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Nummer 62 - Alütwoch, den j Juni z 92 l 20. ^ayrgnng »ne sr». »88k zu durchschnüffeln. Wenn man bedenkt, daß diese Schnüffelei n den meiden Füllen von denselben jungen und geschäftlich völlig unerfahrenen Offizieren besorgt wird, die im Kriege die Auslandspost auf militärische Spionage und politische Gesälplichkeit durchgesehen hoben, so kann man sich ungefähr denken, was bei dieser Schnüffelei positiv herauskommt. Nun hätte man sich mit einem solchen Zustand v-elleicht ab- inden können, so lange er für eine Uebergangszeit befristete Geltung hatte. Bisher sind diese Bestimmungen auch immer nur um ein halbes Jahr verlängert, jetzt aber sollen sie „bis auf weiteres" verlängert werden. Die Finanzämter ind mit der Veranlagung zum Notopfer und zur Ver- Mögenszuwachssteuer angeblich noch so weit zurück, daß sie auf den Schutz, den die Briefschnüffelei ihnen bietet, nicht verzichten wollen. Gegen eine solche unbefristete Verlängerung die eine Uebergangszeit zum Dauerzustand macht und auf eine P ämüerung der allzu großen Bequemlichkeit unserer S euerbürokratie hinausläust, muß mit aller Schärfe Ein spruch erhoben werden Tausende von neuen Beamten sind in oie Finanzämter eingestellt worden, und das Mindeste, was die Oeffentlichkeit verlangen kann, ist, daß nun endlich diese unerhörten Eingriffe in das Postgeheimnis unter bleiben. — Bei der Post besteht jetzt der folgende heitere Zu stand. Seit dem 1. Oktober 1920 ist beim Bezüge von Zeitungen durch die Post die Zustellungsgebühr in das Be-- zugSgeld eingeschloffen. Nun ist nicht nur die Postbestellung immer schlechter geworden und in dem gleichen Umfang bei den Beziehern der Wunsch entstanden, sich die Zeitungen vom Postamt abzubolen. Wer nun, um die Zeitungen früher als durch den Briefträger zu erhalten, sich die Zeitungen abholt, muß dafür 2 Mark extra bezahlen. Mit anderen Worten: Wer sich die Zeitungen ins Haus bringen läßt, erhält es kostenlos, wer sich die Zeitungen abholt und da mit der Post Arbeit abnimmt, muß extra etwas dafür be zahlen, daß er das darf. — Das Eigentumsrecht an den Bier-, Limonaden- und und Selterwasserflaschen wird noch immer von weiten Kreisen der Bevölkerung nicht genügend beachtet. Trotz der zurzeit zwar ganz ungenügenden Pfandsätze wird mit diesen Flaschen noch immer ein arger Mißbrauch getrieben. Die Pfandsätze sind mit reiflicher Ueberlegung so niedrig gehalten, um der Bevölkerung den Genuß der in Frage kommenden Getränke nicht noch Mehr zu erschweren und zu verteuern. Die Eigen tümer der Flaschen müssen aber an die Einsicht und das R chtlichkeitsgesühl der Bevölkerung die Forderungen stellen, ihr Eigentumsrecht unter allen Umständen streng zu achten. Es ist durchaus unzulässig, daß, wie es vielfach geschahen ist, derartige Flaschen im Haushalte Verwendung finden oder nach Gebrauch in den Grundstücken oder im Freien achtlos beiseite geworfen oder sogar beschädigt oder zerstört werden. — Unfallgefahr bei Drahtbrüchen. Die fortschreitende Elektrizitätsversorgung des Landes bedingt die Errichtung weiterer umfangreicher Hochspannungsanlagen auch in bisher unberührten Lnndesteilen. Es ist deshalb notwendig, die B völkerung darauf aufmerksam zu machen, daß jede Stark stromleitung, sowohl die Nrederspannungsleitungen in