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Ottendorfer Zeitung : 19.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192110199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19211019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19211019
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-19
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 19.10.1921
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-iss,. gt wor- che voli- lestschen en Vor auf ihre neuen c Inter- Erörte- 'ich sei. rre Ab- Ich an- Lonnen Außer- gebaut, zwischen Kriegs- >0 Kom- etz. ausfrau Gesinde- Gutes wie eS kommt als aus müssen erungs- rmfang- er was is paßi ausfran Es ist lofferei. z neuen sbereit- es am Zeichnen, :e wird, r bean- icht den n abge- var so'- höchstens genom- >der von bilfe hat owie an üertagen Mimende r begim tsücreit- esonders gen ins- wci, bei iicherunS ist schon ewähren- entralbs' > Kündu e Ford«? insgs' dessen 'N eber nur rmungen mannten aritätii^ rcngesoh' Streitig nsschüßr der einer cht wird s dürste cie aM m e LösuNS >artet A . um st" mte se^ id so! « rmkro< rnen un» auf ei- eie» Ä n ronm«' iebenoU^ ner Ver' rete u»o rn. Ku^ hildegaro llschast^ iidegarov rmer der Bast' nt z kein-st in seist-' ''die Vie Verteilung cler Weltsprachen. Chinesisch — die Hauptsprache. über die Sprachen, die die Menschheit redet, veröffent lichte kürzlich Erich Pagel in der „Umschau" recht inter essante statistische Daten. Er läßt als Hauptsprachen nur jene gelten, die von mindestens 30 Millionen Menschen gesprochen werden. Die Reihenfolge der Sprachen nach der Anzahl der Millionen Menschen, die sich ihrer bedie nen, dürfte auf den ersten Blick einige Verwunderung er regen, wenn man beispielsweise erfährt, daß an allererster Stelle das Chinesische mit etwa dreihundert Millionen Sprechern steht. Doch kann man hier weniger von einer Sprache als vielmehr von einer Sprachengruppe reden. Die einzelnen chinesischen Mundarten sind schärfer von einander unterschieden als die deutschen. Am meisten Be deutung hat das Nordchinefische, da es Umgangs- und Schriftsprache in dem politisch wichtigsten Gebiet Chinas ist. Seiner Schwierigkeiten wegen hat das Chnresiiche natürlich nie Aussicht, eine Weltverkehrssprache zu werden. Englisch ist mit etwa hundertzwanzig bis hundert- dreitzig Millionen Sprechern (in Großbritannien, Kanada, den Vereinigten Staaten, Südafrika, Australien) vi: ver breitetste Weltverkehrssprache, die es allem Anschein nach auch bleiben wird. Deutsch wird von über siebzig Millionen in Deutsch land, Deutschösterreich, der Schweiz, in Teilen der Tschecho-Slowakei, Polens, Litauens, Estlands und Liv lands, in Siebenbürgen und in Einsprengseln in Ungarn und Rußland gesprochen. In Amerika leben außerdem noch etwa zehn Millionen Deutsche mit deutscher Mutter sprache, bis 1914 in Australien etwa hunderttauserd, in Asien sechzigtausend, in Afrika siebzigtaufend. Auch das Deutsche ist eine Weltverkehrssprache. Erwähnt sei hierzu das etwa sechs (!) Millionen als Umgangssprache die nende „Jiddisch", das auf einem oberdeutschen Dialekt be ruht und viele schriftdeutsche, hebräische und auch einige polnische Wörter in seinen Wortschatz ausgenommen hat. Die vierte Sprache nach der Zahl der Sprecher ist das Russische, das 70 Millionen in Großrußland (Sowjet rußland) und Sibirien als Muttersprache gebrauchen. Weißrussisch und Kleinrussisch sind dem Russischen sehr