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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend. Bezugs-Preis: vierteljährlich beim Kbholen von öer Leschästssielle 1..V Mk., frei ins bau» MK. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint Dienstags, Donnerstags unü Sonnsbenös Nachmittag. Unltthckiins^ M AüjkigÄll Kn z ei g en -Preis: Die einspaltige Zeile ober Seren Naum 22 pfg., Lokslpreis 15 pfg. Nelclamen auf Ser ersten Leite 42 pfg. Knzeigen-Knnshm» bi» spätestens Mittags 12 Uh» <»» Lrscheinungstsge». Druck unö Verlag von Hermann Nühle, OttenSorf-Ostrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Uühle, Lrotz-Vkrill». Nummer 142 Freitag, den 6. Dezember 1918. 1?. Jahrgang. Amtlicher Teil. Umherlaufen von Hunden. Es ist in letzter Zeit beobachtet worden, daß besonders nachts Hunde frei auf der Straße umherlaufen und vorübergehende Personen belästigen. Wenn Wachhunde nachts innerhalb der Gehöfte freigelaffen werden, so ist im Inter esse der öffentlichen Sicherheit Vorsorge zu treffen, daß die Hunde nicht auf die Straße laufen können. Zuwiderhandlungen werden künftig bestraft. L>t?endorf»Moritzdorf, am 5. Dezember 1918. Der Gemeindevorstand. wettmachen? Wie will man auch noch die gewaltigen Kriegsschädenkoiiea aller Art tragen, ohne das deutsche Wirtschaftsleben völlig zusammenbrechen lassen? Unser Spar- kapital ist nun im Kriege verpulvert worden. Wir müssen also wie einer, der blos auf semen Kopf und seine Hände angewiesen ist, von neuem anfangen. Führen wir nicht Waren aus, so müssen wir Menschen exportieren. Die besten deutschen Arbeits kräfte werden aus Deutschland auswandern, weil ihnen die Heimat keine Verdienst möglichkeiten mehr zu bieten vermag. Was jetzt, infolge zunehmender Willkür, geschieht, gleicht einem Abbruchunlernehmen, das statt mit Stemmeisen und Hammer mit dem be quemeren Sprengstoff arbeitet. Und glaubt auch nur einer, daß das Ausland einen olchen Lande Rohstoffe und Lebensmittel Meditieren wird? Kredit pflegt man für gewöhnlich nur dem zu geben, in besten Geschäftstätigkeit man Vertrauen fetzt. Je geringer dieses Vertrauen ist, umso höher wird der Zinssatz, umso größer wird das Pfand sein, da« man von ihm als Sicher. ;eits-Leistung fordert. Wir werden eine Ausbeutungskolonie, ein Staat werden, der für die anderen Völker Frondienste, Sklaven arbeit zu leisten hat. Neuestes vom Tage. Vttendorf.Vkrilla, s Dezember <yz8. — Die Amtshauptmannschaft gibt bekannt, daß auch die Gemeinden Grohokrilla, Klein- Okrilla, Lindenau, Lotzdorf und Naundorf mit Wirkung vom 9. Dezember 1918 ab als Gemeinden mit Vorortcharakter anerkannt worden sind. Es erhalten daher die Ein wohner dieser Gemeinden ihre gelben Reichs« fleischkarten durch die zuständige Gemeinde- Ministeriums des Kultus und Unterrichts, Volksbeauftragten Buck, mit dem Präsidenten des Evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium» Dr. Böbme wegen der Frage der Trennung von Kirche und Staat wurde eine Reihe von Fragen erörtert, die sich mit dem Wegfall aller Staatsaufwendungen für die Lande», kirche, mit der Entfernung de» Religion«- Unterrichtes aus der Volksschule, mit der Uebernahme der Friedhofsverwaltung durch die politischen Gemeindevertretungen u. «. m. befassen. Es sind aber noch keine feststehenden Entschließungen gefaßt worden. — Die Gänse