Volltext Seite (XML)
Lokal-Anzeiger für Ottendorf-OKMa und Umgegend Kroksprech-Anschluß Amt Hermsdorf b. Dr. Rr. 31. Kummer 137 Sonntag, den 28 November 1920 19- Jahrgang )r. macht. Es wurde teilweise notwendig, Vorräte aus die Halden zu stürzen. Der Ansturm der Verbraucher ist nach Die Anforderungen ^können nur wie wie vor sehr stark. ichen 34. len Ne W ütde. schO-n 74^ lus dem ins ei»' Hohenstein- Ernstthal. Die Not des Gast wirtsstandes zeigt drastisch folgender Beschluß unserer Stadt väter. Da der Ertrag der städtischen Biersteuer soweit zu- rückgegangen ist, daß nicht einmal die Kosten der Formulare gedeckt werden, wurde beschlossen, diese Steuer nicht mehr monatlich, sondern vierteljährlich zu erheben. Zwickau. Gegenüber dem Vormonat hat sich die Steinkohlensörderung kaum verändert. Die Arbeitszeit im sächsischen Steinkohlenbergbau ist immer 7 stündig, weil die Bemühungen der Regierung, die Belegschaften zum frei willigen Verfahren von Ueberschichten zu bewegen, wie sie in anderen Revieren seit längerer Zeit fast durchweg üblich sind, erfolglos geblieben sind. Außerordentlich störend ist der Wagenmangel, der sich seit einigen Wochen bemerkbar -n, lle Spezias ich. bisher zum kleinen Teil erfüllt werden. Einzelne zur Zeit gutbeschäftigte Industriezweige sind durch die verminderte Zuteilung an der Ausnützung der für die günstigen Geschäfts- läge und an Einstellung von Arbeitslofen gehindert. Der Bohnversand einschließlich Landabsatz der sächsischen Stein kohlenwerke im Monat Oktober 1920 betrug 296258 Tonnen. Hiervon entstammen 28594 Tonnen den Werken des Plauenschen Grundes. — Wahlscherze. Wie immer bei Wahlen, so haben auch diesmal einige Wähler Zettel abgegeben, die keinen Abgeordneten, dafür aber einen drastischen Vers enthalten. In Gersdorf hat ein Wähler seinem Herzen mit folgendem Berschen Luft gemacht: Als es noch Kö'ige und Kaiser gab, War Butter und Fleisch nicht halb so knapp, Für fünfzehn Pfennige da kriegste, wees kneppchen, Bei Dämmigs ein hochfeines Lagerbier-Delpchen, Das schmeckte wenigstens, machte fette Bäuche, Jetzt kriegt man blos Maul- und Klauenseuche I Für'n Fünfer, da gabs noch 'en Egyden zu, Zwei Mark kost ein Kognak jetzt, o Brüderlein, du! Zigarren mindestens eine Mark pro Stück, Das ist der Segen der Republik. Nun sage mir offen mein lieber Sohn, Was hat uns gebracht die Revolution? Radeberg. Mittwoch Abend in der achten Stunde! äscherte ein Brand den Dachstuhl des Wohnhauses König- Albcrt-Straße 1 vollständig ein. Das gesamte Wohnhaus wurde teilweise durch Wasserschäden stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Freiwillige Feuerwehr griff mit Unterstützung der Fabrikseuerwehr Sachsenwerk und der Freiwilligen Feuer wehr Lotzdorf den Brand erfolgreich und er gelang den ver inten Wehren diesen aus seinen Herd zu beschränken. Der Schaden für den Besitzer des Hauses, Herr Schuhmacher- meister W nkler, ist ein bedeutender. Ueber die Entstehungs ursache ist noch nichts ermittelt. Dresden. Große Schiebungen mit Heeresgut sind hier aufgedeckt worden. Die Landesstelle Sachsen des Reichs- verwertungsamtes hatte in den letzten Monaten große Mengen Heeresgut zu verkaufen, u. a. beträchtliche Posten Pelzwesten, die zu 19,50 Mark das Stück abgegeben wurden. Im Kettenhandel wurden diese