ge schloffenen Ortschaften als auch die Hochspannungsleitungen der Fernstrecken, lebensgefährliche Spannung führen, so daß das Berühren der Leitungsdrähte mit Lebensgefahr verbunden ist. Insbesondere aber müßten es sich Eltern, Lehrer, Er zieher und Lehrherrn angelegen sein lassen, die Jugend immer wieder darauf hinzuweisen, daß auch heruntergefuliene Stark- stromdlähte unter keinen Umständen zu berühren find da auch solche gerissene D ähte noch immer lebensgefährliche Spannung führen können. Die Beseitigung solcher zeriffener Drähte soll lediglich Fachleuten Vorbehalten sein. Erst kürz- bch ist durch die Nichtbeachtung dieser Warnung auf der Strecke Schönbach—Dürrhennersdorf ein 19 jähriger Siem- schleifer tödlich verunglückt. Er berührte den herabhängenden Draht, trotzdem an den Masten das deutlich lesbare Warnungsschild: „Hochspannungl Das Berühren der Drähte — auch etwa herabhüngender — ist lebensgefährlich!" vor handen war. Dresden. Am Sonnabend abend gegen 9 Uhr ist im Hause Werderstraße 30 von dem 24 Jahre alten Leder arbeiter Paul Fischer aus Kleinwaltersdorf bei Freiberg die Tochter des Juwelier» Carl Hager, Scheffelstr. 15, ermordet worden. Am Sonnabend war Fischer morgens im Geschäft des Juweliers Hager, eines 76 jährigen Herrn, erschienen, um Verlobungsringe zu bestellen; er kam auch im Lause de» Leihpferde aus Heeresbeständen. Verschiedene Dresdner Truppenteile können Heerespferde solche Landwirte für dauernd auslethen, welche volle «Währ für gute Pflege und Wartung der Pferde bieten. Nähere Auskunft kann beim Unterzeichneten eingeholt Verden. Htteudorf-Woritzdorf, den 30. Mai 1921. Der Gemeindevorstand. Amtlicher Lei!. Marken - Ausgabe. Die nächste Lebensmittelmarkeuausgabe findet Dennerstag, de« 2. Ium 1921, von avends 6 Mr km unv zwar: Bezirke I bis V (Haus-Nc. 1—112V) in der neuen Schule zu Ottendorf, Bezirk VI (Ortsteil Mocitzdorf Haus Nr. 1—19) im Gasthof zum goldenen Ring, OctSteil Cunnersdorf und Klein-Okrilla in den be kannten Ausgabestellen. Die Brotmarken haben eine Giltigkeit von 8 Wochen. Die Aushändigung der Marken erfolgt nur an er wachsene Personen gegen Vorzeigung der Markenbezugs- answerskarten. Für verloren gegangene Marken wird kern «stütz geleistet, die Marken sind daher sofort beim Em- pflüge nachzuzählen. Die nicht fristgemäß abgeholten Marken können vor Montag, den 6. Juni nicht verausgabt werden, da ach die Listen in den Händen der Vertrauensleute zum Zwecke der Abrechnung noch befinden. Htteudorf-Moritzdorf, am 30. Mai 1921. Der Gememdevorstand. Spätnachmittags wieder und gab an, daß er sogleich auf der Bank Geld holen wolle. Gerade diese letzte Aeußerung er regte in dem Juwelier großes Mißtrauen, da an einem Sonnabend nachmittag keine Bank mehr ihre Kassenschalter geöffnet hat. Was der Juwelier ahnte trat auch ein, der Unbekannte kam mit dem Gelds von der Bänk nicht wieder, erschien aber unerwartet kurz vor 8 in dessen Wohnung auf der Werderstrabe 30, um die Herausgabe der Verlobung«- ringe noch zu fordern. Herr Hager erklärte dem Unbekannten, er wolle nach der Scheffelstraße nochmal« zurückgehen, um die Ringe zu holen, in Wirklichkeit wollte er aber nachsehen, ob dort alles gut verschlossen sei, weil er glaubte, der Kauf sei nur zur Erkundung der Geschäftsräume vorgetäuscht, da mit dann ein Einbruch