uns geschrieben; Die Geheimdiplomatie hat niemals so überwältigende Orgien gefeiert wie seit ihrer offiziellen Abschaffung durch die in Wilsons Bahnen wandelnde westliche Demokratie. Eine halbe Woche haben jetzt wieder Lloyd George und Briand in London zujammengesessen, um über das Schick sal der Welt zu beraten. Und was die Menge der Mittei lungen betrifft, so haben sie und ihre Trabanten die Öffentlichkeit allerdings nicht gerade kurz gehalten. Lei der nur pflegte eine Meldung die andere wieder aufzu- hehen, so daß manchen Lesern schließlich von alledem so' durum geworden sein mochte, als ginge ihnen ein Mühl rad im Kopf herum. Und auch jetzt, nach dem vorläufigen Abschluß der Londoner Besprechungen, wird zwar be sonders von französischer Seite mit wortreichen Ergüssen über die neue Befestigung der beiderseitigen Beziehungen nicht gespart, was aber bei dieser mühseligen Diplomaten- arbeit nun wirklich herausgekommen ist, darüber schweigt man sich in allen Sprachen klüglich aus. Allenfalls in negativer Beziehung wird verraten, daß das von Deutsch land begehrte Moratorium abgelehnt worden sei. Ob es aber bei dieser bloßen Ablehnung sein Bewenden haben soll, oder wie man sich sonst di Fortsetzung der Repara tionspolitik gegenüber Deutschland denkt, darüber schwei gen alle Flöten. Man will sich anscheinend keine für die Öffentlichkeit bestimmten Mitteilungen abprefsen lassen, um sich dadurch nicht Möglichkeiten zu verlegen, die viel leicht aus den Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage herausführen können. Man muß wohl auch einige Rück sicht nehmen aus die übrigen Mitglieder des Obersten Rates, die ja nicht gut vor vollendete Tatsachen gestellt werden können, da sie wenigstens der Form nach gleich berechtigte Mitglieder neben England und Frankreich sind. Und man möchte vielleicht auch Deutschland seine letzten Chancen nicht nehmen, die ihm noch durch Verhandlun gen mit diesen oder jenen Wirtschaftsmächten geboten werden könnten. So beschränkt man sich auf allgemeine Redensarten wie die, daß die beiden Ministerpräsidenten sich über alle Punkte verständigt hätten, ihre endgültige Entschließung aber von der nächsten Sitzung des Obersten Rates, die bekanntlich in Cannes vor sich gehen soll, ab hängig machen müßten. In dieser Wiedereinberufung des Obersten Rates erblickt Herr Briand, ungewöhnlich be scheiden, wie er diesmal ist, das eine praktische Ergebnis der Londoner Konferenz. Als das andere bezeichnet er eine engere Verknüpfung der Entente, ohne indessen hin- ruzufügen, in welchen positiven Ergebnissen er diese Ver knüpfung gegeben sieht. Und wie immer nun seit Jahren schon wird die Öffentlichkeit von der mehr als je auf Stelzen marschierenden großmächtlichen Diplomatie von der eben geschlossenen auf die zu beginnende Konferenz verwiesen, damit sich nur ja der allgemeine Eindruck er halte und verliefe, daß Lloyd George uyd Briand unaus gesetzt und unermüdlich, Tag und Nacht und Wochen und Monate, für das Wohl ihrer Völker, ja mehr als dies, für das Wohl der Menschheit sich abarbeiten. So könnten also die Engländer und die Franzosen, wenn sie überhaupt ge neigt sind, ihre politisch-wirtschaftlichen Bestrebungen mit sentimentalen Empfindungen zu vermischen, sich der Jahresschlußfeier mit der beruhigenden Gewißheit hin geben, daß, wenn nicht zum Schluß des alten, so doch bald nach Beginn des neuen Jahres die schweren Lasten, unter denen auch das westliche Europa zu seufzen hat, endlich eine Erleichterung erfahren werden. Was freilich nach Neujahr wirklich kommen wird — wer kann es wissen? Das Pariser Blatt, das man gewöhnlich als das Sprachrohr des dortigen Auswärtigen Amtes zu