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Ottendorfer Zeitung : 20.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191810202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19181020
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19181020
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-20
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 20.10.1918
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deMWands Miworl an Wilson. Die Aniworinote der deutschen Regierung auf die drei Rückfragen des Piäsideiiten Wilson ist nach Washington abaegangen. Wilson hatte erstens angeiraat, ob die deutsche Regierung die Bedingungen, die. bon ihm in seiner Botschaft an den Kongreß vom 8. Januar und in den folgenden Botschaften uiedergelegt worden sind, annehme und nur bezwecke, beim Eintritt in die Erörterung sich über die praktischen Einzel heiten ihrer Anwendung zu verständigen. Zweitens erklärte er, seinen Bundesgenossen, einen Waffenstillstand nicht vorchlagen zu- kennen, solange die Heere der Mittelmächte aus Boden der Verbündeten stehen. Und drittens verlangte er Auskunft darüber, ob der Kanzler- -nur iür diejenigen Gewalten des Reiches spreche, die bisher den Krieg geführt haben; das heißt, er verlangte Gewißheit, ob die Regierung im Ramen der Volksvertretung und des Volles spreche. Die deutsche Negierung hat alle drei Fragen in zustimmendem Sinne geantwortet. Sie hat erklärt, daß sie das in den erwähnten Bot schaften Wilsons ausgestellte Programm als Grundlage des Friedens aunehme. Sie hat der im Punkt 2 als Vorbedingung des Waffen stillstandes ausgestellten Forderung einer Räumung der besetzten Gebiete in Frankreich und Belgien zugeftimmt, und sie hat endlich in bezug auf die dritte Frage nach ihrer „Aktiv- legilimation" eine einwandfreie Klarstellung ge geben. Was die Formulierung der deutschen Note betwfft, so hat sie vielfach die Wortwendungen Wiltons übernommen. Der Grund hierfür lag darin, daß man die Antwort möglichst klar und erschöpfend abigsscn. wollte, um enuaige weitere Rückiragcn von vornherein überflüssig zu machen. Auffallen könnte vielleicht, daß die Beratung über die Antwort so fange Zeit in Anspruch genommen hat. Das erklärt sich aber unschwer einmal dadurch, daß der authentische Text von Wilsons Rückfragen unserer Regierung erst sehr spät zuging, und zweitens dadurch, daß alle zuständigen Instanzen zu diesen cntschsidungsschweren Beratungen zugezogen worden sind. Es sei ausdrücklich betont, daß die Antwort nach ein ¬ gehender Darlegung der militärischen Lage durch die Oberste Heeresleitung, in ständiger Fühlung nahme mit dieier und unter ihrer Zustimmung ab- gefatzt ist. Die Antwort Hai denn auch die einstimmige Billigung des Kriegskabinetts, sämtlicher Staatssekretäre, des preußischen Slaatsministeriums und des Bundesratsaus- fchufses für auswärtige Angelegenheit gefunden. Daß auch die deutsche Volksvertretung ihr zu stimmen wird, kann nicht zwebethast sein. Stehen doch hinter dem Friedensangebot alle Parteien mit Ausnahme eines Teiles derKonser- t atmen. Mit dielen Feststellungen erledigt sich die dickte von Wilsons Fragen, ob die deutsche Regierung im Namen des deutschen Volkes spreche. Was die zweite Frage betrifft, die als Vor bedingung für den Abschluß eines Waffenstill standes die vorherige Räumung der besetzten Gebiete in Frankreich und Belgien verlangte, so hat die deutsche Regierung sich dazu bereit er klärt und den Zusammentritt einer gemischten .Kommission angeregt, die die zur Räumung er forderlichen Vereinbarungen treffen toll. Alle Einzelheiten dieser Räumung, die natürlich nicht im Kampf, sondern erst nach Abschluß des Waffenstillstandes ermlgen kann und geraume Zeit in Anspruch nehmen dürste, können erst von jener Kommission festgesetzt werden. Aus