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Ottendorfer Zeitung : 28.01.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192101286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19210128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19210128
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-01
- Tag 1921-01-28
-
Monat
1921-01
-
Jahr
1921
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.01.1921
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je« auf mment» lesetzc»- Lühre» wählt« hertgen l auS- er der amtlich erklärt ührung ucht zu geneigt merika- Guate- zeichnet ;ebung dieser n und ür den in der g eine > an Durch- Das r Mel- e Ver- -ohnes omati- angen. mmer- lmster- mg be- Sohn ange ¬ ln der tver- ediglich l Post- r Slo- es An nie ge- ntarier, l denn Sache . aber > gerne Eugen eib zu 'lall Veultcker Keickstag. (Aus der 62. Sitzung.) Auf der Tagesordnung stand der Gesetzentwurf über eine Weitere . vorläufige Regelung des ReichshaushaltS. Einen Hauptteil dieses Haushalte- bilden die Teue rungszulagen für die Beamten. Abg. Plettner (KommO warf den Mehrheitssozialisten vor, daß sie in der Frage der Beamtenbesoldungen Verichleppungs- politrk trieben. Sie nehmen zu den vorliegenden Fragen nicht Stellung, übrigens seien die Zugeständnisse an die Beamten nach wie vor ungenügend. Die noch jetzt herrschende Ruhe unter den Beamten sei nur eine Schetnruhe, die bald einer neuen Aktion Weichen würde. Abg. Breunig (U. Soz.) gab namens seiner Partei die Er klärung ab, daß sie es ablehne, mit neuen Forderungen her vorzutreten, weil die gewerkschaftlichen Organisationen sich in dieser Frage festgelegt haben. Die erste Beratung des vorläu figen Reichshaushaltsentwurfs wurde damit geschloffen. — Hierauf wurde der Gesetzentwurf wegen Überleitung der Rechtsfragen in den Kreisen Eupen und Malmedy debattelos in allen drei Lesungen angenommen. Alsdann kam der Gesetz entwurf über den Optionsvertrag zwischen dem Reich und Danzig an die Reihe. Abg. Schultz-Bromberg (Deutschnat.) führte hier eindringliche Klage über die Behandlung der deutschen Optanten durch die Polen und bedauerte, daß wir den Polen in unserem Vertrage zu viel Entgegenkommen bewiesen haben. Abg. v. Kemnitz (D. Vp.) gab der Hoffnung Ausdruck, daß möglichst wenige Danziger ^von dem Optionsrecht Gebrauch machen, sondern es vorziehen würden, Deutsche zu bleiben. Der Tag werde ja nicht fern sein, an dem das Werk des Großen Friedrich, die Brücke nach Ostpreußen, neu erstehe. Nachdem zwei Negierungsvertreter gesprochen hatten, wies der Abg. Schultz-Bromberg nochmals auf die dringende Not wendigkeit hin, sofort die Optionsbehörde einzurichten, da uns sonst 160 OÜO Wahlstimmen verloren gehen dürften. Der Gesetzentwurf wurde darauf in erster und zweiter Lesung an genommen. — Desgleichen der Gesetzentwurf über das deutsch französische Abkommen betreffs Erstattung der von Elsaß- Lothrtngen geleisteten Kriegsausgaben. WeiterberaLuog über Bayern. Nach Erledigung dieser Angelegenheiten wurde die abgebrochene Debatte über den Antrag der Unabhängigen, die bayerischen Ausnahmeparagraphen außer Kraft zu setzen, wie der ausgenommen. Abg. Dr. Spahn (Zentr.) wies nach, daß ein Verstoß gegen die Reichsvcrsassung nicht vorliege. Abg. Thomas (Komm.) griff die bayerische Regierung auf das hef tigste an und wehrte sich besonders gegen die Vollsgerickte, deren Tätigkeit sich nur