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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend. Bezugs-Preis: vierteljährlich beim Kbholen von öer öeschästsstelle 1„v Mk., frei ins Haus Ol>2 Mk. Einzelne Nummer 10 pfg- Erscheint Dienstags, Donnerstags unä SonnabenSs Nachmittag. WlcrhillNZs- md AMigkdlliil Nnzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile ober Seren Naum 2V Pfg., Lostalpreis 15 pfg. Reklamen auf öer ersten 5eite 40 psg. Nnzeigen-Nnnshme bis spätestens Mittags 12 Uhr <»» Lrscheinungstages. Kruck und Verlag von Hermann Kühle, OttenSorf-Okrilla. > . -----LH—--— —- ' Nummer ^29 Mittwoch, den 6. November 19^8. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-OkrillL. j7. Jahrgang Neuestes vom Tags. — Vorfeldkämpfe vor unseren neuen Linien nöOUch von Gmt. Wir sieben hier am Kanal und am Westrande der Stadt in Gefechtssühlung mit dem Gegner. Oestlich von Valencienner haben wir unsere Front vom Gegner etwas abgesetzt. Der Feind stand am Abend bei Onnaing-Jenlain und BilleiS Pol. Beideiseiis von Le Quesnov v»d L ndiecies wiesen wir erneute Anniff> v's F ino s im Geacnstoß ab. Beilin. Di> R-gieiung ist gestern vor- vuliag zusummengetreten, um über die Folgen zu beiaten, die sich aus den Oesterreich-Ungarn auferlegten Waffenstillstanvsbedingungen für Deutschland ergeben können. Die Erwägungen über die Entschlüsse, die angesichts der hier durch geschaffenen Sachlage zu fassen, und über die Maßnahmen, die zu treffen sind, können in aller Rube angestelll werden, da in der militärischen Lage keineswegs ein An laß zu irgendwelcher Ueberhastung gegeben ist. Die Italiener rücken der österreichischen Armee nur ganz langsam nach. Wegen der Unordnung der Verkehrsverhällniffe, der Ver- pflegungsschmierigleiten und des großen Kohlenmangels ist ein schneller feindliche, Aufmarsch in Oesterreich nicht möglich. Da zu treten schon jetzt in den Alpen die klimatischen Schwierigkeiten. Militärische Vorkehrungen unsererseits sind bereits ge troffen- HavaS meldet aus Paris: Die Waffen- Ktllstanosbedingungen mit Oesterreich-Ungarn wurden unterzeichnet. Die Feindseligkeiten Und am 4. November nachmittags 3 Uhr ein gestellt worden. Wien. Die Nachricht von der bevor stehenden Auflösung des Hofstaates und der Entlassung der Garden entspricht den Tat- lachen. — Die Sonn- und Montagszeitung meldet M Prag: Prag bietet ein Bild der Ruhe Und Ordnung wie im tiefsten Frieden. Dem Uchecho - slowakischen Nationalrat ist es gelungen, jeden Versuch nach bolschewistischer Art Unruhe zu stisten, bereits im Keime zu "sticken. — In Aussig haben nach Berliner Blätter- weldungen in der Nacht zum Montag und tagsüber Piünderungsn der Geschäfte durch bie ärmsten Volks- und Arbeiterschichien de- Sonnen und angedauert. Man sah überall Benschen, die geraubte Waren nach Haute Wepplen. Es ist der Bürgerwehr schließlich gelungen, die übrigen zahlreichen gefährdeten Geschäften vor Plünderungen zu bewahren. Oer Zuzug aus der Umgebung gestaltete die Situation bedrohlich. -- Reifende, die mit dem Schnellzug nach Lemberg fuhren, berichten, in Mähren herrschte Musterhafte Ordnung. Tschecho-slowakifche Soldaten versehen den Bahnhofsdienst und den mitreisenden Offizieren und Soldaten wurden nur die Brownings abgenommen. In Krakau