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Ottendorfer Zeitung : 15.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191812154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19181215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19181215
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-15
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 15.12.1918
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Kampf gegen den Bolschewismus. Mögen innerhalb der Enlente auch mancherlei Meinungsverschiedenheiten herrschen — in einem ist man völlig einig: das ist der Entschluß, gegen den WeltbölschewismuS zu kämpten. Nachdem sich die Der. Staaten im August d. IS. entschlossen hatten, gemeinschaftlich mit Japan vom fernen Osten aus den Kampf gegen die Somjetrepublik auszunehmen, war die einheit liche Linie der Politik gegen die Bolschewiki hergestellt. Der Zusammenbruch der Mittel- mächte hat dieser Politik, die auf Herstellung einer zentralistischen bürgerlichen RegierungS- gewalt m Rußland geht, erst die praktischen Möglichkeiten gegeben, die ihr vorher fehlten. Die Räumung des Balkans durch die Truppen Deutschlands und Osterreich-Ungaens und die Offnuüg der Ostsee für die Geschwader der Entente geben ihr die strategische Basts, um d«S russische Reich von Norden und Süden zu umfassen und durch konzentttschen Vormarsch die innere Entwicklung langsam aber sicher nach ihrem Willen zu wenden. Am deutlichsten zeigt sich dieser Plan im Süden, wo Ententetruppen bereits in die Ukraine eingerückt sind. Es tritt hierbei eine höchst merkwürdige Tatsache hervor. Während Rumänien unter dem Druck der von Süden und Westen heranrückenden Armee von Saloniki durch die deutschen Beiatzungslruppen in kürzester Frist geräumt werden mußte, verlassen die deutschen Truppen in der Ukraine das Land, in dem sie nun fast seit einem Jahre Ordnung und Ruhe ausrecht erhalten haben, offenbar in einem planvollen Rückzüge und unbedrängt von den einrückenden Heeren der Alliierten. Der Grund dieser Erscheinung ist nicht zweifelhaft. Es ist der Entente wohl bekannt, daß eine schnelle und überstürzte Räumung der östlichen Etappen gebiete durch die deutschen Truppen gleich bedeutend wäre mit einer Überschwemmung durch den Bolschewismus. So wie nach dem Frieden von Breit-LitowSk die bürgerliche Ordnung in der Ukraine und den russischen Nandstaaten nur dadurch aufrecht erhalten werden konnte, daß deutsche Besatzungen im Einvernehmen mit den Landesregierungen eiurückten, so ist auch setzt die Entente genötigt, das deutiche Vorgehen nachzuahmen, wenn sie nicht will, daß Rußlandin den Strudeln der Anarchie vollends zugrunde geht. ES war ein Opfer, das Deutschland mit großem Material- Verlust und noch größerer Einbuße an moralischen Gütern bezahlt hat, als es nach dem Waffenstillstandsangedot vom b. Oktober nicht einfach kurzerhand seine Heere im Osten auf die Grenze von 1914 zurücksührte, einen starken SicherheftSkordon zog, und das Land dahinter seinem Schicksal überließ. In der Entente und namentlich in Amerika, wo Esten und Letten in jenen Tagen flehentlich darum baten, man möge Deutschland nicht zur so fortigen Räumung der Ostgebiete drängen, weiß man sehr wohl, daß Demskbland mit der Be lastung der Truppen im Osten der Sache der Ordnung gegen den Gedanken der bolsche wistischen Ctaatsauftösung einen großen und selbstlosen Dienst erwiesen hat. Es ist höchst bezeichnend, daß diese Tatsache von der Entente dort anerkannt wird, wo sie sich einen