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Vie VUngemLttelfrage. über die dringende Notwendigkeit, die Preise für Düngemitt«l zu verbilligen, wird unS aus volkswirt schaftlichen Kreisen geschrieben: Die Bedeutung der heimischen Erzeugung von Brot getreide ist heute für Deutschland vielleicht noch größer, als vor dem Weltkriege. Damals war der Bezug von Auslandsgetreide zu Mahl- und Futterzwecken für uns ein Luxus, der kostspielig sein mochte, den wir uns aber schließlich erlauben dursten. Heute bildet die Einfuhr von Brotgetreide eine so schwere Belastung unserer Zahlungs bilanz, daß wir mit allen Mitteln danach streben müssen, sie zu verringern. DaS wichtigste von diesen Mitteln aber ist naturgemäß die Steigerung der heimischen Erzeugung, die in den letzten Jahren ja auf einen ganz geringen Teil des Vorkriegsstandes gesunken ist, — nicht zum wenigster: infolge der unzureichenden Düngung unserer Äcker. '' Drei, oder wenn man will, vier Stoffe sind eS, die die Pflanze neben Sonne, Wasser usw. als Nahrung braucht: Gelegentlich Kalk (das hängt vom Boden ab), stets aber .Kali, Stickstoff und Phosphorsäure. Mit den beiden ersten Nährstoffen sind wir reichlich versehen, besaßen wir doch bi§ zum Verlust des Elsaß gerade ein Monopol für Kalisalze, das allerdings auch so kaum mehr sehr lange vorgehalten hätte: mindestens die spanischen Kaliläger wären binnen kurzem ernsthafte Wettbewerber geworden. Stickstoffdünger — am besten bekannt als Chilisalpeter und schwefelsaurer Ammoniak — stände uns aus den ge waltigen, im Kriege vergrößerten Anlagen in Mengen zur Verfügung, die über den Friedensverbrauch zu Dünge- und technischem Zwecken weit hinausgtngen .. „wenn diese Werke mit voller Kraft arbeiten könnten; aber daran hindert sie dar Kohleutribut an Frankreich, der ihre Leistungen auf einen Bruchteil ihrer Leistungsfähigkeit hinunterdrückt. Die Hand Frankreichs finden wir übrigens in noch bemerkenswerterer Weise bei dem letzten der wich tigen Pflanzennährstoffe, der Phosphorsäure, für diese gab es im Friedest zwei Anwendungsformen. Die in den Vereinigten Staaten, auf einzelnen (auch früher deutsch) Südsee-Jnseln unH in Französisch-Nordafrika vorkommen- deu Phosphate, aus denen unsere chemischen Fabriken Superphosphate Harstellten sowie die Thomasstblacke, «in Erzeugnis unserer Hochofen-Jndustrie, von oem wir unseren Äckern alljährlich mehrere Millionen Sack zu führten. Besonders angesichts der im Verhältnis zu Pfund und Dollar billigen französischen Währung hätte es natürlich nahe gelegen, die Thomasschlacks auch weiter ihre alten Wege gehen zu lasten, — um so mehr, als, wie gesagt, Frankreich, besten Bauern den Vorzug- lichen Boden deS Landes übrigens ost noch wenig sach gemäß düngen und bearbeiten; er hat es auch nicht so nötig — über andere Phosphorquellen in feinen nord afrikanischen Phosphaten verstgt. Tatsächlich aber hat seit zwei Jahren kaum ein Waggon Thomasmehl aus Frankreich und auch aus dem ja völlig von Frankreich abhängigen Luxemburg den Weg nach Deutschland ge funden, obgleich man annehmen sollte, daß die Läger der Werke die Thomasschlacke nicht aufzunehmen vermöchten; beinahe könnte man aus den Gedanken kommen, daß auch dieses Mittel benutzt werden sollte, um den von Clemen ceau so gefürchteten „20 Millionen überflüssigen Deutschen" oen LebenSfaden nach Möglichkeit zu kürzen. Aber, wie dem auch sei: der Landwirt erhält zwar für seine Erzeugnisse durchschnittlich das 10^fache, wie im Frieden, — er ist aber nach Aussage der landwirtschaft lichen Vertretungen trotzdem nicht in der Lage, die zum Teil noch stärker gestiegener: Düngemittelpreise zu zahlen. Angesichts der vielen Milliarden Mark aber, die das Reich bei der Einfuhr von Brotgetreide zuzahlen mutz, um den BrotpreiS nicht ins Ungemessene anschwellen zu lassen, wurde seit langem schon der Gedanke erörtert, ob eS nicht viel praktischer