ähnlich, so daß die Schaffung einer besonderen ukrainischen Schriftsprache als ein überflüssiger Luxus erscheint. Nimmt man eine Wiedervereinigung Rußlands mit der Ukraine und Sibirien an, so würde Russisch das größte zusammen hängende Sprachgebiet der Erde besitzen (20 Millionen Quadratkilometer) mit etwa 120 Millionen Sprechern. Das Spanische wird von 60 Millionen in Spanien, einigen Südstaaten der Union, Mexiko, Mittel- und Süd amerika (mit Ausnahme Brasiliens) und auf den Philip pinen gesprochen. Es ist eine wichtige Handelssprache. Fast sechzig Millionen Sprecher hat das Japanische. In größerer Menge leben Japaner außer in den japani schen Kolonien noch in Indonesien, Hawai, Nord- und Südamerika. Bei dem Ausdehnungsbestreben der Ja paner ist der Zeitpunkt vielleicht nicht mehr fern, wo euch das Japanische eine Weltsprache ist, besonders, wenn eist einmal die lateinische Schrift allgemein eingeführt wird. Erst als siebente Sprache nach der Zahl der sie als Muttersprache Sprechenden folgt das Französische mit sechsundvierzig Millionen in Frankreich, Belgien Algier und einem Teil Kanadas. In den großen französischen Kolonien in Indochina und Afrika gebrauchen es natürlich viele Eingeborene. Das Französische ist Weltverkehrs- sprache, besonders im nahen Orient. Seine frühere große Bedeutung hat es aber zweifellos eingebüßt. Die beiden nächstfolgenden Sprachen sind das Ben gali mit achtundvierzig Millionen Sprechern in der Indi schen Provinz Bengalen und das Hindostani mit über vierzig Millionen in Nordindien, das zugleich ^ie Ver kehrssprache für ganz Nordindien und einen Teil Süd- indiens ist. Erst in weitem Abstande folgt das Italienische mit 85 Millionen Sprechern. Als weitverbreitet sei noch das Arabische genannt (über 30 Millionen in Arabien, Syrien, Mesopotamien, Ägypten und Nordafrika). So weit der Islam gedrungen ist, so weit ist auch die arabische Schrift Und sind arabische Wörter gedrungen. für keut und morgen. Belohnungen bei Aufdeckung verbrecherischer An- 'chkäge gegen die Eisenbahn. Der Reichsverkehrsminister hat in einem Erlaß die Eisenbahngsneraldirektionen und Eisenbahndirektionen ermächtigt, selbständig Belohnungen —« W» Ver l^ann mit ci§r /Haske. Roman von Walter Schmidt-Häßler. Hf (Nachdruck verboten.) Unter den Briefen lag auch ein schmales Kuvert, mit Ater Hand beschrieben, das aut der Rückseite sein eigenes Wappen trug. Das Schreiben hatte eine lange Reife ge macht und war ihm von Straßburg, wv er sich zuletzt Engere Zeit ausgehalten batte, auf Kreuz» und Querfragen h'8 hierher nachgesandt worden. Es trug den Poststempel Hoheneck, konnte also nur Atz dem Schlosse, dem Majoiatssitze derer zu Attingen- Hoheneck, kommen. Er zögerte, es zu öffnen und drehte >vs Papier mit seltsamen Gefühlen spielend zwischen den mngern. Schloß Hoheneck stieg vor ihm auf, wie eine Liston stand es da mit seinen schlanken Renaiffancetürmen M giebligen Erkern, das prächtige, wohlerhaltene Herren- 'Moß, wo er eine kurze Zeck seine Jugenderinnerungen Aiammell hatte, als seine angebetete Mutter noch lebte Md er mit ihr in den Ferien bei den Verwandten zu ^st war. . Sein Vetter Kurt, der künftige Mawratsberr, war gleichaltrig mit ihm. und damals gleichfalls als Arienbejuch von Lichterfelde bei dem Onkel, und zwischen Mn und Herbert batte sich eine herzliche, echt verwandt- Mackliche Freundschaft vom ersten Lage angebahnt. Sie Men sich denn später noch esw Zeitlang sehr