diesem Grunde können auch jetzt Einzelheiten der Räumung noch nicht erörtert werden. Was endlich die erste Frage Wilsons be trifft, ob wir die von ihm in seinen Botschaften ausgestellten Bedingungen als Grundlage des Friedens annehmen, so hat die Regierung im Einvernehmen mit der Neichslagsmehrheit sich zu dieser Forde» ung bekannt. Freilich müssen wir, wie unsere Note betont, voraussetzen, daß auch die mit der Union verbündeten Staaten diese Grundlage anerkennen. Das war bisher Kmeswegs der Fall, sondern England wie Frankreich verkündeten ausschweifende Kriegs- zie e, forderten die Zerstückelung der Mittel mächte. Insofern schiebt diese unsere Vorsichts maßregel sowohl dem bisherigen Kriegszisl- programm der Entente, wie etwaigen, auf der Friedenskonferenz geltend zu machenden Forde rungen einen Riegel vor. Was die einzelnen Punkte von Wilsons Programm betrifft, so können diese selbstverständ lich nicht to aufgefaßt werden, als ob ne wört lich den Inhalt des Friedensvcrtrages bilden werden, sondern sie sollen eben nur die Grund lage des Friedens bilden. Sie bedürfen einer vernünftigen und gerechten Auslegung, die ja auch Wilson fordert. Insbesondere in bezug auf Eliaß-Lothringen. Hier will Wilton offenbar eine Volksabstimmung herbeisühren, um aus Grund deren ein Grenzberichligung vorzunebmen. Es ist kein Zweifel, daß wir hier durch die Maßnahmen der neuen Negierung, die den Eliaß-Lothnngern die Autonomie zugesagt hat, untere Aussichten für eine Abstimmung wesent lich verbessert haben. Man kann wohl sagen, daß mit der Ant wort der deutschen Regierung die Wege zu Verhandlungen geebnet sind. Aber die Ein leitung von Friedensverhandlungen bedeutet noch nicht ohne weiteres deren Zustande kommen. Eine Vorbedingung hierfür wäre, daß auf der Gegenseite derselbe ehrliche Friedens wille vorhanden ist wie bei uns, daß vor allem die Worttührer der Alliierten sich ebewo rück- haltslos auf den Boden von Wibons Friedens- Programm stellen wie wir, daß sie ebenso die Herbeiführung eines Friedens erstreben, der fchon dadurch, daß er keinem Unrecht zufügt, Dauer verheißt. Denn die Dinge liegen ja nicht so, daß wir etwa durch die militärische Lage gezwungen sind, einen Frieden um ieden Preis anzuneymsn. Darüber werden sich auch die Gegner klar sein und im Geiste der Ver söhnung an Len Verhandlungstisch treten müssen. Gerechtigkeit über sUes! Der sachlich-höfliche Ton der Wilfonschen Ant wort auf Deutlchlands Friedensangebot zeigt an, daß die Zeit der maßlosen Beschimpfungen vorüber ist, daß die Ernüchierung einzutrelen beginnt, die einzig und allein eine politische Unterhaltung zwischen Gleichstehenden möglich macht. Es scheint die innere Notwendigkeit der Geschichte dieses Krieges zu fein, daß vier Jahre unmenschlichen Ringens erforderlich waren, den Völkern der Erde dieies elementarste Gesetzmensch lichen Verkehrs zurückzugeben. Dabei ist noch sehr fraglich und nach den Presseäußerungen aus England, Frankreich, Italien sogar höchst ungewiß, ob sich die Verbündeten WilionS bereits zu der gleichen Höflichkeit zurückgejunden haben. Denn für alle kommenden Verhand lungen ist die Voraussetzung, die tatsäch liche und empfundene Gleichheit in der gegenseitigen Einschätzung der verhandelnden Parteien. Dieier Grundsatz einer Gerechtigkeit, die nicht nach Macht und Zufall fragt, sondern keinen anderen Maßstab kennt, als den der Rechte jedes Volkes auf die Notwendigkeiten seines Lebens, auf die berechtigten Interessen des Sichäuslebens seiner Kräfte — dieser Grundsatz ist das Neue, das dem Weltkrieg zum Segen aller Völker der Erde entspringen soll. Wilson hat sich diesen Grundsatz, der übrigens bereits vor dem Kriege in weiten Kreisen besonders Deutschlands und Amerikas ausgestellt wurde, in den Bedingungen zu eigen gemacht, die er wiederholt