Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 24.11.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192011249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19201124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19201124
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-11
- Tag 1920-11-24
-
Monat
1920-11
-
Jahr
1920
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 24.11.1920
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
I^ack Amerikanischem Fuller. Von einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Die Amerikanisierung des deutschen Wirtschaftslebens schreitet weiter und ist, wie es scheint, je länger je weniger aufzuhallen. Das spricht sich nicht nur in den Woche nach Woche neu bekanntgegebenen Zusammenschlüssen aus, es ist auch an anderen Vorgängen im deutschen Großgewerbe deutlich erkennbar. Besonders kennzeichnend vielleicht ist nach dieser Richtung hin die neueste Abmachung in der Farbengruppe, die sich ja äußerlich eher als das Gegenteil einer Zusammen fassung da,stellt. Sollen doch d'e großen Ammoniakwerke Oppau bet Ludwigshafen und Leuna bei Merseburg aus der Gemeinschaft der Farbengruppe, genauer gesagt, aus den badischer Anilin- und Sodafadriken herausgenommen und in eine eigene Gesellschaft mit beschränkter Haftung eingebracht werden. Um was für Werte es sich dabei bandelt, zeigt am bes ey. die Tatsache, daß man diese G. m. b. H. mit einem Grundkapital von 500 Millionen Mark ausstatten will, einer Summe, die, wie verlautet, etwa dem Buchwert entsprechen soll. Besonders Leuna, das binnen kurzem auf eine Stickstofferzeugung von rund 200 000 Tonnen im Jabre gebracht werden soll, stellt eines der gewaltigsten Werke dar, die nicht etwa nur das chemische Großgewerbe überhaupt in der Welt besitzt. Für die Farben gruppe handelt es sich bei diesem Geschäft anscheinend darum, Lie Hände für ihre alten Geschäftszweige Karben, Apotheker waren ysw.) freier, ihre Bilanzen etwas kleiner zu bekommen. Denn besonders die Abschlüsse der Badischen Fabriken waren durch die riesigen Geldbedürfnisse der Stickstoffabriken mit sehr hohen Ziffern belastet, die im Grunde genommen das alte Geschäft des Unternehmens nicht viel angingen. Es ist schwer, im Augenblick ein Urteil über die Zukunftsaussichten gerade des Stickstoffgewerbes zu gewinnen. Der Haupt- Wettbewerber um den Markt, der Chilesalpeter, wird ja durch die chilenischen Ausfuhrzölle teurer, als er an sich zu sein brauchte. Diese Belastung kann aber natürlich mit einem Schlag weggenommen werden, wenn sich das für den Absatz als unbedingt notwendig erOeisen sollte. Tie Erzeugung selbst aber scheint entgegen früheren Voraussagen noch auf recht lange Zeit hinaus ziemlich unbegrenzt vermehrungs fähig. Trotzdem darf man natürlich mit gutem Recht die Möglichkeiten des künstlichen Salpeters ganz außerordentlich hoch einschätzen. Es muß in dieser Hinsicht einerseits an die Erfahrungen erinnert werden, die man seinerzeit beim künstlichen Indigo gemacht hat. Auf der anderen Seite ist die Tatsache recht bezeichnend, daß man, ohne daß dem Gerücht im Augenblick allerdings auf den Grund zu kommen wäre, in der letzten Zeit sehr viel von Verhandlungen der Gruppe der Badischen Fabriken hört, die auf die Errichtung von Stickstoffabriken nach dem Haberoerfabren in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in Japan hinauslaufen. Die