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Vie deutsche Antwortnote. Rechtsverwahrung. Den Erklärungen des Kanzlers im Reichstage und der dazu erteilten Zustimmung der Parlamentsmehrheit ent sprechend hat der deutsche Botschafter in Paris der Bot- schafterkonferenz folgende Note übermittelt: Die deutsche Regierung hat mit tiefer Enttäuschung von der Note des Obersten Nates vom 28. Oktober Kennt nis genommen. Sie erblickt in dem territorialen und wirtschaftlichen Diktat, welches dadurch dem Deutschen Reiche auferlegt wird, nicht allein eine Ungerechtig. keil gegen das deutsche Volk, der sie wehrlos gegenüber steht, sondern auch eine VerletzungdesBersailler Vertrages, dem die in Gens getroffene und von den alliierten Hauptmächten angenommene Entscheidung wider spricht. Die deutsche Regierung legt daher gegen den hierdurch geschaffenen Zustand als gegen eine Rechtsver letzung ausdrücklich Verwahrung ein. Lediglich unter dem Druck der in der Note ausge sprochenen Drohungen, und um der deutschen Bevölkerung des oberschlesischen Industriegebietes die sonst bevor stehende Verelendung soweit wie möglich zu ersparen, steht sich die deutsche Regierung gezwungen, dem Dittat der Mächte entsprechend die darin vorgesehenen Dele gierten zu ernennen. Die Namen der deutschen Delegierten werden unverzüglich mitgetetlt werden. Mit dieser Note ist in gleicher Weise der Forderung der Alliierten Genüge getan als auch dem Empfinden des deutschen Volkes gegenüber der ganzen Welt laut und ver nehmlich Ausdruck gegeben. Die Namen der Delegierten brauchten in der Note noch nicht mitgeteilt zu werden. Nach einer Meldung des „Petit Journal" soll die Dotschafterkonferenz beschlossen haben, der deutschen Regie rung mitzuteilen, daß der deutsche Prote st als wirkungslos betrachtet werde. Deutschland habe keinerlei Meinung über die Entscheidung des Obersten Rates auszusprechen, sondern nur seine Bevollmächtigte» zu ernennen. * Zusktang im keickstage. Einer unserer Berliner Mitarbeiter entwirft von dem „großen Tag" im Reichstage, der kurz vor Mitternacht mit der Annahme des Vertrauensvotums für das neue Ka binett Wirth schloß, folgendes Stimmungsbild: Das Kabinett Wirth in erneuter Gestalt marschiert auf. Dr. Köster als Minister des Innern, Radbruch als Justizminister; überhaupt: „das" Kabinett der Per sönlichkeiten. Rathenaus Platz ist noch unbesetzt. Das ist eine der großen Unklarheiten der Lage! Ob das Kabi nett lange bestehen wird? Fragen ist leicht, antworten ist schwer. Kommen die Demokraten wieder zurück, nachdem der kritische Tag vorüber ist? Das Zentrum wird die Verantwortung für ein Kabinett, in dem es neben der Sozialdemokratie allein ist, schwerlich lange tragen können. Die Fragen schießen durch den Kopf, so sehr heute Ober- fchlesien die Sorge des Tages ist. Aber das unglück liche Land wird ja leider nicht die letzte sein. Wirths Rede sagt so viel und so wenig, als nach den Beschlüssen des Kabinetts zu erwarten war. Das Haus weiß ja selbst nur zu genau, daß sein Protest wenig praktische Wirkung haben kann. Von Wichtigkeit ist nur die Entscheidung über die Entsendung des Kommissars. Der Führer der Sozialdemokraten, ALg. Müller-Franken, braucht einmal im Hinblick auf entschieden rechtsstehende Kreise das Wort „Gesindel", sonst bleibt die Debatte, entsprechend dem Ernst der Tagesordnung, diesmal recht zurückhaltend. Pfarrer Ulitzka vom Zentrum spricht stimmungsvoll, — aber ahne sich nach irgend einer Richtung hin praktisch herauszustellen, — für die Oberschlester. Zu Hergts, des Führers der Deutschnattonalen, Rede klingt ent schlossen die Zustimmung der Rechten. Er gibt eine Dar stellung der Fehler, die nach seiner Meinung staatsmännisch mit Nachgiebigkeit auf deutscher Seite von der Annahme des Versailler Friedens an gemacht worden sind. „Soll der alte Fehler auch heute wiederholt werden? fragt er und sagt weiter: Glaubt nachgerade noch jemand, daß uns dadurch auch nur ein Lot neuen Übels, das man uns über haupt zufügen kann, erspart bleibt? Wir dürfen den Kom missar, der.