gegen politische Verbrecher kehre, wäh rend Mörder und Plünderer ungestraft im Lande herumlaufen, j Aba. Simon-Schwaben (Soz.) machte geltend, daß der Ausnahmezustand in Bayern unter keinen Umständen dauernd bestehend bleiben dürfe. Alsdann wandte sich der Redner in scharfer Weise gegen Ausführungen, die von feiten der Rech ten gemacht worden waren. Der folgende Redner, der Abg. Unterleitner (Komin.) brachte abermals eine Reihe von Be schwerden gegen die jetzige Regierung in Bayern und gegen die dortigen Volksgerichte vor. Damit schloß die Aussprache. Der unabhängige Antrag Wurde darauf unter großem Lärm der Kommunisten gegen die Stimmen der sozialistischen Parteien abgelehnt. DaS HauS trat dann in die zweite Lesung der Vorlage über die Teuerungszulagen der Beamten ein. Rach kurzer Erörterung wurde die Vorlage in der Fassung des Hauptausschusses gegen die Kommunisten ange nommen. für keut unä morgen. > Die Anzahlungen aus die Umsatzsteuer. Wegen der Zinsvergütung für Anzahlungen auf noch nicht fällige Um satzsteuer scheint noch immer Unklarheit zu bestehen. Es wird daher nochmals zusammengefaßt: Die Verzinsung tritt mit 5 Prozent ein, wenn Anzahlungen erfolgen, be- vor die Steuer fällig geworden ist. Sie beginnt am Tage der Einzahlung beim Umsatzsteueramt und dauert läng stens bis zum Ablauf des dritten Monats nach Schluß des Steuerabschnittes, erstmalig also bis zum 31. März 1921. Wird der Steuerbescheid vorher bekanntgegeben, so dauert die Verzinsung nur bis zum Eintritt der Fälligkeit, das ist zwei Wochen nach der Bekanntgabe des Bescheids. Für die bis zum 31. Januar 1921 bewirkten Anzahlungen er- höht sich dis Verzinsung auf die sich hiernach ergebende Zeitdauer auf 6 Prozent. . Vorsicht bei Reisen nach Lettland. Die Hafenbehörden in Libau gehen neuerdings bei der Kontrolle der Ein reisenden mit besonderer Schärfe vor. Personen, die nicht im Besitze eines lettischen Visums sind, müssen nicht nur die Gebühren für dieses nachträglich zahlen, sie werden auch noch zu einer Strafe von 1000 Rubel verurteilt. Vor einer Reise nach Lettland ohne lettländischeS Visum muß daher dringend gewarnt werden. Deutsche Wohnungseinrichtungen in Paris. Ende des vergangenen Jahres ging durch die deutsche Presse die Nachricht, daß alle nach Len ülaAasins Eenöraux 236 rus Ekümpionnot, ?M8, verbrachten deutschen Mobilien in allernächster Zeit öffentlich zur Versteigerung gebracht werden sollten. Anträge auf Rückgabe der persönlichen Effekten, Gegenstände von geringem Wert usw., müssen deshalb sofort durch Vermittlung des Bundes der Aus ländsdeutschen, Abteilung Frankreich, Berlin C2, Kloster straße 75, eingereicht werden. Ohne diese Formulare ist eine Nückerlangung der Gegenstände unmöglich. Eine namentliche Liste der Betroffenen, deren Mobiliar im Februar zur Versteigerung kommt, liegt in der Abteilung Frankreich auf. Die Listen liegen ferner auf in allen Orts gruppen des Bundes der Ausländsdeutschen. Die im Reich wohnenden Frankreich-Deutschen wollen sich deshalb an ihre Ortsgruppen wenden, damit sie noch das eine oder das andere retten können. Derlins „Ausbrecberkömge" vor Gericht. Vor einem Berliner Schwurgericht begann die auf mehrere Lage berechnete Verhandlung gegen zwei der gefährlichsten Berliner Verbrecher. Es handelt sich um die in der Verbrecher- chrontk der Reichshauptstadt ost genannten Brüder Emil und Erich Strauß, die des Mordes und zahlreicher