Auslands- Patente sind übrigens auf die Riesen-G. m. b. H. nicht mit übergegangen, um so kennzeichnender erscheint die gewaltige Kapitalsumme. Dem Laien kann man das Riesenhafte des Unternehmens allerdings vielleicht aus einer anderen Ziffer noch klarer machen. Im letzten Friedensjahr führten mir nämlich im ganzen 770 000 Tonnen Chilesalpeter im Wert von — damals — 170 Millionen Mark nach Deutschland ein. Da Chilesalpeter einen Stickstoffgehalt von etwa 16 "/o hat, so bedeutet das nur rund Sechszehntel der Mengen, die das eine Leuna nach vollem Ausbau auf Grund der jetzigen Pläne — man dachte zeitweilig an noch höhere Leistungsfähigkeit — würde Herstellen können. Natürlich beschränkt sich die Amerikanisierung keines wegs auf die technische Seite des gewerblichen Lebens, die wirtschaftliche und finanzielle liegen ihr vielmehr weitaus näher. Auch daiür haben die letzten Tage ein Beispiel ge bracht, das an sich und als Anzeichen von kaum zu über schätzender Bedeutung ist: den Zusammenschluß der Siemens« Schuckertwerke mit der Nhetn-Elbe-Union. Gewiß, auch diese Tatsache hat einen Vorläufer gehabt in der großen Anzahl Aktien, welche die Felten Guillaumewerke (A. E. G.-Gruppe) vor einigen Monaten eine große luxemburgisch-belgische Eisengruppe begaben. Dort handelte es sich aber um-die Sicherung des Rohstoffbezugs aus dem Ausland durch Fortgabe einer Minderheitsbeteiligung. Hier schließt sich die größte deutsche schwerindustrielle Gruppe mit Lem einen der beiden ganz großen deutschen Elektrizi tätsunternehmungen zusammen, rechtlich auf der Grund lage der Gleichberechtigung. Wenn aber Gelsenkirchen, Deutsch-Luxemburg und Siemens zu je einem Drittel an dem Gesamtunternehmen teilhaben, — so heißt das eben nichts anderes, als daß die Schwerindustrie, noch genauer gesagt wohl die Kohle über zwei Drittel des Ein flusses bei dem Gesamtunternehmen »erlügt. Dieser Sieges zug der Kohle in das gesamte deutsche Gewerbe hinein, für den der Stinnestrust ja nur ein. wenn auch wohl das kenn zeichnendste Beispiel ist, beginnt überhaupt einen Umfang anzunehmen, der sicherlich bemerkenswert ist. Unzweifelhaft liegt übrigens in der Erkenntnis von der Macht der Kohle auch ein gut Teil der Erklärung für das Vorgehen der Franzosen an der Saar, im Ruhrgebiet und in Oder- schlesten. 6rnäkrungsfragen. Maßnahmen gegen den Schmuggel. Im Hauptausschuß des Reichstages verbreitete sich Er nährungsminister Dr. Hermes eingehend über die schweren wirtschaftlichen Schäden durch den Grenzschmuggel. Der Reichsregierung sei bekannt, daß an der holländischen Grenze ein lebhafter Schmuggel stattfinde. Es ziehen Banden an die holländische Grenze, die zum Teil mit Waffengewalt auftreten. Die Rheinlandkommisfion hat sich deshalb mit Bewaffnung von 75 Mann mit Karabinern und Revolvern einverstanden erklärt, die kolonnenweise eingesetzt werden und die eigentlich mit der Grenzkontrolle beauftragten Organe unterstützen. Die gesetzliche Handhabung für die Verhinderung des Schmuggels bilden die Zollgesetze und die Verordnung über die Regelung der Einfuhr vom 22. März 1920. Ware, die ohne Einfuhrbewilligung ein geführt wird, wird ohne Entschädigung für verfallen erklärt. Der Minister machte dann darauf aufmerksam, daß vom Reichsernährungsminisierium verschärfte Strafbestimmungen für unerlaubte Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände geplant fei. Die Erwägungen hierüber