eingehend schrieben, dann hatte das Leben sie wieder getrennt, ftnn zwischen dem armen jungen Menschen, der welt- penid im engen Kreise steter Einschränkungen lebte, und flocken Gardehusaren, dessen Revenuen ihm gestatteten, Leben von der Sonnenseite zu betrachten, gab es fast keine Berührungspunkte, keine gemeinsamen Jnter- aus denen die Knabensreundschaft sich hätte fort- ouen können. , Um so mehr überraschte ihn dieser Brief, denn er unleugbar Kurts elegante, energische Handschrift, die Arbeit unter Hunderten herausgekannt hätte. LoxfiMtelsd öffnete er den Umschlag Md laSr < auszusetzen, um in Fällen vorsätzlicher Gefährdung von Eisenbahnzügen und verbrecherischer Anschläge gegen die Bahnanlagen oder gegen Reisende und Beamte eine leb haftere Beteiligung der Bevölkerung und der Beamten bei der Ermittlung und Anzeige der Täter herbeizuführen. Die Belohnungen, sollen nicht unter 3000 Mark, in schwe reren Fällen mindestens 5000 Mark betragen. Wenn durch die Handlung ein Betriebsunfall (Entgleisung oder Zu sammenstoß) herbeigeführt worden ist, wird die Belohnung auf 10 000 Mark bemessen. Von I^ak unä fern. Ein deutsch-englisches Ferienheim im Taunus. In Frankfurt a. M. fand eine Versammlung statt, in der der Generalsekretär der englischen Jerienheimgesellschaft über Ferienheime sprach. Im Anschluß daran bildete sich eine Gesellschaft, die gemeinsam mit einer englischen Gesellschaft ein Ferienheim für Engländer vnd Deutsche im unbe setzten Taunusgebiet errichten will. Die Engländer sollen nach dem Aufenthalt im Heim in deutsche Familien kom men, um deutsches Leben kennenzulernen. über eine Million Wohnungssuchende. Nach einer amtlichen Feststellung muß jetzt die Zahl der Wohnungs suchenden auf weit über eine Million geschätzt werden. Sie beträgt allein in Berlin über 1O0 00O. Neue Bergbahnen in Bayern. Auf den Wallberg am Tegernsee, ebenso auch auf das Nebelhorn und auf die Freibergshöhe bei Oberstdorf sollen Bergbahnen gebaut werden. Bisher ist die Bergbahn auf den Wendelstein die einzige Bergbahn in Bayern. Briefmarkenfälscher auf Reisen. Zwei aus Chemnitz zugereiste junge Leute, der 20jährige Handlungsgehilfe Löser und der 23jährigs Schlosser Schellenberg, versuchten in Hamburg, gefälschte Briefmarken bei einem Händler umzusetzen. Es handelt sich um die rote sächsische Drei pfennig-Marke, die einen Sammlerwert von 10 000 Mark besitzt. Die Stücke waren so vorzüglich nachgeahmt, daß der Händler sie anfangs für echt hielt. Erst nach genaue ster Prüfung erkannte er die Fälschung und ließ die jun gen Leute verhaften. In ihrem Besitze befand sich noch eine größere Anzahl dieser Fälschungen. Schellenberg gab zu, auch in Berlin und Stettin solche Marken umgesetzt zu haben. Entdeckung eines Lagers aus dem 30jährigen Krieg. Der Archivar Kiep entdeckte auf dem Krummendeicher Außendeich in Freiburg a. Elbe die Reste eines verschanz ten Lagers, bei dem 1632 eine Schlacht zwischen Schweden und Kaiserlichen ftattfand. Kiep ist auch der Entdecker des vor kurzem ausgefundenen Störtebeker-Schatzes. Meuterer. In München trafen 22 Matrosen eines deutschen Dampfers unter Bedeckung ein, die an das Ham burger Seemannsgericht abgeliefert werden solleu. Die Matrosen stellten auf hoher See unter Drohungen an den Kapitän Lohnforderungen, weshalb dieser gezwungen wurde, in Triest zu landen, wo die Matrosen der Polizei übergeben wurden. Zur Schiffskatastrophe in der Irischen See. Nach