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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend der Die »Ottendorfer Zeitung' erschei», Diens- l tag, Donnerstag und Sonnabend. j Be,nqs-P,«is i MmmKch 2^6 Aiark, f bei Zustellung durch die Boten 2.S0 Mark, s I» Falle höherer Gewalt <Krieg sd. sonst, t irgendwelcher Storungen des Betriebes der t Wü Fenffprech-Anschluß Amt Hermsdorf b. Dr. Rr. S1. Psftfcheek-Kontv L«h»z^ Rr. 2S1W. SchrWeitmlH, Drmsi u. Berßsg Hermann Rühle, Grs^-OAM». Nummer Mittwoch, den 5. Januar ^92 i 20 Jahrgang. Amtlicher Teil. j Kriegshinterbliebene, die für die beschleunigte vorläufige Umanerkennung der HintcrbUcbenenbezüge in Frage kommen, werden unter Hin weis auf die in den letzten Tagen durch die Presse gegangene Notiz aufgekordert, ihre Anträge im Rathaus (Kaffe) baldigst zu stellen Die in den Tageszeitungen aufgeführten Unter lagen (Rentenbescheide, Stammkarte, Geburt«- und Heirats urkunden, Lohnbescheinigungen usw.) find bei der Antrag stellung vmzulegen. Htteudorf-Woritzdorf, am 3. Januar 1921. Der GemeindevorSsnd. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, den 4. Januar 192,. — In der letzten Gemeinderatssitzung wurde vom Vorfitzenden, Herrn Gemeindevorstand R chter mitgeteilt, daß anläßlich der Rathauseinweihung Herr Gärtnereibesttzer Matthe« ein Bilo und Herr Gemeindevertreter Müller einen Gebrauchsgegenstand überwiesen habe. Per Gemeinderat dankt für diese Zuwendungen. In der KßNzessionssache des Herrn Alfred Scholz, Rodertalschänke, wurde das Bedürfnis anerkannt und da« Konzeisionsgesuch befürwortet. Das Bauvorhaben des Herrn Paul Knöfel, Wohnhausbau auf dem Siedlnngsgelände, wurde unter den üblichen Be dingungen genehmigt. Ein Einbürgerungsgesuch des Herrn Arlkmeister Liesch s-"-d Z.sü.wL t-rng. Dir Spcrk.Zsen rechnung auf 1919 wurde auf Vorschlag des Spaikaffen- ausschuffes einstimmig richtig gesprochen, nachdem eine Prüfung durch den vereideten Revisor vorausgegangen war. Der über Besteuerung des reichsfreien Mindesteinkommens ausgestellte Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung ist von der Aussichtsbehölde beanstandet worden, da er in der Höchst grenze erheblich von den Richtlinien des Kreisausschuffes abweicht. Nach längerer Debatte beschloß der Gemeinderat, auf seinen früheren Beschlüssen zu beharren. Hierauf er stattete der Vorsitzende Bericht über die bisherigen Verhand lungen wegen Einbezirkung Lr. Du chlaucht dem Prinzen von Schönburg gehörigen Birkigt, welches bisher exemt war. Der Prinz ist mit einer Einbezirkung einverstanden, bean sprucht aber hinsichtlich der Besteuerung als Forenser eine gewiße Außnahmestellung, wohingegen er die der Gemeinde obliegende Polizeiaufsicht unter Aufsicht des Gemeinde- Vorstande» ausüben lassen will. Das Gelände ist 63 Hektar groß und mit 761 Grundsteuereinheiten belegt. Die Be> schlußfassung über den abzuschlreßenden Vertrag wurde zunächst ausgejetzt, da mit dem Prinzen wegen des bäuer lichen Besitze» verhandelt werden soll. Hierauf gab der Ge meinderat sein Einverständnis zur Einrichtung einer Neben stelle des ZentralarbeitrnachweiseS für Bauhanvwerkec rm Rathause. Die Kirchenvorftände von Quendorf und Grün berg wollen einen Zuschlag zür Grunderwerbfleuer erheben, und ersuchen um die dem Gemeinderat nach Z 17 des Kirchenfteuergesetzes obliegende Beschlußfassung. Das betr. Ortsgesetz wurde jedoch Mit 10 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Wegen Erhebung eines Zuschlags für die politische Gemeinde wurde der Finanzausschuß mit Vorberatung beauftragt. Wegen des Erwerbes von Land vom Forstsisku« und Er schließung durch einen Bebauungsplan wurde beschlossen, zu nächst durch den Bauausschuß eine Besichtigung vornehmen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit wurde daraüf hingewiesen, daß die Stücken im inneren Orte besonders an der Rade- burgerstraße geschlagen werden möchten. Die