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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend ^rech-Anschluß Amt Hermsdsrf b. Dr. Rr. 31. Postscheck-Konto Leipzig Rr. 29148. Schristleitung, Druck u. Bering Hermann Rühle, Grosi-OkriSa. Kummer N2 Mittwoch, den 29. September ^920 ^9- Jahrgang. Amtlicher Teil. Aartoffelversorgung. Wenn auch die Zwangsbewirtschaftung der Kartoffeln Mboben ist, so wird doch von den hiesigen Landwirten i.^ Kartoffelerzeugern erwartet, daß sie in erster Linie die Meinwohner mit Kartoffel zu erträglichen Preisen versorgen nur einen etwaigen Ueberschuß nach Auswärts abgeben. Landwirte können an ihrem Teile beitragen, die drückende der Erwerbslosen und Rentenempfänger zu lindern Nrch, daß sie an diese Volksgenossen die Kartoffeln mit ^in besonderen Preisnachlaß verkaufen. s. Die Landwirte werden ersucht, dieser Bitte nach Mög- > Mi entsprechen. Htteudorf-Moritzdorf, am 24. September 1920. Der (Hememdevovttand. Gemeindegruudsteuer. Zur teilweisen Deckung des Bedarfs der Gemeinde- hcix der Gemeinderat nach H 8 der Gemeindesteuer- die Einhebung der Gemeinveqrundsteuer nach ..?Psg. für die Grundsteüereinheit (Forensec 90 Psg.) be issen. Die G undueuer ist je zur Hälfte am 1. Hktober 1920 und 1. Keöruar 1921 N Oclsneuereinnahme zu entrichten. . Beide Termine können auch in einem Betrage bezablt Äen Besondere Steuerzufertigungen ergehen «jcht. Zweijeivsallen konneu die Beträge im Gcm.indeamt 'N) eisragt werden. Httcndorf-Woritzdorf, am 16. September 1920. j Der Gemeindevolstand. I Das deutsche Etnährungsm»nzfterium. Der demokratische Reichstagsabgeordnete Stubmann A Mentlicht in dem jetzt erscheinenden Heft der Wochen- Nt „Das demokratische Deutschland" einen Artikel, der Restante neue Mitteilungen über das von uns bereits be- scheue Kapitel der amerikanischen Milchkühe enthält und / wir das Folgende entnehmen: ff ^..„Jm Oktober 1919 lag im Ernährungsministerium l Mr das Angebot der amerikanischen Spende vor. Die Gierigkeit war, auf welchem Wege man Schiffsraum ^>e- ,Ge. Denn die Amerikaner halten erklärt, daß sie um N-Hr Milchkühe schicken könnten, je schneller von deutscher das Angebot angenommen und Schiffsraum zur Ver- gestellt werde. Man hatte die Zahl auf hundert- geschützt, wenn es gelänge, die erforderlichen Schiffe r! deutsche Kosten zu beschaffen. Hierin lag also die Gierigkeit. Anfang Juni 1920 hatte eine sachkundige Estelle einen Vorschlag wegen Beschaffung des Schiffs- ^ez vorbereitet. Nun aber kam der Amtsschimmel. Das » Alungsministerium hielt es für notwendig, zunächst die ' Legung der übrigen Ministerien zu beschaffen. Das Artige Amt erfuhr auf diese Weise von den Dingen. > tz Zutsche Botschast in London wurde beauftragt, die Ge- 1 des erforderlichen Schiffsraumes bet den Alliierten (!) s ^suchen und erhielt darauf Mitte Juli eine prompte > Nnung. Zu dieser Entgleisung der ganzen Angelegen- . >>Nat aber offensichltch noch ein anderer Umstand geführt. Ernährungsministerium — die Schuld daran trägt k nicht Minister Dr. Hermes, sondern ein als bureau- kN besonders bekannter vortragender Rat — war offen- s IN die Lieferung der geschenkten Milchkühe nicht sehr > Nnimen. Der verantwortliche Geheimrat ist immer der > gewesen, daß man