einer Londoner amtlichen Meldung werden von der Be satzung des untergegangenen Dampfers „Rowan" noch immer elf Mann vermißt. Unter ihnen befindet sich der Kapitän des Schiffes. Die Anzahl der bisher gefundenen Toten beträgt 17, da aber noch mehrere Mitglieder des an Bord befindlichen Negerorchesters vermißt werden, wird befürchtet, daß die endgültige Zahl der Toten 20 über schreiten Wird. Polnischer Fanatismus. In Rosenberg in Ober schlesien ist die Villenbesitzerin Tuscholka, eine fanatische Polin, wegen versuchter Verleitung zum Morde verhaftet worden. Ihr Mordplän soll sich gegen einen deutschge sinnten Lehrer in Boroschau gerichtet haben. Als ein Förster, den sie zur Tat dingen wollte, hierauf nicht ein ging, soll sie versucht haben, einen Automobilschlosser zu bereden, das Fsrsthaus anzuzünden und den Förster niederzuknallsn. Sauckel unä Verkehr. Ausnahmetarif für frische Kartoffeln. Auf den Reichs eisenbahnen ist für die Zeit bis zum 31. Oktober ein Aus nahmetarif für frische Kartoffeln bei Aufgabe als Eisen bahnfrachtstückgut in Kraft. Die frischen Kartoffeln müssen als Frachtstüügut aufgcgeben werden, die ermäßigte Fracht wird bei Aufgabe der Sendung berechnet, wenn die ganze Von der Sendung durchlaufene Strecke innerhalb der Verlust. Binnen- und Wechselverkehre der Reichseisenbahnen liegt. Die Frachtbsrechnung für Kartoffeln, sofern sie als Stück gut befördert wurden, erfolgte bisher nach der Stückgut- klasse 2. Durch den Ausnahmetarif wird die Fracht nun mehr nach der Wagenladungsklasse I berechnet, wobei sich eine Frachtermäßigung von 35 bis 50 Prozent ergibt, je nach der Länge der Strecke und der Höhe des Gewichts der als Stückgut aufgelieferten Kartoffeln. Mit der Ein führung der Tarifermäßigung ist nicht bis zur Einführung der Gütertariferhöhung gewartet worden, weil gerade der Oktober den Hauptverkehr mit Kartoffeln bringt. Wie verlautet, wird eine gleiche Ermäßigung auch nach dem 1. November, allerdings in einer geänderten Form, ge währt werden. Volkswirtschaft. Die russische Ernte. Die Ernte in Brotgetreide in Ruß land und der Ukraine beläuft sich auf 2 Milliarden Pud. Nach Abzug des Saatgetreides verbleiben 11- Milliarden Pud. Man hatte geschätzt, daß die Ernte im Hungcrgebiet 133 Millionen Pud größer sein würde, als sie in Wirklichkeit war. Zum Aus gleich müssen 50 Millionen Pud Getreide aus dem Auslande eingeführt werden. GericktskaUe. Revision im Hemberger-Prozeß? Aus Berlin wird berich tet: Aller Wahrscheinlichkeit uach dürste das Urteil im Hember ger-Prozeß, das gegen Protze auf 5 Jahre Zuchthaus, gegen Frau Hemberger auf 21L Jahre Gefängnis und gegen Frau Weise auf 1 Monat Gefängnis lautete, noch nicht den endgülti gen Abschluß des aufsehenerregenden Prozesses bedeuten. Der Staatsanwalt scheint nämlich nach einer Äußerung, die er nach der Urteilsfällung getan hat, die Absicht zu haben, Revi sion einzulegen. Als Grund dafür wird angegeben, ein Ge schworener hätte nach Schluß der Verhandlung erklärt, daß er (der Geschworene) als guter Bekannter der Frau Hemberger sein möglichstes getan habe, um die Frau zu retten. Nach dem üblichen Brauche hätte sich dieser Geschworene vor Beginn der Verhandlung für befangen erklären müssen. Daß er es nicht getan hat, könnte vielleicht einen Revisionsgrund darstellen. Frau Hemberger scheint übrigens schon vor dem Prozeß mit einer milden Strafe gerechnet zu haben. Sie hat im Gefäng nis Sprachunterricht