stehen unmittelbar vor ihrem Abschluß. Was die Schweizer Schokolade anbetrifft, so werde eine Einfuhrbewilligung für Schokolade grundsätzlich nicht erteilt, da die Einfuhr von Kakaobohnen freigegeben sei und im Interesse der Schonung unserer Kauf kraft und der Beschäftigungsmöglichkeit unserer Industrie die Einfuhr von Fertigfabrikaten unterbunden werden muß. Die in den Geschäften vorhandene Schokolade kann nur aus Be ständen herrühren, die in der Zett der Nichtanerkennung unserer Einfuhrgesetzgebung über das „Loch im Westen" in das besetzte Gebiet gelangt sei. Politische Künäschau. Veutfcklancl. Frankreich rügt! Wie verlautet, hat der französische Botschafter in Berlin den Minister des Äußern, Dr. Simons, in freundschaftlicher Weise darauf aufmcrkiam gemacht, daß die Einfuhr von Luxusartikeln aus den Nachbarländern eine Umgehung der Artikel 264 und 265 des Friedensoertrages darstellt. Weiter hat der Botschafter darauf hingewiesen, daß man in Erfahrung gebracht habe, 25 000 Flaschen Likör seien fälschlicherweise als französische Marken eingesührt worden, was ebenfalls gegen Artikel 274 des Versailler Ver trages verstoße. Dieser Schritt des Botschafters ist nicht als offizielle Beschwerde, sondern „als Rüge" der von ihm beanstandeten Vorkommnisse anzusehen. Dennoch Zerstörung der Dieselmotoren? Die Pariser Presse meldet: „Da die Art. 189 und 192 des Versailler Vertrages ausdrücklich vorschreiben, daß die Maschinen und Materialien, die aus den zerstörten Kriegsschiffen gewonnen werden, nur zu einem friedlichen Zweck verwendet werden dürfen, hat die Marinekontrolle der Interalliierten Kom mission in Berlin beschlossen, daß sämtliche Dieselmotoren zerstört werden müssen, da diese für eine friedliche Ver wendung nicht geeignet seien." Die Fremdherrschaft am Rhein. In Neustadt, Speyer uno Ludwigshafen sind neue französische Truppen formationen eingetroffen. Die Gesamtstärke der französischen Besatzung der Rheinpfalz wird gegenwärtig auf 22 000 Mann, 4000 Vierde und über 800 Automobile beziffert. In Neustadt und in Landau sind allein nahezu 300 Osiziers- familien in Privathäusern untergebracht. Wiedereintritt in die Kirchen. In letzter Zeit haben sich eine große Anzahl von Personen, die meist wegen der befürchteten Erhöhung der Kirchensteuern aus ihren Kirchen ausgeschieden waren, wieder zum Eintritt gemeldet. Be sonders macht sich diese Bewegung in den Jndustriebezirken Sammelmappe — für bemerkenswerte Tages- und Zeitereignisse. * Das Gerücht von einer bevorstehenden Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung der Milch wird amtlich als unrichtig bezeichnet. * Der Berliner Elektrizitätsstretk ist nach sechstägiger Dauer abgebrochen worden. * Aus Brüssel wird gemeldet, daß die geplante Sachv«- ständigenkonferenz in der Wiedergutmachungsfrage jedenfalls am 20. November ihre Sitzungen beginnen werde. * Die Pariser Blätter behaupten, daß die deutschen Diesel motoren doch zerstört werden sollen. * Gerüchtweise verlautet aus Paris, daß die Entente eine Verlängerung der fünfzehnjährigen Besetzung deS Rheinlandet beabsichtige. und in den Großstädten geltend. Im niederschlesische" Kohlenrevier kehrten innerhalb weniger Tage mehrere hundert Bergarbeiter zu ihren Kirchen zurück. Das deutsche Kleineigentum in England. Zu den Meldungen, die sich mit der angeblich geplanten Freigabe des beschlagnahmten deutschen Eigentums in