bezeichnen Pflegt, der „Temps", begrüßt die Rückkehr des Ministerpräsidenten aus London mit einem Artikel, der für eine zukünftige Zusammenarbeit Englands und Frankreichs mit Deutschland auf wirtschaftlichem Ge biet einiges Verständnis zeigt, ja der sogar so weit geht, eine Art Garantievcrtrag zwischen diesen drei Mächten zur Erwägung zu stellen, sodaß also auch die Unverletzlichkeit unseres Reiches und die innere Unabhängigkeit unserer Staatsleitung von Frankreich und England verbürgt würden, vorausgesetzt, daß auch wir uns zu getreulicher Erfüllung der in den Artikeln 42 und 43 des Versailler Vertrages niedergelegten Verpflichtungen bereit zeigen. In einem solchen Falle würde, so meint das Blatt, die Zeit bald gekommen fein, um auf alle militärischen Sanktionen verzichten zu können. Doch steht dieser Stimme der Ver nunft eine Entschließung der interparlamentarischen Gruppe des französischen Senats gegenüber, in der von der Mög Oer Mnn mit äsr j^aske. Roman von Walter Schmidt-Häßler. 711 (Nachdruck verboten.) Herbert wandle sich ab. Er war merkwürdig gerührt, er dachte unwillkürlich an das Bibelwort von dem Sünder, der Buße tut. »Sie besitzen doch vorläufig einiges Geld', sagte er Kann, „womit Sie eine Zeitlang auskommen können, bis Sie irgendeine Arbeit gefunden haben?!" Felix schüttelte den Kopf. „Ich besitze nichts, Herr Baron, wenn ich von hier fortgehe und will auch nichts besitzen. Das Geld, waS ich habe, wird kaum reichen, meinen Aufenthalt hier zu bezahlen.' „Sie haben nichts zu bezahlens Das ist alles schon im reinen!" „Nein, nein, Her? B«ron, daS sst unmöglich', siel Felix ein, „nun und nimmer könnte ich es annehmen, daß der Msrm, dem ich — — nun ja, daß Sie auch noch für mich —' „Lassen Sie daS, Felix, ich will es so. Nehmen Sie an, ich bezahlte Ihnen damit den Namen, den Sie mir da eben genannt haben, bezahlte Ihnen das furchtbare Geheimnis, für dessen endliche Lösung ich Ihnen dankbar bin, denn es gibt mir und noch jemandem ein ganzes verloren geglaubtes Leden, eine Überfülle von Glück zurück. Danken Sie mir nicht! Ich will eS nicht! Hören Sie? Ustd zugrunde geben sollen Sie mir auch nicht. Wäre ich reich, so nähme ich Sie mit mir, denn ich weiß, ich hätte an Ihnen einen treuen Menschen an meiner Seile, aber ich werde seben, wie ich auf andere Weise durch meine Bekannten für Sie sprechen kann." Felix konnte nicht antworten, er war nur imstande, unverständliche Worte vor sich Hinrustemmeln. Er war wie betäubt, wie berauscht von so viel Güte, so viel edler Gesinnung, dir für seinen Gedankenkreis etwas über menschliches, Unfaßbares wcw- „Was nun geschehen wird, weiß ich noch nicht! Alles gäU noch in mir m wildem Durcheinander, ich muß erst lichtest «t»er Hinzuziehung Deutschlands und Rußland« zu einer europäischen Wirtschaftskonseren- als von einer „Be fürchtung" gesprochen wird. Die Sicherheit Frankreichs könne nur eine Sache des nationalen Parlaments sein. In der Reparationsfrage dagegen lägen feste Verpflich tungen Deutschlands vor; also bliebe nur dafür zu sorgen, daß die französischen Forderungen unbedingt durchgeführt werden und daß zu diesem Zweck die wirkliche Finanzkon trolle über Deutschland, deren Notwendigkeit nicht mehr zu bestreiten sei, unverzüglich eingesetzt werde. Wie Briand sich mit den hier angedeuteten beiden Strömungen absinden mag, ist schwer vorauszusehen. Vielleicht ist ihm die Er- leuchiung während der Feiertagspause gekommen. An äie sckeiäenäen Ttammesbrüäer. ZumAblaufderOptionsfrist. Der Präsident des Reichstages veröffentlicht ein Schreiben, in welchem gesagt wird: Durch die rasche Vertagung des Reichstags ist eine Anregung mehrerer Parteien unerledigt