sei, einen— zweifellos verhält nismäßig kleinen — Teil dieser Summen zur Verbilligung der Düngemittel zu verwenden und so den Versuch einer raschen Steigerung unserer eigenen Erzeugung zn machen. Gerade in der letzten Zeit beginnen sich nun, wie es scheint, diese Gedanken in die Tat umzusetzen. Beim Stickstoff haben sich die verschiedenen Erzeugergruppen in einer großen „Stickstoff Kredit G. m. b. H." zusammen gefunden, die durch langfristige Stundung u. a. m. dem Landwirt den Bezug von Stickstoff-Dünger .erleichtern will. Für Phosphorsäure ist aber eine Reichsaktion im Gange, die, wie es heißt, daraus hinausläust, den Super- phosphatwerken für ihre Einkäufe im Ausland einen be sonders niedrigen Dollarkurs zu gewährleisten und ihnen Der verschwundene Schatz. Rach dem Amerikanische« von Emmy Giehrl. ZA? (Nachdruck verboten^ Benigna saß mit ihrem Gatten auf der Terrasse beim frühstück und vergnügte sich herzlich an dem lustigen Treiben der Menge; schon füllten sich die Fenster und Balkons der Hauptstraßen, um den großen Umzug des Faschingskönigs und 'nues stattlichen Gefolges zu schauen, alle Farben milchten sich m malerischen Gruppen, närrische, groteske Masken reizten die Lachlust. Das Volk hielt beute sozusagen seinen Fest- und Jubeltag, den letzten vor Beginn der ernsten Buß- und Bete- -eit, und überließ sich mtt der ganzen feurigen Leidenschaft seines wdltchen Temperaments einer wahrhaft berauschenden Heiterkeit und zügelloser Freude. Ermen Donald kümmerte sich wenig um diese tolle Lust. Der Fluch seiner Mutter lastete auf seinem Herzen und warf seinen schwarzen Schatten in jede seiner Freuden. Benigna war fröhlich, wie ein harmloses Kind, sie batte sich cm Körbchen voll Veilchen gekauft, womit sie nach dem „Könige Fasching" werfen wollte und saß, einen zierlichen Sonnenschirm über sich haltend, vergnügt und lächelnd wie eine kleine Fürstin neben ihrem Gatten, der zuweilen mit stolzer Bewunderung ihre kindliche Anmut betrachtete. Es war ein wundervolles, betäubendes Schauspiel, das sie hoch entzückte, dieses wogende, lachende, lärmende, buntfarbige Volk! Später verglich es Benigna mit der berauschenden Ouvertüre einer tragischen Oper. Jeder Moment dieses Tages blieb un auslöschlich ihrem Gedächtnis eingedrückt. Im Laufe des Abends ging sie an Eugens Arm in ihre reizende französische Restauration zu einem exquisiten Diner, wozu Eugen einen köst lichen, leichten Wein eigens für sie gewählt hatte, und der ihr sehr gut mundere. Dann eilten sie wieder beim, um den Königs- »mzng nochmals recht beaucm anzuschauen. Es war Nacht geworden. Bon ihrem Balkon aus beherrschten sie die ganze Kanal- Kraße vom Begin« bis zum Klapmouument, wo die St. Karls (Fortsetzung falM jein, — fei nicht böse über mich! „Ich will Dich überraschen" Er rauchte ungestört weiter. und Regentenstraße kreuzten und gerade hier spielten sich die hervorragendsten Maskenszenen ab, — Feuerwerke, bengalisches Licht in allen Variationen, farbige Lampions, Goldregen und Blumenraketcn erhöhten den Zauber. Die Sterne selbst er schienen nur mehr wie kleine.matte Lämpchen gegenüber der Hellen Beleuchtung der Fackeln und Laternen. „Ich hätte wirklich Lust, mich auch »n maskieren, Eugen", sprach die junge Frau, „o ich wüßte schon, welches Kostüm ich wählen möchte." „Wirklich?" „Ja, und ich glaube, ich werde es tun!" Ihre Augen glänzten, ein schneller Einfall kreuzte ihre Ge danken und fchien ihr zn behagen. O wie herrlich Eugen war, sie schalste mit Entzücken auf den geliebten Mann, wie hübsch und kleidsam ihm die Uniform faß, er war doch ganz gewiß der stattlichste Offizier der Armee! Was sie wußte, was sie gelernt batte, war für ihn gewesen, aus Liebe für ihn! Ja, er war noch ganz derselbe Liebhaber, den sie unter den Orangebäumen bei Madame La Croix zum erstenmal umarmt hatte, noch gleich zärtlich, gleich feurig, eigentlich noch mehr, noch besser als damals! Er gehörte