Preise schnell auf das Dreifache gesteigert, und die Minderbemittelten, für die die Westen bestimmt waren, hatten das Nachsehen. Ein Posten Knöpfe, der zu 17 665 Mark verkauft wurde, kostete schon in zweiter Hand 293532 Mark (I), also mehr al« das 16 sacke. Für einen Waggon Pferdegeschirre wurde beim R 'chsverwertungslager in Leipzig 114000 Mark bezahlt. Der nächste Käufer mußte schon 275 000 Mark bezahlen. Ferner lauste eine Dresdner Eisengrobhandlung einen Posten Hufnägel für 20 000 Mark, die sie unmittelbar darauf für 83 000 Mark weiter veräußerte Eine gerichtliche Unter suchung ist eingeleitet. Ueber sie soll im Wirtschafts- Ministerium Bericht erstattet werden. Zeithain. Aus einem auf dem Truppenübungs platz untergebrachten Magazin des dortigen Zeugamtes sind 93 Kraftwagen-Gummidecken im Werte von gegen 70000 M. und au« einem anderen Magazin gegen 300 Meter Bourette- stoff im Werte von etwa 3000 Mark abhanden gekommen und vermutlich gestohlen oder aber gar verschoben worden. Bezüglich der Täter fehlt jeder Nachweis, auch läßt sich nicht genau feststellen, wann der Diebstahl verübt worden ist. Nach den bisherigen Ermittlungen kommt die Zeit vom 10. November ab in Frage. Grimma. Dem hiesigen Gendarm gelang es, auf einer Landstraße einen Schleichhändler aus der Amtshaupt mannschaft Oschatz zu fassen mit nicht weniger als 202 Stück Butter, die nach Leipzig verschoben werden sollten. Die Bui er wurde dem B^icksverband- zngesübrt. helmnis verraten halte -- wie konnte ich auch nur so dumm sein. „Ich kann nicht vorgeben, Ihre Worte nicht zu verstehen", sagte er. Er macht sich keinen Pfifferling aus mir — na, wenigstens weiß er es jetzt — es schadet ja auch nichts. Ach, wie das innerlich brennt — es ist die wahnsinnige Liebe zu ihm, die ich mein Leben lang für ihn empfinden werde. Es gibt nichts, was ich für ihn nicht zu tun vermöchte! Eigentlich ist es eine Schmach für mich, eine Schande! Ich, eine verheiratete Frau, einen anderen so zu lieben! Aber ich kann nicht dafür — ich kann nicht dafür! Armer Georg! Ich kann ihm keine Liebe entgegenbringen, er ist mir nich s, aber auch gar nicht», solange der Baron lebt. Es ist doch nett, daß ich und er ein Geheimnis mit einander haben! Nun werden wir uns gewiß öfter sehen. Ob er mich wohl noch hübsch findet? Er muß es eigentlich oenn ich bin die schönste im ganzen Dorfe. O meine Seite, meine Seite!" Hedwig ging bergan, die Hand auf das ungestüm klopfende Herz gepreßt und nach Atem ringend. Die Schmerzen in der linken Seite wurden immer heftiger und zwangen sie plötzlich stehen zu bleiben. „Was sagte er nur von Fortgehen?" fuhr sie in ihren Gedanken fort. „Schöneich und ich sollten da« Land ver lassen? Nimmermehr, es fällt uns gar nicht ein. Nein, nein, so weit geht es denn doch nicht. Vielleicht fürchtete er, ich könne ihn verraten. Ach, wie schlecht er mich kennt! Ich muß ihm noch deutlicher beweisen, daß ich verschwiegen bin wie das Grab. Sind diese vielen Jahre kein Beweis dafür? Ach, wie weh mir die Seite lut! Ich muß beute abend wieder Tropfen nehmen, nachher wird es stets besser. Wie frisch und munter Georg sein wird, wenn er aufwacht Der Schlaf wird ihn unendlich erquickt haben." Sie schritt trotz der Stiche in der linken Seite weiter und hatte endlich den Gipfel des Hügels erreicht. Von hier aus ging es sanft bergab bis zur Schöneich, scheu Farm Hedwig lief immer schneller, bis sie schließlich rannte, aber die Schmerzen in der linken Seite zwangen sie . sauber !. Dhlt. Oertliches und Sächsisches. Gtlrndorf-Gkrtlla, dm rr. November izeo. — Näbimiilelverteilung im Bezirk der AmlSbauptmann schast Di reden-Neustadt. Abschnitt 64 der gelben Näh - Rttclklnte wird mit V, Pfund Trigwaren zu 1 Mack Abicknit! 