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Ottendorfer Zeitung : 22.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192106224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19210622
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19210622
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-22
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.06.1921
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halten hat. Die „Alliierten". (Fortsetzung solM Selbst ein britisches Armeekorps würde keine Änderung herbeiführen, denn es würde unter diesem Triumvirat nur dorthin beordert werden, wo die Franzosen englische Truppen haben wollten, also dort, wo sie Korfanty am wenigsten schaden könnten. So deutlich ist den Englän dern die Wahrheit über Oberschlesien kaum schon gesagt worden. Danach kann man sich ungefähr denken, unter welchen offenen und versteckten Bedingungen General Le Rond die Räumung des Aufstandsaebieies zulassen wird. Wer sonst als die Deutschen können und werden wohl die Leid tragenden dieser Räumungsaktion sein? Die deutschen Parteien vertreten den Standpunkt, daß eS Aufgabe der Interalliierten Kommission ist, endlich einmal gegen die Insurgenten vor,' Selbstschutz, der,sich mit Been Kapitän Nasarow lag in seinem Bett und philo sophierte in den Morgenstunden. Er hatte in der letzten Zeit Glück gehabt und durste bald Beförderung erwarten. Er hatte sich bei der Unterdrückung der Unruhen aus gezeichnet, und für einen Mann mit Ehrgeiz bedeutete das nicht wenig. Doch darf man nicht glauben, daß der Kapitän darauf bedacht war, durch jedes Mittel in die Höhe zu kommen: er war kein rücksichtsloser Streber, nein durchaus nicht. Aber es war ihm eine besondere Befriedigung, zu wissen, daß seine Vorgeseh en seinen Diensteifer und seine Pflichttreue bemerkt hatten, und daß man ihn anerkannte. Ab« dies« treue Soldat, derben geraden, geschlagenen Gekreuzte klingen Koman von Herman« Jensen. SSs (Nachdruck verboten. «Doch können in Anbetracht der Jugend des Ange klagten und unter Hinweis auf seinen im übrigen tadel losen Dienst, der durch die vorgelegten dienstlichen Er klärungen bewiesen ist, die im gleichen Gesetz § 123 genannten Strafmilderungen Anwendung finden, so daß also der Angeklagte, Paul Alexandrowitsch Tschernow, mit Verlust aller seiner militärischen Rechte und Verweisung auS dem Reiche belegt werden kann. Die erwähnten Wragraphen lauten: —" Paul hatte eine Empfindung, als hörte sein Herz auf SU schlagen. Es rauschte in seinen Ohren und flimmerte vor seinen Augen. Wie durch einen Nebel sah er den Auditor, den Präsidenten und sämtliche KriegsgerichtSmit- glieder einen wilden Reigen aufführen. Der Tisch schwebte frei in der Luft: Boden und Decke hatten ihren Platz gewechselt. Auch er selbst begann zu schwanken. Er tastete ins Leere und erfaße die Schranke; aber sie begann zu laufen: er klammerte sich mit beiden Händen an sie; sie ritz sich los und Ein dumpfer Krach war zu hören. Der Angeklagte war bewusstlos zu Boden gestürzt. Einstellung der oberschlesischen SSuberungsaktion. Oppeln. Die Interalliierte Kommission hat die Säu-e- rnngsaktion in Obcrschlesien eingestellt. AlS Grund hierfür gab sie den politischen Parteien an, daß der Selbstschutz sich weigert, vor Niederschlagung des AufstandeS die durch ihn befreiten, von ihm beschützten Gegenden zu räumen. Politische Kundscbau. veutscklLnä. Abgabe von Eisenbahnwagen an die Entente. Bis zum 31. Mai 1921 einschließlich wurden insge samt gemäß Artikel 238 des Friedensvertrages an rollen dem Eisenbahnmaterial zurüügegeben: an Belgien 5670 Staatsbahnwagen und 86 Privatwagen, an Frankreich 2546 Staatsbahnwagen und 226 Privatwagen, zusammen 8528 Wagen. Sammelmappe für bemerkenswerte TageS-und Zettereigniss«.! Auf eil Üblicher Meldcut! MS eines ^erlagen 'Äm °Z Mr, daß ^saber seh Westens 'n diese Endlist Mchn.) Ahnen. Koriet, U Inten fassen w »tUche b