praktischen Nutzen davoni verspricht. Als ihre Truppen in das Gebiet von Odessa eiurückten, erließ' ihr Kommando einen Au'iuf an die Einwohner, in dem gejagt wird, daß die Alliierten gekommen seien, nicht um die Deutschen hinauszuschlageu, sondern nm das Land von den bolschewistischen Usurpatoren zu befreien. „Die Deutschen sowohl, uste auch wir sind nicht als Eroberer hierhergekommcn, sondern «lS Verteidiger des Rechts, deshalb lausen ihre und unser»-Ziele hierselbst zusammen." Wir möchten wünschen, daß diese Worte, die in Odessa von einer militärischen Zweck mäßigkeit diktiert wurden, in Paris, London und Washington auch politisch und diplomatisch gegengezeichnet würden. Dort hat man bis jetzt auch nach dem Abschluß des Waffenstillstands Deutschland ausschließlich als den Feind be handelt, den keinerlei gemeinsame Ziele mit" der übrigen Welt verbinden, obwohl untere Hegner genau wisse», daß Deutschland der erste und entscheidende Vorposten im Kampf gegen den Bolschewismus ist. Wäre es der deutschen Revolution nicht gelungen, die Bewegungen, in den Bahnen des Rechts zu erhalten und würde sie nicht dafür heute noch ihre volle Kraft einsetzen, so hätte die Brandung der Anarchie schon längst Mitteleuropa überstürzt. Daß auch sieg reiche Heere keinen unbedingt sicheren Damm dagegen bilden, dürfe der Entente nach den Ereignissen der letzten Monate klar geworden sein. Es ist deshalb wenig klug, wenn sie sich in ihrer Politik gegen Deutschland lediglich von dem Gefühl leiten läßt, einen Feind vernichten zu müssen, nie aber von der Rücksicht, die man auf jemand zu nehmen hat, der wenigstens in einem Punkte dasselbe Interesse und dasselbe Ziel verfolgt. Dar Wahlrecht und die §rauen. Das Frauenwahlrecht — eine vielumstrittene Frage. ES ist jetzt nicht an der Zeit, die Er innerung an diese Kämpfe wieder aufleben zu lasten, ihr Für und Wider zu erörtern. Männer und Frauen stehen vor einer Tatsache, mit der sie sich abzufinden haben, deren schwerwiegende Bedeutung aber von niemand unterschätzt werden darf. Eine Verantwortung ist mit ihr aus die Schultern der Frauen gelegt, die die früher mit dem Frauenstimmrecht erwartete und erstrebte weit übersteigt, denn nach der Lage unserer innerpolftiichen Verhältnisse werden es die Frauenstimmen sein, die die bevorstehenden Wahlen zur Nationalversammlung entscheiden. Damit ist die Zukunft Deutschlands in ihre Hände gelegt. Daß sich die sozialdemokratischen Frauen dieser Verantwortung bewußt sind und für ihre politische Überzeugung mit voller Hingabe etn- ireten werden, steht außer Zweifel. Ob dieser politische Eifer auch in den bürgerlichen Frauen kreisen sich offenbaren wird, muß abgewartet werden. Wohl haben der Sturm der Re- volutionstage und die Ereignisse der ihnen folgenden Wochen manche überlebte Auf fassung, manches Vorurteil hinweggefegt und den Wunsch und Willen zur Mitarbeit an den politi'chen Entscheidungen geweckt, sie zu frucht barer Tat reifen zu lassen, ist die Aufgabe der nächsten Zeit. An die Frauen des Bürgertums muß daher die Forderung gestellt werden, das in Jahren Versäumte nach Möglichkeit nachzu holen und sich wenigstens die grundlegenden politischen Kenntnisse zu erwerben. Sie müssen danach trachten, nicht Mitläufer oder gar „Stimmvieh" zu sein, sondern nach eigenem Wissen oder, wo dieses nicht ausreicht, nach eigenem Empfinden ihre Wahlpflicht aus zuüben. Die Wege werden jetzt von allen Seiten erschlossen. Fast werden die Unerfahrenen ver wirrt vor der Fülle der Versammlungen und Vorträge stehen, zu denen sie aufgesordert werden. Die Reiferen dürften aber in ihrer Mehrzahl bereits wissen, in welche Richtung ihr politischer Weg führen soll. Ihm haben sie zu sorgen, aber auch den politischen Weitblick zu vergrößern, indem sie sich über die Einzelheiten der Programmpunkte der jetzt durch einen großen Umwandlung?