über die wirtschaftliche Zukunft Oberschlesiens in seiner neuen Gestalt mitberaten soll, nach Hergt, nicht entsenden! Aber in die Irredenta müssen wir gehen; sie ist die Parole der Zukunft." Das verhängnisvolle Wort fällt damit zum erstenmal im deutschen Reichstag. DaS Haus nimmt eS rechts mit stärkster Zustimmung, links und in der Mitte schweigend auf. Schücking spricht für die Demokraten. Aus dem Kabinett sind sie ausge schieden, aber sie werden die Entschließung, die den Er klärungen der Regierung zustimmt, annehmen. Breit scheid, der Redner der Unabhängigen, hat rednerisch einen guten Tag. Er macht grausame Witze über die De mokraten, die wohl selbst eingesehen hätten, in einem Kabi nett der Persönlichkeiten wäre für sie nichts zu suchen. Auch der alte Kahl, der für die Volksparteiler auf der Tribüne erscheint, spricht wirkungsvoll, — nicht wirkungs voll genug, das Schicksal des Tages zu wenden. Nachts 11 Uhr bekommt Wirth sein Vertrauensvotum bewilligt. Die Abstimmung ist namentlich. Deutschnatio nale, Volksparteiler und die bayerischen Volksparteiler lehnen ab. Die Deutschnationalen haben damit nach ihrer Auffassung ihr Mißtrauen gegen Wirth hinlänglich deut lich zum Austrag gebracht und verzichten auf ein aus drückliches Mißtrauensvotum, wie sie es zunächst hatten beantragen wollen. Das Haus vertagt sich auf den 3. No vember. Für die Bewilligung der Erklärung der Regie rung, also für das Vertrauensvotum, stimmten Zentrum, Demokraten, Mehrheitssozialisten und Unabhängige. dnter poiniscksr f)errfcdafl. Der „weißeAdler" faßtzu. Die Polen haben es sehr eilig, ihre Vorbereitungen zu treffen, um das ihnen zugeteilte Stück deutschen Landes in Oberschlesien fest in Besitz zu nehmen. Es ist noch sehr wohl in Erinnerung, daß die mit allen Mitteln jahrelang bettiebene Agitation Korfantys und der ganze polnische Werbefeldzug auf die Forderung und das Versprechen „Oberschlesien den OLerschlestern" aufgebaut waren. Aber schon jetzt muß man die Erfahrung machen, daß die War schauer Regierung gar nicht daran zu denken scheint, ihr Versprechen einzulösen. Die bisherigen Ernennun gen für die künftige polnische Verwaltung betreffen fast ausnahmslos Kongreßpolen. Im polnischen Parla ment in Warschau wurde eine Resolution angenommen, in der verlangt wird, für schleunigen wirtschaft lichen Anschluß der an Polen gekommenen Teile Oberschlesiens an den übrigen Teil des polnischen Staates Sorge zu tragen. Nach weiteren Meldungen soll die Stadt R y b n i k eine starke polnische Garnison erhalten. D e treuen Helfer. Der Polnischs Gesandte in Paris bestätigte dem Mi nisterpräsidenten Briand, daß seine Regierung die Ent scheidung der Alliierten über Oberschlesien angenommen habe und drückte ihm nach der Havasagentur den Dank dafür aus, daß Frankreich bei dieser Gelegenheit Polen seine wohlwollende Unterstützung gewährt habe. Man wird in Warschau Wohl bald erfahren, daß dieses Geschenk nicht umsonst gegeben wurde und daß Polen schließlich nur ein Stein im französischen politischen Schach spiel ist. Die Interessen der Entente in Oberschlesien machen sich jetzt bereits bemerkbar. Man hört bereits immer mehr von Pariser und Londoner Vorbereitungen zu einer wirtschaftlichen Durchdringung der an Polen abgetretenen Teile Oberschlesiens. Während die Engländer in erster Linie die Ausbeutung der Ryb- niker und