Anregung des Herrn Barthel, Einführung einer Gewerbe- und LuxuSfteuer wurde dem Finanzausschuß zur Bearbeitung übergeben. Hierauf geheime Sitzung. — Eine ergreifende Feier wurde kürzlich in der Kirche zu Zeithain abgehalten. Superintendent Fiebig ordinierte den Kandidaten der Theologie M. Endler, Sohn des hiesigen Schuldirektor» Endler, zum Hilssgeinlichen am Flüchtlings- lager des Roten Kreuze» in Zeithain. Diese» Lager gibt etwa 2500 Deutschen Unterkunft, die, zumeist in Rußland gewesen, von den Raffen bei Beginn des Krieges nach Sibirien verschleppt und nun nach Deutschland abgeschoben worden sind. Die meisten sind aus guten Verhältnissen herausgeriffen und zu völlig armen Menschen gemacht worden. — Keine Freifahrten für polizeiliche Aussichtsorgane aus den sächsischen Eisenbahnen. Nach einer Verfügung der Eisenbahngeneraldirektion ist seit dem 1. Januar die Frei- fohrtbepünstiaunq für Landgendarmerie und Polizeibeamte z auf den sächsischen Eisenbahnen weggefallen, Leppersdorf. Auch unsere Gemeinde will für ihre Gefallener ein Kriegerdenkmal errichten. Dasselbe wird nach einem Entwürfe des Steinmetzmeisters Grimmer, Großröhrsdorf, in einheimischen Granit ausgeführt und erhält seinen Standort rechts vor dem Eingang der Kirche. Dieses Symbol des heimatlichen Dankes wird für unseren Ort bczw. Friedhof eine schöne Zierde werden und für unsere teuren Gebliebenen eine dauernde würdige Ehrung darstellen. Oberlichtenau. Ein recht bedauerlicher Unfall ereignete sich im Walde de» Gutsbesitzers K. Vier Personen, darunter der 10 Jahre alte Schulknabe Otto Voigt von hier, waren mit Roden und Zersägen von BäumeWMu schästigt. Plötzlich und unerwartet kam ein Baum, jedenfalls durch Windstoß, vorzeitig zum Stürzen und traf den kleinen Voigt so unglücklich, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Eine Schuld an dem Unfälle trifft niemand, er ist lediglich die Folge eines sehr unglücklichen Zufalle». Kamenz. In einer der letzten Nächte sind im Nord ostviertel wieder Einbrecher aufgetreten. Bet einem Bäcker meister erbeuteten sie u. a. eine kleine Menge Mehl, in einer Gastwirtschaft 3 Flaschen Wein, die auf einem offenen Fenster gestanden hatten. Bautzen. Der Landes-Kriminalpolizei, Brigade Bautzen, gelang es die Täü r des am 24. November 1920 an oem iSaflwrrt Zuscyle veruoren ichioeren -oerolee-eus zu ermitteln. Es sind dies der 32 Jahre alte Brauer Ernst Liebsch, der 28 Jahre alte Steinmetz Arthur Wünsche, beide aus Tautewalde, der 19 Jahre alte Arbeiter Martin Wolf aus Ringenhain, der 24 Jahre alte Hausschlächter Paul Zimmermann und sein Vetter, der 22 Jahre alte Gruben arbeiter Max Barthel, beide aus Neu-Jeßnitz bei Neschwitz. Die vier Erstgenannten sind, wie bereits mttgeteilt, ver haftet. Barthel ist noch flüchtig. Der Plan, Zuschke zu berauben, dürfte von Liebsch ausgegangen sein, der mit Zuschke durch Schleichhandelsgeschäfte bekannt war. Die iünf Verbrecher hatten sich nach Verabredung am Abend des 24. November im Gasthaus „Zum Stern'' in Bautzen getroffen und waren auf ihren Fahrrädern nach Großwelka gefahren. Dort war Liebfch bei den in einem Busch ein gestellten Rädern geblieben, während die vier anderen zu Zuschke gegangen waren, mit ihm gezecht, ihn durch ein in sein Getränk geschüttetes Mittel betäubt und dann gefesselt hatten. Zuschke ist dabei ums Leben gekommen. Die Räuber hatten dann die Räume nach Geld durchstöbert, waren aber durch das Erwachen der Angehörigen ZuschkeS gestört und vertrieben worden. Ihre Beute war nur gering gen e en. Blase witz. Einbruchsdiebstähle wurden in den letzten Tagen, und zwar in einem Grundstücke auf der Frtedrich-August-Straße und vorher in der Deutschen-Kaiser- Allee verübt. In dem einen Falle wurde im Garten ein Blockhaus erbrochen und daraus Wäsche gestohlen. Zum Wegschaffen wurde gleich ein dort befinolicher Handwagen benutzt. — In einem anderen Falle wurde Bett- und