England be fassen, wird von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß Ver handlungen über die Freigabe deS beschlagnahmten kleinen Eigentums bis zur Höchstgrenze von 500 Pmnd Sterling zwischen der deutschen und der englischen Regierung im Gange sind. frimkreick. Da- Bündnis gegen Deutschland. Die Agenee Havas veröffentlicht ein Schreiben, das der Generalsekretär des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten gemein schaftlich mit dem belgischen Ministerpräsidenten an den Generalsekretär des Völkerbundes gerichtet hat. In dem Schreiben wird mitgeteilt, daß der belgische und der franzö sische Generalstab gemeinsam eine Anzahl militärischer Maß nahmen im Falle eines neuen Angriffs gegen Belgien und Frankreich verabredet Haden. Unter Hinweis aus Artikel 18 des Völkprdunds!atuts wird alsdann die Versicherung ge geben, daß es sich um ein defensives Abkommen handle, das nur dann in die Erscheinung trete, wenn ein nicht provozierter Angriff oorltege. M Dl Luchen. Kürzlich war der in Schutzhaft befindliche kommunistische Kurier Loritz entwichen. Er wurde wieder ergriffen und nach heftigem Widerstand dem Gericht zugestellt- Paris. Der Präsident der Republik hat anläßlich der heutigen 50. Jahresfeier der Gründung der Republik 98 See leute und 2791 bestrafte Soldaten, darunter zwei zum Tost Verurteilte, begnadigt. Moskau. Die Sowjeiregierung hat die Mitglieder der amerikanischen Vereinigung zur Unterstützung von Israeliten verhaften lassen. für beut unä morgen. Die Verbilligung der Zündhölzer. Ab 1. Dezember sind durch Verordnung des Reichswirtschastsminisiers die Preise sä? Zündhölzer herabgesetzt. Unrichtige Zeitung?« Mitteilungen veranlassen Lie Zündholzindustriegesellschaft in Berlin, noch einmal mitzuieilen, daß sich ad 1. Dezember die Preise sür Zündhölzer wie folgt stellen: sogenannte Schwedenhölzer in Schachteln zu 60 Stück, einerlei, ob inländischer oder ausländischer Erzeugung, die Schachtel 25 Pfg„ oder das Paket zu 10 Schachteln 2,50 Mk., Koffer mit einem Inhalt von 600 Hölzern 2.50 Wik., Koffer mit einem Inhalt von 480 Hölzern 2 Mk., Koffer mit einem Inhalt von 300 Hölzern 1,30 Mk„ Westentaschenhölzer in Schachteln oder Buchpackungen mit einem Inhalt dis zu 80 Stück kosten die Schachtel 20 Pfg. oder das Paket zu 10 Schachteln oder Büchern 2 Vik» Bis zum 1. Dezember haben aber die bisherigen Preise noch Gültigkeit. Warnung vor der Reise nach Triest. Wie das Reichsauswanderungsamt bekannt gibt, sind aus Triest ein gegangenen Mitteilungen zufolge dort zahlreiche Deutsche verschiedener Berufe eingetroffen, die teils auf Schiffen, teils anderweitig Beschäftigung juchten, sie aber nur in aller seltensten Fällen fanden. Da die Leute meist völlig mittel los sind, besteht die Gefahr, daß sie von der italienische" Regierung nach Deutschland abgeschoben werden. Es deshalb dringend vor der Auswanderung nach Triest warnen. Nur wenn eine Anstellung dort gesichert ist, gegen die Auswanderung nichts emzuwenden. Zweimal gelebt. NuS dem Englischen von C. Weßner. LH (Nachdruck verboten.) Margarete und ihr Gatte verschlossen ihr Haus in Maringen und gingen auf Reisen; sie brachten den Winter im Süden zu, und hier wurde der Zustand des Barons von Tag zu Tag zufriedenstellender, sowohl in körperlicher, als auch in geistiger Hinsicht. Er schlief gut, aß tüchtig; bald erwachte in ihm daS Interesse für Zeitungen und Bücher, dann