schwerer Diebstähle bezichtigt werden. Sie haben eine kaum überseh bare Menge von Eindrücken in Waren- und Geschäftshäuser verübt, wobei sie meist vurc(Mwagehalsige Klettereien über Feuerleitern und Dächer an den Tatort gelangten. Noch ge schickter fast als im Einbrechen waren sie im Ausbrechen. In abenteuerlicher Weise entflohen sie aus Gefängnissen und Zuchthäusern und ihre Verbrecherstreiche müßten jedem „neuen Pitaval" zur besonderen Zierde gereichen. Nach ihrem letzten Ausbruche hielten sie sich in einer Straße des Berliner Nor dens bet einer Arbeiterin Behrend unter dem Namen „Brüder Vogel" versteckt, und als sie hier endlich aufgespürt wurden und gelegentlich einer Geburtstagsfeier verhaftet werden sollten, eröffneten sie gegen fünf Kriminalbeamte ein Pistolenfeuer, mit dem Erfolg, daß ein Wachtmeister getötet und einem andern ein Auge ausgeschossen wurde, während die anderen drei mit geringeren Verletzungen davonkamcn. Es gelang den Scharfschützen noch einmal, über die Dächer zu entkommen, aber sie wurden bald darauf wieder ermittelt und endgültig verhaftet. Emil Strauß hält eine „klassische" Rede. Vor Gericht, wo sie unter schärfster Bewachung und in Ketten gefesselt erschienen, hielt Emil Strauß, der ältere und intelligentere der beiden Brüder, als er seinen Lebenslauf schildern sollte, eine sehr pathetische, offenbar vorher genau einstudierte Rede, die mit Bibelsprüchen und Zitaten aus Klassikern gewürzt war. überraschenderweise machte er für seinen schlechten Ruf die Presse verantwortlich, di^ ihn den Berlinern immer als Schwerverbrecher vorgestellt habe, wäh rend er doch nur als eines der vielen „Opfer der Verhältnisse" anzusehen sei. In gewissenhafter Disposition entwarf der „be rühmte" Mann ein Bild seines Werdeganges, wobei er auch Schlaglichter auf die „Zustände im allgemeinen" warf: Unter ernährung, Versagen der Volksschule, häusliches Milieu, Kin derelend — alles wurde aufs Tapet gebracht. Man glaubte, den Entwurf zu einem modernen Drama zu hören, als Emil mit schöner Rhetorik den trinkenden Vater, die Zeitungen aus tragende Mutter, die Abonnementsgelder unterschlägt und sich dann erhängt, die Kuppelwirtfchaft bei der Pflegemutter, seine, des zehnjährigen Knaben, gründliche sexuelle Aufklärung durch die zwanzigjährige Pflegeschwester und ähnliche wenig erfreu liche Dinge vorführte. Er kam zu dem niederschmetternden Er gebnis, daß es nicht wundernehmen könne, wenn er nach einer in solcher Umwelt verbrachten Jugend zuchthausreif geworden und in den letzten 14 bis 15 Jahren kaum noch aus der Einzel haft herausgerommen sei. Der Bruder Erich zeigte sich weit weniger gesprächig. Er fügte dem klassischen Vortrage Emils sozusagen nur noch Tat sächliches hinzu, indem er den letzten Ausbruch aus dem Zuchthause in Naugard schilderte und in ritterlichster Weise alle Schuld von dem Bruder zu nehmen und auf sein eigenes sündiges Haupt abzuwälzen suchte. Die Mitangeklagten Behrend, Hermann, EnderS, Frau Lehmann, die Beihilfe geleistet haben sollten, bestritten jede Schuld. Oer neueste TNLrL-proLZÜ. Machenschaften gegen einen Staatsanwalt. Unter der Anklage der versuchten Nötigung eines Staats anwalts zur Unterlassung der Einleitung eines Strafver fahrens stand in Berlin Heinrich Sklarz, einer aus der seit Jahresfrist vielgenannten und mit allerlei „politischen" Ge schäften und Geschäftchen in Verbindung gebrachten Familie