Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung Lökal-Anzeiger für OLtendorf-Okrilla und Umgegend «r. r»r r kl DK .Ottendorfer Zeitung* erschein« Diens- 0 t«§, Donnerstag uns Äannabend. N s' Betzugs-Preis: Wonatiit^ 0,50 Mark, !1 bei Zustellung durch die Boten 4,— Mark, Ä 's Im Falle höherer Gewalt sKrieg od. sonst. sj irgendwelcher Störungen de» Betriebes der 0 I Zeitunq, der Lieferanten od. d. Bcsörderungs- N l! Einrichtungens hat der B-M,-r keinen An- 0 u spr^ auf Lieferung oder Nachlieferung der st Zeitung °d.ausRiickzahlungd.Bezugspreises, yZ ArzrigÄlM ' r Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer j Schnftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle,.Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den U Januar ;922 Anzeigen-Preis: Die kleingespalten« Zoll« l oder deren Raum wird mit 7S Pfg-, «f f der ersten Sette mit 2,— Mk. berechnet, l Anzeigen werden an den Erscheinungstagen 4 bis spätestens vormittags 10 Uhr in die " Geschäftsstelle erbeten. «< Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wenu der Anzeigen-Betrag durch Klage eingezoge» t< werde» muß oder wenn der Auftraggeber st in Konkurs gerät. ll Gemeinde-Giro-Konto Nr. 118. 20. Jahrgang. Silvesterabend Drei Alte saßen beisammen In frostiger Winternacht, Da ist, wie von lohenden Flammen, Am Himmel ein Leuchten erwacht. Die Freudenseuer der Runde Glänzen so rot so klar, Und die Glocken bringen die Kunde: «Wieder ein neues Jahr!* Da blickt der eine ins Weite Und murmelt dann vor sich hin: „So blättert man Seite zu Seite, Und ws bleibt des Lebens Sinns So folgen sich Fahre und Jahre, Und der Scheitel wird silberweiß, Ein neuer Schritt zu der Bahre, Ein Fahr wieder länger Greis!* Und der andere ballt seine Hände Und spricht dann mit festem Mut: „Geht es auch näher dem Ende. So ist das nur recht und gut: Es folgt ein Geschlecht dem Geschlechte, Endlos sind Raum und Zeit: Lehr' Kinder und Enkel das Recht«, Dann lebst du in Ewigkeit!* Doch des Dritte« hohe Gedanke« Fliege« zum Sternenzelt: «Vater, wie mutz ich dir danken« Vater, wie schön ist die Welt! Du hast mir^wieder gegeben , Auf Erden ein langes Jahr! Brüder, es lebe das Leben, Das so schwer und so köstlich war? Neujahr 2922. Znruckblickend und ausschauend stehen wir an der Kckwclle des neuen Jahres. Zurückblickend aus das »erMsene mit seinen erfüllten und unerfüllten Sehn- luchten und Wünschen, mit seinen begrabenen Hoffnun gen und seinen emgelösten Versprechen, ausschauend auf das neue Jahr, das in seiner Urne die schwarzen und die heitern Lose für uns birgt. Was hat uns das alte Jahr an Ersüllungett und Enttäuschungen gebracht? Es hat keinen Zweck die Menge Der manchmal sich überstürzenden Ereignisse der Reihe nach einzeln zu betrachten. Es hat auch keinen Zweck, di« größten Geschehnisse herauszugrcisen. Schon wenn wir uns mit einem allgemeinen Ueberblick über das verflossene Jahr begnügen, dann sehen wir, wie wenig es uns von den zagen Hoffnungen und kargen ' Erwartungen erfüllt hat, mit denen wir es begannen. Immer, «och warten wir auf den Frieden. Immer noch sind wir Spielball oder Handelsobjekt der anderen Mächte. Immer noch suchen sie offen oder versteckt «pieren Wiederaufbau zu verhindern und die Bleige wichte, die sie uns auf wirtschaftlichem und politischen Gehißt angehängt haben, bis ins fast Unerträgliche zu Vermehren. Alle die Hoffnungen, die wir auf den end lichen Sieg der Vernunft setzten, haben sich lei- ver «och nicht erfüllt. Oft zwar schien es, als sollte es ddn .Einsichtigen aller Länder gelingen, sich Gehör zu verschaffen. Aber die darauf folgenden bitteren Ent