U>r zu eigen, ihr ganz allein, trotz jener stolzen bösen Frau im Mrden. Wie innig liebten sie sich! Und heute wollte sie ihm ihr Ge heimnis enthüllen, das einzige/was noch zwischen ihnen lag, ob schon sie sich nicht fürchtete, es zu gestehen. Er hatte jede Anspielung von sich gewiesen, hatte vielleicht ganz darauf vergessen, nie nur mit einer Silbe um ihre Ver gangenheit gefragt — heute sollte er sie erfahren durch List, durch einen kleinen Scherz! Er wußte ja nicht einmal, wer sie war. Oft meinte sie, er müßte es ahnen, dann sah sie wieder, daß sie sich täuschte. Jetzt erhob sie sich. „Rauche ruhig Deine Zigarre zu Ende, mein Liebster, ich werde bald wieder encheiueu!" „Eine andere? Welche komische Frage! Kannst Du denn eine andere sein, als Du selbst?" „Ich meine nur, wenn ich Dich in einer gam Keinen Sache getäuscht habe, das beißt, nein, ich täuschte Dich nicht, aber wenn ich Dir nicht alles gesagt habe, — o, ich hätte es ja so gerne getan, aber Du wolltest nicht. Du verbotest es mir, — o Eugen ich lieb« Dick so namenlos, ich bin so glückU-L Dein Weib zu' nungsgemeinschast in Tirol fordert in einer Kundgebung unter Hinweis auf die verzweifelte Lage, in der sich dieser Staat befindet, im Namen von 200 000 Tirolern und Tirolerinnen, die sich im Frühjahr vorigen Jahres für den Anschluß an Deutschland ausgesprochen haben, daß in der Tiroler Landesregierung und im Tiroler Landtag eine Erklärung zugunsten des baldigsten Anschlusses an Deutschland erlassen werde, die der tatsächlichen Durch führung des Anschlusses gleichkomme. , Verschwörungsmärchen über Kaffer Wilhelm. Daö amtliche Haagsche Correspondenzbureau teilt zu den Mel dungen ausländischer Zeitungen über eine angebliche Ver schwörung des ehemaligen Kaisers und feines Sohnes mit: Der niederländischen Regierung ist von diplomati scher Serie keine Nachricht dieses Inhalts zugegangen. Buch die Nachricht von der Überrumpelung eines Kammer dieners des Kronprinzen im Hotel Oudesjraaf in Amster dam ist glatt erfunden. Die niederländische Regierung be sitzt alle Gewähr, daß der ehemalige Kaiser und sein Sohn keinerlei derartige Absichten hegen, wie sie ihnen ange dichtet werden. * Berlin. Die „Rote Fahne" erklärt die Mitteilungen der Blätter über die Abberufung des Berliner Sowjetver- IreterS Kopp als völlig unzutreffend. Kopp sei lediglich zur Berichterstattung nach Moskau berufen worden. Wien. Vom 1. Februar an treten die erhöhten Post gebühren in Kraft. Prag. Der Kongreß der Kommunisten dc'r Slo wakei wurde bei der Verhandlung über die Frage des An« Schlusses an die Dritte Internationale durch Gendarmerie ge sprengt. Einige Delegierte, darunter zwei Parlamentarier, Sammelmappe — — für bemerkenswert« Lage»« und Zeitereignisse. * Der Reichstag lehnte den Anttag der Unabhängigen «us Beseitigung des Ausnahmezustände» t« Bayer» in nament licher Abstimmung ab. * Nach einer Erklärung der Regierung liegt «in« Gesetze»- vorlage über Erhöhung der Post- und Telegraphengebühren zurzeit noch nicht vor. * Die Berliner Stadtverordnetenversammlung wählt« zum Oberbürgermeister von Groß-Berlin de« bisherigen Stadtkämmerer Böß. * In Mecklenburg-Schwerin wurd« «t« Ministerium aus schließlich aus M-hrheitSsozialtsten gebildet. * Nachrichten von einer Verschwörung, an welcher der srÜhere deutsch« Kaiser beteiligt sei, werden in Holland amtlich al» «rsunden bezeichnet. * Der neu« sranzSstsch« Ministerpräsident Briand erklärt in seinem Regierungsprogramm, er werde auf der Ausführung deS Vertrage» von Versailles bestehen, ohne die Zuflucht zu Gewaltmatzregeln zu nehmen, wenn Deutschland sich geneigt zeige, seinen Verpflichtungen nachzukommen. * In Evstarica ist daS Abkommen über den Zentralamerika nischen Bund durch die Bevollmächtigten von Evstarica, Guate mala, Honduras, Nicaragua und San Salvador unterzeichnet worden. so Lieferungen zn erheblich billigeren Preisen »« ermög lichen, als