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Ottendorfer Zeitung : 03.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192106037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19210603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19210603
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-03
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 03.06.1921
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igntsse. die um eine Verfehlung ondon nicht die Rede der MB abgelehi» entrumSÄ' der Ang!' ngniS vü' >eren bluü' gekommen Riga, dak als Gekreuzte Mngen Roman von Hermann Jensen. (Nachdruck verboten.) uch dara»! -schlesische» gen wirN Kriancis Programm. Deutschland unter dem Damoklesschwert. au. ! rsfte. d die M ir die ztt' Hier angt' der seiner' rien Ko»' elbständig« ge der g°' ngen nick' cung eine» innerte»» 'solutionk» besondm m „rote» - am d ArE :r und v-' Biederam' ndere ohne Bet' und ebe»' unter « !r handelt fiele danri mtnra, d> t in FraS' zu könne«» reuen d« mache, iand sagit >ung de»' gegenE dem Ä/ mterla«' Im Verlauf der weiteren Pariser Kammerdebatte dohm Ministerpräsident Briand erneut das Wort und gab Mende Erklärung ab, die man wohl als sein Programm lur di- nächste Zukunft ansehen darf: . In London haben wir eine Erklärung abgegeben, Deutschland mitgeteilt werden mutzte, und die alle Verseh „ ersehlun- Sm de» Schuldners feststellt. Es war genau bestimmt wo» »m, datz Deutschland mit einem Ja oder einem Nein an» Wrten müsse, und wenn eine der Bedingungen zurückgewie- nn würde, würden die Alliierten alle ihre militärischen und maritimen Mittel bereitstellen, um Genugtuung zu erlangen. E srage man, was geschehen werde, wenn Deutschland noch llnmal seine Verpflichtungen nicht erfülle. Man frage, ob eine «kue Zusammenkunft des Obersten Rates nötig sei, bevor man »>e Sanktionen ausführe. Wenn es sich Sandle, von der in der Erklärung von L, lei, dann ja. Denn das sei eine Nott » DaS bedeutete alles andere, Gefängnis und Tod Megen, Hatz seine Soldatenehre bedroht war, datz M Name, den seine Väter mit ihrem Blut veteidigt Men, in Gefahr stand, befleckt zu werden? Nein! Und Mi'n der Weg noch einmal über die blutige Leiche «Mails ginge, wenn die Hölle mit allen ihren Mlen seiner im Jenseits wartete, er wollte rein da- »Mn in den Augen seiner Kameraden und der übrigen M Es handelte sich nicht bloß um Leutnant Paul Mp.ww: es handelte sich um einen Tschernow. tu ^icht würde es ihm werden, seine Unschuld fg beweisen, wenn er nur seine volle Fassung wieder- und seine Verteidigung führen könnte, statt feig M durch krankhafte Halluzinationen, die er wohl mit wenig Willenskraft würde verscheuchen können. Er tzManz gut ein, wie sich Nazarow geirrt und ihn und fMan verwechselt hatte. Das Mißverständnis würde yA schwierig zu erklären sein. Im ersten Kriegsverhör !ki» von Anfang an erklären, und dann würde M r^ame in den Listen der Armee wieder rein und >yM!os dasteheu wie früher. Ja, das erste Kriegsoerhör Mos die Sache vollständig klar macken. Und er Mwricrie seine Verteidigungsrede, legte sich alles MM, ordnete den Stoff, während er in der Zelle auf ob wanderte, hin und her, immer in Bewegung vom Men bis zum Abend. Uber die Tags vergingen, und das Verhör ließ auf i«Mr!en. Die Nervosität des