Sklarz, vor Gericht. Der Angeklagte hat in den Revolutions- Tagen im Berliner Polizeipräsidium, wo Eichhorn als Polizei ¬ präsident wirtschaftete, eine gewiss« Rolle gespielt und u. L verhaftete Personen eigenmächtig freiaclassen. Seine damali gen Handlungen sind durch die Amnestie strafftet geworden. Sie waren Gegenstand eines Verfahren», das der Staatsanwalt Dr. Gutjahr leitete. Heinrich Sklarz hat nun, da das Ver- fahren sich lange hinzog, durch zahllose Beschwerden und per- sönlickes „Zureden" eine Beschleunigung zu erreichen gesucht. In diesem „Zureden" erblickte der Staatsanwalt Drohungen, während der Angeklagte behauptet, daß er nicht verstanden worden sei. Dr. Gutjahr erklärte, Sklarz habe ihm mit einer Anzeige von Verfehlungen gedroht, die seine Dienstentlassung zur Folge haben würde, und teilte weiter mit, daß auf Grund einer Anzeige des Bruders des Angeklagten ein Disziplinar verfahren gegen ihn anhängig gemacht worden sei, das aber mit seiner Freisprechung geendet habe. Im Fortgang seiner Aussage wurde Dr. Gutjahr dann so erregt, daß er Heinrich Sklarz als eine Erpreffernatur bezeichnete, als einen Mann, der kalten Blutes über Leichen gehe. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 2000 Mark Geldstrafe; der Staatsanwalt hatte drei Monate Gefängnis beantragt. Von unä fern. Frauen als Gutsvorsteher. Der preußische Minister veS Innern hat in einer Verfügung sich dahin ausge sprochen, daß Frauen zu dem Amte eines Gutsvorstehers oder Gutsvorsteherstellvertreters zugelassen werden können. Wenn auch die landesgesetzlichen Bestimmungen über diese Frage bisher noch nicht ausdrücklich geändert sind, so be stehe doch kein Zweifel, daß es im Sinne der Neichsver- fassung liege, Frauen zur Bekleidung des Amtes als Guts vorsteher zuzulassen. General Hoffmann vom Schlage getroffen. Wie ver lautet, hat General Hoffmann, dessen Name während der Friedensverhahdlungen von Brcst-Litowst viel genannt wurde, bei einem Besuch des russischen Neujahrsfestes in einer Gesellschaft von rechtsstehenden russischen Persönlich keiten einen Schlaganfall erlitten. Schweres Unglück in einer Volksschule. In einer Breslauer Volksschule sollte eine Lichtbildervorführung von Märchen stattfinden- Etwa 1500 Kinder versuchten schon lange vor Beginn der Vorstellung in den im Kellers!) der Schule gelegenen Vortragsraum einzudringen. Eine Aufsicht war nicht anwesend. Als die Kinder die enge Kellertreppe hinabdrängten, kam es zu einem furchtbaren Durcheinander, bei dem fünf Kinder, darunter vier Knaben, buchstäblich zertreten und etwa 20 verletzt wurden. ' Gehaltszahlung in Naturalien. Die evangelische Psarrgemeinde in Deutsch-Horschowitz schreibt ihre Pfarr stelle aus. In der Bekanntmachung heißt es: „Ein Teil des Gehaltes wird in Weizen, Korn und Kartoffeln zu den gesetzlichen Festpreisen ausgezahlt." Es mutet wie aus alten Zeiten an und ist doch der neuesten Zeit gemäß, so daß man wünschen könnte, andere Gemeinden machten es den Horschowitzern nach. Pockenepidemie als Folge einer Wallfahrt. In Ryb- ntk im oberschlesischen Kreise Ratibor sind nach der Rück kehr der Czenstochauer und Krakauer Wallfahrer die Pocken ausgebrochen. Es sind bereits mehrere Todesfälle vorgekommen. Die primitiven Zustände, die auf hygieni schem Gebiet in Polen herrschen, bergen stets die Gefahr einer Seucheneinschleppung. Eine Hamburger Schülerspende für das Deutschtum in Polen. Für