Volltext Seite (XML)
Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend H«ch»ech-A^chl«ß Amt Hermsdorf b. Dr. Rr. 31. Pstzscheck-Kontv Leipzig Nr. 281^. SchrMeitrmg, Druck u. Vertag Hermann Rühle, Grvß-Oß««». Nummer ^8 Sonntag, den ^3. Februar ^2^ 20- Jahrgang Amtlicher Teil. Einbezirkung Teiachaus. Die bisher exemt gewesenen Flurstücke Nr. 538 und 539 des Flurbucke» für Ottendorf, — Teichhaus — der Rittergutsherrschaft Seifersdorf gehörig, sind mit dem hiesigen Gemeindebezirke vereinigt worden. Die Polizeigewalt über die genannten Flurstücke tft aus die Gemeindebehörde übergegangen. Htteudorf-Woritzdorf, am 12. Februar 1921. Der Gemeindevorstand. Montag, üen i4 üss Mis adenar r Ubr findet im S tzungszimmer des Rathauses eine öffentliche Sitzung Ser SchulvolstanLer statt. Htteudorf-Moritzdorf, am 11. Februar 1921. Der Vorsitzende. vir Lasten ües Neutschrn Steuerraviers. Die Gesamtbelastung an Steuern und Abgaben (an Reich, Ländern und Gemeinden) beträgt in Deu schland auf den Kops der Bevölkerung 753,37 Mk In der Denkschrift des Völkerbundes, die der internationalen Finanzkonfe enr zu Brüssel im Herbst vorigen Jahres voraeleaen hat, war sie auf Grund älteren Materials aus nur 474,90 Rik berechnet. Die Steuerbelastung in Frankreich beträgt nach der Denkschrift des Völkerbundes auf den Kopf der Bevölkerung 416,80 Franc». Die Denkschrift nimmt da» Durchschnittseinkommen in Deutschland mit 3900 Mk., in F ankrnch mit 3200 Fr au? den Kopf der Bevölkerung an. Wenn man sich aus den Kopf dieser Zahlen stellt und sie, wie e» die Deutsch rfl tut, in Dollar umrechnet, beträgt nach dem Kurse vom 31 Januar ds». Js. in Deutschland das Durchschnittseinkommen 60,84 Dollar und die Steuerbelastu!g 11,75 Dollar, in Frankreich das Durchschnittseinkommen 225,92 Dollar und die Steuerbelastung 29,32 Dollar. In Deutschland muß aber die Bevölkerung 20.v. H. ihres Durchschnittsein kommen an den Staat abführen, während der Franzose nur 13 v. H. seines Durchschnittseinkommens abzugeben hat. Danach ist die steuerliche Belastung in Deutschland sehr viel schwerer als in Frankreich, und dies besonders, wenn man berücksichtigt, daß kleinere Einkommen viel weniger ab- gabesähig sind als größere. Setzt man das Existenzminimum für Deutschland und Frankreich aus den Kopf der Be völkerung auf etwa 40 Dollar an, so bliebe — wenn man, wie die Gegner es tun, die Steuerbelastung valutamäßig vergleicht — al» besteuerungssähtges Durchschnittseinkommen in Deutschland ein Betrag von etwa 20 Dollar, in Frank- reich aber ein Betrag von etwa 180 Dollar. Es dürfte für Lie Franzosen ungleich leichter sein, von 180 Dollar 29,42 Dollar, al« für die Deutschen von 20 Dollar 11,75 Dollar für S'enerzwecke zu erübrigen. Oertliches «nd SächKfcheÄ. Vttendarf.Mkrilla, den ,r. Februar — Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, gibt die Theatergesellschaft Sperlich am morgenden Sonntag im Gasthof zum Hirsch eine Gastvorstellung, worauf an dieser Stelle noch besonders hingewieien wi>d. — Gegen die gedankenlose Heckenbeseitigung. Immer mehr schwinden die Gebüsche. Auch findet man an Feld reinen abgebrannte Büsche und Sträucher, deren Vorhanden sein die Entwicklung des Felde« in keiner Weise schädigt Wohl ist es manchmal erforderlich, daß das Gebüsch weg gebracht wird, um einem erträglichen Acker Platz zu machen, aber an vielen Stellen erleidet der Besitzer wi k.ich keinen Schaden, wenn er die Hecken und Büsche stehen läßt. Manchen ist er vielleicht unbekannt, welchen Nutzen ihm die Büsche gerade bringen. Im dichten Buschwerk verbergen sich die Vögel vor ihren Feinden, denen die Büsche nicht zu gänglich sind, und sie bauen dort ihre Nester. Einem jeden ist wohl bekannt, daß die Vögel im Vertilgen der Acker- und Waldschädlinge unermeßlich nützlich sind. Wenn ihnen ihre Unterschlupse, die Büsche, nun beraubt werden, so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als aus der Gegend fortzuziehen in sichere Landstriche. — Mittelelbe-Turngau. Im Zeichen de» Kreisturnfestes stand die erste Gauvorturnstunde, dis von weit über 200 Vorturnern besucht war. Die Freiübungen für das Kreis turnfest wurden eingehend, in ihren