täuschungen über den unzerstörbaren Machtwahnsinn u. die egoistische Ausnutzung unserer Schwäche war dann um so tiefer und schmerzlichen. Wenn es auch scheint, als s»i man in der zweiten Hälfte des verflossenen Iah- res von der Politik der Drohungen, Sanktionen, Dik tate und Ultimatums etwas abgerückt, so ist das den- «vch kein großer Trost für uns. Das abgelausene Jahr bedeutet keinen Ausstieg für uns, sondern einen Nieder gang in bisher ungeahnte Tiefen. Die kurzen Untcr- Lrcchüngen, die die absteigende Linie hier und da cr- suhr/ bedeuten für uns nur Atempausen, ohne die »vir völlig! untcrgegangcn wären. Auch die scheinbare Blüte unserer Wirtschaft ist — wo sie überhaupt vorhanden ist — An Trugbild. Denn ihre Grundlage, der schlechte Stano-der deutschen Valuta, ist eine überaus trügeri- zche. In aller Kürze kann sich hier vieles ins Gegen teil verwandeln. Während des verflossenen Jahres ha lben s«h die Lebens- und Wirtschastsverhältniffe des größten Teiles unseres, Volkes dauernd verschlechtert. Die im Sommer scheinbar ins Stocken geratene Tene rnugsw-lle ist, vekursacht durcks Ereignisse zumeist außenpolitischer Art, umso krasser nnd furchtbarer in ^kcheinnng getreten. Die Verflachung und Veräutzer- tiitmnq unseres Innenlebens hat trotz guter gegentcili- >n«r -Ansätze hier und da weiterhin betrübende Fort- «chrirkr gemacht. Alle die traurigen Auswirkungen und Muchwj?ungen des verlorenen Krieges mochten sich noch tvrmer^r wtsererp Dollskörper —- oft sog« mstb t« er- H-htM AHe — geltend, ei« Erscheinung, wir Walther das Werk im Laufe der Jahre wesentlich größert und zu einem bedeutungsvollen Rufe gebracht, in dem der Neuzeit entsprechend eingerichteten Betriebe gestellten Preßglaswaren, sind in Deutschland wie im lande als Qualitä'Sfabrikate bekannt und eingeführt, ver- Die Her- Aus- wa» Oertliches rmd Sächsische-. Dttendorf Vkrtlla, den su Dezember z-rz. — Mit dem ersten Januar vollenden sich 25 Jahre daß Herr Direktor Max Walther, der Firma August Walther L Söhne A. G., hier, in das Unternehmen eingetreten ist, A" der Spitze der Glas-Abteilung stehend, hat Herr Direktor dem Jubilar für seine unermüdliche Tätigkeit und für da» Schaffen von vorzüglichen technischen Einrichtungen nicht an letzter Stelle zu danken ist. Möge es Herrn Direktor W lther vergönnt sein, zum Wohle der Firma August Walther L Söhne A.-G. und zum Segen unserer Gemeinde "och eine lange Reche von Jahren ersprießlich zu wirken. — Aus eine Anfrage des Landesverbandes der Saal« Inhaber Hai das sächsische Ministerium des Innern ge antwortet, daß «s für das kommende Jahr den Erlaß einer Verbotes zur Abyaliung öffentlicher Kostüm- und Masken bälle n.cht beabsichtigt. Im übrigen erklärt sich da» Ministerium mit Rücksicht darauf, daß die Vorarbeiten zur Abänderung über Tanzvergnügungen bis dahin noch nicht abgeschlossen sein werden, damit einverstanden, daß die Zett für Abhaltung von Kostüm- und Maskenbällen im Jahr« 1922 bis zum 3. April ausgedehnt wird. ' . — Eine ungeheuerliche Belastung des G-schästtlcben» bedeutet die Erhöhung der Postgebühren. Handel und Per« kehr'hahen auch ein Recht, auf YaS Dasein, und eS sind nicht tote Massen, sonde'rn lebende Werte, die Zehniausende von Menschen in sich schließen. Was heute die Portokasse eine« Geschäftes im Lause eines Jahre» braucht, genügte früher unter Umständen, das ganze betreffende Geschäft zu kauien. Diese Unkosten sind derartig, daß es bald erforderlich «scheint die geschäftliche Korrespondenz auf eine neue Grundlage zu stellen. Man Muß nach einem Ersatz- für Briefe suchen, um ote gegenseitigen Portounkosten zu vermeiden. Ein Geschäft läßt sich nicht dadurch Hochhalten, daß eS ftrll und bescheiden wie ein Veilchen im Verborgenen blüht. Etn Kaufmann und ein Fabrikant können die besten Waren aus Läger habm, aber wenn niemand etwas davon weiß, werden sie nicht« verkaufen. Jever der Gelv oder Wckren umsetzen muß.