unglücklichen Gefangenen V ^""er wehr, je langsamer dje Stunden in der Ein- t verstrichen, dieser Einsamkeit, die nur von den MM^ntariichen Mahlzeiten unterbrochen wurde. Und iy jMchle waren besonders fürchterlich, die langen Nächte, tzMnen N wach lag und den gemessenen Schritten der ? lauschte, die abwechselnd mit fast minutiöser ^mleit sich näherten und entfernten. —... .me Notwendigkeit deS Ve» Nages. Wenn der Botschafterrat nicht zu einem Beschluß körn en könne, dann müsse der Oberste Rat die Entscheidung tres» nr' Mer wenn es sich um Tatsachen handle, die in der E» «arung bezeichnet seien, hinsichtlich deren Deutschland Be- Me der Nichterfüllung zeigte, dann müsse Frankreich wie die »»deren Alliierten diese Verfehlung feststellen, und vann be- Ne für jeden von ihnen das Recht, zur Ausführung der Sanktionen zu schreiten. Wenn also die deutsche Verfehlung »n der Erklärung von London festgestellt sei, dann würde die »anzösische Negierung an die englische und belgische Regie» Mg telegraphieren und ihren Willen zum Handeln aus- Mchen und sie ersuchen, das gleiche zu tun. Durch dieses Megramm würden die Verbündeten in den Stand gesetzt, mit Frankreich zu handeln. Ich will nicht einmal annehmen, datz »uch ein einziger von ihnen sich der vorgesehenen Sanktionen Miehen will. Wenn wir gestern infolge einer Verfehlung Deutschlands eine Sanktion ins Auge hätten fassen müssen M die Städte Ruhrort, Düsseldorf und Duisburg besetzten, Mm die englische und belgische Regierung loyal den Befehl weilt, datz ihre Truppen sich den französischen anschlösse«. Er Me nicht das Recht, daran zu zweifeln, daß das morgen nicht Kenso sein werde (Beifall). Sie haben nicht das Recht, einen Erweis systematischen Argwohns zu geben, und ich habe nicht M Recht, in Zweifel zu ziehen, daß unsere Alliierten, selbst Mn eine besondere Situation ihnen die vorgeschlagene Ope- Mon schwierig macht, an unserer Seite sein werden. Aber M wenn sie sich in einer Lage befinden würden, die ihnen Ui gestattet, das zu tun, dann könne Frankreich mit eigenen Mein, also allein vorgehen, ohne dadurch gegen seine Ver ödeten zu handeln. Briand schloß mit den Worten: „DaS sei der große unterschied zwischen der Politik der Regierung und einer anderen Politik, die verkündet worden fei. Dieser Unter- Md sei gewaltig, denn wenigstens unter dieser Voraus- Mmg halte man die Kohäsion der Alliierten aufrecht, «az sei das Wesentliche.* Der Eindruck kn London. . Die das englische Reuterbureau offiziös erfährt, Wen die letzten Reden Briands in maßgebenden Kreisen Mdons einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Die Me in Ansehung der Beziehungen zwischen Frankreich Und England wird durch die Rede und durch die befriedi- Sende Haltung der deutschen Negierung, die in dem erneu en kategorischen Verbot der Bildung von Freiwilligenve» Mden zum Ausdruck kommt, als sehr gebessert betrachtet. Me englische öffentliche Meinung begrüßt die Mitteilung, die französische Regierung ihre Befriedigung über die Altung der deutschen Regierung ausgedrückt habe. Es Nd die Hoffnung ausgesprochen, daß die französische Öffentlichkeit sich nun vergegenwärtigt, wie nachdrücklich die °°n der englischen Regierung zur Herbeiführung dieses Ergebnisses in der vergangenen Woche unaufhörlich ge machten