verübt werden könnte. Die Tochter des Herrn Hager hatte zu gleicher Zeit eine Bekannte zur Bahn gebracht, was der Unbekannte gemerkt hatte. Kurz nach ihrer Rückkehr klingelte er an der Hagerschen Wohnung, die sich im Hochparterre befindet, und erzählte beim Oeffnen, dem alten Viter fei unterwegs etwa» passiert. Dadurch erlangte der Verbrecher Zutritt, würgte alsbald das er- schrockene Fräulein am Halse und schnitt dann plötzlich mit einem scharfen Rasiermesser deren Kehle durch. Nach dieser entsetzlichen Bluttat schleifte Fischer den stark blutenden Körper in ein Nachbarzimmer, um dort einen Läufer darüber zu decken, legte sich dann ein Fell und weiter ein Tuch zu recht, das er zusammendrehte, um es bei Ueberraschung al» Würgmittel zu verwenden. Während nun der Mörder in der Juwelierswohnung nach Wertsachen und nach Schmuck suchte, kehrte Herr Hager zurück, der natürlich keine Ahnung hatte, was inzwischen geschehen war. Beim Betreten seiner Wohnung sprang ihm Fischer mit vorgehaltenem Fell ent- gegen und suchte den erschrockenen Greis gleichfalls zu würgen. Trotz einer empfindlichen Verletzung am Kinn ver mochte er laut um Hilse zu rufen, so daß Hausbewohner schnell herbei eilten. Fischer sprang zum Fenster hinau» und rannte in der Richtung nach der Lukaskirche zu, ver folgt von hilferufenden Hausbewohnern und Straßenpaffanten. Der Glöckner der Lukaskirche kam mit noch einem Bekannten vom Abendläuten, und den beiden Männern gelang es, den Verbrecher festzuhalten und der Polizei zu übergeben. Auf der Wache wurden dann sofort die Personalien festgestellt; Fischer legte dann auch ein Geständnis ab. In seinem Be sitz wurde ein Notizbuch vorgefunden, in dem etwa zwanzig dera-tige Fälle und Pläne ausgezeichnet waren. Wie die weiteren Feststellungen ergaben, wollte sich Fischer tatsächlich am Sonntag in Freiberg verloben. Er wurde dort schon am Sonnabend erwartet. Als der Bräutigam nicht ein- getroffen war, zogen die Braut und ihre Angehörigen bei der Dresdner Polizei Erkundigungen ein und mußten er fahren, was der Heiratskandidat für ein Verbrechen be gangen hatte. Riesa. Ein hiesiger Arbeiter beauftragte von seiner Arbeitsstelle aus zwei Schulknaben, ihm in einem Geschäft einige Zigarren zu kaufen und händigte ihnen zu diesem Zwecke einen 50-Mark-Schein aus. Die beiden Knaben, ver mutlich Brüder, sind aber mit dem Gelde spurlos ver schwunden. Oybin. Zur Erhaltung der Oybin-Ruine will der Staat einen einmaligen namhaften Beitrag zur Verfügung stellen, mit dessen Hilfe es möglich fein wird, die Instand- setzungsarbeiten in Angriff zu nehmen, die schon vor de« Kriege geplant waren. Eulau. Zu dem schweren Automobilunfall wird noch gemeldet, daß von den 40 Ausflüglern, die sich in dem verunglückten Lastauto befanden, nur sieben unverletzt geblieben sind. Die Zahl der Todesopfer der Katastrophe ist auf vier gestiegen. Reust ädtel. Auf einer Vergnügungsreise eine» hiesigen Ehepaares nach Chemnitz verschwand nach dem Theaterbesuche der Mann und kam nicht wieder. Al» die verlassene Frau nach Hause zurückgekehrt war, fand sie zu ihrem großen Schrecken, daß der Geldschrank leer war. Der ungetreue Gatte hatte nicht nur die 6000 Mark betragende Abfindungssumme seiner Frau, einer Kriegerswitwe, sondern auch noch etwa 1500 Mark andere Gelder mitgenommen.. Man