änderte sich das Bild. Polnische Aatwnalgarde, durchgehend aus etwa 13 Huhle alten Bru sehen und Schülern bestehend, ^herrschten die Lage. Besonders haben sie " auf oster eicht sch e Omziere und Soldaten ^gclehe», die völlig ausgeraubt wurden Der bisherige Bahnhvfskommandant erklärte, " sei dem Treiben gegenüber machtlos, da oft Legionäre ihn mit vorgehallenern Aevolver gezwungen Härten, das Bahnhofs- wmmando zu übergeben. Auf den anderen Nationen wiederholte sich das Bild. In 8»nz Galizien herrscht Anarchie. Der Effen- bahnverkehr geht nur bis Przemysl. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, s. November ;Sz8. — Gestern fand eine Sitzung der drei Gemeindcräte statt. Es handelte sich um die Beschlußfassung über die Uebernahme des Gaswerkes in den Besitz der Gemeinden Der Vorsitzende, Herr Gemeinde-Vorstand Richter, berichtete an der Hand der Sach verständigen > Gutachten eingehend über die wichtige Angelegenheit. Auf Ersuchen des Henn Vorsitzenden hat die „Hassia" den Kaufpreis für > as Werk um wertere 10000 Mark herabgesetzt, sodaß sich dieser nun auf 165000 Mark stellt. Für notwendige Er neuerungen (Ofenbauten) sind gegen 20 bis 25 000 Mark erforderlich. Der vertrags mäßige Kaufpreis würde 224000 Mark be- tragen. Zu diesem Betrage wurde die Summe des kapitalisierten Reingewinnes des letzten Jahres zu schlagen sein. Der jetzt anzulegende Kaufpreis ist also als recht günstig zu bezeichnen. Die Gemeinderate beschließen nach Aussprache einstimmig, das Gaswerk käuflich zu erwerben und zu diesem Zwecke das erforderliche Kapital auszu nehmen. Die Uebernahme des Werkes soll Ende dieses Jahres erfolgen. Möge dieser wichtige Beschluß unseren Gemeinden zum Vorteile gereichen. (M. I.) Verhalten bei Fliegerangriffen. Obwohl auch in den nächsten Wochen mit Fliegerangriffen auf unser sächliches Heimat- gebiel nicht zu rechnen ist, werden doch die allgemein zu empfehlenden Vorsichtsmaßregeln der Bevölkerung im Nachstehenden nochmals in Erinnerung gebracht: Die erste grund sätzliche Pflicht ist Ruhe. Jede Panik ist gefährlicher als der Luftangriff selbst. Auf der Straße und öffentlichen Plätzen bist Du am meisten gefährdet, darum suche sofort Schutz im nächsten Hause oder Fliegerunter stand, wenn solche vorhanden sind. Vermeide größere Ansammlungen in einzelnen Räumen. Je bester die Verteilung ist, desto weniger wahrscheinlich sind Verluste. Den besten Schutz findest Du hinter massiven Mauern und Fensterpfeilern. Halle Dich fern von Türen und Fenstern, den Neugier kann Dein Tod sein. Fehlt Hüuserschutz, dann suche durch Langlegen in einem Graben oder einer sonstigen Vertiefung Deckung gegen breitfliegende Sprengsplitter. Pferde und Kraftwagen sollen sofort halten; die Pferde sind am nächsten Pfahl oder Baum anzu- vinden; Straßenbahnen bleiben an der nächsten Haltestelle stehen und Fahrgäste suchen Deckung in den Häusern. Nachts kümmere sich niemand um einen Angriff. Bei dieier Gelegenheit wird erwähnt, daß oie in Sachsen verbreiteten und leider urteils los weitergegebenen Gerüchte über die Zustände im benachbarten Böhmen und ihre etwaigen Folgen für Sachsen grundlos sind. Die Tschecho-Slowaken hallen Ruhe und haben anscheinend auch mit den Deutsch- Böhmen ein Einvernehmen auf friedlicher Grundlage