sie stellen müßten, wenn sie den heutigen Kurs zahlten. Hoffentlich hat dieses Vorgehen der Reichsregle- rung die erwünschte Wirkung für die Landwirtschaft, — sie wird aber leider schon jetzt zu einem Teil dadurch aufge hoben, daß gerade in diesem Augenblick die Kaliwerke eine große Preiserhöhung fordern; es ist allerdings nicht anzunehmen, daß sie ihnen auch nur entfernt in dem geforderten Umfang bewilligt wird. Denn was wir jetzt auf allen Gebieten brauchen, — daS ist Preisabbau, aber nicht neue Steigerungen der Preise. politilck-e Kunäscbau. VeutkcklrnL Antwort aus Berlin an die Deutschböhmen. Der Reichspräsident hat an den Deutschen Parlamen tarischen Verband in Prag ein Bntworttelegramm ge richtet, in dem er für dis Grüße der Stammesbrüder zum 18. Januar dankt und weiter sagt: Der Gedanke, daß das innerliche Band gemeinsamer Abstammung und geistiger Anschauungen alle Deutschen, gleichgültig welchem Staate sie als Bürger dienen, fest umschlingt und sie teilnehmen läßt an den Geschicken Deutschlands, hilft uns die schwere Not der Gegenwart ertragen. Reichspräsident und deutsche Studentenschaft. Zum 18. Januar übermittelten die deutschen Studen ten an den Reichspräsidenten Ebert eine Kundgebung, in der die Studentenschaft betont, die Pflicht jedes Deutschen sei heute, über alle Gegensätze der Parteien und Klassen hinweg dem Vaterlande zu dienen. Alles Trennende liege hinter uns. Die deutsche Studentenschaft wolle voran gehen im Kampf um den inneren Frieden. Der Reichs präsident antwortete, er habe mit Dank und Freude von der Kundgebung Kenntnis genommen und er hoffe, das Beispiel der deutschen Studentenschaft werde zum inneren Frieden und zum starken Gemeinschaftsbewußtsein des ganzen Volkes wirksam bettragen und eine Bürgschaft werden für den Wiederaufbau des schwer geprüften Vater landes. Die Schiffsablieferungen Deutschland». Bis zum 31. Dezember 1920 sind nach HavaS der Re parationskommission von Deutschland insgesamt geliefert worden: 2 054 729 Brutto-Register-Tonnen Schiffe, davon 2 019 655 Tonnen Dampfer, 9750 Tonnen Schlepper und '25 329 Tonnen Segler. Deutschland hat noch etwa 500 000 Tonnen Schiffsraum zu liefern. Von dem abgelieferten Schiffsraum sind bisher 1814173 Tonnen folgendermaßen verteilt worden: an England 1477 939, an Frankreich 166 924, an Italien 124 901, an Japan 28 678 und an Bei gen 15 831 Tonnen. Der Dampfer „Tirpitz" mit 20 000 Tonnen ist eben fertiggestellt und wird im Laufe des Januar abgeliefert. Reichsregierung und Beanrtenznlagen. Zu der Frage der Teuerungszulagen für die Be amten erklärte Reichsfinanzminister Dr. Wirth im Haupt ausschutz des Reichstages, die Neichsregierung fei nicht in der Lage, der vom Reichsrat beschlossenen Änderung des Entwurfs zuzustimmen. Der Neichsrat hat dem Gesetz entwurf eine Bestimmung hinzugesügt, wonach den Län dern an neu einzuführenden Steuern Anteil zur Bestrei tung der Mehrkosten zu gewähren seien, die ihnen und ihren Gemeinden dadurch erwachsen, so daß sie die Teue- rungszuschäge für ihre Beamten usw. erhöhen müssen. Die Reichsregierung hat einen neuen Entwurf formuliert, der dem Reichstage zugegangeu ist. Die Vielrederei im Reichstag. In der letzten Sitzung deS ÄltestenauSschusseS sind folgende Vorschläge zur Eindämmung der Vtelrederei ge macht und gutgeheißen worden: eine Begrenzung der Rededauer, schärfere Handhabung des Geschäftsordnungs paragraphen, der das Ablesen von Reden verbietet, Fort fall der zweiten oder gar dritten Nednergarnitur und Kon tingentierung der für die einzelnen Beratungsgegenstände zur Verfügung stehenden Zeit. Diese Vorschläge haben" sich noch nicht zu Beschlüssen verdichtet, aber es ist immerhin bemerkenswert, daß solche radikalen Maßnahmen im Ältestenausschuß in Erwägung gezogen worden sind. Oeutsck-Öften'eick). Tiroler Sehnsucht nach Anschluß an das Deutsche Reich. Der Vorstand der Deutsch-demokratischen Gesm-