Leib- Wäsche im Gesamtwerte von fast 4000 Mark erlangt. Riesa. Zu dem Raubmordversuch im Geschäft von Koch ist noch mitzuteilen, daß die Wirtschafterin Martha Dommitzsch ihren schweren Verletzungen bereits kurze Zeit nach der Einlieferung im hiesigen Stadtkrankenhause er legen ist. - Mittweida. Die Stadt hat den Betrieb ihres B.aunkohlenwerke« am 1. Januar wegen Unren-abiluät — die Verluste belaufen sich schon über eine Million Mark — für immer geschloffen. Es ist der Stadt trotz aller Be mühungen nicht gelungen, Käufer für das Werk zu finden. Daran konnte auch der Umstand nichts ändern, daß mit Rücksicht auf die neuerliche Heraufsetzung der Löhne vom Reichskohlenrat die Erhöhung der Kohlenpreisc um 13 Mk. für die Tom>e genehmigt worden ist. Sayda. In einer Bodenkammer des Lothschen Hauses auf der hiesigen Haurtstraße fand man den 21jährigen Kaufmann Walter Grünert und das 18jährige Dienstmädchen Hildegard Richter mit Schußwunden in den SöMen, ersterer noch lebend, letztere bereits tot, auf. Die beiden, die ein Liebesverhältnis unterhielten, sind im beiderseitigen Einverständnis in den Tod gegangen, denn auch Grünert starb nach wenigen Stunden Sie hoben Postgebühren. Al« einst im wundervollen Maien — da Bäume blühen und Menschen freien Als Frank und Gulden rasend stiegen, Als Butter und Eier kaum noch zu kriegen, Als Stiefel und Strümpfe unglaublich teuer, Just unerschwinglich die Tabaksteuer Geworden — als nach Erhöhung rief Der republikanische Posttarif —: Da fand ich in alten Papieren verschwiegen Die blaue Zweipfennigpostkarte liegen, Die ich Dir nun sende, wie einst im Rai Des Jahres Eintausendneunhundertunddrei. Die blaue Karte soll Dir sagen Von längst vergang'nen schönen Tagen Da es, wenn sie Dir Kunde brachte, Nur zween Pfennig Kosten machte, Von Stralau bis Berlin WW. Einstmals für zween Pfennige Beförderte Herr Krätke sie Pünktlich und schnell! Wie aber, wie Stehts heute um die Pünktlichkeit? Und für den Weg, nicht halb so weit, Beansprucht Giesberts jetzt von mir Das Fünfzehnfache an Gebühr III Aus zwei sind dreißig Pfennig worden: Herr Ebert, für Giesberts einen Orden!!! - - > , Schreibt man heut einen kurzen Brief, Der früher für fünf Pfennige lief, Von Treptow bi« nach Siemensstadt Man vierzig dafür zu zahlen hat. Was sind, ich bitte Dich, am End' Achthundert lumpige Prozent? Aus fünf sind vierzig Pfennig worden: Herr Ebert, für Giesberts einen Orden!!! Wie liegt so fern, wie liegt so weit, Die billige, gute, alte Zeit! Für vierzig Pfennig schrieb ich da Bier Briefe nach Amerika An meine liebe, alte Tante, Die kürzlich mir zehn Dollar sandte. Und wenn ich ihr nun danken muß In meinem Bries „mit Gruß und Kuß", Zahl ich dafür — 's ist keine Faxe! — „Nur" achtzig Pfennig! — Auslandtaxe II! Erzbergers Geist geht um, geht um Im Reichspostministerium. Aus zehn sind achtzig jetzt geworden: Herr Ebert, für Giesberts einen Orden!!! * Der Lenz vorbei, — Der Herbst ist da, Welch' neues Wunder jetzt geschah? Welch Wunder? — Wer will es ein Wunder nennen Den Vorgang, den wir alle kennen: Da« große Schauspiel der Natur, Des „Farbenwechsels", vollzieht sich nur In der weltentleg'nen, fernen Höh. Der republikanischen O. P. D-! Aus Rot wird Gelb und Grün wird Blau, Aus Grün wird Brann, Lila wird Grau, Nur unsere alte Germa ia Steht unverändert im Panzer da. Auch an der Krone niemand gedrechselt — Sie hat ja nur die Farbe gewechselt! Die Marke, die einst so freudig rot, Wird gelb und fahl, wie der bleiche Tod, Und die 40er ist schamrot geworden — Herr Ebert, für Giesberts einen Orden!!! Die Karte soll Dir Kunde sagen, Von unserer Väter schönen Tagen, Die Karte soll Dir Lieder singen Von unerhörten Portodingen: Die Karte soll leg' sie beiseite, Soll Dir nicht sagen, daß wir pleite! Bewahre sie, ich weiß Du bist, Ein eifriger Philatelist!!! Darüber bin ich zum Poeten geworden: > Ich stifte für Giesberts einen Ordens R. Fr.