64 der roten, grünen und blauen Nährmitte'karte, 8, L und v mit ff Pfund Erbsen zu 1,20 Mk. und Pund Bohnen zu 1 Mk. beliefert. Die Anmelduno seilens der Verbraucher hat spätestens bis zum 30. Nov in einem Kleinhanoelsgeschäft zu erfolgen. — Aus das in unserer heutigen Nummer befindliche Inserat der Firma Max Franz, Radeburg, Hausbacköfen betr seien die Leser noch besonders hingewiesen. — Ein paar radikale Lehrer wollen die Welt glauben Machen, daß ihre weitgehenden Forderungen im Namen der gesamten Lehrerschaft gestellt seien. Der Westfälische Pro- vinzial-Lehrer-Verein hat unter seinen Mitgliedern eine Ab stimmung über die Stellung der Lehrer zum Religionsunter richt in der Schule vorgenommen. Das Ergebnis der Ab stimmung ist folgendes: Für die Beibehaltung des Religions unterrichts stimmten von 4225 Mitgliedern 3964 gleich 93,8 Prozent; gegen den Religionsunterricht stimmten 254 gleich 6 Prozent! Für den konfessionellen Unterricht stimmten 3188 gleich 75,5 Prozent, für geschichtlichen Religionsunter richt (Religionskunde) 796 gleich 18,6 Prozent; für den (unreligiösen) Moralunterricht 208 gleich 4,9 Prozent. Gegen die Einführung einer kirchlichen Sonderaussicht sprachen sich 3506 Lehrer (82,8 Prozent) aus. Das Ergebnis ist interessant. Wasser auf die Mühle der radikalen Schul- resormer ist es nicht! Zweimal getevt. Aus dem Englischen von C. Weßner. (Nachdruck verboten.) „Er kann ja nicht dafür — es liegt den Arsteins im Neuestes vom Tage. — Ministerpräsident Buck hat sich in der Angelegen heit der Kabinettsbildung in Sachsen zum Zwecke von Unterredungen mit der Leitung der sozialdemokratischen Partei nach Berlin begeben. — Der Tarifausschuß hat sich für eine Erhöhung der Personen- und Gütertarife ausgefprochen. — Der Reichstag hat den Gesetzentwurf über die Bildung eines Landes Oberschlesien gegen die Stimmen der Deutschnationalen angenommen und auch in dritte Lesuna erledigt. Postscheck-Konto Leipzig Rr. 28148. Schriftleitung, Druck u. Vertag Hermann Rühle, Grsh-Okrtka. Blut — es ist sein Fluch", murmelte sie vor sich hin. „Aber er darf nichts gestehen um ferner Gattin willen — und um mernethalbeu auch mcht! Da ist freilich Frau Eppler und ihr armer Sohn — dagegen aber stehen die Baronin und ich also zwei gegen zwei —" erwog Hedwig für und gegen — „und wir zwei stehen dem Baron viel näher — und dann seine vielen Untergebenen — ja, ja, wir müssen das Geheimnis strengstens hüten" Die Senne war inzwischen untergegangen, und die Dämmerung auf die Erde herniedergesunken. Hedwig hatte berg auf zu gehen, um das Pachtgut ihres Mannes zu erreichen Sie bedurfte daher zum Heimweg längere Zeit als zum Weg in» Schloß. Sie beeilte sich, so gut sie konnte, um ja nicht so spät zu kommen; denn es wäre nicht gut für sie gewesen, wenn ihr Mann herausbekommen hätte, daß sie ihn hinterging. Wenn er jetzt