Plesser Kohlenlager anstteben, interessieren sich französische Kapitalisten für die Hütten und Fabriken im polnisch gewordenen Territorium. Es handelt sich an geblich um die Gewährung einer großen englischen Staats anleihe gegen die Verpfändung der Rybniker und Plesser unerschlossenen Kohlenfelder. Der Jnteressenstreit zwischen Paris, London und Warschau wird sich bald deutlicher be merkbar machen — allerdings leider Wohl auf Kosten des bisher deutschen Landes. * Keine Massenflucht der Deutschen. In verschiedenen Zeitungen wurde gemeldet, daß bereits 12600 Flüchtlinge aus dem Abstimmungsgebiet in dem uicht- besetzten Schlesien eingctroffen seien. Drese Nachricht ist falsch. Sic erklärt sich dadurch, daß aus der Putschzeit her noch eine Anzahl Flüchtlinge sich in Niederschlcsieu aufhtetten, von denen aber täglich eine größere Zahl zu ihrem früheren Wohnsitz in Oberschlesten zurückkehrt. Von unä fern. Lahmlegung der Rheinschiffahrt. Der ganz ahnorm niedrige Wasserstand des Rheins hat viel ernstere Folgen, als man bisher annhm. Es wird die Ansammlung einer riesigen Schiffsflotte von Neuwied bis unterhalb Rhein brohl gemeldet. Die Zahl der Bergschleppzüge, die wegen der Wasserverhältnisse bei Neuwied warten müssen, mehrt sich ständig. Millionenschäden sind bereits durch diesen unfreiwilligen Aufenthalt entstanden. Termin im Klantekonkurs. Die erste Gläubigerver sammlung im Konkurs des verkrachten Wettkonzerngrün ders Klante hat in Berlin unter großem Andrang statt gefunden. Klante, der früher Reisephotograph und Zeitungsausträger war, zahlte noch 1919 nur 20 Mark Steuern, 1920 aber als Besitzer eines Rennstalls, mehrerer Villen und dreier Automobile eine halbe Million Mark. In seinem Privatleben hat er Riesensummen verschleudert. Der Zusammenbruch des Wettkonzerngründers begann Ende Mai dieses Jahres. Die Gesamtsumme der Aktiven wurde vom Konkursverwalter auf etwa 23 Millionen Mark festgestellt, für vorrechtslose Forderungen dürften aber nur 17 Millionen Mark verbleiben, was einer Quote von 33^ Prozent entsprechen dürfte. Gegen eine Reihe von Personen sind im Zusammenhang mit dem Konkurs Strafanträge gestellt worden. Ehrenbezeigung vor der amerikanischen National hymne. Der Bürgermeister von Andernach gibt bekannt, daß auf Befehl der amerikanischen Besatzungsbehörde die männliche Bevölkerung der Stadt, sobald die amerika nische Nationalhymne gesungen wird, die Ehrenbezeigung durch Abnahme der Kopfbedeckung erweisen muß. Eisenbahner als Kassenräuber. Ein schwerer Raub, der im März an der Stationskasse des Bahnhofes DÜssel- dorf-Bilk bericht wurde, und wobei den Tätern 430 000 Mark in die Hände fielen, ist jetzt aufgeklärt worden. Als Mittäter ist der Vorsteher der beraubten Stationskasse, Gustav Müller, festgenommen worden. Außer ihm wurden noch mehrere andere Eisenbahnbedienstete verhaftet. Ins gesamt sitzen neun Personen wegen Beteiligung an dem Raube in Haft. Ein holländisches Schiff vermißt. Im holländischen Mariüeministerium ist ein Bericht eingelaufcn, wonach der Lotsenschoner „Nr. 2", der in der Ems kreuzte, seit dem letzten Sturm nicht auf feinen Ausgangspunkt zurückge kehrt ist. Die Bemannung des Fahrzeuges umfaßte zehn Personen. Erdbeben in Italien. Mailänder Blätter melden, daß in der Nähe von Massa-Carrara ein Erdbeben statt gefunden hat, das drei Sekunden dauerte. Die Bevölke rung ist aus der Stadt geflüchtet. Der Schaden ist sehr groß. Ein Eilzug inS Wasser gestürzt. Der Eilzug Neapel —Rom, in dem der Postminister Guiffrida reiste, stürzte wegen eines infolge der Regengüsse erfolgten Brücken bruches in den Fluß Arato. Es gab einige Tote und viele Verwundete. Der Minister ist unverletzt. Ein deutsches Kaufhaus