formuliert hat, und die jetzt von der neuen deutschen Regierung an genommen wurden. Es wird notwendig sein, in diese neue Auffassung der Beziehungen der Völler zu einander mit der Klarheit und Folge!ichtigkeit einzutrelen, ohne welche die neue Weltlage nicht entstehen kann, vielmehr zu einem Zerrbild herabsinken müßte. Diese Notwendigkeit besteht jür jeden einzelnen so gut wie jür die ver antwortlichen Regierungen. Leider ist festzu- stellen, daß die Presse, bewnders der europäischen Entente,zum großenTe-I von solcher entscheidenden Klarheit noch sehr weit entfernt ist. Sie fordert nach wie vor den Todesstoß für Deutschland und scheut sich nicht im geringsten, sich sür diese Forderung auch weiterhin die idealen Be strebungen Wilsons zunutze zu machen. Es bedarf wohl keiner besonderen Betonung, daß do.» deutsche Volk, das militärisch durchaus nicht besiegt ist, die Vermittlung Wibons nur unter der selbstverständlichen Voraussetzung angeruien hat, daß auf dem Friedenskongreß den deutschen Interessen von vornherein und grundsätzlich genau die gleiche Wertung und Berücksichtigung zuteil wird -wie denen Les Gegners. Wenn die deutsche Negierung in eine Räu mung der besetzten Gebiete in irgend einer Form entgehen sollte, wäre darin ein Beweis bedingungslosen Vertrauens in die Ehrlichkeit der Absichten Wilsons zu erblicken z außerdem aber zeugte ein solcher Schritt von dem hohen Mute uno dem Verständnis, mit dem das neue Deutsche Reich in seine Arbeit am Neuaufbau der Welt eintritt. Es ist anzunehmen, daß der Präsident der Vereinigten Staaten sich über dis Folgen einer Enttäuschung des Volkes klar ist. Ein Friede, den Deutschland als entehrend und ungerecht empfinden müßte, würde nichts anderes als ein Waffenstillstand werden können. Die Erbitierung. die ein solcher Friede zurück liebe, würde keine noch so sriedliebende Negie rung zu unterdrücken vermögen, umso weniger, als jede kommende deutsche Regierung eine Volksregiernug sein wird, die weder den Willen noch die Möglichkeit haben könnte, sich dem berechtigten Ausbruch eines solchen Volks- zornes zu entziehen. Hinzukommt, was viel leicht sür Wilson noch wichtiger ist, weil es die ganze Menschheit angeht, daß ein solches Vor gehen ein für allemal den großen Gedanken der Völkei Vereinigung zerschmettern müßte. Jedes Körnchen Mißtrauen und Enttäuschung wirkt als Sprengmittel der neuen und, wie wir zu versichtlich hoffen, besseren Welt. OsMilckL ^uncilebLU. Deutschland. * Auf Ansuchen' der Obersten Heeresleitung hat die deustche Negierung die Schweizer Re gierung gebeten, sie möge sich umgehend an die französische Regierung wenden und ihr mit teilen, daß sich der Einwohner von Lille und der umliegenden Arbeiieistädte eine ungeheure Erregung bemächtigt habe. Die Furcht vor einer Beschießung dieser Städte durch die En- lente mache eine allgemeine Panik wahrscheinlich. Falls es infolgedessen zu einer Massenflucht von vielen Tausenden von Menschen komme, so werde die deutsche Heeres leitung nicht imstande sein, sür diese Massen an nähernd zu sorgen, so sehr sie bemüht sei, das Los dieser Unglücklichen zu erleichiern. Gleich zeitig ist unter Mitteilung dieses geschilderten Sachverhalts die holländuche Negierung gefragt worden, ob es ihr möglich sein würde, sür die Unterbringung der Flüchtlinge Sorge zu tragen. Die holländische Regierung hat ihre Bereit willigkeit erklärt, nach Möglichkeit zu Helen. * Der Reichstag wird sich voraussichtlich schon in einer feiner nächsten Sitzungen mit einigen Vorlagen zu befassen Haben, dis die neue Regierung eingebracht hat. Zunächst soll der Artikel-11 der Reichsverfassung eine Änderung erfahren. Nach der Regierungsvorlage soll in Zukunft nicht mehr der Kaiier allein zur Kriegserklärung und zum Friedens- schluß berechtigt fein, vielmehr soll