- und Verschmelzungsprozeß ent stehenden großen Parteigruppen unterrichten, die diesbezüglichen Veröffentlichungen in der Tages presse verfolgen und die Versammlungen der Parteien besuchen. Das gilt nicht nur für die jungen Mädchen ßber 20 Jahre, die durch die lehr tief herab gesetzte Altersgrenze berufen sind, als gleich berechtigte Wählerinnen mit den Müttern an die Wahlurne zu treten, sondern auch für die Her anwachsende Jugend, der durch das große Er leben dieser Kriegsjahre und der letzten Schick- lalswochen schnellere geistige und seelische Ent wicklung geworden ist, als dies in normalen Zeiten der Fall gewesen wäre. Die Teil nahme der Jugend an der geistigen Vor bereitung für die Wahl wird nicht nur Be reicherung des Wissens bedeuten, sondern eine unauslöschliche Erinnerung, die die Be teiligung am politischen Leben zu etwas Selbst verständlichem werden lassen wird. Den Frauen aber, die bereits durch längere Beschäftigung mit politischen Fragen eine eigene Überzeugung gewonnen haben, liegt es ob, sich durch Eintritt in die Partei, die dieser entspricht, zu organisieren. Der dafür zu zahlende Beitrag ist gering im Verhältnis zu der Erweiterung ihrer Kenntnisse und zu der Befriedigung, die das Gefühl der Zusammengehöriakeit, des gemeinsamen Strebens nach einem als Recht erkannten Ziele gewährt und zu der Förderung die allein durch das zahlenmäßige Anwachsen der eingeschriebenen Mitglieder der Partei zuteil wird. So erwächst den deutschen Frauen durch das neue Recht eine Zahl von Pflichten, deren Erfüllung nicht erbeten, sondern gefordert werden muß. Sie bestehen in der eigenen geistigen Vorbereitung für die Mitwirkung an der bevor stehenden Wahl, in der anregenden, aufklärenden und werbenden Tätigkeit innerhalb der Familie, deS Berufs- und VerkehrSkreiseS und in der zielbewußten Einordnung in die politische Partei, zu der Erziehung, Überlieferung und eigene Überzeugung sie hinlenken. l^os von veutlcklanä? Ein ganz merkwürdiger .'lug geht durch unsere Zeit, unser Land und unser Volk. ES ist das Be ¬ streben, sich in irgendeiner Form vom alten Vater lande loSzureißen, sich entweder selbständig zu machen oder Anschluß an andere Länder zu suchen, wo man glücklicher zu leben vermeint. So haben die kleiden badischen Gemeinden Jestetten, Lottstetten und Büsingcn, nahe der Schweizer Grenze dcsKaä- tons Schaffhausen, den Anschluß an die Schweiz be schlossen. I» ——» MI» »» Deutschland. *Es sind Zweifel darüber geäußert worden, ob die verschiedenen Obliegenheiten zur Durch führung der neuen Vorschriften für die Wahlen zurverfasfunggebenden deutschen Nationalversammlung für die be stimmte Perfönlichkeilen besonders zu bestellen sind, auch den Frauen übertragen werden können. Diese Frage ist zu bejahen. Nachdem die Frauen aktiv und passiv wahlberechtigt sind, müssen sie auch ebenso wie die Männer zu den Amlern und Vertrauensposten zugelassen werden, die das neue Wahlrecht iür die Wahlberechtigten vorsieht. Sie sind also insbesondere befugt, als Wahlvorsteher oder" als Beisitzer oder Schriftführer in den Wahlvorständen und Wahl ausschüssen tätig zu weiden und können gemäß 8 16 der Wahlordnung in den