geblieben, die sich mit den Besorgnissen der d e ut s chst ä m m i g e n Bewohner des pol Nische nAbtretungs ge biet es und anderer Gebiete wegen der Möglichkeit einer ' späteren Wiedereinbürgerung in Deutschland im Falle des V e r z i ch t e s auf Option be faßt. Am 40. Januar 1S22 endet nämlich die Options frist für die Bewohner einer Reihe von Abtretungsgebieten in Polen, Danzig usw. Wirtschaftliche und andere Gründe werden viele Deutschstämmige in den Abtretungsgebieten veranlassen, vielleicht sogar zwingen, die neuerworbene Staatsangehörigkeit des Landes, in dem sie lebten und leben, zu behalten und auf die Option für Deutschland zu verzichten. Diese Deutschen können versichert sein, daß im Reichstag darüber Einmütigkeit herrscht, daß Vorsorge getroffen werden muß, damit den Deutschstämmigen aus den abgetretenen Gebieten, die später dis Reichsangshörig keit wieder erlangen wollen, keinerlei Schwierigkeiten bereitet, sondern im Gegenteil jede mögliche Erleichterung bei den vorgeschriebenen Formalitäten gewährt werde. Eine solche Forderung des Reichstages au^die Regierung wird allgemeine Zustimmung der Parteien und auch bereit- willige Befolgung bei der Regierung finden. Politische Kunälckau. veutscklrnLl. Die Forderungen der Beamten. Die Verhandlungen des Reichsfinanzministers mit den Spitzenorganisationen der Beamten sind vorläufig ab geschlossen worden. Die Forderungen der Organisationen vom L. Dezember sollen nach Lage der Verhältnisse ab geändert werden, und die neuen Beratungen werden voraussichtlich in der ersten Hälfte des Januar stattfinden. Der deutsche Bcamtenbund erklärt dazu, daß die jetzigen Verhandlungen vor allem durch die augenblicklich ge spannte außenpolitische Lage beeinflußt werden. Man glaubt nicht, daß irgendwelche größeren Aktionen in der Beamtenschaft zu befürchten sind und man hofft, daß bei kleineren örtlichen Bewegungen der Einfluß der Ge werkschaften groß genug sein wird, um ernsthafte Störun gen zu vermeiden. Obcrschlesischer Hilfsbuud. Unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten von Ober schlesien fand in Berlin die konstituierende Sitzung des Oberschlesischen Hilfsbundes statt. Dieser hat sich die Aufgabe der Aufrechterhaltung und Festigung aller deutschen kulturellen Bestrebungen im deutschen Ober schlesien gestellt. Dem Ehrenausschutz gehören der Reichs präsident, der Reichskanzler, der Reichstagspräsident, Ger hart Hauptmann u. a. an. Die Verbrechen der „farbigen Franzosen". In einer deutschen Note an Frankreich über die Ver wendung farbiger Besatzungstruppen im besetzten rheini schen Gebiete, in der lediglich Ausschreitungen besonders schwerer Natur erwähnt werden, die von farbigen Truppen in der letzten Zeit verübt worden sind, sind nicht weniger als vier Fälle vollendeter, zehn Fälle versuchter Notzucht, fünf Fälle tätlicher Beleidigung, zwei Diebstähle, ein Mord, ein Fall widernatürlicher Unzucht und fünf unsitt liche Angriffe aufgezählt. Aus der Antwortnote der fran zösischen Regierung ist festzustellen; daß eine Anzahl Be ¬ sin wenig zur Ruhe kommen, mich sammeln, um meine Entschlüsse zu fassen. Morgen nm diese Zeit komme ich wieder. Da sind wir hoffentlich beide ruhiger geworden und können alles miteinander besprechen. Und was ich auch tue, Sie werden mir helfen, den Elenden zu ent larven?!' „Ich warte nur darauf, Herr Baron!" entgegnete Felix. „Gebrauchen Sie mich zu allem, was Sie wollen ! Ich weiß ja gar nicht, wie ich Ihnen meinen Dank be weisen soll!" — „Ich werde Ihnen Gelegenheit dazu geben, das ver spreche ich Ihnen! Und nun ein Lebewohl für heut«! Und auf Wiedersehen!" Noch einmal versuchte Felix die Hand des Scheidenden zu