A-ng I b Aaen r ^cgen. H Förd, «K-,große' iei^vstau -An, F ^rßsach Weg ging, ohne nach rechts oder links zu sehen, ob e je zu räsonieren, wenn er mechanisch und regelrecht die Obliegenheit erfüllte, die ibm übertragen worden war oder von ihm ohne Befehl ausgeführt wurde, weil er es für seine Pflicht hielt, so zu handeln, dieser brave, schlicht begabte Landsknecht hatte in den letzten Tagen in einer für ibn ganz ungewöhnlichen Weise über verschiedene Erscheinungen nachzugrübeln begonnen. General Trepow hatte nämlich eines Tages eine Äußerung getan, die sich dem soliden Gehirn Nazarows fest eingeprägt hatte. Oberst Jswetzkow und General Trepow standen beisammen und sprachen von Paul Tscher now, und der Kapitän hörte, wie der letztere zum Oberst sagte: „Ich bin ebenso sicher, daß er unschuldig ist, wie ich davon überzeugt bin, daß das Kriegsgericht ihn ver urteilen wird. Nehmen Sie mein Wort daraust Ich kenne Pferd und Mann, wenn ich sie einmal gesehen habe/ Nazarow hatte einen gewaltigen Respekt vor der Urteilskraft des Generals. Er sah zu ihm auf wie zu einem Gott, und es gab kein Ding, auf das er nicht ge schworen haben würde oder dafür sich hätte töten lassen, wenn bloß der General sagte, daß es recht war. Was Wunder, daß der ehrliche Kapitän bei seinen Worten einen Stich im Herzen gefühlt hatte. Hatte er sich vielleicht irre leiten lassen? War er zu voreilig gewesen oder hatte er sich vieckeickt damals sogar ganz verkehrt benommen? Fast schien es so. Und er begann das Ganze zu überdenken. Ja, da waren viele Punkte, in denen er sich geirrt hatte; das sah er jetzt ein.' Also er hatte anfangs Paul mit Michail verwechselt. Aber zum Teufel, wer hätte auch ahnen können, daß er einen Bruder hattet Davon batte er nie ein Wort gesagt. Warum war er nicht vertraulicher ge wesen? Er, 'Nazarow, hatte im Verkehr mit seinem Freund gewiß nie eine Räuberhöhle aus seinem Herzen gemacht. Es gab nicht einen Winkel in dessen vielen Mädchenkammern, den er vor Paul verborgen hätte. Warum konnte denn nicht auch Paul Vertrauen zu ihm haben, wenn nichts zu verhehlen war? Wer Paul war auch keine offene Natur. Er war ^Sitter "l°s fo flie „TempS" teilt mit, obwohl noch kein Zeitpunkt offiziell tnS Auge gefaßt sei, erscheine es nicht unmöglich, daß der Oberste Rat vor Ende Juni zusammentreten werde, wenn die Wiederherstellung der Ruhe in Oberschlesien binnen zehn Tagen vollzogen sei, und wenn die Ereig nisse im Orient (gemeint ist Kleinasien!) die Ententeregie rungen bis dahin in den Stand setzen, sich über eine ge meinsame Politik zu einigen. Der italienische General de Martini hat infolge des britischen Ersuchens von der Regierung in Rom Auftrag erhalten, in Oberschlesien Gewalt anzuwenden, wenn dies nötig sein sollte. Die französische Regie rung hat das englische Ersuchen ebenfalls „wohlwollend" in Erwägung gezogen. Wohl infolge dieses Auftrages ist nun den Insurgen ten ein neues Ultimatum gestellt worden. Falls noch ein mal Ratibor von ihnen, sei es mit Artillerie, sei es durch Maschinengewehr- oder Jnfanteriefeuer beschossen werden sollte, werde die italienische Artillerie ihre Stellungen „un widerruflich" mit Feuer belegen. Peinliche Frage« im Unterhaus. 1>j, n di V-te. S hoffst »Avil »Der : ist,'Ein ° 'chneh MM Nur ih Aufs. 'NUN! Nil: brn Kl de: un ^'8 neinend. Darauf fragte W e fache, daß die geiamte militärische Leitung der Truppen in Oberschlesien sich in den Händen der Franzosen befindet, und wie könne» wir irgendeine Besse rung erwarten, solange die französischen Sympathien mit den polnischen Insurgenten (hier griff der Sprecher ein). Wieder ein Abgeordneter verschleppt. Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete BiaS wurde in seiner Wohnung im Beuthener Vorort Roßberg von polnischen Banditen festgenommen und mit noch zwei anderen deutschen Einwohnern sortgeschleppt. Diese „Verhaftung" soll als Repressalie wegen Belästigung polnischer Bürger in Beuthen erfolgt sein. Die Meldung polnischer Blätter, daß Bias wieder entlassen worden sei, ist falsch. lieb?" m ^darf der Rcichse Mn -NL i S. At Haber E'°llu hMgetre dWcn M " Landw d Tn seii kL -in k -um rs, HZ. 