gefunden. Bis auf einige in den letzten Tagen stattgefunvene Ausschreitungen in Aussig, die aber lediglich auf den Mob zurückzufuyren sino, herrscht Ordnung. Es ifl auch nicht zu hefürchten, daß die Tichecho- Llowaken m abfehbarer Zeit als Kampf truppen an der sachsifch-boyanschen Grenz ausireten. Setbuverfiänolich und für alle Falle sächnsche Grenzichutz-Truppen ausgestellt worden, die ein Einbringen von Banden verhindern werden. lM. I) Auf die Wünsche, die der Bezirks ausschuß Dresden des Kriegsausschusses für Konsumenten-Jnteressen bezüglich der Kanoffel- versorgung in der Tagespresse veröffentlicht, i,r folgendes zu erwidern; 1. Eine durch ¬ greifende Erfassung aller verfügbaren Kar- offeln bei den Erzeugern ist in Sachsen bereits im Gange und dort, wo die freiwillige Ablieferung auf Schwierigkeiten stößt, wird ie im Wege der Enteignung durchgeführt. Selbstverständlich setzt diese eine genaue Feststellung der vorhandenen Bestände voraus, bei der zweckmäßig auch Verbraucher mit serangezogen werden , wie dies bereits in den-letzten Jahren auf ausdrücklicher An weisung des Landeslebensmittelamtes überall geschehen ist. Allnrdings ist eine gründliche Bestandsaufnahme gegenwärtig vielfach nicht möglich, weil die Kartoffelernte aus größeren Gütern teilweise noch nicht beendet ist 2 Alle Erzeuger, denen eine Ueberschreitung der Höchstpreise bei der Abgabe von Kartoffeln nachzuweisen ist, sind bisher unnachsichtlich zur Anzeige gebracht worden, und es wird dies auch in Zukunst so geschehen. Zu ver missen ist hierbei leider nach wie vor eine wirksame Unterstützung der Behörden aus den Kreisen der Verbraucher durch Anzeige vorkommener Zuwiderhandlungen. 3. Die gleichmäßige Belieferung und Versorgung aller Gemeinden in Sachsen ist auch für die Landeskartoffelstelle das erstrebenswerte ge wesen. Bei der praktischen Durchführung ergeben sich indessen hierbei unüberwindliche Hindernisse, die ihren Grund in den be- Ilehenden Transport-Schwierigkeiten haben. Jedenfalls aber ist die Annahme, daß hier durch besonders die Großstädte benachteiligt winden, für Sachen durchaus unzutreffend. 4. Der Wegfall der Brotstrcckung mit Kartoffeln ist auch schon in Erwägung gezogen worden. Wenn hierbei eine Ver minderung der Brotration vermieden we den soll, ist eine Erhöhung der auf den Kopf ausgeworfenen täglichen Mehlmmge oder Ersatz durch andere Streckungsmittel er- forderlich. Beides ist zur Zeit nicht an gängig. Die Annahme, daß unsere Körner ernte eine solche Maßnahme zuläßt, trifft nicht zu. — Allgemeine Volkszählung. Für die praktische Versorgungsregelung ist eine regel- mäßige einwandfreie Feststellung der Be völkerungszahl des Reiches, der Bundesstaaten der kleinen Verwaltungsbezirke und der Ge meinden unerläßlich. Es sind für diesen Zweck bereits am 1. Dezember 1916 und am 5. Dezember 1917 allgemeine Volks zählungen vorgenommen worden. Auch in diesem Jahre ist die Vornahme einer Volks zählung wieder notwendig. Der Bundesrat hat dementsprechend angeordnet, daß am Mittwoch, den 4. Dezember 1918 eine solche Zählung vorgenommen werden soll. Die Zählung soll in gleicher Weise wie im vorigen Jahre durchgeführt werden. Sie dient nur statistischen und wirtschaftlichen Zwecken. Für die Durchführung der Zählung wird wieder auf die