einzelnen Bewegungen durchgeübt. Die fertige Darbietung von sechs Kursisten unter Leitung des Herrn Assistent Werner rissen die Schauenden zu anerkennendem Beifall hin. Welche Wirkung müssen sie bei solch vollendeter Ausführung von tausenden kraftvoller Turner auf die Masse ausüben. Auch die f r das Turnen der Gaue gewählten Stabübungen fanden be geisterte Mitarbeit und zeigten schon bei ihrer Einübung wirkungsvolle Bilder. Die Stabübungen für Turner über 50 Jahr? boten einfache Formen, die aber bei guter Aus führung in ihrer Uebungsfolge auf die Zuschauer ihren Eindruck nicht verfehlen werden. Das Gerätturnen brachte in de-- Form der gestellten Aufgaben und deren Lösung etwas N°mes, da« wohl von einigen Vorturnern nicht recht erfaßt worden war. Die starke Beteiligung und freudige Mitarbeit ließ aber erkennen, daß die Riegen mit dem Gebotenen zufrieden waren. Die Versammlung ging bei reger Anteilnahme trotz des reichen Stoffes flott vonsta'ten und eröffnete den Teilnehmern ein weites Feld emsige Schaffens zu Hause und in der O ffentlichkeit zur Stärkung und Förderung unseres deutschen Turnens. Dresden. Wegen gemeinschaftlichen schweren Di b- stabl« bezw Begünstigung und Hehlerei hatten sich vor der 7. Strafkammer vier ehemalige Sicherheitspolizeiwachtmeister vom Wacht! mmando Riesa zu verantworten. Es waren dies der 1892 zu Dresden geborene Handlungsgehilfe Hermann Kurt Gondlach, die Maschinenbauer Brüder Adolf Robert und Otto Hugo Hentze, 23 bezw. 22 Jahre alt, gleichfals aus Dresden, der Kaufmann Mortz Bernhard Lorenz, 40 Jahre alt, aus Zwickau, und außerdem der im gleichen Alter stehende Tischler Otto Moritz Werner. Die vier Erstgenannten b fanden sich im Herbst vergangenen Jahres in der Riesaer A tilleriekaserne, sie gehörten zu- dortigen Sicherheitspolizei, Wachtkommaudo Riesa. In der Nacht zum 9. September entwendeten die vier Wachtmeister gemeinschaftlich aus einem von ihnen bewachten Speicher sechs Säcke Nudeln im Werte von 950 Ma k und einige Zeit daraus au« eine anderen Niederlage Baumwolle im Werte von 1800 Mark. Werner sollte den Berkaus ver- mitteln. Lorenz wurde von der Hehlerei freigesprochen, im übrigen erhielten Gondlach und Lorenz 1 Jahr Gefängnis, 3 Jahre Edrenrechtsverlust, Adolf Hentze erhielt sechs Monate, sein Bruder und Werner je süns Monate Gefängnis zuerkannt. Sebnitz. Der am 26 Januar begonnene Streik der Papierfabrik Sebnitz, A.-G-, dauert noch fort, der Aus fall m der E zeugung beträgt bisher bereit« 70 Eisenbahn ladungen im Werte von dreieinhalb Millionen Mark, der ArdettslohnauSfall 350000 Mark. Da der Streik ein sogenann'er wilder ist, — er wurde wegen eines Anschlags aus der vom Betriebsrat genehmigten Betriebsordnung vom Zaun gebrochen — zahlt die Gewerkschaft keine Streikgelder, sodaß der Schaden für die Arbeiter sehr groß ist. Am Montag wollten 500 Arbeiter die Arbeit zu den von der Direktion verkündeten Bedingungen wieder aufnehmen, wurden aber von kaum zehn Mann daran gehindert, da hier, wie überall, die Radikalen Terror ausüben. Johnsdorf bei Zittau. Eine seltene Eintragung in das Heiratsregister fand vor dem hiesigen Standesamts statt. Wie Braut und Bräutigam trugen auch alle anderen an dem Akte beteiligten Personen denselben Familiennamen, und zwar der Bräutigam Rudolf Kunze, die Braut Hildegard Kunze, der 1. Zeuge Gustav Kunze, der 2. Zeuge Otto Kunze und der Standesbeamte Reinhold Kunze. Flöha. Im Gemrinderat wurde beschlossen, bei der Regierung gegen eine beabsichtigte Erhöhung der Brotpreise zu protestieren, da eine solche Maßnahme eine starke Beun ruhigung Hervorrusen würde und neue Lohnforderungen zur Folge haben müßten. Leipzig. Die Mittelhalle des Hauptbahnhofes, und zwar der Bahnsteig 19 wurde am Freitag nachmittag zum Schauplatz eines schweren Eisenbahnunglücks. Der 1,16 Uhr nachmittags von Dresden fällige Personenzug Nr. 472, der mit 12 Minuten Verspätung rintraf, fuhr, wahrscheinlich in folge Versagens der Luftdruckbremse, mit großer Geschwindig keit auf den als Gleisendabschluß dienenden Bremsschlitten auf. Lautes Krachen und der Aufschrei vieler Menschen tönten durch die Halle. Der Unglückszug bot ein Bild wüster