die deutschen Schulen in den an Polen ab getretenen Gebieten überreichten die Schüler der Ham burger Oberrealschule im Johanneum dem bisherigen Lei ter der deutschen Schulkörperschaften in Polen, Lyzeal- direktor Treut, eine Spende von 10 000 Mark. - Eisenbahnunglück. Bei Frohnleiten in Steiermark sind infolge falscher Weichenstellung zwei Güterzüge zu- sammengestoßen, wobei 17 Personen Verletzungen erlitten haben. Ein Opfer der Wissenschaft. Der dänische Chemiker Professor H. Möllgaard, der in dem chemischen Laborato rium der Kopenhagener Hochschule mit der Untersuchung von Explosivstoffen beschäftigt war, wurde durch eine Ex plosion schwer verwundet. Auf beiden Augen verletzt, wird er sein volles Sehvermögen kaum wieder erhalten. < Verhängnisvolle Maul- und Klauenseuche. Die letzte Maul- und Klauenseuchenepidemie in Schweden hat 96 Viehbestände betroffen. Insgesamt mußten 4000 Rinder. 900 Schweine, 400 Schafe und 9000 Stück Federvieh ab geschlachtet werden. Die Epidemie hat dem schwedischen Staat an Entschädigungen rund vier Millionen Kronen LMM? Der verschwundene Schatz. NaL dem Amerikanische« von Emmy Giehrl. 40) (Nachdruck verboten.) ^WaS meinst Du nur mit all diesen rätselhaften Worten? Was soll daS beißen?" — seine Stimme klang yeiscr, wie von Angst befangen, ein leiser Argwohn Meg in ihm auf — „ich bitte Dich, Benigna, sprich nicht solch verworrenes Zeug!" „Es ist nichts Böses, Eugen — kein Unrecht —" zitternd bing sie sich an ihn, als ob sie sich fürchtete. „O glaube mir, ich tat kein Unrecht, nie, nie in meinem ganzen Leben, Du darfst alles wissen, was ick tat. Zch will es, daß Du alles weißt, wer ich bin, wer ich gewesen, ebe wir heirateten. Deshalb spreche ich so seltsam." „Was ist es denn? Ich sah Dich zum erstenmal im Durand-Hause, Du warst der gute Engel, der mich gesund vllegte, Tante Rosa erzählte mir —" der Lon seiner Stimme fagre deutlich, er wisse alles, was er zu wissen brauche und begehre. Dessenungeachtet ouälten ihn die Worte seiner Mutter. „Wer ich war, als Du mich im Durand-Hanse gesehen, weißt Du, — wer aber früher —" „Früher? Nu« gut, so sage es mirl" Er schloß sie fester, inniger an sein Herz. „Das ist es ja, was ich will, und dazu soll die Maskerade helfen: o Eugen, schau nur nicht so finster drein!" „Und deshalb mußt Du Dich maskieren?" „3a, Du weißt, ich war in einer fürchterlichen Lage, in der schlimmsten, in die ein Frauenherz geraten kann, und deshalb Les ich fort —" „Du liefst fort?" „Zch tat es. ich floh diejenige Person, die mich eigentlich Me beschützen sollen." „Deinen Vormund? Du sagtest mir. Du seiest verwaist?" „Za, ja, Eugen, meinen Vormund. Es war spät abends, als ich torlMr ich wurde ohnmächtig vor Schrecken und Kummer und lag bewußtlos — dann raffte iS mich wieder ans und rannte weiter, o Eugen, ick wußte nicht, wohin. Es scheint jetzt alles wie ein böser, böser Traum, Wenn ich von meinem gegenwärtigen Glück zurückschaue in jenes fürchterliche Elend. Ich hungerte und fror, ich war entsetzlich krank; ich lief bis zum Fluß, wo die DauivMiffe landen, eins machte sich so eben zur Abfahrt bereit, ich kam an Bord; ich muß fürchterlich ausgesehen haben in dem armen Kleide, in dem ich fortgelaufen war, ohne Shawl und Hut, o es war Gtsetzlich! Zn einem schönen Salou lag eine voruehme Dame auf eiuem Ruhebette, sie batte mich bemerkt und erkannt, daß mich nicht Sünde noch Schlechtigkeit, daß