- ist auf Mitteilsamkeit angewiesen. Und djese geschäftliche Mit« teilsamkeii ist in jeder Form sehr teuer. Per. Verkehr sür Resende, durch R-klame und Anzeigen ist schon stark unter« bunden und nun soll auch der schriftliche Verkehr dran glauben. Wer hat den Schaden? Zuerst der Nährstand, dann die Käufer, das Publikum, zuletzt aber die Reichskaffe bet den Steuern. Meißen. Am 24. Dezember nachmittag« ist hier ein Scheckbetrüger ausgetreten, dem es gelungen ist, süuf hiesige Geschäftsinhaber um größere Beträge zü betrügen. Der Schwindler ist am genannten Tage vormittag« In der hiesigen Girokaffe erschienen und hat daselbst^unter der An gabe, er heiße Karl Heinz Heinert, fti. Kaufman« und wohne hier. Fleischergaffe 2, um Eröffnung eines Kontos gebeten, das ihm auch bewilligt worden ist. Er- hat 10 Mark ein-', gezahlt und angegeben, er habe von MlSwärtS Zahlungen zu erwarten, die er auf sein Konto übercheisen lassen woÄe. Es ist ihm hierauf ein Scheckbuch mit HO Platzanweisungen und ein Rechnungsbuch auigehändigt worden.. Am 24 D zember, nachmittags in der 6 Stunde, hat der.Be trüger bei den erwähnten Geschäftsleuten Waren im W«iS von insgesamt 6000 Mark eingekauft und daselbst Schecks über die fraglichen Beträge ausgestellt, die er. huch in Zahlung' gegeben hat. Im Rechnungsbuch» .hat er fälschlich i > Guth den aon 17000 Maik eingeir'ägkn, um die Ge- schäusüuie sicher zu machen. Den Umftaizd, daß die Stadt« gi okaffe am 24. Dezember nachmittags geschlossen war und «e Sch cks eril am 27. Dezember oorgelegi werden konnten, :g der Schwindler auSMMtzl. U ber die Person de« Zchwinb'e:», d r bereits am 24. .Dezember abend» di« B sige Siavi verl.ffen haben dürfte, tdnnle b>S jetzt nicht« festgeiielli werden. Er ist 25 bis 28 Jkhre alt, etwa 1,65 auch bei den Siegcrstaaten und sogar bei der: Neutra len wahrnchmen können. Und nun beginnt das neue Jahr. Mit neuen Hoffnungen, neuen Wünschen und . neuen Erwerbungen treten wir in seinen Kreis. Wird es uns unsere Träume erfüllen? Wir haben gelernt, bescheiden zu sein. Die verflossenen Jahre gehören wohl mit zu den schwersten Zeiten, die ein jeder von uns durchko sten mußte. So ist es gekommen, daß wir unsere Hoff nungen auf das Mindestmaß reduziert und unsere Er wartungen aus das Bescheidenste herabgedrückt haben. Schon die ersten Monate des neuen Jahres werden uns aller Wahrscheinlichkeit nach Ereignisse politischer Art von außerordentlicher Tragweite bringen. Vielleicht bringen sie uns endlich die Möglichkeit oder wenigstens die begründete Hoffnung aus einen Ausstieg unseres Volkes in seiner Gesamtheit' sowohl als auch eines jeden Einzelnen aus der Gedrücktheit unserer Zeit. Den Glauben daran haben wir noch. Trotz aller Enttäu schungen hat er sich bis heute erhalten. Jedesmal, wenu wir an der Schwelle eines neuen Jahres stan den, sagten wir uns: „Es muß doch anders wer den!" Hoffentlich bringt uns diese Aenderung das neue Jahr. So stehen wir denn auch jetzt wieder nachdenklich, fchr nachdenklich am Beginn des neuen Jahres, zurück schauend auf das verflossene, ausblickend aus das neue und hoffen schüchtern und zage auf das Anbrcchcn einer neuen Zeit, in der es keinen Machtwahn mn, k.inm Schacher mit Menschen und keinen Haß mehr gibt. LL. Bleigietzen. Wit«, all den - Gele« tuo WJiagüttM'7 künsten, die stach altem . V olks brauch