noch schlref, woraus sie mi> Bestimmtheit rechnete, so hatte sie nicht» zu befürchten, dann war auch ihr Geheimnis völlig sicher. Suse betrat das Haus nie nach vier Uhr nachmittags, nach dieser Hinsichl tonnte sie also auch beruhigt sein. Die Leute, die nach Feierabend von den Feldern heimkehrten, stellten ihre Gerät schaften in den dazu bestimmten Schuppen; auch sie hatten nichts im Hause zu suchen. Schöneich war also allein und vor jeder Störung sicher „Es war eine gute Idee von mir", dachte sie im Weitergehen bei sich, „daß ich den Baron um eine Unter redung bat. Jetzt weiß man doch, woran man ist. Je Mehr er darüber nachdenkt, desto weniger verlockend wird ihm die Aussicht aufs Zuchthaus — oder noch Schlimmeres — sein. Er ist verpflichtet, uns zu bedenken, seine Frau, mich und Tante Amberger. Tante würde auch Strafe bekommen. Wie ärgerlich er war, als ich beinahe mein anderes Ge- kurzer Schlosst au-d,^ nd ndlttZ rett t'e ihr l»e Karo» nden^ aq bw' en auch ht mebl Stockei! Stellst eisenkte" n Ao" onff fitzte c>" ick, ich üb-' >n; Nie „Ottendorfer Zeitung" erscheint Diene- l tag, Donnerstag und Sonnabend. s Bezugs-Preis: Monatlich 2,25 Mark, ( bei Zustellung durch di« Boten 2,ö0 Mark, h Im Kalle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. ( irgendwelcher Störungen des Betriebes der t Zeittnrg, der Lieferanten od. d. Beförderung»- ; ngen) hat der Bezieher keinen An- l abermals, still zu stehen. Sie erreichte das Haus erst, als es schon ziemlich dunkel war. Im Hofe und im Hause war alles still, nichts rührte sich. „Georg schläft noch", sagte sich Hedwig, erleichtert auf atmend. „Ich bin also sicher, daß er mich nicht vermißt hat. Jetzt heißt es schnell umziehen, Licht anzünden und das Abendbrot hübsch zurecht machen. Sie öffnete die Tür, welche in den Hühnerhof führte; die Tiere flatterten erschreckt von ihren Stangen. Leo, der Hofhund, kam auf sie zu und rieb den zottigen Kopf an ihrem Knie; sie streichelte ihn flüchtig und eilte dem Hause zu. Sie schloß eine Seitentür auf, zu welcher sie den Schlüssel stets in der Tasche trug, und betrat den kleinen Flur, die Tür wieder hinter sich schließend. Aller war still und dunkel. Hedwig sand sich auch im Finstern zurecht. Leise schlüpfte sie den Gang entlang und öffnete die Küchentür. Das Feuer glimmte leise und verbreitete einen düsteren, un heimlichen Lichtschein in dem kleinen Raum. Als sie in da« Wohnzimmer trat, überlief sie ein eisiger Schauer — warum, sie hätte es nicht sagen können. Es wälzte sich ihr plötzlich etwas schwer aufs Herz. Sie trat an das Sosa heran. „Er schläft noch", wiederholte sie leise. „Die herrlichen Tropfen haben ihm wirklich gut getan. Ich nehme nachher auch welche; denn ich habe heute solches Herzklopfen, wie seit langer Zeit nicht." In die Küche zurücktretend, schürte sie das Feuer an, dann nahm sie einen Leuchter vom Küchenbrett und zündete das Licht an Mit diesem in der Hand ging sie zurück zu ihrem Manne, die Kerze mit der Rechten beschattend, damit das Licht den Schläfer störe. Schöneich lag dem Anschein nach noch immer so da, wie sie ihn vor mehr als zwei Stunden verlassen; er lag auf dem Rücken, die Arme an jeder Seite lang ausgestreckt, den Mund ein wenig geöffnet, nur etwas blasser als sonst sah er aus. (Fortsetzung folgt.)