statt der Milchkühe von den s Manern lieber Krafifutter beziehen solle. Dieser merk- ' M sogar der Meinung huldigen, daß wir ,, Morel" Rindvieh in Deutschland hätten. Scheinbar > iijNon sich auch Sorgen darüber gemacht, wie man diese > auf die Landwirtschaft „verteilen" sollte. Für Kraft- k K? das natürlich einfacher gewesen. Auch darin > völlige Verkennung der Wohltat, die uns die klonischen Farmer erweisen wollten. Wenn schon * von amerikanischen Farmern sich dazu entschließen, ^ wohltätigen Herzen den deutschen Kindern eine große > E °on Milchkühen zu strsten, dann gehört schon ein Quantum bureaukratischer Verkalkung dazu, dem Ge- iG," ernstlich nachzugehen, ob maii nicht statt der Michkuhe . t Mter geschenkt erhalten könne. Auch sonst ist sehr vieles ' !jlser Angelegenheit unerklärlich. Das deutsche Rote ' bearbeitet bereits seit Novchnber 1919 diese Angelegen heit, offenbar ohne viel amtliche Förderung zu finden. Ein Vertreter des E nährungsministeriums — ein Tierarzt — befindet sich bereits seit dem 28. Juli 1920 in den Ver einigten Staaten, reist dort umher und sucht die zum Ab- transport geeigneten Milchkühe aus. Bereits im März dieses Jahres sollen 2500 Tiere bereit gestanden haben und noch sind zurzeit, wie mir bestimmt versichert worden ist, keine Transporte abgegangen. Offenbar, weil die Behörden der Frage der Beschaffung des Schiffsraumes völlig hilflos gegenüberstehen." Mit Recht knüpft der demokratische Abgeordnete an diese Mitteilungen diese Bemerkung, daß hier St. Bureau- kratismus in unverantwortlicher Weise dem deutschen Volk einen Schaden zugesügl hat, dessen Schaden gar nicht ab zuschätzen ist, und schließt mit den Worten: „Bei der großen Verantwortung des Reichsernährungs ministeriums ist es unumgänglich erforderlich, daß dieser Teil unserer Verwaltung freigemacht wird von Bureaukraten, die ganz ordentliche Beamte sein mögen, die aber den vor ihnen liegenden schwierigen Aufgaben einfach nicht gewachsen sind, deren Lösung ohne die Praxis und ohne verständige Fühlung mit der Welt, ohne Kenntnis der Psyche und der materiellen Küste des Weltmarktes nun einmal nicht mög lich ist." Oertliches mtS Sächsisches. Mttendorf-Dkrilla, den 2s. September »z?.o. — Gemeinderatssitzung im Gasthof zum Hirsch zu G oßokrilla. Bei Beginn der Sitzung stellte das Gemeindc- ratSmitglied Tamme den Antrag Punkt 6 der Tagesordnung als zweiten Punkt anzusitzm. Nach kurzer Aussprache wurde beschloßen Punk! 6 als ersten Punkt zu erledigen. Dieser Punkt behandelte die schwebende Eingemeindeflage der Ge meinde Großokcilla in die Gemeinde Ottendorf-Moritzdorf. Hierzu wurde mitgeteilt, daß die finanziellen wie steuerlichen Verhältnisse beider Gemeinden die gleichen seien, also eine Verbesserung «licht eintrete. Bedingungen irgendwelcher Art seien von keiner Seite gestellt worden. Gemeinde- oorstand Lunze schlägt vor eine Einwohnerabstimmung statt- finden zu lassen und diese anläßlich der im November statt- ftndenden Landtagswahl vornehmen zu lassen. In der sich entwickelnden Debatte wird diesem Antrag zugestimmt, doch soll diese Abstimmung bereits am Sonntag, den 17. Oktober Ualtfinden. Herr Schtffl teilt noch mit, daß er von der Besprechung der Eingemeindungsfrage der Gemeinde Klein okrilla