küssen, aber Herbert entzog sie ihm schnell, legte sie auf das dichtlockige Haar und bog den gesenkten Kopf weit zurück, daß er ihm zum erstenmal voll ins Gesicht schauen konnte. Eine tiefe, purpurne Röte stieg langsam darin auf bis hinauf auf die Stirne — heiße — brennende Scham — und die Augen schimmerten feucht, während sie sich in die seinen senkten. - „Armer Kerl!" murmelte Herbert in tieker Be wegung. „Und nun machen wir unter unserer Rechnung einen Strich! Kopf hock! Mutig ins neue Leben ge schaut! Auf Wiedersehen!' Damit ging er. Felix hörte seinen Schritt in den langen steingetäselten Korridoren verhallen, er sah seinen Retter aus dem Hause treten und über den Hof gehen, so sicher, so aufrecht, so recht wie ein Mensch, Ler sich einer schönen Tat bewußt ist. Am Gitter traf er Gretel, die eben kam und mit Ler er einige scherzende Worte gewechselt hatte, denn Felix sah deutlich ihr heiteres Lachen, sah sie eilig kommen und ihm von unten fröhlich zuwinten. Einen Augenblick später stand sie vor ihm. „Na, Felix", rief sie strahlend, „wie geht's?' Einen Augenblick sah er sie an, fest sind stumm. Seine großen tilgen leuchteten, seine Lippen lächelten einen wortlosen Gruß und ein eigentümliches Zucken bebte um Lie Flügel der Nase. Dann umschlang er mit beiden Sammelmappe ! für bemerkenswerte Tages- und Zeitereignisse, s > ! — — , * Lloyd George und Briand haben vorläufig vereinbart, daß Deutschland für Januar und Februar rund zwei Drittel des ursprünglich festgefetzten Betrages zahlen soll. * In den Oedenburger Landbezirken entfielen bet der Ab stimmung von 6765 Stimmen 54,6 Prozent auf Österreich und 45,4 Prozent auf Ungarn. * Der Oberste Rat wird in Cannes am 3. Januar zusammen treten. * Die Engländer wollen in Cannes eine Gesamtregelung aller europäischen Fragen und die Wiederherstellung des eng lisch-französischen Einvernehmens anstreben. * Senator France beantragte im amerikanischen Senat die Einberufung einer internationalen Wirtschaftskonferenz nach Washington. strafungen stattgefunden hat, der Mörder ist erschossen wor den, daß aber eine -Reihe weitere Fälle unaufgeklärt ge blieben ist. Die große Anzahl von Sittlichkeitsverbrechen allin genügt, um zu zeigen, wie unerhört und unverant wortlich die Verwendung farbiger Truppen in Europa ist. fneistsat Danzig. Zollabkommen mit Polen. Zwischen Danzig und Polen sind neue Vereinbarungen getroffen über den Ein tritt des Gebietes der Freien Stadt Danzig in das pol nische Zollgebiet am 1. Januar 4922. Die Höhe der pol nischen Zollsätze wäre für das Danziger Wirtschaftsleben erdrückend gewesen. Nun hat Polen einige Erleichterun gen sür Danzig zngestanden. Es hat eine Liste von Waren des täglichen Bedarfs aufgestellt, die Danzig aus Deutschland einführen muß. Der Zoll für diese Waren erfährt eine bedeutende Herabsetzung, die bis auf ein Viertel der jetzigen polnischen Zollsätze heruntergeht. Maschinen mit Zubehör sür Danziger Industrielle, Ge werbetreibende, Handwerker und Landwirte werden bis zum 31. Dezember 1922 zollfrei nach Danzig eingeführt -i! Berlin. Der Berliner Vertreter der russischen Sowjet republik erklärte, daß die Meldung der „Chicago Tribune" über die bevorstehende Einberufung einer russischen verfassung gebenden Nationalversammlung in das Reich der Fabel ge höre; ebensogut hätte gemeldet werden können, daß Briand seine Macht freiwillig einer Räteregierung übergeben habe. Saarbrücken. Wie die Regierungskommission mitteilt, sind weitere 31 Personen begnadigt worden, die anläßlich der Unruhen im Oktober 1919 zu Gefängnisstrafen verurteilt wor den waren. V. Ke leier m Marschau Die Ziele des verstorbenen Generalobersten. Die politisch