'N dc ^-e-chhan. s- Hn (De ijMe un: i,..Der nä Das Statut des GarantiekomtteeS. Die Reparationskommission hat am 27. Mai ein »öl' läufiges Statut des Garanliekomitees beschlossen, deW Text jetzt amtlich übermittelt wird. Das Statut setzt Übereinstimmung mit den Bedingungen des Ultimatum die Zusammensetzung und die Aufgaben des Garantielos tees fest. An den.Sitzungen des Komitees können iE nur die Vertreter von höchstens fünf in der Reparation-' kommission vertretenden Mächten teilnehmen; die Delegier ten Englands, Frankreichs, Italiens und der Vereinigte" Staaten sind ständige Teilnehmer. Es bleibt also nur e>" Platz frei, der in besonderen Fällen von den Vertreten' Japans oder des serbisch-kroatisch-slowenischen StaM sonst von dem Vertreter Belgiens besetzt wird. Mitglied' sind vorläufig die folgenden Persönlichkeiten: Sir Levick, Großbritannien; Maulöre, Frankreich; d'Amcl^ Italien; Bemelmans, Belgien; Sekiba, Japan; DiouM serbisch-kroatisch-slowenischer Staat. Unfallschutz für die Bergleute. Der Preußische Landtag beschäftigte sich in seA! 27. Sitzung fast ausschließlich mit dem ExpwsionsunB" auf der Zeche „Konstantin der Große" in Grumme d Bochum, das den Tod von 19 Bergleuten herbeigcM hat. Der Landtag wird sich im Ausschuß für Handel Gewerbe mit dem Vorfall und der Frage der EinfübrM neuer Sicherungsmaßnahmen in den Bergwerken noch o", gehend befassen. Es wurde festgestellt, daß auf der Mißstände geherrscht haben, die das Eintreten des fuE baren Unglücks mindestens begünstigt haben. Entdeckung eines geheimen Munitionslagers. Beamte des SLaatSkommissars sanden zwischen und Nonneburg ein Lager von Infanterie- und Maschig" gewehrmunition. Zwischen 36 000 und 40 000 PairM wurden beschlagnahmt und der ReichstreuhandgesellMi in Erfurt zugeführt. Mehrere Personen, darunter U, Wachtmeister der Abteilung Gera der Thüringer LaE Polizei, wurden verhaftet. Sie sollen, nach der ME burger Zeitung, den Kommunisten nahestehen. f§onä-Zniei'!kL. Der Friedensschluss mit Deutschland. Das sentmtenhans hat mit 305 gegen 61 Stimmen die M schließung Porter angenommen, die den KriegszuB" mit Deutschland und Österreich beendet, ohne, wie die b schließung Knox, die Kriegserklärung zu widerrufen-^ Angelegenheit geht nun an den VerhandlungsaussE" der beiden Häuser. * Berkin. Der Präsident der ReichSrücklieferungskoM^ sion, Kommerzienrat Dr. jur. Guggenheimer, ist M'M» austragsweiscn Wahrnehmung der Geschäfte des Reichs missars zur Ausführung von Aufbauarbeiten in den -eu ten Gebieten im Ehrenamt betraut worden. Warschau. Der außerordentliche Gesandte und bev , «nächtigte Minister Paderewski wurde von seinem U als erster Delegierter beim Völkerbunde sowie von dem p'stj, als Vertreter der polnischen Regierung beim Völkerbunde hoben. lgenten vorzugehen, nicht aber gegen den mit Beendigung deS Ausstandes von selbst auflöst. Die Bevölkerung kann sich den von ihr selbst ge schaffenen Schutz nicht nehmen lassen, bevor sie durch Taten der Kommission eine Gewähr für ihre volle Sicherheit er- .Dle ( Msne«, d weites M S°j.) sei "nzler, fü "Miches ' 'M Graf schritten l N-st. 1 Mute vo Agesordn 'U- Soz.), A°rd»n dorees , Uanis„;io ß Wn -rh. Zradna Mrpellat Klebten ^nuelstaad "Wich sei. Kennworthy fragte im Londoner Unterhause, ob die von Lloyd George öffentlich verkündete Politik bezüglich Oberschlesiens unverändert fortbestehe. Chamberlain er widerte: Ja. Kennworthy fragte weiter, ob die Regie rung mitteilen könne» Welches die augenblickliche Lage in Oberschlesicn sei, und ob der Vorschlag gemacht worden sei, daß eine gewisse Zone in Oberschlesicn durch eine Reihe von Jahren von alliierten Truppen besetzt werden sollte. Chamber lain