im Bezirksausschüsse trotz erfolgter Anfrage bei der Amtshauptmannschaft keine Kenntnis gehabt habe, andern falls er der betreffenden Bezirksausschußsitzung nicht fern- geblieben wäre. Zur Bejchleußung der Bergstraße sollen« die vorhandenen Schleußenrohre verwendet werden und die« Arbeit unter Verwendung von Arbeitslosen baldige Erledig ung finden. Für die bessere Ablaufmöglichkeit des Straßen- waffers von Claus bis Tamms Gaffe soll Sorge getragen werden und soll auch in Tamms Gasse ebenfalls Beschleuß- ung eingelegt werden, gleichzeitig sollen die Ablaufwasser von Schurig mit ausgenommen werden, wenn sich der Bäckermeister Pfeiffer, durch dessen Grundstück die Schleuße jetzt geht, bereit erklärt einen entsprechenden Beitrag dazu zu bewilligen. Die sich notwendig machende Teerung des Gemeindeschuppendaches soll vorgenommen werden. Die Erhöhung der Grundsteuer auf 60 Pfg. für die Einheit wird gutgeheißen, auf gestellten Antrag sollen Ermäßigungen gewährt werden. In Wohnungsangelegenheiten wird mit geteilt, daß bei der Frau verw. Walther eine Wohnung be schlagnahmt worden ist, die, falls im Nebengebäude eine Wohnung ausgebaut wird, wieder freigegeben werden soll. Weiter wurde noch im Grundstück des Herrn R. Klatsche ein Zimmer beschlagnahmt, auch wird durch Wegzug im Grundstück des Herrn Kaufmann Werner eine Wohnung frei. Ein Einbürgerungsgesuch des Herrn Woßneck wurde befür wortet. Ein Baugesuch Guhr, Cunnersdorf, fand in ge heimer Sitzung Erledigung. — Am gestrigen Montag Abend fand im Gasthof zum schwarzen Roß eine Sitzung des Ueberwachungsausschuffes der Orte Ottendors-Morrtzdorf, Okrilla, Lommtz, Grünberg, Hermsdorf statt, in der man sich mit der Herabsetzung der Kartoffelpreise befaßte. Der Beschluß wurde angenommen, sofort an die Regierung eine Eingabe zu richten, daß der Kartoffel- prers auf 20 Mark für den Zentner herabgesetzt werde. Auch vonseiten der Erzeuger wurde der Meinung Ausdruck gegeben, daß eine allgemeine Herabsetzung auf etwa 20 Mk. für den Zentner wohl angängig sei. Im übrigen soll mit den hiesigen Landwirten eine Vereinbarung getroffen werden, daß diese die Kartoffeln zu einem billigeren Preise abgeben, zu diesem Zwecke soll heute Abend eine Besprechung mit den Landwirten stattfinden. — Die Abgabe der Steuererklärung für die Veranlagung zum Reichsnotopfer hat bis spätestens den 30. September entweder an das Finanzamt direkt oder an die zuständige Ortssteuer - Hebestelle zu erfolgen. Wer die Frist zur Ab gabe der ihm obliegenden Steuererklärung versäumt, wird mit Geldstrafe zu der Abgabe derselben angehalten, auch kann ihm ein Zuschlag bis zu 10 vom Hundert der end gültig festgesetzten Steuer ouferlept werden. Zur Abgabe der Steuererklärung sind verpflichtet natürliche Personen einschließlich der Ehefrau und Kinder, welche zusammen am 31. Dezember 1919 ein Vermögen von 5000 Mark und darüber gehabt haben, oder Gesellschaften, Vereine oder S'if'ungen, ohne irgendwelche Rücksicht auf die Höhe de» Vermögens Moritzburg. Freitag früh wurde hier von der Polizei ein Buchdruckereibesitzer verhaftet und eine Buchdruck presse beschlagnahmt, mit der er österreichische Hundcrt- Kronen-Notcn hergestellt hatte. Dresden. Ein Dampfkessel von außergewöhnlicher G'öße und