genommen, um nach Verbüßung ihrer Strafe eine Stellung anzunehmen. Das englische Militärtuch der Sicherheitswehr. Vor der 3. Strafkammer in Köln begann ein großer Prozeß wegen Wuchers, Kettenhandels und Kapitalverschiebung; es handelt sich um die Belieferung der preußischen Sicherheitspolizei mit englischem Uniformtuch. Dem preußischen Staat ist bei diesen Geschäften ein Verlust von etwa 25 Millionen Mark entstanden. Obwohl der Prozeß unter dem Rubrum Watzl und Genossen geht, fehlen die Angeklagten Watzl und Ehefrau. Sie wurden beide in Österreich in Haft genommen, es schwebt aber noch das Auslieferungsverfahren. Das Verfahren gegen beide Ange klagte wird daher abgetrennt. Außerdem sind noch 13 Personen angcklagt, darunter der englische Ingenieur Cleland und dessen Ehefrau, die Tochter eines höheren Kölner Postbeamten, ferner der schwedische Ingenieur Torbeck und der Kaufmann Herrscher, ein Vetter des Ministers Severing. Die übrigen Angeklagten sind zum größten Teil Kaufleute, es befinden sich unter ihnen aber auch mehrere ehemalige Offiziere und ein Koch. Die Ver nehmung des ersten Angeklagten, des englischen Ingenieurs Cleland ergab ein anschauliches Bild von dem geschäftlichen Treiben, das sich im besetzten Gebiete entwickelt hat. Bis Ende Mai 1919 hat Cleland einen Umsatz von 11L Millionen Mark erreicht. Englische Militärtuche hat er außer dem Ministerium des Innern noch anderen Firmen angeboten. Ende des Danziger Kommunistenprozefscs. In Danzig wurde in dem Prozeß gegen die kommunistischen Führer Rahn und Schmidt das Urteil gefällt. Den Geschworenen war die Frage vorgelegt, ob die Angeklagten schuldig sind, den Versuch gemacht zu haben, den Volkstag am 4. August zu sprengen oder zu der Fassung oder Unterlassung von Beschlüssen zu nötigen. Die Geschworenen bejahten die Schuldfrage, billigten den An geklagten jedoch mildernde Umstände zu. Der Staatsanwalt be antragte gegen jeden der Angeklagten zwei Jahre Festung. Das Urteil lautete auf die Mindeststrase von einem Jahr Festung, unter Anrechnung von zwei Monaten der Untersuchungshaft. Der Haftbefehl gegen beide Abgeordnete wurde aufgehoben. Kommunistischer Pankraub. Vor dem Dresdener Land gericht kam der Deubener Bankraub zur Verhandlung. Eine Anzahl Räuber hatte 220 000 Mark bei der Zweigstelle der Deutschen Bank in Deuben geraubt. In der Verhandlung er gab sich, daß die Angeklagten sämtlich Mitglieder der Kommu nistischen Partei sind. Sie gestanden, daß sie die Tat aus poli tischen Gründen begangen hätten, um der Kommunistischen Partei, der durch die Vorgänge in Mitteldeutschland große Ausgaben erwach; en waren, neue Geldmittel zuzusühren. Sie selbst hätten 100 000 Mark erhalten, während der Rest des Geldes in die Zentral-Unterstützungskasse der K. P. D. einge zahlt Worden sei. Das Gericht verurteilte die Schuldigen zu zwei bis vier Jahren Gefängnis und zu fünf Jahren Ehr- „Mein lieber Herbert! Durch einen Zufall erfuhr ich vor einigen Tagen durch einen meiner Regimentskameraden, der Weihnachten in Straßburg war, Laß der Operniänger Herbert Alten mit meinem Vetter und Jugendgespielen identisch ist, und wenn ich auf diese Nachricht hin Dir nach langer Zeit schreibe, so bitte ich Dich, darin vor allen Dingen meinen lebhaften Wunsch zu sehen, alte vertrauliche Bande wieder anzuknüpfen und von Dir Eingehendes zu hören. Du weißt, daß ich vor einem Jahre uach dem Tode Onke Hermanns das Majorat übernahm, und