nahm er lebhaften Anteil an politischen und anderen Tagesfragen, und als er in den Zeitungen las, daß der Abgeordnete des Wahlkreises Groß hofen gestorben sei, da meldete er sich als Kandidat für den erledigten Sitz im Landtag. Zu diesem Zweck entschloß er sich auch ganz plötzlich, wieder nach dem Land zurückzukehren und erklärte zu Margaretes größter Freude, seinen ständigen Wohnsitz im Schlosse seiner Väter nehmen zu wollen. Die Vorbereitungen zur Rückkehr nach der Heimat wurden auf das eifrigste betrieben. Freunde und Bekannte, sowie alle Bewohner von G^oßhofen freuten sich ebenso sehr über die wunderbare Genesung des Barons, wie sein Unglück sie betrübt und traurig gestimmt hatte. Man bewillkommnete und empfing ihn mit allen Ehren wie einen König, der seinen Einzug in sein König reich hält. Aber an dem Abend, an welchem er tn Grotzyosen emfuyr, begann der bessere Teil seines Jchs zum erstenmal sich leise zu regen. Er war zwar damit einverstanden gewesen, daß seine Gat in unter anderen Gästen auch Frau Eppler nach Groß hofen einlud, aber ein sonderbarer Ausdruck in den leiderfüllten Augen der Wilwe und ein forschender Blick aus Hedwigs Augen rüttelten seine Seele, die unter der ihm auferlegten Prüfung vielleicht am sckwersten gelitten, wie aus tiefem Schlummer wach und erfüll en ihn nach «nd nach mit Ge wissensbissen. Die Stimme semeS Gewissens war erwacht und wachte sich immer schärfer und dringlicher geltend. In seiner ausgezeichneten körperlichen und geistigen Ge sundheit war sein erster Impuls, diese Stimme zu ersticken und die begangene Tat totzuschweigen. Sein heißer Wunsch ging dahin, seine Schuld vor der Welt zu verheimlichen und daS Geheininis seines Lebens mit ins Grab zu nehmen. Er hielt es für ein leichtes, sein Gewissen zu beschwichtigen, aber am Tage seines Einzugs empfand er, daß eine sonderbare Umwandlung in seinem Innern vorgegangen sei. Das Gefühl der Zufriedenheit und der Frende am Leben mit all seinen Vergnügungen und Schönheiten, welches soviel zu seiner Genesung beigetragen, war von ihm gewichen und an seine Stelle die quälende Erkenntnis getreten, daß er ein schlechter Mensch, ein Heuchler sei. Und langsam begann er, sich selber zu hassen. Trotz alledem aber dominierte der Wunsch in ihm, sein Geheimnis streng zu hüten — Frau Eppler mit gebrochenem Herren dem Grabe entgegenwanken und ihren Sohn den Kelch der Schmach und Entehrung bis auf die Neige leeren zu lassen. — Der Baron schlief die erste Nacht nach seiner Heimkehr fast gar nicht. Am Morgen erwachte er mit dem klaren Be wußtsein, daß er entweder das furchtbare Geheimnis bis an sein Lebeusende in seine Brust verschließen oder seine Tat bekennen und die Strafe auf sich nehmen müsse, welche ein anderer an seiner Stelle büßte. Sein endgiltiger Entschluß an diesem Morgen war — auch fernerhin zu schweigen. Er begab sich in das Frühstückszimmer und nahm sich vor, auf seiner Hut zu sein. Seine Gattin bemerkte nichts Ungewöhn liches in seinem Wesen, sein Gesicht drückte Heiterkeit und Lebensfreude aus, Interesse für alles, waS in der Welt und besonders in seiner Umgebung vorging. Nur Frau Eppler, die wachsame, scharfblickende, entdeckte einen sonderbaren Aus druck von heimlicher Unruhe und verschleierter Scheu in seinen Augen, ohne eine Erklärung dafür zu finden. Arstein blieb den ganzen Tag abwesend, er hatte in WirtsthastSanffelegLn- hciten auf