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Ottendorfer Zeitung : 14.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192110145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19211014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19211014
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-14
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 14.10.1921
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daß alle : sind. »rutschen ten Mi« alte des valtung. beratun- lcnf gc- für den Jagsw : ugen gestellt ich- Ae- »er eng- n Vcr« Ge- Mail" c über- mstüche ie Zu- ationen ! Post" Absicht, er auch :. Man nimmt. i unter« eriumS en und ich dem berstei- >iet der : Mer- ad aus »stüber« niniste- bst ein- :n und fr über er, auf >rt. reichs- mtliche s. eine ast ge« wieder« ;u von ort au ch Gel ¬ ing, die iede im ken und in Du« mzuftr« )cn her« Atsichen mch der gekom- m Vor« ntschlic« oisenbe« ise darf t all« chse der bcl der MW«»«« irr ZeÜ »onden- m Mi»t itte: st« chlicben r, jeder site sie, chramts jeden an' den sie der- behiest :ge um nie der , dessen l sogar se ver« liegest rzendec ine be« : einen seinen oerlicbt er mit elhakcn Darfen. desto lbends, als di- n. ES e seine »rnehm schößen sit ihm frage«. Msnn clre AMner streiken. ^roße Pause in den „G a stw irt s b etr i eb en". Berlin, im Oktober. Zwei Plagen sind es, von denen die Reichshauptstadt ' gewissen Zeitabständen immer wieder heimgesucht wird: Ältizitätsstreik heißt die eine, Kellnerstreik nennt sich ->i andere. Beide sind in ihren Auswirkungen gleich un- ^gmehm, und das alte Sprichwort, daß, wenn zwei sich Men, sich der Dritte amüsiere, trisft sür diesen besonderen E oder für diese beiden besonderen Fälle ganz und gar M zu. Denn der bewußte Dritte ist hier das P. P. Mikum, und dieses hat wahrhaftig keinen besonderen Mrd zu übermäßiger Freude, wenn man immer wieder 'it ihm Schindluder treibt und sozusagen auf feinem leiten Rücken Tariskämpfe ausficht. Also diesmal haben wir zur Abwechslung wieder ein- Ä Kellnersircik. .Hier muß schon berichtigt werden: denn man von Kellnerstreik spricht, setzt man eigentlich "r den Teil fürs Ganze, weil außer und neben den Kell- M noch eine ganze Anzahl Gastwirtsgehilfenkate- »rien — wie der schöne fachmännische Ausdruck lautet — oder minder freiwillig feiert: die Köche lassen die ochlöffel ruhen, die Zimmermädchen lächeln den trink- ldsreudiaen Gästen nicht mehr schelmisch zu, der Haus ier wirst den Besen in die Rumpelkammer, der ge wichtige Portier legt nicht mehr grüßend die Hand an die Unierte Mütze, der Listjunge geht spazieren und setzt "f „Ossian", und wenn in einem der wenigen noch geöff- lten Betriebe ein soeben erst in Berlin hineingeschneiter, Mremder Gast mit noch sonorer Stimme „Kellner, zah- riefe, könnte er warten, bis er schwarz wird, ehe 'das so lieblich klingende „Bitte, gleich!" des vom Schei- ? bis zur Fußspitze vornehmen Herrn Oberkellners als Aivort erhielte. , Und fast ge-MN so wie auf der Arbeitnehmerseite lie- U die Dinge im gegnerischen Lager, auf der Seite der !