selbstverständlich den Dienst quittierte, denn es hat mich ja von jeher der Landwirt im großen mehr gereizt als der Offizier. Ich bin überhaupt ein ziemlich moderner und vorurteilsfreier Mensch und unterscheide mich darin wesentlich von einem großen Teil unserer Verwandten, die noch tief im Mittel alter stecken und deshalb auf Lem letzten Familientage in ein wahres Klagegeheul über die Wshl Deines Berufes ausgebrochen find. Ich hingegen weiß sehr wohl zu unterscheiden und Deine Gründe zu respektieren. Wem. Gott ein Pfund gab, der soll damit wuchern, und da er Dir leider nichts anderes gegeben hat, als höchstens noch Geschwister, für die Du mit edler Selbstverleugnung sorgst, so kann ich für meine Person Deine Entschlüsse nur achten und Dir meinen Beifall zollen. Aber ich habe mir sagen lassen, daß der Künstlerberuf im Anfang mehr kosten als einbringen soll, und deshalb möchte ich als alter Spiel kamerad mal mit dir reden. Ich weiß, daß Du ein Bltingensches Familienerbteil in sehr reichem Maße empfangen hast, und zwar den fein fühligen Stolz, der so ungemein leicht verletzt ist, daß Du Dich mimosenhaft in Dich selbst zurückziehst, und so muß ich an die kindlichen Gelöbnisse erinnern, die wir uns als Knaben abgelegt haben, um Len Weg zu Deinem Vertrauen zu finden. Wenn Dein Beruf auch pekuniär Dich befriedigt, dann laß Dir herzlich Glück wünschen. Wenn aber kleinliche, häßliche Sorgen Dich drücken, dann bitte, erinnere Dich daran, daß Dein alter Kurt Majorats- I berr auf Hoheneck ist und genau to wie als Knabe bereit b ist, seine Apfel und Birnen mit Dir zu teilen. Bester kann ich's nicht ausdrücken. Gern möchte ich mal mit Dir plaudern, und wenn Du denselben Wunsch haben solltest, io triffst Du mich vom 21. Juni bis zum 15. Juli in Berlin, wo ich geschäftlich zu tun habe. Hoffentlich kommt bald eine freundliche Antwort. Bis dahin mit herzlichem Grub Dein alter Vetter Kurt/ Wirklich gerührt faltete Herbert LaS Schreiben zu sammen. Der kameradschaftliche Ton dieses lebensfrohen großzügigen Menschen, der ihm von all seinen Verwandten von jeher der sympathischste gewesen war, tat ihm wohl. Aus diesen Zeilen sprach ieit langer Zeit einmal der warme Klang verwand! «chaftlicher Sympathie zu seinem einsamen Gemüt, und ließ tausend liebe Erinnerungen in ihm aufleben. Daß Kurt gerade jetzt, wo «r so mitten in Glück und Reichtum saß, sich seiner erinnerte, ihm so zart fühlend entgegenkam, war um so bewunderungswerter, als er ja so viele Jahre überhaupt nichts mehr von ihm gehört hatte. Ein Moment kreuzte der Gedanke fein Gehirn, daß sich hinter diesen liebenswürdigen Zeilen doch vielleicht die Absicht verstecken könnte, ihn, Leu Renegaten, sr:f irgendeine Weise zu bewegen, den er wählten Beruf aufzugeben, denn im Kampf mit dem Leben war Herbert mißtrauisch geworden. Aber schnell wies er den Zweifel als unwürdig zurück. Er glaubte den lustigen Vetter zu gut zu kennen, um ihm eine Intrige zutranen zu können. Vom 21. Juni bis 15. Juli war ec in Berlin, und heute war der 29. Juni. Natürlich wollte er ihn sprechen. Er bedurfte eines Menschen, mit dein er reden konnte, den irgend ein Band mit ihm verknüpfte und ungejäumt beantwortete er den Brief dahin, daß er am 8. oder 4. Juli in Berlin sei und sich freuen würde, Kurt irgendwo zu sehen. Seine Ant wort adressierte er nach Hoheneck und bat um umge(.md« Nachricht. (Fortsetzung folgte
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