Wahlvocschlägen als „Vertrauensmänner", bezeichnet werden. * Dem Erzbsichof von Köln ist von der preußischen Regierung auf die bei ihr eingelegte Verwahrung gegen die Trennung von Staat und Kirche geantwortet worden, daß wegen dieser Frage zunächst nur allgemeine Erwägungen im Ministerium iür Wissenschaft, Kunst und Volksbildung statt- geiunden hätten. Sollte die Angelegenheit festere Gestalt gewinnen, so würde zunächst die preußische Negierung damit besaßt werden müssen. * Der Elsaß-Lothringische Land tag, der noch im Sommer eine Kundgebung der Reichstreue erließ, in der er darauf hin wies, das; neun Zehntel der Bevölkerung deutschen Stammes und deutscher Gesinnung seien, hat jetzt nach Schweizer Meldungen ein« Erklärung erlassen, wonach die Wiederver einigung Elsaß-Lothringens mit Frankreich un bestreitbar und endgültig sei. Hennkreich. * Die große Mehrheit der öffentlichen Meinung in Frankreich fordert eine Sicherung der Grenzen gegen Deutschland im Sinne der Wiederherstellung derselben, wie sie ungefähr 1814 bestand, so daß die Erzbecken von Saarbrücken und Lauter gegenüber Karls ruhe zu Frankreich geschlagen würden. Weiter müßten die deutschen Provinzen links des Rheins neutralisiert werden. Gngland- * Wie die ,Daily Mail' erfährt, werden Großbritannien und die Dominions von Deutsch land eine Geldentschädigung von achtMilli - arden Pfund Sterling verlangen (160 Milliarden Mark). Diese Zahlung würde eine Herabsetzung der Steuern um 400 Millionen jährlich ermöglichen. Die Forderung wurde von einer Kommission unter dem Vorsitz des austra lischen Premierminister? Hughes aufgestellt. Türkei. * Ein amerikanischer Berichterstatter hatte eine Unterredung mit dem Sultan. Auf die Frage bezüglich der Teilnahme der Türkei am Kriege sagte der Sultan, wenn er auf dein Throne gewesen wäre, hätte dieses traurige Er eignis niemals stattgefunden. Er erklärte, daß er, sobald er den Thron bestiegen habe, eine Untersuchung nach den Schuldigen angestellt habe und diese auch der Bestrafung nicht ent gehen würden. Auf die Frage wegen der schändlichen Behandlung der britischen Kriegs gefangenen sagte der türkische Herrscher, daß ihm hiervon nichts bekannt sei. er würde aber eine Untersuchung anstellen lassen. Dann sprach er seine großen Sympathien für die britische Nation aus. Er werde sein Bestes tun, um die alten freundschaftlichen Beziehungen zwilchen Großbritannien und der Türkei zu erneuern und zu stärken. Er fügte hinzu, auch ein großer Teil des türkischen Volkes hege dieselben Ge fühle. NmcrrM. *Aus Washington wird gemeldet, daß dort neue Dokumente über die deutsche Propaganda in den Ver. Staaten ver öffentlicht werden. In einem zwischen dem deutschen Botschafter Grafen Bernstorff und Berlin gewechselten Telegramm schlug Grai Bernstorff vor, einen amerikanischen Publizisten .von einer großen angesehenen amerikanischen Zeitung nach Berlin zu entsenden. Dieser Journalist sei ein Vertrauensmann der deutschen Gesandtschaft und er könne von der deutschen Regierung bezahlt werden, um Rumänien einen Besuch abzustatten und so zu verhindern, daß Rumänien in den Krieg eintrete, Graf Bernstorff erklärte, daß dieser Journalist die geeignetste Person sei, nach dem Kriege den Nachrichten dienst neu zu gestalten. VOiksWlMcbLiMcdes, Zu den Angstverkiinfen tn Kriegsanleihe wird geschrieben: Gegenwärtig schweben Verhand lungen darüber, mit welchen praktischen Mitteln der Rückstrom der Kriegsanleihen eingedämmt werden kann. Diese Verhandlungen stehen kurz vor