°Mal ganz besonders kampffrohen, in geschlossener Uachtreihs vorrückenden Arbeitgeber. Mildernd und Wrrigend sprach man zuerst von einem Streik in den Mtwirtsbetrieben", und man konnte sich darunter mit Mgem Aufwand von Phantasie einen harmlosen, ge glichen Ausstand in Restaurants und so vorstellen. Bis g daun mit Erstaunen und mit Grauen erfuhr, daß fier Gastwirtsbetricben Speiscanstalten, Hotels, Kaffee- Mr, Tanzsäle, Likörstuben, Kabaretts, Wartesäle und M der Himmel was noch zu verstehen sind. In allen M Gaststätten, in denen es sonst ziemlich geräuschvoll ^eht und zahlungskräftige Herren und Damen sich an Mangen Rechnungen ergötzen, herrscht Sabbatrnhe, ° die unglückseligen Besitzer so vergnüglicher Karawan- gen schleichen lebendigen Leibes wie Geister von Ver benen auf leisen Sohlen durch die ach so leeren Räume. M hat ja nun zwar in einzelnen Stadtteilen sogenannte Kistandsrestaurants" eröffnet, um die zum Teil aus Mn Fernen herbeigeströmten Fremden nicht eines kläg- M Hungertodes sterben zu lassen, man hat ferner, um 5 in Berlin weilenden Ententekommissionen bei guter ''Ne zu erholten und ihnen jeden Vorwand zu Droh en und „Sanktionen" zu nehmen, hilfsbereite junge Mie des — Neichsvermögensamtes zur Gästebedienung den von den „alliierten und assoziierten Regierungen" Mzugten Hotels herangezogen, aber was will ? alles besagen gegen die vielen Unzuträglich en, die für die große Masse der Zugereisten mit "l Kellnerstreik — nm bei dem Kennwort dieses Aus- Mes zu bleiben — verbunden sind. Man erzählt er bende Geschichten von millionenschweren Amerikanern, Mch höchsteigenhändig die Betten machen müssen, von Obigen, auf ungezählte Ahnenreihen zurückblickenden Kronen, die, um nicht im Schmutz unterzugehen, die Mn ausfegen, von engelgleichen Misses, die durch diese Mrs Not der Zeit verurteilt sind, an Tischen zu speisen, ! denen noch die Abendbrotreste vom vorigen Tag und ''Stullenpapicr von vorgestern lagern. Ist ein solches M noch lebenswert?! Mas merkwürdigste ist, daß in diesem Gigantenkampf M Parteien in den zahllosen Flugblättern, mit denen /der Aufklärung halber" das Publikum beglücken, sich nur wechselseitig die Schuld an dem großen lokalen Mck zuschreibcn, sondern steif und fest behaupten, daß Mide ausschließlich im Interesse der Allgemeinheit Han- M Wer lacht da? Und noch etwas ist bedeutsam und Mteristisch zu vermerken: ein Außenseiter — es handelt M einen der bekanntesten Hotelbesitzer Berlins —hat ^olze Einheitsfront der Arbeitgeber durchbrochen und Oer mit öer MSke. Novelle von Walter Schmidt-Häßler. (Nachdruck verbeten.) ; »Bitte, lassen Sie uns gute Freunde bleiben, Herr Me,steil" hatte sie gesagt, „Freunde, ehrliche, für's M Leben, auch wenn ich Ihnen eine Enttäuschung Mn mußte." Uno dabei hatte sie ihm beide Hände Dreckt und ibn angesehen, als hätte sie ihm wirklich Vweres Unrecht abzubitten. Mnd er hatte mit einer gewissen Feierlichkeit ihre M Hände an seine Lippen geführt und sie mit feurigen M bedeckt. Seine Stimme hatte gebebt in tiefer Ur Erregung, als er ihr gesagt hatte: „Wie könnte Men zürnen, Hildegard? Wie könnte ich von einem Mtnherzen verlangen, meine Liebe zu erwidern, M heißen Wünsche zu erfüllen, wenn dieses Herz eben Freundschaft sür mich zu empfinden vermag. Aber Mfür bin ich dankbar und gelobe Ihnen, ein treuer M m sein, den Sie rufen können in jeder Lage »."Lebens, der zu Ihnen stehen wird, als wären Sie ^Schwester." Md anstatt fich beleidigt zurückzuziehen, hatte er mit h.Mn gleichmäßigen Vertraulichkeit im Hause verkehrt, hMine freien Stunden weiter in dem alten Kreise zu« Ml, als wäre nicht das geringste geschehen, und nie Mer Silbe hatte er die Stunde seiner Enttäuschung Mt. Und gerade zu dieser Zeit begann Hildegards MAes Martyrium. Herberts Briefe blieben