bei den Entscheidungen über Krieg und Frieden die Mitwirkung und Zustimmung des Reichs tages erforderlich jein. Aber nicht nur der Artikel 11 foll einer Abänderung unterzogen werden. Auch dem Artikel 17 will die neue Regierung eine andere Form geben. Es foll die Verantworilichkeit des Reichskanzlers fest gelegt, und es soll bestimmt werden, aus welche Weise der Reichskanzler wegen seiner Amls- handlungen zur Verantwortung gezogen werden kann. *Für politische Vergehen ist durch einen Erlaß des Kaisers, der den Reichskanzler und den preußischen Jnstizminister ausiordert, Be- gnadigungsanlräge zu stellen, eineAmnestie verkündet worden. Namentlich sür die unter den Ausnahmegesetzen des Belagerungszustandes Bestraiten war eine weitgehende Amnestie eine der ersten Forderungen der neuen Regierungs parteien. Wenn trotzdem keine allgemein« Amnestie ftär politische Vergehen erlassen worden ist, sondern die Regierung die Begnadigung sür jeden einzelnen Fall je nach Lage der Sache sich vorbehält, so waren sür diese Regelung wohl die Schwierigkeiten einer befriedigenden allgemeinen juristischen Abgrenzung der zu berücksichtigenden Straftaten maßgebend. Ein Auftrag für Begnadiguugsvorschläge ist auch von den deutschen Bundesfüisten und den Senaten der Freien Städte ergangen. Pole«. *Auf Bitten des Regentschastsrales Hai die deutsche Regierung ihr Einverständnis erklärt zur Änderung der bisherigen Eidesformel für die polnischen Truppen in fol gende: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, daß ich meinem Vaterlande, dem polnischen Slaaie und dem Negenttchaftsrale als provi sorischem Vertreter der zukünstigen obersten Ge walt des polnischen Staates zu Wasser usw. treu und ehrlich dienen werde, daß ich meinem Vorgesetzten und Führer gehorchen, die mir ge gebenen Befehle und Vorschriften aussühren »»n» mich überhaupt so verhallen werde, daß ich als tapierer und braver polnischer Soldat leben und sterben kann." Holland. Der Minister des Äußern erklärte in der Zwecken Kammer: Die Wirts chaftsver- handlnngen mit Deutschland wurden wieder ausgenommen. Die Negierung wird nichts unversucht lassen, um die dringend erforderlichen Ergebnisse zu erreichen. Die Politik der Negierung wird national und neuiral sein, sie wird auf die dauernde Handhabung einer absolulen ehrlich«« Neutralität eingestellt sein. Nnmänie«. * Reuter meldet, daß die Entente den Bul garen vorläufig die südliche Dobrudjcha angeboren hat. Dies wird in der rumänischen Presse lebhaft besprochen und Hal selbst in ententesreundlichen Kreilen tief ver stimmt. Das Regierungsblatt ,Steagul' legt besonderen Wert auf das Wort „vorläufig" in der Neutermeldung und schließt daraus, daß Bulgarien später einen noch größeren Teil der alten Dobrudscha erhalten soll. Daß die Entente Bulgarien in Zukunft für feinen Austritt aus dem Verband der Mittelmächte gewissermaßen aus Kosten Rumäniens belohnen will, hat den ententesreundlichen Strömungen in Rumänien starkeü Abbruch getan, und die Negierungs presse beeilt sich, hcrvorzuheben, daß die Polink Bratianus neuerdings ihre unheilvolle Wirkung bekunde. , Amerika. * Slaalssekretär Lansing erklärte in einer Ansprache: Wenn ein neuer Weltkrieg vermieden weiden soll, müssen strenge Gerechtig' leit und das Wohl aller die beherrschenden Gesichtspunkte derjenigen sein, denen die Aus' gäbe auveriraut ist, den Friedensvertrag z» entwerfen, nnd während die strenge Gerecht^' test durch Gnade gemildert werden muß, willen die Urheber der furchtbaren Verbrechen, die gegen die Menschheit begangen wurden, vergessen werden. Wenn die Zeit kommt, d» Rechnungen abzugleichen, so laßt uns nicht ver gessen, daß, während strenge Gerechtigkeit ohne Gnade unchristlich ist, die Gnade, die die Ge rechtigkeit zerstört, in gleicher Weife un- christlich ist. Von