in Moskau. Eine deutsche Kapitalistengruppe hat, wie aus französischer Quelle be richtet wird, von der Sowjetregierung die Ermächtigung erhalten, in Moskau ein großes Kaufhaus zu errichten. Die Meldung besagt weiter, daß Käufe durch Gegenwerte in Waren bezahlt werden können. * Kassel. Auf dem Wege zu seiner Arbeitsstätte in Netra wurde der sechzigjährige Arbeiter Adam Sauer aus Rhoerda frühmorgens ln der Dunkelheit aus einem Waldwege über fallen und ermordet. Der eigene Sohn des ermordeten Greises wurde von Mitbewohnern festgehalten und der Polizei über- geben, weil er unter dem Verdacht des Vatermordes steht. GericbtskaUe. Die Oberhausener PostwagenrSuber vor Gericht. Im Januar dieses Jahres plünderten in Oberhausen drei Personen einen Postkarren mit Gold- und Wertsachen aus. Einer der Räuber durchsuchte den Karren, während die beiden anderen den Beamten Schußwaffen vorhielten. Ein Beutel und eine Kiste mit Geld, insgesamt 152 000 Mark, fielen den Räubern in die Hände. Einer Polizeistreiswache gelang es, die Räuber zu stellen. Es entwickelte sich dabei ein regelrechtes Fcuergefccht, wobei ein Wachimeister verwundet wurde. Zwei der Räuber konnten sofort, der dritte vier Monate später in Witten ver haftet werden. Die beiden ersten hatten in Dortmund auch Löh nungsgelder geraubt. Mit dem geraubten Gelds hatten sie sich an erner Schokoladenfabrik in Hamburg beteiligt. Das Düssel dorfer Schwurgericht verurteilte den dritten zu elf Jahren, die beiden anderen zu 10 lL und 7 Jahren Zuchthaus. Zum Tode verurteilt. Von dem Schwurgericht in Beuthen Wurde der wegen Giftmordes, begangen an seiner Ehefrau und seinem Kinde, airgeklagte Schlosser Kirchner aus Hubertus hütte, zum Tode, 15 Jahren Zuchthaus und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt ------ Der Mnn mit cler Mske. Novell« von Walter Schmidt-Häßler. 2Ss (Nachdruck verboten.) Und eine Stunde später war eS beschlossene Sache, daß dieser Mann, der soeben mit so glänzender Beredsam keit seine genialen Pläne und Entwürfe erläutert batte, dec Schöpfer des geplanten Baues werden sollte. Seine hinreißenden geistigen und persönlichen Eigenschaften, seine bestrickende Art, die Vorzüge seiner Schöpfung zu schildern, hatten den Allmächtigen bezaubert, und die letzten Worte, mit Lenen die liebenswürdige Exzellenz sich von ihm verabschiedet hatte, klangen ihm noch immer in den Ohren: „Solche Männer wie Sie, mein lieber Herr Bau meister, muß man dauernd an die Hauptstadt fesseln. Der echte Künstler findet nur hier Las rechte Feld, sich aus giebig zu betätigen, und Sie sind mehr als ein Künstler — Sie sind ein Genie!" Wundersame Gefühle bewegten seine Brust, als er, von dieser bedeutungsvollen Audienz heimkehrend, lang- samen Schrittes durch die Wilhelmstraße nach seinem Hotel mging. Empsindungen, wie er sie eigentlich nie im Leben gekannt, stiegen in seinem Innersten empor und nahmen allmählich Besitz von seinem ganzen Sein. Die kurze Stunde, die er in dem MinisterpalaiS im Gespräche Mit dem vornehmen Manne, der über seine Zukunft zu entscheiden hatte, zugebracht, die Eindrücke, die er emp« sängen, hatten auf sein Denken und Fühlen einen uner warteten, mächtigen Eindruck gemacht. Er empfand etwas wie gerechten Stolz auf sich und seine hohen Fähigkeiten, er fühlte mit einer unabweisbaren Beschämung, daß er wirklich berufen gewesen wäre, einer der besten zu sein. Ein leites Grauen vor feinem eigenen Ich überkam ihn, und mitten auf dem Wege blieb er sinnend stehen. Die Zukunft lag in seiner Hand, er stanh am Ziele seiner ehr- aeizigsten Wünsche und, was er kaum zy hoffen gewagt, v-nü im Begrifft mr Wahrheit zu werden. Der Weg zu einer ehrenvollen Zukunst lag klar und eben