plötzlich «s. Das letzte, was sie von ihm erhielt, war ein Tele- aus Florenz, daß sie ihm von nun ab nach Mai- MMagernd schreiben solle. Dann kam kein Wort, hMe mehr, so ost sie auf dem Postamt fragte, bis Mich sich schämte, hinzugehcn und LaS stete Acksel- des Schalterbeamten wte eine persönliche Ver- M empfand. schrieb noch einmal nach Mailand, wie er an- Hw i E* — teine Antwort. Sie sandte noch einen " Brief ebendahin, der ebenso unbeachtet blieb. f«y «Len Dorldarltütsvertragen zum Troy aus eigene Faust mit den Streikenden geeinigt, um seinen Betrieb nicht schließen zu müssen. Die Zunftgenossen verdonnerten ihn daraufhin zu einer Vertragsstrafe von 359 600 Mark, und er hat dieses selbst für heutige Valutaverhältnisse ganz artige und runde Sümmchen „mit einer Hand", wie man zu sagen Pflegt, auf den Tisch des Hauses gelLgt. Mathe matiker mögen ausrechnen, was man in einem solchen Hotel verdienen muß, um sich über eine solche Geldbuße mit der Gleichgültigkeit eines indischen Nabobs hinweg setzen zu können! kleine unä grMLKcböffZngericdte Der Reichsjustizminister Schisser erklärte in einer Unterredung über die dringlichsten Teilausgaben der großen Justizreform, vor allem werde der Kreis der Ge richte, an denen die Laienrichter Mitarbeiten, er weitert. Voraussichtlich werden alle Sachen, kleine wie große, in erster Instanz an das Schöffengericht kommen. Es werden voraussichtlich bei dem Amtsgericht kleine Schöffengerichte (ein Berufsrichtcr und Schöffen) und große Schöffengerichte (mehrere Berufsrichter und Schöffen) gebildet werden. Hierüber schweben noch Er wägungen. In allen Fällen ist dann Berufung an das Landgericht zulässig, in dem ebenfalls Laienrichter ver treten sind. Auch das Jugendgerichtsgesetz, das jetzt dem Reichsrat vorliegt, sieht eine weitgehende Beteiligung des Laienelements vor. Von besonderem Interesse ist noch eine Äußerung des Ministers über dis allzugroße Jnauspruchnahme der Ge richte. Er sagte: Wir haben heute viel zu viel Justiz. „Rechtspflege als F a b r ik a r b e i t", wie sie heute durch den ungeheuerlichen Umfang der kriminellen und der zivil rechtlichen Justiz bedingt ist, wird auf die Dauer unmög lich. Wir werden den Jnstanzenzug in allen Zivilsachen einschränken müssen. Und das Publikum wird sich viel mehr daran gewöhnen müssen, durch gütliche Verständi- gung oder durch Schiedsspruch Streitfälle zu erledigen. Sm 8enlLlronspro2eK. Die Ermordung des Dr. Hemberger. Vor dem Schwurgericht II in Berlin begann ein »Mord prozeß, der in seinen »Anfängen großes Aufsehen erregte. An geklagt sind die 36jährige Frau Elisabeth Hemberger und deren Neffe, der 23jährige Kaufmann Walter Protze, die beschuldigt werden, am 11 Dezember 1918 den Ehemann der Frau Hem berger, Oberlehrer Dr. Hemberger, ermordet zu haben. Die 24jährige Frau Fieda Weise ist wegen Beihilse angeklagt. Dr. Hemberger, ein aus der katholischen Kirche ausgetre tener Geistlicher, der sich dem Lehrfach zugewandt hatte, war 25 Jahre älter als seine Gattin. Die Ehe, aus der zwei Kin der hervorgegangen waren, war zuletzt sehr unglücklich. Schließ lich zog Frau Hemberger von ihrem Ehemanns fort. J^r Neffe und jetziger Mitangeklagter Walter Protze, der zu der Tante in näheren Beziehungen gestanden haben soll, war bei dem Umzug behilflich und hielt sich zeitweise ebenso wie die Mit angeklagte Frau Weise bei Frau Hemberger auf. Die Anklage nimmt nun an, daß Frau Hemberger