unä Nll-zem-incr LandeSbettag in Preußen- Ein außerordentlicher Allgemeiner Landesbellng ist von der obersten preußischen Kirchenbehörde auf Sonntag, 2t). Oktober, anberaumt worden. Ein Jubiläum bei Borsig. Die Über gabe der zehnlcimendsten von Bocjig in Tegel- Berlin gebaulen Lokomotive an die königlich preußische Euenbahnverwaltung erfolgte dieier Tage auf den Werken der Gesellschaft in Tegel- Namens der Eisenbahnveiwaltung über nah»' der Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert die Maschine, eine Einheiis-Heißdampi-Gülerzug' tokomoiive neuester Bauart. Oer fallcke Aembrrmät. H Roman von F. A. Geißler. Georg ging, um nicht durch das große Publikum der einlriltsireien Tage gestört zu werden, jetzt nur an den Tagen in die Galerie, an denen ein Einlaßpreis erhoben wurde, den nur eine geringe Zahl von Kunstfreunden zu opfern bereit war. Eben setzte er mit einem schmalen Pinsel sine ganz feine Farbe auf, da verfinsterte ein riesengroßer moderner Damenhut ihm das Licht. Unwillig wandte sich Georg um, aber das scharte Wort erstarb ihm auf den Lippen, denn er blickte in ein so sugendschönes Mädchen- cmtütz, daß alte Märchen in seiner Seele wie durch ein Wunder lebendig wurden, während er mit dem schnell erfassenden Auge des Malers sein Gegenüber betrachtete. Unter dem breiten Hute quoll reiches, blondes Haar hervor und umrahmte ein liebe?, irisches Gesicht, aus dem über einer schmalen, durch ziiternde Flügel be lebten Naie ein paar blaue Augen groß, fragend, mit einem Ausdruck von heilerer Güte birausichauten. Die Gestalt war biegsam, doch nicht künstlich schlank gemacht, lind Kleidung und Haltung verrieten die Tochter eines ge bildeten Hauses, doch zeigte sich in Buck und Gebärden mehr Selbständigkeit und Emsthlossen- Heft, «IS man gemeinhin bei deuiichen Haus töchtern zu finden pflegt, über die erste Ju gend hinauf stand sie in einem Alter, in dem »eijere Jungfräulichkeit um so anziehender wirkt, je mehr sie zwischen dem Backfisch und der iungen Frau die Mitte hält. Die wenigen Augenblicke, in denen Georg Heyden all« diese Bemerkungen macbte, waren doch lang genug, um der schönen Beschauerin zu verraten, welchen Eindruck ihr Erscheinen aus den Maler hervorgebracht hatte. Mit einem leisen Lächeln, das die weißen, festaneinander- gesügten, mit feinstem Blau geränderten Zähne sehen ließ, begann die Dame, indem sie eine schmale Hand im prallen Handschuh wie bittend erhob: „Verzeihen Sie meine Neugier, mein Herr. Ich möchte Sie nicht in ihrer Arbeit stören, aber vielleicht darf ich Ihnen ganz ehrlich sagen, daß -mir Ihre Kopie besser gefällt als das Original." Georg wurde glutrot, und dieses fast jung fräuliche Errölen bildere mit feinem grauen Kopfe und dem farbenfleckigen Malerkcktel einen so auffälligen Gegensatz, daß er ordentlich hübsch und jugendlich ausfah, zumal auch das Lächeln seiner ratlosen Verlegenheit ihn verschönte, weil eS einen Einblick in seine Güte und Bescheiden heit gewäbrte. „Sie lachen über mich,* begann die Dame wieder, „und Sie haben ein Recht dazu, dhnn meine Ansicht ist gewiß sehr barbarisch. Aber ich kann mir nicht helfen: alle die Bilder, die mit steifer Selbstgefälligkeit, iern von dem großen Leben in einem Museum hängen, kommen mir manchmal vor wie Mumien — und die aller- berühmtesten Stücks möchte ich mit Götzenbildern vergleichen, vor denen sich die blinde Menge ohne eigenes UrteU ehrfurchtsvoll verneigt. Da ist mir eine irische Arbeit, wie die Ihrige, zehn mal lieber!" Georg lachte herzlich. „Ob, wenn doch einige große Kunsigelehrte oder Millionäre Ihren Geschmack hätten, mein Fräulein l Dann wäre es eine Ehre und ein Vergnügen, zn kopieren und brächte überdies noch was ein. Da Sie mein Bild loben, bin ich selbstverständlich geneigt, Ihre Kunftanichauungen sür richiig zu