seinen Gütern zu tun, mit den Pächtern zu "kon ferieren und vor allem manche neuen Vorkehrungen zu treffen, da er die Zügel der Oberleitung selber in die Hände nehmen wollte. Während er so von HauS zu Haus ritt, war dat neue Gefühl über sich selbst sein treuer Begleiter. Überall empfing man ihn mit Jubel und Herzlichkeit, aber er empfanl keine reine Freude über alle diese Beweise von Liebe und Treue. Er nannte sich im tiefsten Herzen einen Heuchler de« schlimmsten und niedrigsten Art. Diese Erkenntnis traf sei» Herz jedesmal wie ein Messerstich, wenn er sich dieselbe vor hielt. Sie folgte ihm überall hin, sie peinigte ihn grausam, weil sie allen Traditionen seines Hauses und seines Namens Hohn sprach. Seine geistige Gesundheit war jetzt eine so voll« kommene, daß er seine Handlungsweise im grellsten Licbt er kannte — sie zeigte, sich in einer häßlichen, unsagbar häßlichen Gestalt. Er verachtete sich, er haßte sich — und dennoch schlug der Entschluß, die Wahrheit nicht zu bekennen, immer tiefere Wurzeln in seiner Brust. Er wollte sein Geheimnis auf keinen Fall preisgeben. Die Möglichkeit, daß die Wahrheit eines Tages auf anderem Wege, als durch ihn selber, herauskommen könne, hatte er gar nicht in Betracht gezogen. Der Tag war von unvergleichlicher Schönheit; er brachte ihm auch die Erfüllung seines heißen Wunsches: die Nachri^- daß er in den Landtag gewählt sei. Diese Tatsache erfüll ihn mit Stolz und innerem Jubel. Er sah sich schon in mächtigen Saale stehen und eine geistvolle zündende Rede balle"! er sah sich im Geiste eine der höchsten Stellen im Ministerium einnehmen. Und er wollte alles in Bewegung setzen, dies Haft Ziel zu erreichen; denn seine Geburt, sein Reichtum «nd seine geistigen Fähigkeiten berechtigten ihn dazu. Generationen hin durch hatten Träger seines Namens die einflußreichsten Stellen im Lande bekleidet, die Abgeordneten sür Großhofen stets ans dem Hause Arstein gestammt, in der Armee und in der Marine — kurz, überall hatte der Name Arstein ruhmvoll geglänzt. Und welche Siege hatten seine Vorfahren erfechten helfen! Mit Welchen Ehren und AUszeMiungen waren sie jeder eit bedeckt gewesen! Jawohl, eS war seine erpte und heiligste Pflicht, den altem vornehmen Namen zu Ruhm und Ehren zu bUglni ISortsesuna folM DerM > die N Miks ver Kenüber ! Nehmend ^'gerafft, fatum a Hung der As ste inn knien so stlche Stö Kommen Meifel vc Huld von Indischen Atzen, trä: Die D keiterscho 'sendigunk »e vorlär st Mehr Kahme i knisatori mng dc timenden klge wm stgenomm Im Ar st Demo Äen zum Kenden V »gleich mi st Straßei strikt age A ppm M stben. kzufried bn in das ^ineinwese »amten, n stwlraüiä Ageblat: Magistrats: ^vach de ^tätig bl 7^am m< > hät v mehrer Mung I stiriziläts N»en, di Ölzeug L Zwickeln stlin das Adigkett e Kniffen m stb, und n stbes odei stt der Ui »fern des fester oöl st der gc strn Wei stcht" gei stallen l Ken und 2 Bezirks! ^tei bat s kütig sei st völlige sterung 3 Vielfach st. Wermut kein auc schließlich er geger stgische L tzu wird S ! Ibn in d tz größte t ^tvar nick jstüne Bef Teil dieie ; immer ,st? Es x sstar. De ' stn sichte st Nachkon ) tücküches stussichtlich sticlverheiß Geheim ".wollte cs niemandk str durch < ^cht, vcrra stich, tapfe Ken und « 'Ad möglic! .Ja, ich > murm st, diese H ich muß s .Arst°in ri ^duftende. ° llnterrcd: Kche Situ, ihr d^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)