Protze angestiftet hat, ihren Ehemann zu erschießen. An dem erwähnten Dezember tage des Jahres 1918 ist Dr. Hemberger dann tatsächlich durch Revolverschüsse von Protze getötet worden. Die Leiche wurde über einer Badewanne in rohester Weise zerstückelt und von Protze ins Wasser geworfen. Als einige Zeit später in Grünau die Leiche eines Selbstmörders gefunden wurde, bezeichnete Frau Hemberger diesen Toten als ihren bisher als vermißt gemeldeten Ehemann. Durch ein später von Protze seiner Frau gegenüber abgelegtes Selbstbekenntnis kam aber der wahre Hergang an den Tag, und es wurde gegen die erwähnten drei Personen Anklage erhoben. Der Verteidiger des Angeklagten Protze will durch ärzt liche Sachverständige sessstellen lassen, daß Protze rn einem sexuellen Hörigkeitsverhältnis zu Frau Hemberger gestanden und keinen eigenen Willen gehabt habe. Unter den Zeugen befinden sich Angehörige der Angeklagten und ehemalige Kolle gen und Schüler des ermordeten Oberlehrers. Frau Hem berger, eine unscheinbare Person, ist die Tochter eine? Dorf schullehrers aus dem Spreswald. Sie hat, nach ihrer eigenen Aussage, ihren Gatten einst auS Liebe geheiratet. Di« Ehe war dann aber, vornehmlich wegen wirtschaftlicher Sorgen, und weil Dr. Hemberger anderen Frauen, vor allem seinen Dienstmädchen, nachgestellt haben soll, vollständig zerrüttet. Es kam zum völligen Bruch, und die Frau verließ Vie gemeinsame Wohnung. Sie bestreitet entschieden, nähere Beziehungen zu ihrem Neffen gehabt zu haben. Von unä fern» Für Oppau. Der belgische Oberkommissar Baron Jacquemyns und der Stellvertreter des britischen Ober- Dann schrieb sie nicht wehr. Sie Hatte sich beschämend genug vor ihm bloßgestellt, noch einmal einen Versuch zu wagen, hätte ihr Stolz, ihr beleidigtes Feingefühl nie gelitten. Sie duldete Höllenqualen in den langen schlaflosen Nächten, wo sie sich in den Kissen vergrub und Ströme ohnmächtiger Tränen weinte, wie um einen Toten, denn tot mußte er sein, in der Fremde einsam verkommen und gestorben. Eine andere Erklärung gab eS nicht, konnte es nicht geben. Da kam ba8 Entsetzliche, das Unfaßbare. An einem großen Empfangsabend Wer Tante war es, zwei Monate nach dem Ausbleiben feiner Nachrichten. Sie stand am Kamin und servierte den Tee. An dem kleinen Tischchen neben ihr saßen die Gräfin, ein junger Student der Medizin und Baumeister Berger, als der Diener auf silberner Matte die ALenöpost hereinbrachte, die der alten Dame stets das wichtigste Ereignis deS Tages war. Auch ein Brief für Hildegard war dabei, ein großes, weißes Büttenkuvert mit buntem Wappenschmuck auf der Rückseite. DaS gleiche lag auf dem Teller, an die Hausfrau adressiert. Gleichgültig öffnete Hilde den Umschlag, aber kaum hatte sie den Inhalt der goldgeränderten Doppel karte gelesen, als ihr in heißem Wirbel alles Blut vom Herzen zum Kopfe zu schießen schien. Die Menschen, die Gegenstände, der ganze lichtfchimmernde Ranm schien sich in wildem Reigen um sie zu drehen und mit einem leisen Schrei war sie ohnmächtig znsammengefunten. Die Karte enthielt nicht» als die Worte: Ihre soeben stattgefundene Vermählung zeigen an: Anita Borrini, Opernsängerin, Herbert Freiherr von Altingen Milano. München. Nur dunkel erinnerte sie sich der nächsten Vorgänge. Sie war krank gewesen, sehr krank. Lange Zeit hatte sie in heftigem Neroenfieber gelegen, und als sie endlich wieder zum Leben erwachte, war auS Lem fonnigen Mädchen ein