freiwillige Beteiligung geeigneter Personen als Zähler zurückgegriffen werden müssen. Bei der hohen Bedeutung der Zählung liegt es im Interesse jedes einzelnen, daß die Zählung ein möglichst zu verlässiges Ergebnis liefert, sodaß wohl er wartet werden darf, daß alle Bevölekrungs- kreise bemüht sein werden, die Durchführung oer Zählung nach Kräften zu unterstützen und zu fördern. Dresden. Aus Sorge um Beschiffung von Bellwüsche für die bevorstehende Heirat begrng die wegen Diebstahl gesuchte Ar beiterin Alma Ge.trud Haink aus Olchatz in der Nacht zum Sonntag im Haufe Rahnitz- gasie 10 eine schwere Bluttat. Sie wußte, daß die im genanmen Haufe w.hnhaiie Arbeiterin Z. im Besitz guter Bettwäsche war. Diese beschloß sie sich durch einen Einbruch zu verschaffen, während die Z. auf Nacht ¬ schicht arbeitete. Bei einer Hausbewohnerin, rer Witwe Lühring, vergewisserte sie sich über die Abwesenheit der Z. und entschloß sich, die Rückkunft der Z. abzuwarten, um sie um freiwillige Ueberlaffung der Wäsche zu bitten. Da die Rückkunft der Z. erst spät zu er warten war, forderte Frau Lühring au» Mit leid die Haink auf, mit ihr zu kommen und bei ihr über Nacht zu bleiben. In der Wohnung bemerkte die Haink, daß auch Frau Lühring im Besitz guter Bettwäsche war, und beschloß, sich diese anzueignen. Als Frau Lühring eingeschlafen war, stand sie auf und schlug mit einem mitgebrachten Beil auf Fran L. ein, die sich trotz ihrer erheblichen Verletzungen der Haink zu erwehren ver mochte, bis auf die Hilferufe Hausbewohner herzukamen und die Polizei verständigten. Die Haink wurde dem König!. Amtsgericht zugeführt. — Der Gefreite Paul Weiß, der in der Nacht zum Dienstag zwei in einem öffent- lichep Hauss zu Jena wohnende Mädchen ermordet und beraubt hatte, ist von der hiesigen Polizei mit Hilfe von Militär- versonen festgenommen und dem Militärgericht zugefühlt worden. — Die Feuerwehr wurde vorgestern früh nach fder Johann-Meyer-Straße gerufen, wo eine 50jährige Fräu durch ausgestömt-s Gat die Besinnung verloren hatte. Die Wieder- lebungsversuche hatten Erfolg. Großenbain. Der Rat hat zur Streckung der Kohlenvorräte und anderer Betriebsstoffe angeordnet, daß die Straßen beleuchtung von abends 11 Uhr ab eingestellt, oie Gaslieferung von früh 8 bi» 11 Uhr gesperrt und die Ladenbeleuchtung nur in der Zeit von 4 bis 6 Uhr nachmittag», an trüben Tagen von */,4 Uhr an, gestattet wird, Schaufenster, und Reklamebeleuchtung ist verboten. Der elektrische Strom wird von nachts 11 bi» früh S Uhr abgeschaltet. Verursacht ist diese KriegSmaßnahme durch die Kohlennot, die eine Minderbelieferung des Gaswerkes zur Folge hat. Marienberg. Am Reformation« - Feste sollten die von der Firma Gebr. Baldauf ge stifteten Kirchenglocken auf den Turm ge wunden werden. Als die zgroße Glocke da« Schalloch ziemlich erreicht hatte, riß da» Seil, sodaß sie herabstürzte und den mit Blumen geschmückten Wagen mit der auf ihn befindlichen mittleren Glocke zerschlug. Zu dem Glockenaufzug hatte sich eine große Menge eingefunden; glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen. Elterlein. Um Verdächtigungen gegen städtische Beamte und Angestellte zu entkräften, beschloß der Gemeinderat, den städtischen Lebensmitelverkauf unter Aufsicht einiger Bürger zu stellen.