mich nur das Unglück so furchtbar elend machte. Und sie schickte ihre schwarze Dienerin zu mir und hieß mich zu ihr kommen. Sie war außerordentlich schwach. — Ich erzählte ihr alles, verschwieg ihr nichts, sondern ließ sie einen Blick in mein Herz tun: dann zog sie mich zu sich heran, küßte mich sanft und weinte mit mir. Ich durfte nun immer bei ihr bleiben, sollte ihre Gesellschafterin sein und sie nicht mehr ver lassen. O, wie glücklich war ich über solche Güte! Wie flog ihr mein junges Herz entgegen! Ich hätte alles, alles für sic getan! Wir reisten zusammen, meine Dame suchte Genesung, Er leichterung von ihrem Leiden, sic schenkte mir ihre abgelegten Kleider, sie ließ mir neue anfertigen und stattete mich mit allem Nötigen aus. Mir war ungemein wohl in ihrer Nähe; ihr ge bildeter Umgang entzückte mich, er erhob mich, sodaß ich mich selber wieder achten konnte, ich wäre unter jener Gemeinheit, der ich entfloh, zu Grunde gegangen. Zch saß bei ihr, ich fuhr mit ihr spazieren, ich las idr vor, ich wachte in schlimmen Nächten an ihrem Lager. Sie fand keinen Gefallen au meinem Namen und hieß mich deshalb Benigna: ich weiß selbst nicht,, wie es kam, daß mau mich Crayton nannte, ich habe niemals gesagt, daß ich fo hieße, es muß ein Mißverständnis gewesen sein. Mir galt cs gleich, ich war zufrieden, wenn mich nichts an die Vergangenheit erinnerte. Uud endlich starb meine Herrin. Zch drückte ihr die lieben Augen zu. O. ich konnte es kaum fassen, daß ich abermals verlassen und allein war! Aber Gott half so wunderbar. Es ging alles so schön zu Ende, wie i« den bübscken Märchen, die ich in meiner Kindheit las; ich kam zu Tante Rosa, sah Dich, mein Eugen, und das übrige weißt Dul" Er erwiderte nichts, es war ihm wunderlich bange zu Mute. „Uud nun, mein Liebster, gedulde Dich. In zwanzig Minuten erscheine ich wieder unter der Glastnre des Schlaf zimmers, dann wirst Du sehen, wer ich bin. O Eugen!" — noch einmal küßte sie stürmisch seinen Mund nnü Wangen — „wie habe ich Dich so lieb! Ich liebte Dich schon damals, als ich Dich zu allererst sah. Seicht hier in Orleans, dort, dort! Du hast mich erhoben, Du allein konntest ein armes, niedriges Kind zu Deiner Gatlin machen!" Nach diesen Worten lief sie fort, sich anzukleidcn. und hastig nestelte ihre Land bald hier, bald dort, um allein zurecht zu kommen. Linskott sah nach der Uhr, beugte sich vom Balkon gegen das Besuchszimmer zurück, das Licht der Hängelampe fiel au! sein Gesicht; es war leichenblaß, ohne jede Spur von Farbe, die schönen Züge schienen wie aus Marmor gemeißelt. Fünf Minuten — zehn Minuten. Er stand auf und warf die Zigarre hinunter ans die Straße, dort platzte sie in vielen dunkelroten Funken auf dem Pflaster. Was fürchtete er, wovor war ihm bange? — Sie ist wahr und unschuldig. Ihre Vergangenheit mag noch so schlimm gewese» sein, schlecht war sie nicht. Er wußte das. Auf Ler Straße dauerte das laute Faschingsjubeln fort» Man sang und schrie, man lachte und tanzte, und überall Ware» fröhliche Gesichter, vergnügte Menschen. Linskott hatte sich in das Balkonzimmer zurückgezogen und ging mit unruhigen Schritten auf uud ab. Er wartete mit ge» spanntestex Aufmerksamkeit. Vielleicht hatte er das Zeichen über» hört. Sie wird ihn wahrscheinlich rufen oder ihm irgend jage» lassen, was er tu» soll. — Keines von beide«. (Fortsetzung folgt.)
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