ernstes Weib geworden. Was sie feelijch rommlMrs, r/verss Nyen, vverfanvren vem meroysrom- misfar für die besetzten rheinischen Gebiete je 20 000 Mar? als persönliche Gabe für die durch die Oppauer Kata strophe betroffene Bevölkerung. Die Belegschaft der Koh lengrube St. Ingbert hat beschlossen, bei der kommenden Lohnzahlung je füns Franken sür die Opfer von Oppau abzuführen. Der gleiche Beschluß soll aus sämtlichen Gru ben des Saargediets durchgesührt werden, so daß bei dem jetzigen Stand des Franken mit einem Betrag von mehre ren hunderttausend »Mark gerechnet wird. AMiertenrundflug im besetzten Gebiet. Die Franzo sen planen im besetzten Gebiet einen Kreisrundflug für alliierte Flieger und Flugzeuge. Der Flug soll in Wies baden beginnen und über Mainz, Straßburg, Pfalz und Saaraebiet nach Trier gehen, wo eins Zwischenlandung vorgesehen ist. Dann geht es über die Eifel zurück nach Wiesbaden. Der Flug soll Mitte Oktober stattfindsn. Wasfenfund in Hamburg. In Hamburg wurde die 21 Jahre alte Tochter eines Gastwirts in der Wohnung des Vaters mit durch Schuß zertrümmerter Schädeldccke gefunden. Da man bei der Leiche eine Schußwaffe nicht fand, war der Verdacht eines Mordes aufgetaucht. Als daraufhin Beamte das ganze Haus durchsuchten, entdeck ten sie in einem Kellergewölbe ungefähr 100 Jnfanterie- gewehre, die beschlagnahmt wurden. Der Gastwirt will nicht wissen, wie die Wassen in seinen Keller gekommen sind. Durch Vernehmung des Hanspersonals wurde fest- gestellt, daß ein Mann die Waffe von der Leiche entfernt hat, um das Aufsinden des Lagers zu verhindern. Das junge Mädchen hatte Selbstmord verübt. WaldSrände in Oberfchlesisn. Bei Gisfchewald und in den Pleßschen Forsten bei Emanuelssegen sind zu glei cher Zeit größere Waldbräude ausgebrochen, die sich wegen des herrschenden Windes mit großer Geschwindigkeit aus breiteten. Die Schäden sind noch nicht zu übersehen. Es liegt zweifellos Brandstiftung vor. Von der Teuerung in Österreich. Die ungeheure Teuerung und die fprunghafts Steigerung der auswär tigen Valuten haben in Österreich ein phantastisches An steigen der Preise für Lebensmittel und Waren hervorae- rufen. Tie Negierung bat die Ausgabe des rationierten Rindfleisches eingestellt. Vor den Geschäften sammeln sich Leute und kaufen Waren zusammen ohne Rücksicht darauf, ob sie sie gebrauchen oder nicht. In Innsbruck kam es zu Demonstrationen der Kriegerwitwen, dis in stürmischer Weise die Herabsetzung der Lebensmittelpreifr verlangten. Eiseubahukatastrophe in Paris. Eine furchtbare Eifenbahnkatastrophe hat sich in Paris ereignet. Ein Perfonenzug stieß in dem Tunnel von Batignolles in nächster Nähe des Bahnhofes Saint Lazare mit einem Ertrazuge zusammen. Infolge der Heftigkeit des Zusam menstoßes sind die Gasbehälter in den ersten Wagen des Zuges explodiert. Das Feuer breitete sich mit großer Schnelligkeit aus; bald stand die Hälfte des Zuges in Flammen, und die Lokomotive explodierte. Von 21 Wag gons sind 16 völlig verbrannt. Die Passagiere versuch ten aus dem Zuge herauszuspringen und zu flüchten. Sechzig Reisende sind umgekommen, darunter ein kleiner Knabe. Die Zahl der Verwundeten wird auf 150 geschätzt. GericktskaUe. DaS Urteil lm Köthener Hochmrratsprozeß ist nunmehr vom Reichsgericht verkündet worden. Wegen verschiedener Straftaten, wie Hochverrat, Beihilfe zum Hochverrat, Freiheits beraubung, Gefangenenberaubung, Verabredung eines hoch