Vorstellungen gewesen sind. lo Monate Gefängnis für Heynen. Beginn deS zweiten »Kriegsverbrecher'-Prozesses. » Im ersten der sogenannten Kriegsverbrecherprozesse wurde M Urteil gesprochen. Der Angeklagte, Unteroffizier Heynen, Mde wegen Gefangenenmißhandlung in 15 Fällen, IM Beleidigung in 3 Fällen und wegen vorschriftswidriger Mandlung Untergebener in 3 Fällen zu 10 Monaten Ge- .Mniz Verurteilt. In allen übrigen Fällen wurde der An- Magte freigesprochen. Die Kosten wurden in den Füllen, in Mn Verurteilung erfolgt ist, dem Angeklagten, in den Fäl- M in denen derLlnaeklagte freigesprochen ist, der Reichskasse Mrlegt. Die Untersuchungshaft wurde auf die Strafe ange- Anet. Das Gericht war von der Annahme ansgegangen, M sich die Aussagen der englischen Zeugen im allgemeinen » durchaus glaubwürdig erwiesen haben. Unmittelbar nach der Verkündigung deS Urteils begann " Prozeß gegen den Rechtsanwalt und ehemaligen Haupt- r war»' : amt« Post- » itts in d-» rbergE wegen n groß', Recht j i Gebr« anerkaA 'gengel« eamten," kohl-^ !* ist Z chten- H den SÄ steinkoh^ rügen. er nie« dem t«, der stÄ bte es § Setöse >enS E, w in :ratur « er FesA as ab V, m entstlA -m Na« Wie b« t a--s^ Man« ie wen« glaub« ' varie,,,x, gegen«- d er « 's da» f- vösen sine g« mit ste« rs es e sich ZS A floß mann Emil Müller aus Karlsruhe, gleichfalls Wegen Gefem- genenmißhandluna. Wieder betraten englisch« Zeugen, etwa zwanzig an der Zahl, den Sitzungssaal. Die Vorgänge, die zur Anklage stehen, haben sich tn dem Gefangenenlager Mar telle bei Mousson an der Otte abgespielt. Aus der Anklage geht hervor, daß der Angeklagte beschuldigt wird, englische Ge sängen« mit der Reitpeitsche mißhanoelt und einen Kranken drei Tage lang an einen Pfahl gebunden zu haben. Diese und ähnliche Dinge, die der Senatspräsident schwere Greuel nennt, haben sich im Jahre 1918 abgespielt. Die französische Regieruung hat den Staatsanwalt beim Kassationshof, dem Unteroffizier Heynen. obersten Gerichtshof Frankreichs, Paul Matter, beauftragt, sich nach Leipzig zu begeben, wo er als Vertreter der französi schen Regierung dem Prozeß beiwohnen füll poiMcke ArmMcbau. Veutsclilanä. Verhandlungen mit der Saarregierung. Dieser Tage trifft eine Abordnung der Regierungs kommission des Saargebietes in Berlin zu Verhandlungen mit der deutschen Regierung ein. An der Spitze der Dele gation wird der Präsident der Regierungskommission, Staatsrat Viktor Rauli, stehen. Mitglieder der Delegatton sind ferner der Generalsekretär Maurice, der Leiter des Minen-Departements Frantzen und das Mitglied der Re gierungskommission Dr. Hekior. Es handelt sich bei den Verhandlungen vorwiegend um die Regelung wirtschaft licher Fragen. Freigabe der Dieselmotoren. Der Pariser Botschafterrat trat unier dem Vorsitz von Jules Cambon zusammen und nahm Kenntnis von dem Bericht des Flottenkontrollausschusses über die Maßnahme, welche die deutsche Regierung ans Verlangen der Ver bandsmächte zwecks Umbau der Dieselmotoren unternom men hat, zu deren Beibehaltung Deutschland ermächtigt ist. Er nahm sodann den Bericht des Luftfahrlausschusses über das Inkrafttreten deS Luftverkehrsabkommens ent gegen. frankreick). Emil CombeS 1°. Der frühere französische Minister präsident Emil Combes ist im Alter von 86 Jahren an den Folgen