weiß nicht, wo er sich hingewandt hat. Flöha. Der vor einigen Tagen abgehaltene Bezirks tag für die Amtshauptmannschaft Flöha beschloß die Er hebung einer Tanztourenabgabe, von deren Erträgnissen den Gemeinden 50 Prozent zufließen sollen. Auch wurde der Bezirkswohnungsluxussteuer zugestimmt. Lvklt Röverbad. Da» Röderbad wirv hiermit dem Schutze der Ein wohnerschaft empfohlen. Für über 14 Jahre alte Personen ist die Benutzung "et Bades nur gegen Lösung einer Ausweiskarte gestattet, Milche im Rathaus gegen Erlegung einer Gebühr von 2 Ml. (Auswärtige 3 Mk) ausgestellt wird. Die Karte ist den mit der Revision beauftragten Personen aus Verlangen dvlzuzeigen. Verunreinigung des Bades, Betreten der an das Bad den Zugangsweg angrenzenden Fluren und alles Ulmen sind verboten. Zuwiderhandlungen gegen diese mit Zustimmung des Ameinderates erlassenen Anordnungen werden nach ^ 360, 1, 366, 10 und 368 9 N.-Slr.-G.°V. Mil Geld- ^ase bi» zu 30 Mk. ooer mit Hast geahndet. Htteudorf-Moritzdorf, am 28. Mai 1921. Der Geme ndevorftand. OerrUchss rmd Sächsisches. DÜendorf-OkEa, den Sp lNat . — Wir sind jetzt in der Zeil der Hellen Nächte und ^immerwährenden Dämmerung. Das bringen uns dre >Men schönen Sommerabende deutlich zum Bewußtsein. ist die Zeit, in der die Sonne ihre größte Kurve schreibt. Erst nach 8 Uhr neigt sie sich unter den Horizont N bis spät in die Nacht hinein sendet sie noch ihre Aüuimerstrahlen. Ein W mderabend bietel jetzt di« wonnigsten Müsse. Beete, Sträucher, Bäume, Wiesen senden ihre Mn und herben Düfte aus. . — Kurz nach der Revolution hatten die Volksbeauf- Wen eine Reihe von Maßnahmen getroffen, um die Ver- Mppung vgi, Kapital in das Ausland zu verhindern. Der öMeck war ebenso löblich wie die Mittel verkehrt waren, oeder weiß, daß mehr deutsches Kapital auf Tausenden von , ^ichwegen in das Ausland geflossen ist, als in Deutsch- W zur Besteuerung herangezogen werden konnte. Aber Mißerfolg hat die Bürokratie nicht abgeschreckl, und ^bestehen im wefentlichen heute noch all die in ihren Vielheiten oft rührend naiven Vorschriften gegen die Mtalsverschleppung, die auch weiterhin so gut wie keinen ,, MS hatten. Dasür gaben sie einem Heer von Beamten ^ Angestellten Gelegenheit zu zweckloser B schäftigung, 'E in d-r Hauptsache darin besteht, die nach dem Ausland Wnden und au» dem Ausland hereinkommenden Briefe tpsr ld brau» -pfe 1L? t Kaufe» nd 40 n«isk- Z 8 Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Fnnsprech-Anschluff Ami Hermsdorf b. Dr. Nr. 31. Ae .Ottendorfer Zeitung- erschein! Men?- U tag, Donnerstag und Sonnabend. st Bezuqs-Preis: Monatlich 2,25 Mark, (s bei Zustellung durch die Boten 2,50 Mark, st Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. ionsi, -1 irgendwelcher Störungen des Betriebes der js Zeitung, der Lieferanten od. d. Beförderung?- Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än- Is ftnich auf Lieferung oder Nachlieferung der st Zeitung ot.aufRückzahkmgd. Bezugspreises. ei der ersten Seiie mit 1» Pf«. b„ich»ck Anzeigen «erben an da« ErschrimmtzUutz« bis spätestens sarmtttatzr w Utz, tu die Geschäftsstelle erdeten. Jeder Anspruch aus Nachlaß eritfcht, »am, der Anzetgeu-Bet-aq durch «atze et»,W,,Mi Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitnng, Druck u. Verlag Hermann Riitzte, Groß-OKM».