oorgezeichnet, die Löhe war erreicht. Bis hierher war seine unheilvolle Doppelgestalt, der geheimnisvolle Herr Graf, neben ihm hergewandelt, wie die Inkarnation des Bösen, das tief in seiner Seele lag. BiS hierher war alles gut gegangen, und batte der Herr Baumeister in der tlsinen Prooinzstadt Ruhm und Ehren gesammelt und sich durch die Macht seiner Persönlichkeit, durch die glänzendsten Erfolge und eiserne Arbeit Lis hierher durchgerungen und sich eine erste Position erkämpft, so hatte der Herr Graf im Sumpfs Ler Großstadt, von Verbrechen zu Verbrechen schreitend, ein fürstliches Ver mögen gesammelt. Wenn er jetzt den Mut hatte, stillzustehen auf Lem gefahrvollen Wege, den fein verbrecherischer Hang ihm vorgezeichnet hatte, wenn er die Energie besaß, den Grafen aus seinem Leben auszuscheiden für immer, fo konnte alles noch gut werden. Niemand auS den gefährlichen Kreisen seiner Kreaturen kannte seine Identität mit dem gräflichen Hochstapler, denn keinen von allen, auch Riemann nicht, batte er jemals in sein Vertrauen gezogen. Er besaß die Papiere eines Grasen Bronieski, eines heimatlosen Polen, der auasi auf der Landstraße vor Jahren gestorben war, um den kein Mensch auf Erden sich kümmerte, als man ihn sang- und klanglos zur Ruhe bettete. Er hatte die Legitimationsxapiere des Toten an sich gebracht, wie jo manches andere sein eigen geworden war. In Berlin war er dann vereinzelt au'getaucht in Len Kreisen der Verlorenen, ohne daß jemand ahnte, woher er kam oder wohin er ging. Wenn er die ver hängnisvollen Papiere verbrauuie und niemals wieder unter seinen HelierLheliern erschien — wer konnte ihn finden? Wer hätte jemals dem Herrn Baumeister sagen können: „Ich hab« dich als Grafen Bronieski gekannt?" Zum erstenmal im Lehen trat eine Versuchung yq ihn heran, der zu erliegen gut und recht gewesen waxe, di« Bersuchung ein Besserer zu werden. Muten in diesem Kampfe, Ker in ihm tobt«, stieg der Name .Altingen" yoe ihm M. Leuchtend Mw r- t seinen geistigen Augen zu flimmern in feurigen Buch staben, ein unheimliches Menetekel. Das entschied mit einem Schlage über alle seine Zweifel, bas riß ihn empor aus seinen Träumen von Umkehr und Entsagung. Noch konnte er nicht daran denken, stille zu sieben. Noch war eines zu tun übrig, vielleicht das Schlimmste, was er bis her getan batte, aber es mußte geschehen um jeden Preis, wenn er Ruhe finden sollte, wenn es eine Möglichkeit geben sollte, das Geraubte in Ruhe und Sorglosigkeit hegen und behalten zu können. Ein schwarzer Stein lag mitten auf seinem sonnigen Wege. Der mußte weggeräumt werden, koste es, was es wolle. Eben trat er in den Torbogen des Hotels, als ihm eine elegante junge Männergestalt entgegentrat, die er nur zu wohl kannte und bei deren Anblick er erschrak bis inS innerste Mark. Hatte er sich noch heute nacht einen Moment der Hoffnung hingegeben, daß ein anderer Graf Ailingen mit ihm unter demselben Dache weilte, daß hier eine Personenverwechslnng mit irgendeinem Verwandten vorlag, so benahm ihm diese Begegnung jeden leisesten Zweifel. Das war Herbert von Altingen, war der Mann, mit dem sich soeben noch alle seine Gedanken so intensiv be schäftigt batten, und der nun mit einem Male mitten in seine künstlichen Kreise so störend, so verderbendrohend hineintraf. Unwillkürlich blieb Berger stehen, während Herbert auf eine Drosckke znschritt und deutlich hörte er, wie Altingen beim Einsteigen dem Kutscher zurief: Wallnep- thkaterstraße 41, Schnell notierte er die Adresse, da er kein Taschenbuch bei sich hatte, auf seiner Manschette und begab sich schnell aus sein Zimmer, um sich umzukleiden und in seinem Absteigequartier um 5 Uhr den Besuch Niemann» »u erwarten. (Fortsetzung