erwiderte, die Lage in Oberschlesicn habe sich im allge meinen nicht geändert. Man hoffe jetzt, wo Verstärkungen ein- getroffen seien, daß die der Kommission zur Verfügung stehenden Streitkräfte genügen, um diese in die Lage zu ver setzen, zu einem baldigen Zeitpunkte die Ordnung wieder herzustellen. Die Antwort auf die zweite Frage laute ver- dawood: Ist eS nicht eine Tat * Bei der Wahl deS lippeschen LandeSprästdiumS würd'« gewählt Neumann-Hofer (Demokrat), Drake (Soz.) um Schmuck (Soz.). * Im französischen Senat wird abermals die AuSsiefenB Kaiser Wilhelms II. zwecks Anstrengung eines Prozesse- geg<" ihn verlangt. * Die britische Admiralität hat beschlossen, daß die beidt» deutschen Unterseeboote U 135 und U 161 am 30. Juni senkt werden. * Im englischen Unterhaus« erklärte HarmSworth, daß di> Lage im nahen Osten sehr bedrohlich sei. Die Regierung wahre Neutralität zwischen Griechen und Türken. * In Belfast fand ein erbittertes Gefecht zwischen von dt" Dächern feuernden Sinnfeinern und britischer Polizei stm- Sieben Tote und 50 Verwundete wurden gezählt. * An Stelle deS bisherigen polnischen Außenminister Sapieha ha« der Staatsches den bisherigen polnischen sandten in Rom Konstantin Skirmunt zum Außenminister e'' nannt. * Das Repräsentantenhaus der Bereinigten Staaten v»" Nordamerika nahm die Resolution Porter für den Friede'»' schlutz mit Deutschland und Österreich an. so eine Art „Jungfrau"; er gehörte-zu der neuern neration mit ihren Nen en, ihren Räsonnemen en dem Kram, für den ein Soldat keinen Gedrau« Zum Teufel, mit was hatte der Soldat sonst zu mit Knochen, Muskeln und der Fähigkeit, zu gehör« Ja, den Generalstabsoffizieren häite ein bißchen 'M Hirn vielleicht gut getan, indessen — zum Teufel Meim der Generalstab in Ostasien nicht dieses und Nervensystem gehabt hätte, sondern darauf losneNM wäre wie er, Nazarow, an der Spitze seiner SaM.^ bei e'nem Angriff, dann hätte es vielleicht da "" etwas anders ausgesehen. Ja, Paul war gewiß ein wunderlich« F Warum batte er nichts gesagt an jenem Tage, als er „Peier Paul" geführt wurde? Na! Nazarow wuS'M sich selber gestehen, er würde damals Panls Worten Glauben ge chenlt haben, wenn dieser sich hafte fertigen wollen. Aber gie'chwohl — l » i» Und dann die Geschichte im Alexanderpaian Zarskoje Selo! Das war verteufelt keck. Die Augen hielt er offen, der Bursche, und resolut war er. Teufel! Der Kapitän wußte nicht einmal ganz uMM'l er selbst unter ähnlichen Umständen ebenso rasch 9^ haben würde. , Und die'er Mann sollte beute vom Krieg'gerE^ß urteilt werden. Der General glaubte nicht an seine und war doch überzeugt, daß Paul rerurie'ckt Wenn nun ? Nazarow sah auf die Uhr. Stunde trat das Kriegsgericht zusammen. In zwei war das Urteil vielleicht bereits gefällt. Es war Freund, den sie verurteilten, und er selbst kMM P«h! Er mußte ja schuldig sein, überdies, e>n K gericht irrte sich nie und konnte nicht irren! Wir M er diesen Satz nicht gehört und selber ausgeipr^st Aber der General? Nazarow wünschte alle Kriegs-«': zum Teufel, wenn General Trepow and«« war als sie. Oie wadren Schuldigen. Von unserer.« O-Mttarbeiter wird uns geschrieben: Hätten die Alliierten auch nur den hundertsten TeU der Geduld, die sie, seitdem Hexr Korfanty mit frecher Hand die feierlich verbriefte Ordnung in Oberschlesien um gestürzt hat, den polnischen Aufrührern gegenüber an den Tag legen, für Deutschland zur Verfügung gehabt, der Welt wäre eine schier endlose Kette von Beunruhigungen und Aufregungen erspart geblieben. Aber während uns Fristen von wenigen Tagen, zuweilen sogar von wenigen Stunden gesetzt wurden, darf der sogenannte Diktator von Oberschlesien die Hohe Interalliierte Kommission in Oppeln seit vielen Wochen an der Nase herumsühren, un geachtet dessen, daß inzwischen kaum übersehbare mate rielle Werte vernichtet und qualvolle Leiden über die Be völkerung des Abstimmungsgebietes verhängt