verräterischen Unternehmens und Aufforderung zum Hochver rat wurden insgesamt 17 Angeklagte zu Festungsstrafen von einem Jahr und sechs Monaten bis zu sechs Jahren, ein An geklagter wegen schwerer räuberischer Erpressung, Beamten nötigung und versuchter Nötigung zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafen, die vor den außerordentlichen Ge richten in Dessau seinerzeit verhängt waren, fallen weg und Werden auf die jetzt erkannten Strafen im Verhältnis von acht Monaten Gefängnis gleich einem Jahr Festung angerechnet. Desgleichen wird einem Verurteilten ein Teil der Unter suchungshaft auf die Strafen cmgerechnet. Fünf weitere An geklagte wurden freigesprochen. In der Urteilsbegründung Wird u. a. ausgeführt: Die umstrittene Frage, ob di« außer ordentlichen Gerichte ohne Verletzung der Verfassung einge setzt worden sind, wird bejaht. Die von jenen Gerichten er kannten Strafen sind daher zu Recht ergangen. Da aber in ihren Verhandlungen der Tatbestand nur unter dem GesichtS- mukte der verbotenen Truppenbildung beurteilt worden ist, ö war es nach der bestehenden Rechtsprechung möglich, die- elben Handlungen noch unter dem Gesichtspunkte des Hoch verrats abzuurteilen. Doch waren die in Dessau erkannten Strafen in Anrechnung zu briugen. gelitten, was sie an Qualen und Martern durchgerungen in Len endlosen Nächten, davon wußte niemand, als sie nur allein, kern Arzt, keine ihrer Pflegerinnen hatte da von erfahren. Still und allein hatte sie das Ungeheure ertragen. Wenn ihre starke Natur auch daS physische Leiden machtvoll überwunden hatte, der frohe Flügel schlag ihrer» Seele war gebrochen für alle Zeit. Der Treubruch des Mannes, dem sie bedingungslos vertraute, dieses geradezu brutale Verhalten eines Menschen, an Lessen feinsinniges Gemütsleben, an dessen zarte, sinnige Empfindungen sie so selfenfest geglaubt hatte, zerstörte in ihr alles, was bisher an Menscheu- glanben und Vertrauen in ihr gewesen war. Sie fragte sich nicht mehr, wie all das geschehen konnte, sie wußte nur, daß es geschehen war, und Las genügte, um auch Len Schmerz um ihr verlorenes Glück und alle weichen Erinnerungen daran zn ertöten, und nichts war in ihrer Seele übrig geblieben, als das Ge fühl grenzenlosester Verachtung gegen den Treubrüchigen. Nicht Haß empfand sie für ihn, nickt Weh oder Leid, sondern nur Geringschätzung und Ekel, gepaart mit brennender Scham, und daß sie den Frühling ihres Herzen- einem so Unwürdigen geschenkt. In der langen Zeit ihres Leidens, in den schweren Wochen ihrer Rekonvaleszenz war Berger mit einer so unendlich vornehmen »Art um sie besorgt und bemüht ge wesen, daß sie fast manchmal ein leises Gefühl der Be schämung empfand, gerade diesem feinfühligen Manne einst so bitter weh getan zu haben. Er hielt sein gegebenes Wort und bewies ihr eine Freundschaft, die geradem etwas Rührendes hatte und nicht bas leiseste Leichen verriet, daß er auch nur ahnte, ihr Leiden fei kein rein physisches. Mit zarter Sorge war er stets um sie bemüht, durch tausend kleine Aufmerksamkeiten sie zu erheitern, ein Lächeln um den müden Mund, ein heiteres Leuchten in die ernsten traurigen Augen zu zaubern. Ohne daß seine Lippen jemals die leiseste »Anspielung gewagt hätten, war sein ganzes Benehmen eine fortgesetzte stumme Werbung und nur zu deutlich fühlte sie Möglich aufs neue, wie sehr er sie lichte. (Fortsetzung folgtZ
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