einer Blinddarmentzündung gestorben. Combes war bekanntlich der Führer der radikalen Partei und hat als Ministerpräsident die Trennung von Kirche und Staat in Frankreich durchgeführt. Itallen. Keine weitere Beschlagnahme deutschen Eigentums. Der italienische Ministerrat hat beschlossen, den Vertrag von Versailles in dem Sinne auszulegen, daß das Recht auf Einziehung des Eigentums der früher feindlichen Staatsangehörigen nicht das Eigentum betrifft, welches in Italien nach dem Übergang in den Friedenszustand er worben worden ist. Wie die deutsche Botschaft tn Rom hierzu mitteilt, hat ihr der italienische Handelsminister diese Stellungnahme Italiens schriftlich bestätigt. Gewalttaten der Kommunisten. In Civitavecchia haben die Kommunisten einen Schleppdampfer in die Luft gesprengt, weil der Besitzer darauf Faszisten als Gäste empfangen hatte. In Lucca haben die Kommunisten Fas zisten in einen Hinterhalt gelockt, wobei zwei Faszisten ge tötet und drei verwundet wurden. f)anc!el unä Verkehr. Einführung von Wochrnendkarten. Die Einführung von Sonntagsfahrkarten zum ermäßigten Preise ist vom Reichsverkehrsminister genehmigt worden. Sie werden vom 1. Juli an ausgegeben. Die Ermäßigung beträgt 331-ä Prozent. Die Karten können von den Eisenbahndirek- tionen bis zu einer Entfernung von 60 Kilometern, aus nahmsweise bis zu 75 Kilometern, ausgegeben werden. Sie sind für bestimmte Verkehrsbeziehungen vorgesehen, die von den einzelnen Direktionen bestimmt werden. Die Karten sind also nicht etwa für alle beliebigen Strecken zu haben. Eine Neuerung gegen die frühere Einrichtung be deutet es, wenn die Eisenbahndirektionen ferner ermächtigt worden sind, die Sonntagsfahrkarten fchon mit Geltung vom Sonnabend mittag an auszugeben. ES wird dadurch eine Art von Wochenendkarten geschaffen, wie sie besonders in England üblich sind. Von I^ad unä fern. Keine Gültigkeit der Eisenbahntariserhühungen im besetzten Gebiet. Den neuen Eisenbahntariserhöhungen, die am 1. Juni dieses Jahres im Reiche in Kraft treten, hat die Interalliierte Nheinlandkommtssion nicht zugestimmt. Infolgedessen behalten innerhalb des besetzten Gebietes die alten Preise ihre Gültigkeit. Bei Reisen aus dem be setzten ins unbesetzte Gebiet kommen jedoch die neuen er höhten Tarife in Anwendung. Sudermann Notgeld. Die Gemeinde Heydekrug in Ostpreußen hat beschlossen, ein neues Notgeld in Gestalt von Fünfzigpfennigscheinen mit dem Bilde ihres Heimat dichters Hermann Sudermann herauszugeben. Der Dichter hat sein Einverständnis zur Herstellung gegeben und ver sprochen, sür das Notgeld ein paar charakteristische Verse zu schreiben. Wald- und Heidebrände. Ein gewaltiger Wald- und Heidebrand wütete hinter Neugraben bei Harburg in der Nähe des Rosengartens. 400 Morgen Heideland und 40 Morgen Wald sind vernichtet worden. — Ein anderer großer Waldbrand äscherte die ausgedehnien Waldungen der Oberförsterei Bederkesa bei Bremervörde ein. Jns- gesami sind dem Feuer über tausend Morgen Wald, bester Fichtenwald, und über 560 Morgen Heide zum Opser ge fallen. Ein folgenschweres BrandungWS. Die überland zentrale Harbke bet Helmstedt wurde von einem Großfeuer hetmgesucht, das das Kesselhaus zerstörte und dadurch die Stromerzeugung unmöglich machte. Dadurch sind 1500 Ortschaften ohne