werden billig. Al» eine Folge de« bevorstehenden Frieden»schluffe« ist es anzusehen, wenn die Preise für Gänse in den letzten Tagen erheblich zurückgegangen sind. Im Oderbruch, wo die Gänsezucht im großen betrieben wird, ist der Preis für da» Pfund Schlachtgewicht um nahezu 50 Prozent gesunken. Auch aus anderen Gegenden be richten die Tageblätter von niedrigen Gänse preisen, die darauf zurückzuführen sein sollen, daß von Polen aus große Mengen ge schlachtete Gänse aus den Markt geworfen werden. Die Tiere wurden bisher zurück gehalten, um hohe Preise daraus zu erzielen. Das rächt sich jetzt bitter, zumal die Preise i weiter Neigung zum Sinken haben. Man ^will deshalb die Gänse schnell losschlagen, !ehe sie noch billiger werden. ! — Im Reichswirtschaftsamt ist eine neue ! Verordnung ausgearbeitet worden, deren Ver. i öffentlichung dieser Tage bevorsteht. Sie s bedeutet eine geradezu ungeheuerliche Ein- !schränkung der Zeitungen. Das Reichs- wirt'chastsamt begründet diese Massnahme damit, daß es nicht möglich sei, Kohlen an die Papierfabriken heranzubringen. — Aus Dresden wird gemeldet: Die 212. Infanteriedivision ist im Anrollen aus . der Ukraine. Als vorderster Transport er- behörde nach deren näheren Anweisung machten am 27. November Stab 1. Abteilung graue umgetauscht. Die grauen Reichsfleisch-! und 1. Batterie Feldartillerie-Regiment 279 OertlicheS und Sächsisches. — Der Vorsitzende des Groß-Berliner Soldatenrates, Molkenbuhr, hatte vor einigen Tagen im Reichstage mitgeteilt, daß die Armee Mackensen in Ungarn interniert werden würde. Inzwischen ist diese Mit teilung bereits dahin richtiggestellt, daß von unserer Seite der Entente ein Vorschlag ge macht worden war, dessen Beantwortung bis Montag vormittag zu beantworten war. Eine Antwort ist bisher nicht eingelaufen. Die Armee Mackensen hat infolgedessen ihren Vormarsch fortgesetzt und mit ihrer Spitze deutschen Boden bereits erreicht. Die ersten drei Regimenter sind am Montagmorgen in Oderberg eingesroffen. Im Laufe de« Montagnachmittag traf eine Division ein. Weitere Divisionen werden erwartet. — Reuter meldet aus London: In Downing Street wurde am Montag eine Konferenz abgehalten, an der Lloyd George, Balfour, Bonar Law und Generalstabschef Sir Henry Wilson, sowie Foch, Clemenceau, Orlando Sonnino teilnahmen. Die Be sprechung befaßte sich mit einer vorläufigen Erörterung über das Dalum und das Ver fahren der Friedenskonferenz und mit Ange legenheilen die mit tu n Einzelheiten für die weitere Ausführung des Waffenstillstandes zusammenhängen. Auch die Frage bezüglich de« früheren Kaisers wurde erwähnt. Die Erörterungen dienen natürlich nur der Vor. bereitung der Beschlüsse, die erst nach der Ankunft des Präsidenten Wilson gefaßt werden können. — „Herald" meldet aus New Dork: Auf eine Anfrage mehrerer Senatoren erwiderte Lansing: Es findet keine diktatorische Fest legung der Fliedensbedingungen gegenüber den Mittelmächten, sondern eine freie Aus sprache statt. Voraussetzung hierfür ist, daß eine vom deutschen Volke beglaubigte deutsche Regierung vorhanden ist. — Die Bergleute des Saar-Revier« ver langen sofortige Einsührung de« Achtstunden tages. Sie drohen mit Streikausbruch und wollen die Ausführung nach Ablauf von acht Stunden mit Gewalt erzwingen. Die Direktion wandte sich an den französischen Kommandanten, der