den, Abschluß. Die Bekanntgabe weittrageuder Maß nahmen, die für die weitesten Kreise des deutschen Wirtschaftslebens von besonderer Bedeutung sind, ist bereits in den nächsten Tagen zu erwarten. Es kann also nur auf das allerdringendste davon ab- qeraten werden, Kriegsanleihe zu einem weit unter dem EtngsionSpreiie liegenden Kurse zu verkaufen- Die Besitzer der Kriegsanleihen seien darauf hin- gewiesen, daß die Kriegsanleihen bereits jetzt bei der Entrichtung der KriegSsteuer und beim Ankauf von Hecresgerät zum Nennwert an Zahlungsstatt angenommen werden. Diese Bevorzugung der Kriegsanleihen wird aller Voraussicht nach auf weiter« Steuern insbesondere auch auf eine Ver mögensabgabe ausgedehnt werden. Freigabe der Tischwäsche i« den Wirt schaften. Die Bekanntmachung der ReickS- bckleidungSstelle über Beschlagnahme der im Besitz« von Hotels, Gast- uno Schankwirtschaften und ähnliche» Betrieben sowie Wäscheverleihgeschästm befindlichen Bett-, Haus- und Tischwäsche vom 25. August 1S17 tritt außer Kraft. MMMMNM.M» »W«u «—»» «»MW, »I! ! MM, In bösem bcbem. Ivj Kriminalroman von Heinrich Lee. Sir wurden beide älter, er be;og die Nni- versiiät und im Nouich der jungen, schranken» koken Freiheit begann er Renate zu vergessen. Ms er zum erstenmale beimkehrle, und sie in ihrer «anzen Schönheit wieder vor ihm stand, da erwachte sein alles Gesübl iür sie von neuem. Sie aber erdrück vor keiner siünni'chsn Art — sie entsetzte sich förmlich davor. Je länger er aber in ib-er Nähe weilte, desto mehr fühlte er sich auch in sein altes Verhältnis nr ihr zurück- verkstzt. Doch die junge cnlfesselte Kraft, die s««e Adern durchbransle, riß ihn von neuem in den Strudel. Mit welchem festen Vorsatz hatte er da» letzte Mal seinem afftm-n Wohltäter ver lassen. Ihm und ihr, dis sich mit solcher Ver- achtana van ihm abgewandt, batte er in seinem Juaera still gelobt, ein neuer Mensch zu Verden. Tv SaMtig ließ sich vuiS beste an, er lebte «ewiffenbast nur stiner Arbeit, mit esisrner Willens kraft aneS er jede neue Verstichung von sich, seine Loraeietzien drückte» ihm ihre vollkommene Zu- sri»oe»-*it auS, bis jener unglückliche Tag kam. da »r auk eine« stanz geringfügigen Anlaß und »o» seiner noch immer manchmal ansstackernden Heftigkeit übermannt mit seinem ersten Vorge setzten vor dein gesamten Geschäftspersonal in euren wilden, fak zn Tätlichkeiten übetgehendrn Streit geriet und aus seiner Stellung sosort entlassen wurde. LNaS «uil? Er suchte nach einem neuen Katari»»«««. ALer wie ibn. so ssd er »ock lauftnd' andere Suchende. DaS erstemal war ihm das Glück dabei geneigt gewesen, jetzt ließ es ihn im Stich. Vielleicht holte man auch Erkundigungen über ihn ein un» weil sie wohl die Wahrheit betagten, io wurde ihm schon deshalb jeder Weg versperrt. Seine Mittel gingen auf die Neige und er mußte, er wollte leben. Sollte er sich wieder an seinen Wohl täter wenden? Sollte das die Art sein, in oer er wieder vor ihn trat — vor ihn und sie? Verachtete sie ihn nicht schon genug? Lieber noch wollte er vor Hunger sterben, lieber unter gehen als das! Es kam ein Abend, wo er nicht wußte, wo er sein Haupt hinlegen sollte. Er suchte ein Asyl auf, wo man ihm nm den Gotteslohn eine warme Suppe und für die Nacht ein Lager gab und wo er Gefährten seines Unglücks fand! Einer von ihnen wußte für ihn Nat, in der Weltstadt gab es ia noch w manche Beschäftigungen, mit denen sich auch der Ärmste von einem Tage zum andern hin- überrettet. Auf den Straßen hatte er gestanden und