Strom. Angeschlossen waren dem Kraft werk die überlandzentralen Börde, Weferlingen, Eisleben, der Zweckverband Isenhagen, die ausgedehnte Kaliindustrie und die Eisenbahn. Versorgt wurden auf diese Weise außer der Provinz Sachsen ein großer Teil von Anhalt und die benachbarten braunschweigischen Gebiete und zum kleineren Teil auch Magdeburg mit elektrischer Energie. Die Wiederaufbauarbeiten werden einige Wochen in An spruch nehmen, so daß durch dieses Grotzfeuer eine große Arbeitslosigkeit für die gesamte Provinz Sachsen droht. Das Feuer ist vermutlich durch die Unvorsichtigkeit einer Frau entstanden, die mit Petroleum Feuer anmachen wollte. Außer einem kleinen Kinde, das Brandwunden erlitt und ins Krankenhaus geschafft werden mußte, ist niemand verletzt worden. Ein deutsches Segelschiff gesunken. In Kopenhagen trafen an Bord des schwedischen Schoners „Toivo* aus Mariehamn zwei deutsche Seeleute ein, die zwischen Fal- sterbo und Stevns von einer im Sinken begriffenen Jolle ausgenommen worden waren. Die Leute gehörten zur Besatzung des deutschen Segelschiffes „Helena* aus Ham burg, das leck geworden und südwestlich Falsterbo-Feuer- schiff gesunken war. Die „Helena* war mit Kreide von Hadsung nach Oscarshamn unterwegs. GericktskLNe. Znm Tode verurteilt. Vor dem außerordentlichen Gericht tn Hamburg hatten sich die Arbeiter Ernst Pooch und Otto Weu wegen geineinschaftlicken Mordes, dir Frau Elise Wen wegen Anstiftung und Frau Emma Pooch wegen Unterlassung einer rechtzeitigen Anzeige deS geplanten Verbrechens zu ve» antworten. Pooch und Weu hatten gemeinsam eine Frau v. Schuchardt von der Elbebrücke ins Wasser geworfen, da sie Mitwisserin eines von ihnen auögefübtten Einbruches ge wesen war. Das Gericht verurteilte Pooch wegen MordeS zum Tode, Otto Weu und seine Frau zu zehn und acht Jah ren Zuchthaus und Frau Pooch zu drei Jahren Gefängnis. Bestechung durch Zeitungsanzeigen. Die Strafkammer tu Siegen verhandelte aus Antrag des Vereins gegen das Be stechungsunwesen gegen dm Fabrikdirektor Heinrich Nies. Der Angeklagte leitet das Eisenwerk Siegen G. m. b. H. und ver öffentlichte in mehreren hannoverschen Zeitungen Bekannt machungen, um unlautere Beziehungen zu Direktionsbeamten von Kalibergwerken anzuknüpfen. Es wurde festgestellt, daß der Angeklagte planmäßig vorging, um einflußreiche Ange stellte der Bergwerke bei Lieferung von Förderwagen zum Verrat und zur Ausschaltung der Konkurrenzangebote zu be stechen. Das Urteil lautete aus 5000 M. Geldstrafe. «MM« * Selten gelang es Paul, zu schlafen bis gegen Tages- grauen: häufig erwachte er nach kurzem Schlummer bei dem Gedanken an die bleichen Züge Michails, und in dem tiefen Dunkel der Zeile war es, als schliche der blutige Schatten umher und riefe sein: „Kain! Kainl* klagend und gedämpft, aber doch hörbar für Pauls über reizte Sinne. Zuweilen war es ihm unmöglich, liegen zu bleiben; er mußte auffiehen und seine ruhelose Wanderung beginnen, die erst ein Ende nahm, wenn das graus Tageslicht sich durch das schmale Fensterchen hoch oben unter der Decke hercinstahl. Hatten sie ihn vergessen? Würde diese Geschichte nie ein Ende nehmen? Er merkte mit jedem Tage mehr, wie die Energie, die ihn eine Zeitlang aufrecht erhalten hatte, zu erschlaffen begann. Die Nerven, bis zum äußersten