halten, denn unsereiner hört über seine Arbeiten nur selten mal ein freundliches Wort. Doch auch ohne diese veciönliche Beziehung finde ich in Ihrer Auffassung der Galeriebilder viel Wahres. Aber hüten Sie sich, schöne Ketzerin, einem Museumsdirektor so was zu sagen!" Er nabm das Bild bon der Staffelei nnd legte die Palette iw den Malkasten. „O weh, so hab ich Sw doch gestört," sprach die Fremde mit dem Ausdruck aufrichtigen Bedauerns. „Keineswegs. Denn ich wollte ohnehin au'- hören. Aber wenn's Ihnen nicht ausdringlich erscheint, möchte ich Sie bitten, meine Führung bei einem kurzen Nundgang durch die Galerie cmzunehmen, denn ich möchte Ihnen beweisen," daß wir neben Mumien und Götzenbildern doch auch manches unsterbliche Kunstwerk hier haben." Sie verneigte sich mit schelmischer Ehr erbietung. .Eine so gnädige Strafe läßt sich die Ketzerin gar zu gern gefallen.* Während sie scheinbar unabsichtlich den! Nebenranm betrat, entledigt« sich Georg Himer! der Staffelei rasch feines Lsinenkittels. .benütz!« § ein durch Glasscheibe aejchütztes Bild als ' Spiegel, um Haar, Krawatte und 'Sammeijackr zu ordnen, übergab einem Galeriediener icm Bild zur Ausbewahrung und stand nach kaum zehn Minuten neben seiner Dame. Und nun begann der Nundgang. Er sie durch die woblvertrauten Räume, und e» war ihm, als schauten die altbekannten Meiste''' werke der Sammlung Henle besonders icW aus. als habe er sie nie vorher in so günstigem Lichle gesehen. Mit tumdert Fragen und Be merkungen gab lis ihm immer neuen Anlaß, zu zeigen, zu erklären, zn schwärmen, wie ein junger Ewhufiast. Ihm war, als ging er M einer Verklärung dahin. Die Galeriedienek hatten aui einmal gar nicht mehr die gelang' weilten Mienen wie sonst, sondern waren necke Leute geworden; der Oberiekretär, mit dem er einige Male Sireitigkeften gehabt hatte, gu»^ ihn aus seinem Glashüuschen so freundlich un« wohlwollend an. daß Georg ihm iröhlich zumRe: ia, togar der Herr Galerieoirektor, Geheimrat Woltmann, der ihm niemals Wohlwollen ent« gegengebracht hatte, iah Heine so gütig nnd mv' muitternv auf ihn, als wolle er demnächst «>>'" seiner Bilder für die Gackne erwerben mW m" zum P-o'essor Vorschlägen — ein prächtig^ Herr. Vieler Geheimrat! Die roten, nied"- gesessenen PlüschiofaS waren ihm heute M' Purne Diwans eines MülchenpalasteS, und di« wenigen Besucher des Mitteums erschienen ihm wie befteunvete Gäste, die gekommen feien, um eine große Feierstunde nist ihm zn begcnen- Erst, als er die breiten, liuoleumbclegieu S-iegt« in dem uu nwnenia'sn Treppeahan-e hinunicr- schritt und sie ihm ein kurzes, herzliches Danlet* Blm Waldec! Pyrmont Professor ivgeu. Fünf hat über Perwrgui Wüllers Z» ' «ungcn Siedlung Wohnte hatten Ausrui. t zugeben, Reick An der hat sich Hunde ge rind führ In Nolfl An emze Hunde g! diesen Fe die Fbch Nebeneim erlegten wird sür einem ni Tran geb Baye detvirrsck dem AWL Nahem c bewütscha schaffen, fchaftsstell N-Zr Südweilii unteripülr regen der erst eine die Stelle Wagen f Ionen kar verletzt. Schle Das jrcm- Machl bekc die Kari meisten Kl Diese klei Kartoffeln Wender w Nach fahrt. Kapitän Eisbrecher dangen, i Expedition Siraße P einer Me folge die lagernden Mess' der norw< Wirtschaft« von Verlr der Indu richtung bereiten Weßlolale lunftsstelle Einsck vnd Der Cowjei-N Denkmälei etngeichmo die Enlser erbitterten Ein < Wie soll sich geger Täglich k Euuputzm so in Lungen Amer vcrteiltm Wort zußl träume, hielt aui „Merr beholsen mit Ih»< vergesse/r .Er r.i Ihrem Hc die er bei in Emplc bot sie il Lhne auf auf das s war sie ii die soeben Georg ab ow dem ! schrick des Hatten dem Brut Leben eil er sich do können. Ursache se dränge er zwar mit doch mit Herzens, l Dame, di Hester nnd Franz das alte : Pe--mtscha«.
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