m der besonders wichtigem letzten Nacht "des Jahres, in der Aflbeste^- »acht, geübt wurden, hat sich nur eine Sitte in Stadt und Land allgemeine Geltung verschafft: das Blei gießen. In unzähligen Familien werden sich auch dies mal wieder hochgerökete Köpfe und aufgeregte Gesichter über die geheimnisvolle Wasserschale beugen, in der'sich die merkwürdigen u. phantastischen Formen.Les erkal-mcn Bleis bilden. Das Bleigietzen ist sogar —was so,.st cinnu alten Volksbrauch selten passiert, — von der ge schäftigen Industrie ausgenommen und ausgebildet wor den. Auch wo man sonst sehr „ausgeklärt" ist, wird doch in den Läden das „Sylvesterblei" seilgehal en, und man Hilst sogar der prophetischen Gabe der Bleistücke künst lich nach, indem man in die hohlen Bleisormen aller lei weissagende Sprüche und sonstige vieldeutige Sinn bilder hineintut. Das Bleigießen ist ursprünglich kein Sylvesterbrauch gewesen. Es wurde in Schwaben z. B. am St. Veitstage, dem 15. Juni, geübt. In romani schen Ländern ist es noch heute am Johannistage, der za für die Erforschung der Zukunst so wichtig erscheint, üblich. So wird in Sizilien und in Mazedonien in der Johannisnacht Blei gegossen, und diese Einöürge-- nmg der Sitte weist auf antike Vorbilder hin, Wieman ja schon im alten Rom das „Orakel des Bleigusses" kannte. Ueberhaupt sind all diese „Losspiele", zu denen auch das Bleigießen gehört, heidnischen Ursprungs. Das Vorwärtskommen an Besitz und die Vereinigung mir einem passenden Ehegenossen sind die beiden größien Glückssälle im einfache« Dasein. Das Landvolk spielt daher noch weiter seine alten Losspiele, in denen im mer wieder danach gefragt wird: „Werde ich reich? Bekomme ich einen Mann?" Ursprünglich war das Blei- und Zinngictzen in Deutschland vielfach aus den An- vreas- oder den Thomas-Abend verlegt; im Harz mußte das Blei durch einen „arsslöttel", einen ererbten und da her besonders wertvollen Schlüssel, gegossen werden. Im allgemeinen bedars das Volk keiner großen Appa rate, um die Zukunft zu ergründen. Eine Schüssel mit Waffer, ein Ei, ein Holzscheit, ein paar Späne sind die wichtigsten Losmittel. Zieht man ein gerades Scheit aus dem Holzhausen, so ist der künftige Gatte schlank, zieht man ein krummes, ist er bucklig. Zählt man die Holzspäne, die am Herde liegen und ist die Zahl ge- rade, so bekommt man einen Junggesellen, ist sie un gerade, einen Witwer. Schüttelt man den Zaun des Gehöftes, so bellt in der Gegend, aus der der Freier kommen wird, ein Hund. Man wirft langgeschälie Apfelschalen über die Schulter und deutet aus den Ver schlingungen den Anfangsbuchstaben des Namens dcs Bräutigams. Man setzt Nußschalen aus eine Wasser- schüffel, und diejenigen, deren Schalen sich Bord an Bord legen, werden im nächsten Jahre ein Paar. In Schlesien und Ostpreußen wird Eiweiß in eine Schüssel mit Wasser getan, und aus de« Figuren, die sich dann » / . - « i. - Meter groß, von mittlerer Gestalt, Hal-gesunde» Aussehen) L blondes Haar und desgleichen Schnucibarianflug. BekUibet menen bereits nahe verwandt; doch ist das Blei das ! - c. cm-., -- kostbarste unter all diesen Materialien, und daher wird mit Hellen Mantel (Lch-ilpfer), blauer Ho;e^ Mit ihm die stärkste Kraft der Prophezeiung zugeschrieben. Aufschlag, schwirren Schnürschuhen, blaugestrotften Schal, Aus diesem Grunde hat es wohl auch die allgemeine breilem, weichem, Dunkelgrünem Hut und Handschuhen- au« Auniabme gefunden, die den Volksbrauch des Blei- Wildleder. Er hat sächsische Mundart gesprochen und deq gictzÄts zu sirre« Hau-tALMtz der GroMdter am Eindruck eine» gewandten Kaufmann» gemacht. Sylvester »acht».