bedeutsamste Rolle, die der jetzt verstor bene Generaloberst v. Beseler während des Krieges ge spielt hat, war die Leitung des damaligen Generalgouver nements Warschau. Allerdings haben sich ast diese Zeit auch vielerlei politische Gerüchte und Auseinandersetzungen angcknüpst, die die letzten Lebensjahre des Generals ver bitterten. Zur Aufklärung über einige dieser Fragen schreibt ein Berliner Blatt u. a. folgendes: „Bei aller Energie, die in den Zügen des großen Festungszertrümme- rers lag, war er eine humane Persönlichkeit. So sah er auch seine Aufgabe als Generalgouverneur nicht nur darin, das Land für den unmittelbaren Zweck des Krieges möglichst auszuwerten, sondern er suchte das fremde Volk mit Hilfe der Zivilvcrwaltuug schonend und pfleglich zu behandeln, um für später gute Beziehungen zwischen Deutschland und Polen, in welcher Form es auch sei, zu ermöglichen. Bei diesen Bestrebungen kam er oft in fühl baren Gegensatz zu anderen militärischen Amtsstellcn, namentlich zu Oberost. Durch das Nebeneinander- und teilweise Gegeneinanderarbeiten der verschiedenen obersten Behörden entstand der Schein, daß Deutschland gegen über Polen eine zweideutige Politik treibe. Als Beseler bei Ausbruch der Revolution Warschau verließ, wurden häßliche Vorwürfe gegen ihn erhoben, als habe er sich ge drückt, und die ihm anvertrauten Untergebenen im Stich gelassen. Di; Darstellung ist falsch. Beseler war vom deutschen Soldatenrat seines Amtes entsetzt, und es war ihm verwehrt, noch amtliche Funktionen auszuüben. Wenn er, ohne Aufhebens Zu machen, Warschau verlassen hat, so geschah auch das auf ausdrücklichen Wunsch des Soldaten rats." Armen den jungfräulichen Mädchenkörper, preßte stürmisch jein Gesicht tn die Fallen ihres Kleides und stammelt« unaufhörlich: „Ich bin ja so glücklich! So zum Sterben glücklich!" Und zum erstenmal seit dem Tage, wo er Heimat und Mutter verloren, brach die Sonne des innersten Gefühls sieghaft durch alle Nebel; zum erstenmal stand die Über fülle der Empfindungen, die in ihm wogten, erlösend« Tränen, und er weinte, weinte wie ein Kindl — * * Als Herbert Las Krankenhaus hinter sich liegen hatte und ins StadtwLldchen einbog, war ihm zumute, als hätte man ihn soeben ans einem Traume geweckt. Unter Menschen zu gehen, war er fetzt nicht 'imstande. Auf einer einsamen Bank iu der Nähe des kleinen Sees setzt« er sich nieder. Die regungslose Fläche des grünen Wassers tat feinen Augen wohl, die feierliche Still« legte sich beruhigend auf sein Gemüt. Hier konnte er lick sammeln — Nachdenken — ruhen! — Was hatten dies« wenigen Stunden ihm gebracht?! Die Erlösung, hie Gewiß, heit. Und nun?! Ja, was nnn?l — Es mußte Nun etwa- geschehen. Aber was?! Erhatteeinmgefähllichen Gegner vor sich, der im reichsten Maße alles belaß, was ihm selbst' fehlte. Der allmächtige Baumeister, Len jeder nur makel los und mustergültig kannte, hatte gewiß tausend Mittel und Mittelchen, taulend Listen und Ränke, um seine An klage, die keiner bemessen konnte, als ein namenloser Proletarier, mit Hahnlächeln zu entkräften. Was waren er und sein Gewährsmann, dem furchtbaren Menschen gegenüber, -er alle Hintertreppen und Winkelzüge deS 8«seheS wohl nur allzu genau kannte? Alles stand dem Gegner zu Gebot — ihm selbst so gut wie nichts! Wäre er letzt reich geweift Zum erstenmcü emp'aud er ein Gefühl der kläglichen Aohängigkeit von Lem Em- flutz deS Geldes. Sein« Mittel waren durch die großen Ausgaben für Felix' Krankheit auf ein Minimum redu ziert, er mußte sich gleich hem bescheidensten Handwerker ängstlich mit dem noch übrigen einrichten, wenn er bif- zum Antritt fernes nächsten Engagements auskomme» -wollte. (Fortsetzung folgU