wurden. Zwei Wochen sind nun schon vergangen, seitdem englische Bataillone in dem aufständischen Gebiet ver sammelt wurden, um der durch Frankreichs M'«schuld möglich gewordenen Jnsurgentenherrschaft ein Ende zu machen. General Le Rond aber hat es mit seiner sinn vollen Sympathie bis jetzt noch immer verstanden, die SSuberungsaktion, von der, seitdem Lloyd George im Unterhause so kräftig vom Leder gezogen, unausgesetzt die Rede war, zum Besten seiner polnischen Bundesgenossen immer wieder auszuhalten. Jetzt soll die Räumung also begiimen und am 22. Juni beendigt sein. Man hat mit dem deutschen Zwölferausschuß auf der einen, mit Kor fanty und seinen Spießgesellen auf der andern Seite ver handelt und will mm versuchen, die Polen wie die Deut schen nach entgegengesetzten Richtungen des strittigen Ge bietes zurückzudrängen. Von polnischer Seite wird natürlich mit allen Mitteln dahin gearbeitet, um den Rück zug aus dem eigenmächtig usurpierten Gebiet so teuer wie möglich zu verkaufen. Man tut so, als verfüge man be reits über eine nahezu vollständige Zivilverwaltung an Stelle derjenigen der Interalliierten Kommission, und hält es auch für nützlich, mit der Disziplinlosigkeit der in ihren „patriotischen Gefühlen aufs schwerste gereizten" polni schen Kämpferscharen zu kokettieren. Damit ist schon er reicht, daß einige Londoner Blätter von der Ruhe vor dem Sturm sprechen, die augenblicklich in Oberschlesien herrsche, von der schier übermenschlichen Selbstüberwin dung, die die Aufrührer an den Tag legem müßten, wenn sie kampflos oder ohne Rache und Zerstörungen das Ge biet aufgeben sollten, das sie in Besitz genommen haben. Die Deutschen wissen besser, was sich hinter diesen pol nischen Spiegelfechtereien verbirgt, und sie glauben des halb mit allem Nachdruck auf gewissen Bedingungen be stehen zu müssen, unter denen sie sich zur Zurückziehung ihxes Selbstschutzes bereitfinden wollen. Aber natürlich, die Entscheidung liegt, wie immer, bei der Hohen Kom mission in Oppeln, von der man ja zur Genüge erfahren hat, wer sie antreibt und wer sie führt. Ob nun hinter den Kulissen der Kommission die Ent scheidung schon gefallen ist oder nicht, unter allen Umstän den trifft es sich gut, daß dem britischen Volke die Fran zosenherrschaft in Oberschlesien noch einmal von einem eigenen Beobachter so geschildert wird, wie sie in Wahr heit ist. Der Sonderberichterstatter des „Manchester Guardian" stellt in seinem Blatt fest, welche fast unerträg lichen Herausforderungen die Deutschen von seilen der In surgenten zu erdulden haben, die gar zu gern von ihnen angegriffen sein möchten. Daß unter solchen Verhältnissen Vle Franzosen sortgesetzt behaupten könnten, der deutsche Selbstschutz sei das größte Hindernis auf dem Wege der Beruhigung Oberschlesiens, sei vollkommen lächerlich. Nicht der deutsche Selbstschutz, sondern die Franzosen seien für den Aufstand verantwortlich. Sie seien auch für seine Fortdauer verantwortlich, da sie den Polen ihre Sym pathie«« ganz offen entgegentragen und alles tun, was in ihxcr Macht liegt, um jede Art von Aktion, die den Auf stand beendigen könnte, zu verzögern oder abzuschwächen. Don italienischer Seite ist dem Berichterstatter versichert Worden, daß die Polen gerade auf Anraten der Fran zosen losgeschlagen hätten, noch bevor die endgültige Ent- cheidung über Oberschlesien gefallen war. Und seine Überzeugung geht dahin, daß der Aufstand nicht eher zu- ammenbrechen werde, als bis Engländer und Italiener n der Interalliierten Kommission die Übermacht erhiel ten. Augenblicklich seien neben General Le Rond der Oberst Capus und General Gratier für die militärischen Operationen in Oberschlesien zuständig. Bevor nicht dieses Triumvirat gestürzt sei, könne kein Frieden herr schen, und der Ruin eines großen Industriegebietes und vas Elend einer großen Bevölkerung müsse fortdauern.
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