angespannt, mußten schließlich nachgeben, und er sah den Augenblick kommen, da das ganze System znsammen- brecken, da er in die Finsternis des Wahnsinns versinken würde. War er denn ganz von Gott und den Menschen verlassen? Und seine Gedanken schweiften über die Festungs- Wälle hinaus zu Irma. Dachte sie wohl auch wie alle andern, daß er ein Verbrecher wäre? Verfluchte sie viel leicht in dem Augenblick die Stunde, La sie ihn zum erstenmal sah? O, die'e Ungewißheit! Aber — wie ein Blitz traf ihn der Gedanke, und er begriff Nicht, daß ihm dies nicht früher eingefallen war; er konnte ja schreiben. Dies war natürlich der Grund, daß er von denen draußen nichts hörte: sie erwarteten, daß er schreiben und sich erklären würde. Natürlich! Aber er wollte das Versehen sogleich wieder gut machen. Noch heute wollte er an Irma und an den Oberst schreiben und sich von dem entehrenden Verdacht reinigen. Natürlich mußten sie ihn für schuldig halten, wenn sie nichts von ihm hörten. Er war an diesem Morgen nervöser als sonst, und als der visitierende Offizier erschien, ersuchte ihn Paul sogleich um Schreibmaterial. Gegen Abend lief die Ant wort des Kommcmdaulen ein: „Infolge höherer Verfügung kann dem Gesuch nicht eutsprochen werden!* In dieser Nacht wurde Paul Tschernow als gefährlich für sich und die Gefängniswache m die Zwangsjacke gesteckt ES war am frühen Vormittag, und Irma hatte just ihre Toilette vollendet, als ihr die Zeitimgrn gebracht wurden. Gleichgültig legte sie dieselben zur Seite. Ihr Geist war heute zu beschäftigt, als daß sie sich für Tages neuigkeiten Hütte interessieren können. Alle ihre Gedanken drehten sich ja nur um Paul, ihn, der gestern gesagt hatte, baß er sie liebe. Bald würde sie ihn Wiedersehen; es konnte nicht anders sein; er mußte im Laufe des Vor mittags kommen, und sie fühlte sich so merkwürdig unruhig bei dem Gedanken an diese Begegnung. Zum erstenmal in ihrem Leben war Irma nervös. Nirgendwo fand sie Ruhe; immer war sie in Bewegung, und jeden Augenblick fuhr sie zusammen bei dem geringsten ungewöhnlichen Geräusch, um im nächsten Augenblick über ihre eigens Torheit zu lächeln. Denn es war Loch zu närrisch; sie war ja ein erwachsenes Mädchen und hätte mehr Herr über sich selber sein sollen; aber — aber sie fühlte sich auch so unbeschreiblich glücklich, und sw konnte nichts dafür. Die Sehnsucht und die Spannung ließen ihr keine Ruhe. Doch jetzt wollte sie vernünftig sein. Sie nahm eine Zeitung aus dem Bündel und setzte sich zurecht, um zu lesen. Attentat! Mord! O, diese ewigen Morde! Sie mochte diese abscheulichen Berichte nicht mehr lesen. Was war denn das dal Das Blatt entfiel ihren Händen, und das Blut erstarrte in ihren Adern. Nie hatte sie sich einer Ohnmacht so nahe gefühlt wie in diesem Augenblick. Aber sie nahm sich zusammen. Mit zitternder Hand entsaftete sie die Zeitung von neuem und las nochmals die unheilichwangreu Worte, einmal, zweimal. Ja, so stand es dort! Paul war verhaftet, gestern abend, kurz nachdem er sie verlassen hatte. Aber es war sicher ein Irrtum; es konnte unmöglich- richtig sein! Sobald die erste Bestürzung vorüber wa^ kebrte auch ihre Denk- und Tatkraft zurück. Sofort ließ sie au spannen und fuhr zu dem Oberst. (Forts, ft)
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