verfügte, daß auf den Saargruben bezüglich der Arbeitszeit und Löhne nicht« geändert werden dürfe, ohne zuvor die Genehmigung de« französischen Kriegsministers einzuholen. In St. Avold erstürmte, wie das „Berl. Tagebl." meldet, der Pöbel dae Proviantamt und die Jn- fanteriekamne, plünoerte und legte Feuer an beide Gebäude, die mederbrannten. Die französischen Besatzungelruppen wurden zu Hilfe gerufen, die die Angreifer vertrieben, wobei vier Personen getötet wurden. Weitere Plünderungen und Brandstiftungen erfolgten in Tetingen, sowie in Helgelingen. Der Streik im oberschlesifchen Kohlenbezirk kann als beigelegt gelten. — Die politischen und wirtschaftlichen Ve'hältniffe in Deutschland bleiben ver worren. Die Regierung Ebert-Haase hat diese Entwicklung, trotz bestem Willen, bisher nicht aufzuhalten vermocht. Noch immer liegt allzuviel Macht in den Händen der Straße, den Spartaciden und der von ihnen geschobenen Unabhängigen, die mit ihrem Terror die Regierungsmaschine und das Wirtschaftsleben lähmen. Dazu kommt die militärische Nebenregierung, des Berliner Vollzugsrats, der jetzt, der einmütigen Oppo- süitzn aus dem Reiche nachgehend, einen be sonderen Reichsausschuß gebildet und damit die eigentliche Regierungsgewalt übernommen hat. Das ist die politische Seite der Situation. Die finanzielle ist nicht weniger bedenklich. Nach der Mitteilung einer Korrespondenz, die meist aus offiziöser Quelle gespeist wird, haben die Arbeiter- und Soldatentäte in 14 — vierzehn — Tagen nicht weniger als achthundert Millionen Mark verwirtschaftet, um keinen anderen Ausdruck zu gebrauchen. Wenn das so weiter geht, stehen wir in Wochen vor einen Staatsbankerott. 800 Mlllwnen Mark, die in zwei Wochen allein von den Arbeiter- und Soldatemäten verpulvert wurden, sind etwa zwei Drittel der Riesensumme, die das Deulsche Reich vor dem Kriege jährlich für das geiamie Heer und die Marine veraus- «abte. Am der letzten Tagung des VollzugS- rates der Groß - Berliner Arbeiter- und Soldatenräte wurde zum Beispiel mitgeteilt, daß Schreibmädchen im Monat 900 Mark, sogenannte Kuriere, zu deutsch: Boten, 1200 Mark erhalten, und daß die Mitglieder des Arbeiter-und Soldatenrates sich selbst mit je 1200 bis 1500 Mark bedenken. Das sind nur einige Fälle. Wie muß mit dem Gelds gewüstet worden sein, wenn-es die Arbeiter- und Soloatenräte fertig gebracht haben, in vierzehn Tagen jene horrende Summe aus zugeben? Wer legt Rechenschaft über diese Mlllionenausgaben ab? Keine Volksvertretung ist vorhanden, um sie entgegenzunehmen Und die Regierung? Auch sie sieht diesem unverantwortlichen Treiben ohnmächtig zu. Das deutsche Volk, das in seiner Gesamtheit neben allen furchtbaren finanziellen und wtrtschafllichen Kriegslasten auch noch diese Ausgaben aufbringen muß, hat cin Recht, danach zu fragen, aus welchem Fundus oiese Hunderte von Millionen bestritten und wofür pe hergegeben wurden. Ende Oktober betrug unsere Kriegsschuldensumme 139 Millarden Mark. Davon waren mit der zehnten Anleihe nur 98 Miliarden durch Anleihen gedeckt. 