Zeitungen, Spielzeug, Streichhölzer ver kauft, immer in der Hnt vor dem Schutzmann, der ihm den ihm fehlenden Gewerbeschein ab verlangt hätte. Wenn ihn etwas in diesem Abschnitt leine» Lebens aufrecht erhielt, so war eS daS Bewußtsein, daß er sich sein elendes Brot wenigstens mit Ehrlichkeit verdiente. Er hatte eine gute Handschrift und so war es ihm endlich gelungen, als Schreiber in dem Bureau einet RechtkanwaltS unterzukommen. Nach und nach erwarb er das Vertrauen seines neuen Chefs, der in ihm den gebildeten Mensch er- lannte. So wurde er m dieser Stelluna auch damit beauftragt, zuweilen kleine Geldbeträge einznziehen. Eine? Tage?, am Wochenende, wurde khm vom Bureauvorsteher ein Wechsel eingehändigt. Der Akzeptant wohnte in einem weitgelegenen Vorort und da rs schon am späten Nachmittage war, als das Papier einkief und er mit dessen Einziehung beauftragt wurde, daS Bureau aber um sechs Uhr nachmittags geschlossen wurde, so solste er daS Geld, falls bei seiner Rückkehr daS Bureau bereits geschlossen war, bis zum Montag morgen bei sich behalten. Der Betrag des Wechlels lautete ans mehr als Laufend Makk. Er fuhr mit dem 8)«p:er zu dem Akzeptanten hinaus. Da gerade Lohntag war, so mußte er an der Kasse eine geraume Weile warten. Als ihm dann endlich das Geld ausbezahlt wurde, war es, wie vorausgesehen, Abend geworden und der ibm erteilten Weisung gemäß nahm er die Summe mit sich nach Hause, wo er sie beim Schlafengehen unter seinem Kopfkissen verbarg. Häßliche Träume quälten ihn in der Nacht. Tausend Markl Was ließ sich alles mit soviel Geld beginnen! Da krochen die Dämonen der Nacht aus ihren Winkeln hervor — zum letzten wollten sie ihn vmführen. Z«m Diebe wollten sie ihn machen. Mit wüstem Kopse wachte er am Morgen auf. Hell strahlte schon Vie Sonne in seins jämmerliche Dachstube, die nicht einmal sein Heim war, denn das erlaubten seine kümmer lichen Mittel nicht, die nur sür eine sogenannte Schlafstelle reichten, wo er nur die Stacht zu bringen durste. Ungeduldig würde e» bald an die Türe klopfen und eine Stimme ihm zurnsen, daß eS nun für ihn Zeit wäre, sich fortzumachen. Wie in dem öden, ungastlichen kahlen Naum ihn heute alles ansah — die schiefen, nur ge tünchten, von der Feuchtigkeit verfärbten Wände; der knurrende, durchlöcherte, beulige Fußboden, zwischen dessen Bohlen der Schimmel faß; das von Schmutz starrende Blechdach vor dem Fenster. Er war wieder der hoffnungslose, jämmerliche, arme Teufel, der er fortan ewig bleiben würde. Renate! Don ihr halte er geträumt. Verzweiflung übermannte ihn, — von den Türmen läuteten die Sonnlagsglocken und heiße Tränen rannen über seine einge fallenen Wangen. Er hob da§ Kiffen hoch, wo erngewickelt in Zestungspapier das Geld lag und schob eS, da es an die Tür klopfte, in die Tasche — eine Tasche, die zum Zuknöpfen eingerichtet war, so daß er es nicht verlieren konnte, dann ging er, das Haus verlassend, nebenan in die „Kaffec- klappr", ein schlechtes Lokal, wo man für ein paar Pfennige eine Tasse „Jichorienbrühe" und ein Stück Brot bekam und so gestärkt trat er wieder aus die Straße. Es war noch früher Vormittag, aber das herrliche Ssnnlazswetter lockte die Leuts schon zu Lausenden aus der Stadt. Durch dir Straßen fuhren mit Musik buntgeschmmfte voll« beladene „.Kremser"; Straßenbahnen und Stadt bahn waren übersüllt. Jemand rief hinter ihm seinen Namen. Er drehte sich um, es war ein aber Bekamucr von ihm, derselbe, der ihn damals im Aly'
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