Zerstörung. Die beiden schweren Lokomotiven wiesen arge Beschädigungen auf. Der den Lokomotiven folgende Postwagen blieb unbeschädigt, der nachfolgende Packmeister wagen, ein ebenfalls schwerer Wagen neuerer Konstruktion, fuhr auf die nun folgenden Personenwagen 4. Klaffe auf. Diese Wagen waren leichter Bauart und hielten dem starken Anprall nicht stand. Der erste Personenwagen schob sich uf den folgenden, riß dessen Dach weg und kam so fast auf den anderen Wagen zu stehen. Leider waren die beiden Wagen dicht besetzt. Ein grauenhafte« Bild bot sich den mischten Augen. Unter Trümmern ein Knäuel wehklagender Menschen, von denen die meisten sehr schwere Verletzungen aufwiesen. Der Rettungsdienst setzte sehr schnell ein und -rbeitete musterhaft. Im Nu waren die Sanitätsmann, schäften des Hauptbahnhofes zur Stelle, um den Verwundeten die erste Hilfe zu leisten. Die Polizeimannschaften wurden durch 30 Mann der Sicherheitspolizei verstärkt. Die An kommenden, die durch den Unfall sehr erregt waren, leisteten den Anordnungen der Polizei ohne weiteres Folge, sodaß der Unglücksbahnsteig bald frei war. Ehe noch die letzten Reisenden den Bahnsteig verließen, trafen Hilfsmannschaften der Feuerwehr und weitere SanitätsmannschasteN ein. Vom KrankmhauS St. Jakob erschienen sofort acht Aerzte mit allen notwendigen Hilfsmitteln. Um 2 Uhr 28 Minuten traf ein Hilfszug von Engelrdorf ein, der später mit den Aufräumungsarbeiten begann. Es muß als ein Wunder bezeichnet werden, daß aus den Trümmern jnur eine Leiche heworgezogen wurde, und zwar eine Frau, in der später die Gattin eines Ingenieur« Mäder aus Wurzen sestgestellt wmd«. Die Zahl der Schwerverletzten beträgt zwölf, leichter verletzt wurden etwa zwanzig Personen, Die Verunglückten wurden, soweit dies nötig war, nach Anlegung von Notver bänden dem Krankenhaus St. Jakob zugeführt. Jößnitz. Nicht weniger als 17 Einfallgitter der Straßenbeschleusung sind hier gestohlen worden. Der Ersatz würde 3000 Mark Kosten verursachen, man ist daher auf wesentl'ch billigere E senbeton-Roste verfallen. Klingenthal. Jüngst streikten in einem hiesigen Vergnügungslokal die Tänzer, weil die Musiker nur sehr kurze Touren spielten. Nachdem alle Einwendungen wiikunpSloS blieben, kam es zwischen Musikern und Tänzern zu unschönen Auseinandersetzungen, dte wohl für beide Telle ein unliebsames Nachspiel haben werden. Die tanzlustige Juaend aber räumte an diesem Abend schon um >/,10 Uhr den Saal. Plauen i. V. Nach zweitägiger Verhandlung fand vor dem hiesigen Landgericht die am 26. Juni v. I. zwischen Tiefenbrunn und Obertriebel i. V. erfolgten Ermordung de» jährigen Gastwirtssohns Kurt Hummel ihre gerechte Sühne. Angeklagt war der jetzt noch nicht 18 Jahre alte Walvarbeiter Otto Hertel, ein Jugendfreund de« Er mordeten, der hartnäckig leugnete. Nach umfangreicher Be weisaufnahme, die ein Aufgebot von 42 Zeugen und mehreren Sachverständigen nötig machte, wurde Hertel aus Grund eine» Indizienbeweises de« Mordes schuldig ge sprochen und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen Unterschlagung einer Geldsumme, die er bei der Leiche ge sunden, und wegen Nichtablieferung der Waffen erhielt er weitere sechs Wochen Gefängnis. Einige Monate der Strafe wurden auf die Untersuchungshaft angerechnet. Bei dem jugendlichen Alter des Angeklagten — er ist noch nicht 18 Jahre alt — konnte trotz des Mordes auf eine andere als Gefängnisstrafe nicht erkannt werden. Oberwiesenthal. In Schrecken versetzt wurde die Familie des Kaufmanns Schlick Sie hatte in der im oberen Stockwerk des Hauses gelegenen Wohnung in einer Kassette Sparkaffenbücher, Kriegsanleihen und Goldsachen aufbewahrt Diese Kassette ist verschwunden. Da die Familie zuletzt zu Weihnachten nach der Kassette gesehen hatte, konnte die Zeit des Diebstahls nicht festgestellt werden. E« fehlen die Kriegsanleihen in Höhe von 32000 Mark und die Goldsachen, während eine Geldabhebung bei der Soa,kaffe nicht erfolgt ist. Kirchennachrichten. Sonntag, den 13. Februar 1921. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Einweisung der Kirchenvorstandsm > tglied er. Abends 8 Uhr Jungfräuenverein Montag 8 Uhr Gemeinschastsstunde.