41 Mrliarden schweb-n völlig in der Luft. Seitdem sind die Kriegsausgaben mit etwa zwei Milliarden Mark weiter gewachsen. Ferner darf man nicht vergessen, was für ungeheure Material - Verluste infolge der nulrtänschen und zroilen Desorganisation zu buchen sind, und was noch täglich ver- tchwinvel und von gewissenlosen Leuten au die Seite gebracht wird. Auch dabei handel es sich um Milliardenziffern. Allein die in Polen und in Belgien bei der überstürzten Etappenauflösung znrückgelaffenen Werte aller Art stellen das Vermögen eines kleinen Staates dar. Wie will man das alles wieder karten berechtigen zum Bezüge von 200 gr, Fleisch und Wurst auf die Vollkarten und^ 100 gr Fleisch und Wurst auf die Kinder-! karten. Volksküchenbesucher erhalten ihre! gelben Reichsfleischkarten nicht umgetauscht. — Versteigerung von Militärpferden. Zur Teilnahme an den demnächst beginnenden Versteigerungen der auszumusternden und noch arbeitsfähigen Militärpferde sind nur Inhaber von Pierdekarten berechtigt. Diese! werden für den Bezirk der Amtshauptmann- schäft Dresden-Neustadt von der Amtshaupt-§ Mannschaft ausgestellt. Die Pferdekarten! gehen den al« bedürftig Anerkannten in den nächsten Tagen durch die Gemeindebehörde zu. Zeit und Ort der Versteigerung, die Art der zu versteigernden Pferde und die Zahl und Art der Pferdekarten, deren In haber zur Versteigerung zugelaffen werden, geben die militärischen Dienststellen in der Zeitung bekannt. Händler sind von den Versteigerungen ausgeschlossen. — Beschlagnahmte Kirchenglocken können zurückgekauft werden. Zu der Mitteilung, daß auf dem Platze der Kriegsmetall Aktien gesellschaft Leipzig, Reitzenhainer Straße, zur zeit noch eine große Zahl beschlagnahmter sächsischer Kirchenglocken stehen, die von den Gemeinden wieder zurückgekauft werden können, sei erwähnt, daß die Kirchgemeinden bei dem Leiter der Gesellschaft, Oberleutnant Arndt, größtes Entgegenkommen finden. Jedoch sei Eile geboten, wenn manche wert volle Glocke jür die Gemeinden noch gerettet werden soll. — Zur Trennung von Kirche und Staat. Bei einer Besprechung de« Vorstandes des Brest-Litowsk mit dem Ziele Dresden. Die Infanterie-Regimenter 182 und 415 werden noch zum Bahnschutz zurückbehalten. Zeithain. Aus dem hiesigen Lager wurden, wie der Soldatenrat mitteilt, zwei Pferde gestohlen. Die Tiere, ein Schimmel und ein noch gut aussehender Fuchs find von belgischer Raffe und etwa 1.70 Meter grob. Döbeln. Fünf gefährliche Einbrecher wurden in dec Donnerstagnacht nach teilweise heftigem Kampfe festgenommen. Es werden ihnen die ganz beträchtlichen Geflügel- und Ziegendiebstähle zur Last gelegt. Glauchau. In eine Lohnbewegung ein getreten sind die hiesigen Textilarbeiter. Sie fordern für männliche Arbeiter von 16 bis 18 Jahren Mindeststundenlöhne von 70 Pfg. und für solche über 18 Jahren 1,05 Mk. Für Arbeiterinnen werden Stundenlöhne von 50 bis 80 Pfg. gefordert. — Für den Bezirk der hiesigen Amts» Hauptmannschaft ist, vorläufig bis zum Sonntag den 8. Dezember, das Tanzverbot aufgehoben worden. Es sind wieder die ortsüblichen Tanzgebühren zu entrichten. Zwickau. Eine Verordnung de« örtlichen Arbeiter- und Soldatenrate« ordnet für die Schulbezirke Zwickau-Stadt und -Land an: die baloige Wiederaufnahme des vollen Schulunterrichts, die Entfernung der Fürsten bilder aus den Schulräumen und Bibliothek»- werken, die Ausschaltung der Fürsten- und Kriegsverherrlichung aus dem Unterricht, die Einschränkung des Religionsunterrichts auf da» niedrigste Maß. Die körperliche Züchtigung der Kinder ist nur noch bei ! Roheitsvergehen, und zwar in mäßiger Weise i zulässig.