Schwere — etwa 12 m lang und 3 m hoch — sollte am Sonnabend von Wilsdruff über Dresden nach Lockwitz aui einem starken von dem Konsortium Plützc öc Ko. gestellten Lastwagen befördert werden. Bis zur Brenert- mühle war der Rüsenkeffel von einer Dampfwalze auf der glatten Landstraße ohne Aufenthalt geschoben worden. In der Zwickauer Straße aber angelangt erlitt das Gefährt auf dem holprigen Pflaster Havarie und lag bis zum Montag nachmittag in der Nähe des Zwickauer Platzes fest. Schließ lich gelang es nach großen Anstrengungen, den Riesenkessel weiter zu befördern. Derselbe hat bisher dem Elektrizitäts werk in Wilsdruff gedient und ist in den Besitz einer Stroh- geflechiiabrik in Lockwitz übergegangen, wohin er am Montag nachmittag über die Zellesche Straße mit Hilfe der Meißner Dampfwalze und von zehn starken Pferden weiter befördert wurde. Kamenz. Infolge der hohen Kartoffelpreise kam e» zu einer großen Protestkundgebung vor dem Rathaus« und dem Hotel „Stern", dem Versammlungsort des Verbandes der Landwirtschaft der Amlhauptmannschaft Kamenz. Die Arbeiterzüge in Stärke von mehreren Tausend Personen führten Tafeln mit den Aufschriften: Wir fordern Herabsetzung der Kartoffelpresse usw. Die Verhandlungen der Arbeiter mit den Landwirten zeitigten das Ergebnis, daß sich die Landwirte schriftlich verpflichteten, die Kartoffeln zum Preise von 20 Mark für den Zentner abrugeben. Bis jetzt waren 30-45 Mark gefordert worden Nach diesen Zugeständnissen entfernten sich die Demonstranten. Deuben. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde die Fabrikarbeitersehefrau Heber unter dem dringenden Verdacht des Gattenmordes verhaftet und in da» Unter suchungsgefängnis am Münchner Platz eingeliefert, Der etwa 40 Jahre alte Ehemann, der Fabrikarbeiter Heber, war am Donnerstag plötzlich verstorben. Die Ehefrau, die oft Streit mit ihren Manne hatte und in Unfrieden lebte, erklärte, daß Herzschlag die Todesursache sein müsse. Da der Verstorbene aber vor seinem plötzlichen Tode zu Haus bewohnern über große Leibschmerzen geklagt hatte, so wurde hiervon der Polizei Mitteilung gemacht und am Sonnabend in der Totenhalle des hiesigen Friedhofes die gerichtliche -Leichenöffnung vorgenommen. Der Verdacht bestätigte sich, in Magen und Därmen wurde ein Mineralgift vorgefunden. — Dippoldiswalde. In einer leerstehenden Halle einer Bierniederlage hatte eine Firma, die während des Krieges Minenwerserteile fabrizierte, einen erheblischen Posten dieser Fabrikate lagern, weil dieser nach Eintritt de» Waffenstillstandes nicht mehr abgenommen wurde. Wegen der Abnahme dieser Mienenwerferteile prozessierte die Firma seit langer Zeit gegen die zuständigen Reichsstellen, denen jedes einzelne Stück der in der Bierniederlage vorhandenen Minenwerserteile bekannt ist. Plötzlich erschienen an einem Nachmittag an der betreffenden Bierniederlage einige mit Mannschaften der Sicherheitspolizei dicht besetzte Lastautos. Die Sicherhcitswehrmannschasten erbrachen den Schuppen und führten einen großen Teil der Minenwerferbestandteile auf den mitgebrachten Autos nach Dresden. Selbverständlich hat diese Aktion der Sicherheitswehr erhebliches Aufsehen erregt und zu den unsinnigsten Gerüchte über ermittelte Waffenniederiagen gesührt.